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Dresdner Journal : 12.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190702123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070212
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-12
-
Monat
1907-02
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 12.02.1907
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Beilage z« Nr. 36 des Dresdner Inurnnls Dienstag, 12. Februar 1907. Kunst »d Wlsienschift. A-ni-l. Opernhau«. (Gounod« ,,Margarethe") D« Umstand, daß da» Baßbuffo fach im weiteren Sinne, oder sagen wir da» Fach eine» Spiclbaffe« seit dem Abgänge de» Hrn Greder noch nicht wieder vollgültig besetzt ist, war e» »ffrnbar, der die König!. Generaldirektion veranlaßte, Hrn Ludwig Wiedemann vom Chemnitzer Stadttheater al» Me phisto gastieren zu lasten. Die Partie ist nun zwar nicht gnade angetan, endgültige Aufschlüsse zu geben über Stimm mittelbrsitz und darstellerisches Vermögen, soweit beide für da» erwähnte Rollenfach vonnöten sind. Indessen man kann au» einer Mephistodarstellung immerhin erkennen, wa» ein Sänger ungefähr zu leisten vermag, insbesondere ob er über erne schärfere Charakterisierungskunst in Spiel und Gefang verfügt. Wir müssen im vorliegenden Falle sagen, die Waaschale neigte sich nicht zugunsten de» Gastes Mehr wie Routme, Routme mit einem Beigeschmack nach Provinz, war an seiner Leistung nicht festzustellen Da» war kein Mephisto, der auch nur in einzelnen Zügen eine individuell gestaltende darstellerisch»: Begabung verraten hätte Auf eine solche aber möchte man doch schon sein Augenmerk richten, wenn es sich um die definitive Besetzung eine» ersten Faches handelt Auch stimmlich und gesanglich erhob sich, was der Gast bot, nicht über das Mittelmaß. Das Organ, in seinem etwa« trockenen Klange an das des Hrn Puttlitz erinnernd, ist zwar von genügender Kraft, aber seine Handhabung ist noch eine durchaus naturalistische. Kurz, Hr Wiedemann würde, so verdienstlich sicherlich sein Wirken In kleinerem Rahmen ist, hierselbst fehl am Orte sein. Auf die sonstige Besetzung der Oper einzugehen, liegt nur insofern Grund vor, als Hr. Jäger wieder den Faust sang Seine Hilflosigkeit dem bei eaoto der Partie gegenüber empfand man um so mehr, je sorgfältiger und schöner Frl. Seebe die Partie der Margarethe sang, die sie auch darstellerisch, freilich ohne bei ihrem Partner die rechte Gegenliebe zu finden, in einer unmondainen, sympathischen Auf fassung, d. h. schlicht und natürlich, gibt. O. S. «tzonzerk. (Max Pauer) Der ausgezeichnete Künstler veranstaltete gestern im Palmengartensaale seinen zweiten (letzten) dieswinterlichen Klavierabend in Gestalt eine« „Sonatenabend«". Er spielte laut Vortrag«ordnung: Schu mann, I'is-woll, op 11, Brahm», 6-äur, op. 1, und Li«zt, tt-woll Wir hörten das erstgenannte Werk in meisterhaft zu nennender Wiedergabe „Alle Geister der Romantik, die guten und die bösen, die hier entfesselt sind" (Otto Gumprecht), versinnbildlichte sein Spiel Namentlich die ^ri» und das Lekorro s Intermezzo, jene in ihrer berückenden romantischen Verzückung, wurden zu Höhepunkten eine» fast improvisierend zu nennenden Vortrag«. O S Wissenschaft. Der bitherige ordentl Professor an der Technischen Hochschule zu Braunschweig vr. Reinhold Müller wurde zum ordentl. Professor für darstellende Geo metrie an der Technischen Hochschule in Darmstadt ernannt Prof Müller, zurzeit Rektor MagnifikuS der Braunschweiger Hochschule, steht im 50 Leben«jahre Ein geborener Dresdner, promovierte er 1883 in Leipzig mit der Arbeit: über eine ein zweideutige Verwandtschaft Von Ostern 1880 bis 1884 war er Oberlehrer am König!. Gymnasium in Dresden-Neustadt und folgte 1885 einem Rufe als ordentl Professor der dar stellenden Geometrie an die Technische Hochschule in Braun schweig. 1901 lehnte er eine Berufung an die Wiener Tech nische Hochschule als Nachfolger Prof. Peschkas ab. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, zumeist kinematisch-geometrischen Inhalt«, erschienen in der Zeitschrift für Mathematik und Physik, überdies veröffentlichte er einen Leitfaden für die Vor lesungen über darstellende Geometrie. — Nach einer Londoner Neutermelduna wird eine neue englische Südpolarexpedition im Oktober d. I. unter Führung Smakeltons, der während der vorigen englischen Süd polarexpedition dritter Offizier der „DiScovery" war, abgehen Die Expedition geht zueist nach Neuseeland und bezieht dann die früheren Winterquartiere der „DiScovery". Musik. Richard Strauß über seine „Salome". Ter Kampf, der in New Dort gegen Richard Strauß' „Salome" wogt, veranlaßte den Berliner Korrespondenten der „World", dem Komponistm um eine Unterredung zu bitten. „Wahr scheinlich" sagte Strauß mit Gelassenheit, „gibt e« zwei Menschenklaffen in New Dork, die entdeckt haben, daß die Salome unmoralisch ist; erstens solche, deren Sinn immer auf kitzlige Sachen gerichtet ist, die in ihrem Denken immer auf moralisch unreinliche Dinge stoßen; zweitens aber diejenigen, die jede dramatische Behandlung eine« biblischen Motiv« oder einer Legende ein für allemal ablehnen. Diese Partei ist in England und den Vereinigten Staaten sehr verbreitet; ihnen gilt auch Saint-Sacn«' „Samson und Dalila" als unmoralisch; und ebenso alle Mysterien und Passionsspiele. Mit diesen zwer Menschenklaffcn zu rechten, ist für mich überflüssig; ihre Welt ist nicht die meine, ihre Anschauungsweise nicht die meine. Trotz dem wundere ich mich über den Lärm, den die angebliche Unmoralität der Salome in New N»rk hervorgerufen Ich ärgere mich nicht darüber, denn ich kenne nicht die Argumente, mit denen die Gegner der Oper sie bekämpfen Sie betrachten mein Werk eben von einem Gesichtspunkt aus, an den ich nie gedacht habe ... Ich möchte wiffen, wa« eigentlich Immoralität ist. Die Gesetze und Normen der Moral sind von verschiedenen Menschen zu verschiedenen Zeiten immer verschieden formuliert morden Nehmen Sie einen Durchschnittsmenschen, der, sagen wir, die Salome gehört hat und sie ablehnt — wie kann er den „Don Juan", „Figaro", „Carmen" und tausend andere Opern billigen, dre er folgerichtig auch unmoralisch nennen müßte? Wer saubere Hände hat, ein reines Herz und ein fleckenlose« Gewissen, kann alle Kunstwerke und auch die „Salome" ohne Vorurteil und ohne Entrüstung betrachten. Nur sür solche Menschen aber arbeiten alle wahren Künstler; nicht sür verderbte und heuchlerische Naturen " Strauß machte eine kleine Pause Dann fuhr er fort: „In der Kunst handelt e« sich nicht um Moral oder Unmoral; solche Gedanken sind unvereinbar mit dem Wesen der Kunst und müssen ihr immer ein Fremde« bleiben Irr der Kunst gibt e» nur gut und schlecht. Ist da« Werk eine« Künstler« gute Kunst? oder ist e« schlechte Kunst? Da« sind die einzig berechtiaten Fragen, die der Künstler zu beantworten hat Ader er muß die Frage ablehnen, ob seine Kunst „moralisch" fei. In Berlin, In Dresden und in anderen Städten ist Salome über die Bühnen König! Theater gegangen. Da« Werk hat den Beifall von Kennern gefunden, deren Moralität außer Frage steht Wa» für diese berühmten Bühnen gut genug ist, wird auch für New Bork gut genug sein. S» ist für mich völlig einerlei, ob New Port die Salome ablehnt, oder nicht. Ich stehe dieser Affäre ganz gleichgültig gegenüber." * Die Herzog!. Kammervirtuosin Frl. Marie Wieck hat unlängst in Greiz mit außerordentlichem Erfolg konzertiert. Die Künstlerin, Repräsentantin einer „großen Zeit", spielte den Klavierpart in Beethoven« Kreutzer-Sonate und Sindings Suite op 10 und außerdem Rob. Schumann« „Karneval". Die Kritik rühmt ihren Vortrag übereinstimmend al» „vollendet". * Wa» wollte Jesu«? Diese Frage beantwortete Hr. Pastor I-ic. Neuberg im zweiten religiösen Vortrag im Ver- ein«hause, dessen Saal vollbesetzt war „Er ging mitten durch sie hindurch" Allen, die heute über ihn nachdenken, soll er nicht unbekannt bleiben, wie der Maler de« bekannten Bilde« mit obiger Unterschrift geschildert hat Allerhand Sehnsüchten haben sie beantwortet, in dem sie die ihre gestillt und gefunden Aber auf geschichtlichem Boden erkennen wir, daß sein Wollen gerichtet war auf den Menschen, auf die Welt und auf Gott. Reine« Menschentum ist die Sehnsucht geworden in der Überkultur unserer Zeit; gegen Jesu« sind alle Lebenden „untermenschlich". Aber m seinem Menschentum ist keine Unnatur, und so wollte er auch Menschen bilden, aber nicht nach einseitigem Ideal, sondern au« dem ganzen Gedanken de« Schöpfer« und erfüllt von Gott Dazu mußte er die Menschen umformen. Seine Erlösung geht auf die Schöpfung zurück und vollendet die Menschen in Seligkeit nach innen und in Liebe nach außen, fordert aber auch von ihnen die Bewährung unter den Wider ständen der Welt. Darum mußte er sie umformen. Damm will er auch eine sortreißende, weltumgestaltende Macht werden. Von Anfang seine« Auftreten« hat er die Weltmission begriffen Die Widerstände der Welt beweisen ihm und sollen seinen Jüngern beweisen, daß ihr Hoffen vorerst jenseitig ist, aber gewiß sollen sie der Zurückeroberung der Welt für Gott bleiben Ist doch selbst die weltflüchtigste Form de« Christentum« nach Gotte« Willen wiederholt eine große Kulturmacht geworden; er selbst aber ihrer am mächtigsten durch sein stellvertretende« Leiden. So bleibt er in allem Wollen auch mit seiner Seele fest ruhend jn Gott. Gott ist Sieger, bleibt seine Gewißheit, „ich muß wirken" die tiefste Antwort auf die Frage nach seinem Willen Gott der König der Seele, für Gott die Welt! da« ist sein Ziel! * Ein alter Dresdner feiert am 21 Februar seinen 90. Geburtstag Es ist die« der Landschaftsmaler Gustav Täubert, langjähriger Zeichenlehrer an der hiesigen Annenschule. Theater, Konzerte, Korträze. * Mitteilung au« dem Bureau der Königl Hof theater. Im Königl. Opernhause wird Donnerstag, den 14. d M., Richard Wagner« „Tristan und Isolde" auf- geführt. Die Besetzung ist die folgende: Isolde — Frau Wittich, Brangäne — Frl. Schäfer, Tristan — Hr. v Bary, Kurwenal — Hr. Scheidemantel, König Marke — Hr Perron, Melot — Hr Höofl, Seemann — Hr. Jäger, Steuermann — Hr Nebuschka, Hirt — Hr Krui» Im Königl. Schauspielhause geht Freitag, den 15 dM, Shakespeare« Trauerspiel „Othello" in Szene. Jn der Titel rolle beschließt Hr. Wahlberg vom Stadttheater in Freiburg im Breisgau sein auf Engagement abzielende« Gastspiel * Residenztheater. Mittwoch, den 13 Februar, wird im Operettenabonnement IV Serie „Der arme Jonathan" gegeben Am Donner«taa wird die Operette „Die lustige Witwe" von Franz Leh»r wiederholt. Der nächste Freitag wird im Rahmen de« Operettenabonnement« im gewissen Sinne eine Uraufführung, und zwar der Operette „Papa Schwere nöter" von Adolph Rosse, Musik von Heinrich Platzbecker bringen Da« Werk, eine freie Bearbeitung der Poffe „Der Brautvater" von denselben Autoren hat zahlreiche neue Musik- nummern erhalten, so vor allem ein große«, zweite» Finale * Für das Sonntag, den 24. d M, mittag« 12 Uhr, im Zentraltheater stattfindende einmalige Gastspiel der Tanzschule von Isadora Duncan hat die Leiterin ein durchaus neue«, interessante« Programm zusammengestellt, das in den nächsten Tagen bekannt gegeben wird Der Vor verkauf für diese Matinee beginnt Sonntag, den 17 d M., vormittags 11 Uhr. * Während in Leipzig schon seit längerer Zeit volks tümliche Hochschulkurse gehalten werden, hat sich erst im letzten Eommersemester an hiesiger technischer Hochschule ein Verein gebildet, der diese Ziele auch in Dresden verfolgen will. Im Zusammenwirken mit der Gehestiftung hat er die Vorträge des Instituts und Museums für Meereskunde in Berlin veranstaltet, und jetzt wird ein neuer VortragSkursuS vorbereitet Prof vr Bruck wird von Freitag, den 15 Februar ab in der Technischen Hochschule (Saal 77) fünf Vorträge mit Lichtbildern „Einführung in das heutige Kunstgewerbe und die Entwickelung unserer deutschen Kunst" hatten Der Eintrittspreis beträgt 1 M für sämtliche Vorträge Ein trittskarten (nur für männliche Erwachsene) sind erhältlich in der Kanzlei der Gehrftiftung, Kleine Brüdergaffe 21,1, während der GeschäftSstunden MLinigfottige». Dresden, 12. Februar. * Ihre Majestät die Königin-Witwe besuchte heute die Galerie Ernst Arnold und besichtigte mit lebhaftem Interesse die daselbst ausgestellten Kollektionen von Prof Ludwig v Hof mann, Prof. Otto Strützrl, William Strang, Prof August Hudler, Berta Schrader und die Gemälde von I G Mohr. * Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde hat dem Schloffermeister Johann Ferdinand Rotte in Dresden, sowie den Inhabern der Firma Mar Erler, Pelzwarenkonfektion und Rauchwarengeschäft in Leipzig, Johanna Marie verw Erler und Hugo Erler in Lcrpng, da« Prädikat Hoflieferant Ihrer König! Hoheit der Prinzessin Mathilde von Sachsen verliehen ' Auf Veranlassung der „Vereinigung von Lehrern an städtischen höheren Schulen Dresdens" und der Schulgrupp« im „Vertin für vaterländische Festspiele Dresdens" sprach gestern in der Aula der Kreuzschutt vor einem Kreise berufener Schul männer, insbesondere der höheren Schulanstalten, Hr. Oberturn lehrer Fritz Eckardt über „Die neueren Bestrebungen auf dem Gebiete der körperlichen Erziehung in Dresden" Dem Vorträge wohnte Se. Exz der Hr Staat«mmister v Schlieben bei Jn neuerer Zeit seien erfreulicherweise, führte der Redner aus, die Bestrebungen auf dem Gebiete der Körperpflege in der Schutt mehr in den Vordergrund getreten als früher, wo man auf die Geistesbildung allzugroßen Wert legte. Ärztekreise, Elternhaus, wissenschaftliche Lehrer gingen mit den Fach lehrern Hand in Hand, aber noch ser daS Ziel nicht völlig erreicht worden Der Redner bezeichnete e« al« seine Auf gabe, um vor allen Dingen die Lehrer der höheren und Mittelschulen für die Sache zu gewinnen, einen Überblick über die genannten Bestrebungen, insbesondere in Dresden zu geben Die Reformvorschläge teilten sich in zwei Gruppen: Erstens die Bestrebungen de« Turnen« in der Schutt Er berührte zunächst den Unterschied zwischen deutscher und schwedischer Gymnastik, sprach sich hierbei für eine Verbindung beider Systeme au» und stellte dann al» Forderung da» 10-Minuten- Turnen in den Schulen, ferner forderte er eine gründliche Revision de« MLdchenturnen« Weitere Forderungen waren Betonung dc« volkstümlichen Turnen«, darunter der Bewegungs spiele Er machte ferner Vorschläge über die Lage, Zahl der Turnstunden, Ausbildung und Auswahl des Lehrermaterial« Um da« Ansehen der Leibesübungen zu heben, sollten auch die wissenschaftlich gebildeten Lehrer Turnunterricht geben, wenn auch der eigentliche Fachlehrer nicht entbehrt werden könne. Andere Forderungen auf dem Gebiete der körperlichen Er ziehung im Interesse der Erhöhung der Wehrkraft seien Schul märsche, Distanzschätzungen, Einfluß der Turnzensuren auf da« Freiwilligen Zeugnis, ferner Forderungen hygienischer Natur, Nacktturnen, die Berücksichtigung der Schularmraze, der Abstinenz- frage, Bade- und Waschangelegenheiten Die zweite Gruppe der Bestrebungen find die Leibesübungen neben dem Turnen Hierher gehören Schwimmen, Spielen,Fechten, Rudern,Wintersport, Wandern Ter Redner verbreitete sich hier über die Zwecke und Bestrebungen des Verein« für vaterländische Festspiele, die Beteiligung an diesen und die hierbei erzielten Erfolge auf Geist, Körper und Willenskraft der Schüler. Die Leitung dieser Spiele müsse den Lehrern übertragen werden Alle Lehrer aber forderte der Redner auf, diese Bestrebungen zu unterstützen, denn die Wertschätzung der Körperpflege hänge besonder» davon ab, wie sich die Elite de» Geiste» dazu stelle Hinsichtlich der Be teiligung an dem Festspiele bezeichnete Redner die volle Frei- willrgkeit als schädlich Jn Dresden habe man daher den so genannten halben Spielzwang eingeführt, der sich bewährt habe. Sehr warm trat der Hr Redner für die in den Ferien zu unternehmenden Frrienreisen ein, besonders nach dem Dresdner System, daS Maffenwanderungen vermeidet DaS nationale Moment in der Jugenderziehung werde in Zukunft immer mehr betont werden müssen, aber eine nationale Erziehung sei nicht möglich ohne körperliche Erziehung Der Vortrag fand leb haften Beifall und rief eine lebhafte Aussprache der anwesen den Pädagogen und des ebenfalls anwesenden Arzte» vr Wagner-Hohenlodbcse hervor. Im allgemeinen erklärte man sich mit den Ausführungen und Anregungen des Hrn Redner» einverstanden, nur wurden gegen das 10 Minuten-Turnen m den sogenannten großen Pausen verschiedene Bedenken^laut. U a sprach sich hiergegen auch Hr Rektor Lberstudienra: Pros, vr Stürenburq au» * Im Verein für Erdkunde hielt am 8. d. M Hr. vr. I. Schubert, Professor an der Forstakademie Ebers walde und Direktor der meteorologischen Abteilung de» foist- lichen Versuchewesen» in Preußen, einen Vortrag über den „Wasserhaushalt an der Erdoberfläche". Redner ging von der Schwierigkeit au«, welche die starke Veränderlichkeit der Vorgänge, in denen sich der Kreislauf des Wasser» vollzieht, der Auffindung geücherter übersichtlicher Resultate bereuet, und stellte daher ein möglichst einfache» Schema zur Übersicht der Erscheinungen auf. Er denkt sich auf einem durch eine ge schloffene Kurve umgrenzten Teile der Erde eine senkrechte Säule errichtet, die nach oben bi» zur oberen Grenze der Atmosphäre, nach unten so weit al» Wafferumsatz stattfindet, reicht. Der durch den Mantel eintretende Tampszufluß ist gleich dem Niederschlag innerhalb der Säule weniger der Verdunstung, vermehrt um die Zunahme der Luftfeuchtigkeit Ter Überschuß de« Niederschlag« über die Verdunstung ist gleich dem Abfluß, vermehrt um die Zunahme der Bodenfeuchtigkeit Bei Jahres weiten au« langen Zeiträumen kann von der Vermehrung der Luft» oder Bodenfeuchtigkeit abgesehen werden, und e« bleibt daß vereinfachte Schema: Dampfzufuhr -- Niederschlag weniger Verdunstung — Abfluß. Auf Grund desselben besprach Vor tragender die einzelnen meteorologischen Vorgänge Die Hauptquelle der Niederschläge sind aufsteigende Lufströme, daher die Zunahme de« Niederschlag« mit der Bodenerhebung (in Mittel- und Norddeutschland etwa 5 bi« 10 cm auf 100 m. Die See fördert die Niederschläge durch die Lieferung de« Wafferdampfe«, wie dies Vortragender an der Reaenkarte von Deutschland nachwies Wälder bewirken auch nach den bisher gefundenen oberen Grenzweiten nur eine geringe, einige Prozente bettagrnde Vergrößerung der Nieder schlagsmenge Trockenheit wird durch Hochdruck-, starker Nieder schlag durch Tiefvruckgebirte bedingt Für die Verdunstung an der Erdoberfläche, die bisher noch nicht rxakt hat aemeflen werden können, lassen sich einzelne Resultate im Anschluß an die NiedrrschlagSmrssunz gewinnen durch Untersuchung der Bodenfeuchtigkeit Indirekt ergibt sich die Verdunstuna al« Differenz zwischen Niederschlag und Abfluß Langjährige Messungen de« Sickerwaffer« in England haben ergeben, daß die Verdunstung im großen Durchschnitt die Hälfte dc« Nieder schlag« betrug Der Wasserdampfgehalt der Lust nimmt bei wachsender Höhe ab; al« seine obere Grenze nimmt man die Höhe von 2300 m an Hr Prof Schubert besprach weiter die Stärke de« Dampsstrom«, die Menge de« Wasser«, das er mit sich führt, und schließlich den Kreislauf der Wärmeenergie Diesem Überblick über den Inhalt de« Vortrag« fügen wir folgende für weitere Kreise interessante Einzelangaben hinzu Für die ganze Erde beträgt die Abflußmenae der Ströme nach Brückner und Fritzsche 26 cm für die Landflache oder 8 cm für die Ozeane Die Verdunstung auf den Lardflachen beträgt 61 cm, der Niederschlag aber 87 cm. Hierber find die abflußlosen Gebiete, bei denen Niederschlag wie Ver dunstung 33 cm betragen, nicht milgerechnet Für Mittel europa hat Keller die Werte genauer berechnet. Im Durchschnitt der 40 Jahre von 1851 bi« 1890 war der Niederschlag jährlich 71,4, die Verdunstung 44,6, der Abfluß 26,8 cm Im Durchschnitt verdunste» »ach Peack
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