ZUR EINFÜHRUNG Der Komponist der heute zur Aufführung gelangenden „Afrikanischen Sin fonie“, Karl-Rudi Griesbach, stammt aus Westfalen. Sein Musik studium absolvierte er an der Kölner Musikhochschule bei Philipp Jarnach. Frühzeitig schon veröffentlichte er seine Kompositionen: Lieder, eine Musik für Orchester. Eine jähe Unterbrechung der schöpferischen Arbeit brachte der zweite Weltkrieg, nach dessen Ende und der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft sich Griesbach 1949 in Hamburg und seit 1951 in Dresden niederließ, als freischaffender Komponist, Dozent für Theorie und Komposition an der Musikhochschule, Musikkritiker und auch als Drama turg (Metropoltheater Berlin) wirkend. Eine entscheidende Wende bedeu tete im Schaffen Griesbachs, der heute als künstlerischer Beirat und Musik dramaturg an der Staatsoper Dresden tätig ist, die intensive Berührung mit der Theaterwelt. Eine erste Frucht dieser Begegnung war das Singspiel „Johannistag“ (1953), dem die Ballette „Kleider machen Leute“ (1954) und „Schneewittchen“ (1956) folgten, Werke, die aus der Zusammenarbeit mit dem Berliner Metropoltheater hervorgingen. Mit der Oper „Columbus“ (1958) nach eigenem Libretto betrat Griesbach erstmalig die Opernbühne. Danach trat er auf musikdramatischem Gebiet mit dem Singspiel „Die Weibermühle“ (1960; Neufassung des „Johannistag“), der Oper „Marike Weiden“ (1958/59/60) und dem Musiktheaterstück „Der Schwarze, der Weiße und die Frau“ (1963), ebenfalls nach eigenen Texten, hervor. Neben seiner starken Neigung zur Bühne hat der Komponist ein besonderes Verhältnis zum Lied, das er u. a. in Zyklen nach Shakespeare, Lermontow, Ricarda Huch und Hermann Claudius pflegte, und zur Kammermusik. Außerdem schrieb er Orchesterkompositionen und vier Oratorien bzw. Kantaten. Griesbachs „Afrikanische Sinfonie“, als Auftragswerk des FDGB entstan den, wurde 1964 durch das Orchester der Komischen Oper Berlin unter der Leitung von Kurt Masur uraufgeführt. Nach den Erfahrungen der Urauf führung und einiger weiterer Aufführungen entschloß sich der Komponist zu einer Neufassung des vierten Satzes der Sinfonie, um „durch eine größere Kontrastierung zu den vorausgegangenen Sätzen eine Steigerung zu er reichen“. Er schreibt über sein Werk: „Afrika ist im Aufbruch. Immer mehr Völker seines riesigen Landes er kämpfen sich die 'Freiheit. Dieser bedeutsame, historische Vorgang findet die Unterstützung freiheitlicher Menschen in aller Welt. Künstler greifen zur Feder, zum Pinsel und zum Meißel, um das afrikanische Leben reali stisch darzustellen und dadurch Gefühle des Verständnisses, der Sympathie und der Hilfsbereitschaft für die im gerechten Befreiungskampf stehenden schwarzhäutigen Menschen zu erwecken oder zu beleben. Dem Komponisten eröffnet sich dabei eine Wunderwelt vielgestaltiger Klangformen, denen ich ein ganzes Jahr lang mit Entdeckerfreude nach gespürt hatte, bevor ich mich an die Komposition meiner .Afrikanischen Sinfonie 1 begab. Vor allem die afrikanische Rhythmik, von der Bildungen in die Jazzmusik eingeflossen sind, stellt etwas faszinierend Neuartiges dar, weil sie sich in der Regel nicht auf ein Metrum beschränkt (wie z. B. unser Walzer und Marsch), sondern deren mehrere übereinander schichtet, ähn lich wie im mehrstimmigen Satz Melodien ineinander verwoben werden (was wiederum der afrikanischen Musik fremd ist). Es versteht sich von selbst, daß die afrikanische Rhythmik auf diese Weise zu viel reichhaltige ren Bildungen kommt, als die gewohnte europäische. Ein Beispiel dafür gibt der Anfang meiner Sinfonie mit dem original afrikanischen Trommelrhythmus. Es ist dies eine der wenigen Stellen, die rein afrikanischen Charakter haben. Durchweg kam es mir jedoch darauf an, nur die afrikanische Herkunft der musikalischen Struktur aufklingen zu lassen, mich im übrigen aber auf europäisches Musikempfinden zu be ziehen; Aus diesem Grunde erweiterte ich in der melodischen Gestaltung die in Afrika gebräuchliche, der Pentatonik angenäherte und auf der Verbindung fixierter Haupttöne basierende Tonordnung und ging in der Anlage der Musik vielfach über die typisch afrikanische Akkordparallelbewegung, wie sie am Ende des ersten Satzes meiner Sinfonie auffällig in Erscheinung tritt, hinaus. In bezug auf die Form mußte — afrikanischem Musikempfinden folgend — der gewohnte dreiteilige Aufbau, der bisher als Grundlage jedes klassischen Sinfoniesatzes galt, zugunsten einer zweiteiligen Gliederung im ersten und letzten Satz aufgegeben werden und der dynamische Widerstreit kon- trapunktischer Kräfte, der vor allem vom Durchführungsteil des Sonaten satzes ausgeht, durch Spannungen ersetzt werden, die in der Eigenentwick lung der Variation, der Paraphrase und der Imitation ihren Ursprung hätten: Was den Inhalt anbetrifft, so stellt der erste Satz (Presto) die Exposition dar, die eine Einführung in die Landschaft und das Leben des schwarzen Kontinents geben mag. Der zweite Satz (Largo) trägt die Überschrift ,Lamento auf den Tod eines afrikanischen Helden“ und soll die Gefühle widerspiegeln, die mich im Gedenken an das tragisch-heldische Geschick Patrice Lumumbas bewegten. Der dritte Satz (Prestissimo) führt mit aggressiven Tanzrhythmen aus der Stimmung der Trauer heraus in den ohne Pause anschließenden vierten Satz (Vivace), der einen klingenden Eindruck von der Lebenskraft und der Siegeszuversicht des erwachenden Erdteils vermitteln mag.“ Dmitri Schostakowitsch ist heute unbestreitbar der bedeutend ste und eigenwilligste sowjetische Komponist. Darüber hinaus zählt er zu den profiliertesten, führenden Persönlichkeiten der internationalen Gegen wartsmusik. Von dem großen Meister der Sinfonie liegen bis jetzt dreizehn Belege aus diesem Schaffensgebiet vor, überragende Dokumente zeitgenös sischer Sinfonik. Außerdem finden sich in seinem Oeuvre Beiträge zu fast