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gebäüde und den Nebengebäuden 18. au« der Grube zu Tage gefördert 12. In den Krankenhäusern Lardenberg und Esch weiler sind vier verletzte gestorben, so dah die bi» 4,30 Uhr festgestellte Gesamtzahl der Toten 35 betrug. 3» den Kran kenhäusern Vardenberg und Eschweiler befinden sich noch 72 Verletzte. Einqefahren waren 867 Wann und nach der Ber gung der 422 buchmäßig Festgestellten sind immer noch über 200 Mann eingeschlossen. Veber die Aussichten zu ihrer Bergung kann noch nichts gesagt werden, weil die Stollen teilweise eingeslürzt sind. Soiveil sie noch bestehen, konnte ihnen bereits eine Stunde nach dem Unglück wieder Luft zugeführt werden. Gegen Mittag war auch die Wasserzufuhr wieder betriebsfähig. Seine Sprengsloffexplosio». Schon früh am Vormittag war es einem Vetriebsführer und später auch einem Beamten der Bergaufsichtsbehörde und einem Direktionsmitglied gelungen, von Grube Anna 1 nach Anna 2 durchzugehen und bis zum Unglücksschacht selbst vor zudringen. Sie konnten aber keine Anhaltspunkte über die Ursache der Katastrophe feststellen. Alle Annahmen über Kohlenstaub», Sprengstoff- und Schlagwetterentzündung sind bis auf weiteres bloße Vermutungen. Richtig ist, das das Sprengstosflager auf der 30-Meter-Sohle, das allge mein als Herd der Katastrophe galt, noch unversehrt vorgefunden wurde. Gerüchte über Unfälle, die den Rettungsmannschaften zugestoßen sein sollen, sind unzutreffend. Außer vorüberge hender Schwächung ist keiner» Mitglied der Rettungsmann schaften etwas zugestoßen. Inzwischen sind auck Rettungs mannschaften von der Ruhr und vom Niederrhein an oer Unglücksstelle eingetroffen, die Mannschaft der Heche Rhein- Elbe auf dem Ruhrrevier ist um 3 Uhr nachmittags einge fahren. Zur Stelle sind außerdem noch Mannschaften der Zeche Sophia-Iakoba in Hückelshofen und der Zeche Fried rich-Heinrich in Moers. Die einheimischen Rettungsmann schaften hatten den Hilfsdienst sofort mit 50 Geräten bei wech selnder Mannschaft ausgenommen. Durch Selbsthilfe haben sich an einer Steve 14 Mgyn retten können. Zwischen einem mederaefmrzfen Stollenstüa hätten 15 Mann eine Lücke mit ihren Jacken zygestopft, um das Eindringen der Brandaase zu verhindern. Von diesen fanden die Rettungsmannschaften 14 Mann noch lebend vor. Einer tonnte tot geborgen wer den. Einer Richtigstellung bedarf die Nachricht, daß unter dem Verwaltungsgebäude ein Benzollager explodiert sei. Ein Benzollager befindet sich, wie von maßgebender Seite mitge teilt wird, nur auf der Kokerei und ist unversehrt. Li» 19 Ahr wurden SO Tote einschließlich der 19 Toten des lieber-Lage-Betriebe» geborgen. Zur Zeit liegen 70 bl» 7Z versetzte int Krankenhaus Bardenberg und 8 im Kranken haus Eschweiler. Die Bergung der Toten .und Verletzten ist noch im Gange. Sie ist stark erschwert durch die Beschädigung des Kabels zu dem elektrisch betriebenen Blindschacht, der nur von der 460- Meter-Sohle zur 360-Meter-Sohle geht. Das Kabel ist in zwischen wieder ausgebessert worden, so daß in diesem Blind schacht die Seilfahrt zur Bergung der Verletzten und Toten nun ausgenommen werden kann. Berghauptmann Schlüter vom Oberbergamt Bonn ist inzwischen auch eingefahren. Der Unfallausschuß der Gruben-Sicherheits-Kommission und Vertreter des Handelsministeriums mit Vertretern des Berliner Gruben-Sicherheitsamtes werden am Mittwochvor- mittag die Grube befahren. Die Rettungskolonnen der Ret tungsstellen der Gruben Rhein-Elbe in Gelsenkirchen und Friedrich-Heinrich in Lintfort sind eingefahren und beteiligen sich am Rettungswerk. Auch die holländischen Gruben haben sich bereitwillig zur Hilfeleistung angeboten. Bei den Zählungen haben sich Doppelzählungen heraus gestellt, weil einzelne Leute bei der Ausfahrt gezählt worden waren und sich dann nochmals meldeten in der Annahme, nicht gezählt zu sein. Die Bergbehörde hält deshalb Schät zungen über die Zahl der noch Eingeschlossenen für unange bracht. Es fehlen noch die Kontrollnummern der Leute, die aus Schacht Anna 3 ausgefahren sind. Fest steht nur, daß die Unter Tage-Reviere 4, 5 und 6 mit ihren Steigern voll zählig unverletzt zutage gekommen sind. Auch konnte noch nicht festgestellt werden, wie viel Leute auf den einzelnen zu Bruch gegangenen Strecken sind, da viele die Seilfahrt zur Stunde des Unglücks zwar beendet hatten, die Leute aber noch nicht vor Ort angekommen waren. Sie haben zu ihrer Ar beitsstätte bis zu Dreiviertelstunden unter Tag zurückzulegen. Bon einem Brande aus einem der Unter-Tage-Reviere, von dem einer der Frühschichtleute berichtet hatte, ist der Verwaltung und der Aufsichtsbehörde nichts bekannt. Dar «eileid des Reichspröfidenlel Berlin, 22. Oktober. Der Reichspräsident hat an den preußischen Regierungs präsidenten in Aachen folgendes Telegramm gerichtet: „Lie Nachricht von dem Explosionsunglück auf Grube Anna 2 bei Aachen hat mich tief erschüttert. Hoffentlich gelingt es, die noch eingeschlossenen Bergleute zu retten. Den Hinterblie benen der bei ihrer Arbeit Verunglückten bitte ich, den Aus druck meiner aufrichtigen Anteilnahme, den Verletzten meine besten Wünsche für baldige Genesung zu übermitteln. ez. von Hindenburg, Reichspräsident? W d« llwMMtK Li« Unglücksstätt« auf Schacht Anna II ist nur auf Um- ! Zo-en zu erreichen. Wo zwischen einem großen vierstöckigen ! Verwaltungsgebäude und dem fast ebenso hohen Maschinen- > hau» der Fördcrturm stand, steht jetzt die dem Förderturm s zugewandte Außenmauer des Verwaltungsgebäudes nur s noch so weit, als sic von den sie umgebenden Schuttmassen j «Mtm wird. Der Förderturm selbst war etwa 30 Meter siH §ur Seite geneigt und dabei einen Ze» > mentsockel beschädigt. Als dieser Block standhielt, knickte der ! Turm seitlich ein und fiel auf das Verwaltungsgebäude, das ! gleichzeitig von der unterirdischen Explosion erschüttert und l zum größten Teil in sich zusammengeschüttet wurde. Der Schutthaufen füllt mehr als das Erdgeschoß. Man weiß zur > Stunde noch nicht, ob noch Beamte, Putzfrauen oder andere i Personen in den Schuttmassen begraben liegen Hier wurden ! auch die ersten Toten geborgen Die Trümmer der bcnach- ! barten Gebäude lassen ersehen, was sich unter der Erde ab gespielt haben mag. Bon den Rettungsmannschaften hört , * man, oatz oi« nettuugsarbeiten erschwert werden dadurch, daß die Stollen an vielen Stellen eingebrochen sind. Die Rettungsmannschaften sind mit den, Freimachen der Zu gangswege beschäftigt. Di« Cxplosionsstichflamme aus dem Dynamitlager schoß, so berichten Augenzeugen, bis hoch über den Förderturm hinaus. Im Förderschacht Anna I selbst kommen in kleineren Zeitabständen Verletzte zutage, die sofort von d«n Sanitä tern betreut werden. Sie berichten über einen dumpfen Schlag und den Einsturz der Gebirge. Viele wußten zu nächst gar nicht, weshalb der Befehl zum sofortigen Aus fahren gegeben wurde. Die elektrischen Kabel sind zerstört und die Ausfahrt, vor allem die Verbindung der einzelnen Stollen untereinander, ist dadurch bedeutend erschwert. Trotzdem sind auch in den betroffenen Revieren schon Ver letzte geborgen worden, vor allem aus dem der Unglüits- stätte benachbarten elften Revier. Von den Ereignissen über Tage sind einige erschütternde Einzelheiten bekanntgeworden. Ein Zug mit Arbeitern, die von der Nachtschicht nach Hause fuhren, befand sich in etwa 100 Meter Entfernung und blieb dadurch von größerem Unheil verschont. In einem dem Förderturm des Wilhelm- fchachtes besonders nahegelegenen Stapel Grubenholz wurde ein Arbeiter mit solcher Wucht gegen das Kopfende der Bal ken gepreßt, daß fein Körper die Balken genau in der Kör- perform verschob. Dem Unglücklichen wurde der Kopf völlig zerschmettert. An einer anderen Stelle fand«» Sanitäter in etwa 300 Meter Entfernung von der Unglücksstätte eine einzelne Hand. In Alsdorf und besonders in den Straßen, die zur Zeche führen, sind Dächer und Fenstersckeiben be° chädigt, auch große Fensterscheiben, di« der Luftdruckrich- ung zugewandt waren, wurden einaedrückr. Die Straßen tehen voller Menschen mit besorgten Gesichtern, und Ab- perrmannschasten aus den benachbarten Orten und aus Aachen unterstützen die Ortsbeamten. Las Rettungswerk Unmittelbar nach der furchtbaren Explosion wurden von der Zechenverwaltung sofort all« Rettungsmannschaften alar miert. Dies« trafen zunächst aus der näheren Umgebung, nach einigen Stunden aber auch aus den entfernteren Gru bengebieten, darunter auch aus dem Saargebiet sowie von von der Hauptrettungszentrale in Essen Än; letztere ent sandt« ihr« Spezialrettungsmannschaften an die Unfall stelle. Von der Zeche Rhein-Elbe rückte die besonders aut ausgerüstet« Rettungskolonne mit 40 Mann an. Zahl reiche Aerzte und Sanitätskolonnen mit allem erforderlichen Rettungsmarterial waren in kürzester Frist an der Unglücks- stelle. Um 11k Uhr gelang es der ersten Rettungskolonne, bis zum Schacht einzudringen und von einem Settenschacht zu den eingeschlossenen Bergleuten oorzustoßen. In d«n: Unglücksschacht selbst konnten die Bergungsmannschaften wegen der starken Rauchentwicklung nur mit Gasmasken langsam vordringen. Die Verletzten wurden sofort zutage gefordert, wo sie von Sanitätswagen nach Aachen, Jülich und Eschweiler den Krankenhäusern zugeführt wurden Die Zugangsstraßen von Alsdorf waren von Tausenden van Menschen in kurzer Zeit verstopft, so daß die in langen Ko lonnen anrückenden Hilfsautomobil« und Privatwagen kaum vorwärtskommen konnten. Die zahlreicMi Feuer wehren gingen sofort daran, die gewaltigen Schuttmassen beiseite zü schaffen. . Vie mutmatzliche Ursache Dem vernehmen nach soll die Entzündung des Dynamit lagers, das die furchtbare Grubenkalastrophe verursachte, auf eine Gasexplosion zurückzuführen sein, die in der Nähe des Dynamitlagers erfolgte. Die Gewalt der Dynamitex plosion war so stark, daß viele Fernsprechleitungen unter brochen wurden, und infolgedessen die ersten Nachrichten von dem Unglück über Nachbarorte nach Aachen kamen. Als dorf ist ein Ort von etwa 10 000 Einwohnern und liegt im Winkel der Straßen von Aachen nach Köln und nach Düssel dorf. Das verhängnisvolle Dynamlilager Die eigentliche Ursache der Katastrophe konnte bisher nicht festgestellt werden. Die furchtbare Sprengwirkung er klärt sich aus der Explosion des vor kurzem mit 5000 Kilo gramm Sprengstoff aufgefüllten Dynamit un d D e t o n i t l a g e r s, das auf der 360-Meter-Sohne un tergebracht war. Die Lagerung der für die bergmännischen Arbeiten benötigten Sprengstoffe unter Tage ist bergpolizei lich zulässig. Sie ist sogar gebräuchlicher als die Lagerung ' über Tage. Die bergpolizeilichen Vorschriften verlangen, dah ! eine gewisse Entfernung zwischen Lager und Hauptförder- strecke innegehalten wird und daß Sprengstoffe und Spreng- I kapseln in räumlich von einander getrennten Kammern er- > folgt. Die Lagerung der Sprengstoffe erfolgt ebenfalls in s einzelnen Kammern, deren eiserne Eingangstüren bei et- i waigen Explosionen durch den auftretenden. Gasdruck au- j tomatisch zugeworfen werden. Welche besonderen Umstände : die Explosion des Gesamtlagers veranlaßt haben, ist bisher j nicht festgestellt. Trotz allem Unglück ist es eben noch als ein Gluck zu bezeichnen, daß die Explosionswirkung nach außen schlug, so daß die Hauptbelegschaft in den unteren Sohlen zwar zunächst abgeschnitten, aber nicht von der Wucht des Explosionsdruckes verschüttet oder zerschmettert wurde. Eine traurige Liste Das Grubenunglück von Alsdorf gehört mit zu den schwersten, der in den letzten 45 Jahren verzeichneten Ka tastrophen auf deutschen Gruben. Das schwerste war das auf Zeche Ratbott bei Hamm im Jahre 1S08, das insgesamt 360 Todesopfer fordert«. Das zweitschwerste «rfolgte im Jahre 1885 im Saargebiet auf dem Eamphausen-Schacht mit 180 Toten. Der Schwere nach folgt dann das im Frühjahr d. I. verzeichnet« Grubenunglück auf dem Kurt-Schacht der Wen zeslaus-Grube bei Hausdorf im Waldenburger Bergbau revier mit 151 Toten. 1907 wurde das Saarkohlenrevier aber mals von einer schweren Katastrophe auf der Zeche Reden mit 148 Todesopfern heimgesucht. 1925 ist mit dem Gruben unglück auf Zeche „Minister Stein" bei Dortmund mit 135 Todesopfern noch in Erinnerung. 1898 forderte die Kata strophe auf der Karolinen - Grube bei Bochum 119 Tote, 1913 die Schlagwetterexplosion auf der Hcinitz-Grub« bei Beuthen 112 Tote. Ferner verzeichnet die Katastrophenliste des deutschen Bergbaues noch folgend« Unglückszablen: 1891 Hibernia-Schacht b«i Gelsenkirchen 52 Tote, 1905 Zeche Borussia bei Bochum 39 Tot«, 1912 Grube Achenhqch »bei Dortmund 43 Tote, 1914 dieselbe Grübe mit 22 Toten, 1920- Zeche Kaiserstuhl H bei Dortmund 30 Tote, 1921 Zeche Montenis bei Herne .79 Tote, 1925 Zeche Dorstfeld bei Dortmund 45 Tote, "*1929 Glückhelf-Friodens-Hoftnungs- grube (Waldenburg-Revier) 33 Tote und ebenfalls 1929» Klein-Rosseln (Siegrevier) 24 Lote Die Reoifionsbewegms Seldtes Antwort an Hervi. Auf den Appell HervLs an den Stahlhelm, sich zur Frage der Revision des Friedensvertrages zu äußern, nahm der Bundesführer des Stahlhelm, Seldte, in einer Massen kundgebung des Stahlhelmgaues Hamburg Gelegenheit, zu antworten. Er führte dazu u. a. aus: Diese ungeforderte Erklärung eines Gegners, mit uns einmal den Dingen ins Gesicht sehen zu wollen, eine deutsch-französische Verständi gung zu versuchen, ist eine Auswirkung, die wir mit Ernst notieren. Wir sind nicht bereit, auf diese erste und einzige Frühlingsschwalbe hin übereilt zu antworten: wir werden uns überlegen, was wir antworten. Aber wenn die Well zur Erkenntnis kommt, welcher Irrsinn in dem Versailler Friedensvertrag liegt, wenn sie bereit ist, deutschem Lebensrecht Genüge zu geben, dann sind wir bereit, mit dieses Welt zu sprechen. Vann mag an die Stelle eines früheren Wortes „Proletarier aller Länder ver einigt Luch" ein besseres und stärkeres Wort künftig läutenr „Frontsoldaten aller Länder seht Luch zusammen und ordnet diese zerquetschte Erdei" wir werden gern mit den ehe maligen Kämpfern und Fechtern zusammenkommen. Der Redner wiederholt« nochmals das Wort seiner Kob lenzer Rede, daß die ganze Arbeit des Stahlhelm darauf ab- gestellt sei, für den Sieg des deutschen Rechts und des wah ren Friedens auf der Erde zu sorgen. Entweder - oder! Lin neuer bemerkenswerter Beitrag Schachts zum Repara tionsproblem. Der frühere Reichsbankpräsident Dr. Schacht hftll vor einem erlesenen Publikum in der Foreign Policy Aflö» ciation einen Vortrag über die ökonomischen Zusammen hänge und Auswirkungen des Poung-Plans. Dr. Schacht erklärte, die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise sei eine Folge nicht nur der Reparationen, sondern des Krieges und der Friedensverträge überhaupt. Eine Neuerörterung des Re- oarationsproblems sei, so meinte Dr. Schacht, infolge der Beendigung der Rheinlandbesetzung erleichtert. Er vertrau« auf das Schwergewicht der wirtschaftlichen Entwicklung: Die Frage, wie die Annuitäten aufzubrinaen seien, werde in kürzester Zeit als eines der ernstesten sozia len Probleme erkannt werden, da die deutsche Arbeiterschaft einzusehen beginne, daß die Aufbringung der Reparationen ihren Lebensstandard emp findlich beeinträchtige. Das Transferproblem sei nicht zu lösen, wenn nicht die andern Länder Deutschland einen größeren Anteil am Welthandel zü» kommen ließen. Durch Anleihen und Kredite, die sich nüst schon über sechs Jahre hinaus erstreckten, werde das Pro blem nur immer ernster, da Deutschland unter allen Um ständen die Ansprüche seiner privaten Geldgeber respektieren werde und sie nicht durch immer erneute Zahlungen an seine politischen Gläubiger gefährden dürfe. Die Reparationszahlungen müßten aus Exportüber schüssen befriedigt oder ganz eingestellt werden. Die Tatsache, daß der Doung-Plan die Möglichkeit vorsehe, den beratenden Sonderausschuß der BIZ. jederzeit einzu berufen, auch ohne daß eine sofortige Einstellung der Zah lungen erfolge, gebe die Möglichkeit, eine friedliche Lösung herbeizuführen, ohne die Weltwirtschaft in Unruhe zu ver setzen. Das deutsche Volk könne nicht mehr tun, als die Welt über seine wahre Lage aufzuklären. Es sei ein Vorteil der modernen Demokratie, daß solche Warnungen durch das konstitutionelle Mittel der Wahlen erfolgen können, wie es in Deutschland geschehen sei. Was die Pariser Preise sagt Die französische Presse schenkt den aus Amerika kom» inenden, teilweise mit der Anwesenheit Dr. Schachts in den Vereinigten Staaten in Zusammenhang gebrachten Gerüch ten über die Möglichkeit einer Revision der interalliierten Schulden größere Beachtung, beschränkt sich aber meist auf die sachliche Wiedergabe derartiger Meldungen. „Exzelsior" schreibt zur Timesmeldung: Es ist möglich, daß man in gewissen politischen und finanziellen Kreisen Englands ziem lich geneigt ist, den Absichten der deutschen Regierung hin sichtlich der Ausführung des Youngplans zuvorzukommen, um gleichzeitig mit der Revision dieses Planes eine Neu regelung der europäischen Schulden bei Amerika in Angriff zu nehmen Bis auf weiteres glauben wir aber nicht, daß die französische Regierung irgendein Interesse daran har, sich zu einem Manöver herzugeben, das auf eine Neurege lung der interalliierten Schulden und eine Revision de» Poungplanes abzielt, dessen Gültigkeit man nicht'bestreiten kann. „Journal" fragt: Sollte Amerika daran denken, die Schulden zu strei chen? Man muß feststellen daß die Schwierigkeiten der re publikanischen Regierung am Vorabend der Wahlen vom 11. November durchaus ein Grund sind, einen großen Toup zu führen, und könnte Hoover einen größeren Schlag füh ren, als der Geschäftswelt die Aussicht auf eine endgültig« Schlichtung der sich aus dem Krieg sich ergebenden Well- streitigkeiten zu bieten? »Figaro" erklärt, wenn England auch «in offenkundig»» Interesse da ran hat, ein« Neuregelung des Washingtoner Abkommen» zu befürworten, gilt das gleiche nicht für Frankreich. Für di« französische Regierung, deren Schulden bei Amerika durch den Youngplan gedeckt werden und die einen Ueberschuß für ihre Wiederaufbaugebiete erhält, würde das ein schlechtes Geschäft bedeuten.