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Dresdner Journal : 28.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190611283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19061128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19061128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-28
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 28.11.1906
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durchschlagend Durch die späte Einbringung solle nur die Reichs- tagtberatung eingeschränkt werden. Abg Erzberger (8 ) schließt sich dem Anträge Bassermann auf Absetzung von der Tagesordnung an. Abg. Schwarze-Lippstadt (A.) meint, da« rechtzeitige Fettig- ftellen de« Etat» sei auch möglich, wenn die Redelust im Plenum etwa» gehemmt würde. Die Übersicht wird darauf von der Tagesordnung ab- Bei der Fortsetzung der Beratung de» Gesetzentwurfs betreffend die gewerblichen BerufSveretne führt Aba. Träger (frs Bp.) au», von der Borlage könne man sagen: Spät kommt ihr, doch ihr kommt Dem Grasen PosadowSky könne man aber nicht die Entschuldigung de» Grafen Jsolant einräumen, dem der weite Weg zugute gehalten wurde. (Heiterkeit) AuS den vorsichtigen Ausführungen Trimborn» und Bassermann» habe er immer nur ein entschiedenes Neinl gehört, doch würde er die Ablehnung ohne Kommissionsberatung für einen schweren politischen Fehler halten. WaS die anderen Redner vorgebracht hätten, seien meist dieselben Gründe gewesen, nur nach Temperament oder Fraktionsstellung etwa» schroffer oder milder. Nur ein» könne man al- Ergebnis der bis herigen Debatten annehmeu, daß nämlich die Vorlage einer Kom mission überwiesen werde. (Heiterkeit.) Alle wollten sich Mühe geben, in der Kommission die Vorlage brauchbar zu machen Den BerwaltungSbeamten und der Polizei würde eS nicht schwer fallen, alle mögliche« Schwierigkeiten aus dem Gesetze herauszufinden, um den Vereinen das Leben schwer zu machen Dagegen seien die Wünsche der Gewerkschaften gar nicht berücksichtigt worden und daS Besetz überhaupt völlig ungenügend. Redner kritisiert darauf die einzelnen Bestimmungen der Vorlage. Das Schicksal der Vorlage sei noch nicht entschieden, augenblicklich sei daS Schiff noch aus hoher See. Jedenfalls werde man noch fleißig daran arbeiten müssen. (Beifall link-) Staatssekretär vr. Graf v. PosadowSky-Wehner erklärt: über die Einzelheiten der Vorlage werde man sich in der Kommission zu unierhalten haben Bon einem Übermaß kleinlicher und polizei licher Kontrolle könne keine Rede sein. Der Entwurf verlange einen Schutz für die Minderheit und die Ermöglichung der Kontrolle. Die Mitglieder sollten auch vor der Willkür deS Verein-Vorstand- geschützt werden Freiheit dem Verein, Freiheit aber auch den Mitgliedern im Verein! Die Einreichung bez Einsichtnahme der Mitgliederlisten sei notwendig, denn sonst erhielten die Vereine den Charakter von Geheimbünden (Lachen und Widerspruch bei den Sozialdemokraten), und die wären verboten. Den Arbeitgebern sei eS auch ohne gesetz liche Bestimmungen möglich, in Erfahrung zu bringen, wer von seinen Arbeitern dem bezüglichen Verein angehöre; gegen Spionage gäbe eS keine Sicherung Die Einsichtnahme in die BerrinSbücher und Protokolle sei auS dem so oft als liberal gepriesenen englischen Trabe Union- Gesetz entnommen Redner habe eS schon oft erlebt, daß Gesetzentwürfe bei der Einbringung schwer getadelt wurden, daß aber in ernster, gemeinschaftlicher Arbeit zwischen den Verbündeten Regierungen und der Kommission der Hauptzweck der Vorlage doch erreicht wurde. (Beifall recht-) Abg. Potthoff (frs. Vgg.) meint, die Vorlage sei geeignet, die Beruf-Vereine in Abhängigkeit von einzelnen ihrer Mitglieder zu bringen. Anderseits könnten Vereine, die nicht reine Spezialvereine seien, auf Grund diese- Gesetze- nicht die Rechtsfähigkeit erlangen Diefe Vorlage sei viel weniger ein Mittel zur Sicherheit der Berufs- Vereine alS eine Falle, in der sie ihre Bewegungsfreiheit und Selb- ständigkett aufgeben sollen. Redner hofft, daß auS der Kommission etwa-Brauchbares herauskomme Die Kommission müsse den Begriff der Sozialpolitik nicht so engherzig auffassen, wie der Verfasser deS Entwurfs eS getan habe. (Beifall linkS ) Abg. Korfanty (Pole) meint, die Vorlage atme den bekannten preußischen Geist. Die Kommission müsse den Entwurf von Grund auS ändern Seine Fraktion stehe auf dem Standpunkt, daß auch den Landarbeitern das Koalitionsrecht zuteil werde Abg. Beumer (nl.) erklärt sich als Gegner der Vorlage, deren Beflimmungen auS dem BureaukratiSmuS geboren seien. Ein solches Gesetz habe noch kein einziger Unternehmerverein gewünscht. Der Um schwung deS englischen Unterhauses in der Haltung der Haftung der Trabe Union-, die jetzt ander- gestellt werden sollen in ihrer Haftpflicht al- jeder andere in England, sei daraus zurückzusühren, daß England einen Minister habe, der in kontinentalem Sinne durch und durch Sozialdemokrat sei, nämlich John BurnS. In den vier Tagen der Debatte seien immer nur die Lichtseiten, nicht auch die Schatten seiten der Gewerkschaften hervorgehoben worden. Da erinnere er daran, daß zum Beispiel auf Roter Erde der Streik durch gefälschte Lohnlisten hervorgerusen wurde. Die Führer der Bewegung hätten sich in einer Weise über die eigene Tätigkeit ausgesprochen, die an Frivolität nicht- zu wünschen übrig lasse. Die Arbeitgeber hätten da- größte Interesse daran, gesunde und zufriedene Arbeiter zu haben; und nicht — um in sozialdemokratischer Sprache zu sprechen — au-gemergelte Lohnsklaven. (Sehr gut! bei der Mehrheit) Würde man ein Gesetz nach dem Geschmack der Sozialdemokraten schaffen, so würde da- die staatliche Anerkennung der sozialdemokra tischen Ideen bedeuten. (Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.) Hierauf wird die Vorlage an eine Kommission von 28 Mit gliedern überwiesen. Nächste Sitzung Mittwoch nachmittag 1 Uhr: Nachtrag-etat sür Eüdwestasrika. Schluß >zs Uhr. * * Das neunte Verzeichnis der dem Reichstage zu gegangenen Petitionen ist jetzt erschienen und registriert wiederum die stattliche Anzahl von 646 Petitionen Darunter befinden sich viele, die um Ablehnung der Zigaretten-, Fahrkarten-, Stempel- und Erbschaftssteuer ersuchen, ebenfoviele die Bezug auf den Gesetzentwurf betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung nehmen und eine Anzahl von unvermeidlichen FleischleuerungSabhilsepetttionen Ferner bitten zwei Petenten um baldigen Bau der Eisenbahn Kubub—Keet- manshoop und drei um Aushebung deS Impfzwangs Von den übrigen Petitionen und Vorschlägen dürften nur zwei von Interesse sein, und zwar der Vorschlag eines Engländer- betreffs Herstellung eine- praktischen FünfundzwanzigpfennigstückS und die Petition deS Hrn. Akwa Njasam nja Bonambele in Altona um ein Verbot der Einfuhr von Alkohol nach den Schutzgebieten. KoloikialpolitischeS. * Die „Nordd. Allg Ztg." schreibt: Der vom Amte sus pendierte Bureauvorstand Wistuba verbreitete die Behaup tung, der Geh LegationSrat Seitz habe 1898 und 1899 standesamtliche Erklärungen als vor ihm abgegeben be scheinigt, die tatsächlich vor dem Sekretär Kiem abgegeben worden seien. Die Ermittelungen ergaben, daß sich Seitz der Vorgänge nicht mehr erinnert, jedoch hmzufügt, sollte ein derartiger Fall vorgekommen sein, was er nicht glaube, so könne nur vorge kommen sein, daß ihm eine Todesanzeige eines Weißen münd lich erstattet, der Anzeigende zur Abgabe der formellen Erklärung zu Kiem gesandt worden sei und er das Protokoll später unter zeichnet habe Kiem erklärte, er glaube sich zu erinnern, daß ausnahmsweise während der amtlichen Tätigkeit von Seitz bei etwa drei Sterbefällen eS vorgekommen sei, daß die Protokolle nicht in Seitz', wohl aber in Kiem» Gegenwart dem Dekla ranten vorgelesen worden seien und daß Seitz sie erst später vollzogen habe; er könne aber, selbst wenn ihm standesamtliche Urkunvenbücher au« der in Frage kommenden Zeit 1898 und 1899 vorgelegt würden, keinen Fall bezeichnen, von dem er be haupten könne, daß Seitz bei der unterschriftlichen Vollziehung durch die Deklaranten nicht zugegen gewesen sei Kiem gibt zu, mit Wistuba seinerzeit in Kamerun von der Sache gesprochen zu haben Die „Nordd. Allg Ztg." schließt: Da sich weiteres nicht ermitteln ließ, ist das Einschreiten gegen Seitz mangels eines hinreichend glaubhaft gemachten Verdachts nicht erfolgt und somit das amtliche Ermittlungsverfahren eingestellt worden (W. T. B) Berlin, 28 November. Prin» Joachim Albrecht von Preußen ist gestern abend 9 Uhr 25 Min vom Potsdamer Bahnhof nach Antwerpen abgereist, um sich von dort nach Deutsch-Südwestafrika zu begeben. Bei der Abreise waren zugegen seine Brüder die Prinzen Friedrich Heinrich und Friedrrch Wilhelm von Preußen sowie eine größere Anzahl von Offizieren. ÄASlkAd. (Drahtnachrichten.) Von der österreichischen Wahlreform. (W. T. B.) Wien, 27. November. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetmhause» wurde die Debatte über Z 42 der Wakl- reformvorlage fortgesetzt und nach den AuSfühmngen des Abg Nitsche, deS Generalredners für den Antrag Pergelt, geschlossen Hierauf folgten tatsächliche Berichtigungen. In einer solchen erhob der Abg. Graf Sternberg gegen den frühzeitigen Schluß der Debatte Einspruch und bemerkte unter Ausfällen gegen die Krone, die Zeit werde kommen, wo auch die Armee gegen die Hofburg ziehen werde. Dem Redner wurde schließlich das Wort entzogen. Der Abg. HolanSky legte gegen die Ein mischung der Krone in die Rechte der Gesetzgebung Ver wahrung ein; ihm wurde gleichfalls das Wort entzogen. Hierauf sprach nochmals Graf Sternberg; er protestierte gegen die Einberufung der Delegationen auf einen Sonntag, weil dadurch die Gefühle von Millionen Christen verletzt würden Dem Abgeordneten wurde abermals das Wort entzogen. Darauf folgten die Schlußworte deS Berichterstatters der Minderheit. Das Hau« lehnte in namentlicher Abstimmung mit 233 gegen 68 Stimmen einen Minoritätsantrag Setzreiner auf Schutz der Wahlkreiseinteilung durch Zweidrittelmajorität ab und nahm den ß 42 gemäß den Ausschußanträgen an. Auch ein Minoritätsantrag Pergelt betreffend die gesetzliche Festlegung der deutschen Delegationsmandate auS Böhmen und Mähren wurde in namentlicher Abstimmung mit 187 gegen 111 Stimmen abgelehnt. DaS Haus begann dann mit der Verhandlung der Wahlkreiseinteilung in Böhmen, Mähren und Schlesien. Die Verhandlung wurde darauf abgebrochen und die Regierung unterbreitete ein siebenmonatliche» Budget provisorium. Nächste Sitzung morgen. Zur Lage in Spanien. (W. T. B) Madrid, 27. November Von verschiedenen Ministern werden die Gerüchte von einer Kabinettskrise, die gestern hier umliefen, als unbegründet bezeichnet und erklärt, daß unter den Mitgliedern der Regierung bezüglich des bei den parlamentarischen Debatten zu beobachtenden Vorgehens völliger Einvernehmen herrsche. Zur Lage in Rußland. (Meldungen der St. Petersburger Telegraphen-Agentur.) (Boss. Ztg.) St. Petersburg, 27. November. Gerücht weise verlautet, der Minister des kaiserlichen Hofe«, Fredericks, werde von seinem Amte zurücktreten. Als sein Nachfolger wird Fürst Obolenski genannt. (Berl. Lokalanz) St Petersburg, 27. November. In dem in ZarSkoje Selo stationierten Gardeschützenbataillon brach unter den Mannschaften der 1., 3. und 4 Kompanie eine Gärung ökonomischen Charakter« aus Von St Petersburg wurde zuverlässige« Militär, darunter auch Mattosen, ab kommandiert, die seit einigen Tagen dort Wache halten Moskau, 27. November. DaS Moskauer Komitee der Partei der friedlichen Erneuerung erhielt die Mitteilung, daß in allen Städten OsttußlandS Komitee« dieser Partei organi siert werden und in vielen Städten sich die Juden von der Kadettenpartei abwenden und der Partei der friedlichen Er- Neuerung anschließen. Von den russischen Revolutionären. (Meldungen der St. Petersburger Telegraphenagentur) Moskau, 27. November. Gestern abend fand in dem von dem früheren Deputierten der Reichsduma für da« Gouverne ment Charkow, namen« Jvanitzkv, bewohnten Zimmer des Hotel« Amerika eine Haussuchung statt, nach der Jvanitzky ver haftet und ins Gefängnis übergeführt wurde. AuS Uman (Gouvernement Kiew) wird gemeldet, daß die sozialistischen Revolutionäre an wohlhabende Einwohner Briefe senden, in denen sie große Geldspenden verlangen Ein Rechts anwalt wurde aufgesordert, 1000 Rubel zu spenden. Wladimir, 27. November Heute entflohen 35 Ge fangene, darunter neun schwere Verbrecher, aus dem hiesigen Gefängnis, nachdem sie den Direktor, zwei von dessen Gehilfen und alle Aufseher gebunden hatten. Die Flüchtlinge nahmen 22 Revolver mit Patronen und drei Säbel mit sich, zer schnitten die Telephondrähte und erbrachen das Magazin, au« dem sie Zivilanzüge entwendeten In der Wohnung de« Direktor» raubten sie, nachdem sie dessen Familienangehörige geknebelt hatten, Wertgegenstände Ein Aufseher wurde ver wundet Sieben Flüchtlinge wurden zehn Werst von der Stadt entfernt wieder ergriffen. Ein Flüchtling wurde in der Stadt selbst verhaftet. Die Kongoangelegenheit. (W. T. B) Brüssel, 27. November. In der heutigen Sitzung der Deputierlenkammer erklärte in Beantwortung einer früher ge stellten Anfrage Paul Janson« der Minister des Äußern Baron de Aavereau, die belgische Regierung habe von der englischen Rearerung keine Mitteilung betreffend die Beziehungen zwischen Belgien und dem Kongostaate erhalten Die belgische Regierung werde im Bewußtsein ihrer Rechte und der Rechte des un abhängigen Kongostaat« bei völliger uneingeschränkter Freiheit de« Handeln« der Richtlinie folgen, die ihr die bestehenden Interessen vorschreiben (Sehr gut! recht« und auf den Bänken der Liberalen) Die Kammer vertagte hierauf die Debatte über die Kongoangelegenheit auf morgen Brüssel, 27. November Vor der heutigen Sitzung der Kammer hielten Vie Abgeordneten der Rechten eine Versamm lung ab. Mitglieder der Regierung erläuterten die Lage de« Konaostaat» vom internationalen Standpunkt aus Sie brachten die Ausübung de« Rechte« der Besitzergreifung de« KongostaatS durch Belgien zur Sprache und forderten als vorbereitende Maßregeln die Übernahme de« Freibrief« der Kolonie und die Unterzeichnung de« Nberlassung«vertrag« Einige Mitglieder wiesm darauf hin, daß die bevorstehende Besprechung der Kongoangelegenheit in der Kammer von großer Bedeutung sein werde E« sei nötig', zunächst die SouoeränitätSrechte de« Kongostaat« festzustellen, da die eventuelle zukünftige Souveränität Belgien« nur eine Fortsetzung der Souveränität de« Kongo staat» darstellen werde. Zur Lage auf Cuva. (W T B) Washington, 28. November. Der Fried« auf Cuba ist vollständig wiederhergestellt E» wird amtlich bekanntgegeben, daß eine Kommission, der zwei hervorragende amerikanische Juristen anaehören werden, ernannt werden soll behuf« Revision aller Gesetze betreffend das Eigentumsrecht Die zur Prüfung der Ersatzansprüche anläßlich der jüngsten Unruhen eingesetzte Kommission hat die Höhe der Ansprüche auf weniger als 200000 Pfd. Sterl, geschätzt. Zur Lage in Marotta. (W. T. B.) (Meldung de«ReuterschenBureau».) Tanger, 27.November. Leute de« Anghera-Stamme« richteten heute früh einen Angriff auf da« Haus de« Korrespondenten der „Times", Harri«, da» von Regierungstruppen und Mannschaften Raisuli» verteidigt wurde Die Angreifer mußten sich schließlich unter Verlust von zwei Mann zurückziehen. Auf feiten der Regierungstruppen waren keine Verluste zu verzeichnen. (Meldung der Agence HavaS.) Madrid, 27. November Nach telegraphischer Meldung aus Ferrol sollen auf Anweisung des Kriegsminister» von dort 80 Mann Marine-Infanterie zur Ergänzung der MannschastSbestände schleunigst nach Cadix ab gehen, von wo auS 300 Mann am 15 Dezember nach Marokko erpediert werden. In Cadix wird eine Brigade von 4000 Mann aufgestellt. Toulon, 27. November. Die Division des Admiral» Touchard ist heute nacht ^1 Uhr nach Tanger ausgelaufen. Paris, 27. November. JaurvS kündigt m der „Humanit«" an, daß er beabsichtige, die Regierung zu interpellieren über die Marokkopolitik und über die Gründe, wegen deren sie eine Aktion in Marokko vorbereite, bevor sie dem Parlament die AlgeciraSakte zur Ratifikation vorgelegt habe. Paris, 27. November. Dem heutigen Ministerrate wohnte der Generalgouvemeur von Algerien, Jonnart, bei, der über die Lage in Süd-Oran und über die Maßnahmen, die zur Unterdrückung eventueller Unruhen an der marokkanischen Grenze ergriffen wurden, berichtete. Der Minister des Äußern machte hierauf Mitteilung von dem Stande der Vorverhandlungen zwischen Frankreich und Spanien über die Bildung der Polizei in Marokko und dem Einvernehmen, das hinsichtlich eine« Eingreifen« erzielt worden ist. Bon den persischen Finanzen. (Meldung der St. Petersburger Telegr-Agentur.) Teheran, 27. November. Da« Ministerium brachte im Parlament einen Antrag ein, daß eS unumgänglich notwendig sei, eine nicht große äußere Anleihe abzuschließen Da« Parlament beschloß einstimmig, ohne auswärtige Unterstützung eine Nationalbank auf Aktien zu gründen mit 8 bi« 15 Mill Thomanen Grund kapital unter der Bedingung, daß die Staatseinnahmen der Bank zufließen sollen. Dafür soll diese sich verpflichten, die StaatSauSgaben zu bezahlen, die Schulden zu tilgen und der Regierung mit 7 Proz. verzinsliche Vorschüsse zu geben. In derselben Sitzung wurden für 500000 Thomanen Aktien ge zeichnet, einige Bankier« versprachen große Zeichnungen. Der Wert der Aktien schwankt zwischen 5 und 100 Thomanen Soweit sich bi« jetzt beurteilen läßt, nimmt da« Parlament eine scharf nationalistische Färbung an. Mannigfaltiges. Dresden, 28 November. 1 Gestern starb Hr. Friedrich Theodor v. Zezschwitz auf Deutsch-Baselitz, vormaliger Landesältester des Markgraf tum« Oberlausitz. Mit ihm ist ein hochangesehener Mann dahingeschieden, der im Dienste des Gemeinwohls für seine Heimat wie für den Staat Sachsen mit regem Eifer und ersprießlichem Erfolge gewirkt hat. Im Jahre 1843 sgeboren, studierte er die Rechte in Heidelberg und Leipzig. Nachdem er 1864 nach bestandener Prüfung die Universität verlassen hatte, war er bei den Justizbehörden in Meißen, Großenhain und Dresden tätig, arbeitete sodann im Jahre 1868 beim AppellationSgerichte in Bautzen und bestand im Jahre 1870 die Richterprüfung. Nachdem er bis 1874 im Finanzwesen und von da ab an verschiedenen Amtshauptmannschaften tätig gewesen war, verließ er den Staatsdienst und wurde 1876 zum Landesbestallten des Markgraftum» Oberlausitz und im Jahre 1885 zum Landesältesten erwählt. Seit dem Jahre 1887 gehörte er der Ersten Kammer der Ständeversammlung al» Mitglied an, und zwar seit 1891 als Sekretär, seit 1899 al» Vizepräsident Vor Beginn de» Landtag» 1903/04 legte er infolge Kränklichkeit sein Mandat nieder. Der Verstorbene war Komtur de» Königl. Sächsischen Verdienst- und de« Königl. Sächsischen AlbrechtSorden«. * Die Akademische Buchhandlung A. Dressel hat auch für da« laufende Winterhalbjahr ihr Taschenbuch der Tech nischen Hochschule erscheinen lassen. Da« Titelbild gibt den derzeitigen Rektor Se. Magnifizenz Hrn Geh. Hoftat Prof, vr Drude ungemein lebensvoll wieder. Auf die Chronik folgt da« Abbild der BiSmarcksäule, die unter Mitwirkung der Studentenschaft errichtet ward. Besonder« wertvoll sind die folgenden acht Beiträge, die sich auf Institut und Samm lungen, sowie auf hervorragende Dozenten (teils im Ruhe stände, teils verstorben) beziehen und die dadurch an Be deutung gewinnen, daß sie teils von den Vorständen oder ihren Assistenten verfaßt sind und daß ihnen Abbildungen bei ¬ gegeben wurden, die eine vorzügliche Anschauung vermitteln So werden der Reihe nach geschildert: dos neue Laboratorium für Elektrochemie und physikalische Chemie, das Elektrotechnische Institut mit seinen vielfach grundlegenden Einrichtungen, die einzig dastehende, besonder« auch sür da« Studium der Zeit Auaust deS Starken lehrreiche Sammlung für Baukunst, da» umfassende ElekrizitätSwerk der Neubauten, da» auch geschicht lich hervorragende Institut für Telegraphie und Signalwesen Hieran schließen sich die sympathisch geschriebenen Aufsätze, die den Verdiensten der im Ruhestand lebenden Herren Geh. Hof rat Prof. vr. Fuhrmann und Geh Rat Prof. vr. Toepler ge- recht werden Der letztere Aufsatz von A Witting ist mit
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