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—9,80 Kaüöffelflocken onzerr oes xieinen — 435 — kratischen Prinzip, daß Freiheitsbestrebungen sich wohl durch Gewährung von Freiheit befriedigen lassen, nicht aber mit Gewalt widerlegen lassen, vi-. Schladebach benutzte nicht nur die gelegentlichen Einsendungen von Mitarbeitern, er brachte aus der befreundeten sächsischen Presse den oder jenen interessanten politischen Beitrag. Die Vorgänge auf dem politischen Welttheater ließ er nicht aus dem Auge, und die sächsische Politik, die sächsischen Staatsinteressen fanden bei ihm eine wertvolle Vertretung. Dabei kam auch der provinzielle Teil nicht zu kurz, und es kann mit Befriedigung im Gegensatz zu anderen sächsischen Provinzzeitungen jener Zeit festgestellt werden, datz der lokale Teil seines „Wochenblattes" gut bedient war. Das Blatt ließ es sich also etwas kosten, wenn die Einnahmen sicherlich nicht damit in Einklang zu bringen waren. Denn der Inseratenteil stak noch arg in den Kinderschuhen, und die amt lichen Inserate waren sogenannte „Freiberger", die nichts kosten durften — eine Unsitte, die noch viele Jahrzehnte den Zeitungsverlegern das Leben sauer machte und nur mit den größten Anstrengungen aus der Welt geschafft werden konnte. Denn in amtlichen Anzeigen feierten manche Aemter geradezu Orgien, wie dies die Jahrgänge der sächsischen Provinz- presse aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Menge dartun. Eine ereignisreiche Zeit machte der erste Jahrgang des „Wochen blattes" nicht durch, denn die lokalen Notizen sind rar, aber erschöpfend. So widmete u. a. das Blatt der Einführung eines neuen Hilfslehrers (Zimmermann) Ende Oktober l 848 einen größeren Raum, wobei der Freude Ausdruck gegeben wurde, daß der äußere Ausbau des Instituts vollendet ist und die Bedingungen gegeben sind, unter denen ein „fröh liches und sicheres Gedeihen der Schule zu erwarten ist". Und esßwurde weiter mit Genugtuung erwähnt, daß neben der Schule im Garten der Potschappler Turnverein einen Turnplatz ins Leben gerufen hatte: „so haben sich diese beiden Anstalten für leibliche und geistigePflege ver brüdert, um den höchsten Zweck der Erziehung: harmonische Entwicklung aller körperlichen und geistigen Anlagen und Fähigkeiten des Menschen, auch bei uns zum Bewußtsein zu bringen und ins praktische Leben über- zutragen". Der hochinteressante Artikel schließt: „Mögen manche unserer Mitbürger beim Anblick dieser Apparate lächeln oder die Köpfe schütteln, mag man sich noch nicht erklären können, wie eine Turnanstalt, nach ihrer Meinung ein solch profanes Institut, in der Nähe einer Schule, einem Hause, wo Gottesfurcht und Religion gepredigt werden müsse, seinen Platz finden könne; nur Geduld! Der gewaltige Flügelschlag der Zeit wird auch diese Vorurteile zertrümmern, man wird und muß bald zur Ueberzeugung gelangen, daß unsere Schule durch diese Vereinigung einen höheren Standpunkt eingenommen und allen Anforderungen genügen kann, welche die Folgezeit an sie machen wird". Ich brauche heute nicht zu betonen, wie recht der Schreiber dieser Zeilen damals gehabt hat. Aus Coschütz brachte die Nr. 6 des „Wochenblatt" die Nachricht, daß „der Ballettmeister Karl M arquardt im Wasserpalais bei Coschütz sein vielbewegtes Leben — an Bewegung fehlt es einem Ballett meister allerdings nicht — beendete: So glanzvoll seine Laufbahn im Zenith seines Lebens — er war beim Stadttheater in Leipzig angestellt