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Dresdner W Journal. königlich Sächsischer Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien Md der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 192. r> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. Montag, den 20. August 1906. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die Post im Deutschen Reiche 2 M. KO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 12S». Ankündigungen: Die Zeil« kleiner Schrift der Smal gespaltenen Ankündigungsseite oder deren Raum 20 Pf., die Zeile größerer Schrift der »mal gespaltenen Textseite oder deren Raum SO Pf. Gebührenermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 20. August. Das Königl. Hoflager ist heute von Moritzburg nach Schloß Pillnitz verlegt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Regierungsbaumeister bei der Straßen» und Wasserbau verwaltung Hellmut Mehner in Dresden zum Bauinspektor zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Fabrikbesitzer Franz Louis Übel in Plauen den Titel Kommerzienrat mit dem Range in der IV. Klaffe der Hof- rangordnung zu verleihen. Er«en»u«geu, Versetzungen rc. im öffenllichenDienste. Im «eschtftSdereiche de» Ministerium» der Finauze«. Bei der Post-Verwaltung ist ernannt worden: der Schuh- machermeister Fischer, als Postagent in Nassau (Erzgeb.). Nichtamtlicher Teil. Bo« Königliche» Hofe. Dresden, 20. August. Se. Majestät der König besuchte am gestrigen Sonntag den Vormittagsgottesdienst in der Schloßkapelle zu Moritzburg und traf mittag« mit den Prinzen- söhnen im Residenzschloffe ein. Nachmittags 1 Uhr empfing Allerhöchftderselbe im Schlöffe in Gegenwart Sr. Exzellenz des Hrn. StaatSministerS der auswärtigen Angelegenheiten vr. Grafen v. Hohenthal und Bergen den neuernannten Kaiser!. Russischen Ministerresidenten Baron Wolff behuf« Entgegennahme dessen Beglaubigungsschreibens in feierlicher Audienz. AuS diesem Anlaß war vor den Gemächern Sr. Majestät eine Paradewache des Königl. Gardereiterregiments ausgetreten, die dem Hrn. Ministerresidenten militärische Ehren erwies. H2 Uhr nachmittags besuchte Se. Majestät der König mit den Prinzensöhnen das Albertfest im Königl. Großen Garten und kehrte von dort aus nach Schloß Moritzburg zurück. Um 7 Uhr fand im Schlosse Moritzburg Königliche Tafel statt, zu welcher der Kaiser!. Russische Ministerresident Baron Wolff mit dem Kaiser!. Russischen Legattonssekretär v. Smirnow, Se. Exzellenz Staatsminister vr. Graf v. Hohenthal und Bergen, Geh. LegattonSrat v. Stieglitz, Königl. Oberförster Kammerherr v. Minckwitz-Moritzburg und Forstmeister Schmidt- Kreyern mit Einladungen ausgezeichnet worden waren. Heute früh begab Sich Se. Majestät der König in Be gleitung einiger Herren zur Hochwildjagd auf Grillenburaer Revier. Nach der Jagd trifft Se. Majestät im Schlosse Pillnitz ein, wohin das Königliche Hoflager verlegt worden ist. Ihre Majestät die Königin-Witwe traf gestern nach mittag HI Uhr zu Wagen, von Rehefeld kommend, in der Königl. Villa Strehlen em und begab Sich nachmittags H2 Uhr zum Albertfest. In der Allerhöchsten Begleitung befanden sich: Ihre Exzellenz Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk und Ober hofmeister Wirk!. Geh. Rat v. Malortte sowie die Hofdamen Gräfin Reuttner v. Weyl und Frl. v. Nauendorff. Ihre Majestät blieb bis gegen H7 Uhr auf dem Fest, nur unter brochen durch die um 4 Uhr in Strehlen stattgefundene Tafel. Heute nachmittag A2 Uhr kehrte Ihre Majestät wieder zu Wagen über Dippoldiswalde nach Rehefeld zurück. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Höchst- welcher Sich zurzeit in Lugrin in Obersavoyen befindet, ließ Sich auf dem gestrigen Albertfest durch den persönlichen Adjutanten Hauptmann Frhrn. v. Berlepsch vertreten Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem König hat gestern der Königl. Kammerherr Frhr. v. Palm auf Lauterbach übernommen. Deutsches Reich. Der Kaiser. (W. T B) WilhelmShöhe, 19. August. Zur gestrigen Abendtafel beim Kaiserpaare war Botschafter v. Radowltz ge laden. Heute morgen nahmen das Kaiserpaar, Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, der Reichskanzler Fürst v. Bülow und die Umgebungen an dem Gottesdienst in der Schloßkapelle teil. Se. Majestät der Kaiser sprach nach dem Gottesdienst den Mitgliedern des Casseler Verein« „Musica facra", der wieder an beiden Sonntagen mitgewirkt hatte, seinen Dank au«. Musikdirektor Spendier und der Vorsitzende de« Verein« LandeSrat Gla« wurden durch Geschenke ausgezeichnet; ebenso wurde der Schullehrer von Wahlershausen, Schade, dessen Kaabenchor mitgesungen hatte, mit einem Geschenk bedacht; auch die Knaben wurden den Majestäten vorgeführt. Staatssekretär v. Tschirschky und Bögendorff ist abgereist. Flügeladjutant Oberstleutnant v. CheliuS wurde durch Major Frhrn. v Senden-Bibran abaelöst. Der Reichskanzler kehrt heute abend nach Norderney zurück Zur Monarchenbegegnung in Friedrichshof. Die „Nordd. Allg. Ztg " schreibt in ihrer Wochenrundschau: „Die Begegnung Sr. Majestät des Kaiser« mit Sr. Majestät dem König von England in Schloß FriedrichShof ist für beide Teile unter befriedigenden Eindrücken verlaufen. Der Verkehr zwischen den Monarchen trug da« Gepräge freundlichen Ent gegenkommens und verwandtschaftlicher Herzlichkeit. Jede« ge flissentliche politische Ausbeuten der Zusammenkunft liegt uns fern; sie bildet aber mit den ungetrübten Erinnerungen, die sie hinterläßt, eine weitere Etappe auf dem Wege der durch den Aufenthalt von Vertretern deutscher Städteverwaltungen und der deutschen Presse in England angebahnten allmählichen Besserung in den Beziehungen zwischen den Völkern, den Regierungen und den Herrschern Deutschlands und Groß britanniens. In zwanglosen, freundschaftlichen Gesprächen sind auf Schloß FnedrichShof, wie kaum gesagt zu werden braucht, auch die großen Fragen der Politik erörtert worden, und wir wissen, daß die« in einem Geiste geschehen ist, wie e« der Festigung des europäischen Frieden« nur förderlich sein konnte. Bei dieser Gelegenheit möchten wir einen alten Irrtum richtig stellen, der in den Vorerörterungen der Presse über den Besuch de« König« von England von neuem aufgetaucht ist. Man hat gesagt, daß König Edward un« einen offiziellen Besuch in Berlin schuldig geblieben fei, da« ist aber insofern nicht richtig, al« Se. Majestät der König Edward vor zwei Jahren seinen amtlichen Besuch in Berlin abzustatten gewillt war. Kiel wurde damals al« Ort der Begegnung nur deshalb gewählt, weil Se. Majestät der Kaiser dre» wünschte." Das Abschiedsgesuch des preussischen Landwirtfchafts- ministers v. Podbielsti. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Wie wir hören, hatte der Reichskanzler bereits von Norderney aus den Hrn. Land- wirtschaftSmimster zu einer Äußerung über die in letzter Zeit vielfach erörterte Beteiligung des Hrn. Ministers an den Ge schäften der Firma TippelSkirch aufaefordert. Hierauf ist von Exzellenz v. Podbielski eine eingehende Antwort erfolgt, in welcher der Hr. Minister am Schluß gebeten hat, seinen Wunsch nach Entlastung au« dem Staatsdienst an Allerhöchster Stelle zu unterbreiten " über die Vorgeschichte diese« Abschiedsgesuch« ist folgende« zu bemerken. Schon seit längerer Zeit war von verschiedenen Seiten gegen den preußischen Landwirtschaftsminister v. Podbielski der Vorwurf erhoben worden, er stehe in geschäftlichen Be ziehungen zu der Berliner Firma v. TippelSkirch u. Co Die Stellung, die diese« Hau« bei den Lieferungen für die Schutz- truppen unserer Kolonien und besonder« bei der Ausrüstung der Truppen in Südwestafrika gewonnen hatte, wurde zu An griffen auf Hrn. v. Podbielski auSaenutzt. Auch im Reichstag kamen durch den Abgeordneten Erzberger diese angeblichen Be ziehungen zur Sprache. Die jüngsten Preßerörterunaen über neue Mißstände in der Kolonialverwaltung, namentlich die gegen den Major Fischer vom Oberkommando der Schutztruppen ein- geleitete Untersuchung führten den Angriffen neue Nahrung zu. Wir haben es bisher vermieden, auf diefe Beschuldigungen em- zugehen, da eine Klärung noch nicht eingetreten ist und keine Möglichkeit gegeben war, diese Angelegenheit zu beurteilen. Als Tatsache kann man, wie es scheint, folgendes annehmen: Hr. v. Podbielski ist, nachdem er al» General den Abschied ge nommen hatte, Ende der achtziger Jahre mit Hrn. v. Tippet»- kirch zusammengetreten, um ein Ausrüstungsgeschäft für afrika nische Kolonialzwecke zu begründen. Jeder Teilnehmer schoß 30000 M. ein. Al« 1897 General v. Podbielski Staatssekretär des Reichspostamts wurde, gab er seine Teilhaberschaft auf, seine Frau trat dagegen in da« Geschäft ein. 1900 hat dann Hr. v. Podbielski, der bisher mit seiner Frau in Gütergemeinschaft lebte, die Gütertrennung gerichtlich eintragen lasten. Frau v. Podbielski ist noch jetzt Teilhaberin der Firma TippelS kirch, die besonders durch jene langfristigen Lieferungsverträge mit der Kolonialabteiluna eine große Ausdehnung gewonnen hat. Wieweit Major Fischer, der dienstlich mit diesen Ver trägen und zugleich mit der Prüfung und Abnahme der Lieferungen zu tun hatte, sich eine« Vergehens schuldig gemacht hat, wird die noch im Gange befindliche Untersuchung zeigen. Wie in der Presse behauptet wird, soll er von den Teilhabern der Firma TippelSkirch Darlehen angenommen haben, die bei seiner Vermögenslage al« Bestechungen aufzufaffen seien Au« der Mitteilung der „Nordd. Allg. Ztg." ergibt sich, daß Lr v. Podbielski e« für angemessen angesehen hat, dem Reichs« kanzler, der ja zugleich preußischer Ministerpräsident ist, eme Darlegung des Verkältniste« zu unterbreiten, in dem er zu der Firma v TippelSkirch steht oder gestanden hat. Ein der- artiger Schritt entspricht den Überlieferungen de« preußischen Ministeriums, die seine Mitglieder ihrem Chef wie ihren Kollegen gegenüber zu Erklärungen verpflichten, wenn öffentlich Behauptungen aufgestellt werden, die eine nicht zu verein barende Verquickung von Privatintereffen und dienstlichen Pflichten aussprechen. De« weiteren hat Hr. v. Podbielski dem Reichskanzler die Bitte um Enthebung von seiner Stellung vorgetragen. Vertagung des bayerischen Landtags. (W. T B ) München, 18. August. Beide Kammern de» Landtag» sind heute durch eine Botschaft de» Prinz-Regenten bi« auf weitere« vertagt worden. Kolomalpolitisches. (W. T. B.) Hamburg, 18. August. Der Dampfer „HanS Woermann" mit 9 Offizieren und 197 Unteroffizieren und Mannschaften an Bord ist heute aus Deutsch-Südwestafrika hier eingetroffen. Ausland. (Drahtnachrichten.) Zum Geburtstag des Kaisers Franz Joseph von Österreich-Ungarn. (W. T. B.) WilhelmShöhe, 18. August. AuS Anlaß de» Geburts tag« de« Kaisers Franz Joseph waren zur Frühstückstafel beim Kaiserpaar der Botschafter v. Szögyeny und die Herren der österreichisch-ungarischen Botschaft, sowie andere Gäste geladen. Im Laufe der Tafel erhob Sich der Kaiser lund trank „auf da« Wohl Seine« Neuen Freunde» und Ver bündeten, de« Kaiser» Franz Joseph". Die Kapelle de» 83. Infanterieregiments, welche die Tafelmusik auSführte, spielte die österreichische Hymne. Marienbad, 18. August. Au» Anlaß de» Geburtsfeste« de« Kaisers fand heute Vormittag in der katholischen Kirche ein Festgottesdienst statt, dem König Edward von England, Fürst Ferdinand von Bulgarien und Prinz Philipp von Coburg beiwohnten. Bei einem heute abend vom König von England veranstalteten Festdiner, an dem Fürst Ferdinand von Bulgarien und Prinz Philipp von Coburg teilnahmen, brachte der König folgenden Trinkspruch aus: Wir feiern heute da» Geburtsfest unseres lieben Kaiser«; ich erhebe mein Gla« auf da« Wohl Sr. Majestät de« Kaiser« Franz Joseph mit dem Wunsche, daß Se. Majestät noch recht viele Jahre in voller Gesundheit regieren möge zum Glücke und Wohle seine» großen Reiche«. Triest, 18. August. Aus Anlaß de» Geburtstag« de« Kaisers gab der Statthalter Prinz zu Hohenlohe an Bord de« Lloyddampfer« „Kleopatra" ein Festdiner, dem außer den Spitzen der Behörden der Kommandant de» englischen Ge schwaders Lambton beiwohnte. Prinz Hohenlohe betonte in einem Trinkspruch auf den Kaiser, daß die Feier diesmal be sonder« verherrlicht werde durch die Anwesenheit eine« so will kommenen Gastes wie die englische Flotte. Hierdurch werde auch das Freundschaftsverhältnis bekräftigt, da« zwischen den Herrschern und den Völkern Englands und Österreich-Ungarn« bestehe. Bei dem auf den Kaiser ausgebrachten Hoch gaben das österreichische Stationsschiff und die englischen Kriegsschiffe Salutschüsse ab. Zur Lage in Rußland. (Meldungen der St. Petersburger Telegraphen «Agentur.) St. Petersburg, 19. August. Der Ministerrat beschäf tigte sich in seiner ersten Sitzung mit den Grundzügen de« politischen Programm« und begann die Prüfung der Gesetzent würfe, die der Reichsduma nach ihrem Wiederzusammentritte vorgelegt werden sollen. Der Ministerrat wird ferner die Maß nahmen prüfen, die vor dem Zusammentritt der Duma ergriffen werden sollen. St. Petersburg, 18. August. Gegenüber den immer wieder von den Zeitungen verzeichneten Gerüchten von der Möglichkeit der Einsetzung einer Militärdiktatur in Rußland erklärt die „St. Petersburger Telegr -Agtt", sie sei ermächtigt worden, diese Gerüchte auf da« entschiedenste für unbegründet zu erklären. (Kl. Journal.) Riga, 19. August. Gestern abend wurde auf belebter Straße ein berittener Polizeioffizier erfchoffen und ein Schutzmann verwundet. Der Täter entkam. Bombenattentat auf den Generalgouverneur von Warschau. (Von einem besonderen Korrespondenten.) Warschau, 18. August. Gegen den Generalgouverneur Skalon wurde heute nachmittag ein Attentat verübt. Als seine Equipage kurz nach 4 Uhr durch die Natolin»kastraße fuhr, wurden unter sie drei Bomben geworfen, von denen eine versaate. General Skalon wurde nicht verletzt. Auf einem Hau»ba!lon wurde eine vierte Bombe gefunden. Zu den Meutereien auf dem „Pamjak Azowa" und in Kronstadt. (Meldung der St. Petersburger Telegraphen-Agentur.) Reval, 18. August. Da« Kriegsgericht hat 17 Matrosen vom „Pamjak Azowa" und einen Agitator zum Tode verurteilt. Da« Urteil ist an allen 18 Personen heute früh vollstreckt worden. Ferner find verurteilt worden: 12 Mattosen z« Zwang»-