Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal TLZntgltch Sächstschev Staatsanzetge*. Verordnungsblatt der Ministerien nnd der Ober- «nd Mittelbehörde«. Nr. 120. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Do enges in Dresden, o- Montag, den 27. Mai 1907. Bez«g»pret»: Beim Bezüge durch die tzpedttion, Große Zwtnaerstraße SO, sowie durch die Post im Deutschen Reiche » Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktag- nachmittag-. — Fernsprecher Nr. 12VK. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der »mal gespalt. Ankündigung-seite 2b Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf »mal gesp. Dextseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7b Pf. Prei-ermäßigg. auf GeschSftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 27. Mai. Ihre Majestät die Königin-Witwe fit gestern vormittag 10 Uhr 8 Min. nach Bad Salzschlirf gereist. Dresden, 27. Mai. Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein ist gestern nachmittag 4 Uhr in Dresden eingetroffen und hat im Königl. Residenz- schlosie Quartier genommen. Personalveränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche usw. 25. Mai Die General majore: Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, Königl. Hoheit, Chef des 8. Inf.-RegiS. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, L In suit« des Schützen- (Füs-) RegtS. „Prinz Georg" Nr. 108 und des Garde-Reiter Regts., unter Be förderung zum Generalltnt. von der Stellung als Kom mandeur der 1. Jnf.-Brig. Nr. 45 enthoben, Wahle, von der Armee, zum Kommandeur der 1. Jnf.-Brig. Nr. 45 ernannt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Staatsanwalt bei dem Landgerichte Freiberg Justizrat vr Emil Robert Meier die Krone zum Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Generalmajor z D. v. Werlhof in Berlin den ihm von Sr. Majestät dem Sultan der Türkei verliehenen Medschidiö-Orden 2. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Frau verehel. Generalmajor Erna v. Werlhof geb. Freiin v. Funck in Berlin den ihr von Sr. Majestät dem Sultan der Türkei verliehenen Nischani- Schefkat-Orden 2. Klasse annehme und trage. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gerichtsdiener Friedrich Ernst Gey in Crimmitschau für die von ihm am 28. Dezember 1906 unter besonderer Anstrengung bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Pleiße bei Crimmitschau die bronzene Lebensrettungs medaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Zur Beseitigung vielfach aufgetauchter Zweifel über den Namen des Ortes Böhmisch - Ballung (Böhmisch - Folge, Böhmische Folge, Vollung usw.) im Bezirke der Amtshaupt mannschaft Kamenz, sowie zur Herbeiführung einer einheit lichen Bezeichnung dieses Ortes wird hiermit bestimmt, daß er künftig ausschließlich „Ballung" zu benennen ist. 42s l ä Dresden, 23. Mai 1907. 4SL4 Ministerium des Innern. Hr»e»n«»gen,Berse-«ngenre.i» öffentliche» Dienste. Im Geschäftsbereich e de» Ministerium» der Ainanze«. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Liebhold, ieither Postdirektor in Schandau, al- solcher in Leipzig-Neuschönefeld; Oertel und Gerbeth, seitherOber-Postpraktikanten, Lottermann, seither Postinspektor (HilsSreserent) in Straßburg, Ehle, seither Post- inspektor in Uelzen (Bez. Hannover), Piglosiewicz, seither Post inspektor (Hilf-referent) in Bremen, Heide, seither Ober-Postpraktikant in Oldenburg, Schelfer» und Schecker, seither Ober-Postpraklikanterr in Halle (Saale), Greve, seither Ober - Postpraklikant in Münster (Wests), Kötteritzsch, seither Ober-Postpraktikant, al»Postivspektoren im Ober-PostdtrektionSbezirke Leipzig; Schulz und Müller, seither Ober-Postpraktikanten in Ober-Postsekretärstellen, Stopfkuchen und Scharlach, seither Ober-Postpraktikanten io Ober - Telegraphen- sekretärstellen, al» Ober-Postpraktikanten bei einer Ober-Postdirektio«; Wagner, seither Ober-Postpraktikant in einer Postsekrelärstelle, al» Ober-Postpraktikant bei einem Verkehrsamt; Miersch, seither Post meister in Leipzig-Neuschönefeld, al» Ober-Postsekretär; Bennewitz, seither Postmeister in Schönheide (Erzgeb), al» Postmeister in Hartha Gnauck und Friebel, seither charakterisierte Postsekretäre, al» etat- mäßige Postsekretäre. I« GeschästSbereiche de» Ministerium» de» Inner«. Verliehe«: Den Okooomtekommiflaren der landwirtschaftlichen KreiSvrret«« Friedrich Eoergel in Leipzig und Johanne» Dilgei in Bautzen der Titel Ökonomie-Oberkommissar. (Behördlich« Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Bo» Königliche» Hofe. Dresden, 27. Mai Se Majestät der König besuchte am gestrigen Sonntag vormittag» den Gottesdienst in Villa Wachwitz und nachmittags 2 Uhr nahm Allerhöchstderfelbe mit den beiden ältesten Prinzen-Söhnen an der Familientafel bei Ihrer Königl Hoheit der Prinzessin Mathilde in Villa Hosterwitz teil. Nach der Tafel unternahm Se Majestät mit Allerhöchseinen Kindern einen Spaziergang nach den Pillnitzer Höhen und kehrte dann von Pillnitz au» mit dem Dampfschiff nach Wachwitz zurück. Heute vormittag traf Se. Majestät im Residenzfchloffe ein, hörte hier zunächst die Vorträge der Herren Staatsminister General der Infanterie Frhr v Hausen und v Schlieben und empfing hierauf die Mitglieder de» Vorstands des Mittel europäischen WirtschaftSvcrein» mit Sr Hoheit dem Herzog Ernst Günther zu Schle»wig-Holstein an der Sr.tzc Weiter empfing Ee. Majestät den Direktor im Au»« wärtigen Amte und Bevollmächtigten zum BundeSrate Wirkl Geh Rat vr v Koerner, Exzellenz, und nahm dann noch die Vorträge des Königl Hausminister» StaatSminister v Metzsch und de» Königl. Kabinett»sekretär» Geh. Rat v. Baumann entgegen Um 12 Uhr begab Sich Se. Majestät nach dem Belvedere und wohnte hier der Versammlung de» unter Allerhöchstfeinem Protektorate stehendm Mitteleuropäischen Wirtschaft»vereins bei Nach dieser Versammlung kehrte der Monarch nach Villa Wachwitz zurück. — Ihre Majestät die Königin-Witwe ist gestern abend 6 Uhr 30 Min im besten Wohlsein in Bad Salzschlirf ein getroffen Außer dem schon genannten Gefolge ist der Leib arzt Hoftat vr. Hoffmann mit nach dort gereist. — Behufs Teilnahme an der heute in Dresden statt - findenden Versammlung des Mitteleuropäischen WirtschastSvereinS traf Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein gestern nachmittag 4 Uhr hier ein und nahm al» Gast Sr. Majestät de» König» im Residcnzschloffe Quartier Im Allerhöchsten Auftrage Sr Majestät wurde der Herzog durch den Königl Zeremonienmeister Grafen Wilding v Königs brück am Hauptbahnhofe empfangen und inS Residenzschloß geleitet. In der Begleitung Sr. Hoheit befindet sich Hof marschall v. Rekowski. Zeit»«8Ssch>». Die Deutschlandreife der englischen Journalisten, die am vergangenen Sonnabend von Dover aus ihren Anfang genommen hat, wird von der „Nordd. Allg Ztg " mit folgen den Worten begleitet: ,AlS willkommene Gäste treffen am heutigen Montag Vertreter zahl reicher bedeutender englischer Blätter auf deutschem Boden ein und werden, wie wir hoffen, auf ihrer Rundreise durch Deutschland sich mit eigenen Augen davon überzeugen, daß unser Volk sich in friedlicher, werk- hätiger Arbeit einen hohen Grad von Wohljghrt und Kultur errungen tat und den Vergleich mit keiner anderen Ration zu scheuen braucht. Unter dem Schutze seiner Wehrmacht, die ihren friedenerhaltenden Charakter seit länger denn einem Menschenalter bewiesen hat, ist unsere Nation bestrebt, die Früchte der emporstrebeuden sftitwickelung immer weiteren Schichten zugänglich und die Segnungen der Bildung und Gesittung in steigendem Maße zu einem Gemeingut zu machen. Die englischen Gäste werden überall, in allen Kreisen der Bevölkerung den Wunsch lebendig finden, zu England wie zu allen anderen Staaten der Welt aus Gegenseitigkeit beruhend« freundschaftliche Be ziehungen zu unterhalten. Wir hoffen, daß sie mit solchen Eindrücke» in ihre Heimat zurückkehren und dort d«n verwerflichen Versuchen entgegenwirken werden, zwischen zwei großen Nationen Zwietracht zu säen, die, wie die »Westminster Gazette' kürzlich sehr richtig be tonte, hundert Gründe haben, einander zu achten In dieser Zu versicht rufen wir den englischen Gästen ein aufrichtige» Willkommen zu ' Der „Hannoversche Courier" begrüßt die englischen Hcrrm mit folgenden Ausführungen: .Richt persönlich« Antipathien und Sympathien bestimmen aus die Dauer die schicksal-vollen Beziehungen der Rationen; die wahren Jnierenciigemeinichasien und Interessengegensätze werden sich schließ- lich immer wieder mit elementarer Macht Geltnng verschossen. Aber dies« naturgemäße Entwickelung kann durch pfleglich« Behandlung ebenso aesörden, wie durch leichtfertige» und tendenziöse» Schaffen von Hindernissen erschwert werden Die Beziehungen zwischen Deutschland Und England sind ja unter diese« Gesichtspunkte zur Genüge ost erörtert worden, uud auch die Presse hüben und drüben spielt« in dies«« Ervrterungen eine beträchtlich« Roll«. E» darf auch in diesem Augenblick daran eriuuert werden, daß da» nach veralteter Tradition in der breiteren Öffentlichkeit noch immer meist geaanute Londoner Blatt, die .Time»', auch für deu Besuch der englische« Journalisten in Deutschland nur gehässig Worte hat, wie sich jene» Blatt auch von den engli ch dtuiscbcn Pressesesten de» vergangenen Jahre» demonstrativ fernhielt Aber ebenso bekannt ist e» auch, daß in England in maßgebende» und selbständig urteilenden Kreisen die Zahl der Männer zuuimmt, die der Meinung fi«d uud die, wie jüngst der englische Krieg-Minister, der Meinung auch Ausdruck gebe», daß ein« Politik d»r V«rständtgung zwischen England uud Deutschland am besten fortschreiten könne auf d«r soliden Grundlage deS Verständnisse» der wahren Natur der gegenseitigen Verhältnisse. Diesem Ziele kann und soll auch der Besuch der englischen Journalisten in Deutschland förderlich fein. Tiefgründige Studien lasten sich ja in einem zwölstägigen Fluge durch eine Anzahl deutscher Großstädte, noch dazu bei der Absolvierung eine» reichen Festprogramm», nicht machen Aber immerhin kann manches Vorurteil, manche schiefe Auffassung, die man jenseits deS Kanals von deutschen Dingen hat, einigermaßen erschüttert werden. Und an solchen Vorurteilen ist man drüben, wo man ge neigter ist, selbstgenügsam der eigenen Größe zu huldigen, viel reicher als in deutsch«« Landen, wo man englischen Verhältnissen, speziell auch aus politischem Gebiet, stets eifriges Studium und weit gehende Teilnahme gewidmet hat, die nicht selten zu Überschätzungen führten. DaS Bestreben, sich von Volk zu Volk näher zu kommen, sich kennen zu lernen, Gutes und Nachahmenswerte- au- fremden Jnlilutioneu herauSzufinden und zu eigenem Gebrauch zu verwetten, ist in der besonderen Form, die eS angenommen hat, ein sehr be merkenswerte- Charakteristikum unserer Zeit. Gerade in diesen Tagen befanden sich verschiedene Abordnungen, auch au- England, auf deutschem Boden, um spezielle deutsche Einrichtungen zu studieren. Daß sich ihnen jetzt auch die Männer anschließen, welche die öffent liche Meinung in England widerspiegeln und in gewissen Grenzen beeinflussen und gestalten, ist unter allen Umstände« aufrichtig zu begrüß««. Auch wen« sie an dem ihnen gebotenen Überschwang m Festreden und gastfreundlichen Liebenswürdigkeiten beträchtliche Ab schreibungen vornehmen, werde« sie al- Ergebnis der persönlichen Be rührung die Erkenntnis mit nach Hause nehmen können — so weit sie ihnen nicht schon sonst aufgegarge« ist —, daß die grundsätzlich« Anglo phobie, welch« die gelb« Preffe in England gern als Kinderschrecken auf marschieren läßt, nur einige wenige nicht ernst zu nehmende Ver treter bei unS hat; daß man die englische Macht, daS feste National- bewußtsein, den politischen Sinn der Engländer, daß man die englisch« LebrnSkultur aus den verschiedensten Gebieten bei uns durch aus gerecht und mit vieler Sympathie würdigt; daß Deutschland aber auch im Bewußtsein seiner politischen uud wirtschaftlichen Machtstellung gewillt uud bnechtigt ist, ebenso wie der englische Vetter seinen Weg zu machen; und vor allem, daß Deutschland uud England sehr gut nebeneinander bestehen können, und daß sie be rufen sind, deu gleichen großen kulturellen Zielen zu dienen; daß Mißverständnisse uud Mißhelligkerten, die ja auch in Zukunft nicht verschwinden werde«, bei gutem Willen sich allemal friedlich aus- gleiche» lassen werden Daß die Zahl der Männer, die guten Willens find, durch den Ausflug der englischen Journalisten nach Deutschland vermehrt werde: daS ist die Hosinung und der Wunsch, mit denen auch wir die englischen Kollegen in Deutschland herzlich willkommen heißen.' Deutsche« «eich. vom Kaiserhofe. (W T. B) Neue» Palais bei Potsdam, 26 Mar Se Majestät der Kaiser traf gestern abend um 6 Uhr, von Dresden kommend, in Berlin ein, machte dem Grafen und der Gräfin Schuwalow im Hotel „Kaiferhof" einen Besuch, speiste beim Reichskanzler Fürsten Bülow und kehrte dann im Automobil nach dem Neuen Palm» zurück. Heute vormittag nahm daS Kaiserpaar an dem Gottesdienste in der Garnisonktrche zu Potsdam teil Später hörte der Kaiser den Vortrag des Hausminister» v Wedel Badischer Minister a. D. Krhr. v. Roggenbach -st. In Freiburg i. Br. ist der frühere badische Minister Frhr. v. Roggenbach im Alter von 82 Jahren gestorben Er hat ernst eine hervorragende Rolle in der deutschen Politik gespielt und sich durch seine echte nationale wie liberale Gesinnung hohe Verdienste um sein engere» Vaterland wie um die Einigung der deutschen Stämme erworben Aum polnischen Lchulstreik. (Berl Tgbl) Pofen, 26 Mai. Der polnische Schul streik kann in den Posener Stadtschulen al» beendet angesehen werden, da die Anzahl der Kinder, die noch beharrlich deutsche Antworten im Religionsunterrichte verweigern, ganz gering ist. In einigen Schulen streiken keine Kinder mehr * Die in Berlin am 24. Mai auSgegebene Nr 21 de» Reichsgesetzblatt» enthalt: Gesetz vom 17 Mai 1907, be treffend Änderungen de» Reichsbeamtcngefetze» vom 31 März 1873; Beamtenhinterbliebenengcsetz vom 17. Mai 1907; Militärhinterbliebniengesetz vom 17. Mai 1907; Bekannt machung vom 16 Mai 1907, betreffend die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Herstellung von Alkali-Chromaten, sowie Bekanntmachung vom 18. Mai 1907, betreffend den Schutz von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen auf der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Düffeldorf 1907. Ksls»i«leS. * Staatssekretär Dernburg hat, wie dem „Berl. Tgbl." gemeldet wird, vor seinem Amtsantritte alle Gouver neure der Kolonien persönlich kennen gelernt mit Ausnahme de» Gouverneur» von ^sia'nka, Frhrn v Rechen berg Von einem Besuche der Kolonie Südwestafrika hat er gegenwärtig Abstand genommen, weil die dort not- wenbigcn Bahnbauten gesichert find Er benutzt die Reise nach Ostafnka, um dir dort notwendigen Bahnbauten zu studieren.