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Dresdner Journal : 10.05.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190705107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070510
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-05
- Tag 1907-05-10
-
Monat
1907-05
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1907
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1. Beilage zu Nr. 107 des Dresdner Zvurnnls Freitag, 10. Mai 1907. 4 dM unterzeichnet worden Der Bericht räurnt mit allxm Argwohn, der eine einjährige Unterbrechung der Arbeiten zur Folge harte vollständig auf und dringt auf sofortige Wiederaufnahme und ununterbrochene Durchführung des Baue» Au» Bologna wird berichtet: Im Alter von 62 Jahren ist vor einigen Tagen hier der ord Professor der Archäologie an der Universität Bologna und Direktor des dlusso OrvLco, Edoardo Brizio, gestorben Brizio war durch schöne Arbeiten auf dem Gebiete der griechischen und etruskischen Altertumskunde weit über die Grenzen Italien» hinaus bekannt Besondere Verdienste erwarb er sich um die Erforschung der vorrömischen Epochen in Italien, und seine Ausgrabungen von Marzabotto und Dillanuova verbreiteten ein ganz neue« Licht über die noch so wenig bekannte etruskische Kultur In seiner Monographie über das etruskische Pompeji, Marzabotto, hat er als Ergebnis seiner langjährigen Studien seine Meinung über die vielumstrittene Frage der Herkunft der Etrusker niedergelegt, die jetzt allgemein akzeptiert wird Auch über die voretruSkische Zeit hat er überaus wertvolle Arbeiten eschrieben Mufik. AuS Bonn berichtet man: DaS VIII Kammer musikfest des Vereins Beethoven-Hau« in Bonn nahm am 5. Mai seinen Anfang AuSführcnde find der 75jährige )r. Joseph Joachim an der Spitze seine» Quai teil«, die Trio- Reinigung der Herren Georg Schumann-Karl Halft Hugo )echert, das Grumbacher-de Jonasche Vokalquartett, Johannes keSschaert, Ernst v Tohvanyi und Konzettmeister Klimmerboom )i» jetzt gelangten Werke von Mozart und Schubert und am weiten Tage von Haydn zur Aufführung — Ober das 16 Anhaltische Musikfest unter dem ftotektoraie des Herzogs Friedrich II. am 4. und 5 Mai wird uns aus Dessau geschrieben: Da» waren zwei Tag« reinsten ünstlerischen Genüsse», die nicht bloß in den Herzen der Kusiker von Fach, sondern auch aller Kunstfreunde einen un- »erlöschlichen Eindruck hinterlassen und lange in der Erinnerung ortlebcn werden Hr. Hoskapcllmeister Mckorcy, der Leiter der Festlichkeiten, hatte durch zwei geistvolle orientierende Aufsätze m „Anhattischen S:aatSanzei«r" schon im vorau» auf die Be deutung der aufzuführenden Werke hinaewiesen Der erste Tag »rächte Faust» „Verdammung" für Soli, Chor und Orchester von Berlioz, einem Meister, der auch un» Deutschen lieb und wett ist Mit Lenz und L«ben»freude hebt das große Musik werk an Da» junge Volk jubiliert und tanzt Die Soldaten iehrn mit dem schneidigen RacoczimariL vorüber, festlich er- lingt die Osterhymne In „Auerbachs Keller" aber brüllen ft Zecher in toller Ausgelassenheit. Stücke von herrlichem umor sind: Brander» „Rattenlied", die von den Kneipgesellen n strengsten Cherubinistil geheulte „Fuge auf da» Amen" und Mephisto» „Flohlied". Dann folgt der Soldatenchor mit dem Gaudeamu« igitur der Studenten, in dem Berlio z'Feueraeist alle», wa» e Soldat oder Student war,mit sich sottreißt Rach Goethe» Mephisto- Ltändchcn, einer genialen melodischen und orchestralen Ton zielerei, entwickelt sich sodann schnell in verschiedenen Bildern »ft eigentliche LftbeStragödie Grethen» — Der zweite Tag brachte Anton Bruckner» unvergleichliche achte Symphonie, denn erster Satz anhebt von der „Resignation" in de» Leben» Röten und Drangsalen, und deren letzter ein Bild übermenschlichen König!. Opernhaus. (Rossinis „Tell".) Offenbar nur von der Absicht geleitet, auch in den Tagen der Abwesen heit unsere» pttwo tsoor«, de» Hrn Burrian, im Spielplan der König!. Hofoper die erwünschte Abwechselung nicht fehlen zu lassen, lud die König!. Generaldirektion Hrn. Werner Alberti zum Gastspiel ein. Der Künstler ist al» Spezialist vom hohen 6 hierseibst bereit» seit langem beglaubigt. Vor Jahren schon — e» dürfte im September de» Jahre» 1894 gewesen sein — trat er sogar al» Anwärter für da» Helden- tenorfach bei un» auf. Wie heute, war eS damal» der Be- fähigung»nachwei» für Rollen vom Schlage eben de» Arnold und Manrico, Pattien, die un» der Künstler auch jetzt singt, den er un» zu einem Gutteil zu erbringen vermochte Einzig mit der Art seiner gepreßten, kehligen Tongebung vermochte man sich nicht zu befreunden. Man konnte sich um ihrerwillen selbst der hohen 6», die der kleine Herr mit Leichtigkeit zutage förderte, nicht bedingungslos erfreuen. Und so war es auch jetzt wieder. Ungeachtet die Stimme im ganzen merkwürdig die Zeit überwand, in welcher der Sänger doch sicherlich nicht rastete, kam man zu keinem völlig ungetrübten Genießen Indessen abgesehen von dem Schatten, den diese Art zu singen, über die Leistung breitete, blieb doch auch wieder des Lobens- und Anerkennenswerten genug. Vor allem fühlt man e», daß der Sänger mit dem Stil der italienischen Oper völlig vertraut ist. Er singt die Pattie de» Arnold wie sie gesungen werden soll, mit allen Allüren de» primo tenor« »ssoluto. In ihr ist ja, wie in der der Mathilde, die Frau Abendroth auf ihrem eigensten Gebiet, dem deS Koloratur ocsangS, zu glänzen, Gelegenheit bietet, von dramatischer Wahrheit nur selten etwa» zu spüren, aber anderseits wieder ist ohne einen gewissen Elan, ohne gesangliche Bravour mit ihr nichts zu wirken. Und da stellt denn Hr Alberti seinen Mann in einer Weise, daß man nunmehr seinem Manrico („Troubadour") mit erhöhtem Interesse entgegensieht, zumal auch, weil diese Partie, wie die Raouls, Roberts rc. zu dencn gehört, denen unsere beiden Heldentenöre im allgemeinen aus dem Wlgr gehen Was die gut besuchte Vorstellung sonst an langt, so zeigte sie wieder in besonderem Maße, was echte Künstlerschast vermag. Man denke sich Rossinis „Tell" ohne Scheidemantel in der Titelrolle, ohne Schuch am Pulte! Diese beiden Künstler sind eS recht eigentlich, die e» un» über sehen lassen, wie viel Unnatur doch in dem Werk neben den einzelnen nicht zu leugnenden schönen, ja großen und packenden Momenten sich breit macht. O. S. König!. Schauspielhaus. (Einakterabend) Von den drei Emaktern, die am vergangenen Mittwoch aufgefühtt wurden, „Herbst" von Walter Schmidt-Häßler, „Lite ratur" und „Der Puppenspieler" von Arthur Schnitz ler, ist nur der zuletztgenannte für Dresden neu. Der begabte Wiener Dichter formt auch in diesem neuen Einakter wieder mit geschickter Hand einen fesselnden Stoff, ja, soweit die scharfe Beooachtung der Mcnschenserle in Frage kommt und soweit e» sich um die Wiedergabe eines bestimmten Milieu» handelt, kann da« Merkchen den besten Schnitzlerschen Einakterdramen an die Seite gestellt werden. Nur eine» fehlt ihm zu vollerer Bühnen wirkung: dramatische Kraft Und doch bot sich dem Dichter gerade in der Ide« zu diesem Drama ein Vorwurf, der wett gewesen wäre, statt mit tändelnder Hand, wie sie Schnitzler liebt, mit ernster, starker, fortreißrnder Kraft angefaßt zu werden, Vortragsabend. In Gertrud Gliemann» Privat- Gesang»schule für Damen fand vorgestern ein Vortrags abend größeren Stile« statt, der, gleichzeitig den Zwecken einer PrüfungSaufführung dienend, einer Anzahl vorgeschrittener Elevinnen Gelegenheit bot, Proben ihres Könnens im Solo gesang abzulegen und der zugleich zeigte, daß an dem Institut auch dem Ensemblegesang im Rahmen deS Unterricht» alle wünschenswerte Pflege zuteil wird. Wa» zunächst die Einzel- gesänge anlangt, so traten die Darbittungen d«S Frl Borghild Halb, Carin Eckdahl und Käthe Lehmann rühmlich hervor Erstere, über eine Stimme von angenehmem, warmem Timbre verfügend, erschien besonders für den Lredgesanz be rufen, wie sich die» u. a aus der trefflichen Wiedergabe von Schottischen Liedern Beethovens — am Klavier Frl. Gliemann, am Pulte der Violine Hr Theo Bauer, an dem de» Violoncell Hr. Fleischer — ergab. Fr! Eckdahl bringt größere Mittel (Mezzosopran) mit, die eine Ausbildung für die Bühne wohl lohnen dürsten Sie sang die bekannte Arie der Dalila au» Saint-SaSnS Oper „Samson und Dalila".Nicht minder belangreich erwie» sich die stimmliche Begabung von Frl. Käthe Lehmann, deren Organ, gleichfall» Mezzosopran, was Klang- faroe und Ergiebgkeit anlangt, gleichfalls zu schönen Hoff nungen berechtigt. Solistisch mit Liedern von Franz Schubert hervor tretend, assistierte sie dann in Duttten au» Schumann» spanischem Liederspiel Frl Wahl treffsicher und musikalisch zu verlässig. Letztere sowie ein Frl. Zscheile vertraten sonst noch den Sologesang, in dem allenthalben eine treffliche, durchau» individualisierend verfahrende Methode de» Unterricht» erkenntlich wurde Den Beweis sonstiger tüchtiger musikalischer Schulung erbrachten Vorträge von chorischen (Schubert» 23 Psalm) und Ensemblegesängen (zweistimmige Volkslied» in mehrfacher Be setzung und Terzett „Da» Lied vom Winde" von R Becker), der denen da» Akkompagnement in den Händen des Hrn R. Bender lag, der sich auch sonst al» musikalisch feinfühliger Begleiter zu zeigen Gelegenheit fand O S jahrelang trotzten, eine erfreuliche Einwirkung auf den Krank- heitsprozeß, und er zeigte einige Kinder, die in der Tat ver blüffende Heilungsergebnisse auswiesen Allerdiny» empfiehlt er, da» Marmoreksche Serum vorderhand stet» m Verbindung mit den anderen üblichen Mitteln und Methoden zur An wendung zu bringen Ungünstige Beobachtungen teilte vr A Meyer mit, der drei Fälle von Kchikopflubelkulose sich unter der Wirkung de» Serum» verschlimmern sah, und Prof. Stadel mann vom Städtischen Krankenhause am Friedrichshain, der — allerding» schon vor drei Jahren — in fünf Fällen von Lungenschwindsucht wenig erfreuliche Ergebnisse zu verzeichnen hatte — Der Nachfolger Ernst v. Bergmann«, Prof August Bier, der um Pfingsten herum au« seinem bi«herigen Wirkungs kreise an der Bonner Universität hierher übersiedeln wird, um die Leitung der Königl Universitätsklinik in der Zftgelstraße zu übernehmen und gleichzeitig damit seine Vorlesungen über Chirurgie zu beginnen, hat sämtlichen Assistenten der Bergmannschen Klinik gekündigt, ein Vorgehen, da« sonst b« der Neubesetzung eine« Direkrorposten« nicht üblich ist Er bringt einen ganzen Stab von Assistenten au« Bonn mit; nur einem der früheren Bergmannschen Assistenten wurde mityeteilt, daß er bleiben könne Doch dieser reichte nun seinerseits die Kündigung ein, während die übrigen Gekündigten sofort ihr Amt nftderlegten — Au« Halle a. d. S wird berichtet: Der Verein »ur Bekämpfung der Schwindsucht beschloß, hier ein Tuberkulose - museum zu errichten, da» durch Präparate und Statistiken Aufklärung über die Schwindsucht verbreiten soll Eine städtische Beihilfe ist in Aussicht gestillt worden — Nach den Untersuchungen der französischen Gelehrten Dominici und Abel Guy besitzt das Radium eine be merkenswerte therapeutische Wirkung gegenüber dem ge- ivöhnlichen und dem blennorrhaqischen Rheumatismus: Verschwinden der Schmerzen, der Oedeme hWassergeschwüiste), der Refsixkontrakturen, der Mu»!elatrophie und dadurch raschere Wiederherstellung der normalen Funktionen. Literatur. Da» dreiakiige Schauspiel „Fesseln" von Heinrich v. Poschinger, dem Biographen Bismarcks, erwie» sich btt der vorgestrigen Uraufführung im Cölner Schauspielhaus« al» nicht erfolgreich. Bildende Kunst. Aus München schreibt man un« . Der Prinz-Regent Luitpold wird die Münchner Jahres- au»stellung 1907 im Königl GlaSpalast persönlich eröffnen Al» Eröffnungstag ist der 1 Juni festgesetzt worden. — In Florenz fand kürzlich im Kunsthistorischen Institut die jährliche Au«schußsitzung statt An ihr nahmen unter dem Vorsitz de» Kaiser! Botschafter» z D Frhrn o Stumm teil die Herren Wirk! Geh Rat vr Bode au« Berlin, Prof Clemen au» Bonn, Geh Rat v Reber au« München, aus Wren Graf Lanckorontki, Prinz Liechtenstein und der Königl Bayerische Gesandte Frhr v Tücher, aus Florenz Hr v. Marcuard und der Direktor de« Institut« Prof Brockhau« Die lebhafte Teilnahme der Versammelten wandte sich namentlich den Veröffentlichungen de« Institut« zu, von denen bisher rin Band erschienen ist, während andere vorberttttt wnden. — AuS Venedig meldet man: Der Bettcht des Prüfungs ausschusses, der sich endaültig über dieSicherhei 1 derWiederauf - »auarbeiten des Markusturm» auszusprechen hatte, ist am selbst um den Preis eines vielleicht düsteren, tragischen AuS gangS der Handlung. Der Held des Stückes ist eia Mann auf den die Welt einstmals Hoffnungen als Künstln setzte; sein kraftgenialisches Wesen ließ ihn jedoch zu keiner inneren Sammlung kommen, seine Talente sanken zur Kaffee- Hausgenialität herab, au« einem Künstln wurde er ein Kunstzigeuner Dieser Mann liebte e« einst, mit seinen Gefährten wie mit Puppen zu spielen; so ward n ungewollt »um Verknüpfe« von zwei Menschen, die ihn, jeder seiner Weise, liebten, mit deren Schicksal «r jedoch Spott un Spiel trieb. Nach zehn Jahren sieht n sie wftder; sein frevle» Spiel hat zum Glück der Beiden geführt; in enger aber friedvoller Gemeinschaft leben sie, während er friedlos die Lande durchzieht In anderem Sinne ist er jetzt eine Pupp«, mit der da« Schicksal spielt. Leider geht Schnitzler in de Charakterisierung seines Helden nicht über die Charakteristik eines KunstzigeunerS hinaus; er nimmt seiner Gestalt die tiefere, nachwirkende Teilnahme deS Zuschauers, weil er ihr statt einer tragisch gearteten «ine tragi-komische, ja mehr noch, eine tragt - groteske Linie gibt. Hierdurch verliert selbst der feinpottische Schluß, den Schnitzler seinem Werke verleiht, viel von der Wirkung, die er haben würde, wenn der Dichter der Gestalt seines Helden größere, dramatischere Linien gegeben hätte. Anerkannt an dem Merkchen darf insbesondere die zarte Stimmung werden, in die «S getaucht ist, der feine poetische Reiz, der über dem Milieu der Dichtung liegt Die Darstellung der Titelrolle durch Hrn Mehnert war ausgezeichnet; dem Spiele deS Hrn. Wierth hätte etwas mehr Kraft, dem de« Frl Verden mehr Frische und innere Anteilnahme an den Vorgängen eignen können In dem Schmidt-Häßler- schen Einaktcr zeichnete sich Hr. Müller, in der ergötzlichen Satire „Literatur", Frl. Serda und mit ihr Hr. Ren« durch vortrefflich belebte« Spiel au«. W Dg« Wissenschaft. Au« Berlin berichtet man: Die vor gestrige Sitzung der Berliner medizinischen Gesellschaft bot ein resondere» Interesse für die hiesige Srztewelt durch die An Wesenheit de« bekannten Pariser Forscher« vr Marmorek, xr al« Gast einen Vottrag über neue Tuberkulose- Forschungen angekündigt hatte. Die Erwartung, btt dieser Zelegenheit weitere Mitteilungen über da« von Marmorek her gestellte Heilserum gegen die Tuberkulose zu hören, wurde nicht enttäuscht Der erste Teil de« Marmorekschcn Vor- rags betraf eine Reihe von Tiererperimenten, die der Pariser Selehrtc mit Tuberkelbazillen in einem besonder« frühen Stadium der Entwickelung angestcllt hatte Marmorek prüfte mittels einer abgeschwächten Tuberkelbazillenaufschwemmung an Meerschweinchen die heutzutage besonder« lebhaft erörterte Frage :er erblichen Veranlagung und ist zu dem Schluffe gekommen, >aß — wenigsten« nach dem Ergebnisse de« Tierexperrment« — in der Tat eine solche Veranlagung für Tuberkulose besteht Da« Hauptinteresse wandte sich den Ausführungen zu, welche die Heilversuche an Menschen betrafen vr. Marmorek hat vor einigen Jahren ein Antituberkulose-Serum dargestellt, da« er angelegentlich für die Behandlung der menschlichen Tuberkulose empfahl Leider zeigte da« Mittel recht unangenehme Neben- wirkungkn, die eher gegen seine Verwendung sprachen. Marmorek -at daher die Anwendung«weise erheblich geändert und empfiehlt vor allem die Einspritzung de« Serums vom Darme au«. In Betracht kommen hauptsächlich schwere und mittelschwere Fälle von chirurgischer Tuberkulose, also Knochen- und Gelenkerkran- üngen, tuberkulöse Eiterungen und Fisteln rc. Die Diskussion wachte eine Reihe zustimmender Äußerungen vr. A Neumann, dirigierender Arzt an dir chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses am Friedrichshain, hat 16 Kinder und 2 Er wachsene mit dem Marmorekschen Serum behandelt, meist chwere oder mittelschwere Fälle, und bei der Kürze der Be handlung zwar keine auffallend« Besserung, aber auch keinerlei Schädigungen feststellen können Er hält weitere Versuche für mrchau« gcrcchttertiat und will daS Mittel auch bei poli- klinischen Patienten versuchen Auch daS Gutachten au» der unter Leitung von Prof. Sonnenburg stehenden chirurgischen klinik de» Moabiter Krankenhause» lautet recht günstig; hier st da» Serum seit zwei Jahren in Gebrauch Man beobachtete in vielen Fällen eine Verkleinerung und völligen Schluß von fisteln, Abnahme von Eiterungen rc. Auch ein Frauenarzt, )r. Th Landau, konnte in drei Fälle» von tuberkulösen Frauenleiden «inen auffallend günstigen Verlauf der Erkrankung unter dem Einflüsse de» Serum» feststellen Writau» am günstigsten äußerte sich der Leiter der Orthopädischen Universität»- linik Prof. Hoffa. Er bcobachtete auch in solchen Fällen von knochen- und Gelenktuberkulose, die jeder anderen Behandlung »tz Wisie«sch«st. Der musikalische Lei! der neuen Sächsischen Agende. Gleichzeitig mit dem jüngsten BerordnungSblatte de» Evangelisch-lutherischen Lande »konsistorium» ist eine Beilage er schienen, in der sich Bros. vr. Kretzschmar (Berlin) zum musikalischen Teile der neuen Agende, an dem er al» musikalischer Sachverständiger mitqearbeit hat, eingehend äußert. Seine Au»sührungen stellen eine Erweiterung der den „Melodien zur Gott«»hienstordnuna" brigegebenen „Vorbemerkungen" dar ES steht zu erwarten, daß sie in ihrer klaren, von hoher Sach kunde zeugenden, sowohl für Geistliche wie für Kantoren und Organisten bedeutsamen Art entstandene Streitfragen auSaleichen und die Einführung der Liturgie erleichtern helfen Immer mehr bricht sich die Überzeugung Bahn: Unser Gottesdienst hat durch daS eingesührte liturgische 6« tswpor« System, btt dem der besondere Charakter der verschiedenen Kirchenzeiten nicht bloß im Gemeindeliede, in Kantaten und Motetten, sondern in jedem Teile der liturgischen Musik, vor allem auch im Altar- gesange, zum Ausdruck gebracht wird, keine lediglich äußerliche Bereicherung, sondern auch eine lebendigere, musikalisch schönere Gestaltung erfahren. Schwierigkeiten — sagt Prof Kretzschmar — gebe es allerdings zu überwinden, und dafür sei Geduld und fester Wille vorauSzusetzen Aber daS alte Sachsen, für das Luther seine Deutsche Messe verfaßte, und einzelne Schwester kirchen hätten längst bewiesen, daß die Aufgaben zu lösen seien. Selbst wo ein Geistlicher sich nicht aetraue, einzelne Stücke allein zu singen, und ihm für diesen Fall gestattet sei sich von der Orgel begleiten zu lassen, werde eS das Ziel sein müssen, davon bald loszukommen, damit die Liturgie nicht in ein gewisses artistisches Niveau verschoben werde Die Beilage verbreitet sich dann über die Tempofrage, die Notenschreibweise, den Akzent der liturgischen Deklamation; sie gibt Aufschluß über dft Behandlung der in der Agende nicht völlig au«- notierten Paradigmen für Sprüche und Altargebete; verwirft die Methode der Zwischenspiele; bespricht die Schattierungen der liturgischen Vortragsweise im Akzent und Konzent, die Bedeutung der Melismen, die Melodien der Gnadensprüche, die ein liturgische» Novum bilden, den Wechsel im Tone Be züglich der neuen Chorsätze, bei denen nicht bloß die Zahl, sondern zum Teil auch die Schwierigkeiten gewachsen sind, und die nicht selten zunächst etwa» hart gewirkt und befremdet haben, wird die Absicht geltend gemacht, mit der neuesten Musikentwickelung, die den Stil I. A Hiller« verlaffen hat und zu dem der Bachschen Zeit und der alten » «»pell»- Schulen zurückgekehrt ist, in Einklang zu kommen. Maßgebend dabei sind alte, au« der Wernigeroder Bibliothek benutzte Vor lagen gewesen, die sich aber zur Hebung de« Ausdruck« einzelne kleinere Eingriffe gefallen lassen mußten. Ferner werden fach männische Vorschläge für eine allmähliche Einführung der neuen Liturgie gegeben, wo eine sofortige nicht möglich ist. un» Fingerzeige für eine würdige Gestaltung selbständiger Chor musik, die Sachsen als sogenannte „Kirchenmusik" auch in den schlechtesten liturgischen Zeiten fester gehalten hat al« andere protestantisch« Länder Mit einem Hinweise auf Quellen für gute Kirchenmusik schließt die reichhaltige Darlegung.
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