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cZLor-ge LkSVLNsoiiL QiseiidannLUg ^I-LltlLi-.N voll »cais §SuLI-bl-Q^i ViL Or-^isicie 6-sc LT ppe^<-,(^ll-zr.^ctd>lc^) u sein erL^LL l.uNscKiff beku l^mci §L>N Lnsj-Ll- ^lO^Os'V'i'SSSPI Pelins dachte, das hat damals ein schlichter Schwabe in! wenigen Worten gesagt. Der Wiener Schauspieler Dr.! Rudolf Tyrolt kehrte im Jahre 1899, als er am Hof-! thcater in Stuttgart ein Gastspiel absolvierte, in einem! Lsniuet^tagg föNi-t i-onictolien I^lsgist'^2^ ^e»»NLr,'Äie cisLjserLllLt'lorig v^r-. ffl s^I LEK Im heutigen Zeitalter der Technik sind die Worte „Erfinder" und „Erfindung" zu einer vorher unge konnten Häufigkeit im Sprachgebrauch gekommen. Der Hochstand der neuzeitlichen Technik ist das Ergebnis der durch Jahrtausende hindurch aneinandergercihten großen und kleinen Erfindungen. Die ungeahnten Er folge, die uns das Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität gebracht haben, sind nur allzu sehr geeignet, den Maßstab zu verschieben, den wir bei der Würdigung der technischen Leistungen unserer Väter und Urväter anzulegen haben, wenn wir diesen in verdientem Maße gerecht werden wollen. Die Namen derer, denen wir die Urerfindungen, wie z.B. der Rolle, des Hebels, der Feuergewinnung, der ersten Werkzeuge, der Waffen usw. zu verdanken haben, sind für immer in Dunkel gehüllt, besonders zu gedenken ist dabei auch der Ricsenzahl aller derer, die das berühmte „E r fin d c r s ch i ck s a l" haben, d.h. die nicht in den verdienten Genuß ihrer Ideen und ihrer Arbeit gekommen sind. Bei diesen Be trachtungen drängt sich die Frage auf: „Was ist eine Erfindung?" Von einer der vielen Urerfindungen, des Hammers, der die Kraft der geballten Faust vervielfacht, sagt L. Herger in seinen Vorträgen zu der Entwick lungsgeschichte des Menschen treffend: „So groß der Gegensatz einer Dampfmaschine unserer Tage mit dem ältesten Stcinhammer immer sein mag, das Geschöpf, da- zuerst seine Hand mit einem solchen Werkzeug be waffnete, das vielleicht einen Fruchtkern zum ersten Male auf diese Weise einer harten Schale abgewann, es mußte, so scheint es, einen Hauch des Geistes in sich verspüren, der einen Entdecker unserer Zeit unter dem Aufblitzcn eines neuen Gedankens beseelt." Nm nun die Frage, was eine Erfindung ist. zu er läutern, hat Geheimrat Max Heitel einige Erklärungen des Begriffs „Erfindung" zusammengcsiellt, die von hervorragenden Kennern des Patentwesens stammen. Nach Kohler ist die Erfindung „eine zum tech nischen Ausdruck gebrachte Gedankensckwpfung des Men schengeistes, die der Natur eine neue Seite abgewinnt und hierdurch mit Erfolg darauf abzielt, durch Be nutzung von Naturkräften menschliche Forderungen zu erfüllen". Nach Dambach ist die Erfindung „die Schaffung und Hervorbringung eines neuen bisher noch nicht vor handenen Gegenstandes oder Erzeugungsmittels zu ma teriellen Gebrauchszwecken." Zsch immer gibt folgende Erklärung: „Die Er findung ist ein für das objektive technische Wissen neuer Gedanke, durch den e'annt wird, wie durch einen vom Menschen herstellbare:: Regulator eine in der Natur nicht von selbst vor sich gehende, willkürlich zu bewir kende Regelung t Naturvorgängen in bestimmter Form vorzunehmcu sei." Medizinalkollegium folgendes interessante Gutachten:! „Die schnelle Bewegung muß bei den Reisenden unsehl-! bar eine Gehirnkrankheit erzeugen. Wenn aber Reisende! dennoch dieser gräßlichen Gefahr trotzen, so mutz der§ Staat wenigstens die Zuschauer schützen, die beim An-i blick des dahtnfahrenden Dampfwagens ebenfalls gehirn krank werden. Daher ist es notwendig, die Bahnstrecks auf beiden Seiten mit einem hohen Bretterzaun einzig fassen." Den ersten Eisenbahnzug führte George Sie-! phenson; ihm wird allgemein die Erfindung der Lokomo^ tive zugesprochen. Diese Ehre gebührt aber dem Engq länder Trevithik. Stephenson erwies sich dagegen als der smartere Geschäftsmann, der es glänzend verstand^ aus der Erfindung seines Landsmannes Kapital zu schagen. In die Reihe der gekrönten und — entthrontem Erfinder gehört auch Berthold Schwarz, der das Pul^ ver nicht erfunden, sondern eine Niederlassung für da« aus Frankreich bezogene Schietzpulver in Freiburg er-i Nach Hartig ist die Erfindung „die Lösung einer technischen Aufgabe, die nach ihrem technologischen Be griff neu und nach der Art ihrer Verwirklichung in mindestens einer Ausführungsform vollständig darge legt ist." — Auch Goethe, der das Uebergewicht Englands in Technik und Industrie in der englischen Patentgesetzgebung erblickte, hat sich wiederholt mit dem Begriff der Erfindung beschäftigt und sich u. a. folgen dermaßen geäußert: „Alles Erfinden kann als eine weise Antwort auf eine vernünftige Frage angesehen werden . . ." „Alles, was wir Erfinden, Entdecken im höheren Sinne nennen, ist die bedeutende Ausübung, Betätigung eines originalen Wahrheitsgefühls, das im Stillen längst ausgebildet, unversehens mit Blitzes schnelle zu einer fruchtbaren Erkenntnis führt. Es ist eine aus dem Innern am Aeußern sich entwickelnde Offenbarung, die den Menschen seine Gottähnlichkeit , - 'vorahnenIW. Es ist eine Synthese von Welt und Geist, die von der ewigen Harmonie des Daseins die seligste Versicherung gibt." Was nun die Urformen der Erfindung anbe- Dngt, so ist vor 360 Jahren ein großer Geist, Staats- MMl und Philosoph, auf den Gedanken gekommen. Hilfsmittel gegenüberstand. Im Dienste eines derarti gen Daseins war das wichtigste Organ die Hand und der Arm. Arm und Hand mußten die Abwehr leisten, Nahrung schaffen und die Wohnstätten zurichtcn. Das erste Werkzeug, mittels dessen der Mensch seiner natürlichen Eigenkraft nachhalf, war der Hammer. Der Mensch hatte in dies ursprüngliche Werkzeug die Formen seiner beiden Organe verlegt, der Stiel Mar der technisch übertragene Arm, der Stein die nachge bildete, faustartig geballte Hand. Hand und Arm blie ben noch viele Epochen der Erfindugsgeschichte die na türlichen Urformen, denen der Mensch unbewußt seine künstlichen Geräte nachbildete. Dann wirken auch Nägel und Zähne als natürliche Vorbilder. Der gesteifte Zeige finger mit seiner Ragelschärfe wird in technischer Nach bildung zum Bohrer, die Zahnreihe findet sich wieder an Feile und Säge, die greifende Hand und das Doppel- ge nß in der Zange und in dem zum Festhalten des Ar- be.tsstückes bestimmten Schraubstock. Die Mahlzähne der Wind-, Wasser- und Dampfmühlen sind die Projektions gestalt der Mahlzähne des Gebisses. Das Auge ist Lichtorgan und Vorbild aller optischen Apparate. Die Natur hat auch das Vorbild für den Bau unserer mu sikalischen Instrumente geschaffen. „Jeder Mensch", lehrt Helmholtz, „trägt ein Miniaturklavier in seinem Ohr." Es ist das Corti'sche Organ, die Schnecke. — Recht deut lich tritt die Organprojektion im Telegraphenkabel zu tage, dessen natürliches Muster der menschliche Nerv ist. Rudolf Virchow sagt in einem Vortrag über das Rückenmark: „Die Nerven sind Kabeleinrichtungcn des tierischen Körpers, wie man die Telegraphenkabel Nerven der Menschheit nennen kann." Der Wendepunkt in der Geschichte technischer Er findungen ist das Fliegen. Hierfür hat der Mensch keine natürlichen Organe. Er hat daher studiert, wie die Na tur dieses Problem durch den Flügel des Insektes und des Vogels gelöst hat und hat deren Organe bewußt kopiert; so ist das Ideal Francis Bacons, das technische Erfinden zu lernen, wie Dr. Bruno Altmann auS- führt, zuguterletzt doch noch Wirklichkeit geworden. Nach den bisherigen Ausführungen zeigt sich klar, mit wie großen Schwierigkeiten Erfinder kämpfen müs sen, um sich durchzusetzen; der Möglichkeiten sind zu viele, und die Meldungen auf den Patentämtern weisen unglaublich klingende Zahlen auf. Wie wenige haben dortigen Hotel ein. An einem Tische ihm gegenüber fiel dem Künstler ein lebhafter alter Herr auf, der ei-! nigen Offizieren etwas zu demonstrieren schien. Tyrolt! fragte einen nebn ihm sitzenden Schwaben, wer denn! oieser alte Herr wäre. Er erhielt die klassische Ant wort: „Dös ischt a Narr, ein Graf Zeppelin, — der guata Mann moint, er kenn durch die Luft fahre." — Als im Jahre 1839 eine Gesellschaft für den Bau der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth! gegründet werden sollte, erstattete das Bayerische Ober-! richtete. Unsere Nachfahren werden noch über viel mehr Erä finderschtcksale, als wir, den Kopf schütteln können. Erfinderglück, die meisten werden mit ihren Erfinder sorgen, nachdem sie meist ein Leben und ein Vermögen verbastelt haben, begraben. Ueberdies sind fast alle Er finder, die später als Kulturpivnierc überall gefeiert wurden, vorher ausgelacht und verhöhnt worden. Als Edison seinen Phonographen zum ersten Male der Pa riser Akademie der Wissenschaft vorführte, wurde ihm von einem Professor erwidert: „Glauben Sie, daß wir uns von einem Bauchredner nasführen lassen?" — Karl Benz, der Erfinder des Motorwagens, wurde nach einer ratternden Versuchsfahrt polizeilich vorgeladen, wo ihm von dem Amtmann des Bezirks Mannheim die Frage i vorgclegt wurde: „Wissen Sie nicht, daß das Fahrens mit elementarer Kraft nach einem Ladtagsbeschlutz bei I uns in Baden verboten ist?" — In einem Artikel der I Kölnischen Zeitung gegen die moderne Straßcnbelcuch-1 tung aus dem Jahre 1819 wird bcrichret, daß der Lon- I doner Magistrat die Gasbeleuchtung verboten hatte, ? weil sic nach Ansicht der Gelehrten zu gefährlich wäre, r sie mache auch die Pferde scheu und die Diebe kühn. H Samncl C!cpp lud den Magistrat zu einer Besichtigung H des Werkes und schloß ihn in einem neben dem Gafo- 3 Meter stehenden Gebäude ein. Mit einer Spitzhacke, schlug er ein Loch in den Gasbehälter und zündete das ausströmcndc Gas an. Als sich jedoch die erwartete N Explosion nicht ereignete, traten die Herren näher und -Z der Magistrat gab seine Erlaubnis zu der modernen,z Straßenbeleuchtung. Weitere köstliche Beispiele sind H nach der „Weiten Welt": Das Vorbild des Radfahrens bot Freiherr von Drais-Saucrbronn mit seiner von ihm konstruierten Laufmaschine, der nach ihm benannten Draisine. „Ein lächerliches Ding" nannte der Gcschichts- i schreiber Varnhagen-Ense diese Erfindung. „Er kimmt, er kimmt", mit diesen Rufen wurde der Erfinder gc- < wöhnlich von den johlenden Karlsruher Jungen emp- fangen, wenn er sich mit seinem eigenartigen Gestell durch die Straßen der badischen Residenzstadt stoßweise „s vorwärtsbewegte. Bekannt sind auch die Anschauungen, die dem Werk des Grafen Zeppelin entgegenstanden. . Als Zeppelin zum ersten Male mit seinem Problem eines lenkbaren Luftschiffes hervortrat, wies man auf die „theoretischen Betrachtungen über lenkbare Luftballons" des bekannten Physikers Helmholtz hin, daß ein Luft schiff ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Die an der Oberfläche des Luftschiffes entstehende Reibung der Luft würde so groß sein, daß man niemals die zum Vor- wärtskommen nötige Geschwindigkeit erzielen könne. Wie besonders das „Volk" über die Luftschiffpläne Zep- mißglückt. Und doch kann man dem Techniken der gleichzeitig Erfinder werden will, vielleicht mit einem Hinweis auf die Natur des schöpferischen Aktes ein wenig zu Hilfe kommen. Es steht damit so: Jede im Bezirk handgreiflicher Tatsachen gebrachte Leistung des Technikers ist unbewußte Nachbildung des menschlichen Organismus. Es hat eine Zeit gegeben, in der der Mensch, auf seine körperliche Kraft rind Geschicklichkeit angewiesen, der Natur und dem Tier ohne technische das Erfinden von technischen EinrichtMgM' unter Re geln zu stellen. Man solle nicht, wie bisher, abwarten, bis einem Volke ein Genie erstehe und bis diesem in be gnadeten Augenblicken seines Lebens die Idee zu einer wissenschaftlichen oder naturbezwingenden einfalle, man solle auch nicht dem glücklichen Zufall dieM^"Zk schöpferische Bereicherung der Technik überantworten. Alle geistige Arbeit von großem Wurf stehe unter Ge- setz und Regeln, daher handle es sich darum, auch das Erfinden in der Wissenschaft und Technik nach Gesetz und Regeln zu vollziehen. Derartige Versuche sind vor her und nachher auch in fast allen Gattungen geistiger Arbeit unternommen worden — und immer wieder