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Dresdner Journal : 07.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190605071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-07
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 07.05.1906
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Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. (Richard Strauß' „Salome") Die Wiederaufnahme des Werkes erscheint angesichts der Zug» kraft, die eS nach wie vor entwickelt, durchaus gerechtfertigt, und diese wieder erklärt sich aus dessen Wesen und Eigenart sowie aus der Geschmacksrichtung, oder sagen wir lieber aus dem SensationSbedürfniffe unserer Zeit. ES wird gewiß niemandem einfallen, zu verkennen, daß wir hier einer un gewöhnlichen Erscheinung gegenüberstehen, daß sich zwei genial veranlagte Menschen in diesem musikalischen Drama zusammcn- fanden. Aber ebensowenig wird man es in Abrede stellen können, daß diese letzteren nicht über jenes Maß von Gestaltungskraft und künstlerischer Selbstzucht verfügten, um ein wirkliches Kunst werk zustande zu bringen. Mag man an Wildes Dichtung Farbe und Stimmung bewundern, ein Drama im eigentlichen Sinne, eine „Fleisch und Blut gewordene Dialektik" ist es nicht und mag man an Strauß' Musik Kühnheit der Konzeption und ein nach feiten der Tonrealistik eminent gesteigertes Ausdrucksvermögen anstaunen, ebensowenig ist ihr dramatischer Nerv zu eigen DaS Ganze ist und bleibt mehr oder weniger eine „Bühnen symphonie". Doch bis jetzt faßten wir den Begriff eines Kunstwerks nur mehr im äußerlichen, im konstruktiven Sinne auf. Noch weniger, möchte man fast sagen, besteht „Salome" als solches im ideellen Sinne, als Drama im Sinne einer „Dialektik der sittlichen Weltordnung". Gewiß, die Kunst nimmt es als ihr unveräußerliches Recht in Anspruch, alle Vorgänge und Geschehnisse, die ganze Breite des Lebens, das Sittliche und das Unsittliche mit gleicher Unparteilichkeit zu schildern, ihr letztes Ziel jedoch, davon gehen wir nicht ab, ist immer ethisch. Weder der Dichter noch der Musiker aber hatten dieses letzte Ziel im Auge. Uber jenen steht es uns nicht an, zu richten angesichts des "Umstands, daß seine Begabung einen Stich ins Pathologische hatte. Von Strauß jedoch darf man wohl sagen, er hätte dieses Ziel ehrlich ins Auge fassen können, „schielt" er doch gleichsam, wie die musikalische Gestaltung der Jochanaan-Figur und die ver klärte Stimmung, die er über die an sich widerliche Schluß szene zu breiten trachtet, beweisen, nach ihm. Ein Mehr aller dings verbot sich für ihn schließlich von selbst, wenn er sich an dem Vorwurf nicht im Sinne einer einschneidenderen Änderung vergreifen wollte. Dafür aber lag für ihn um so weniger Grund vor, als es ihm bei der ganzen Sache in erster Linie wohl darauf ankam, die Hörer zu verblüffen und sich selbst genug zu tun in einer „Ausdrucksmusik", wie sie noch nicht da gewesen. Wie wir in unserer ersten Besprechung des Werkes etwas hart und bitter sagten, ihm war es mehr als um ein „Kunstwerk" darum zu tun, zeigen zu können, was für „Kunst stücke" man mit der Musik zu machen imstande sei. Indessen genug davon, seinen Erfolg trug der Komponist auch diesmal davon — am Schluffe gab es „Premivren"-Beifall —, und das Werk wird seinen Lauf durch die Welt nehmen, siegreich durch den Nervenreiz, den es verursacht. Der dies maligen Aufführung uns zuwendend, so sang Frau Krull zum erstenmal die Titelpartie. Die Künstlerin ist wenig salome- haft in der Erscheinung, das wird man sagen müssen. Auch ihre darstellerische Begabung ist nicht intensiv genug für eine packende Verkörperung der Figur. Da wäre Frl. v. der Osten bester am Platze gewesen. Aber freilich stimmlich war sie die einzige Kraft, die in Frage kommen konnte. Und da bestand sie denn dergestalt, daß man schon in der anderen Hinsicht etwas nachsichtig sein durfte, zumal es doch auch un verkennbar war, daß die Künstlerin sich mit voller Hingabe die Nolle zu eigen gemacht hatte. Auf die gesangliche Leistung zurllckkommend, so trat vor allem die sieghafte Kraft ihres selbst dem Ansturm des Straußschen Orchesters gewachsenen Organs zutage und dessen Frische und Wohllaut Die übrige Besetzung war die alte glänzende bewährte geblieben, die seiner zeit nicht wenig zum Erfolg des Werkes beitrug. Vor allem standen wieder auf der vollen Höhe die Repräsentanten der Rollen des Herodes, der Herodias und des Jochanaan. Ver körpert letztere Hr. Perron gesanglich und darstellerisch in hervorragender Weise, so schafft Hr. Burrian als Herodes eine Figur von schärfster Charakteristik. Frl. v. Chavannes' besonderes Verdienst aber ist es, die Rolle der Herodias der gestalt herausgearbeitet zu haben, daß sie mittragende Be deutung gewinnt. Die musikalische Leitung führte Hr. v. Schuch. O. S. Wissenschaft. Aus Leipzig wird berichtet: Das neue Pathologische Institut unserer Landesuniversität wurde am vergangenen Sonnabend vormittag 11 Uhr feierlich eröffnet. Im Vestibül begrüßte der Direktor des Instituts, Hr. Geh. Medizinalrat Prof. vr. Marchand, die Herren Kultusminister v. Schlieben, Geh. Nat Ministerialdirektor vr Waentig, Präsi dent der Ersten Kammer Oberstmarschall Graf Vitzthum v. Eck- städt, Präsident der Zweiten Kammer Geh. Hofrat vr. Mehnert und geleitete sie in den großen Hörsaal, wo sich viele Pro fessoren der medizinischen und philosophischen Fakultät und viele Studierende eingefunden hatten. Die Stadt war durch die Herren Bürgermeister vr. Dittrich und Stadtverordneten vorsteher Justizrat vr. Junck vertreten. In seiner Festrede verbreitete sich Hr. Geh. Medizinalrat Prof. vr Marchand zunächst über die Entwickelung der allgemeinen Pathologie und patho logischen Anatomie innerhalb der medizinischen Wissenschaft und speziell über die Geschichte des Pathologischen Instituts an der Leipziger Universität und dessen Stellung 1) als An stalt der Universität für Lehrzwecke, und 2. als Leichenhaus für das Krankenhaus St. Jakob und einiger anderen klinischen Anstalten. Die Anfänge des Pathologischen Instituts reichen bis in das Jahr 1704 zurück, wo in einem Kreuzgang der Paulinerkirche Sektionen vorger.ommen wurden. Im Jahre 1818 wurde die Pathologische Sammlung nicht unwesentlich vermehrt und im Jahre 1821 wurde vr. Ccrutti als außer ordentlichem Professor die erste Lehrstelle für pathologische Anatomie übertragen. Die Disziplin wurde durch Männer wie ClaruS, Haffe, Wagner, Kohnheim, Weigert und Birch-Hirschfeld be deutend vervollkommnet, und damit entstand zugleich immer dringender der Wunsch nach ausreichenden Räumen In ge rechter Würdigung der Verhältnisse entschied sich die Königl. StaatSregierung für den Neubau eines Pathologischen Instituts mit einem Institut für gerichtliche Medizin, der Rat der Stadt Leipzig gab gegen ein geringes Pachtgeld das Land dazu und der Landtag bewilligte die Kosten in Höhe von 800000 M Der erste Spatenstich zum Neubau wurde am 1. August 1903 getan, das Richtfest fand am 20. Juli 1904 statt, die Be nutzung der Hörsäle und der Sektionsräume konnte am 1. No« vcmber 1905 erfolgen Redner gab dann an der Hand von Zeichnungen einen Überblick über die Anlage der JnstitutS- räume und stattete zum Schluß der Königl StaatSregierung, dem Minister, dem Rate und den Stadtverordneten der Stadt Leipzig, den Baumeistern und Gewerken herzlichen Dank ab. Mit einem Hoch auf Se Majestät den König wurde die Rede geschloffen, an die sich ein Rundgang durch die neuen Räume anschloß. — In Leipzig, wo bekanntlich durch Wilhelm Wundt das erste Institut für experimentelle Psychologie gegründet wurde, wird nun auch das erste Institut für experimentelle psychologische Pädagogik in Deutschland entstehen. Der Leipziger Lehrerverein beschloß in seiner letzten Sitzung die Gründung eines solchen. Der Verein will hierdurch eine Stätte schaffen, an der mit Hilfe von Experiment und Statistik die Ausgaben der Pädagogik in wissenschaftlich einwandfreier Weise behandelt werden können. Die Leitung des Instituts wird Hr. Privatdozent vr. Brahn übernehmen. — Aus Breslau wird berichtet: In der Aula der Leopoldina, der hiesigen Universität, fand gestern vormittag eine Feier zur Erinnerung an die vor 400 Jahren erfolgte Gründung der Universität in Frankfurt a. d. Oder statt Außer den Professoren und Dozenten nahmen an der Festlichkeit teil der frühere Kurator Fürst von Hatzfeldt, Herzog zu Trachcnberg, verschiedene Vertreter hiesiger Behörden und eine Anzahl von geladenen Gästen. Der Rektor der Universität, Prof. vr. Kaufmann, hielt einen Vortrag über die Geschichte der Universität, Prof vr Arnold sprach über die Entwickelung der theologischen, Prof. vr. Brie über die Entwickelung der juristischen Fakultät. Aus Anlaß des Jubiläums hat die evangelisch-theologische Fakultät den Geh. Justizrat Prof vr. Brie und den Pastor Vic. Eberlein in Groß-Strclitz zu Doktoren donoris cau8L ernannt. Der Fürst v. Hatzfeldt hat für das hiesige Studentenheim 3000 M. gestiftet. — Ein vollständiger Urnenfriedhof wurde am Fuße des Kiekebergs bei Eyestorf (Harburg) in einer Tiefe von einem halben Meter unter der Erdoberfläche bloßgelegt, der eine Länge von 8 und eine Breite von 2 m hat. Insgesamt fand man etwa 25 Urnen, von denen 14 unversehrt zutage be fördert werden konnten. Die Urnen waren mit faustgroßen Steinen umsetzt; sie sind 20 bis 30 cm hoch und haben einen Umfang von 90 bis 125 cm. In Form und Farbe sind sie sämtlich verschieden. — Walter Wellman, der Leiter des Ballon unternehmens zum Nordpol, ist in London eingetroffen, um die letzten Vorbereitungen zu seinem Unternehmen zu treffen. Der Verleger der „Chicago Daily News" hat vorläufig 250000 Doll, zur Bestreitung der Kosten hergegebcn und jede beliebige weitere Summe in Aussicht gestellt, sofern dies er forderlich ist. Wenn das im Bau begriffene Luftschiff nicht befriedigt, dann soll ein anderes gebaut werden. Ende Mai fährt Wellman mit seiner ganzen Ausrüstung nach Tromsö, von wo die Abreise nach Spitzbergen ungefähr am 5. Juni erfolgt. Als Ausflugsort wählt Wellman die an der Nordwestecke von Spitzbergen "belegene dänische Insel, von der auch Andro seine Reise anttat. Am Ballon wird eine Vorrichtung für drahtlose Telegraphie angebracht, die während der Luftteise eine Ver bindung mit Hammersest gestattet. — Ein Grabdenkmal für Ferdinand v. Richthofen, den berühmten Geographen, ist am vergangenen Sonnabend an seinem Geburtstage auf dem alten Matthäikirchhofe in Berlin enthüllt worden. s- In Lausanne ist der bekannte Geologe Prof. Nene- vier im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Unfalls gestorben. Nenevier war Vorsitzender des geologischen Simplon- auSschusses, Mitglied vieler gelehrter Gesellschaften und Ver fasser geschätzter Fachwerke. Literatur. Aus Leipzig wird uns geschrieben: Das fünfaktiae Lustspiel „Alte Schulden" von Rudolf v. Gott schall hat bei der vorgestrigen Uraufführung im Neuen Theater nach jedem Akte Beifall gefunden, für den der Verfasser nach dem dritten und letzten durch persönliches Erscheinen auf der Szene dankte. Der freundliche Erfolg bedeutet wohl mehr den Ausdruck einer durch frühere Werke begründeten Sympathie für den greisen Schriftsteller als die Anerkennung dieser neuesten Produktion, deren Schwächen offenkundig sind. Es ist ein sehr harmloses Liebesspiel, das den größeren Teil des Stückes ein nimmt und dessen Ausgang keinen Augenblick gefährdet erscheint, obwohl im dritten Akte die Väter des einen Paares fürchter liche Abrechnung miteinander halten. Ein politisches Lied tönt plötzlich in die Szene hinein, und der Sänger, ein ehemaliger Achtundvierziger, setzt seine böseste Miene auf, als er weiterhin „alte Schulden" von dem einstigen Gesinnungsgenoffen einzu kassieren sucht, der inzwischen zum Streber geworden ist, seine Jugendliebe verraten und obendrein ein Darlehen des Freundes wider dessen Bestimmung verbraucht hat. In den Szenen, in denen dieses Unwetter hcraufzieht und wieder dem Sonnenschein Platz macht, wird das Erlahmen des Verfassers und das bloße Theaterspiel am deutlichsten. — „Die Hochzeit von Poel", Georg Engels neue Komödie, wird am Neuen Theater (Direktion vr. Schmieden) in Berlin im Oktober zur ersten Aufführung gelangen. — Man berichtet aus Weimar: Am vergangenen Donners tag starb hier Prof. vr. H. Alt Hof, der sich durch seine Ausgabe des WalthariliedS mit lateinischem Text, deutscher Übersetzung und Kommentar einen Namen gemacht hat Althof war ein Urenkel des Dichters G. A. Bürger, von dem noch mancherlei Dokumente im Nachlaß des Gelehrten gefunden werden dürften. — Aus London wird berichtet: Die bekannte japanische Schauspielerin Fuji-Ko, die jetzt in London aufttitt, wird in der nächsten Zeit ein von rhr selbst verfaßte« einaktige« „Traumdrama" zur Aufführung bringen, das hauptsächlich aus den Träumen und Visionen eines jungen Mädchens be stehen soll. Eine junge Geisha erlangt den ekstatisch verzückten Zustand der Seele, der in die seligen Gefilde des buddhistischen „Niroana" einführt und sieht die lieblichen Bilder ihrer Jugend in verklärter Schöne an ihrem geistigen Auge vorbeiziehen. Die einzelnen Landschaftsbilder, die diesen Träumen zum Rahmen dienen, werden von einem bedeutenden japanischen Künstler Doshio Markino auSgeführt. So wird z. B. der schöne, japa nische Glaube, daß die Leiber der auf dem Schlachtfeld ge töteten Soldaten wieder auferstehen, die Grundlage einer dieser Visionen bilden. Bildende Kunst. Die Deutsche Kunstausstellung 1906 in Cöln a Rh. wurde am vergangenen Sonnabend durch den hohen Protektor der Ausstellung, den Großherzog von Hessen, in Gegenwart der Spitzen der Behörden, der Stifter und Patrone de« Verbands der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein re feierlich eröffnet. Die Festrede hielt Prof. Hans Thoma, worauf die Ausstellung durch Nundgang des hohen Protektors und der Festteilnehmer eröffnet und dem allgemeinen Besuch zugängig gemacht wurde. Bei diesem Rund gang bestätigte sich, wie die „Köln. Zta" schreibt, die bei der Vorbesichtjgung gemachte Beobachtung, daß die Ausstellung unbeschadet der freien Kritik über Einzelheiten als Ganzes von großer Bedeutung ist und bei Kunstkennern und Kunstfreunden lebhaftes Interesse dadurch erregen wird, daß be merkenswerte Strömungen moderner Kunst der öffentlichen Meinung zum Urteil unterbreitet und dabei manches Werk von hervorragender Eigenart als Gegenstand ernster Aufmerksamkeit werden wird. Nach der Eröffnung fand im Konzertsaale des Florarestaurants ein Frühstück statt, an dem der Großherzog mit Gefolge und Ehrengästen teilnahm. Abends gab die Stadl Cöln einen Festabend. — Aus Braunschweig meldet man: Gestern mittag fand hier in Gegenwart des Prinz-Regenten und der Spitzen der Behörden die Eröffnung des neuerbauten städtischen Museums statt. — Vom Verein bildender Künstler Münchens „Sezession" wird uns geschrieben: Nach der eben vollendeten Neuwahl setzt sich der Ausschuß des Verein« nunmehr zusammen wie folgt: Erster Präsident Prof. Maler Hugo Frhr. v. Haber mann, zweiter Präsident Prof. Maler Albert Ritter v. Keller, erster Schriftführer Dialer Wilhelm Ludwig Lehmann, zweiter Schriftführer Maler Karl Piepho; ferner die Herren: Maler Han« Borchardt, Prof. Bildhauer Hermann Hahn, Maler Hans v. Hayek, Prof. Maler Ludwig Hetterich, Maler Rudolf Nißl, Prof. Bildhauer Balthasar Schmitt, Maler Rudolf Schramm- Zittau, Prof. Maler Franz Ritter v. Stuck, Prof. Maler Fritz v. Uhde, Maler Richard Winternitz. — Aus Venedig wird der „Neuen Freien Presse" be richtet: Durch eine ministerielle Verfügung wurde die Unter brechung der Arbeiten des Wiederaufbaues desMarku«- turms ängcordnet. Diese Maßnahme wird mit den Inter pellationen des Senators Tiepolo und des Deputierten Molmenti, die demnächst im Parlament verhandelt werden sollen, in Zu sammenhang gebracht. Die „Gazzetta di Venezia" sagt, daß einzelne Unterzeichner der Beiträge für den Wiederaufbau des Turmes die Zahlung der gezeichneten Beiträge verweigern, weil der Bau von dem alten ganz verschieden errichtet werden soll und auch das Tor des Turmes gänzlich mißraten sei. — Aus London wird berichtet: Bei Christie wurden am vergangenen Donnerstag ein paar vergoldeter silberner „Tazzi", die aus der Zeit der Königin Elisabeth stammen und vom Jahre 1582 datiert sind, für 58 000 M. an einen New ?)orker Knnsthändlcr verkauft. Eine solche „Tazza", das Trinkgefäß der Renaissancezeit, läßt sich am besten als ein mit Handgriff versehener Becher beschreiben, ist aber flacher und nähert sich so der Form einer Schale. Das Bieten begann mit 20000 M. und stieg in einer aufregenden Steigerung bis zu der ungeheuren Summe, der größten, die je für ein solches Gefäß gezahlt worden ist. Ein Salznapf in Glockenform aus der Elisabethzeit brachte 30400 M. — Vom 8. bis 15. Mai d. I. hält die Firma I. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) in Cöln a. Nh. eine Kupfer stichversteigerung ab, die auch für weitere Sammlerkreise von Interesse sein dürfte. Aus der 2946 Nummern umfassen den Sammlung erwähnen wir: Kupferstich- und Holzschnittwerke Dürers, Autographen (darunter den einzigen noch im Privat besitz befindlichen Originalbrief Dürers an Pirckheimer, datiert Venedig 1506), Stiche nach Raffael v. Andran, Bartoli, Edelinck, Ghisi, Hollar, Longhi, Meister B. mit dem Würfel, Marc Anton Raimondi, Holzschnitte von Burgkmaier, OrontiuS Finacns, Cranach, Anton Woensam von Worms und Schongauer. Musik. Die Eröffnung der Berliner Musikfachaus stellung, die der Zentralverband deutscher Tonkünstler und Tonkünstlervereine vom 5. bis 20. d. M. in den Räumen der „Philharmonie" veranstaltet, ist am vergangenen Sonnabend nachmittag im Beethovcnsaal feierlich vollzogen worden. Unter den geladenen Ehrengästen befanden sich der preußische Handels minister Delbrück und viele bekannte Persönlichkeiten aus der Musikwelt Berlins. Als der vom Vorstand empfangene Ehren präsident der Ausstellung Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen den Saal betrat, intonierte der Koslecksche Bläserchor unter Leitung seines Direktors Plaß das „Halleluja" von Händel. Der Veröandsoorsitzende Adolf Göttmann hielt eine Ansprache, in der er der Aufgaben des vor drei Jahren gegründeten Ver bands gedachte, der die wirtschaftlichen und geistigen Interessen aller Tonkünstler fördern, durch seine Pensionsanstalt Not und Elend hindern solle. Er erstrebe somit alles, was die deutschen Bühnenkünstler schon vor 30 Jahren für sich durch Gründung ihrer Genoffenschaft geschaffen haben. Ein ideelles Ziel ver folge der Verband durch die erste Musikfachausstellung, die interessante Rückblicke in die Vergangenheit gewähre, den heutigen Stand der Musik und Musikindustrie veranschauliche und einen fesselnden Blick in die Zukunft der Tonkunst gestatte. Sie solle die Kunst der Industrie zu befruchtendem Ideenaustausch nähern und dem kunstliebenden Publikum das Beste vorsühren. Nachdem Hr. Göttmann allen Förderern der Ausstellung ge dankt und ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht hatte, sprach Prinz Friedrich Wilhelm seinen Dank für das ihm überagene Ehrenpäsidium und seine Freude über das prächtig gelungene Werk aus, an welchem der Vorsitzende ein großes Verdienst habe, und wünschte, daß die Ausstellung den Ton künstlern und dem Verein reichen Erfolg bringen möge. Dem offiziellen Akt folgte ein Rundgang durch die Ausstellung. — Die nach einer Erzählung des Freiburger StadtpfarrerS Hansjakob von Cyrill Kistler komponierte Oper: „Der Vogt auf Mühlstein" wurde im Freiburger Stadt theater zum erstenmal aufgeführt. Wie von dort geschrieben wird, fand das Werk trotz seiner Breiten und der wenig charakteristischen Art freundliche Ausnahme. — Aus Prag wird berichtet: Strauß' „Salome" er zielte am vergangenen Sonnabend bei ihrer Erstaufführung einen begeisterten Erfolg. Das vom Werke gebannte Publikum rief wiederholt den Dirigenten wie die mitwirkenden Künstler vor die Gardine. — Hugo Köbler« Operette „Der Rosenjüngling" wurde am vergangenen Sonnabend am Wiener Karlthcater aufgeführt. Im ersten Akte überraschte die leichte fließende Melodik der Musik, die stellenweise zu wirkungsvollen Höhe punkten gelangt. Der Beisall war sehr herzlich; später ver staute die Stimmung wegen der übergroßen Längen.
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