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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM ZUR EINFÜHRUNG Donnerstag, den 13. Mai 1965, 19.30 Uhr Freitag, den 14. Mai 1965, 19.30 Uhr Sonnabend, den 15. Mai 1965, 19.30 Uhr Sonntag, den 16. Mai 1965, 19.30 Uhr 10. PHILHARMONISCHES KONZERT • und 5. Abend im Anrecht C für Betriebe Dirigent: Horst Förster Solist: Walter Hartwich, Dresden Peter Tschaikowski 1840-1893 Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“ Bela Bartök 1881-194S 1. Konzert für Violine und Orchester op. posth. Andante sostenuto Allegro giocoso — Pause — Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Sinfonie C-Dur KV 551 (Jupiter-Sinfonie) Allegro vivace Andante cantabile Menuetto (Allegretto) Finale (Molto allegro) Walter Hartwich Walter Hartwich wurde 1932 in Braunau (CSSR) geboren. Er erhielt seine musi kalische Ausbildung bei Prof. Gerhard Bosse an den Musikhochschulen Weimar und Leipzig, später bei Prof. György Garay. Nach dem Examen war er vier Jahre beim Staatlichen Sinfonieorchester Halle und drei Jahre beim Rundfunksinfonie orchester Leipzig als Konzertmeister tätig. Seit September 1962 wirkt er als 1. Konzertmeister der Dresdner Philharmonie. Peter Tschaikowskis Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia" nach Shakespeare, heute zu den beliebtesten Werken des Komponisten gehörend, hatte anfangs einen ausgesprochenen Mißerfolg und stieß überall auf Ablehnung. Nach der Uraufführung der im Herbst 1869 enstandenen Komposition, die 1870 in Moskau im Rahmen der Konzerte der Russischen Musikgesellschaft stattfand, schrieb Tschaikowski in einem Brief: „Meine Ouvertüre .Romeo und Julia' hatte hier keinen Erfolg und fiel durch", und auch weitere Interpretationen der Ouver türe im Jahre 1876 in Wien und Paris wurden für den Komponisten deprimierende Mißerfolge. So schrieb der gefürchtete Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick nach der dortigen, von dem berühmten Dirigenten Hans Richter geleiteten Aufführung: „Das zweite philharmonische Konzert brachte eine Ouvertüre zu Shakespeares ,Romoe und Julia' von dem russischen Komponisten P. I. Tschaikowski. Diese Ouvertüre war neu, neu und befremdend, denn daß diese seelenlose, von grauen Dissonanzen und wildem Lärm durchtobte Tonschlacht eine Illustration der zar testen Liebestragödie sein soll, das hätten die wenigsten Zuhörer zu denken gewagt. Das Stück schien bereits mit völligem Stillschweigen übergangen, als einige Hände sich in heftigem Applaus regten und damit das Signal zu einem ziemlich allgemeinen und schnell obsiegenden Zischen gaben." Dennoch steht heute fest, daß die „Romeo-und-Julia"-Ouvertüre eines der ersten wirklichen Meisterwerke des zur Entstehungszeit knapp 30jährigen Tschaikowski darstellt, der die Komposition übrigens selbst sehr liebte und sie nach der Fertigstellung noch zweimal (1870 und 1879) umarbeitete. Er fühlte sich zu diesem Sujet so hingezogen, daß er auch eine Oper nach der Tragödie Shakespeares, dem be rühmtesten Liebesdrama der Weltliteratur, plante, von der allerdings nur ein Duett erhalten ist. Die Ouvertüre, die sich durch melodische Erfindungskraft und Feinheit der Instru mentation, Klangschönheit und dramatischen Schwung auszeichnet und eine bemerkenswerte Geschlossenheit der Wirkung erreicht, folgt in ihrer Anlage nicht dem Handlungsverlauf der Shakespeare-Tragödie. Sie gibt vielmehr in ihrem sorgfältig gegliederten musikalischen Verlauf den Inhalt des Dramas durch eine sinfonische Darstellung des Schicksals der Handlungsträger, des dramatischen Grundkonflikts wieder. Drei Hauptthemen tragen das musikalische Geschehen des Werkes. Feierlich, choralartig erklingt das auch später wieder erscheinen Je Thema der Einleitung (Andante non tanto, quasi moderato), das den gütigen Pater Lorenzo, den Beschützer der Liebenden, charakterisieren soll. Im Hauptteil (Allegro giusto) werden zu Beginn in temperamentvoller Weise die Kämpfe der beiden feindlichen Adelsgeschlechter geschildert, denen Romeo und Julia ent stammen; energisch, rhythmisch prägnant ist das hier zugrunde liegende Thema. In starkem Gegensatz dazu steht das sehnsuchtsvoll-leidenschaftliche, lyrische dritte Hauptthema, das ausdrucksvolle „Liebesthema" des durch den Zwist der Eltern in den Tod getriebenen unglücklichen Paares. Nach der Gegenüberstellung dieser Themen in Durchführung und Reprise bildet ein ruhiger Nachsatz (Mode rato assai), formal der langsamen Einleitung entsprechend, den Ausklang der Komposition. Zwei Komponisten von Weltgeltung prägen das Gesicht der ungarischen Gegen wartsmusik: Bela Bartök und Zoltän Koddly. Beider Schaffen wurzelt zutiefst in der Volksmusik ihres Heimatlandes. Vor allem Bela Bartök, eine über ragende schöpferische Persönlichkeit, kam zu einer neuartigen, faszinierenden Tonsprache, in der er folkloristische Elemente mit dem klassischen Formprinzip verschmolz. Bartöks Werke gehören zu den stärksten musikalischen Leistungen unseres Jahrhunderts. Bela Bartök schrieb sein erstes Violinkonzert, ein Jugendwerk, zwischen dem T. Juli 1907 und dem 5. Februar 1908. Dieses Konzert, das erst nach dem Tode