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Dresdner W Journal. ALoniglich Sächsischrv Staatsanzcigcv. Verordnungsblatt der Ministerien nnd der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 22V. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: i.V. Regierungsassessor vr. Jlberg in Dresden. Freitag, den 21. September < 1906. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie,, durch die Post im Deutschen Reiche 2 M. bv Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der «mal gefpaltenen AnkündigungSseite oder deren Raum 20 Pf., die Zeile größerer Schrift der »mal gespaltenen Textsette oder deren Raum 50 Pf Gebührenermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Fabrikanten Carl Heinrich Wolf in Zwickau den Titel und Rang als Kommerzienrat zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bureauchef Friedrich Eduard Dietze in Gröba das Albrechts kreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Tischler Karl Konrad Albert Schulze in Dresden die Erlaubnis zu erteilen, die silberne Lebensrettungsmedaille, welche ihm im Jahre 1904 für Errettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens in der Elbe verliehen worden war, am weißen Bande zu tragen. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Vom Königliche» Hofe. Dresden, 21. September. Se. Majestät der König ist heute vormittag von Zittau nach Schloß Pillnitz zurückgekehrt, nachdem die Manöver des Xll. Armeekorps des ungünstigen Wetters wegen abgebrochen worden sind. — Ihre Majestät die Königin-Witwe ist gestern nach mittag 4 Uhr 53 Min. in Sibyllenort eingetroffen und dort von Sr. Exzellenz dem Generaladjutanten, General der Infanterie v. Minckwitz und vom Güterdirektor Oberforstmeister Gringmuth empfangen worden. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. — Unter dem Namen „Landesverband von Hand werkergenossenschaften im Königreiche Sachfen" haben die im Königreiche Sachsen bestehenden Handwerkergenoffen schaften einen Verband gebildet, dessen Bezirk da« Gebiet des Königreichs Sachsen umfaßt. Der Verband hat durch ftzrat- liche Verleihung die Rechtsfähigkeit nach Z 22 des Büraerllchen Gesetzbuchs erlangt und hat seinen Sitz in Leipzig, Packhof straße 5. Er bezweckt die Förderung der genossenschaftlichen Arbeit und der Angelegenheiten der ihm angeschloffenen Genoffen schaften insbesondere durch: 1. Besprechung, Ausbildung und Vertretung gemeinschaftlicher Interessen, 2. Vervollkommnung der Einrichtungen und Geschäftsführung in den einzelnen Ge noffenschaften durch sachverständige Beratung, 3. Anregung und Anleitung zur Errichtung neuer Handwerkergenoffenschaften und zum Anschluffe dieser an den Landesverband, 4. Vornahme der in §8 53 bis 64 des NeichsgesetzeS vom 1. Mai 1889 und 20. Mai 1898, betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenoffen schaften, vorgeschriebenen Revisionen bei den dem Verbände angehörenden Genoffenschaften. Der Verband ist bereit, über das Handwerker-Genoffenschaftswesen sowie über etwa beab sichtigte Gründungen von Handwerkergenossenschaften Auskunft zu erteilen. - In Nr. 9 seines Verordnungsblattes gibt das Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium zunächst die Mitglieder der für den 1. Oktober d. I. einberufenen achten ordentlichen Landesshnode bekannt und verordnet sodann, daß die für den Zusammentritt der Landessynode besonders erlassene Abkündigung und Fürbitte bei dem Hauptgottesdienst am 30. September d. I. nach dem allgemeinen Kirchengebete verlesen werde. Während der Dauer der Landessynode ist sonntäglich die Fürbitte, die hierfür in der neuen Auflage der Agende vorgesehen ist, dem Kirchengebet einzufügen. — In einer weiteren Bekanntmachung wird zur Bewerbung um das von dem verewigten Oberhofprediger v. Kohlschütter im Jahre 1886 zur Förderung des theologischen Stu diums von Söhnen sächsischer Geistlicher oder theo logisch gebildeter Religionslehrer an Gymnasien, Realschulen und Seminaren und zur Förderung ihrer Vorbereitung für den praktischen Dienst der Kirche gestiftete Stipendium von 300 M. aufgefordert. Gesuche um Verleihung des Stipen diums sind spätestens bis zum 1. November 1906 bei dem Landeskonsistorium einzureichen. Dt«tscheS Reich. Badische Festtage. (W. T. B) Karlsruhe, 20. September. Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin trafen, wie schon kurz gemeldet, hcute vormittag 10 Uhr mittels SonderzugS hier ein und wurden am Bahnhof vom Erbgroßherzogspaar begrüßt. Ferner waren anwesend der preußische Gesandte v. Eisendecher und l der badische Gesandte in Berlin Graf Berckheim. In Beglei tung Sr. Majestät befinden sich Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg, Generaladjutant! Generalleutnant v. Loewenfeld, Flügeladjutant Oberstleutnant v. CheliuS, Flügeladjutant Major v. Friedeburg, Leibarzt Generaloberarzt vr. Jlberg, der Chef des Zivilkabinetts Wirk! Geh. KabinettSrat vr. v. LucanuS, der Chef des Militärkabinetts Generalleutnant Graf Hüisen- Häseler und als Vertreter des Auswärtigen Amtes der Ge sandte Frhr. v. Jenisch. In Begleitung der Kaiserin befinden sich Oberhofmeisterin Gräfin v. Brockdorff, Hosstaatsdame Gräfin v. Keller, Hofstaatsdame Frl. v. Gersdorff, Oberhof meister Frhr. v Mirbach und Vizeoberzeremonienmeister v. dem Knesebeck. Nach herzlicher Begrüßung begaben Sich die Aller höchsten Herrschaften nach dem Schlöffe. Auf dem ganzen Wege bildete eine ungeheure Menschenmenge aus der Stadt und aus dem ganzen Lande, darunter viele in der kleidsamen schwarzwälder Trachr, Spalier. Brausender Jubel begleitete die Fahrt nach dem Schlosse. Am Schloßportal waren zur Be grüßung versammelt der Großherzog und die Großherzogin, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden, die Mit glieder des Großherzoglichen und des Königl. schwedischen Hauses, die hier anwesenden Fürstlichkeiten und Spezial gesandten, die Gefolge, die Herren vom Ehrendienst und die Hofstaaten. Die Begrüßung zwischen dem Kaiser, der Kaiserin und dem Großherzog und der Großherzogin sowie dem Kron prinzen und der Kronprinzessin von Schweden war eine über aus rührende. Um 11 Uhr empfingen der Großherzog und die Großherzogin und der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden im Marmorsaal die Hofstaaten zur Gratulation. — Um ^1 Uhr fand für sämtliche anwesenden Fürst lichkeiten im Schlöffe Familientafel und für das Gefolge Marschalltafel statt. Hieran schloffen sich um 2 Uhr Gesang vorträge der vereinigten Männergesangvereine auf dem Platze vor dem Schlöffe, denen die Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften vom Balkon aus beiwohnten. — Se. Majestät der Kaiser empfing heute nachmittag in Seinen Gemächern den Besuch des Königs der Belgier und nahm später die Meldung des Flügeladjutanten und Militär attaches in Wien Hauptmanns Grafen v. Kageneck entgegen. Der König der Belgier ist nach 4 Uhr nachmittags wieder ab gereist. Prinz Max begleitete ihn zum Bahnhof. — Heute abend 6 Uhr versammelten sich in der Schloß kirche diejenigen Personen, die zu der kirchlichen Feier des goldenen Ehejubiläums de» Großherzogpaars und des silbernen Ehejubiläums des schwedischen Kronprinzenpaars geladen waren Die ganz in weiß gehaltene festlich beleuchtete Kirche füllte sich mit den Herren und Damen der Hofgesellschaft in Gala uniform und in Courroben. Die beiden Galerien waren mit Generälen und den Hofbeamten und Ehrendamen sowie mit den Offizierkorps der Gamison und den Vertretern der städtischen Behörden besetzt. Auch waren Deputationen der Studentenschaft und Vertreterinnen des Frauenvereins zugegen. In der Hofloge versammelten sich das diplomatifche Korps und die hier eingetroffenen besonderen Vertreter. Am Altar stand die Geistlichkeit. In feierlichem Zuge nahten unter brausendem Orgelspiel die Fürstlichkeiten. Voran schritt der Kaiser, Aller- höchstwelcher die Uniform Seines badischen 110 Infanterie regiments mit den Abzeichen eines Generalfeldmarschalls trug, und die Kaiserin, Allerhöchstwelche eine Courrobe von Silber brokat und reichen Diamantschmuck angelegt hatte. Es folgte der Herzog von Connaught mit der Großfürstin Maria Georgiewna von Rußland, Prinz Heinrich von Preußen und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, Großfürst Georg Michajlowitsch und die Erbprinzessin Charlotte von Sachsen- Meiningen, Prinz Ferdinand von Rumänien und Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, Prinz Eugen von Schweden und die Herzogin von Anhalt, der Herzog von Anhalt und die Prinzessin Wilhelm von Baden, Prinz Max von Baden und die Herzogin Johann Albrecht zu Mecklenburg-Schwerin, Prinz Carl von Baden und Prinzessin Max von Baden, der Fürst von Hohenzollern und Prinzessin Wilhelm von Sachsen- Weimar, Prinz Friedrich Carl von Hessen und die Erbprinzessin zu Hohenlohe-Langenburg, Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar und die Prinzessin Sophia von Sachsen-Weimar, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg. Schwerin und die Fürstin zu Fürstenberg, der Erbprinz von Sachsen-Meiningen und die Fürstin von Leiningen, Prinz Heinrich XXXlll. von Reuß und die Prinzessin Amalie zu Fürstenberg, Prinz Carl Eugen von Hohenzollern, Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe, der Fürst zu Fürstenberg, der Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, der Herzog zu Ratibor, der Fürst zu Leiningen und der Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg. Hierauf betraten der Großherzog m Generalobersten - Uniform, auf Seinen Stock gestützt, und die Großherzogin das Gotteshaus, die Großherzogin mit dem goldenen Kranze im Haar und in einer blaßgelben Robe mit Silberstickerei. Unmittelbar darauf folgten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden, letztere mit dem Silberkranze geschmückt. Weiter schloffen sich an: Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden, Prinz Gustav Adolf von Schweden und Prinzessin Gustav Adolf von Schweden sowie Prinz Wilhelm von Schweden. Die beiden Jubelpaare nahmen vor dem Altar Platz, zur Seite des GroßherzoaSpaareS der Kaiser und die Kaiserin; die übrigen Fürstlichkeiten weiter zurück. Nach einleitendem Chorgesang hielt Oberkirchenratspräsident Helbing eine Ansprache, der er die Bibelworte zugrunve legte, die schon auf der grünen Hochzeit des Großherzogspaares als Trautext gedient hatten, nämlich 1 Mos. 12 V. 2.: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein." Nach weiterem Chorgesana kniete das Silberbrautpaar vor dem Altar nieder und empfing den Segen. Nach einem abermaligen Vortrag de» Chores folgte das aroßherzogliche Jubelpaar. Der Kaiser war dem Großherzog beim Niederknien behilflich. Mit herz lichen Worten segnete der Geistliche das GroßherzogSpaar ein, indem er nochmals an den obigen Bibeltext anknüpfte. Draußen donnerte der Kanonensalut, die Kirchenglocken der Residenz und die im ganzen badischen Lande läuteten. Nie mand konnte sich der Weihe und der Rührung des Augen blicks entziehen. OberkirchenratSpräsident Helbing teilte noch mit, daß der Großherzog in die Ihm bei der grünen Hochzeit von der Geistlichkeit des Landes verehrte Bibel ein Gedenkblatt habe einfügen lassen, und überreichte hierauf dem GroßherzogS paar eine Bibel mit goldenen Beschlägen. Mit Gebet und Gemeindegesang schloß die erhebende Feier. Hierauf nahmen der Großherzog und die Großherzogin, sowie das Kronprinzen paar von Schweden in den Prunkräumen in Gegenwart aller anwesenden Fürstlichkeiten eine Defiliercour ab. Die Illumination der Stadt, die bald nach Eintritt der Dunkelheit ihren Anfang nahm, machte überall einen imposanten und glänzenden Eindruck. Das Gedränge in den Straßen war an vielen Stellen geradezu lebensgefährlich, da die Zahl der Festbesucher gewaltig angewachsen ist. — Nach der Feier im Gotteshause nahmen die Groß- herzoglichen Herrschaften die Glückwünsche der Fürstlichkeiten entgegen, und hierauf, wie schon gemeldet, die Cour der Ge ladenen im Marmorsaale. Während der ganzm Cour standen der Großherzog und die Großherzogin unter dem Thron baldachin. Um ^9 Uhr abends fand Festtafel im Galeriesaale statt. Jedes Couvert war mit goldenen und silbernen Myrten sträußchen geschmückt. Rechts vom Kaiser saßen der Groß- herzoa und die Großherzogin von Baden, links der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden; gegenüber die Kaiserin zwischen dem Herzog von Connaught und dem Prinzen Heinrich von Preußen. Ber dem Mahle brachte Se. Majestät der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: Lieber Onkel und liebe Tante! Zu den vielen Gratulationen und herzlichen Wünschen, die Euch aus Eurem Lande und auch von ferne am heutigen Tage zu Füßen gelegt worden sind, möchten Wir auch, die Wir die Ehre haben, bei Euch hier das Fest mitfeiern zu dürfen, Unsern Tribut beitragen. Ich wage es, diesen zunächst in die Form des Dankes zu kleiden, des Dankes gegen Gott, der Euch so herrlich geführt hat und erhalten hat und der Euch UnS zum Vorbild hat sein lassen. Wie Wir in so herrlichen Worten schon in der Kirche vernommen haben, ist es Euch beschieden gewesen, in so vielen schönen Festen und in so vielen ernsten Zeiten Eurem Lande und UnS anderen ein Vorbild zum Nacheifern zu sein. Und diesem Dank gegen Gott möchte Ich den Dank hinzufügen dafür, daß es durch Eure Güte UnS vergönnt ist, heut an Eurer Seite und unter Eurem Dache dieses unvergleichliche Fest mitzumachen. So wollen Wir wünschen, daß der liebe Gott, der Euch bis hierher ge leitet hat, auch ferner Eure Lebensbahn segnen möge. Wie der Geistliche so treffend bemerkte, fehlen allerdings aus der früheren Zeit, aus der alten Generation, so viele teure Häupter; es ist das aber nur ein Beweis dafür, daß Unser Lebensweg an den Denkmalen unserer Lieben vorbeiführt, und daß Prüfungen Eurem Leben nicht erspart geblieben sind. Wenn Ich nun namenS der jüngeren Ge neration, welche die Ehre hat, eingerückt zu sein an die Stellen, wo früher erhabenere Häupter gestanden haben, Unsere feste Absicht Euch zu Füßen legen darf, alles zu tun, waS in Unseren Kräften steht, um denen nachzuleben, die einstens hier gestanden haben, und die zu Deiner Generation sich gerechnet haben, so darf Ich wohl auch in diesem intimeren Kreise mit seinem Blick die große Zeit unseres Vaterlands streifen, wenn Ich daran erinnere und die Hoffnung ausspreche, daß, so lange ein deutsches Herz in deutschem Busen schlägt, niemals der Mann vergessen sein wird und vergeßen werden darf, welcher der Erste war, der Seine Stimme erhob, um der Sehnsucht deS deutschen Volke- nach Wiedererrichtung des Deutschen Reiches die Wege zu ebnen und die Ziele zu weisen, und den neuerstandenen Kaiser zu begrüßen, den Unser Volk so lange ersehnt hatte — der Mann, der es miterlebte und mit daran arbeitete, daß wieder in den Lüften entrollt ist deS Reiche- wehende Standarte. Alle unsere Wünsche, die Wir auf dem Herzen haben, fassen Wir dahin zusammen: Möge Gott im Himmel Euch noch lange erhalten für Euer Land und für UnS andere zu heiligen Vorbildern, denen nachzustreben ein jeder von UnS für seine heiligste Pflicht halten möge. Bott segne, schütze »nd erhalte Euch beide!