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Dresdner Journal : 25.03.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190703254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070325
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-03
- Tag 1907-03-25
-
Monat
1907-03
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 25.03.1907
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Beilage zu Nr. 70 des Dresdner Journals Montag, 25. März 1907. K»«- Wisie»schaft. Au» den Dresdner «unftsulsns. ix. Innerhalb weniger Wochen haben die Kunstfreund« G«- legrnheit gehabt, Übersichten de» Schaffen« von fünf markanten Dalmer Malern ,u betrachten; die Bracht. Ausstellung bei Richter ist erst vor kurzem geschloffen worden, die Au»stellungen Banherscher, Ritterscher und Baumscher Arbeiten hängen wohl zum Teil noch in den Sälen der Galerie Arnold, und nun schließ: sich bei Richter eine Ausstellung von Werken Georg Müller'Breslau« an Einzelnen Gemälden von Müller« Hand begegnet man in den Ausstellungen öfter«; an der gollAioautstellung, welche die „Elbier" im vorigen Jahre vtnmstalleten, war er beteiligt, und auch an der „Sächsischen Kunstausstellung 1906", wiederum al« Mitglied der genannten Gruppe Eine Eonderau«stellung Müller« aber sah man seit dem Jahre 1903 hier nicht mehr. Und doch will e« scheinen, alt ob gerade dieser Maler da« Recht, ja die Pflicht habe, recht oft den Kunstfreunden in Sonderausstrllungen sein Können zu zeigen Denn wer ihm in Kollektivausstellungen begegnet, ist leicht geneigt, ihn zu übersehen. Da« Effektvolle dar- ,„stellen, liegt seiner Hand nicht; ein echter Malerpoet, der er ist, tritt er bescheiden zurück, wo geschickte, wenn auch weit weniger begabte Hände al« die seinige sich Platz machen. An den 21 Bildern, die er jetzt bei Richter ausgestellt hat, erkennt man nicht nur den großen Fleiß, von dem dieser Künstler erfüllt ist, sondern auch, daß sein reichet malerische« Können noch in anhaltender Aufwärtübeweguna begriffen ist, und weiter, daß er sich immer größere Beschränkung auferlegt hinsichtlich der Stoffwahl, sich immer mehr konzentriert in bezug auf den Attis seiner Darstellung. Verband er früher häufig mit dem Landschaft«bilde die Darstellung von Figurenwerk, so gibt er sich jetzt in der richtigen Erkenntni«, daß die Schilderung der staffogelosen Landschaft seiner Hand am vorteilhaftesten liegt, ganz ausschließlich dieser hin. Er ist Fabulist genug, um da« su können, ohne ein bloßer Vedutenmaler zu werden. Auch m seinen reinen Landschaftsbildern raunt und rauscht da« Lied und die finnige Mär; er füllt seine Darstellung mit poetischem Leben, ob er gleich scheinbar nicht« andere« gibt al« einen Naturausschnitt. Wenn man die Bezeichnungen seiner Bilder liest, z. B. „Die Kleine Sturmhaube (Riesen gebirge) im Frühling", so mag mancher zunächst vergeblich da« Erinnerungsbild diese« Landschaft«stücke« m Einklang zu bringen suchen mit der Darstellung, die der Künstler von ihm aibt Aber er will ja auch gar nicht dem Bettachter mit photographischer Treue diesen Bergkegel von seiner im alpinen Sinn« wirkungs vollsten Seite zeigen, wie e« zweifellos Bracht tun würde, sondern er will em Stück zum Himmel strebender Landschaft schildern, schildern mit den Reizen, die der Frühling oder irgendeine andere Jahreszeit über sie ausstteut. Und das ge lingt ihm mit einer Tiefe und Innigkeit, die wir bewundern müssen. Wohl mag es sein, daß früher, als der Künstler seine Landschaften noch mit Figuren belebte, ein größerer, manchmal auch idyllischerer Zug durch diese ging, daß hier und da mehr Last und frischeres Leben aus ihnen zu uns sprach; aber dies« Eindruck ist wohl nur vorübergehend im Beschauer der jetzigen Büder Müllers tätig und er verschwindet gegenüber dm «ichbeseelten Stimmungen, die der Künstler seinen reinen Landschastsschilderungen zu geben weiß. Die Motive zu diesen entnimmt Georg Müller-Breslau noch immer teils seiner schlesischen Heimat, teils dem sonnigen Süden. Der ersteren gehört diesmal die große Mehrzahl der Kunstwerke an, dem Ittztercn drei Darstellungen, von denen eine, „Abend an der Riviera" genannt, den Künstler in einem letzten Schein von Böcklin-Abhängigkeit zeigt, die früher bekanntlich ziemlich aus- geprägt in Müllerschen Gemälden wahrnehmbar war. Die Müllerschen Gemälde füllen den größeren der be kannten beiden Oberlichtsäle der Richterschen Kunsthandlung; in dem kleineren Hinterm habm Arbeiten des Belgiers Alfred Delaunois und der Münchner Bildnismalerin Marietta Cerrini Platz gefunden Von den Arbeiten der Münchnerin scheidet man ohne tiefere künstlerische Eindrücke' eS sind, mit alleiniger Ausnahme eines weiblichen Studienkopfe«, sehr äußerlich gemalte Sachen, die eine ernsthafte Kritik nicht ver tragen Auch der genannte Studienkopf ist keine Leistung von hierein künstlerischen Wette; da« Ohr deS dargestellten Fraucnkopfes ist viel zu groß im Vergleich zu den übrigen Maßen und sitzt viel zu tief — aber er ist doch wenigsten« eine Arbeit, die der öffentlichen Ausstellung würdig er- scheint, während die übrigen Bildnisse wie die Arbeiten einer iunstgeübten Dilettantin anmutm und nur als solcher be» attem werden können Dagegen verdienen Interesse die Ar beiten deS belgischen Künstlers, obgleich sie stark auf äußere Wirkungen zugeschnitten sind. Delaunois hat ausgesprochen impressionistische Neigungen, denm er dank einer sehr sicheren Hand und eines an feine Lichtteize gewöhntm Auges fesselnden Ausdruck zu geben vermag. Mit wmigm Strichen, »st unter Benutzung deS PappbogenS (Delaunois stellte durch- aehmdS Pastellzeichnunaen aus) erzielt er frappante Licht- ftimmungen E« wäre sehr interessant, den begabten, bisher in Dresden unbekannt gewesenen Künstler in einer Ausstellung wiederzusehen, welche ihn abwechselungsreicher zeigt al» diese, die sich einmal nur auf fünf Werke erstreckt und dazu auf Arbeiten, die bis auf eines ähnliche Sujet» zum Gegenstände der Schilderung haben. Neu für Dresden ist auch der englische Aquarellist Alfred East, der in der Ausstellung mit einem paar Dutzend sehr flott hingemalter, farbig ganz außerordentlich reizvoller Aquarellen vertreten ist Auch in ihm offenbart sich ein malerische« Talent von nicht alltäglicher Begabung, da« die Reize der Landschaft seiner englischen Heimat mit ebenso großem farbigem Ausdrucke festzuhalten weiß, wie die glühenden und weichen Farben des Südens. yS K-ni-U Opernhaus. (Palmsonntag.Konzert.) Die unter dem Namen Palnxsovntag-Konzert bekannte große Musikaufführung zum Besten, des Unterstützungsfond» für die Witwen und Waisen von Mitgliedern der Königs, musikalischen Kapelle beschert un» schon seit Jahren ziemlich unverändert da« Programm: „Parsifal".Szenen und Neunte Symphonie. Und da taucht dann allerdings in dem berufsmäßigen Hörer der Gedanke auf, man könne wohl auch wieder einmal zur Aufstellung einer anderen Vortrags- ordnung verschreiten. Indessen vorläufig wenigsten« scheint r« un«, wrrd man ihn bannen müssen Dre beiden «»«verkauften Häuser am Sonnabend und Sonntag gaben «in zu grwichtige« Argument gegen Neuerung«wünsche ab, die ja ohnedies nur von dem Wahlspruch enriatio ckoloetat eingeaeben find, von keinem anderen An sich sind, meinen wir, die Werke, die gegen wärtig das typische Palmsonntag-Programm bilden, so aeeignet wie nur möglich für das Konzett, das recht eigentlich die „hohe Saison" beendet Die „Neunte", von der Schumann einmal sagte, daß in ibr ein großer Mann sein Größtes niedergeleat habe, gilt der Gegenwatt mit Recht al« die höchste Offenbarung auf symphonischem Gebiete Die Szenen aus WagnerS Lctztlingswerke aber weisen direkt auf die ernste kirchliche Zeit hin, in die wir eingetteten sind Im einzelnen ist ja wedn über die ein« oder di« andere Ton> schöpfung heute kaum noch etwas Neues zu sagen. Die eine ist ganz „Stimmungskunst", ein Meisterwerk musikalischer Farbengebung, die andere die Kundgebung eines durchaus von einem an seine Kunst heran tretenden Meisters In sich einander also gegensätz lich geartet, sind aber beide topische Werke des 19. Jahryundert», d«S Zeitalters der Romantik Wir fassen eS heute kaum, daß man einst den Schlußchor al» einen Verstoß gegen die Gesetze der Ästhetik betrachten konnte. Un» dünkt, wie sich der Meister in de, „Neunten" seine Aufgabe gestellt, ließ sie gar keine andere Lösung zu. Mit anderen Watten, wir sind den An schauungen de» spezifischen KlasfiziSmu» entwachsen und un» erscheint gerade „Da» Lied an die Freude" al» die rechte Krönung für den gigantischen Bau, den die Jnstrumentalsätze der „Neunten" darstellen übrigen« sei bei dieser Gelegenheit v»r «uttonitL darauf hingewiesen, daß die erste Vertonung de« Schillerschen Hohen Liede« in Dresden erfolgte, und zwar noch in demselben Jahre, in dem jene« entstand Kein anderer al« Schillers Intimus, der Appelationsrat vr Körner, Theodor Körners Vater, war eS, der eS zur Freude des Dichter», in Musik setzte, und letzterem gefiel namentlich „der außerordentlich wirkungsvolle und kräftige Chor", wie Hofrat vr Peschel in seinem Werke „Theodor Körner und die Seinen" erzählt. Wa» nun den Verlauf der in Rede stehenden Musikaufführung an langt, so war er unter Hrn. Hofkapellmeister Hagen» Leitung in allen Teilen ein wohlgelungener Au«füh:ende waren die Königl. musikalisch« Kapelle, die Dreyßigsche Singakademie, die oberste Chorklaffe de» Königl Konservatorium», der Dresdner Männergesangverein, der Königl. Hosopernchor, der Königl Hof kirchenchor und die Kapellknaben der katholischen Hofkirche unter gütiger Mitwirkung der Königl. Kammersängerin Frau Erika Wedekind, der Königl Hosopernsängerin Frl Franziska Schäfer, de« Königl HofovernsängerS Hm. Georg Grosch, des Königl. Kammersänger« Hrn. Löon Rain» Wenig erfolg reich gestaltete sich da» Debüt eine« neuen Glockenersatzes (von dem Rostocker Musiker Apel erfundene Mctallplatten) in den Parfifalszenen. Im Forte machte sich der „Klöppelschlag" direkt illufion»störend bemerkbar. O S Königl. Schauspielhaus. (Shakespeare» „Iuliu» Cäsar") Al» letzte Vorstellung vor dem Theaterschluß der Charwoche brachte der gestrige Abend eine Wiederholung vcn Shakespeare» „Julius Casar" mit Frau Salbach al» Portia und den Herren Eggerth al» Cäsar, Mehnert als Casfiu», Blankenstein al» Marcus Brutu», Wiecke al» Marcu» Antonius, Müller al» Ca«ca, und mit dem Aufgebot nahezu aller Kräfte unsere« Schauspiel« für die große gestaltenreiche Tragödie Der Jnszenesetzung durch Hm Ooerregchenr Leworger ist ebenso wie der im allgemeinen vorzüglichen Darstellung bei dm jüngsten Ausführungen die verdiente Anerkennung ausgesprochen worden und alle» früher Gesagte wäre lediglich zu bekrästiaen, wenn al« kritischer Punkt nicht immer wieder der letzte Akt, mit der Schlacht von Philippi und dem Ende der republika nischen Verschwörer wider Cäsar, in Frage käme Ich räume ein, daß die Schwierigkeiten für eine lebens vollere und im einzelnen tiefer ergreifende Verkörperung diese« Schlußaktes groß find, daß auch die Meininger die Stoffmasse dieses Aktes nur halb in dramatischen Fluß gebracht hatte?, daß unsere Regie mit Fleiß und Eifer, auch mit manchem glücklichen Einfall, der Lösung d«S Problems näher zu kommen sucht Aber ich kann mich nicht davon überzeugen, daß es durchaus keine Anordnung und keine Mittel gäbe, um da« Schlachtbild de« letzten Aktes überzeugender und wirksamer zu gestalten Für die bloße Andeutung geschieht zu viel, für den sottreißenden sich steigernden Eindruck zu wenig Handelte e« sich um ein minder gewaltige» Drama, möchte man sich der Tatsache gettösten, daß der fünfte Akt dm vier ersten eben nicht aleichkommt Aber „Iuliu» Cäsar" ist eine dramatische Schöpfung, die zu dm größten und wirksamsten gehören wird, so lange e» überhaupt eine bchauspielbühne gibt und darum würde e» doch der Mühe lohnen, auch für den Schlußakt eine über die gegenwärtige hinauSwachsende szenische Einrichtung zu gewinnen. A St Refidenztheater. (Meyer-Förster» „Alt Heidel, berg") Der Rolle der „schönen Marseillerin" fügte Frau Käthe Franck.Witt im Verlaufe ihre» die»maligm hiesigen Gastspiel» vorgestern abend die der „Käthie" au» dem bekannten Studentenstück von Meyer-Förster hinzu Bon dm zahl reichen Käthirfiguren, die im Laufe der Jahre auf der Bühne de» Refidenztheaters gestanden habm, war diejenige der Frau Franck-Witt nicht nur die frischeste, sondern auch die lebend- wahrste Da» ist um deswillen besonders bemerkenswert, weil die Künstlerin schon ihrem ganzm Äußeren nach dem Fache der K^hicfiguren eigentlich nicht mehr angehört Gar nicht zu vergleichen mit der ihrigm find die Leistungen der beidm ersten Dresdner Käthie « (Frl Salter und Frl. Donar), ja selbst diejenige de« begabten Frl. v Forttelive muß beträchtlich zurückstehen gegenüber derjenigen Frau Franck- Witt« Keine von jmm Darstellerinnen spielte da« junge Blut so ganz auf Schlichtheit und Natürlichkeit hinau«, wie die Hamburger Künstlerin, vermied so feinfühlig^ wie diese die Herautarbeituna von Effekten, zu denen die Rolle, besonder« im zweiten Auftug, reichlich Gelegenheit bietet, war so warm, so innig, so echt und unverkünstrtt in dm Szenen de« dritten Aufzug«, die dem Bild« Käthie» die entscheidenden Charakter- züge geben Von allen Leistungen der Hamburger Künstlerin, welche die Dresdner Kunstfreunde bisher zu sehen Velegenhett hatten, war di« der Käthie ganz zweifellos die darstellerisch reifste und tiefste. Sie verdimte durchaus den lebhaften Bei- fall, den sie fand; sie wird in lebendiger Erinnerung derer bleiben, di« Zeuge von ihr wurden Der Wissenschaft wegen mag im übriaeN mitgetellt sein, daß die vorgestrig« 148 Aufführung von „Alt Heidelberg" ganz dm Eindruck riner Premier« macht«, so freundlich war di« Auf- nahm« d«» vielbkwährten Stückes, so lebhaft die Anteilnahme, die man dem längst überlebt geglaubten Schauspiel dar- brachte Man sieht daraus, daß der Kritiker Stimme nicht immer des Volke» Stimme ist: die Kritik war schon beim ersten Erscheinen mit diesem Drama fettig, da» Volk aber ist e» hmte noch nicht, e» ergötzt sich heute noch an dieser Talmidichtung wie an einem echten Kunstwerk Dre vorgestrige Auffühmag de» Schauspiel» war eine ganz vortreffliche; »«»besondere boten neben der gastierenden Kunst- lerin Hr Willy Schröder (Karl-Hrinz), Hr Karl Friese (vr. Jüttner) und Hr. Karl Knaack (Lutz) eindrucksvolle dar stellerische Leistungen dar; daß Hr Rudolf Opel (Graf Asterberg) dem ohne Hunde die Bühne betretenden Kellermann (Hr Adolf Braunstein) zurief: „Kellermann, halt'die Hunde fest. Ich will eine Rede halten", war allerding» ein Beweis vom Gegenteil dessen, was man Schlagfertigkeit nmnt. W. Dgs Hentraltheater. (Morres „'s Nunnerl") Dm Freunden Schweighoferscher DarftellungSkunst ist in Gestalt der Karwoche, die Ausführungen von heiteren Theaterstücken ver bietet, der Zufall zu Hilfe gekommen; sie können, nachdem sie während de» ganzm bisher gxn Teiles dieses Monats Gelegenheit hatten, ihn al» Komiker zu bewundern, sich nun auch, lewer nur für vier Tage und nur in einer Aufgabe, seiner Kunst al« Charakterspieler erfreuen Die Rolle, die er verkörpert, da» „Null-Anerl" in dem sonst so gräßlichen Morrsschm Volksstück, ist eine seiner besten, bedeutendsten Leistungen; will man die Größe des Echweighoferschen Talent» erkennen, so muß man ihn al» da« „bummlichr" alte Männlein mit dem jungen, frischen Herzen sehm, da» er im „Nullerl" darstellt Et ist nicht mehr, wie der Kritiker, wenn er Lob spendet, zu sagen pflegt: ein Schein warmen Leben«, der von dieser Gestalt durch Schweighofer« Darstellung au«geht, e« ist da« warme Lcben selbst, es ist da« Lebendi iwerd.n einer poetischen Figur Und so darf man denn auch kühnlich sagm, daß Schweighofer in seiner Art ein völlig unersetzlicher Künstler ist, an Begabung dm Besten gleich, die heute die deutsche Schaubühne aufzuzählen hat. Wohl aönnt jeder dem verdienten Manne da- Tuskulum, in da« er sich nach langen Jahrm unermüdlichen Schaffen« im Dienste der Kunst zurückgezogen hat; aber wmn die Berechtigung zum dauernden Feiern dem darstellenden Kunstler erst mit dem Nachlassen seimr Kraft und Begabung gegeben wird, dann be sitzt FeUx Schweighofer diese Berechtigung noch nicht, dann hat die Kunst nicht nur da« Recht, sondern sogar die Pflicht, ihn zu reklamieren, wann und wo immer sie ihm begegnet Es gibt im wetten deutschen Lande niemanden, der ihr mehr zur Zierde gereichen könnte, als dieser große, unonfiegliche Kunstler. W Dg«. Konzert, (vr Ludwig Wüllner.) Mit einem zweiten Liederabend verabschiedete sich vorgestern im Palmengar ter.- saale vr. Ludwig Wüllner für diese Sauon von seinm hiesigen Verehrern und Verehrerinnen, die sich so zahlreich wie immer eingefunden haltm. Es ist an dieser Stelle de« öfteren darauf hingewirsm worden, daß die große Beliebtheit, deren sich der Künstler erfreut, eine wohl erklärliche ist Außer dem Umstand, daß Wüllner unleugbar eine starke künstlerische Persönlichkeit ist, ist es vor allem der herrschende Geschmack in musikattschen Dingm, der diesem „Sänger ohne Stimme", wie man ihn genannt hat, zu statten kommt. Es ist eben weniger ein rein oder doch vorwiegend musikalischer Genuß, den man heute viel fach sucht, al» ein solcher, d« in der Tonkunst Gedankliche» oder Begriffliche« »u finden begehrt. „Programmusik" und „deklamatorischer Gesang" beherrschen noch immer die Situation. Und in diesem Sinne ist Wüllner eben eine Zeitericheinur.g Dazu kommt nun das selbst äußerlich von ihm markier:« prononciette Hervortretenlaffen eine« starken künstlerischen Wollens, da» übrigen« schon in dem Erzwingen seine» Gesangs - organ« einen Triumph feierte, des weiteren erne starke Intelligenz und eine ausgesprochene Berufung rum Rhetor. Kur,. seine faszinierende Wirkung aus weite Kreise ist le-cht verständlich Der Künstler nützt aber diese, und das ist vollster Anerk.nnung wert, im besten Sinne aus, sofern er ständig bemüht rst, seinem Publikum besondere Genüsse zu bieten Bor allem fühlt er sich — mit Recht wird man sagen dürfen — berufen zu künst lerischen Pionierarbeiten Diesmal trat er für Hugo Wolf ein, indem er 31 Lieder, darunter je neun au» dem italienischen und spanischen Liederbuch, de« zu früh seiner Kunst Entrissenen sang und somit einen kompletten „Hugo Wolf-Abend" bot Wir bekennen offen, nach der gewaltigen Propaganda für diesen Komponisten, die un« das letzt« Jahrrchnt brachte, hielten wir da« nicht gerade für nötig Wir bedauern jetzt eher, daß andere Meister wie Rob Franz, Wilhelm Jensen, durch solche einseitige „Kutte" förmlich in Vergessenheit gedrängt werden Aber es läßt sich anderseit« nicht leugnen, daß Wolf» produktive Kunst mancherlei innere Berührungspunkt mit der reproduktiven Wüllner» bietet, so vor allem äußerlich da» starke Betonen de» Deklams, innerlich da» de» Gedanklichen Viele der Gesänge Hugo Wolf», den man gegenwärtig wohl ein wenig überschätzt und der gleich Schubert, der ihm allerdings al» Melodiker wett überlegen war, etwa» wahllos in bezug auf seine dichterischen Borwürfe verfuhr, arbeiten ja stark in Reflexion Reflexion aber ist auch wiederum Wüllers starke Sette Kurz, man konnte schon manchmal an dem Abend von kongenialem Sichfinden von Komponist und Interpret sprechen Meisterhaft begleitete am Klavier wieder Hr Coenraad B Bo«. O. S Wissenschaft. Au« Berlin wird berichtet: Geh Rat Prof Wilhelm Münch ist von der Universität Pari« auf gefordert worden, im nächsten Monat vor dortigen Studenten über pädagogische Probleme der Gegenwart Vorträae zu halten Geh Rat Münch wird der Einladung Folge leisten und in Pari« in französischer Sprache vottragen — Der Harvard. Professor Th W Richard« au« Cambridge (Masiachusset«) wird als SuStauschprofessor an der Berliner Universität Vorlesungen und praktische Übungen in Chemie abhalten Prof Richard« «st auf dem Dampfer „Kaiserin Auguste Viktoria" am 19 d M in Cuxhaven und am 21. in Berlin ««getroffen Der Gelehrte wurde im Jahre 1868 al« Sohn de« Marine- und Landschaftsmaler« W T. Richard« in Germantown (Pennsylvania) geboren Er pro- moviett« 1888 an der Harvard-Universität Verschiedene Male besuchte er Europa So wurde er 1886 von der Harvard- Universität nach Göttingen geschickt, brachte auch einige Zeit in München und Dre«den zu 1891 ging er zu Ostwald nach Leipzig und zu Nernst nach Göttingen, um sich in physikalischer Chemie zu vervollkommne» 1901 erhielt er einen Ruf an die Universität Göttingen, lehnte i cd och ab, da ihm an der Harvard. Unwersität eine ähnlich« Stellung angeboren wurde In Berlin wird ihm ein Nein«« Laboratorium eingerichtet
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