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KoheIugenö Nr. 48 Beilage zur Weikeritz-Zeitaag". 1YZ0 Vom Zündholz, dem LcbenSspcnder der Kerze. Bon Gustav Adolf von Ehrenkrook. Heute, da es wieder einmal erster Advent geworden ist, wird in unzäh ligen Häusern ein Kerzlein angezündet. Ein Kerzlein! Der erste Vorbote für dir vielen Kerzen, die nun nach kurzen Wochen an unseren Weihnachtsbäumen aufflackern. Im dunklen Tannengrün erstrahlt diese erste Kerze; hier an einem Adventsbäumchen, dort an einem Ad ventskränze, oft ist es auch nur ein einzelner Tannenzweig, auf dem diese Adventskerze ihren Platz gefunden hat. Da steht sie nun strahlend weist und schön, und schon nähert sich ihr ein Flämmchen; das flackernde Flämmchen eines Zündholzes. Und das Zündholz spendet der Kerze von seinem eigenen Leben; auf daß sie nun ihr Licht sende in die winterliche Dämmerung. Das Zündholz aber hat ein kurzes Dasein. Nur Leben spendet es der meisten Kerze, dann verglimmt und verkohlt cs. „Armer Kerl," sagt das unruhig flackernde Kerzlein, „das war eine kurze Freude!" Die Seele des Zündholzes aber lebt fort in dem Flackerflämmchen der Ad ventskerze, und diese Seele hält Zwie. spräche mit dem Lichtlein und dem immergrünen Zweig. „Ein schönes Ende," sagt die Zünd holzseele. „Wenn man sterben darf in dem Bewusstsein, Licht gespendet zu haben, das sortlebt, wenn man selbst schon das Zeitliche gesegnet hat. Du hast von »nr das Licht empfangen, du überlebst mich um lange Zeit. Das ist ein erhabenes Gefühl, in dem sich leicht sterben lässt." Dem stimmt das Lichtlein bei; es denkt an sein eigenes, ach, so rasches Ende. Es spendet wohl eine ganze Weile Licht, wohl eine Stunde und noch etwas mehr, und nicht nur Licht, sondern auch Vorfreude auf etwas Kommendes, Herrliches. Aber indem die Kerze solches spendet, verbrennt sie sich selbst, und wenn ihr Ende kommt, bleibt nichts übrig, als ein Restlein Wachs, das über den Tannenzweig ge tropft ist und ein Endchen verkohlten Dochtes. „Ich," sagt der Adventszweiß, „ich überlebe dich und die Kerzen, ine noch dir kommen. Und der große Tannen baum gar, der im Walde steht und von dem ich ein Teil bin, lebt und lebt immerfort." „Auch sein Leben währt nicht ewig," sagte mit leiser Stimme die Zündholz seele, „so oder so findet auch er ein Ende. Glaub es mir, ich kenne das; denn eigentlich sind wir ja miteinander verwandt, sind aus einem Holze. Auch mein Körper war Holz, Holz von einem großen Baume, den die Menschen sich dienstbar gemacht haben und der in