PROGRAMM Ottmar Gerster geb. 1897 Ludwig van Beethoven 1770-1827 Johannes Brahms 1833—1897 Festliche Toccata 4. Konzert für Klavier und Orchester G-Dur op. 58 Allegro moderato Andante con moto Rondo (Vivace) — Pause — 4. Sinfonie e-Moll op. 98 Allegro non troppo Andante moderato Allegro giocoso Allegro energico e passionato EINFÜHRUNG Die ersten Meister der Toccata waren Giovanni Gabriel! und Claudio Merulo, Girolamo Frescobaldi und Luigi Rossi. Mit der Toccata als „Schlagstück“ sollten gleichsam Tasten und Finger ausprobiert werden, darum wechselten die alten Toccaten zumeist zwischen virtuosen Passa gen und gehämmerter (geschlagener) Akkordik, wobei polyphone Elemente nur eine untergeordnete Rolle spielen (kurze Zwischen- und Verbin dungsepisoden). Der Wechsel zwischen Linienspiel und Akkordik bestimmt auch den Cha rakter von Ottmar Gersters 1942 veröffentlichter „Festlicher Toc cata“ für Orchester. Mit einer dreimaligen Aufwärtsbewegung wird Gersters Toccata eröff net, nach wenigen Takten leitet eine aus der Anfangsbewegung gewach sene Trioienkette zu einem einfachen, liedhaften Thema (Blechbläser), das im Verlaufe des Werkes mehrmals wiederkehrt. Die langsame Ein leitung entfaltet sich: Holzbläser und Streicher ergänzen sich in rauschen den Figuren, die Blechbläser untermauern im rhythmisch bestimmten Schreiten den Ablauf der Musik. Die Bewegung steigert sich und mündet in einem Allegroteil, der so etwas wie eine Durchführung des bisherigen Themenmaterials darstellt. Auch in den polyphonen Partien schreibt Gerster eine klare, einfache, musikantische und vitale Musik, als Einlei tung zu Veranstaltungen und Konzerten Gebrauchsmusik im besten Sinne. Mit einem Rückgriff auf die langsame Einleitung rundet der Komponist formal das Ganze. G. S. Wie Ludwig van Beethoven in der Reihe seiner Sinfonien zwi schen Werken kraftvoll-männlichen und anderen mehr lyrisch-weiblichen Charakters abwechselte, steht auch sein 4. Klavierkonzert G-Dur op. 58 ein wenig träumerisch zwischen dem heroischen c-Moll- und dem gran diosen Es-Dur-Konzert. Erstmalig aufgeführt wurde dieses Werk, von Beethoven selbst gespielt, im März 1807 bei einer seiner Akademien im Palais Lobkowitz in Wien. Der erste Satz (Allegro moderato) bringt zu Beginn, solistisch vorgetra gen, das zarte, weiche G-Dur-Hauptthema, auf dessen motivische Bezie hung zu dem berühmten „Schicksalsmotiv“ der 5. Sinfonie häufig auf merksam gemacht wurde. Auf der Dominante endend, erfährt das Thema durch einen plötzlichen Wechsel nach H-Dur eine neue Beleuchtung. Nach einer Weiterentwicklung im Tutti erklingt zuerst in den Violinen das stolze, signalartige zweite Thema. Mit diesen Hauptgedanken, die jedoch durch mannigfache neue Seitengedanken bereichert, vom Klavier in ausdrucksvollen Akkordfigurationen umspielt und immer wieder ab gewandelt werden, entsteht nun ein wundervolles, von größtem Empfin dungsreichtum zeugendes Zusammenwirken von Soloinstrument und Or chester, das nach der großen Kadenz rauschend-schwungvoll beendet wird. — Höchste poetische Wirkungen erreicht der ergreifende langsame Satz (Andante con moto), der die Romantiker verständlicherweise ganz besonders begeisterte. In leidenschaftlichem Dialog zwischen Klavier und Orchester erfolgt, charakterisiert durch zwei äußerst gegensätzliche The men, ein düster-drohendes und ein innig-flehendes, diese entscheidende