Suche löschen...
Dresdner Journal : 01.04.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190504013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050401
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-04
- Tag 1905-04-01
-
Monat
1905-04
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Journal : 01.04.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Fez für Frankreich Vorzugsrechte begründet werden zum Schaden de» Grundsätze» von der „offenen Tür". Eine britische Unterstüdung der wirtschaft lichen Beschlagnahme Marokko» durch eine ein zelne Macht ist nicht so sicher zu erwarten, wie der „Temp»" angekündigt hat. Die Ver pflichtungen Englands au» dem Aprilvertrage beschränken sich darauf, dem französischen Vor gehen keine Schwierigkeiten zu bereiten, allen falls, wenn solche von anderer Seite auSgehen, am Sultan-Hofe in Fez den Franzosen diplomatischen Beistand zu leihen Mit Rücksicht auf die Stimmung der englischen Handelskreise aber, die in der deut schen Politik der offenen Tür eine Förderung ihrer eigenen Wünsche erblicken, wird das Londoner Kabinett genau prüfen, wie weit eS in Marokko für Frankreich eintreten kann, ohne sich im eigenen Lande den Vorwurf der Begünstigung einer fremden Au»- schließungSpolitik zuzuziehen. ES entbehrt nicht eine- gewissen Reize-, daß die französische Politik die „offene Tür", die sie früher oder später in Marokko versperren will, an einem anderen Punkte der afrikanischen Küste zu verteidigen hat, und zwar gerade gegen Großbritannien Der Wert von Dschi buti wird in Frage gestellt, wenn eS nicht gelingt, diesen Hafen zum Stapelplatze des abessinischen Handels zu machen. Daher der Eifer der fran zösischen Presse, die Vorzüge Dschibuti- al- „Frei hafen" anzupreisen, daher auch die Bereitwilligkeit der französischen Behörden, der deutschen Gesandtschaft nach Abessinien freie, angenehme Durchreise durch ihr Gebiet zu gewähren. Und derselbe „TempS", der gegen die Zukunft der deutschen Handelsfreiheit in Marokko mit so wahrheitswidrigen Einwänden zu Felde zieht, ergeht sich in beweglichen Klagen über die Gefährdung der wirtschaftlichen Gleich berechtigung Frankreichs in Abessinien, die er durch Übelwollen des Kaisers Menelik, durch die Schwach Willigkeit der Vertretung in Adis Abeba, vor allem aber durch England und Italien bedroht sieht. „Als vor acht Jahren zum erstenmal unser Gesandter nach Äthiopien kam, hatten wir dort eine Vorzugsstellung, Menelik überhäufte uns mit Beweisen seiner Sym pathie. Heute müssen wir frühere Zugeständnisse verteidigen, und aller Einfluß gehört den Vertretern Englands und Italiens." Gerade jetzt ist als ein neuer Partner das Deutsche Reich in das Spiel der internationalen Politik in Abessinien eingetreten und eS war wohl kein kluger Schachzug, den deutschen Handel, den man dort als Beistand und Bundes genossen gewinnen konnte, durch eine eng herzige Sperrpolitik in Marokko zu verstimmen. Um so weniger, als die Franzosen ohnehin Grund haben, das enge Einvernehmen, das in afrika nischen Fragen zwischen England und Italien sich ausbildet, nicht als das wünschenswerte Ergebnis zu betrachten, das Hrn. Delcass« bei der Anbahnung des französisch-italienischen Einvernehmens im Mittel meer vorschwebte. In einem römischen Briefe des „TempS" wird die letzte Abmachung Italiens mit Großbritannien über ihre beiderseitige Politik an der Somaliküste als eine Überraschung behandelt und zum Schluß darauf hingewiesen, daß, wenn auch die Interessengemeinschaft zwischen Rom und London in jenen Gegenden nicht gerade gegen Frankreich ge richtet sei, doch diese neue Wendung angesichts der auf dem Spiele stehenden widerstreitenden Interessen die größte Aufmerksamkeit der Pariser Diplomatie in Anspruch nehmen müsse. Vielleicht hängt eS auch mit den wachsenden Schwierigkeiten des französischen Ausdehnungsdrangs in Afrika zusammen, wenn für die fernere Behandlung seiner asiatischen Schutz gebiete mehr und mehr Selbstbeschränkung, ja Ent sagung gepredigt wird. Gaston d'Oumergue, der ehemalige Kolonialminister, wandte sich kürzlich in einem Leitartikel des „Matin" gegen die besonders von dem Kolonialpolitiker des „TempS" verfochtene Anschauung, die Verteidigung Indochinas sei vor allem eine Flottenfrage. Hr. d'Oumergue verlangt statt dieses militärischen Vorgehens eine freiwillige Anpassung der französischen Verwaltung an die Lebensbedingungen und die Gebräuche der Ein geborenen, eine freundnachbarliche Haltung gegenüber dem chinesischen Reiche und vor allem gegenüber Japan. Auch spricht sich der ehemalige Minister gegen jeden weiteren Landerwerb Frankreichs in Ostasien aus. Er zieht damit eine sehr verständige Lehre aus den Erfolgen Japans und den russischen Nieder lagen. Ncsidenztheater. — Am 31. vM: „Der Wahr heitsmund" (Looc» äoU» verttä). Operette in drei Akten von Heinrich Platzbecker. Text von Adele Osterloh und dem Komponisten Am gestrigen Abend erlebte die Platzbeckersche Operette ihre 25. hiesige Aufführung. Es ist schon gelegentlich der ersten Wiederaufführung nach ihrer Neueinstudierung erneut auf die sieghafte Kraft des Werkes hingewiesen worden. Bereitet schon die Handlung dem Zuschauer ungetrübten Genuß, weil sie im Gegensatz zu den meisten unserer modernen Operetten eine sinnvolle Schilderung darbietet, nichtsdestoweniger aber alle Anforderungen eines OperettentexteS in bezug auf Humor und graziöse Be handlung des Stoffe» erfüllt, so steigert die Musik diesen Genuß noch wesentlich durch den Reichtum an Melodie, von dem sie erfüllt ist, durch die vornehme Faktur, die sie hat, durch die sorgfältige thematische Arbeit, die in ihr hervortritt, die feine Orchestrierung, die man an ihr wahrnimmt. Ohne lokalpatriotischer Neigungen geziehen zu werden, darf man von unserem Heinrich Platzbecker und in Gemeinschaft mit ihm natürlich von unserem Rudolf Dellinger sagen, daß diese beiden Tondichter heute zu den vornehmsten ihrer Sonderart zählen, deren künf tige Arbeiten zweifellos ebenso Weltruf erlangen werden wie ihn die bisherigen erlangt haben. Die gestrige Jubiläumsaufführung des Werkes ver lief in angeregtester Stimmung. Alle Darsteller waren mit sichtlicher Lust bei der Sache und Hr. Kapellmeister Rudolf Dellinger widmete wiederum der Arbeit de» Kollegen seine vollste Hingabe, seine größte Sorgfalt, um so auch zu seinem Teil beizutragen zu einem neuen Erfolge des Komponisten, der diesen wie ihn gleichsehr ehrt g». Haus Christian Andersen. Zu de» Dichter» tOO. Geburtstag Wir Deutsche besitzen in den Kinder- und Hau». Diese Niederlagen haben noch nicht den Punkt erreicht, wo sich die russische Regierung genötigt sehen könnte, mit einem öffentlichen Eingeständniffe ihre- Frieden-bedürfnisse- hervorzutreten An Zeitung-meldungen, die darauf hindeuten, ist gerade in den letzten Tagen kein Mangel gewesen; und selbst wenn man jedr einzelne dementieren könnte, vliebe doch ein gewißer allgemeiner Eindruck übrig, al- ob man in St Petersburg dem Gedanken an einen Friedensschluß nicht mehr so fern stehe, wie noch vor kurzem Als tatsächlich darf man wohl annehmen, daß in der letzten Zeit, war vorher nie geschehen ist, eine amtliche Prüfung der allgemeinen Kriegslage des russischen Heeres und mittelbar also auch der Friedensfrage stattgefunden hat oder noch stattfindet. DaS gerade in militärischen Dingen gut unterrichtete „Echo de Paris" könnte mit seiner An gabe recht behalten, wonach die von uns bereit» in der vorigen Übersicht angekündigte Untersuchungs kommission unter dem Vorsitze des Großfürsten NikolauS ihren Bericht erst um den 10. April herum erstatten werde. Inzwischen haben die Japaner vielleicht Ge legenheit, das Schicksal der mandschurischen Feld armee unter General Linewitsch endgültig zu ent scheiden. ES könnten also um die Mitte April mancherlei Umstände sich vereinigen, um für Rußland die Entscheidung darüber, ob der Krieg fortgesetzt werden soll, brennend zu machen. Schon bis zu diesem Zeilpunkte aber ruht für die Diplomatie die Friedensfrage wohl insofern nicht ganz, als ohne Zweifel, wenn auch nicht unter amtlicher Beteiligung der Krieg führenden, eine Aufklärungsarbeit ausgeführt wird in der Absicht, möglichst wahrheitsgemäß zu er mitteln, welche Bedingungen für den Friedensschluß Japan aufstellen und Rußland annehmen würde. ES scheint, als wirkten bei diesen Sondierungen amerikanische und französische Diplomaten in unver bindlicher Weise mit; es mögen sich auch Vertreter anderer Mächte gelegentlich um die Feststellung einzelner, bisher ungewisser Punkte bemühen, amtlich aber steht die Angelegenheit noch immer so, daß Rußland wie Japan jederzeit ohne diplomatische Not lüge erklären können, sie hätten nicht einen einzigen Schritt zur Herbeiführung des Friedens getan. Bemerkenswert bleibt indessen immerhin, daß die „St. Petersburger Telegraphen-Agentur", die mit dem russischen Ministerium des Äußern in Ver bindung steht, ohne Einschränkung von einer Hin neigung zum Frieden gesprochen hat. Endlich wollen wir in diesem Zusammenhänge auch nicht unerwähnt lassen, daß, wenngleich vorsichtig und verschämt, aus Zweibund-Kreisen der Gedanke heraustritt, den russisch-japanischen Krieg durch einen in Paris ab zuhaltenden Friedenskongreß zu beendigen. Über den Zustand auf der Balkanhalbinsel, soweit er insbesondere durch die macedonischen Angelegenheiten bestimmt wird, hat sich im englischen Oberhause der Minister des Äußern, Lord LanS- downe, in bemerkenswerter Weise geäußert. Jeden falls sind diese Erklärungen wichtiger als alle in der FrühjahrSzeit bekanntlich so beliebten Prophe zeiungen über die friedensgefährliche Zuspitzung der Lage in Macedonien. Was die rein britischen Wünsche anbetrifft, so geht durch die BemerkungenLansdownes ein gewisser Zug der Enttäuschung Ihr Schwerpunkt liegt darin, daß der britische Minister, ungeachtet der Hindernisse, die sich für die Verwirklichung gerade des englischen Gedankens für die Neuordnung der Dinge in den macedonischen Vilajets ergeben, doch abermals bekundet, England werde keine Sonder politik treiben. Im großen und ganzen ist auch der jüngsten Darlegung des Leiters der britischen Politik zu entnehmen, daß sich gegen früher eine Annäherung Englands an die in Sachen des euro päischen Orients ruhig abwartende Haltung Deutsch lands vollzogen hat. Diese Annäherung zeigte sich bereits in den ohne jede Verabredung nahezu gleich lautenden Ratschlägen, die Fürst Ferdinand von Bulgarien bei seinen Besuchen in Berlin und Lon don empfangen hat und die, wie die neuesten Be fehle und Maßregeln der bulgarischen Regierung gegen das makedonische Bandenunwesen beweisen, ihren Eindruck in Sofia nicht verfehlt haben. Die Schwierigkeiten, die mit der Erfüllung der politischen Wünsche der christlichen Völker Südosteuropas ver knüpft sind, treten eben jetzt in Kreta den vier Schutzmächten des neuen Regiments auf der MinoSinsel deutlich entgegen. Sehr gegen ihren Willen sehen sich England und Frankreich, Rußland und Italien genötigt, gegen ihre kretensischen Schütz linge militärische Gewalt aufzubieten Der russisch - j»piuische Krieg. Die FriedenSgerüchte. Pari», 31 März Der „Agence Hava»" zufolge ist di« Nachricht eine» englischen Blatte«, der japanische Gesandte in Pari» vr Motono habe in der letzten Zeit mit dem Minister de« Auswärtigen Delcaffs be sondere Besprechungen in besten Privatwohnung gehabt, nicht zutreffend. St Petersburg, 31. März. Zu der heutigen Meldung der Londoner „Time«", Rußland und Japan hätten Roosevelt zum Vermittler gewählt, die Ver handlungen seien bereit« im Gange und man könne bald die Einstellung der Feindseligkeiten erwarten, bemerkt die St. Petersburger Telegraphen-Agentur: Hier ist nicht« darüber bekannt. Washington, 31. März. Von zuständiger Stelle wird die „Time«"-Meldung daß Präsident Roosevelt von Rußland und Japan al» Vermittler erwählt sei, für unbegründet erklärt Vie Unruhen in Naßland. Dementierung der Nachricht über ein Komplott. St Petersburg, 31. März Amtlich wird mitge teilt: Die Nachrichten von der Entdeckung eine» Komplott« gegen den Großfürsten Wladimn, gegen Trepow und Bulygin find absolut unrichtig. In Wirk lichkeit sind in der letzten Zeit mehrere Personen, die unter dem Verdacht stehen, revolutionäre Anarchisten der Tat zu sein, verhaftet worden. — (Petersburger Telegraphen-Agentur) Laut Mit teilung der Kanzlei des Generalgouverneurs Trepow entbehrt die auswärts verbreitete Meldung, wonach gestern gegen General Trepow ein Attentat verübt worden sein soll, der Begründung. Offenbar ist die falsche Mel dung auf den Vorfall von gestern abend zurückzuführen, wo ein Individuum in Dienstmannstracht an der Ecke der großen MorSkaja und der Postgaste Revolverschüste auf einen Geheimpolizisten abgab. Geplante Kirchenreformen. St. Petersburg, 31. März. Am 22 d. M. sollte im Ministerkomitee die Besprechung der Reformen der orthodoxen Kirche stattfinden. Auf Wunsch des Präsidenten des Ministerkomitees stellte der Metropolit Antonius ein Reformprojekt nach den Wünschen der Geistlichkeit auf. Danach sollte die Kirche die Ver waltungsform de» 16 und 17. Jahrhunderts wieder an nehmen. Der Prokurator des heiligen Synods war mit dem Entwürfe nicht einverstanden und bat den Kaiser, die Beratung der Reformfrage im Ministerkomitee zu untersagen, da die Frage ausschließlich zur Kompetenz des Synods gehöre. Der Bitte wurde entsprochen und die Frage dem Synod überwiesen. Pobjedoneszew er klärte darauf alle Reformen für unnütz. Der Synod teilte diese Ansicht aber nicht und erklärte es für uner läßlich, zur Verwaltung der Kirche durch eine Person zurückzukehren, und beschloß, den Kaiser um die Ge- nehmigunazur Einberufung eine« Sobor zu ersuchen, in dem die Wahl eine» Patriarchen vorgenommen werden solle. Tagesgeschichte. Dresden, 1. April. Se. Majestät der König empfing heute mittag die Departementschefs der König!. Hofstaaten zu Vorträgen und nachmittags H2 Uhr wohnte Allerhöchstderselbe mit den Prinzen- Söhnen dem Preisreiten des Dresdner ReitvereinS im Reithause der Gardereiterkaserne bei. Heute nachmittag A6 Uhr wird Se. Majestät der König in Gegenwart des StaatSministerS der aus wärtigen Angelegenheiten Hrn. v. Metzsch, Exzellenz, den Königl. Italienischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen Lanza und nach diesem den Königl. Spanischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister vr. Ruata y Sichar, Exzellenz, behufs Entgegennahme ihrer neuen Beglaubigungsschreiben in feierlicher Audienz empfangen. In der Begleitung der Herren Gesandten befinden sich der Königl. Italienische Legationssekretär Orsini Baroni und der Königl. Spanische Botschaftsrat Juan du Bose. Zu diesen Empfängen tritt vor den Gemächern Sr. Majestät der Königs in der ersten Etage des Schlosses eine Paradewache deS Königl. Gardereiterregiments auf, die den Herren Gesandten die militärischen Ehren erweisen wird. Nach den Audienzen findet bei Sr. Majestät im Spiegelsaale Tafel statt, zu der an die genannten Herren Gesandten und deren Begleiter, sowie an den Hrn. StaatSminister v. Metzsch, Exzellenz, Einladung«« ergangen sind. An dieser Tafel wird auch Ihre König!. Hobest die Prinzessin Mathilde teilnehmen. Demtsches «eich. Berlin. Au« Tanger wird berichtet: Die „Ham burg" mit Sr Majestät dem Kaiser an Bord und der Kreuzer „Friedrich Karl" trafen gestern vormittag um 8 Uhr auf der Reede von Langer ein, da« in der Morgensonne sehr malerisch dalag; da« Bild der von der Zitadelle überragten weißen Hausergruppen, die eine alte Mauer umschließt, war von eigenartiger Schönheit Di« sehr stark bewegte See machte die Landungsverhältmsse schwierig Der deutsche Geschäft«träger v Kühlmann mit den Herren der Gesandtschaft kam an Bord der „Ham burg" und wurde vom Kaiser empfangen. Einige auf der Reede ankernde französische Kreuzer feuerten Salut Sie hatten über die Toppen geflaggt; die Mannschaften standen in Parade Die alten Strandbatterien von Tanger salutierten gleichfalls. Der „Friedrich Karl" er widerte die Salutschüsse. Zahlreiche Ruderboote, von Mauren in bunt leuchtenden Gewändern bedient, um kreisten die „Hamburg". Der Kommandant der fran zösischen Kriegsschiffe kam an Bord und meldete sich beim Kaiser, Allerhöchstwelcher kurz nach 11 Uhr mit dem Gefolge an Land ging. Der Kaiser trug die Uni form des 1. Garderegiments. An Land empfing den Kaiser unter Salut der Großoheim des Sultans Scheich Mulai Abd-el-Malek, der von drei hohen mauri schen Würdenträgern begleitet war. Nach der Begrüßung bestieg der Kaster mit dem Gefolge bereit gehaltene Araberpferde und ritt in die Stadt ein unter ungeheurem Jubel der Bevölkerung, der Mauren, Kabylen und Neger Die Landungsstelle und die ganze Stadt war phantastisch, reich und bunt geschmückt. Die Kolonien, besonders die deutsche, englische und spanische hatten großartige Ehren pforten vor den Gesandtschaften errichtet. Der Kaiser, Der von einer Kavallerieeskorte geleitet wurde, begab Sich unter fortgesetzten Ovationen zur Deutschen Ge sandtschaft, wo die deutsche Kolonie und die Damen der europäischen Welt versammelt waren und Erfrischungen gereicht wurden. Als der Kaiserliche Zug auf dem Sokko-Platze eingetroffen war, veranstalteten die Eingeborenen eine Fantasia, wobei sie ihre Gewehre zu Ehren des Hohen GasteS abfeuerten, während die Musik des Sultans einen Marsch spielte, überall auf dem ganzen Wege wurden Sr. Majestät von den Eingeborenen und Fremden, namentlich auch von der spanischen Kolonie, sehr herzliche Ovationen und begeisterte Begrüßungen zuteil. In der Deutschen Gesandtschaft empfing der Kaiser einzeln die Gesandten und Geschäfts träger, darunter die Gesandten von Großbritannien, Spanien und Italien; sodann wurden Sr. Majestät die arabischen Notabel«, unter ihnm El-Menebhi und die Mitglieder der Deutschen Kolonie vorgestellt. Der Kaiser begab Sich darauf in die Wohnung des Deutschen Ge schäftsträgers, wo Er ein neues Gespräch mit dem Ver treter des Sultans Abd-el-Malek hatte. Se. Majestät hatte auch eine längere Unterredung mit dem spanischen Gesandten. Danach wurde Sr. Majestät noch eine Reihe anderer Persönlichkeiten vorgestellt, darunter Kapitän Fournier, Jnstruktionsoffizier der Truppen in Tanger, mit dem Sich der Kaiser längere Zeit in herz licher Weise unterhielt. Um H2 Uhr verließ Se. Majestät der Kaiser die Deutsche Gesandtschaft wieder und begab Sich nach dem Landungsplätze zurück. Hier überreichte Abd-el Malek dem Kaiser die ihm vom Sultan gewidmeten Geschenke. Um 2 Uhr kehrte Se. Majestät an Bord der „Hamburg" zurück, oie darauf nach Gibraltar in See ging Die Ankunft daselbst erfolgte abends um 6 Uhr Als die „Hamburg" in den Hafen kam, hißte die Flotte die deutsche Flagge und feuerte den Königssalut. Bald darauf gab auch die Landbatterie den Salut ab. Die Schiffe hatten über den Toppen geflaggt. Der Kreuzer „Friedrich Karl" erwiderte den Salut. Der Gouverneur begab sich sogleich an Bord der „Hamburg", um den Kaiser zu bewillkommnen. Um U8 Uhr abends begab Sich der Monarch an Land, um das Diner beim Gouverneur einzunehmen. Der Kreuzer „Friedrich Karl" legte an der Admiralitätsmole an. — AuS Taormina wird berichtet: Ihre Majestät die Kaiserin und die Prinzen Eitel Friedrich und Oskar von Preußen unternahmen gestern einen Aus flug auf den Berg Ziretti und begaben Sich danach zu Wagen nach dem Schluß Calatabiano. — Die „Nordd. Alla. Ztg." schreibt: Se. Majestät der 'Kaiser hat in Lissabon neben Deputationen der deutschen Kolonien von Lissabon und Porto auch eine Deputation der deutschen Glasarbeiter aus Amora empfangen. Diese hatten, obwohl der deutsch-sozialistischen Partei angehörig, bei der Nachricht von dem bevor stehenden Kaiserbesuch spontan beschlossen, eine Deputation zu entsenden und Sr. Majestät dem Kaiser einen silbernen Teller als Huldigungsgeschenk zu überreichen. Als in der diesen Beschluß fassenden Versammlung von einem der Anwesenden Widerspruch erhoben wurde, da Herr Bebel mit einem solchen Geschenk nicht einverstanden sein würde, wurde dem Sprecher von allen Seiten entgegnet, Märchen der Brüder Grimm einen Märchenschatz, mit dem im Herzen wir uns nach einem anderen nicht zu grämen brauchten, wenn die Märchen des dänischen Dichters, dessen Andenken wir morgen erfurchtsvoll be kränzen, epigonisch aus demselben Born des Gefühls und der naiven Heiterkeit des Lebens geströmt wären, wie die Volksmärchen der Brüder Grimm Aber Andersens Märchen sind anderer Art und lassen ihr Licht hell und schön auf mannigfache Seiten des vielge staltigen Lebens fallen, die in unseren deutschen Märchen nicht so sichtbar vor uns stehen. Darum sind sie uns wert wie die eigenen, und darum ist der Meister, der sie schuf, unvergessen Denn der Mensch Kat jedem Genie dankbar zu sein, da« ihm das Innere des Leben« auf schließt und ihn dem Grunde seine« Wesen« näher zu bringen sucht Han« Christian Andersen, mit Thorwaldsen der größte und harmonischste Künstler, den Dänemark erzeugt hat, war al« Dichter und als Mensch eine unendlich be scheidene Natur. Er hat sich unter schwer durchrungenen Mühen sein Leben selbst zimmern müssen und verleugnete auch dann nicht, als er im späten Äannesalter und an der Stufe der Greisenjahre nicht nur von seinem engeren dänischen Vaterlande, sondern von ganz Europa mit Ehren überschüttet wurde, den Schusterssohn aus Odense, der eigentlich nur durch den frühen Tod seine« Vater« davor bewahrt wurde, bei den Leisten zu bleiben. So aber wußte die Mutter in der ersten Not nicht« andere« zu tun, als die Werkstatt ihre« Manne« zu verkaufen und den Jungen auf gut Glück nach Kopenhagen in die Kaufmannslehre zu schicken Da fristete er nun mit allem möglichen Verdienst sein Leben, nicht zum mindesten mit kleinen Gedichten und Erzählungen, die in den Kopenhagener Zeitungen erschienen und kluge Männer auf den jungen Dichter aufmerksam machten. Nun ging e« besser. Der eine dieser wohlmeinenden und wohlhabenden Freund« steckte den jungen Andersen in eine Lateinschule, der andere ermöglichte ihm, ein paar Semester die Universität zu besuchen, und der dritte er wirkte ihm sogar vom König ein Reisestipendium, mit dem der Dichter zunächst nach Paris und dann nach Italien ging. Hier in Rom unter ThorwaldsenS inniger Freundschaft gedieh Andersens erstes größeres Werk, der Roman „Der Improvisator", der ihm den Beifall des gebildeten Dänemark eintrug, obwohl die Kritik, an ihrer Spitze Hermann Heiberg, ziemlich unsanft gegen ihn wetterte und dem Roman vor allem Unbeholfenheit und Unfettigkeit der Form vorwarf. Aber trotzdem war durch diesen Roman der Lebensberuf als Schriftsteller für Andersen entschieden. Weitere Romane, unter ihnen als besonders eindrucksvoll „Nur ein Geiger", und Er zählungen folgten in rascher Folge aufeinander. Auch im Dramatischen versuchte er sich, voch dies ohne großen Beifall, da die zartgefügte dichterische Natur Andersens den festen und konsequenten Anschlag, den das Drama bedarf, nicht zu finden vermochte. Aber mit Jubel wurden seine Märchen willkommen geheißen, die zwischen den Romanen und größeren Erzählungen in den Blättern erschienen, und dann gesammelt das Entzücken aller bildeten. Trotzdem Hötte da« Geschmähe der Gegner nicht auf. Andersen vernahm jedoch nicht allzuviel da von, denn er war bi» zu seinem 60. Lebensjahre meist auf Reisen und nur selten daheim. Dann, als sein Ruhm immer höher stieg, verstummte die Kritik von selbst, und al» er im August 1875, schlicht wie je und hochverehrt, starb, war sich da» germanische Europa darüber einig, einen seiner eigentümlichsten, feinsinnigsten und tiefsten Poeten verloren zu haben. Andersen» Werke sind bald nach seinem Tode in 50 Bänden herausgegeben worden: aber seinen Ruhm und seine Unsterblichkeit machen doch nur die vier Bände au«, die seine Märchen enthalten Selbst da« kleine und wahre „Bilderbuch ohne Bilder", in dem der Mond in die Schwächen der Menschen lugt, tritt hinter der poe tischen Klarheit und der wundervollen Symbolik dieser Märchen zurück. Und gerade die Symbolik ist e«, die Andersens Märchen von den Grimmschen unterscheidet Unsere Grimmschen Märchen sind ost ohne Tendenz, d. h. ohne weise Lehren. Sie geben meist nur eine roman tisch getragene und mit lyrischen Tönen reich vermischte Erzählung, die behagen und wärmen, die das Gemüt anregen und den Abend kürzen soll. Und wenn irgend wo eine Symbolik hervorschimmert, so ist sie immer nur mit so zarten Farben angedeutet, daß das oberflächliche Auge sehr leicht darüber hingleiten kann Bei Andersen ist es damit anders bestellt Er ist der Meister des ten denziösen Märchens; tendenziös natürlich im guten und poetischen Sinne genommen Er hat mit jedem Märchen eine Absicht vor, leuchtet mit jedem eine Stelle unserer Seele ab, um dann allermeistenS mit der Grund these seiner poetischen Weltanschauung, die zugleich bei ihm auch die Weltanschauung seines persönlichen Leben« war, zu schließen, daß kern Mensch über sein Wesen hinaus kann, und das er deshalb auch nie wünschen möge, es zu können. Es gelingt ihm nicht und nimmt ihm nur sein Glück So wird das Gänseblümchen, das sich nach dem Fensterbrett de» Reichen sehnt, schließlich verächtlich auf die Gaffe geworfen, so sind der Gelehrte, der Nachtwächter, der Schreiber und der Student in den „Galoschen de« Glücke«" erst wieder zu- rieden, als sie die Galoschen wieder abgestreist haben Und anderseit«: „es macht nichts, daß man in einem Entenhofe geboren ist, wenn man nur in einem Schwanenci gelegen hat." Aber damit sollte etwa einer Behaglichkeit de« Dasein« keineswegs da« Wort geredet werden, denn im Gegenteil, Persönlichkeit ist auch bei Andersen ein Gut, da« reicher macht al« alle« andere. So rettet sich der Soldat im „Feuerzeug" nur durch seine Kaltblütig keit und Verwegenheit da« Leben, und der kleine Claus wird nicht minder durch seine Schlauheit ein reicher Mann Nur wer da« Ziel, das er erstrebt, nickt nach seinen Kräften abschätzen kann, ist bei Andersen «in toter Mann Diese Tendenz klingt durch alle seine Märchen, aber niemal« so herbe, daß sie verstimmen könnt«, daß B«b«I an Kaiser ander, ttltgn mitte! Kaiser entgeg und ft v. Bi, genden der Ta Wo im irird n gedacht Kürsten emporg strömen zeitigen Bisma, «»gen klare « Wälzung das in sprungs bracht; gangenf Boll-kn des org er es, i hemmen neue Ges rische Tc bau unse schäft sür J> gedanken außen d fremder Dasein, henschas mann ft in die R einzugrei sremdlän der Lcbei kümmert stimmun, zu drei ! nalcn Eil deutsche Macht d> aber lag der Börse Gedanken Deuischla der ihn l Jnterven. «olk al- nationale dem Au- Eitelkeit von Bist desto ents breitung die matei sich die ne Geistes er bleibt, ar - 2 für Ha, hielten g - 2 dürsten di Handel! - 2 des Den Pacht»' in erster nichts alt lande, in Kolonialst diese deut deren Ern und komn äußert si Handclsbe sie einreib äußerst po warten; er und Gefüg halten eine von echt n sie uns ab Naivität d Heiterkeit, Lächeln d« legt sie m offenbaruns Und in Er war eil war und ' zersetzte, l einer festen bildete. E genoffen ei Epoche. " Im fün faltige s Stehr zur schreibt üb« haben schor geringerem Bühnendile doch Stehi jüngst«« R bezwingend, Koneaen" geholfen, v Einzelheiten doch tiefer lärmenden» hätte * Au«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)