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—"" "" "" Dresdner M IMrnal. TLoniglieh Sächstsch-V Staatsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien «vd der Ober- und Mittelbehörven. Nr. 266. l> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden, o Donnerstag, den 15. November 1906. Bezugspreis: Beim Bezug« durch die Expedition, «roße Zwinaerstraße SO, sowie durch die Post üu Deutschen Reiche > M. KV Pf. vierteljährlich Einzelne Nnmmern 10 Ps. — Erscheint Werktags nachmittag». — Fernsprecher Nr. »9». Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der »mal gespaltenen AnkündigungSseite oder deren Raum 20 Ps., die Zeile größerer Schrift der »mal gespaltenen Textseit« oder deren Raum KV Pf. Gebührenermäßigung auf BeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittag» 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Diensten des Kammerherrn Frhrn. v. Burgk stehenden Personen Oberförster Nitzsche das Ritterkreuz 2. Klasse des AlbrechtsordenS und Förster Noack die Friedrich August» Medaille in Silber zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Nachgenannten die ihnen von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Sachsen verliehenen Ordensdekorationen annehmen und tragen, und zwar das Großkreuz des Großherzogl. Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken: Oberhofmarschall Frhr. v. dem Bussche-Streithorst, Oberstallmeister Generalleutnant z. D. v. Haugk; daS Komturkreuz desselben Ordens: Kammerherr Sahrer v. Sahr auf Ehrenberg; das goldene Verdienst kreuz: Rechnungsführer Stephan und Hofgärtner Dedek; das silberne Verdienstkreuz: Tafeldecker Demelt, Rechnungs führer präd. Rechnungssekretär Heinz und Oberwachtmeister Hedwig; das Allgemeine Ehrenzeichen in Silber: Hoflakai Winkler, Heiduck Dienhold, Silberkammergehilfe Richter, Kellereigehilfe Estler, Hausmann Mann in Pillnitz, Schloß- Wächter Schröter und Torwärter Gerhardt in Moritz burg, Chauffeur Cebulla, die Kutscher Gedan und Köbe. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der zurzeit in Zehista aufhältliche Haushofmeister des Kaiser!. Deutschen Gesandten in Teheran Georg Kiehl den ihm von Sr. Majestät dem Schah von Persien verliehenen Sonnen- und Löwenorden 5. Klasse annehme uud trage. An der Königl. Turnlehrerbildungsanstalt zu Dresden soll vom 7.—26. Januar 1907 für Lehrerinnen und ge prüfte Turnlehrerinnen ein WiederholungSlehrgang ab gehalten werden. Der Unterricht, der vorwiegend der praktischen Übung gewidmet ist, findet während des Vormittags von 8 — 12 Uhr und an 3—4 Nachmittagen von 4—6 Uhr statt. Die Mindestzahl der Teilnehmerinnen soll 16 betragen. Gesuche um Zulassung zu diesem Lehrgänge sind unter Beifügung eines Lebenslaufes, der Prüfungszeugnisse und eines amtlichen Nachweises über die Bewilligung des er forderlichen Urlaubes spätestens bis zum 20. Dezember dieses Jahres an das unterzeichnete Ministerium einzusenden. Ebenso sind an dasselbe etwaige Gesuche um eine Unter stützung aus Staatsmitteln zu richten. Nr. 204» Sem. Dresden, den 13. November 1906. SbS2 Ministerium des Kultus und öffeutl. Unterrichts. Die nächste öffentliche Sitzung des KreiSauSschuffe» findet Sonnabend, den 1. Dezember dieser Jahres, mittag» Uhr im Sitzungssaale der Königl. Kreishauptmannschaft statt. Bautzen, am 10. November 1906. Nr. »Kt III Der Kreishauptman«. 9k9i Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im veschäftSbereich« -eS Ministeriums -er Finanzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: T E E. Noertng, seither Oberpostpraktikant, als Postinspektor; G E. Rohne, seither Postanwärter, al» etatm. Postassistent. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen H-se. Dresden, 15. November. In Allerhöchster Vertretung Ihrer Majestät der Königin-Witwe begab sich gestern Ihre Erzellenz die Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk nach Leipzig, um bei dem zum Besten der Leipziger Diakonissen-Anstalt ver anstalteten Basar für Ihre Majestät Einkäufe zu bewirken Da» Königl Oberhofmarschallamt gibt bekannt, daß die Anmeldungsliste für die au» Anlaß der Einzugsfeierlich keiten Ihrer Königl Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg am 3. Dezember d I. im König! Opernhause stattfindende Festvorstellung abgeschlossen fft und weitere Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden können. An sich reichen schon jetzt die verfügbaren Plätze nicht mehr aus, um alle eingegangenen Wünsche um Vor merkung zu erfüllen Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. — Nachdem durch Gesetz vom 29. Mai d. I. die Feuer bestattung staatlich zugelaffen und geregelt worden ist, und infolgedeffen Feuerbestattungen auch im Bereiche unserer Landes kirche selvst vorkommen werden, haben sich die Bestimmungen der früheren Verordnung des Landeskonsistoriums vom 1 Juli 1901, die sich lediglich auf solche Fälle bezogen, in denen Leichen zur Verbrennung aus dem Lande gebracht wurden, erledigt. DaS Landeskonsistorium erläßt daher, zugleich in Berücksichtigung eine« Antrags der jüngst geschloffenen Landessynode, in der letzten Nummer seines Verordnungsblatts eine neue Ver ordnung über die kirchliche Beteiligung in Feuer bestattungsfällen, und bemerkt darin: „Die grundsätzliche Stellung der Kirche zur Feuerbestattung, wie sie in der Verord nung vom 1. Juli 1901 dargeleat ist, bleibt unberührt. Die Feuer bestattung ist keine kirchliche Bestattungsweise. Deshalb bleibt auch weiterhin jede kirchliche Beteiligung bei der Feuerbestattung selbst, wie bei der Beisetzung von Aschenbehältnissen, sie ge schehe, wo sie wolle, ausgeschlossen. Vielmehr ist seilen« der Kirche auch fernerhin da» Begraben der Toten als ehrwürdige christ liche Sitte hoch und heilig zu halten und um so treuer zu be wahren, als diese Sitte der schriftgemäßen Auffassung des verstorbenen Leibes al« eines Samenkorn«, da« in Gotte« Acker einer fröhlichen Auferstehung harrt, entspricht und einen wert vollen Besitz für da« Glaubens- und Gemütsleben des Volkes bildet. In allen diesen Beziehungen besteht, wie die Verhand lungen der VIII. ordentlichen Landessynode und die von dieser ihrem Anträge beiaegebenen Einschränkungen ergeben, volle« Einverständni« zwischen dem Kirchenregiment und den Vertretern der Landeskirche." Unter Wahrung alle« dessen ist folgende« verordnet worden: Die amtliche Beteiligung an Trauerfeiern in Feuer bestattungsfällen ist dem pflichtmäßigen Ermessen der Geistlichen freigegeben. Verpflichtet zur amtlichen Beteiligung ist kein Geist licher. Die kirchliche Trauerfeier darf im Hause oder in der Rede- Halle gehalten werden, in dieser auch dann, wenn sie sich auf dem Grundstück der Verbrennung»anlage befindet. Die kirch liche Trauerfeier besteht in Wortverkündigung, Gebet und Segen. Sie endet vor der Verbringung oder Versenkung der Leiche in den Verbrennungsraum, so daß während derselben ein Amtieren de« Geistlichen nicht mehr stattfindet. Der Geistliche hat darauf zu achten, daß seine Mitwirkung nicht als kirchliche Billigung der Feuerbestattung zu deuten rst. Zwar wird e« weder ge boten noch rätlich sein, in der Rede ausdrücklich über die ein mal gewählte BestattungSart vom kirchlichen oder auch vom persönlichen Standpunkt aus zu urteilen. Wohl aber wird der christlichen Auferstehungshoffnung klarer und deutlicher Ausdruck zu geben sein. Gefäße mit Überresten solcher Leichen, die durch Feuer bestattet sind, dürfen auf Gottesäckern nur mit Vor- wifsen des Kirchenvorstands oder der kirchlichen Gottesacker verwaltung beigesetzt, nicht aber über der Erde ausgestellt werden. Die Beisetzung hat unauffällig zu geschehen. Wie bei allen Beisetzungen von Aschengefäßen, so sind auch bei den auf Gottesäckern erfolgenden kirchliche Feierlichkeiten und amtliche Beteiligung von Geistlichen ausgeschloffen. Die äußeren Ord nungen, unter denen das hiernach Zugelaffene stattfinden soll, können vom Kirchenvorstand örtlich festgesetzt werden. Auch ist dabei die grundsätzliche Stellung der Küche zu wahren. Deutsches Reich. Die Kaiserin. (W. T. B) Baden-Baden, 14. November. Ihre Majestät die Kaiserin ist, von Achern kommend, heute abend 6 Uhr 20 Min. hier eingetroffen und am Bahnhofe von der Groß herzogin, der Prinzessin Wilhelm und dem Prinzen Mar von Baden begrüßt worden. Der Reichsl)aushaitse1at-(»n1wurf für 1K07. Der ReichShau«haltSetat-Entwurf für 1907 wird, wie die „Berl. Pol. Nachr." mitteilen, den BundeSrat recht bald be schäftigen können. Man hatte ursprünglich angenommen, daß es möglich sein würde, dem Reichstage den nächstjährigen Etat bei oder kurz nach seinem Wiederzusammentritt vorzulegen Es hat sich herauSaestellt, daß dies unmöglich ist. Im übrigen hat sich die Einbringung des Etat« beim Bundesrate der Regel nach erst um die Mitte November vollzogen Der BundeSrat dürste nun, wie gewöhnlich, einige Wochen auf die Durch beratung verwenden, indessen ist man in Regierungskrisen der Ansicht, daß die Vorlage des Etats beim Reichstage sich im Dezember frühzeitig genug wird vollziehen lassen können, um hier die erste Lesung noch vor den Weihnachtsferien glatt zu beenden. E« wird auf die Ermöglichung einer solchen Ge- schäft«di»position um so mehr hingestrebt werden, al« im nächsten Jahre da« Osterfest auf einen verhältnismäßig frühen Termin fällt, also nach der Beendigung der Weihnachtsserien nicht so viele SitzungStage wie sonst zur Verfügung stehen, um den Etat rechtzeitig fertig zu stellen. Die polnische Agitation. (Berl. Morgenbl.) Posen, 14. November. Die Dom kapitel von Posen und Gnesen richteten an den Kaiser eine umfangreiche Denkschrift mit der Bitte,» um Wiedereinführung de« polnischen Religionsunterricht«. Außer vom Erzbischof v. Stablewski ist sie noch von den Weihbischöfen WilkowSki- Posen, Andrejewicz-Gnesen und sämtlichen Domherren, darunter auch deutschen, unterschrieben. Vom Reichstage. Sitzung vom 14. November 1906. Am Bundesratstisch: Reichskanzler Fürst v. Bülow, die Staats sekretäre v. Tirpttz, Frhr. v. Stengel, preußischer Kriegsminister v. Einem, Koloniajdirektor Dernburg. Interpellation des Abg Bassermann betreffend die aus wärtige Politik. Der Reichskanzler erklärt sich bereit, die Interpellation sofort zu beantworten Abg. Bassermann (ul) weist in der Begründung der Inter pellation aus das starke Gefühl der Unzufriedenheit und Verstimmung im Vaterlande in den letzten Wochen hin. In dieser Richtung habe die Presse fast aller Parteien sich ausgesprochen. Insbesondere habe die Veröffentlichung der Memoiren des Fürsten Hohenlohe über das vorzeitige Ausscheiden Bismarcks auS dem Amte dieses Gefühl ge weckt. Das Vertrauen, das zu Bismarcks Zeiten vorhanden gewesen fei, beherrsche das deutsche Volk heute nicht mehr. Vielfach fei man der Meinung, daß die hohen Posten und die exponierten Stellungen in der Diplomatie nicht durchweg nach der Leistungsfähigkeit besetzt würden, sondern daß Rücksichten auf die persona Arata und Aratissima ausschlaggebend feien. (Sehr gut! links.) Die ziel- bewußte Friedenspolitik Bismarcks sei geschwunden; zu seinen Zeiten sei Deutschland noch beliebt gewesen (Lachen bei den Sozialdemo kraten.) Unser Verhältnis zu Italien habe sich langsam ver schlechtert, Italiens öffentliche Meinung neige mehr zu Frankreich, dazu komme die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Öster reich und Italien. Österreich habe auf der Konferenz in Algeciras nicht die Rolle des brillanten Sekundanten, sondern die des un parteiischen Richters gespielt. Die Verhältnisse in Rußland seien für uns nicht günstig. Eine Einmischung in die inneren Verhältnisse Rußlands halte er jedoch für ausgeschlossen Der Angelpunkt der Politik liege jedoch in England, daS mit seiner zielbewußten Politik aus Isolierung Deutschlands hinzuzielen scheine. Die gegenwärtige Lage sei nicht rosig, wenngleich eine akute Gefahr nicht vor handen sei, auch gegenüber dem Ministerium Clemenceau nicht. Wir lebten heute in einer Zeit, wo der Friede nur durch Bündnisse auf rechterhalten werden könne, deshalb scheine die Gefahr für Deutsch land besonders groß zu sein. Die Unruhen auf dem Balkan und die Verständigung Englands über die astatische Bewegung verlangten eben falls vollste Aufmerksamkeit. Unsere Politik lasse vielfach Ruhe und Stetigkeit vermißen. Eine momentane Kriegsgefahr liege zwar nicht vor. Eine offene Aussprache über die allgemeine Politik könne jedoch immerhin nichts schaden. Man wünsche sie jedoch nicht aus dem Gefühl der Angst oder Schwarzseherei heraus. Der Grundzug dieser Aussprache müsse Offenheit und Wahrheit fein. (Beifall recht- und bei den Nationalliberalen.) Reichskanzler Fürst v. Bülow spricht zunächst seinen Dank auS für die vielen freundlichen Beweise persönlichen Wohlwollens während seiner Erkrankung. In der Beantwortung der Interpellation behält sich der Reichskanzler vor, auf manche von Bassermann berührte Punkte im Laufe der Debatte zurückzukommen. Was daS Verhältnis zu Frankreich angehe, so müsse man unterscheiden zwischen dem, wa» vielleicht wünschenswert und was nach Lage der Dinge möglich fei. Der Gedanke eines engeren Anschlusses oder Bündnisses mit Frank reich, wie er hier und da in der Presse aufgetaucht sei, fei bei der Stimmung in Frankreich nicht realisierbar Je weniger Illusionen wir uns in dieser Beziehung hingäben, um so besser wäre es für unS. Die Gründe hierfür lägen in den Ereignissen der Vergangenheit. Die Lebhaftigkeit des französischen Patriotismus, der hochgespannte und starke Ehrgeiz des französischen Volkes nötigten uns, militärisch vn vväctts zu sein, um nicht nur daS verlorene Gut an den Vogesen zu wahren, daS mit Strömen deutschen Blutes wiedererworben worden sei, sondern auch die endlich so spät und so mühsam errungene Einheit der Nation und ihre endlich wieder- errungene Machtstellung; die innere Einigkeit und die Einheit nach außen würden noch wirksamer als die Erwerbung von Metz und Straßburg verhindern, daß künftig deutfches Gebiet wieder der Tummelplatz fremder Kriegslust werde. Auch Italien, Frankreich» anderer Nachbar, könne sich heute al» geeinte Großmacht und durch den Dreibund gestärkt, Frankreich nähern, ohne die Besorgnis, von Frankreich abhängig zu werden. Man sage manchmal, die Fran zosen wünschten eine Annäherung an Deutschland; aber noch kein Minister, kein Deputierter sei unter für uns annehmbaren Voraus setzungen dafür eingetreten (Zuruf links: JaureS!) Fürst Bülow: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Wir alle wißen, daß die Zahl derjenigen Franzosen, die einen Angriffskrieg mit Deutsch land grundsätzlich verwerfen, zunimmt. Wir hoffen »eiter, daß auf wirtschaftlichem Gebiet ein gemeinsames Vorgehen zwischen den beiden Nationen möglich sein wird (Zustimmung rechts und in der Mitte) Wir wollen unS nicht in die Allianz zwischen Frankreich und Rußland eindrängen. Es ist zu begrüßen, daß auch französische Blätter ausgesprochen haben, ein gutes Verhältnis zwischen Frank reich und Deutschland sei notwendig sür die Erhaltung des Frieden-. (Sehr richtig) Zwischen Deutschland und England bestehen keine tieferen politischen Gegensätze; in geistiger Beziehung, in Kunst und Wissenschaft stehen beide Völker sich nahe Wirtschaftlich sind sie aus einander angewiesen; aus der Konkurrenz braucht kein potttischer Gegensatz, kein Krieg hervorzugrhen Beide Völker müssen gegenseitig al» gute Kunden sich einander erhalten. (Sehr richtig! links ) Redner spricht dann seine Befriedigung über die freundlichen Reden bei der Anwesenheit der deutschen Bürger-