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Bezugspreis: Für einen Älonat 2.20 96. Jcchrgang Mittwoch, am 12 November 1930 Nr. 264 mit Zutragen: einzelne Nummern 15 : Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3 : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petikzeile 20 Reichspfennige, Eingesandt und Nekknmn 60 Ne kchSpfennlge WeitzerH-Jetdmg raaeszeiwna mit Anzeiger fiir Dippoldiswalde. Schmiedeberg N.U. -- 1111 —— < « — . - r- y YN _ Freitag, den 14. November 1930, abends 8 Uhr jMWSitWdllAMMl^ zu IWIMM. , , Die Tagesordnung hängt im Rathause aus Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Sturm, der in den letzten Tagen da- herbrauste, hat sich gelegt. Dafür ist es wieder empfindlich kalt geworden, fo daß schon gestern -nachmittag mit Regen vermischt -Schneeflocken zur Erde fielen. Heute gegen Mor gen setzte wieder Schneetreiben ein. Menn auch noch keine zu sammenhängende ^Schneedecke heute früh die Erde bedeckte, so bot sich doch schon ein recht winterliches Wild außerhalb der Häuser engen Reihen. — In einer am Montag, dem. 10. November in Dippoldiswalde unter Vorsitz von Baumeister Göpfert— Frauenstein abgehalten»n, aus allen Teilen des amtshauptmann- schastlichen Bezirks besuchten Sitzung des Bezirksausschusses Dippoldiswalde der Volksnationalen Reichsvereinigung und des Aktionsausschusses der Deutschen Staatspartei für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde wurde nach einem Referat von Menzel—Großröhrsdorf (Mitglied des Reichsvorstandes der V. NZ einmütig folgende Entschließung gefaßt: „Die in Dippoldiswalde versammelten Mitglieder des Bezirksausschusses Dippoldiswalde der Volksnationalen Reichs vereinigung und die Mitglieder des Aktionsausschusses der Deutschen Staatspartei für den Bezirksverband der Amts- hauptmannfchaft Dippoldiswalde billigen die Haltung der sechs volksnationalen Reichstagsabgeordneten und sprechen ihnen vollstes Vertrauen aus. Ihr Entschluß, ihre Mandate zu behalten, entspricht den Erwartungen des Ausschusses. Die Versammelten fordern von den Abgeordneten, daß das reine, ehrliche Streben und Ziel der volksnationalen Erneuerung unseres deutschen Volkes trotz aller Angriffe von links und rechts unbedingt erhalten bleibt, getreu des Grundsatzes der Volksgemeinschaft: „Volksmacht gegen Finanzmacht und Bol schewismus !" Der Aktionsausschuß der Deutschen Staatspartei für den Bezirk der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde hat sich durch den Austritt aus der Volksnationalen Reichsver einigung und aus der Staatspartei aufgelöst! Es besteht in Zukunft, wie schon früher, weiterhin nür der Bezirksausschuß Dippoldiswalde der Volksnationalen Reichsvereinigung. — Am Mittwoch konnte die Jung-Landsmann schaft Dippoldiswalde in Dresden ihre 3. Jahreshaupt versammlung im Vereinsheim Bürgerwiese abhalten. Der 1. Vorsitzende Fleischer gab einen Rückblick über das vergangene Vereinsjahr, in dem die 3. Gründungsfeier wohl der Höhe punkt gewesen ist. Hieran anschließend erstattete der l. Schrift führer Uhlmann den Jahresbericht, der Zeugnis davon ab- legte, daß auch das vergangene Jahr ein Jahr des Erfolges gewesen ist. Besonders sei hier noch erwähnt, daß die vielen Zusammenkünfte und Veranstaltungen von den Mitgliedern immer gut besucht gewesen sind. Hierauf brachte der Kassierer Schlieder den Kassenbericht zum Vortrag und konnte Mit teilen, daß ein ganz netter Bestand auf das neue Vereins jahr vorgetragen werden konnte. Die Wahlen gingen glatt vonstatten; es wurden folgende Vorstandsmitglieder einstimmig wiedergewählt: Hans Echlücker 2. Vorsitzender, Rudolf Uhl mann l. Schriftführer, Dora Fuhrmann 2. Kassiererin, Bei sitzer Mar Fischer, und neu gewählt wurde Hertha Dietze bis 2. Schriftführerin. Der weitere Verlauf der Versammlung brachte geschäftliche und interne Angelegenheiten. Besonders sei hier der Punkt „Zusammenschluß mit der Schwester vereinigung Landmannschaft Dippoldiswalde" erwähnt, der längere Zeit in Anspruch nahm und zur weiteren Bearbeitung dem Gefamtvorstand übertragen wurde. Zuletzt dankte der Vorsitzende allen jungen Freunden, die ihre Kraft der Ver einigung zur Verfügung gestellt haben, und forderte zur wei- Irren Treue im neuen Dereinsjahre auf. Die Jung-Lands- mannschaft wird sich zur Pflicht machen, die vielen jungen Freunde aus Dippoldiswalde und Umgegend, die in Dresdens Mauern weilen und die den Weg noch nicht zu ihr gefunden haben, in den Reihen der Vereinigung zusammenzuschließen. Anläßlich der 30. Gründungsfeier der Brudervereinigung Mügelner Landsmannschaft nahm die Jung-Landsmannschaft am Sonntag im Saale der Kaufmannschaft zu Dresden ge schlossen mit Fahne teil. Die Feier gestaltete sich zu einer machtvollen Kundgebung für deutsche Heimat und die ge samte Landsmannschaftsbewegung. Zur besonderen Ehre und Freude wurde die Dlppoldiswalder Jugend von Oberkirchen rat Michael besonders begrüßt als „seine Jung-Landsmann- schaft" in seiner zu Herzen gehenden Ansprache an die Fest- Genfer Abrüstungsgerede Genf, 12. November. /)er Vorbereitende Abrüstungsausschuß hat gegen den Einspruch Frankreichs, Japans, der Türkei und dreier klei nerer Staaten beschlossen, die Frage der Beschränkung des heeresmalerials für die Landrüslunaen, die in dem Sonven- lionsentwurf bisher völlig ausgelassen ist, erneut zu disku tieren und dabei auch die Methode der direkten Material begrenzung in die Diskussion etnzuschllehen. Graf Bernstorff erinnerte vor der Abstimmung über diesen Vorschlag daran, daß die deutsche Delegation im vorigen Mai sich beim Programm des Vorbereitenden Ab rüstungsausschusses hauptsächlich deshalb distanziert habe, weil die Frage des Materials überhaupt nicht in den Kon ventionsentwurf ausgenommen worden sei. Wenn man jetzt die Wiederaufnahme der Diskussion beschließe, so sei er damit einverstanden, und er werde sich auch daran beteiligend Es sei im übrigen unverständlich, wenn für die Seeabrü stungen die Begrenzung des Materials zugelassen werde/ wenn man sie aber für das Landheer nicht gelten lassen wolle. > In der Debatte zeigte sich, daß die Neigung für eine direkteMaterialbegrenzungnur sehr gering ist. Vorbehaltlos sprach sich im Prinzip dafür nur der Vertreter der Vereinigten Staaten, Gibson, aus, der^ das Prinzip der indirekten Materialherabsetzung aus dem Wege des Budgets kategorisch ablehnte, Lord Cecil sprach sich dagegen für die indirekte Methode aus. Der Vertreter Italiens, General de Martinis, unterstrich gleichfalls die Bedeutung der direkten Methode. Graf Bernstorff wies noch einmal darauf hin, daß die Methode der direkten Malerialbegrenzung Deutschland im Versailler Vertrag auferleal worden fei und daß es nur, logisch sei, nunmehr diese Methode auch für die allgemeine Abrüstung anzuwenden. Der deutsche Delegierte betonte nochmals, daß eine Konvention ohne die direkte Malerial begrenzung wertlos und für Deutschland unannehmbar sei^ Dem Gedächtnis der Kriegsopfer In der Vormittagssitzung unterbrach der Vorsitzende Loudon um 11 Uhr die Verhandlungen, um die Mitglieder aufzufordern, allen Toten des Weltkrieges ein stilles, kurzes Gedenken zu widmen. Loudon erklärte: „Es ist heute der 11. November und 11 Uhr. Zu Ehren und zum Gedächtnis aller Toten des Weltkrieges bitte ich Sie,.sich zu erheben und eine Minute andächtigen Schweigens den Toten zui widmen." Die Teilnehmer kamen dieser Aufforderung nach/ erhoben sich von ihren Plätzen und verharrten Ungefähr ein«! Minute in andächtigem Schweigen. Die Anregung hierzu war von Vertretern der angel sächsischen Länder ausgegangen, wo am 11. November be kanntlich zur Erinnerung an die Beendigung de- Weltkrie- ges und zum Gedächtnis der Toten kurze Gedächtnisfeiern in Form einer Verkebrspause und einer Schweigeminute stattfinden. Die deutschen, türkischen und bulgarischen Ver treter in der Kommission hatten den Vorsitzenden Loudon darauf aufmerksam gemacht, daß sie an einem solchen Ge- dachtnisakt nur teilnehmen würden, wenn er ausschließlich den Charakter einer Erinnerung an die Toten des Welt^ krisges habe, und wenn aus diesem Anlaß keine Reden gehalten würden. Versammlung. Oberkirchenrat Michael war als alter Mügelner Landsmann mit seiner Gemahlin nach Dresden gekommen, um mit seinen Landsleuten dieses Fest zu begehen. — Frachtanteil an Tertilpreisen (Baumwolle). Im Zeichen des Preisabbaues werden die Ausgaben für Be kleidung als besonders hoch empfunden. Eine wirkliche Preis senkung sei aber nur möglich, so heißt es, wenn die Reichs bahn die Frachtsätze für die Beförderung von Baumwolle herabsetze. Wie wir von unterrichteter Sette erfahren, ist die se Behauptung jedoch unzutreffend. Dies zeigt folgendes Bei spiel: Die amerikanische Baumwolle kommt in Bremen in Seedampfern aus dem Ausland an und geht von hier mit der Bahn in die Gebiete der Baumwollspinnereien und -We bereien. Die Firmen in den sächsischen Spinnereigebieten, die ungefähr 450 km von Bremen entfernt sind, beziehen die Baumwolle zum Preise von ungefähr 50,50 RM. für 100 englische Pfund, das sind 46 kg, also rund l Zentner. Der Frachtanteil, der in diesem Bezugspreise enthalten ist, beträgt nach dem heutigen Tarif rund l,70 RM. für den Zentner, also durchschnittlich etwa 3,4 o/o. Bei einer 2Ct/oigen Frachtermäßigung würde die Fracht 1,36 RM. betragen. Einen Preis von 50,50 RM. gegenüber spielt aber ein Fracht nachlaß von 34 Rpf. keine ausschlaggebende Rolle und am fertigen Textilerzeugnis aus Baumwolle würde er sich über haupt nicht mehr ziffermäßig auswirken. Hiernach ist also nicht durch Frachtnachlässe für Baumwolle, sondern nur durch eine Senkung der Verarbeitungs-, Handels-, und Verkaufs kosten ein fühlbarer Preisabbau möglich. Oelsa. Am Dienstag abend fand hier im oberen Gast hof eine weitere Versammlung Ler Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei, Ortsgruppe Dippoldiswalde, statt. Versammlungsleiter Schubert—Dippoldiswalde begrüßte an nähernd 200 Besucher, besonders das Mitglied von der volks nationalen Reichsvereinigung Menzer—Oelsa, der einer be sonderen Einladung Folge geleistet hatte. Lehrer Reinboth- Oelsa, der ebenfalls besonders eingeladen worden war, hatte schriftlich abgesagt, mit der Begründung, daß er an dem Abend verhindert sei. Pg. Hobland—Scharfenberg sprach über das Thema: „Achtung, hier deutsche Welle". Der Redner entwickelte zunächst ein Bild von den Sozialdemokraten. Die Ausführungen des Redners waren eine furchtbare Anklage für das heutige System und eine Rechtfertigung für die von allen Parteien angefeindeten Nationalsozialisten. Zur Debatte meldete sich Menzer—Oelsa (Volksnationale Reichsvereinigung), der im Sinne seiner Partei manches dem Vorredner wider legte, aber wenig Anklang mit seinen Aurführungen fand. Um 12 Uhr nahm die Versammlung, in der mit großem Interesse das Thema des Versammlungsredners verfolgt wurde, in voller Ruhe ihr Ende. Frauenstein. 3n Lek Nacht zum 11. November wurde in eine Jagdhütte im oberen Gimmlitztale «ingebrochen. lieber eine Leiter ist der Täter durch ein Fenster eingestiegen u. stahl mehrere Gewehre, Kleidungsstücke sowie Lebensmittel. Dev von Dippoldiswalde herbeigerufene Spürhund verfolgte eins Spur die Gimmtttzstraße entlang nach Lem Kalkwerk Herms dorf und hier abbiegend einen Weg in Richtung Dorf Mol dau. Vermutlich kommen wieder tschecho-slowakische Staats angehörige in Frage. Dresden. Der volksparteiliche Stadtverordnete Elsner hat im Stadtverordnetenkollegium folgenden Antrag eingebracht: Das Kollegium wolle beschließen, den Rat zu ersuchen, bei der Dresdner Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke-AG. dahin zu wirken, daß die Tarife für Gas, Wasser und Elektrizität in Uebereinstimmung mit der Preissenkungsaktion der Reichs- regierung mit sofortiger Wirkung gesenkt werden. Pirna. Am Sonntag nachmittag kehrte der Besitzer eines Blockhauses an der Schrammsteinbaude, Fischer, mit seiner Frau in seinem Wochenendhaus ein. Beim Gang durch das Blockhaus verbellte der Hund den Kleiderschrank. Der Schrank wurde geöffnet, und F. sah in demselben einen Einbrecher sitzen. F. hatte eine Art in der Hand und forderte den Ver brecher auf, aus dem Schrank zu kommen. Dieser zog aber einen Revolver und bedrohte den Eigentümer des Block hauses. Darauf verließen F. uud seine Frau das Haus und riefen um Hilfe. Die Hilfeschreie wurden von drei Berg steigern gehört, die sich in ihrem Unterkunftshause befanden. Sie eilten schnell herbei. Um schneller zum Ziele zu gelangen, übersprangen sie einen Staketenzaun, der das Grundstück ab- schließt. Während zwei Retter glücklich das Hindernis nahmen, blieb der dritte an einer Stakete hängen und verletzte sich sehr schwer, so daß er dem Pirnaer Krankenhaus zugeführt werden mußte. Chemnitz. Nachdem bereits vor einiger Zeit verschiedene Personen wegen Betrügereien mit gefälschten Rabattmarken festgenommen und zu Freiheitsstrafen verurteilt worden sind, ist es der Polizei jetzt wiederm gelungen, einen 30 Jahre alten Geschäftsinhaber aus Chemnitz feftzunehmen, der es verstanden hatte, sich falsche Rabattmarken zu verschaffen. Er hatte die Absicht, zwei Millionen Stück gefälschte Marken im Werte von 20 000 RM. nach und nach teils zur Ein lösung zu bringen, teils an seine Kunden abzugeben. Durch das rechtzeitige Eingreifen der Polizei konnte das verhindert werden, so daß der bisher entstandene Schaden nur gering ist. ünlprung. Ein hiesiger Geschirrführer verunglückte dadurch tödlich, daß er beim Anschleisen von der Schoßkelle aus vom Wagen fiel. Dem Unglücklichen gingen die Räder über den Körper, wobei er so schwer verletzt wurde, daß er bald darauf seinen Geist aufgab. Wetter für morgen: Teils aufheiterndes, teils nebeliges, ruhiges Wetter mit verbreitetem Nachtfrost. Tagsüber im Flachland einige Wärme grade. Dauer der Beruhigung über zwei Tage hinaus vor läufig noch in Frage gestellt.