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^königlich Sächsischer Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 265. v Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden <» Mittwoch, den 14. November 1906. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwiuaerftraße »0, sowie durch die - Post im Deutschen Reiche 2 M. 50 Ps. vierteljährlich. Einzelne Nummern LO Ps. — Erscheint Werktags nachmittag-. — Fernsprecher Nr. 1295 Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der «mal gespaltenen Ankündigung-seite oder deren Raum »0 Pf., die Zeile größerer Schrift der »mal gespaltenen Textseite oder deren Raum KV Pf. Gebührenermäßigung auf Geschäftsauzeigen. — Schluß der Annahme vormittag- 11 Uhr. Amtlicher Teil. Mit Genehmigung des Ministeriums des Innern werden die Landgemeinde Freibergsdorf und der gleichnamige selb ständige Gutsbezirk am 1. Januar 1907 mit der Stadt- gemeinde Freiberg vereinigt. Nr. 1S22 H 6 Dresden, den 10. November 1906. ssse Ministerium des Inner n. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im AnzeigenteUe.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 14. November Aus Wien erfahren wir, daß Ihre Majestät die Königin-Witwe sehr wohl ist und daß das Befinden der Frau Gräfin von Flandern, die an Gürtel rose erkrankt ist, sich bessert. Am Sonntag, den 11. d. M., besuchte Ihre Majestät Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha. Zum NachmittagStee war Frau Gräfin Fünfkirchen geladen Am Montag begab Sich Ihre Majestät zur Messe in die Kapuzinerkirche. Nach dem Frühstück erfolgte eine Ausfahrt in den Prater mit Gräfin Fünfkirchen. Zum Diner war der Königl. Sächsische Gesandte Graf v. Rex mit Gemahlin eingeladen Am Dienstag vormittag 11 Uhr empfing Ihre Majestät den Besuch Sr. Majestät deS Kaisers von Österreich und dinierte abends bei Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheit der Erzherzogin Maria Josepha Heute, Mittwoch, wird Ihre Majestät das Diner beim Königl Sächsischen Gesandten Grafen v Rex einnehmen. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. - In Nr. 11 seines Verordnungsblattes veröffentlicht daS Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium die Ver ordnung über die vom 1. Juli d. I. mit ständischer Verein barung bewilligten StaatSzulagen für Geistliche und geistliche Stellen Hiernach werden insbesondere persönliche Zulagen nach dem Dienstalter, Alterszulagen, zur Erfüllung des Einkommens ständiger Geistlicher vom Mindestgehalt an 2400 M nach je 5 Dlenstjahren 500 M. bis zum Höchst betrag von 5400 M gewährt Mit Zustimmung der in Lvan- geUeis beauftragten Herren Staatsmimster hat das Evangelisch lutherische Landeskonfistorium eine neue kirchliche Stiftung zum Besten der evangelisch-lutherischen Landeskirche unter dem Namen LandeSpfarrkasse errichtet und macht die- nebst der dafür aufgestellten, vom Königl. Ministerium! des Kultus und öffentlichen Unterrichts genehmigten Satzung, zu der auch die VIII. ordentliche Landessynode ihr Einverständnis einstimmig erklärt hat, bekannt. Der Zweck der Stiftung ist darauf gerichtet, Geistlichen der Landeskirche zu helfen, aber auch Kirchgemeinden zu entlasten und mehr finanzielle Selb ständigkeit für die Landeskirche anzubahnen. Dem unangreif barm Stammvermögen der Kaffe sind bereits 100 000 M. und 10000 M. aus Verkäufen von PfarrlehnSgrundstücken überwiesen worden, und sollen ihm weiter zufließen freiwillige Zuwendungen aus ähnlichen Anlässen, sowie Vermächtnisse, Schenkungen und sonstige Zuwendungen an die LandeSpfarr- kasse, soweit dabei nicht etwas anderes bestimmt ist. Die laufenden Einnahmen sollen bis auf weiteres die Zinsen aus dem Stammvermögen und ein jährlicher Beitrag aus den Zinseneinnahmen des Allgemeinen Kirchenfonds bilden. Die jährliche Aufstellung des HauShaltplanS und die Richtig- sprechung der Jahresrechnungen hat unter Mitwirkung des ständigen SynodalauSschuffeS zu erfolgen. Das Landes konsistorium spricht die Hoffnung und den Wunsch aus, daß die Verfolgung der Ziele der Landespfarrkasse nicht bloß den Beifall, sondern auch die tatkräftige Unter stützung der Gemeinden, Kirchenvorstände und Glieder der Landeskirche durch Zuwendungen der angegebenen Art finden werde, ohne daß die Zuwendungen an den Allgemeinen Kirchen fonds deshalb verkürzt werden, sowie daß regelmäßige jährliche Beiträge aus den Einnahmen der Kirchenärare der Landespfarr kaffe zufließen möchten, wie für den Allgemeinen Kirchenfonds. — Nach einer Mitteilung hat eine unter Mitgliedern der VIII ordentlichen Landessynode zum Besten des Allgemeinen Kirchenfonds veranstalteten Sammlung die Summe von 995 M ergeben, wofür den Gebern wärmster Dank ausgesprochen wird. — Der Nummer des Verordnungsblatts liegt ein Flug blatt bei: „Eine Bitte für unsere deutschen Glaubens genossen im Auslande", da« im Hinblick auf die für den kommenden Totenfestsonntag angeordnete Diasporakollekte dringend der Beachtung empfohlen wird Es eignet sich zur Verteilung in den Gememden besonders an den Kirchtüren am Kollektcn- tage und am Sonntag vorher. Deutsches Reich. Münchner Kaisertage. (W. T. B.) über die in Gegenwart Ihrer Majestäten des Kaiser« und der Kaiserin gestern vormittag vollzogene feierliche Grundstein legung deS Deutschen Museums in München ist bereits unter den gestrigen Drahtnachrichten berichtet worden. Ihr schloß sich ein Vorbeimarsch der Münchner Garnison vor dem Kaiserpaar und später ein Frühstück in der preußischen Gesandtschaft an. Nachmittags nahm der Kaiser die Mel dungen des Rittmeisters Frhrn. Fuchs v. Bimbach und Dann- Heim und des Oberleutnants Frhrn v. Poschinger, beide vom 1. Ulanenregiment, dessen Chef der Monarch ist, ent gegen Hierauf besuchte der Kaiser die HofglaSmalerei von Bouchs, die Schacksche Galerie und daS neue Nationalmuseum an der Prinz-Regenten-Straße, in dem Er von 3 bis H5 Uhr weilte. Der Kaiser wurde hier von dem Direktor deS National museums vr. Graf und den Konservatoren deS Museums ge führt. Vom Museum fuhr der Kaiser noch zur Friedenssäule Nach der Rückkehr in die Residenz empfing der Kaiser eine Abordnung der Innungen und Vereine Münchens, die Ihm einen künstlerischen Pokal mit den Emblemen der beteiligten Korporationen überreichte. Ihre Majestät die Kaiserin besuchte nachmittags da« Gisela-Kinderspital und die evangelische Diakonissenanstalt. Abends 6 Uhr fanden sich im Ballsaal der Residenz gegen 250 Gäste zu einer großen Galatafel zusammen, die der Prinz- Regent aus Anlaß des Besuchs des KaiserpaarS und aus Anlaß der Grundsteinlegung deS Deutschen Museums gab. Außerdem Kaiserpaare und den Prinzen und Prinzessinnen deS Königl. Hauses waren geladen eine große Anzahl bayerischer Stande-- Herren mit ihren Gemahlinnen, die Gesandten der deutschen Bundesstaaten, die obersten Hofchargen, die in München weilenden preußischen Minister, das gesamte Gefolge, der Ehrendienst, zahlreiche hohe Beamte, Gelehrte, die Herren von der Vor- standschaft des Deutschen Museums, die Bürgermeister der Städte München, Nürnberg, Augsburg und der ganze Kreis der um daS Deutsche Museum verdienten Männer, die in diesen Tagen zu den Festlichkeiten nach München gekommen sind. Se Majestät der Kaiser trug die Uniform Seiner Bamberger Ulanen, der Prinz-Regent und alle Prinzen, die Inhaber preußischer Regimenter sind, trugen preußische Uniform. Bei der Tafel selbst führte der Prinz-Regent die Kaiserin und der Kaiser die Prinzessin Ludwig. Dem Kaiser und der Kaiserin gegenüber hatten der preußische Gesandte Graf PourtalsS, Oberst hofmarschall Graf Seineheim und Staatssekretär v. Tschirschky und Bögendorff ihren Platz. Im Verlaufe de« Mahle« brachte der Prinz-Regent einen Trinkspruch au«, der folgenden Wort laut hatte: .Es ist mir ein herzliche- und wahres Bedürfnis, meinen Kaiserlichen Säften nochmal- aufrichtigst zu danken für die Gnade, die Sie hatten, meiner Einladung zu dem heutigen Feste Folge zu geben. Die Gegenwart Ihrer Majestäten verleiht dem an und für sich schönen Fest erhöhten Glanz und besondere Weihe. Ich erlaube mir, auf da- Wohl meiner Kaiserlichen Gäste, Sr. Majestät deS Deutschen Kaisers, meines teuren Freundes, und Ihrer Majestät der huldvollen Kaiserin zu trinken. Ich fordere Sie nun auf, meine Gäste, mit mir einzustimmen in den Ruf: Ihre Majestäten der Deutsche Kaiser, König von Preußen, und die Deutsche Kaiserin leben hoch! hoch! hoch! Die Musik spielte die preußische Nationalhymne Unmittelbar darauf erhob Sich der Kaiser zu folgender Erwiderung: ,Ew. Königl. Hoheit! Es fehlen Mir die Worte, um den richtigen Ausdruck zu prägen für den herzlichsten Dank Meiner Gemahlin und Meiner selbst für den unvergleichlich schönen Auf enthalt, den Sie Uns bereitet haben Der heutige Tag reiht sich würdig an die Seite deS Nürnberger Tages. Der Empfang seilen der Bevölkerung Ew. Königl. Hoheit Residenz war getragen von einem großen nationalen Gedanken und spielte sich ab auf einem wunderbaren Hintergründe köstlicher Kunst. Ich bitte, Meinen innigsten und herzlichsten Dank zu Füßen legen zu dürfen für die Begrüßung seitens Ew. Königl. Hoheit und für den Jubel und Enthusiasmus seitens der Münchner. Die schönste Weihe des Festes war aber für UnS alle, daß Wir Ew. Königl. Hoheit erlauchte und erhabene Person in so voller Frische dem Feste haben vorstehen sehen können, und Ich glaube auS dem Herzen eines jeden An wesenden, eines jeden Bayern sprechen zu dürfen, wenn Ich rufe: Ich bitte GotteS Segen auf da- Haupt Ew. Königl. Hoheit und Ihr erlauchtes HauS, Se. Königl. Hoheit der Prinz Regent, er lebe hoch, hoch, hoch!' Die Musik spielte hierauf die bayerische Hymne. Den Abschluß der Feierlichkeiten bildete abends 9 Uhr eine größere Festlichkeit bei dem Prinzen und der Prinzessin Ludwig, zu der die Majestäten, die bäuerischen Prinzen und Prinzessinnen, sowie der ganze hier versammelte Feftkreis ge iladen worden waren Prof. vr. Slaby-Charlottenburg hielt während des Feste« einen Vortrag, in dem er auf die wiffen- , schaftliche Arbeit Deutschlands hinwie«, die auf der notwendigen ! gesunden Wechselwirkung zwischen wissenschaftlicher Forschung und technischer Praxis beruhe; im weiteren Verlaufe seiner Rede feierte er das Andenken des Magdeburger Bürgermeisters und Erfinder« der Luftpumpe, Guericke, der ein ebenso tüchtiger Bürgermeister und Diplomat, wie ein scharfer Denker und gründlicher Forscher war. Nach dem Vortrage hielten die Majestäten und Prinzlichen Herrschaften Cercle Später wurde da« Souper eingenommen. Gegen ^12 Uhr fuhren die Majestäten zum Bahnhofe, begleitet vom Prinzen und der Prinzessin Ludwig und dem Prinzen Rupprecht Auf den Straßen, besonders m der Nähe des Bahnhofs, hatte sich eine ungeheure Menschenmenge an- aesammelt, die dem Kaiser und der Kaiserin die herzlichsten Abschiedsarüße zurief. Die Kaiserin fuhr um 11 Uhr 45 Min. nach Achern ab zum Besuche der Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein, der Kaiser um 12 Uhr nach Donau eschingen zum Besuche des Fürsten von Fürstenberg. Berlin, 13. November. Wie unter den gestrigen Draht nachrichten bereits kurz gemeldet wurde, hat Se Majestät der Kaiser aus Anlaß der Eröffnung des Deutschen Museums und der Grundsteinlegung seines endgültigen Baues für die Samm lungen des Museums die Stiftung des Schnittmodells eines der im Bau befindlichen Kriegsschiffe in Aussicht gestellt Die Urkunde über diese Schenkung hat folgenden, Wortlaut: Wir Wilhelm, von GotteS Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen, Markgraf von Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg und Graf zu Hoheuzollern entbieten dem Deutschen Museum zu München zur Feier seiner Eröffnung und der Grundsteinlegung seines endgültigen Baues Unseren Kaiserlichen Gruß und Glückwunsch Ins Leben gerufen durch eine Reihe hervorragender Vertreter der deutschen Naturwissenschaft und Technik hat da- Museum unter der Obhut und der fördernden Huld deS bayerischen Königshauses, tatkräftig unterstützt durch das Reich, das Königreich Bayern und die Haupt- und Residenzstadt München dem hohen Ziel, eine alle Zweige der Naturwissenschaft undTechnik umfassende vaterländischeSammlungS- stätte zu werden, wirksam zugestrebt Möge ihm auch fernerhin unter dem Gedeihen verbürgenden Schutz von Reich und Staat die Teilnahme der das Geistes- und Wirtschaftsleben des Vaterlands leitenden Kräfte erhalten bleiben, und es dadurch befähigt werden, der deutschen Arbeit reiche Anregung zuzuführen. Zum Ausdruck Unserer Kaiserlichen Huld und Fürsorge wollen Wir dem Museum für seine Sammlungen daS Schnittmodell eines Unserer im Baue befindlichen Kriegsschiffe stiften als ein Merkzeichen der Errungen schaften deutschen GewerbefleißeS und der im Reiche geeinigten Wehr kraft des deutschen Volkes. (Berliner Lokalanz.) München, 13. November. Al« Gegengeschenk für die vom Prinz-Regenten erhaltenen Er- innerunaSgegenstände Friedrich« de« Großen wird Se. Majestät der Kaiser dem Prinz-Regenten eine äußerst wertvolle Spende au« der Sammlung von Rüstungen und Rüstungsteilen de« alten bayerischen Geschlecht« der Grafen von Törring und eine Anzahl im Berliner Zeughaus aufgestellter Waffenstücke bayeri schen Ursprungs zum Geschenk machen Das Kaiserliche Ge schenk wird größtenteils im Bayerischen Nationalmuseum und teilweise im Armeemuseum in München aufgestellt werden. München, 13 November. Außer den bereits gemeldeten verlieh Se. Majestät der Kaiser noch weitere Auszeichnungen, darunter die Krone zu dem Roten Adlerorden 1. Klaffe dem Generalleutnant v. Haag, den Kronenorden 1. Klaffe dem Generalleutnant Frhrn. Kreß v Kreffenstein, den Roten Adler orden 3. Klaffe dem Generalmusikdirektor Mottl und den Roten Adlcrorden 4. Klaffe dem preußischen Hauptmann Frhrn. v. Salmuth bei der preußischen Gesandtschaft. Zum Rücktritte des preußischen Landwirtschafts ministers v. Podbielski. Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht den Wortlaut des Handschreibens, das Se. Majestät der Kaiser an den scheidenden Minister v. Podbielski gerichtet hat. DaS Schreiben lautet: Mein lieber StaatSminister v Podbielski! Nachdem Ich Ihnen durch Erlaß vom heutigen Tage die nachgesuchte Dienstentlassung in Gnaden erteilt habe, ist eS Mir ein Bedürfnis, Ihnen für die auS gezeichneten Dienste, die Sie Mir und dem Vaterlande geleistet haben, und die Art und Weise, wie Sie während Ihrer Amts führung die Interessen der Mir besonders am Herzen liegenden heimischen Landwirtschaft wahrgenommen haben, Meinen Königlichen Dank auszusprechen Als Zeichen Meine- Wohlwollens verleihe Ich Ihnen die Brillanten zum Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe und lasse Ich Ihnen die Dekorationen hierneben zugehen. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter König, gez Wilhelm. Neues PalaiS, 11. November 1906. Anden StaatSminister v. Podbielski. Zur Frage der Fleischteuerung. Der „Köln. Ztg." wird gemeldet. Eine Freigebung der Grenzen seitens der Verbündeten Regierungen in dem Sinne, daß man fremdem Vieh unter Aufhebung oder wesentlicher Einschränkung der Sicherheitsmaßregeln den Eintritt nach Deutschland gestattet, ist sicherlich nicht zu erwarten, und ebenso wenig glauben wir, daß die Verbündeten Regierungen sich zur zeitweiligen Herabsetzung der Einfuhrzölle entschließen werden, wie von mehreren Seiten in Vorschlag gebracht worden ist.