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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung m- Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmieüederg «.L B«,og«pre»: Für «in«n Monat r.A «M. mlt Alkragen, einzeln« Nummern I» Reich». Pfennig« :: Gemeinde - Verband» - Girokonto Nr. s :: Fernsprecher: Amt DIppEmawe Rr. 49Z Postscheckkonto Dritten 12»« «ettrste Lett»» »er »eLi«k« Otefe« »nm «MM Ale amMche» Bekaauimachmig«! »«» «mlshauPlmmmschast» te« «mlsgerich»» «ch »es »u Dippol-lswalt« «ozeigenpreil: vte « Millimeter Kreit« petttzeik« k« Relchtpfennig«. Lingesankt «n» Reklamen 80 Relchtpfennig« Der<m1w«Äich« N»d<ckl««r S«ir Se»«o — »ruc» unv Derla,: L«l 8et>« t» Nr. 215 Montag, am 15. September 1930 96. Jahrgang Versteigerung. Dienstag, am 16. September, vormittags 10 Uhr, sollen lm gerichtlichen Versteigerungsraume 1S0 kg Fruchttabletten, 28« Palet Messingglanz und MessingUberzug, 100 Paket Obstbaummittel, . 1VV Paket llngeziefcrvertilgcr 12 Uhr mittags in Reinholdshain (Gasthof) WohnungsmSbel, Kronleuchter aus Geweihen mit 2 Lampen, 3 Klubsessel, 1 Wanduhr mit Ge weihen, 1 Harmonium Dienstag, am 16. September 1930, vormittags 10 Uhr, soll In Hilschbach (Sammelort der Bieter: Gasthof daselbst) eine Strohpresse öffentlich und meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. .Wahltag ist Qualtag" meinte der Spitzenkandidat der Liste 2, Oberfinanzrat a. D. Dr. Bang, am Sonnabend abend in der Wahlversammlung der Deutsch- nationalen Volkspartei, ein Qualtag für die Redner, die, wie er zwei bis drei Wochen vorher Abend für Abend sprechen müssen, ein Qualtag aber schließlich auch für alle die, die, vom Gang zur Urne abgesehen, mit der Mahl zu tun haben. Und man muß sich manchmal fragen, ob die Mahl all Las viele Geld wert ist, das sie kostet. Aber letzten Endes ist der Mahltag auch ein Schicksalstag: denn an ihm wird das Ge schick des Volkes bestimmt für die kommenden Monate, für die kommenden Zähre. Die diesmalige Reichstagswahl hat ja seit langem wieder einmal mehr das Volk aufgerüttelt. Die große Rot in der Arbeiterschaft, in der Landwirtschaft, in der Industrie hat es vermocht, daß die Mahl in allen Krei sen viel mehr Znteresse fand, als je eine Wahl der letzten acht Jahre. Das sah man vielleicht weniger am Besuche der Wahl versammlungen bei uns hier, -ie alle, aber auch alle, recht schwach besucht waren, mehr bet solchen in den Mittel- und Großstädten. Am Sonnabend wurde noch einmal stark ge worben. Drei Wahlreden wurden hier noch gehalten. Am Nachmittag fand im Bahnhotel ein Bauerntag statt und in ihm sprach Dir. Feldmann, Dresden^ für die Liste des Säch sischen Landvolkes in eingehender und klarer Weise Die kommunistische Partei hielt abends einen Fackelzug ab, der etwa 140 Fackelträger stark war. Freilich nicht alles waren Dippoldiswalder. Diese waren im Gegenteil recht sehr in der Minderzahl. Auf dem Marktplätze richtete ein Redner vom Brunnenrande herab im Sinne seiner Partei Morte an die Zugteilnehmer. Außer diesen sah man nur wenige Personen auf dem Markte. Und in der Reichskrone sprach Dr. Bang zu den Mählern. Es war keine Wahlrede im landläufigen Sinne, es war viel eher ein finanzpolitischer Vortrag, Ler in klaren Worten und in ruhiger, sachlicher Weise den ganzen Zammer unserer Reichsfinanzen enthüllte, Ler auch Wege zeigte, diesem Jammer zu begegnen, die Not, nicht von heute auf morgen, aber Loch mit der Zeit zu beheben, und das deutsche Volk wieder zu einem freien Volk zu machen. Richt tönende Worte waren es, Lie man hörte, auch keine, wie man so manchmal sagt, „zündenden" Worte, aber gerade der feine, klare, stets mit Tatsachen belegte Vortrag nahm für Dr. Bang ein. Ob man wollte oder nicht, man kam zu Ler Aebcr- zeugung: Der Redner hat Recht: so ist's . . . dieser Weg muß aufwärts führen. — Am Sonntag setzte schon am frühen Morgen die Wahlpropaganda ein. Autos verschiedener Parteien durchfuhren Lie Stadt und ihre Umgebung, kommu nistische Motorradfahrer durcheilten in geschlossenem Zuge die Gegend. Vor dem Rathause, in dem sich die beiden Wahllokale befanden, bezogen Standartcnträger ihre Posten. Es setzte auch schon recht bald ein starker Zug nach den Wahl lokalen ein, flaute ab, hob sich wieder und war ganz beson ders gegen Ende der Wahlzeit noch recht stark. Hier und da wurden die vor dem Rathaus stehenden Parteileute ange- pöbelt, im allgemeinen verlief aber hier der Wahltag voll kommen ruhig. Wahlberechtigt waren im 1. Bezirk 1388, im 2. — 1497, zusammen 2885 Personen. Wahlscheine wur den ausgestellt im 1. Bezirk 71, im 2. — 61. Gewählt ha ben im 1. Bezirk 1313 (1240 laut Kartei, 73 auf Wahlschein), im 2. Bezirk 1352 (1296 laut Kartei, 5« auf Wahlschein). Das sind über 90 Proz., also eine recht starke Wahlbeteili gung. Ungiltig waren 20 Stimmzettel. Um 5 Uhr war all gemein die Wahlhandlung beendet, Las Anszählen begann. Ruhiger ahlverlaus Hochflut der Radikalen. — Verluste der Mittelparteien Berlin, 15. September. Die große Ueberraschung der diesmaligen Reichstagswahlen ist das ungeheure Anwachsen der NSDAP.-Stimmen. (Man kann ruhig von Ueberraschung sprechen, da einen sol chen Stimmengewinn selbst Lie Parteileitung nicht erwartet hatte.) Zwar haben von der gleichzeitig ungewöhnlich stark zuge nommenen Wahlbekeiligungsziffer auch andere Parteien Nutzen gezogen. Die Partei Ler Lauen und Nichtwähler, be kanntlich bisher Lie größte Partei, die mit mehr als einer Million über Ler Stimmenzahl der SPD. gelegen hatte, ist zurückgegangen. Es scheint, Laß Liese Nicht-Partei, die sich nicht zum wenigsten aus bürgerlichen Elementen zusammen gesetzt hatte, in weit überwiegendem Teil Len National sozialisten ihre Stimme gegeben hat. Die allgemein gefühlsmäßige Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Zeit, die starke Verstimmung, gegen -ie vielfach so unfruchtbare parla mentarische Arbeit der letzten Jahre, mögen die Gründe dafür sein, daß diese bisher ziemlich unpolitischen Deut- scheu sozusagen einmal mit der Faust auf den Tisch ge schlagen haben, nm ein Exempel zu statuieren. Besonders ausfällig ist diese Erscheinung z. B. in einer Stadt wie Köln, wo Lie NSDAP, von 4900 auf über 70 000 Stimmen angewachsen find. Dort find sie gegenüber Len Sozialdemokraten, die von 75 000 auf 77 000 stiegen, die Lrittstärkste Partei, während Las Zentrum mit 99 000 gegenüber 88 OM in Köln nach wie vor Len ersten Platz behauptet. Die NSDAP, wird im Gesamtergebnis für das Reich als die Zweitftärksle Partei neben den Sozial demokraten hervorgehen. Bezeichnend ist aber auch ein außerordentlich starkes Anschwellen der kommunistischen Stimmen, wenn die Radikalisierung auf der linken Seite auch nicht in dem Umfang zugenommen hat, wie auf Ler Rechten. Be merkenswert ist weiter, Laß die neue Staatspartei nicht Len Erfolg gehabt hat, den man vielerorts erwartet hatte. Be sonders im Westen des Reiches liegen die Stimmen für die Staatspartei garnicht sehr viel über den bisherigen Stimmen der Demokraten, während andererseits die Stimmen der Deutschen Volkspartei auf der ganzen Linie erheblich zurück gegangen sind. Die gleichfalls neugegründete Konservative Volkspartei hat schlecht abgeschnitten. Sie hak Lie Deutsch- nationale Volksparkei zersplittert, ohne selbst Nutzen zu ha-! ben. Trotzdem hat sich die Dn. Vp. völlig behauptet. Nach dem vorläufigen Ergebnis des ReichSwahlleitersl wird der künftige Reichstag aus 573 Abgeordneten bestehen. Er wird sich wie folgt zusamckensetzen: bisher Sozialdemokraten 143 151 Deutschnationale 43 36 Zentrum 69 M ' Kommunisten 76 55 Deutsche Volksparkei 26 45 Staatspartei 22 25 Wirtschaftspartei 23 23 Bayrische Volkspartei 18 17 Nationalsozialisten 107 12 Landvolk 18 —> Landbund 23 3 Deutsche Bauernpartei 6 8 Hannoveraner 5 4 Kons. Volksparkei 2 19 Ehristl.-soz. Volksdienst 12 6 Stimmen haben erhalten Lie Sozialdemokraten 8 572 070, Deutschnationale 2458 417, Zentrum 4128929, Kommunisten 4587 708, Deutsche Volkspartei 1576 149, Staatspartei 1322 608, Wirtschaftspartei 13M 585, Bayrische Volkspartei 1058 556, Nationalsozialisten 6401210. Im ganzen wurden 34 943 460 Stimmen abgegeben, 1928 — 30 724 478. Außerordenitlich schwierig wird Lie Regierungsbildung werden. Die bisherige Negierung bringt keine Mehrheit mehr zusammen, aber auch eine starke Rechte (National sozialisten, Deutschnationale, Landvolk usw.) bringen Keino Mehrheit zusammen. Aber auch eine Koalition nach Art der Thüringer Negierung (Rechts und Mitte) wird nicht möglich sein, da das Zentrum sich in diesem Falle nach ligks halten wird und zusammen mit Sozialdemokraten und Kommunisten wieder eine die Regierungsparteien überwiegende Majorität bilden würde. Es bliebe nur wieder die sog. große Koalition übrig, die ebenfalls auf recht wackeligen Füßen stehen würde oder endlich eine Regierung Ler bürgerlichen Mitte mit den Nationalsozialisten. Letzteres dürfte kaum außerhalb Les Be reichs der Möglichkeit liegen, wenn es zunächst auch noch eingehender Verhandlungen bedarf. Die vielen Wahlen der letzten Zeit haben es mit sich gebracht, daß auch darin eine gewisse Hebung vorhanden ist, und so ging das Feststellen der Wahlergebnisse recht rasch. Wie bis her schon immer meldeten auch diesmal wieder die Gendar- merieposten gesammelt aus ihren Bezirken. Bereits V»6 Ahr ging die erste Meldung des Gendarmeriepostens Döbra ein, um 8,45 Uhr machte Schmiedeberg (Gemeinde, der übrige Be zirk war schon früher da) Len Schluß und schon bald nach 9 Uhr stand das Gesamtergebnis in unserem amtshauptmann- schaftlichen Bezirk fest. Auch in der Amtshauptmannschaft war die Wahlbeteiligung stark, sie betrug etwa 83 Proz. In teressant war zu beobachten, daß in unseren Kurorten und Ausflugsorten außerordentlich viel mit Stimmscheinen ge wählt wurde. In Bärenburg z. B. war deren Zahl ganz be sonders groß. Die Wahlresultate wurden allerorts mit großer Spannung erwartet, wenn auch bis zum Eintritt der Polizei stunde nur Teilresullate ausgenommen werden konnten. Reichstädt. Gestern abend um 1/47 Uhr lief der 7 jährige Schulknabe Werner Powlack aus Reichstädt (Schäferei) beim Niederen Gasthofe in einen Chemnitzer Personenkraftwagen hinein. Der Knabe wurde schwer verletzt. Mit dem Kraftwagen des Gasthofsbesitzers Schuster wurde er, nachdem ihm Sanitäter Stellmachermeister Lohse erste Hilfe geleistet hatte, zu vr. Back in Dippoldiswalde gebracht. Der Arzt stellte rechtsseitigen Unterschenkelbruch, sowie zahlreiche Hautabschürfungen an allen Teilen des Körpers fest. Den Führer des Chemnitzer Wagens trifft nach Lage der Sache und Aussage der Zeugen keine Schuld. Elenck. Gestern vormittag gegen lO UHr bemerkten Vor übergehende, daß Rauch aus den Fenstern des Grundstückes von Mar Claus drang. Der Besitzer befand sich gerade auf dem Felde. Es wurde festgestellt, daß vor dem Ofen lagern des Brennmaterial in Brand geraten war. Hilfsbereite Nach barn löschten sofort den Brand, ftnst hätte leicht ein größeres Schadenfeuer entstehen können. Die sofort herbeigeeilte Spritze konnte gleich wieder abrücken. llleckerkrauenckorf. Vor kurzem meldeten wir, daß ein wertvoller Schäferhund von der Dorfstrabe weg einem hiesigen Einwohner gestohlen worden war. Mit Hilfe der Presse konnte er jetzt seinem Eigentümer wieder zugestellt werden. Er wurde schwer verletzt im Straßengraben zwischen Wendisch- carsdorf und Possendorf aufgefunden. Dresden. Der Wahlsonntag ist in Dresden sehr ruhig verlaufen. Trotz des schönen Wetters war die Wahlbeteiligung lebhaft. Einige kleine Ansammlungen, die entstanden, wurden von der Polizei, die umfassende Sicherheitsmaßnahmen ge troffen hatte, leicht und ohne Zwischenfälle zerstreut. Die leb hafte Wahlvropaganda der letzten Woche war völlig abgc- flaut. Das Straßenbild zeigte daher nur das allsonntägliche Gepräge. Dresden. Der Sächsische Schwimmkreis hatte bekanntlich gegen den Beschluß des Amtsgerichts Dresden, wonach der Antrag auf Eröffnung des Vergleichsverfahrens abgelehnt worden war, Beschwerde erhoben. Auf diese Beschwerde hin ist, wie die „Dr. N." mitteilen, die angefochtene Entscheidung aufgehoben und nunmehr doch das Vergleichsverfahren an geordnet worden. 'n,-. , Wetter für morgen: Wechselnd, teils stark, teils schwach bewölkt, vorwiegend trocken, aber örtlich, besonders in Len Gebirgen und an deren Rordabdachungen vereinzelte Schauer wahrscheinlich. Etwas Temperatur-Rückgang. Nachts und von mittleren Gebirgs lagen ab auch tagsüber kühl: in der Niederung Tagestempe raturen bis zu gemäßigten Merten ansteigend. WinLe aus westlichen Richtungen, vorherrschend mäßig, in freien Lagen zeitweise auch auffrischend.