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LLML'r scsiirLLO §c.!n u Seb; el- Frei schlagen die Herzen der Rheinlandbewohner, 1910 s»E»- S«>LU"r» S 1930 0»» Xk-Sslsvsi-NLIIni» rwireken 0sut,ok1»n6 An ven^ien^^sch'mdügelMEslWam das große FestungSMem^'vomKLütttch-^NamurMmlehnt, Abschnitt 3 des Vertrages von Versailles heißt es im Artikel 42 unter der Ueberschrift „linkes Rheinufer": „Es ist Deutschland untersagt, auf dem linkenUfer des Rheins und auf dem rechten Ufer westlich einer 50 Kilometer östlich des Stromes verlaufenden Linie Befestigungen beizubehalten oder anzulegen." Wenn angesichts dieser Bestimmung die Forderung im mer lauter ertönt, daß die deutschen Lande am Rhein ihre Garnisonen zurückerhalten sollen, soweit dies im Rahmen eines 100 000 Mann-Heeres möglich ist, so hängt dies nicht mit Revanchegedanken und mit Kriegs geschrei zusammen, sondern es ist einfach das elementare Verlangen nach Gleichberechtigung. Wenn die beiden Länder Frankreich und Belgien je ein stattliches Heer für sich an der rheinischen Grenze aufstellen können, und außerdem keine Miene machen, abzurüsten, dann dürfen sie sich auch nicht wundern, daß die Schutzlosigkeit der Rheinlande nicht nur schmerz lich empfunden, sondern daß auch ihre Beseitigung ver langt wird. Unser Bild zeigt uns, wie stark die „andere Sette" mit Militär besetzt ist, während auf deutscher Seite nur anderthalb Divisionen an der Neutralitäts grenze stehen. ht^eirHStelümgAystem, das iegserfahrungyMntMtarken, , ckerständenHversehenrworden ist^undLberÜlometerlanM-gedeckterAnWarschwege ver fügt.' Hintettdieser^LtnieOefindet ficMaMrühere deut sche Festungssystem Diedenhosen/MetzKStraßburg, Mols heim im Gegensatz zu früher nur mit umgekehrter Front. ^Die Geschützverteidigung richtet sich naturgemäß nicht mehr wie früher nach Westen, sondern gegen Osten. Hierzu kommen noch die schon fast immer uneinnehm bar gewesenen Festungen Verdun, Toul, Nancy und Belfort. Wenn man dabei bedenkt, daß die Bewaffnung der Franzosen und der Belgier über alle modernen Hilfsmittel verfügt, so mutet es, wenn die Sache nicht so ernst wäre, fast humoristisch an, daß alle diese' Ver teidigungsmaßnahmen gegen Deutschland gerichtet sind, das über ein schwach bewaffnetes Heer von nur 100 000 Mann verfügt. Besonders eigenartig wirken diese Ver teidigungsmaßnahmen noch dadurch, daß sie nicht nur auf die Verteidigungslinien, sondern auch durch die Be waffnung auf einen starken Gegner zugeschnitten sind. Umfangreiche Fluggcschwader, von deren Bedeutung so eben erst die großen Flugzeugmanöver von Lyon einen Beweis abgelegt haben, können in kurzer Frist Ham burg, Hannover, München erreichen, Ferngeschütze können ohne weiteres die südlichen Rheinstädte be schießen. Neben diesen Waffen sind die Divisionen mit Tanks, Gaswaffen, mit aller Art von Artillerie, Mt- nenwerfern und Hilfswaffen ausgerüstet, während wir überhaupt aller modernen Abwehrmittel entbehren. Deutschland verfügt über keine Kriegsflugzeüge, über keine Tanks und keine Gaswaffen. Die wenigen Feld geschütze, die das deutsche Heer besitzt, können gegenüber einer solchen Bewaffnung gar keine Rolle spielen. Städte wie Koblenz, Köln, Mainz, Frankfurt, Darm stadt, Karlsruhe, Freiburg, um nur die wichtigsten zu nennen, sollen nach der Vertragsbestimmung im Artikel '42 für immer ohne Garnison, ohne Militär bleiben, während sich an der belgisch-französischen Grenze fast Mann an Mann reiht. Das ist ein unhaltbarer Zu stand, auf den, sobald die deutschen Staatsmänner mit unseren früheren Gegnern wieder zusammenkommen mit Nachdruck hinzcwiesen werden muß. Bestehen Frank reich und Belgien aus fadenscheinigen Gründen auf ihre Garnisonen, bann dürfen sie sie auch Deutschland nicht verwehren. Sol! es zu der so notwendigen Ver ständigung der Völker kommen, dann muß mit gleichem Maß gemessen werden. Nur so ist es möglich, die Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, die die Grundlage des Friedens ist. Auf der militärischen Gleichberechtigung muß Deutschland um so mehr bestehen, als es die im Frie- densvertrag vorgesehene Abrüstung in durchaus loyaler Weise vorgenommen und damit seinen Friedenswillen weithin sichtbar bewiesen hat. Wie steht es aber mit der Abrüstung der anderen Länder? Abgesehen von Frankreich mit seinem Riesenheer ist Deutschland rings von Mächten umgeben, die in Waffen starren, wie die Tschechoslowakei und Polen, und auch dort ist von Abrüstung nichts zu spüren. Neben der ungleichen Behandlung Deutschlands am Rhein trägt die bisher unterbliebene Abrüstung der anderen Länder nicht wenig zu Verstimmungen bei, die im Interesse aller Völker unbedingt beseitigt werden müssen. Einst weilen gehört zum freien Rhein auch die Freiheit der piilitärischen Gleichberechtigung Aber mit dem Alltag, der nun wieder nach Lust And Fröhlichkeit, leider auch nach der Trauer um die Opfer von Koblenz, die Stunde beherrscht, werden die Menschen am Rhein der Tatsache erst recht inne, daß sie zwar frei, aber nicht gleichberechtigt sind mit ven Nachbarvölkern, denn die deutschen Garnisonstädte am Rhein bleiben verödet. Nicht mehr erschallt in ihnen der fröhliche Klang fltzr Militärkapellen wie vor dem Kriege, nicht mehr beleben die Uniformen, soweit man bei dem jetzigen Weldgrau davon sprechen kann, das Straßcnbild. Die HNrnisonen am Rhein dürfen nicht wiederkchren. Im seit Ende Juni die letzten Besatzungstruppen abrückten. Wer während der langen Besatzungszeit Gelegenheit »gehabt hat, die Lasten kennen zu lernen, die auf dem Rheinland ruhten, wird den lauten Jubel und die Freude verstehen können, mit denen in den Julitagen landauf, landab die Befreiung gefeiert wurde, beson ders als Reichspräsident v. Hindenburg die befreiten -Gebiete besuchte.