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18. F,r«KK»ng. „Ich werde es Ihnen beweisen Morgen vormittag stoppe» Sie und ich an der Straßenbrücke beim Berg alle Geinüse autos ab, dann können Sie sich selbst überzeugen " „Aber die Berichte der Gewährsleute des Agenten laute» doch so, daß die Schmuggeleien nachgelassen haben." „Gewiß, weil die Originalberichte, die seit dem Tode vm Le Loos an mich gelangen, von »nir gefärbt wurden. Ici beabsichtigte damit, die Schmuggler und ihre Helfershelfei sicher zu machen, denn es stand für mich schon seit langen fest, daß ein Verräter in unseren Reihen bestehen müsse. Hier Herr Inspektor, haben Sie die Originalberichte. Sehen Sü selbst!" Inspektor Heinen »nachte ein nicht gerade geistreiches Ge sicht. Doch, als er sein Erstaunen einigermaßen etwas über wunden hatte, machte er seiner Entrüstung in scharfe» Worten Luft. , „Da wird cs wirklich Zeit, daß wir diesen Kerlen einmai energisch das Handwerk legenl" i Die beiden Beamten besprachen noch eine ganze Stund« lang Len Plan ihres Vorgehens, dann fuhr Dalberg wiede» nach Hause. * , * Am anderen Morgen kamen ungefähr zwanzig Auto mobile, von denen drei insgesamt zehn Zentner Kaffe, geladen hatten, der laut grüner Quittung ordnungsgemäs auf dem Amte Borlo verzollt war. Da Zwischenkontroller im Grenzbezirk häufiger vorkamen, schöpften die Fahre» keinen Verdacht , Der Inspektor hatte sich die Nummern der grünen Schein, gemerkt. Auf dem Zollamt blättert« er wie zufällig in den Einnahmebuch. Dabei mußte er die Feststellung machen, das wohl die Gemüse verzollt und vereinnahmt waren, daß abei jede Eintragung über Kaffee fehlte. Er ließ sich nicht» merken, iondern ging mit Dalberg, der wenige Minute» spater kam, unter harmlosen Gesprächen in dessen Wohnung „Sie haben wirklich Recht Wer wer hätte das gedacht/ Am Nachmittag fuhren beide Beamte unauffällig nact Emmerich und trafen sich auf dem Hauptzollamt. Direktor Starkmann benachrichtigte sofort die Kriminalpolizei, die ar den Verhandlungen teilnahm. Am anderen Morgen stoppt, i ein großes Aufgebot von Beamten an der sogenannte» Schleuse hinter Emmerich jedes Automobil ab und unter suchten es aufs genaueste nach unverzollter Ware. Wiede» waren es drei Wagen, die über Borlo gekommen waren unk Kaffee geladen hatten. Die Automobile wurden beschlag nahmt und die Fahrer verhaftet. Zwei Kriminalbeamte und der Kasseuoberinspektor de» Hauptzollamts fuhren darauf nach Elten zum Zollamt Borlo, um Kinzig zu überführen und zu verhaften Inspektor Heinen und Dalberg hatten eine persönlich» Beteiligung aus taktische»» Gründen abgelehnt. Sie wollte» nicht Zeuge eines unerfreulichen Dramas sein Kinzig empfing die Herren mit ausgesuchter Freundlich keit. Er war jedoch ein wenig erstaunt, als ihm der Ober inspektor mitteilte, man sei gekommen, eine außerordentlich, Kassenprüfung bei ihm vorzunehmen. Auch Aufseher Werner, der zufällig auf dem Amte mit Eintragungen beschäftigt war, schaute auf. Der Inspektor prüfte Kasse und Bücher unl! fand alles in Ordnung. Er erhob sich und schaute den Ein nehmer fest und durchdringend an. „So, Herr Kinzig, jetzt zeigen Sie mir einmal die Ein nahmebücher drei und vier!" „Drei und vier?" „Jawohl! Ich meine jene Bücher, in denen Sie dies» Scheine vereinnahmen und verbuchen." Der Oberinspektor zog aus seiner Tasche die am Marge» beschlagnahmten Quittungen und hielt sie dem Einnehmei hin. Der verfärbte sich jäh und wankt«. Verloren — zu Ende! Unauffällig traten die Kriminalbeamten neben lyn. „Geben Sie uns Ihre Schlüssel und folgen Sie uns!" Man führte den Einnehmer zum Wagen. „Herr Aufseher Werner! Sie übernehmen solange dm Amt, bis die Ablösung, die bereits unterwegs ist, hier ein tvifft." Der Beamte verbeugte sich gegen den Oberinspektor uni bugsierte Frau Kinzig, die fassungslos unter der Verbin dungstür stand, in ihre Wohnung zurück. Dort brach sie auf heulend zusammen. Kurze Zeit darauf schlossen sich hinter dem Oberzollein nehmer die Gefängnistüren, die sich für ihn nie mehr öffne» sollten. 22. Als Aufseher Dalberg nach einigen Tagen nach Haufe kam erwartete ihn in seiner Wohnung ein kleiner Junge, der ihn einen geschlossenen Brief überreichte. Der Aufseher er kannte die Schrift und hielt den Knaben, der sich hastig ent fernen wollte, fest. „Komm mal her! So, hier hast du eine Mark!" und z, seiner Schwester gewendet, fuhr er fort: „Gib dem Kleinen 'mal was zu essen!" Der Beamte erbrach den Brief. „Geliebter! Wie ich hintenherum erfuhr, HAt sich Look zur Zeii bei den Geschwistern Rentjes im Eltener Feld links de, Babericher Straße am Busch aus. Suche nicht nach mir! Deine unglückliche W. St." > - . . .... Dalberg zuckte zusammen. Der Mörder van de Loos st nahe? Der mußte unbedingt noch heute abend ausgehobev werden. Er ging ans Telephon und erbat sich von de» Eltener Gendarmerlestation Beamte. Auch die dienstfreie» Kollegen der Kolonie sagten zu. Dalberg wurde fröhlich. „Sag' mal Kleiner, wer gab dir den Brief?" Der Junge starrte verlegen zu Boden und schluckte heftig. ! „Ich weiß nicht." Fast weinerlich kam es heraus. Der Beamte zog aus de» einen Tasche einen Taler, aus der anderen eine Handschelle „Du kannst wählen. Sagst du, von wem du den Brief Haft bekommst du den Taler, sagst du es nicht, dann laß ich dich einsperren. Nun?" i Der kleine, barfüßige Kerl schaute ängstlich auf den Taler, dann auf die Schellen. Er ergriff hastig noch ein Stüä § Kuchen vom Teller und schob es ganz in den Mund. Ab- i wehrend streckte er die kleinen Händchen gegen die Schelle» . aus und mit einem sehnsüchtig rätselhaften Blick auf den ! Taler nickte er ein paarmal mit dem Kopf. j Dalberg lachte aus vollem Halse, denn das Bild war zv i drollig. „Nun! Sag's!" > Er nahm dabei den Jungen auf den Schoß. ! „Von Minna Simons!" s Der Junge langte hastig nach dem Geldstück. ! „Halt! Von Minna Simons sagst du? Wo wohnt die ' denn?" „An Kuckucksdahl." — i „In Kuckucksdahl?" i Der Junge nickte nur und steckte befriedigt das Geldstütl , ein. Er rutschte vom Schoße des Beamten und legte de» Finger auf den Mund. ! „Aber du darfst ihr nix sagen, sonst krieg ich se von ihr, ' verstehste?" Dalberg und seine Schwester lachten über den drollige« Kerl, daß es dröhnte, der in Sorge, das Geldstück könne ihm wieder abgenommen werden, schleunigst davonlief. Der Be amte sah noch, wie die schmutzigen, nackten Beinchen auf de» Straße nach Elten dahinwirbelten, dann ging er sinnend im Haus zurück. „Also die Sekretärin in Elten und bei dem alten, verhärm ten Manne in Kuckucksdahl? Nal Wenn ich wieder in Hn Gegend Dienst habe, werde ich einmal dort vorbeigehen." Am Abend, di« Dämmerung war schon ziemlich weit fort geschritten, kreuzten zehn Zöllner, teils in Uniform, teils i» Zivil, die Babericher Landstraße in der Nähe des Ueberwegr der Bahnlinie Ruhrgebiet—Amsterdam und verschwanden tnc Busch Kurze Zeit darauf langten auch die beiden Gen darmeriebeamten an. Von Ferne hörte man noch das Ratter« eines Rennautos, das mit anscheinend höchster Fahrt übe» di« Grenze fuhr. WVWMWWMIkM !I ' ' -- ' ' '