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K 0 N G R E S S - S A A L DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Sonnabend, den 20. Februar 1965, 19.30 Uhr Sonntag, den 21. Februar 1965, 19.30 Uhr II. Außerordentliches Konzert Dirigent: Gerhard Rolf Bauer Solist: Gabor Gabos, VR Ungarn Hans Wolfgang Sachse geb. 1899 Sinfonia serena op. 70 (Erstaufführung) Allegro Andante, nia molto tranquillo Allegro Joseph Haydn 1732-1809 . Konzert für Klavier und Orchester D-Dur Vivace Un poco adagio Rondo all'Ungherese (Allegro aesai) Johannes Brahms 1833-1897 Konzert für Klavier und Orchester d-Moll op. 15 Maestoso Adagio Rondo (Allegro non troppo) Gabor Gabos Gabor Gabos wurde 1930 in Budapest geboren. Er studierte an der Franz-Liszt- Hochschule seiner Heimatstadt in der Klavierklasse von Lajos Hernädi und erwarb hier 1952 sein Diplom. 1953 errang er im Wettbewerb anläßlich der Westfestspiele in Bukarest den Preis des Jugendfestivals, 1955 wurde er dritter Preisträger des „Marguerite Long-Jacques Thibaud-Wettbewerbes" und 1961 erster Preisträger beim Liszt-Bartök-Wettbewerb in Budapest. Neben zahlreichen Konzertverpflichtungen in seiner Heimat (u. a. ist er ständiger Solist der Ungarischen Nationalphilharmonie) führten ihn ausgedehnte Konzertreisen nach Rumänien, Frankreich, der SU, Westdeutschland, China, Polen, der CSSR, Belgien, Luxemburg und England. Auch in der DDR gab der Künstler, dem im Jahre 1959 vom ungarischen Staat der Franz-Liszt-Preis verliehen wurde, wieder holt erfolgreiche Gastspiele. ZUR EINFÜHRUNG Hans Wolfgang Sachse, 1899 in Dresden geboren, studierte ab 1919 in Leipzig am Konservatorium (u. a. Komposition bei Paul Graener, Kontrapunkt bei Stephan Krehl) und an der Universität (Musikwissenschaft bei Hugo Rie mann, Hermann Abert, Arnold Schering; Philosophie und Germanistik). Von 1921 bis 1927 war er als Theaterkapellmeister in Plauen tätig, wo er seitdem als freischaffender Komponist, Chorleiter, Dirigent und Musikerzieher wirkt. Das kompositorische Schaffen Sachses, der bereits 1931 mit Orchestervariationen über ein Thema von Debussy op. 17 erfolgreich hervortrat, umfaßt neben einer Oper vor allem zahlreiche Kammermusik- und Orchesterwerke; genannt seien hier das Trompetenkonzert op. 50, die Lustspielouvertüre op. 54 und die Sinfonie für großes Orchester op. 57. Bedeutende Dirigenten wie Hermann Abendroth und Franz Konwitschny nahmen sich der Werke des Komponisten an, dem im Jahre 1960 der Kunstpreis des Bezirkes Karl-Marx-Stadt verliehen wurde. Zu Aufbau und Anlage der im Jahre 1961 entstandenen „Sinfonia serena" (Heitere Sinfonie) op. 70, eines dem Hörer leicht zugänglichen, in seiner Grund haltung beschwingten und lockeren, von liebenswürdigem Humor erfüllten Wer kes, äußerte der Komponist folgendes: „Der erste Satz ist in klassischer Sonaten form angelegt: Zwei Themen sind die Träger der musikalischen Gedanken, ein leichtbeschwingtes erstes und ein volkstümlich-heiteres zweites. An Stelle der sonst üblichen Durchführung im Mittelteil wird hier ein neues, gesangliches Thema eingeführt, das sich in seinem Verlauf mit dem ersten Thema verbindet, wodurch die Wiederholung dieses Themas in der Reprise vorweggenommen wird. Die Begleitstimmen des ganzen Satzes sind durchweg aufgelockert und tänzerisch, beim zweiten Thema auch in ostinater Verwendung. Der zweite Satz hat kantablen Charakter. Ein weit geschwungenes Gesangs thema entfaltet sich mit einem Gegenthema zu lyrischer Steigerung, während ein Mittelteil dieser dreiteiligen Form mehr tänzerisches und, infolge seiner sehr stark ausgezierten Melodiebildung, rhapsodisches Gepräge zeigt. Beide Themen vereinigen sich dann zu einem emotionalen Höhepunkt, um zum Schluß wieder zart zu verklingen. Der dritte und letzte Satz beginnt mit einem lustigen, witzigen Thema, das in Originalgestalt und in seiner Umkehrung munter im Orchester umherwirbelt. Der zweite Abschnitt dieses in Rondoform gestalteten Satzes wird von einer ausgelassenen Fröhlichkeit beherrscht, von volkstümlich-liedhafter Intonation, ähnlich dem zweiten Thema des ersten Satzes. Der Mittelteil ist in seiner melodischen Struktur dem Mittelteil des zweiten Satzes verwandt, wird aber infolge seiner ostinaten Baßbegleitung ins Humorvolle umgedeutet. Die har monisch veränderte Wiederkehr des ersten und zweiten Abschnittes runden den Satz ab und führen ihn zu einem überraschenden Schluß." Joseph Haydns konzertantes Schaffen besitzt nicht die gleiche Bedeutung wie seine Sinfonik. Seine zahlreichen Violin-, Violoncello- und Klavierkonzerte, zumeist Gelegenheitsarbeiten, sind bis auf wenige Ausnahmen vergessen. Zu diesen Ausnahmen gehört allerdings das heute erklingende Konzert für Klavier und Orchester D-Dur, das sich noch immer großer Beliebtheit erfreut. Das 1784