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Ttoniglieh Sächsischer Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 142. 4> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Freitag, den 22. Juni 1W6. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Troße Zwingerstraße 20, sowie durch die Post im Deutschen Reiche 2 M. 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der -mal gespaltenen Ankündigungsseite oder deren Raum 20 Pf., die Zeile größerer Schrift der »mal gespaltenen Textseite oder deren Raum 50 Pf. Gebührenermäßigung auf GeschästSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Oberlehrer der Annenschule zu Dresden, Prof. vr. pbil. Wilhelm Hermann Unbescheid den Titel und Rang als „Studienrat" in der vierten Klaffe der Hofrang ordnung zu verleihen. Ächtuhrladeulchluß in Waldheim betr. Von einer Anzahl Geschäftsinhabern in Waldheim ist be antragt worden, gemäß Z 139 k der Neichsgewerbeordnung für die offenen Verkaufsstellen dortselbst den Achtuhrladenschluß anzuordnen. Zur Absetzung des nach 2—4 der Reichskanzler- Bekanntmachung vom 25. Januar 1902, Reichsgesetzblatt S. 38, geordneten Verfahrens ist Herr Bürgermeister Vogt in Waldheim als Kommissar bestellt worden IV 101S Leipzig, am 16. Juni 1906. 517« Königl Kreishauptmannschaft. Die Königl. Kreishauptmannschaft hat dem stadtbezirks ärztlichen Assistenten Herrn SanitätSrat vr. Thiersch hier auf die Zeit vom 9. Juli bis mit 7. August dieses Jahres Urlaub erteilt. Der Genannte wird von Herrn vr. meä. Klemm hier vertreten. 5177 Leipzig, am 18. Juni 1906. II v 1104 Königl. Kreishauptmannschaft. Die Königliche KreiSyauptmannschaft hat nach Gehör der Gewerbekammcr Plauen und nach Ablauf der Zeitdauer der bisherigen Ernennungen vom 1. Juli dieses Jahres ab auf die Dauer von 3 Jahren Meister Bernhard Schreiterer in Reichenbach i. V. zum Vor sitzenden, - Ernst Heinrich in Plauen zum Beisitzer und Stell- verte. des Vorsitzenden, - Robert Neumeister in Adorf - Adolf Süß in Plauen - Richard Schmutzler in Werdau der nach der Bekanntmachung der Königlichen Kreishauptmann- fchaft vom 12. Mai 1903 — Verordnungsblatt Nr. 6 — auf Grund von tz 133 der Neichsgewerbeordnung zur Abnahme von Meisterprüfungen im Steinfetzerhandwerk für den hiesigen Regierungsbezirk errichteten Prüfungs-Kommission wieder bez. neu ernannt. 758 d IV Zwickau, den 18. Juni 1906^ 5178 Königl. Kreishauptmannschaft. Brandenburg Rittmeister v. Arnim, der Vorsitzende der Baye rischen Landwirtschaftsbank Frhr. v. Cetto-Reichertshausen, Königl. Preußischer Kammerherr vr. Frhr. v. Erffa-Wernburg, Domänenrat Rettich-Rostock i. Mecklenb., der Vorsitzende des Westfälischen Bauernvereins Landesökonomierat Winkel mann, der Vorsitzende der Landwirtschaftskammer für das Groß herzogtum Oldenburg Geh. ckonomierat Funch und Lkonomie- rat Mayer-Heilbronn Von den Referenten: OberlandeSgerichtS- rat Schneider-Stettin, Geh Regierungsrat Prof. vr. Delbrück- Berlin und Geh. Hosrat Prof. vr. Kellner-Möckern b. Leipzig. Von den Mitgliedern und stellvertretenden Mitgliedern des Deutschen LanvwirtschaftSrats: Geh. Lkonomierat Hähnel- Kuppritz, Geh. tkonomierat Steiger-Lcutewitz, Geh. tkonomie- rat Andrä-BraunSdorf, Lkonomierat Kasten-Rosenberg, Direktor des landwirtschaftlichen Institut« der Universität Leipzig Geh. Hofrat Prof vr. Kirchner, Geh. Lkonomierat Schubart-Euba, Geh Lkonomierat Steiger-Kleinbautzen, Generalsekretär des Landeskulturrats für das Königreich Sachsen vr. Raubold und Prof. vr. Dade-Berlin. die Herren StaatSminister General der Infanterie Frhr. v. Hausen, vr. Graf v. Hohenthal und Bergen und v Metzsch- Reichenbach, Oberstmarschall Graf Vitzthum v. Cckstädt auf Lichtewalde, Wirk! Geh. Nat vr. Graf v. Könncritz auf Loffa und Remonteinspekteur Generalleutnant v. Hoenning O'Carroll, Exzellenzen, die Ministerialdirektoren Geh. Räte vr. Schröder und vr. Roscher, die Königl. Kammerherren Graf v. Nex auf Zehista und Frhr. v. Burgk auf Schönfeld, Geh. NegierungSrat Münzner und Geh. Finanzrat vr. Otto. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. --- Die Tagesordnung für die Freitag, den 29. Juni, mittags 12 Uhr stattfindende Sitzung des KreiLausschusses der Krcishauptmannschast Dresden enthält u a. folgende Gegenstände: Aufnahme von Anleihen bez. Darlehen feiten der Stadtgcmeinden Meißen, Nossen und Dippoldiswalde; Ver änderung der Bezirksgrenze zwischen den Amtshauptmann schaften Pirna und Bautzen in Bühlauer Flur; Ausbezirkung von Flui stücken des selbständigen Gutsbezirks des StaatSforst- reviers Loßnitz mit Langenau und bereu Vereinigung mit dem Gemeindebezirke Großschirma; Gemeindebezirksveränderung von Meißen und Korlutz; Veränderung der Bezirksgrenze zwischen den AmtShauptmannschaften Dresden-Neustadt und Pirna in Pillnitzer Staatsforstrevier; Gesuche um Erweiterung der Er laubnis zur Abhaltung öffentlicher Tanzmusik (Guhr - Nieder lößnitz, Weidel-Weißig, Grenzdörfer-Leutewitz, Nake-Rochwitz, Zschiesche-Kaitz); II. Nachtrag zur Gemeindeanlagenordnung für Radeberg; Gesuche um Erweiterung der Erlaubnis zur Ver anstaltung von öffentlichen dramatischen Schüleraufführungen bez zum Betriebe des Gewerbes als Schauspielunternehmer (Sonnenthal, Zeischke-DreSden). zu Beisitzern Am 1. Juli 1906 tritt der Nachtrag Xll zum Berlin- Stettin-Sächsischen Gütertarif in Kraft. Er enthält neben einigen Änderungen und Ergänzungen der Ausnahmetarife ver änderte Entfernungen und Frachtsätze für den Verkehr mit den Stationen Engelsdorf, Leipzig Bayer. Bf., Leipzig DreSdn. Bf, Leipzig-Connewitz, Leipzig-Stötteritz, Leutzsch-Lindenau, Paunsdorf-Stünz und Plagwitz-Lindenau der Sächsischen Staats eisenbahnen. Diese Entfernungen und Frachtsätze schließen außer Frachtermäßigungen auch Frachterhöhungen in sich, die von uns namens der beteiligten Verwaltungen unterm 18. Juni 1906 besonders veröffentlicht worden sind. Dresden, am 21. Juni 1906. 5174 Kgl. Generaldirektion d^r Sächs.Staatseisenbahnen. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 22. Juni. Se. Majestät der König hörte heute vormittag die Vorträge der Herren Staatsminister, der Hof- departementschefs und des Königl. KabinettssekretLrs und nahm militärische Meldungen entgegen. ',^2 Uhr fand bei Sr. Majestät dem König im Residenz- schloffe für die Teilnehmer an der AuSschußsitzung de« Deutschen LandwirtschaftSrat« eine Frühstückstafel statt, zu der nach stehende Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden waren Von den Mitgliedern des ständigen Ausschusses der Präsident de« Deutschen LandwirtschastSratS Graf v. Schwerin-Löwitz, der erste stellvertretende Präsident des Deutschen LandwirtschaflS- rats und Präsident des Bayerischen Landwirtschaftsrat« vr. Frhr. v. Soden - Fraunhofen, der zweite stellvertretende Präsident de« Deutschen LandwirtschastSratS Geh. Hofrat vr Mehnert, der Vorsitzende der Lanlwirtschasttkammec für die Provinz Deutsches Reich. Der Kaiser. (W. T. B.) Kiel, 21. Juni. Heute vormittag '^12 Uhr fand in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers auf dem Linien schiffe „Preußen" die feierliche Übergabe einer von den Pro vinzen Ost- und Westpreußcn gestifteten neuen Toppflagge an den Kommandanten des Schiffes statt Auf der Schanze der „Preußen" waren die Ehrenwache und die übrigen Mannschaften angetreten. Der Kommandant, Kapitän z. S. v. Bredow, und das OfsizierkorpS des Schiffes, darunter auch Prinz Adalbert, hatten Aufstellung genommen, Ferner hatten sich versammelt Großadmiral v. Köster, Vizeadmiral v. Ahlefeld, dann als Ver treter der Provinz Ostpreußen Oberpräsident v. Moltke, Graf Eulcnburg-Praffen, Vorsitzender des Provinziallandtags Burg graf und Graf zu Dohna Lauck, Vorsitzender des Provinzial- ausschuffeS, Landeshauptmann v Brandt, als Vertreter von Westpreußen Oberpräsident v. Jagow, Rittergutsbesitzer v. Graß- Klanin, der Vorsitzende des Provinziallandtags Ritterguts besitzer Geh. NegierungSrat Döhn, der Vorsitzende des Provinzial- auSschuffeS und Landeshauptmann Hintze. Als der Kaiser an Bord erschien, präsentierte die Ehrenwache. Mit dem Kaiser kamen u. a. Fürst Dohna - Schlobitten und Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg. Graf Eulenburg - Prassen hielt eine An sprache, in der er auf die glanzvolle Entwickelung Preußens und des Reiches hinwies, die über alle Zweifel erhabene Treue der Preußen betonte und das Gelöbnis im Namen der Ost- und Westpreußen ablegte, daß sie den Zeichen der gestifteten Flagge, dem Adler und dem Eisernen Kreuz, auf allen Wegen folgen wollten bis in den Tod. Auf die Ansprache des Grafen Eulenburg - Prassen erwiderte der Kommandant der „Preußen" v. Bredow, er nehme auf Allerhöchsten Be fehl die von den Provinzen dem Schiffe gestiftete Topp- slagge entgegen, indem er tiefgefühlten Dank für die außer ordentliche Ehrung auSsprcche Die schwarz-weiße Flagge im Topp möge die Besatzung stets daran mahnen, was sie zu leisten habe, daß sie sich ebenbürtig zu zeigen habe denen, die seit Jahrhunderten ihr Gut und Blut unter diesen Faiben dahingegcbcn hätten. Er danke für die außerordentliche Gnade des Kaisers, daß fortan bei feierlichen Gelegenheiten die alte preußische KriegSflagge als Toppflagge auf der „Preußen" wehen stufe. Die Besatzung werde sich bemühen, sich der von ihrem Topp wehenden schwarz-weißen Farben würdig zu erweisen, mit ihnen zu siegen oder mit ihnen unterzugehen. Sie werde ihre Pflicht tun bis zum letzten Blutstropfen. Nunmehr wurde gleichzeitig die Kaiserstandarte am großen Topp und die neue Zlagge, die den preußischen Adler im weißen Felde und das eiserne Kreuz in der oberen Ecke zeigt, am Vortopp gehißt. Der Kommandant brachte drei Hurras auf den Kaiser aus. Die Ehrenwache präsentierte, die Musik spielte die National hymne, und das Schiff gab ausnahmsweise einen Salut von 21 Schuß für die preußische Flagge ab. Es folgte eine Be sichtigung dcS Kriegsschiffs durch den Kaiser mit den versam melten Herren und sodann ein Frühstück beim Kommandanten. Zur Abendtafcl bei Sr. Majestät dem Kaiser auf der „Hamburg" waren geladen die zu dem heutigen Festakte auf S. M S. „Preußen" versammelten Vertreter der Provinzen Ost- und Westpreußen, die Bürgermeister vr. Burchard und Vr. Stammon, sowie vr. Mönkeberg aus Hamburg, der Vor stand des Norddeutschen Regattavereins mit den Herren Bur mester und Tietgens an der Spitze, Generaldirektor Ballin und der Gesandte v. Eisendecher. Bei der Tafel saßen vom Kaiser rechts zunächst Bürgermeister vr. Burchard und Graf Eulen burg-Prassen, links Fürst Dohna-Schlobitten und Senator vr Mönkeberg, dem Kaiser gegenüber saß Oberhofmarschall Graf Eulenburg zwischen den Oberpräsidenten v. Moltke und v. Jagow. Der Kaiser und die Industrie. Die Delegiertenversammlung des Zentralverbandes deutscher Industrieller, die in Nürnberg tagte, erhielt auf ein Huldigungs telegramm, das sie an Se. Majestät den Kaiser richtete, die nachstehende Antwort: Kiel, Dampfer „Hamburg'. Dem zur Feier seines 30jährigen Bestehens in der altehr würdigen Stadt Nürnberg versammelten Zentralverband Deutscher Industrieller danke Ich für den Mir übersandten Huldigungsgruß und wünsche weitere, durch den Frieden gewährleistete gedeihliche Ent wickelung. Wilhelm I. R. Sozialdemokratischer Terrorismus. Im „Vorwärts" wurde vor kurzem folgende Anzeige ver öffentlicht: „Achtung! Fliesenleger! Wegen Akkordarbeit und anderer Diffe renzen sind sämtliche Bauten der Firma Schmalisch u. Below ge sperrt ..." In derselben Nummer befindet sich ein Vcrsammlungs- bericht, worin gesagt wird, daß die Arbeiter der genannten Firma die Arbeit niedergelegt haben „wegen fortgesetzten unlauteren Ver haltens der dort beschäftigten christlich organisierten Arbeiter." „Offenbar scheuen sich — so bemerkt hierzu die „Staats bürger-Zeitung" — die Macher dieser Sperre die Wahrheit zu sagen, denn die Firma ist nur gesperrt worden, weil sie fünf christlich organisierte Arbeiter beschäftigt Bis vor kurzem war nur ein christlich organisierter Arbeiter bei der Firma tätig, sie hat in jüngster Zeit noch vier anbestellt und darauf legten die dort beschäftigten 92 „Genoffen" die Arbeit nieder. Die Akkord arbeit und das „unlautere Verhallen der Christlichen" ist weiter nichts als Vorwand, um die sozialdemokratischen Roheiten zu verbergen. Wenn die Sozialdemokraten eS so weiter treiben, wird nichts anderes übrig bleiben, als Gesetze zu schaffen, die solche Vorkommnisse unmöglich machen." — Bestimmungen zum erhöhten Schutze der Arbeitswilligen sind längst dringend nötig; hätte die ReichstagSmehrheit unter der Führung des Zentrum« seinerzeit nicht die Arbeitswilligenvorlage „verscharrt", so würden die christlich organisierten Arbeiter sich über Vorkommnisse, wie sie oben geschildert worden sind, nicht zu beklagen haben Vom guten Tone -er Sozialdemokratie. An der Englandfahrt deutscher Redakteure nimmt auch eine Sozialistin Frau Lily Braun, die Gattin des früheren NeichStagSabgeordneten vr. Heinrich Braun, teil. Das Braun- sche Ehepaar gibt die revisionistische Wochenschrift „Neue Gesellschaft" heraus, ein Organ, das der marxistisch gefärbten Parteileitung der Bebel, Stadthagen u. s. f. schon lanae un sympathisch ist. vr. Heinrich Braun ist seitens der Partei leitung seit dem Dresdner Parteitage stets so schlecht al« mög lich behandelt und bei der Nachwahl in Frankfurt a. O., der er sich nach Löschung seines Mandats zu unterziehen hatte, gegenüber dem nationalliberalen Führer Bassermann im Stich gelaffen worden Jetzt gibt der „Vorwärts" seinem Zorne gegen die Frau des sozialistischen Schriftsteller« u. a. folgenden Ausdruck: Eine Journalistin, die sich zur Sozialdemokratie rechnet, macht die Meersahn der Scharsmacher und Verleumder der eigenen Partei mit: Lily Braun, über den persönlichen Geschmack läßt sich be kanntlich nicht streiten und am wenigsten mit der Frau Heinrich Brauns nach dem Dresdner Parteitage und dem Harden-Techttl- mechtelchen, aber die Partei hat das Recht zu verlangen, daß Leute, die sich zu ihr rechnen, mit ihrem persönlichen Geschmack wenigstens in öffentlichen Veranstaltungen nicht dem elementarsten Parteigefühl in» Gesicht schlagen; daS aber geschieht, wenn sich Parteigenossen öffentlich bei politischen Anlässen Arm in Arm mit Leuten vom Schlage der Liman, Kronsbein und ähnlichem Gelichter der bürger lichen Presse zeigen DaS darf sich die Partei verbitten.