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Weiheritz-Jeilung Tageszeitung unö Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmeoeverg a.L Bezugspreis: Für einen Monat 2.2Ü mit Zutragen: einzelne Nummern 15 : Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3 : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. <03 Postscheckkonto Dresden 125 48 Wiese» BNM eMHAU Die amlltchm Lekaank»«chu»gr» De» A«l»hauptma»>schaft, De» Amlsgerichi» «D De» SleDlrel» ,« DlppolDi»«alD» Anzeigenpreis: Di« 42 Millimeter breite Pekitzeiie 20 Reichspfennige, Eingesandt und Reklamen 80 ReichSpfennige BeranüvsikichW U«h«»i««r Seite SeD«» — Druck und Verla,: Seel VeD», t» SteeetHixoel»«. Nr. 303 Mittwoch, am 31. Dezember 1930 96. Jahrgang Frankreichs gefährliche Bündnispolitik Vandervelde kritisiert das französisch-belgische Militarabkommen Fällige Steuern 5. Januar 1931: Aufwertungssteuer Januar 1931 15. Januar 1931: Grundsteuer 1930, 4. Termin (Gemelndezuschlagssteuer nach 100 o. H.) Dippoldiswalde, am 31. Dezember 1930 Der Stadtrat Versteigerung. Freitag, am 2. Januar 1931, nachmittags 3 Uhr, sollen tm Jägerhaus Naundorf 1 Schrankgrammophon, 2 Lehnstühle und 1 Bettstelle mlt Matratze und vormittags 10 Uhr im Gasthof zu Schmiedeberg 1 Schreibmaschine, 1 Radioapparat und öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Örtliches und Sächsisches Dippoldiswalde. Das Jahr geht zu Ende. Wer ist mit ihm zufrieden? Wir glauben niemand. Man hatte allgemein Besseres von ihm erwartet, hatte gehofft, daß dies eintreten, jenes uns erspart bliebe, und nun war es doch ganz anders gekommen. Es ist eine alte Tatsache, daß der Mensch an i Gutem und Schönem nicht genug bekommen kann, aber gleich ! ist's aus, wenn ihn ein harter Schlag trifft. Und harte Schläge hat es für unser Boll im ganzen und bald auch für jeden einzelnen im vergangenen Jahre viele gegeben. Dem Jahr 1930 wird daher nicht ein besonders gutes Andenken gewahrt bleiben. Alle Hoffnung wird nun aufs neue Jahr gesetzt, das hosfentlich nicht ebenso enttäuscht wie das alte. Allen aber ein herzliches Glückauf 1931. Dippoldiswalde. Die Landesabteilung Sachsen der Reichs zentrale für Hei matdienst hat, wie in anderen 74 Städten Sachsens, auch hier alljährlich Vorträge halten lassen, früher vier im Jahre, im vergangenen zwei. Durch die Sparmaß nahmen bei Aufstellung des Reich-Haushalts-Etats sind ihr die Mittel noch weiter beschnitten worden, so daß auch für das nächste Jahr nur zwei Vorträge in Frage kommen können. Im allgemeinen ist Vorbedingung zur Abhaltung, daß die Vorträge von mindestens 100 Personen besucht werden. Dies ist nun im vergangenen Jahre hier freilich nicht der Fall gewesen, nur 77 nahmen teil, trotzdem will der Direktor der Landrsabt., Schnettler, doch wieder hier Vorträge halten lassen und weilte gestern Abend hier zu einer Vorbesprechung, zu der er die Behörden-Vorstände, Vertreter von Vereinen und Verbünden, Gewerkschaften usw. geladen hatte. Nach einer kurzen Aussprache wurde folgendes feftgelegt: die Vorträge sollen am 21. und 22. Februar stattsinden, und zwar wird am Sonnabend, 21. Februar, abends Landtagsabgeordneter > Arndt, der schon vor 5 Jahren hier einmal gesprochen hat, ! das Thema: Weltwirtschaftskrise, deutsche Wirtschaftsnot und die wirtschaftliche Lage Sachsens" behandeln, während Sonn- > tag, 22. Februar, vorm. vr. Mislack—Leipzig über „Für und wider den Parlamentarismus" sprechen wird. vr. Mtslack j ist Studienrat am Thomas-Gymnasium und Dozent an s der Universität und wird als hervorragender Redner geschildert, s der da» Thema außerordentlich fein und sachlich behandelt. ! Selbst auf dem Boden des Parlamentarismus stehend, behandelt er mit großer Klarheit und Offenheit in der Hauptsache nur i die Nachteile, die der heutige Parlamentarismus in sich birgt. Die Vorträge werden wieder im Saale der städt. Handels und Gewerbeschule gehalten und Gewerbeoberlehrer Michael soll (als 1. Bibliothekar des Gewerbevereins) gebeten werden, wir im Vorjahre die Vorträge zu leiten. Die Hörergebühr ist auf I Mark für beide Vorträge festgesetzt. An Frauen von Hörern werden Karten kostenlos verabfolgt; Erwerbslose und Schüler reiferen Alters der Berufsschulen und Müller schule, soweit sie bedürftig sind, haben freien Eintritt. Es wurde besonders betont, daß in sozialer Hinsicht allen Wünschen , weitgehend Rechnung getragen werden soll. Die Kartenab- gabr einzeln und auch geschlossen an Vereinsvorstände usw. erfolgt wieder wie am letzten Male durch Verw.-Inspektor Zetzsche. Dippoldiswalde, 30. Dezember. Heute fand durch den l . Vizepräsidenten des Sächsischen Militärvereinsbundes, Ober lehrer Grützner, und einige weitere Vertreter des Bundes präsidiums die Uebergabe des „Windischhauses" an den neuen Pächter Paul Gimpel und dessen Gattin und die gleichzeitige Begrüßung und Verpflichtung der neuen Verwalter statt. Hierbei nahm Oberlehrer Grützner auch Gelegenheit, dem bisherigen Pächter Lur, sowie dessen Gattin herzlichste Worte des Dankes und der Anerkennung sür die nahezu 7 Jahre lange treue Verwaltung des Heimes auszusprechen. Möge der gute Ruf, den das Windischhaus bisher immer auch in Brüssel. 31. Dezember In der vetgtschen und französischen öffentlichen Meinung haben Auslassungen des früheren Außenministers und Führers der belgischen Sozialdemokratie, Vandervelde, gro ßes Aufsehen erregt, die sich in einem Interview für den Pariser „Nopulaire" und in dem Brüsseler Sozialistenblatt „Le Peuple" befinden und das französisch-belgische Militär abkommen behandeln. Bekanntlich hat Vandervelde dieses Abkommen seinerzeit als Außenminister selbst unterzeichnet und verteidigt. Vandervelde erklärt, daß das Militärab kommen mit Frankreich zwar rein defensiven Charakter trage, daß aber andererseits auf Grund diese» Abkommen» zwischen den beiderseitigen Generalstäben geheime ml- litärlechnlsche Vereinbarungen getroffen worden seien, von denen es unbestreitbar sei, daß sie die gesamte bel gische Miltärpolltik und auch die belgische Außenpoli tik beherrschten. Andererseits beteuert er, daß in dem Abkommen keine Ver pflichtungen enthalten seien, die die volle Souveränität Frankreichs oder Belgiens beschränken. Er, Vandervelde, glaube sagen zu können, daß die belgischen Sozialisten sich immerhin fragten, ob es nicht vom französischen wie vom belgischen Standpunkt aus und vor allem vom Standpunkt des Völkerfriedens gesehen, angebracht wäre, in freundschaft licher Uebereinkunft festzustellen, daß der Locarnoverlrag das französisch-belgische Mlilärabkommen von 1919 „ab sorbiert" habe, und ob es nicht geraten sei, dem Abkommen jede Spitze gegen irgend ein anderes Land dadurch zu neh men, daß man es künftighin als hinfällig betrachte. Die Erklärungen Vanderoeldes baben eine zum Teil leidenschaftliche Pressepolemik in Belgien veranlaßt. Von olämischer und sozialistischer Seite wird der Militärvertrag scharf angegriffen, während von katholischer und liberaler Seite die unverändert« Beibehaltung des Abkommens ge fordert wird. Wie verlautet, wird sich das belgische Kabi- Nichtmilitärvereinskreisen hatte, ihm auch weiter erhalten bleiben. Ein „Glück auf" dem neuen Verwalter. Dippoldiswalde. 3m Anschluß an die Stadlverordnekensihung versammelten sich die Mitglieder des Rates und Stadtverord- neten-Kollegiums bis auf wenige Ausnahmen, die Protokollanten und Vertreter der Presse im Bahnhotel zu einem Beisammen sein, wobei nochmals des ersprießlichen und ungetrübten Zusam menarbeitens beider Kollegien, weiter auch der Tätigkeit der Pro tokollanten und der Heimatpresse gedacht wurde. — Als in vergangener Nacht gegen Mitternacht eine hiesige Familie nach Haus kam und das mit einem Sicherheitsschlüssel gesicherte Schloß öffnen wollte, war der im Schloß bleibende Bart nicht mehr vorhanden. Man vermutete daher einen Ein bruch und benachrichtigte die Gendarmerie. Als die Wohnung in deren Beisein geöffnet wurde, fand sich alles unberührt vor, der Schlüsselbart aber lag in der Wohnung auf der Türschwelle: er war durchs Schloß hindurchgestoßen worden. Ein gleicher Fall hat sich ganz in der Nähe der betreffenden Wohnung vor kurzem zuoetragen. Man geht daher wohl in der Annahme nicht fehl, daß hier grober Unfug vorliegt, daß Bubenhände am Werke find und den Schlüsselbart durchstoßen, um die Wohnungsinhaber in Schrecken zu versehen. Oberfrauendorf. Nächsten Sonnlag, am 4. Januar wird der Turnverein Reinhardtsgrimma das am 1. Weihnachts feiertag in Reinhardtsgrimma aufgeführte Weihnachtsstück „Der Moosgrundbauer" von Felir Renker hier im Gasthof zur Aufführung bringen. Das sehr inhaltreiche Stück wurde mit dem größten Beifall ausgenommen. Die einzelnen Rollen lagen in den besten Händen und wurden glänzend wieder gegeben, so daß zu erwarten ist, daß auch die hiesigen Be sucher auf das Beste befriedigt werden. Johnsbach. Der hiesige Turnverein war mit der Veran staltung eines öffentlichen Theaterabends am l. Weihnachts feiertag im Erbgerichtsgasthof vom Glück begünstigt, war doch das Wetter so, daß man sich schon mal ins Freie wagen konnte. Wenn man dazu die nicht allzu rosige Wirtschafts lage in Betracht zieht, so darf man wohl mit Recht sagen, der Besuch der Veranstaltung war sehr gut, wie man ihn wohl kaum erwartet hat. Das dreiaktige Volksstück „Menschen leid und Weihnachtsglück" war dazu angetan, manches jugend liche Gemüt in der Liebe zu Vater und Mutter zu stärken. Das Stück war aber auch den heutigen Verhältnissen angepaßt, wo so manche Familie infolge der wirtschaftlichen Not ver zagen möchte am Leben, wo aber doch nach langer Zeit wieder Glück und Zufriedenheit endlich einkehren und sich alles zum Guten wendet. Die einzelnen Rollen waren wieder in bewährten Händen, so daß wohl eine bessere Auswahl nicht getroffen werden konnte; ein jeder hatte sich voll und ganz dem Stücke angepaßt, so daß ein Hervorheben einzelner Per- nerr w einer oe;onoeren Tinung mir oief«r Frag« yefcyas- tigen, da auch b«i den vlämisch-katholischen Mitgliedern des Kabinetts Zweifel über die Zweckmäßigkeit der Beibehal tung des Abkommens entstanden zu sein scheinen. Außen- Minister Hymans und Verteidigungsminister de Broque- Me haben in dieser Angelegenheit bereits ein« Un^rredung mit dem König« achabt. Man «rwartet, daß der Außenmi- Mer gleich nach Neujahr in der Kammer eine Erklärung abgeben wird. Aussehen In Amerika In Amerika haben die Auslassungen Vanderveldes zum französisch-belgischen Militärabkommen gerade«» DMation heroorgerufen. Die Neuyorker „Times" und „WoA neh men in Leitartikeln zu Vanderoeldes Vorschlag Stellung. Times bezeichnet es als ironische Situation, daß aerade Bel gien zuerst es müde sei, die Rolle des Trabanten Frank reichs zu spielen, da es sich doch offenbar künftigen Verwicke lungen zwischen Deutschland und Frankreich ebensowenig fernzuhalten vermöchte wie 1914. World nennt Vanderoel des Vorschlag den ersten wirklichen Versuch, der Teilung Europas in zwei bewaffnete Koalitionen vorzubeugen. Das Blatt sagt weiter, die Zukunft des europäischen Friedens hänge davon ab, daß die Deutschen nicht dazu gedrängt wer den, ihren extremen Parteien in die Hände zu fallen. Dem deutschen Volke müsse die Zuversicht gegeben wer den, daß die bisherige elnselttge Abrüstung ausgeglichen werde, daß die deutsche Minderheit Polen» ihre Rechte er halte, daß Frankreich, Bündnisse keine militärisch« Ein kreisung bedeuten und daß dar Reparationsabkommen nicht unabänderlich bleibe. Nur auf solche weise könne Deutsch land davon überzeugt werden, daß der Völkerbund und der Locarnovertrag Wirklichkeiten seien und daß ein wirklicher franko-deutscher Frieden al» Eckstein de» europäischen Frie den» möglich sei. sonen nicht möglich ist. Während das erste Stück größten teils einen ernsten Charakter trug, jedoch auch in einzelnen Momenten der Humor zum Durchbruch kam, wenn der pflicht eifrige Gemeindebeamte in Erscheinung trat, so war das ein aktige Lustspiel „Der Wärmstein" durch seinen an Verwechslungen reichen Inhalt dazu angetan, auch diejenigen auf ihre Kosten kommen zu lassen, die ein Freund köstlichen Humors sind. Der Verein wird, um auch anderen Gelegenheit zu bieten sich das Stück anzusehen, am Sonntag, dem l l. Januar, im Gasthof Niederstauendorf den Theaterabend nochmals ver anstalten. Frauenstein. Vergangene Nacht gegen ^/,2 Uhr verkündekett Hornfignale der Freiwilligen Feuerwehr Feuer im Ort. 3m Grundstück des Krieasinvaliden Kurt Erler war ein Stubenbrand entstanden, der glücklicherweise durch eigenes rasches Handeln und durch die Hilfe herbeigeeilter Nachbarn im Keime erstickt werden konnte. Die Ursache dürfte darauf zurückzuführen sein, daß an nicht verputzten Stellen der Esse Funken durchgeschlagen haben, die die Dielen und Balken in Brand setzten. Dresden. Wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit mußte der 1881 zu Reicha bei Lommatzsch geborene unverheiratete Volks schullehrer Ernst Max Kunze aus Großenhain vor dem Gemein samen Schöffengericht Dresden erscheinen. Kunze befand sich seit August in Untersuchungshaft. Neben einem Vertreter der vor gesetzten Dienstbehörde und dem medizinischen Sachverständigen traten als Zeugen ehemalige Schüler des Angeklagten und ver schiedene andere Personen auf, die über den Leumund des Ange klagten berichten sollten. Die sittlichen Verfehlungen sollen etwa 10 3ahre zurückliegen. Wegen Besorgnis der Gefährdung der Sittlichkeit wurde während der ganzen Dauer der Verhandlung die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Während der Staatsanwalt Zuchthausstrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verlangte, erkannte das Gericht auf eine Gefängnisstrafe. Neustadt i. Sa., 29. Dezember. Die hiesige Stadtverwaltung hak mit der Gemeindeverwaltung Langburkersdorf Verhandlungen wegen Einverleibung der Gemeinde nach Neustadt ausgenommen. Langburkersdorf zählt etwa 3100 Einwohner. Oberlungwitz bei Frankenberg. Während des Weihnachts festes fand hier zum vierten Male in diesem 3ahre eine Konfir mation von Erwachsenen statt, an der 7 erwachsene junge Mäd chen teilnahmen. 3nsgesamt sind in diesem 3ahre nachträglich 21 Erwachsene konfirmiert worden, und zwar zwei junge Männer und 19 junge Mädchen. Chemnitz. 3n den Nachmiltagsstunden des Montag ging über Chemnitz und große Teile des Erzgebirges ein schwerer Sturm nieder, der in den Wäldern erheblichen Schaden verursachte. 3n Chemnitz mußte die Feuerwehr dreimal eingreifen und Dachleile, die abzustürzen drohten, beseitigen. «i > Wetter für morgen: Zeitweise lebhafte Winde aus südlichen Richtungen, vor wiegend stark bewölkt, im Gebirge Nebelbildung, Temperatur verhältnisse wenig geändert, zeitweise Niederschlag.