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Dresdner Journal : 10.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190507101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-10
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Journal : 10.07.1905
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vezusSPrei«: Beim Bezüge durch dir E,sAätt,«»»t tnner-a>» Dresden» 2,SV M (einjchl Zutragung), durch die Hkok im Deuiscken Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurückscnduna der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht rin- gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügen. Dres-ner i Mmml Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm ö Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. AnkündigungSgrbühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankiindi- gungS-seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsad 5 Pf. Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) oie Lextzeile mittier Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittagS 12 Uhr sür tue nach mittags erscheinende Nummer. 157. Montag, den 10. Juli nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der seitherigen Zittau Reichen berger Eisenbahngesellschaft, Kaufmann Strohm er in Zittau, das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechts orden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Lberingenieur Höffner an der städtischen Gasfabrik in TreSden-Neustadt das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Hausmann Krampe im Johanniter krankenhause zu Dohna Heidenau die silberne Friedrich August-Medaille zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Vizefeldwebel Faulborn im 6. Jnf- Regt. Nr. 105 „König Wilhelm H. von Württem berg" die silberne Friedrich August-Medaille zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren und Mannschaften die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen zu erteilen, und zwar des Königl. Preußischen Roten Adler-Ordens 3. Klasse dem Obersten v Schlieben, Kommandeur des 2. Gren - Regts Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen"; desselben Ordens 4. Klasse den Haupt leuten und Komp.-ChefS Frhrn. v. Uslar-Gleichen im 2. Gren.-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", Conrad der 7. (König!. Sächs.) Komp, des Königl. Preuß Eisenb.-RegtS Nr. 2; des Kommandeurkreuzes 1. Klasse des Großherzogl. Badischen Ordens vom Zähringer Löwen Allerhöchst- ihrem diensttuenden General L I» suite, General major v. Altrock; des Kommandeurkreuzer 2. Klasse desselben Ordens Allerhöchstihrem diensttuenden Flügeladjutanten, Oberstltnt. v. Schönberg; des Komturkreuzes 1. Klasse des Großherzogl. Hessischen Verdienst-Ordens Philipps des Großmütigen Aller höchstihrem diensttuenden General ä la suite, General major v Altrock; des Komturkreuzes 2. Klasse des selben Ordens Allerhöchstihrem diensttuenden Flügel adjutanten, Oberstltnt. v. Schönberg; deS Ritter kreuzes 2. Klasse des Herzog!. Sachsen-Ernestinischen Haus-Ordens dem Hauptm. v. Plato, Komp-Chef im 1. Jäg -Bat. Nr. 12; der silbernen Verdienst- Medaille desselben Ordens den Feldwebeln Weiß, Aner, den Vizefeldwebeln Semmler, Tänzer, Rositzka, — im 1. Jäg.-Bat. Nr. 12. Personalveränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche usw. 7. Juli. Stengel, Hauptm. und Komp -Chef im 5. Jnf.-Regt „Kron prinz" Nr. 104, vom 20. Juli ab zur Dienstleistung bei der Munitionsfabrik kommandiert. Beamte der Militärverwaltung. 6. Juli, vr. Bothe, Militär-Jntendantur-Assessor von der Intendantur XII. (1. K. S.) Armeekorps, Oberltnt. der Res. des 1. (Leib-) Gren.-Regts. Nr. 100, mit Wirkung vom 13. Februar behufs Übertritts zur Kaiser!. Schutztruppe für Südwestafrika aus dem König! Sächs. Militärverwaltungsdienst ausgeschieden. Das Ministerium des Innern hat der Kranken- und BegräbniSunterstützungS- kasse für Buchbinder, Portefeuille- und Kartonnagenarbeiter und deren Hilfsarbeiter in Chemnitz, eingeschriebenen Hilfskasse, auch nach Aufstellung des IV. Statutennachtrags vom 3. Juni Kunst und Wissenschaft. Dresdner Jahrbuch 1905. Beiträge zur bildenden Kunst. Unter diesem Titel ist soeben von den hiesigen Museumsdirektoren Koett schau und v. Schubert- So ldern im Verlage von W Baensch ein reich illustrierter Band herausgegeben worden, der, wie die Einleitung sagt, „ein Organ für örtliche künstlerisches Kultur", d h. für da Dresdner Kunstleben, werden soll. Dresden hat auf das Erscheinen eines solchen Organs wohl Anspruch. Seiner reichen künstlerischen Vergangenheit, deren Ergebnisse in so herrlichen Bauten und so unermeßlichen Sammlungen vor aller Augen dastehen und ihm jenen unerschütterlichen Weltruf verschafft haben, der jedes Jahr Hunderttausende von Fremden in seine Mauern zieht, hat sich in der letzten Zeit wieder ein frisches, lebendiges Kunstleben zugesellt, das Dresden von neuem den Ruf einer Kunststadt zu gezogen hat und ihm auf diesem Gebiete eine neue glänzende Zukunft verspricht. Es gilt, beide Seiten dieses Kunstlebens in gleicher Weise zu stützen und nebeneinander zu reihen, damit nicht eine über die andere vergeßen werde, ja untereinander zu verschmelzen, damit einerseits die Vergangenheit nicht für die Gegen wart unbenutzt bleibe, anderseits die Gegenwart die Vergangenheit verstehen lehrt. Das ist eine schöne und interessante Aufgabe, deren richtige Lösung das ganze Kunstlcben Dresdens beleben und vor allem vertiefen wird und damit der Kunst einen noch festeren Boden in Dresden verschaffen kann Ein Blick auf den vorliegenden Band zeigt, wie diese« Ziel erreicht werden soll Voran stehen wissen schaftliche Aufsätze von allgemeinem Interesse, sowohl 1905 bescheinigt, daß sie, vorbehältlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen deS 8 75 deS Krankenversicherungsgesetzes vom 10. April 1892 in Verbindung mit dem Abänderungsgesetze vom 25. Mai 1903 genügt. Dresden, am 8. Juli 1905. Ministerium des Innern, Abteilung III8. 578. I. A. »r. Krisch-. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «eschästsbereiche de» Ministeriums der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Caspar, Findeisen, Köhler und Moser, seither Postanwärter, als Postassistenten im Oberpostdirektionsbezirke Dresden. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums deS Kriegs. Beamte der Militärverwaltung. 6. Juli. Seisert, Militär-Jntendantursekretär von der Intendantur XIX. (L. K. S) Armeekorps, mit Wirkung vom 1S. Februar, behuss Übertritts zur Kaiser! Schutztruppe für Südwest afrika auS dem Königl. Sächs. Militärverwaltungsdienst auS geschieden Berndt, Militäranwärter, Zahlm-Aspirant vom 10 Jnf -Regt. Nr 1S4, unterm 1. August als Sekretär im Kriegszahlamt an gestellt. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vie Sozialdemokratie und die Änslandspolitik. Als wir vor kurzem (in unserer Nr. 145) die sozialdemokratischen Treibereien gegen die deutsche Auslandspolitik schilderten, war von der Absicht der Parteileitung der deutschen Sozialdemokratie, den französischen Deputierten JauröS in einer Berliner Versammlung als Redner auftreten zu lassen, noch nichts bekannt Gerade aber dieses Unternehmen, das angeblich eine Demonstration zugunsten des Weltfriedens sein sollte, in Wirklichkeit aber, wie die sozialdemokratische Presse deutlich be kundete, den Zweck hatte, für die internationale Sozialdemokratie einen unmittelbaren Einfluß auf die auswärtige Politik zu gewinnen, wäre geeignet gewesen, den von uns charakterisierten Treibereien die Krone aufzusetzen. Wenn die Sozialdemokraten die seltsame Behauptung aussprechen, die beabsichtigte Berliner Demonstration würde die Völkerschaften Europas im Sinne des Weltfriedens beeinflußt haben, so kann nur erwidert werden, daß die deutsche Reichsleitung am allerwenigsten der Mithilfe der internationalen Sozialdemokratie bedarf, um ihre Be strebungen, den Frieden zu erhalten, nach wie vor energisch zu betreiben. Der Weltfriedcnsgedanke war auch doch der Sozialdemokratie für die geplante Demonstration nur vorgeschoben worden; deshalb war es ein dankenswerter Schritt des Reichskanzlers Fürsten v. Bülow, daß er durch den Deutschen Bot schafter in Paris den „Genossen" JauröS ersuchen ließ, seine Reise nach Berlin zu unterlassen. ES ist begreiflich, daß die sozialdemokratische Presse Deutschlands über das Vorgehen des Hrn. Reichskanzlers sehr ärgerlich ist. Je mehr aber dieser Arger zum Durchbruch kommt, und je mehr sich die Sozialistenblätter in zornmütigen Reden ergehen, desto klarer kann man ersehen, daß die Verhinderung des Auftretens von Jauri-S durch eine mit starken Hoffnungen begleitete sozialdemokratische Spekulation einen Strich gemacht hat. Außerdem ist es nicht uninteressant, wahrzunehmen, wie die deutschen Sozialdemokraten sich darüber ärgern, daß dem fran zösischen Sozialistenführer durch den deutschen Reichs kanzler wegen dessen immerhin nationaler Haltung Lob gespendet worden ist, während der deutschen Sozialdemokratie von dem leitenden Staatsmanne in dieser Hinsicht recht starkes Mißtrauen kundgegeben wird Aber die Tatsache, daß — leider — gerade die deutsche Sozialdemokratie im Gegensatz zu ihren ausländischen Schwesterparteien jede nationale Gesinnung ver missen läßt und das eigene Vaterland systematisch herabzusetzen und in Ansehen und Macht zu schädigen trachtet, kann nicht geleugnet werden Daß JauröS und seine französischen Parteigenossen in Bezug auf das „Endziel", die Vergesellschaftung der Produktion und die Weltrepublik, mit den deutschen „Genossen" übereinstimmt, wird nirgends verkannt; darum aber kann gegenüber den deutschen Sozialistenführern immerhin doch Jauri-S wegen seiner französisch nationalen Haltung Anerkennung gezollt werden. Ja, wir glauben sogar, daß Jaurös sich zu seinem Auftreten in Berlin nicht würde bestimmen haben lassen, wenn er gewußt hätte, zu welcher Art von internationaler Demonstration er hätte gemißbraucht werden sollen. Aber ein anderer Vorgang, der jedenfalls mit dem geplanten Auftreten von Jauros in Verbindung zu bringen ist, läßt das Einschreiten des Hrn. Reichs kanzlers dagegen noch gerechtfertigter und notwendiger erscheinen und wirft auf die Auslandspolitik der Sozialdemokratie Deutschlands ein noch bedenklicheres Licht. Als nämlich die sozialdemokratische Partei leitung noch in der festen Zuversicht lebte, ihrer „WeltfriedenS"-Demonstration werde kein Hindernis in den Weg gelegt werden, erließ sie einen offiziellen Aufruf zu Geldsammlungen behufs Unterstützung der „russischen und polnischen" Revolutionäre, die gegen wärtig im Zarenreich ein wahres Schreckens regiment ausüben. Dieser Aufruf ist eine un erhörte Herausforderung, eine dreiste Kriegserklärung an die monarchische Staatsordnung überhaupt. Der blutige Kampf, den die russischen Revolutionäre führen, wird in dem Schriftstück ein „heldenmütiger und unvergleichlicher" genannt und es wird dann erklärt, die deutsche Arbeiterklasse wünscht dem russi schen und polnischen Proletariat einen vollen Erfolg seiner heldenmütigen Anstrengungen zum Sturze des russischen Despotismus. Dieser Aufruf ist offenbar eine ganz unangebrachte Einmischung in die inneren Angelegenheiten Rußlands, eine ganz unerhörte Parteinahme für Leute, die den Umsturz der be stehenden Ordnung durch Gewaltmittel herbeiführen wollen. Beachtenswert ist auch das in dem Aufruf enthaltene Bekenntnis, das der „Kampf des russischen und polnischen Proletariats" gegen Monarchie und Staatsgewalt „unter Führung unserer Genossen" nnternommen worden ist Im Reichstage hat Bebel bekanntlich geleugnet, daß die deutsche Sozialdemo kratie den Terror der russischen Revolutionäre fördere und behauptet, die russischen Sozialdemokraten ver abscheuten jede Gewalttat. Jetzt tritt die sozialdemo kratische Parteileitung mit unglaublicher Dreistigkeit hervor und erklärt sich mit den russischen Meuterern, Mördern und Revolutionären jeder Richtung soli darisch Eine politische Richtung, die in dieser dreisten Weise zur Unterstützung der Revolution in einem dem Deutschen Reiche befreundeten Lande auf zufordern wagt, darf sich keinesfalls mit dem Schein irgendwelcher Berechtigung als friedliebend auf spielen. Die Demonstration, "die angeblich dem „Weltfrieden" dienen und als dessen Apostel Jaures über hohe, wie dekorative Kunst, die sich zum größten Teil auf Gegenstände der Dresdner Museen beziehen. Es folgen solche, die diese Niuseen selber und ihre Be deutung wie weitere Entwickelung behandeln. Den Beschluß bilden Abhandlungen über die Kunst der Gegen wart, vor allem jedoch kritische Besprechungen des Dresdner Kunstlebens des vergangenen Jahres in allen seinen Zweigen. Namentlich letztere können für die Weiterentwickelung der Dresdner Kunst unleugbar von Bedeutung werden Indem sie kritisch zusammenfassen, was das ganze Jahr für Dresden an Kunst gebracht hat, lassen sie besser erkennen, als die einzelnen über das ganze Jahr verstreuten Besprechungen der Kunst ereignisse in den Tagesblättern, ob hier Leben und Ge sundheit oder Stagnation, ob Reichtum oder Dürftigkeit herrscht, ob bedrohliche Erscheinungen auftauchen, die das Kunstleben der Stadt zu zerstören drohen, wenn ihnen nicht zur rechten Zeit ein Damm entgegengestellt wird. Es ist die künstlerische Bilanz nach Jahresschluß, die hier für da« Dresdner Kunstleben gezogen wird, die Bilanz, die allein zu zeigen vermag, ob hier Verlust oder Gewinn für das verflossene Jahr zu buchen ist. Unter den die Kunst der Vergangenheit behandelnden Aussätzen finden wir u a. einen solchen TreuS über die Dresdner Mänadc, in dem dieser für das Albertinum neu erworbene Torso auf keinen geringeren als Skopas zurückgeführt wird. Es folgt ein Aufsatz deS Berliner Universitätsprofessor« Woelfflin, in dem er den berühmten Düreraltar der Dresdner Gemäldegalerie, den er noch vor kurzem diesem Künstler meinte äbsprcchen zu müssen, nun — gewiß zur großen Beruhigung vieler Dresdner — ihm unter gewissen Einschränkungen wieder zuschreibt, weiter ein Aufsatz WoermannS über die Apostclköpfe van Dyck«, deren schönste Exemplare sich in der Dresdner Galerie erhalten haben. Dann würoigt v. Seydlitz die große Erwerbung der Gemäldegalerie des vergangenen Jahres, die Steinklopfer von Courbet Demiam bespricht künstlerisch besonders interessante Prunkschüsscln aus Zinn, Berling die dem Kunstgewerbemuseum kürzlich über wiesenen Gobelins TenierS aus dem Kurländer PalaiS, während Zimmermann auf das noch viel zu wenig be achtete Porzellanzimmer im Königl Schlosse hinwerst re. ES folgen die Aufsätze über die Dresdner Museen: Zunächst ein solcher über ihre Zukunft von Gurlitt, in dem er mehr Zusammenhang zwischen den verschiedenen Museen Dresdens namentlich hinsichtlich ihres weiteren Ausbaues verlangt, dann eine von Koettschau über die Weiterentwickelung und Ausnutzung des historischen Museums, von Richter über das noch viel zu wenig be kannte Stadtmuseum und ein Abschicdswort von v. Seidlitz an den nach Berlin berufenen Direktor des hiesigen Kupferstichkabinetts Mar LehrS. Den Beschluß bilden Aufsätze über die Kunst der Gegenwart und die erwähnten kritischen Besprechungen des Dresdner Kunstlebens des vergangenen Jahres. Das Jahrbuch soll, wofern cS Anklang findet, jedes Jahr erscheinen, natürlich rascher nach Abschluß jedes Jahres als diesmal, wo besondere Umstände sein Er scheinen verzögert haben. Es ist im Interesse des Kunst- lcbenS Dresdens sehr zu hoffen, daß dies durch die Auf nahme, die es findet, auch wirklich geschehen kann Z. Wissenschaft. * Aus Pest kommt die Meldung, daß c« dem be rühmten Greifswalder Bakteriologen Prof. vr. Loeffler, dem Entdecker de« Diphtheriebazillus, gelungen sei, ein JmmunisierungSmittel der Rinder gegen Maul- und Klauenseuche herzustcllen Hoffentlich bewahrheitet sich diese Nachricht. Der Greifswalder Entdecker ver spricht, auf dem drmnächstigen internationalen tierärzt lichen Kongreß in Pest genaue Angaben über sein neue« Verfahren zu machen. Die Wichtigkeit dieser Entdeckung in Berlin auftreten sollte, wäre in Wirklichkeit nur darauf hinausgelaufen, unter Mitwirkung deS fran zösischen Republikaners, eine internationale Verhetzung zu organisieren und der Propaganda der inter nationalen Sozialrevolutionäre größeren Schwung und größere Wirkung zu verleihen. Der „Vor wärts" veröffentlicht in seiner SonntagSnnmmer die nicht gehaltene Rede von Jaures Auch daraus kann man ersehen, daß das Weltfriedensthcma nur ein Aushängeschild war und daß Jauri-S nur revo lutionäre internationale Propaganda treiben wollte. Alle diese Momente und Vorgänge rechtfertigen das Vorgehen des Reichskanzlers gegen den sranzösifchen Sozialistenführer in vollem Maße, und eS kann nur wundernehmen, daß es in einem immerhin großen Teile der deutschen bürgerlichen Presse nicht oder nicht völlig gebilligt wird. Zur Frage -es Setkriegsrechts. Im „Nauticus" für 1905 werden verschiedene Fragen des Seekriegsrechts erörtert, darunter auch die, wieweit gegenüber den modernen Nachrichtenapparaten, wie Kabeln, Telegraphen, festen oder schwimmenden Funk spruchstationen, einerseits die Rechte der Kriegführenden gehen, und welche einschränkenden Bestimmungen ander seits der neutrale Staat solchen Einrichtungen in feinem Gebiet auferlegen muß Es wird darüber ausgeführt: Gewaltfame Eingriffe darf ein Kriegführender nur außer halb neutralen Hoheitsgebiets vornehmen, und nur gegen Einrichtungen, die seinem Gegner direkt und vorzugs weise dienen, hier also zunächst nur gegen Kabel, die nach Feindesland führen. Ob dieses Recht sich auf die feindlichen Hoheitsgewässer beschränkt oder im ganzen Bereich der freien See ausgeübt werden darf, ist all gemein gültig nicht festgelegt, da die Frage selber noch zu neu ist. Unbezweifelt dagegen bleibt die größere Ausdehnung dieses Rechtes, wenn das vom neutralen zum feindlichen Lande führende Kabel einem kriegführen den Staat oder feinen Bürgern gehört. So haben die Japaner im Februar 1900 das russische Regierungskabel, das Port Arthur mit Tschifu verband, mit vollem Recht durchgeschnitten. Die verwandte Frage, wie ein neu trales mit Funkentelegraphie versehenes Nachrichtenschiff von den Kriegführenden behandelt werden dürfe, ist im jetzigen Kriege zum erstenmal aufgetaucht, als ein eng lischer Zcitungskorrespondent sich mit einem Dampfer dieser Art im Gelben Meere einfand. Von vornherein ist ja klar, daß ein derartiger Dampfer aufgebracht und seine Leiter als Spione behandelt werden könnten, wenn er dabei betroffen würde, daß er Nachrichten an den Feind lieferte. Darüber hinaus aber hat Japan in diesem Falle, wo es sich natürlich nur um Berichte nach Eng land handelte, sich das Recht zugeschrieben, solche Schiffe nötigenfalls aus dem Gebiete zu entfernen, wo ihm Zuschauer unbequem sein könnten. Diese Auffassung fand nirgends Widerspruch; und in der Tat liegt ja auch das große Vorrecht auf der Hand, das die strategischen Bedürfnisse eines Kriegführenden gegenüber der Neugier der Außenwelt haben. Wenn den Kämpfenden hiermit die Berechtigung zugestanden ist, ihren Feind durch Gewaltmittel von den telegraphischen Nachrichten des Auslands zu isolieren, so sind ihre Ansprüche an dieser Stelle zu Ende. Sie haben kein Recht zu erwarten, daß andere Länder ihnen zuliebe den durchgehenden Telegrammverkehr kontrollieren oder unterbinden; und ebenso wie das russische Geschwader auf seiner Ausreise die Kabel der angelaufenen Häfen uneingeschränkt benutzen konnte, ebenso hat Japan nicht nur in den chinesischen Häfen, sondern auch in Tsingtau Freiheit der telegraphischen Verbindungen vorgcfunden und ausgenutzt. England, dessen nationales Kabclnetz die Welt umspannt, hat im spanisch-amerikanischen Kriege einen anderen Grundsatz vertreten, indem es auf Jamaika die Linie nach Kuba zensierte, und in Hongkong das Kabel nach Manila schließen ließ, als die Amerikaner das andere Ende besetzt hatten. Dieses Vorgehen ist aber, wie oben erwähnt, ohne Nachfolge von Bedeutung leuchtet jedem auf den ersten Blick em. Sie würde für die Viehzucht aller Länder von der größten Bedeutung sein; sie würde auch den internationalen Viehverkehr außerordentlich erleichtern und auf die Verbilligung des Fleisches eine große Wirkung ausüben. * Zur Hundertjahrfeier der Berliner Universi tät im Jahre 1910 ist Prof. Lenz mit der Abfassung einer Geschichte der Hochschule betraut. Die Vorabeiten hat der Gelehrte beendet, so daß er nunmehr die Aus arbeitung in Angriff nehmen kann. In der Berliner Akademie der Wissenschaften las er jüngst über die Ent stehung der Universitätssatzungen. Literatur. * „Simson" ist der Titel eines neuen Schau spiels von M. Friedrich Arnds, das Direktor Rosen feld für die nächste Spielzeit des Berliner Luifen- theaters erworben hat. Die Uraufführung dürfte in der zweiten Hälfte des Oktober zu erwarten sein. Bildende Kunst. * Bei den Londoner Kunsthändlern MesirS. P. und D. Colnaghi ist ein Bildnis zu sehen, das durch seine künstlerische Schönheit ebenso wie durch die Person des Dargestclltcn das höchste Interesse erregt; es ist ein bisher kaum bekanntes Porträt Tizians von seinem Freunde Pietro Aretino. Man wußte seit langem, so schreibt das „Athenssum", daß Tizian zwei Porträts von Aretino gemalt habe und daß außer dem wunder vollen Bilde der Pitti-Galerie noch im Palazzo Chigi in Rom ein anderes Bildnis des genialen Journalisten existieren sollte. Dieses Werk, von dem wohl die Historiker wußten, aber das noch niemand gesehen hatte, ist nun in London ausgestellt. Da« herrliche Maler- genie des großen VenetianerS strahlt au« der ruhigen Sicherheit und intimen Feinfühligkeit diese« Gemälde».
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