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vielen Tausend Zündhölzern Licht spen det." „Sieh mal an," sagen Kerze und Zweig, „das mußt du uns noch genauer erzählen, da? ist gewiß sehr intcr- e^' . . ^nnüholzseele, .,,e Geschichte. Einst war in- ein kleines Teil, ein Hundert- taukendstel eines schmucken Baumes im weiren russischen Sumpfgebiet. (Man verwendet zur Herstellung von Streich hölzern das Holz der Aspe, eines unserer Pappel verwandten Baumes, der im russischen Sumpfgebiet wild und ohne jede forstliche Kultur wächst; dieses Holz ist zur Verarbeitung ganz be- sonders geeignet.) Muntere Vöglein hatten ihr Nest bei uns aufgeschlagen, zwitschernd und jubilierend huschten sie durch die Zweige. In langen Jahren sahen wir neben uns Genossen empor- streben, sahen sie von Menschenhand oder auch vom Sturm und Blitz ge- fällt werden. Ein gnädiges Geschick bewahrte uns lange vor gleichem Los. Bis eines Tages auch an unser Mark die Axt gelegt wurde, sodaß die Vöglein ängstlich aufflatterten und eilends ihr Nest verließen. Dann dauerte es nicht lange: Der stattliche Stamm, von dem auch ich ein Teilchen war, neigte sich und stürzte zu Boden. Viele Hände machten sich an ihm zu schaffen, hieben die Äste ab, schnitten ihn in Stücke von etwa 2U Meter Länge und schleiften diese zu einem großen Wagen, der sie zur Bahnstation fuhr. Uno dann be gann eine lange Reise durch Rußland und Deutschland bis wir eines Tages auf dem Lagerplatz einer großen Fabrik landeten. Dort hatten wir wirklich Zeit, über unser Geschick nachzudenken. Erst Mubten wir, man würde Schränke, Msiev, Tische aus uns machen. Einige befürchteten, daß wir nur Kisten wü» dm, wieder anderen war Angst, man möchte schwarze Särge aus uns zim» mern. Bis wir eines Tages aller Zweifel enthoben wurden. Aus einer Kreissäge wurden die Rollen in Klötze von etwa Sov Millimeter Länge geschnitten, bann entrindet und auf einer Schäl maschine zu dünnen Bändern in Zünd- holzpärke geschält. Nun wurden aus '.HU Bändern die schlechten Stellen heransgeschnitten und schließlich etwa 50 Bänder zusammengelegt, um von der Abschlagmaschine in einzelne Hölz chen (Holzdraht genannt) zerschnitt - zu werb-- S Bzcheu ward auch ich. Doch ehe nb mich recht besonnen hatte, was eigentlich aus mir geworden war, bließ ein starker Windstoß — die Menschen nennen die Maschine, die ihn erzeugt, Exhaustoren — mich von dannen und wirbelte mich in die sogenannte Sam melkammer, wo ich mich im Kreise vieler Genossen wiederfand. Von der Sammelkammer aus wan derten wir in eine große Trommel, den Holzdraht-Trocken- und Polierapparat, da war es fehr schön warm. Wir sollten trocknen, sagte man, und gleichzeitig) begann die Trommel sich zu drehen und wirbelte uns alle wild durch einander, wodurch wir poliert und ent stäubt wurden. Alles tat mir weh'- so sehr hatte man uns pokert. Kaum stand die Trommel still, und man hatte sich etwas verpustet, bließ einen schon wieder ein Windstoß weiter aus die Putzmaschine, und da begann dann ein Rütteln und Schütteln, daß alle von uns, die zu klein waren, samt allen un nützen Splittern und allem Staub ent fernt wurden. Aber nicht genug. Das Rütteln und Schütteln ging in der Gleichlege maschine weiter, in die wir inzwischen gekommen waren. In Reih und Glicd- wurden wir da geordnet, wie Soldaten oder wie Schüler von ihrem Turnlehrer. War unter uns doch noch einer, der als untauglich befunden wurde, hier flog er unbarmherzig heraus und in ven unten befindlichen Staubkasten. Nun waren wir Hölzchen geordnet, geputzt, poliert und getrocknet — aber wir waren noch immer keine Zünd hölzer. Das wurden wir erst durch ein Wunder von Maschine, einem Kunst werk genialster Art, der Zündholz komplettmaschine. Nacheinander wur den wir Hölzchen hier isoliert, paraf finiert — dies geschieht, damit der Übergang der Flamme vom Zündkopf auf das Holz möglich wird — schließlich getunkt — das heißt, wir bekamen den Feuerkopf — und getrocknet und endlich