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4.j9 nächster Zeit vielfaches gesetzgeberisches Material herausgeben werde und daß begründete Aussicht auf Schluß des Landtags noch vor Ostern vorhanden fei. Abg. Goldstein wünschte eine erweiterte Aus stattung der Landtagsbibliothek für das neue StändehauS und die Einrichtung einer Postanstalt während der Dauer der Session Abg. Gontard bat, daß die zu ernennende Zwischendeputation darauf dringen möge, daß das neue StändehauS zu Beginn der nächsten Landtagssession fertig- gestellt werden möge. Er gab dann einige An regungen betreffs der äußeren Fassade und der Ver wendung von Baugeldern zur Verschönerung der Schillingschen Gruppen an der Brühlschen Terrasse. Präsident l)r. Mehnert bemerkte darauf, daß ihm von feiten eines RegierungSkommissarS auf das be stimmteste versichert worden sei, daß daS neue Stände hauS zu Beginn der nächsten Landtagssefsion bezugs- fähiz sein werde. Die Verwendung von Baugeldern vor dessen Fertigstellung für die erwähnte künstleri sche Gruppe empfehle sich aus etatrechtlichen Gründen nicht. Abg Günther ersuchte, daß die Landtagsakten allen Zeitungen je nach Lage des Falles unentgelt lich zur Verfügung gestellt werden möchten. Er sprach dann über die Verzögerung des Ständehaus baues, äußerte Wünsche betreffs der Sitzungssäle des neuen Ständehauses, warnte im Interesse der Gründlichkeit vor einer zu hastigen Beschleunigung der Landtagsarbeiten und unterzog die Tätigkeit der Ersten Kammer einer Besprechung. Abg Behrens möchte, daß bei einer Renovation der Schillingschen Figuren von einer Vergoldung abgesehen werde, sie dagegen teilweise nachmodelliert werden Abg Hähnel äußerte sich zu den vom Abg Goldstein ausgesprochenen Wünschen, die von der Zwischendeputation erwogen werden würden, und wandte sich gegen die Ausfüh rungen des Abg Günther über die Landtagsarbeiten Es sprachen noch zum Gegenstände die Abgg Gon tard, Enke, der über die Ausstattung des Landtags- gebäudeS sprach, Zeidler persönlich, Langhammer über den Schluß des Landtags, indem er sich gegen den Abg. Günther wandte, Abg. Ulrich, ebenfalls gegen Abg Günther, der hierauf wieder entgegnete, Äbg Goldstein, der sich über Redefreiheit verbreitete, sich auch gegen zu schnelles Arbeiten des Land tags aussprach und eine entsprechende Verteilung des Pensums forderte, Abg. Ulrich zum drittenmal, Abg. Andrä, der sich gegen die Abgg. Goldstein und Günther wandte und für die Wiedereinsetzung der Zwischendeputation eintrat, ferner die Abgg. vr. Rühlmann, Langhammer, vr. Spieß, Bär, Vizepräsident Opitz, Kretzschmar, Schulze. Nach dem Hr. StaatSminister v. Metzsch auf eine Bemerkung des letzteren erklärt hatte, daß der Verwendung von Reservaten der Kunstakademie zu anderen Zwecken als den von der Re gierung vorgeschlagenen prinzipielle Bedenken nicht haben würde, und Abg. Günther mit Genehmigung der Kammer zum drittenmal gesprochen hatte, wurde nach einer Bemerkung des Abg. Schu bart die Debatte geschlossen. Die Kammer ge nehmigte einstimmig die Einnahmen bez. bewilligte die Ausgaben in Kap. 29 und beschloß die Ein setzung einer von beiden Kammern zusammen zusetzenden Zwischendeputation zur Entscheidung über wichtige Fragen des StändehauSneubaueS. Von der Zweiten Kammer sollen nach erfolgter Königl. Ge nehmigung fünf Mitglieder und drei Stellvertreter gewählt werden. Die Sitzung dauerte bei Schluß der Redaktion fort. Tagesordnung der Kammern. Erste Kammer. 84. öffentliche Sitzung, Donnerstag, den IS. März, vormittags II Uhr. (Mit Vorbehalt) I. Bortrag auS der Registrande und Beschlüsse auf die Eingänge 2. Bericht der dritten Deputation über Kap. 78, 79, 80, 81, 82, 83 und 81 des Rechenschaftsberichts für 1902/03, Land-, Landes kultur- und AlterSrentenbank, Straßen- und Waflerbauverwal- tung, Hochbaoverwaltung, Bauverwalterrien, Albrecht-burg in Meißen, Verschiedene bauliche Zwecke, Allgemeine technische Zwecke, das Departement der Finanzen betreffend (Druck sache 133) 3 Bericht der zweiten und ersten Deputation über den Antrag vr. Kühlmorgen, Nudelt und Gen, die Aushebung des 8 19 deS Ergänzungssteuergesetze- vom 2. Juli 1902 betreffend. (Drucksache Nr. 139.) 4. Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über Kap. 8 und 9 deS ordentlichen StaatShauShaltSetats sür 1906/07, Porzellan- manusaktur und Steinkohlenwerk zu Zauckerode betreffend (Drucksache Nr. 121.) b Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Deputation über Kap. 10 deS ordentlichen StaatS- hau-haltSetat- für 1906/07, Braunkohlenwerk zu Leipnitz be treffend. (Drucksache Nr 122 ) Zweite Kammer. 74 öffentliche Sitzung Freilag, den 9 März, vormittags '^10 Uhr. 1. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Beschwerde- und PctitionSdeputation über die Petition des Gendarmen a. D. Karl Kürschner in Dresden um Erhöhung seiner Pension. (Drucksache Nr. 222.) 2. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Brschwrrde- und Pettiionsdeputation über die Petition des pensionierten Bahnwärters Gustav Adolf Schiefer in Wolkenstein um Er höhung seiner Pension. (Drucksache Nr. 223) Deutscher Reichstag. b» Sitzung, Mittwoch, 7 März. Am BundeSratStische: Staatssekretär vr. Nieberding. Präsident Gras v. vallestre» eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Min. Aus der Tagesordnung steht die erste Beratung deS vom Abg. Bassermann (nl) beantragten Gesetzentwurfs betreffend Abänderung deS § iS» der Gewerbeordnung, der dahin geh», den technischen Angestellten folgende rechtliche Besserstellung zu verschaffen: Die Gehaltszahlung hat spätestens Ende des Monats zu erfolgen und zwar mit zwingendem Recht. Die Verpflichtung aus Gehaltszahlung io Krankheitssällcn bi- zur Dauer von sechs Wochen wird zwingendes Recht Der Ange stellte kann ein Zeugnis verlangen In Verbindung damit steht der Antrag Bassermann (ul), Nacken (Z ), vr. Potthoff (frs. Bg ), Schach (Antis.) zur Debatte. Durch ihn wird der Hr Reichskanzler ersucht, eine Vorlage auSzuarbeiten, durch die I Dir Vorschriften der Gewerbeordnung über daSDienst- verbältniS der technischen Angestellten den Bestimmungen deS Handelsgesetzbuchs über da» Dienstverhältnis der Handels- gehilsen angepaßt werden. 2 Di« jo verbesserten Vorschristrn der Gewerbrordnung aus alle technischen Angestellten (insbesondere diejenigen in landwirtschaftlichen Nebenbrtrieben) au-gcdehnt werden 3. Vorschriften über angemessene Ruhezeiten geschaffen werden 4. Die Zuständigkeit der Gewerbe- oder Kaufmanns- gerichte auf die technischen Angestellten ausgedehnt wird unter Errichtung besonderer Abteilungen, in denen die Beisitzer zur Hälfte technische Angestellte sein müssen. Ferner steht folgender Gesetzentwurf Bassermann (nl.) zur Debatte, nach dem im § 63 deS Handelsgesetzbuchs auch der Abs 2, der Gehaltszahlung in Krankheitsfällen bi- zu sechs Monalen vorsieht, zwingend gemacht werden soll. Abg Bassermann (nl) begründet den ersten und den dritten Gesetzentwurs Schon vor zehn Jahren gab eS 120 000 technische Angestellte. Wahrscheinlich sind eS jetzt ganz bedeutend mehr. Der Vorsprung, den die deutsche In dustrie auf dem Weltmarkt hat, kann nur dann ausrecht er halte» werde», wenn die technischen Angestellten rechtlich und wirtschaftlich sichergestellt werden. Die technischen Angestellten bilden mit den HondelSgehilsen gemeinsam einen einheitlichen Stand, der sich aus denselben Kreisen rekrutiert und der etwa dieselben Einnahmen hat, und zwar Einnahmen, infolge deren er oft stark mit der Not deS Lebens zu kämpfen hat Redner verbreitet sich über die Entstehungsgeschichte des 8 63 des Handelsgesetz buchs und erklärt, daß die Apothekergehilfen, die wünschen, daß die Wohltat des K 63 auf sie ausgedehnt werde, nach seiner Auffassung diese Wohltat schon genießen, da die Apo theken zweifellos Handelsgeschäfte seien. Die heutige Fassung deS 8 63 des Handelsgesetzbuchs ist geradezu widersinnig. Die richtige Bestimmung der Gehaltszahlung in Krankheits fällen ist nur di-positives Recht, während die verhältnismäßig unrichtige Bestimmung der Nichtabziehbarkeit der Versicherungs beiträge schon jetzt zwingendes Recht ist (Beifall) Äbg. vr. Potthoff (Hosp. d. frs. Vgg.) begründet ins besondere den Antrag auf Gleichstellung der technischen An gestellten mit de» Handlungsgehilfen. Es ist ein Widersinn, wenn in KrankheitSsällen die Ausrechnung des Krankengelds der technischen Ängeftellten aus daS Gehalt verboten ist, daS Gehalt dagegen entzogen werden darf. Der Antrag Basser mann geht insofern noch nicht weit genug, als er nicht eine völlige soziale und rechtliche Gleichstellung dieser beiden An gestelltenklassen herbcisühre» wird. Insbesondere muß die Zuständigkeit der Gewerbe- oder Kausmannsgerichte aus die technischen Angestellten ausgedehnt werden unter Errichtung besonderer Abteilungen, in denen die Beisitzer zur Hälfte technische Angestellte sein müssen Ferner soll bei den letzteren die militärische Dienstleistung von nicht über acht Wochen nicht mehrals Grund zursosorligen Entlassung angesehen werden dürft». Auch Mißbräuche bei der Anwendung der Konkurrenzklausel de» technifchen Angestellten gegenüber müssen beseitigt werden. Redner führt Verträge an. in denen den Angestellten eine Karenzzeit von 3 bis 20 Jahren, und zwar nicht nur für Europa, sondern auch sür Amerika auferlcgt wird. Allerdings werden ja solche Verträge von den höheren Instanzen, vor allem vom Reichsgericht, nicht anerkannt. Die Konventional strafen, die zwischen 1000 und Ivo 000 M. schwanken, teilweise bet einem Gehalte von 1övo M, sind bisweilen geradezu lächerlich. Tie Handlungsgehilfen sind gegen solche Ungeheuer lichkeiten gesetzlich geschützt. Staatsjeirelär Vr. Nieberding: Die Strömungen und Bewegungen, die in den fraglichen Materien die gewerblichen und HandclSkreise erfüllen, werden von seilen der RessortS der Reich-Verwaltung nicht erst seit kurzem, sondern schon lange mit Aufmerksamkeit versolgt und begegnen in diesen Ressorts durchaus warmer Sympathie. Ich muß aber einer Bemerkung deS letzten Vorredners entgegentreten, daß die sozialen Gesetze nicht nach ihrem Buchstaben, sondern nach ihrem Geiste auSgelegt werden müßten, um zu verhindern, daß die Verwirrung, die leider bis jetzt bereits in der Rechl- jvrechung deS ß 63 res Handelsgesetzbuchs bei den Kaufmanns gerichten hervorgetreten ist, nicht auch in den Köpfen der Richler zutage tritt Der Richter soll ein Gesetz nicht nur nach dem Buchstaben, aber auch nicht gegen den Buchstaben auslegen. Der Richler soll nach dem Sinne des Gesetzes und nicht nach dem Grundsätze cui bono entscheiden Nach dem Sinne deS Gesetzgebers ist di« Bestimmung de- 8 63 nur di-positive- Recht. Abg. Nacken (Z): ES bleibt nicht- anderes übrig, um die häufig sich widersprechenden Urteile der Kausmannsgrrichte zu beseitigen, als dem Anträge Bassermann zuzustimmen und zwingende- Recht zu schaffen. Redner beantragt, die Anträg« an eine Kommission von 14 Mitglieder zu überweisen. Abg. Linger (Soz.) hätte zwar Erledigung der Anträge im Plenum der Kommissionsberatung vorgezogen, will dieser aber nicht widersprechen. Das Maß der Ausbeutung der technischen Angestellten sei in der Tat übervoll. Dir Anträge Bassermann, Potthoff und Gen. stellten daS mindeste dessen dar, was man den technischen Angestellten zubilltge» müßte. Abg Maltewitz (kons ): Auch meine Freunde sind bereit, die Interessen der in Rede stehenden sozial wertvollen Elemente von Angestellten zu fördern, soweit dadurch nicht die berechtigten Interessen der Arbeitgeber beeinträchtigt werden. Gegen die Ausdehnung der Zuständigkeit der KausmonnS- und Gewerbegerichte aus technische Angestellte haben wir einige Bedenken, die in der Kommission geprüft werden müssen Abg. Trarger (srets. Vp ): ES empfiehlt sich vielleicht, diese AuSbesscrungsanIrSge nicht einer neuen Kommission zu überweisen, sondern derjenigen, welche dir GewerbeordnungS- novrlle (Handwerkersragen) berät. Abg. Lchack Wirtsch. Vgg.) drückt seine sreudige Zu stimmung zu den Anträgen au-, warnt aber im Gegensatz zum Staatssekretär davor, bei der Auslegung deS 8 63 deS Handelsgesetzbuchs gar zu viel Gewicht auf die Entstehungs geschichte des Gesetzes zu legen, da die leitenden Gesichts punkte bei der Abstimmung für jede Partei nicht mit Sicher heit sestzustellen seien Staatssekretär vr. Nieberding: Im Interesse der Rechtsprechung will ich konstatieren, daß die Mehrheit der Kommission de- Reichstags beschlossen hat, daß der Absatz 1 de- 8 63 kein zwingendes Recht sein soll. Der Reichstag ist durch seine Abstimmung der Ansicht der Kommission eben beigetreten Das Gegenteil muß erst bewiesen werden. Nach einer weiteren Bemerkung des Abg. Dove (sreis.Vgg.) werden die drei Anträge einer besonderen Komm:ssion von 14 Mitgliedern überwiesen. Darauf tritt Vertagung ein. Donnerstag 1 Uhr: Fort setzung der Ltatsberatung. Schluß '^6 Uhr. — In der Budgetkommission des Reichstag» referierte am Mittwoch Frhr. v. Thüneseld über die ge forderten Unterseeboote und beantragte Genehmigung. Der Korreferent Gras v. Oriola stimmte zu. — Abg. Vr. Müller-Sagan steht der Vorlage sympathisch gegenüber, hält aber rin äußerst vorsichtige» Vorgehen für geboten Dir Vorlage wird genehmigt. Die Titel! bis 17, Schiffsneubauten betreffend, wurden bewilligt, ebenso die weiteren Titel. Bei Titel 23 fragt Abg. Erzberger (g.) an, ob bei den Aus gaben 'ür Sportzwecke nicht eine größere Sparsamkeit am Platze sei. Der Staatssekretär hält die seglerische Ausbildung für dringend notwendig und die Verwendung von Torpedo booten für Schleppe» von Segeljachten nur für eine ganz gelegentliche. Abg. Müller-Sagan hält die Anfrage deS Abg Erzberger für sehr berechtigt und wünscht nicht, daß dir Torpedoboote zum Schleppen von Privatjachten benutzt werden sollen Sonst hält er die Ausbildung de» Segel sport» durch Offiziere und Mannschaften zu ihrer Ausbildung für erwünscht, wie auch Abg. Semmler (nl). Abg Erz berger belegt seine Ausführungen mit zahlreichen Bei spielen und wiederholt die Forderung der Sparsamkeit. Die Position wird sodann bewilligt, ebenso die artilleristische und Torpedo - Ausrüstung Die Diskussion geht zum Titel Staatssekretär über. Der Referent beantragt die neugeforderte Stelle eines DezernatSdirektorS zu streichen Der Korreferent Abg Graf v. Oriola hält die Forderung wegen der große» Vermehrung der Arbeiten dringend notwendig Der Staatssekretär bittet um Bewilligung der Stelle, welche zu seiner Entlastung »rsordrrlich sei. Abg Müller-Sagan hält au» diesen Gründen die Bewilligung nötig. Der Referent beantragt jetzt auch Genehmigung, die Kommission stimmt zu. Eine Reihe weiterer Titel werden ohne Diskussion bewilligt. Abg Erz berger tritt sür bessere seelsorgerifche Versorgung der Schul- ichisse ein. Der Siaattjekreiär erklärt eS als unmöglich, sür jede- Schulschiff, da- etwa KO Katholiken habe, einen eigenen katholischen Geistliche» anzupellen Die vom Zentrum be kämpfte Remuneration der Feldpröbste der Armee (je 1000 M ) wird bewilligt. Bei der Stellenvermehrung des Ossizirr- korp» beantragt der Reserent Frhr v. Thüneseld (Z), zwei neugrsorderte Admiralstellrn zu streichen Der Korreserent Graf v Oriola tritt für volle Bewilligung »in, namentlich niit Rücksicht aus die große Anzahl der Admirale in den Marinen anderer Staaten. Der Staatssekretär begründete diese Forderung damit, daß die Stellen für den Ches de» Bildungswesens und den Ches deS Admiralstabs bestimmt seien, für diese Stellen seien Admiralstellrn nötig. Der Abg. Erzberger spricht sür Ablehnung der im vorigen Jahre bereits abgelehnten Stellen. Bei der Abstimmung wurden entsprcchend dem Anträge des Referenten zwei Admiral- stellen gestrichen. Auf eine Anregung des Abg vr Bern hart (Frs. Bp) sagt der Staatssekretär zu, baß auch die beiden Ingenieure mit Obrrstleutnantsrang im nächsten Jahre die pensionssähige Zulage von llbO M erhalten. Artliches. Dresden, 8. März. * Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz, Prinz Friedrich Christian und Prinz Ernst Heinrich bc- fuchten gestern mit einigen Mitschülern in Begleitung des militärischen Erzieher» Hauptmanns Frhrn. O'Byrn und eines Lehrers der Zoologie das Seeaquarium des Hrn. Anton Stell, Zinzendorfstraße 34. Gestern nachmittag verschied nach schwerem Leiden im 68 Lebensjahre das Ehrenmitglied deü Königl. Steno graphischen Instituts Hofrat Prof. vr. pbil. Bruno Rotter. Der Berstorbene war unter Heinrich Krieg jahrzehntelang Mitglied des genannten Instituts und entfaltete in dieser Zeit eine rege Unterrichts- und stenographische Praktikertätigkeit. Auch aus journalistischem Gebiete hat er gearbeitet; der Redaktion unseres Blattes ist er seinerzeit ein geschätzter Mitarbeiter für den volks wirtschaftlichen Teil gewesen Se Majestät der König Albert verlieh dem Dahingeschiedcnen im Jahre 1896 das Ritterkreuz 1. Klaffe des Albrcchtsordens. — Die Beerdigung findet am Sonnabend nachmittag '?5 Uhr auf dem Trinitatisfriedhofe statt. * über die Teilnahme sächsischer Truppen an den Kaisermanövern 1906 können wir folgendes Mit teilen: Das III. und V. Königl. Preußische Armeekorps (Berlin bez. Posen) halten vor Sr. Majestät dem Kaiser in diesem Jahre Manöver gegen das VI. Königl. Preußische Armeekorps (Breslau) ab. Zur Verstärkung des letzteren wird vom XII (1. Königl. Sächs) Armee korps — gemäß getroffener Übereinkunft — die 1. Feld artilleriebrigade Nr 23 (Dresden) und zwar das 1. Feld artillerieregiment dir. 12 (Dresden) -- ohne Reitende Abteilung (Königsbrück) — und das 4. Feldartillerie regiment Nr. 48 (Dresden) hcrangezogen werden. Ferner werden an den Übungen einer beim VI Königl. Preußischen Armeekorps zu formierenden Kaoallcriedivision nachstehende sächsische Truppen teilnehmen: Stab der 1. Kavallerie brigade Nr 23 (Dresden), 1. Ulanenregiment Nr 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn" (Oschatz), 3. Ulanenregiment Nr. 21 „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen" (Chemnitz) und die 1. Maschinen- gcwehrabteilung Nr. 12 (Dresden). Zur Abhaltung einer Angriffsübung in diesem Herbst sind mit Ge nehmigung Sr Majestät des Kaisers dem XII. (1. Königl Sächs.) Armeekorps das Lehrbataillon der Königl. Preußischen Fußartillerie-Schießschulc, die erforderlichen Telegraphensormationcn und eine Luftschiffcrabteilung zur Verfügung gestellt worden * Am Königl Gymnasium haben die mündlichen Reifeprüfungen vom 5. bis 7. März stattgefunden. Sämtliche 46 Abiturienten bestanden sie, und zwar in den Wissenschaften mit der Zensur Ift:3, Ila: 9, 11:8, IIK: 13, III»: 10, III: 3. In den Sitten erhielten 5 Abiturienten die Zensur Id, 1:11», alle übrigen I. Widmen wollen sich dem Rechtsstudium 14, der Medizin 4, Medizin und Naturwissenschaft 1, der Naturwissenschaft 1, der Mathematik 2, der Philologie 4, Philologie und Ge schichte 1, der Geschichte und Germanistik 1, der Germa nistik und Literatur 3, der Philosophie 1, der Berg- wiffenschaft 2, der Jngenieurwiffenschast 1, dem VerlagS- buchhandel 1, der Kaiser!. Marine 1; 9 wollen Offiziere werden. * Zur Ausführung künstlerischer Ausstattungen vor nehmer Räume ist bisher stets ausländischer Marmor bevorzugt worden zum Nachteil unserer heimischen Marmorbrüche, die ein vorzügliches Material liefern. Einen tatsächlichen Beweis hierfür liefert ein Fußboden aus grünen Marmorsortcn aus den Saalburger Brüchen, den Hr. Prof. Kreis im Auftrag des Hrn. Geh Kommerzienrat Lingner in dessen Villa in der Leubnitzer Straße im Vestibül helgestellt hat und der die Schönheit und Verwendbarkeit dieses Steines in vollem Maße zur Geltung bringt. Die Brüche der Saalburger Marmorwerke liegen an der reußisch- sächsischcn Grenze zwischen Plauen i.V, Hof und Schleiz; der Marmor wird in roter, violetter, grüner, grauer und schwarzer Färbung gefunden. Das Material ist teils wolkig, teils schön geflammt und von hoher Politur- sähigkcit. Besonders selten sind die lichtgrünen Marmore, Lphicalcite, die ihre Färbung dadurch erhallen, daß sie in hohem Grade mit Scrpcntinmasse durchwachsen sind. In dem Meergrün der Saalburger Marmorwerke wird daS Gestein durch dunkle Mandeln außerordentlich vor teilhaft belebt und läßt sich gut bearbeiten, trotzdem es recht hart und beständig ist. Es ist erfreulich, daß unsere Künstler mehr und mehr von dem Bestreben geleitet werden, möglichst mit echten Materialien zu arbeiten, da man den Marmor als edleS und gleichzeitig auch prak tisches Baumaterial immer mehr und mehr schätzen lernt. * Der geschäftsführende Ausschuß zur Errichtung eines Schillerdenkmals in Dresden hielt am Sonn abend abend in Kneists Restaurant nach längerer Pause wiederum eine Sitzung ab. Der Vorsitzende, Hr. Stadtv vr. Hopf erstattete Bericht über den jetzigen Stand der Denkmalsangelegenheit und der Schatzmeister, Hr. Kom merzienrat Bankier Arnhold, erteilte eine ausführliche Aus kunft über die Kassenverhältniffe. Mit Freude wurde e» begrüßt, daß verschiedene bedeutende Künstler und große Gesangvereine in den nächsten Monaten Aus führungen zugunsten deS Denkmalsfonds veranstalten wollen, so daß die Aussichten auf Schaffung eines würdigen Dresdner Schillerdenkmals höchst erfreulich sind * Der Landwirtschaftliche Kreisverein zu Dresden nimmt seit einigen Jahren Anbauversuche mit Speisekartoffeln vor. über das Resultat der Versuche im Jahre 1905 hat Prof. vr. Steglich, der Vorsitzende der Landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Dresden, kürzlich eingehenden Bericht erstattet. Im Jahre 1905 kamen zehn Speisekatoffelsorten, „Saxonia", „Koppe Wollup", „Königin Carola", „Abdul Hamid", „Leo", „Rekord", „Bruce", „Up Io date", „Magnum bonum", „Fürst Bismarck", zum versuchsmäßigen Anbau. Drei Sorten, „Minister v Miquel", „General Cronje" und „Ferdinand Heine", die sich in den vorhergehenden Jahren nicht bewährt haben, wurden durch neue, „Königin Carola", „Abdul Hamid" und „Fürst Bismarck ', ersetzt. Ausgesührt wurden die Versuche durch die Herren Geh. tkonomierat Andrä - Braunsdorf, Gutsbesitzer Kirchner- Birkenhain, Dorwerksbesitzer Welde - Oberhäslich, Guts besitzer Büttner-Johnsbach, sowie von der Administration des Königl RemontedepotS Kalkreuth (Oberamtmann Ihle) und Skassa (Oberamtmann Oehlschlägel), Guts besitzer Hirsch-Brößnitz und auf dem VersuchSfelve Mockritz. Au» den Versuchen ergibt sich im allgemeinen, daß die Erträge durch die reichlichen Niederschläge des Versuchs- jahrS an den Versuchsstellen mit Lehmboden und in höheren Lagen beeinträchtigt worden sind, während die selben auf Sandboden recht gut und teilweise höher wie in den früheren Jahren sind. „Up to date" und „Leo" haben sich zwar, wie in den vorausgehenden Versuchs jahren, an der Spitze gehalten, werden aber durch die neu aufgenommenen Sorten stellenweise erreicht und übertroffen. Der sogenannte Abbau der Sorten zeigt sich bei diesen Versuchen übrigens deutlich im allmählichen Rückgänge der Erträge nach dem Alter der Sorten. „Bruce", „Magnum bonum", „Koppe Wollup" und „Rekord" rücken immer weiter zurück. Bezüglich der Widerstandsfähigkeit gegen die Kartoffelkrankheit tritt von dlN neu eingeführten Sorten nur „Fürst Bismarck" hervor, während die übrigen beiden Sorten nicht hervorragend widerstandsfähig erscheinen. Sehr zur Erkrankung neigend zeigen sich „Saxonia" und „Koppe Wollup", auch „Leo" hat sich wenig widerstandsfähig er wiesen. Im allgemeinen sind gerade die schmackhafteren Sorten, also die besseren Speisekartoffeln, nach den vor liegenden Versuchsergebnissen, am wenigsten ertragreich und am wenigsten widerstandsfähig Im Stärkegehalte ist „Fürst Bismarck" hervorragend, während die anderen beiden neu aufgenommenen Sorten hierin zurücktreten. Äußerlich zeigt sich der Einfluß deS Bodens deutlich in der Rauhschaligkeit der auf Sandboden gebauten und in der Glattschaligkeit der auf Lehmboden gebauten Kar toffeln ohne Rücksicht auf die Sorte. Die weiteren Einzelheiten der Versuche gehen aus übersichtlichen Zu sammenstellungen über Ertrag, Stärkegehalt und Geschmack der Sorten hervor, und außerdem ist dabei auch erwähnt, daß erst nach mehrjähriger Fortsetzung der Versuche ein Urteil über den Wert der einzelnen Sorten möglich ist. Die Versuche werden fortgesetzt * Aus dem Polizeiberichte. Beim Überschreiten der Fahrbahn der Gerokstraße wurde vorgestern eine ältere Dame von einem Straßenbahnwagen um- gerissen und dabei im Gesicht nicht unerheblich verletzt Ein Verschulden dritter liegt nicht vor. * Die Feuerwehr wurde gestern nachmittag in der dritten Stunde nach Leipziger Straße 36 alarmiert, wo im Keller Sägespäne re. in Brand geraten waren. Ein zweiter Alarm erfolgte abends in der elften Stunde nach der Königsteiner Straße, jedoch stellte man dort nur blinden Lärm, veranlaßt durch brennende Koks- körbe fest. * Wetterbericht. Wetterlage in Europa am 8 März, früh 8 Uhr. Allenthalben ist heute Rückgang de» Barometers eingetreten. Die nördliche Depression hat sich über Bodoe aus 722,2 mm vertieft über Süddeutschland und Italien erreicht der Druck im Maximum noch immer mehr als 770 mm. Unter meist südlichen bis südwestlichen Winden ist Fortdauer heiteren Wetters eingetretcn. Eine wesentliche Änderung der Lustdruckverteilung ist nicht zu er warten, so daß bei zunehmender Bewölkung warmrS, trockene» Wetter anhallen wird — Witterung-Verlauf in Sachsen am 7. März. Der 7. März hatte wiederum ausgesprochen sonnig schöne- Wetter. Tie Temperatur befand sich weiter im Steigen, so daß im Maximum 18 Grad Celstu» erreicht wurden und Frost nirgends mehr eintrat. Am Morgen lag vereinzelt Dunst, in Elster sogar Nebel. Bei stark über- normalem Barometerstände wehten mäßige Südwest Winde. — Meldung vom Fichtelberg: Starke Schneedecke, bis 1000 m herab fester, guter Weg, Schneetiese 140 cm, glänzender Sonnrnunter- und -ausgang, Abend- und Morgenrot. — Prognose sür den 9. März. Wetter: Zunehmende Be wölkung Temperatur: übernormal Windursprung: Südstwest. Barometer: Mittel. Ans öffrntlichrn Ltkanutmachungen. Die von. Hessischen Ernst Ludwig-Verein durch öffentlichen Wettbewerb beschafften Pläne und Modelle zur Herstellung billiger, künstlerisch behandelter ländlicher und städtischer Kleinwohnungen sind in der Königl. Baugewerkenschule, St. Privat-Straße 2, bi« Dienstag, den 13. März, wochentags von 9 bis 1 und 3 bi« 5 Uhr, Sonntags von 11 bis 3 Uhr öffentlich aus gestellt. Aus Handels- und Gem erb tkt eisen. Welche Haussrau legte nicht Wert auf eine praktische und in ihrer Gesamtheit ansprechende Einrichtung der Küche; ist sic doch derjenige Raum, in dem sich die HauSsrau mit am meisten aujhält. Mau ist daher aus diesem Gebiet außer ordentlich bestrebt, dnrch einheitliche Zniammenstellung in Form und Farbe eine harmonische Gejamtwirkung zu erzielen. I» diesem Bestreben hat sich beispielsweise die Firma Gebrüder Göhler, Magazin sür Küchencinrichlungen, Grunaer Str. 16, hervorgetan. Sie stellt zu jeder Zeit gegen 2K Küchengarni- turen bez 10 Musterküchen aus, deren Besichtigung, die ohne jede Kaufvcrbindiichkcit ftaltfinden kann, erwünscht ist. Bei Ausstellung dieser Einrichtungen sind alle Preislagen berück sichtigt und in bezug aus Küchcnmöbel ist besonders auch dein neuzeitigrn Geschmack Rechnung getragen worden. So bringt die Firma jetzt einige neu entworfene, besonders preiswerte Garnituren, die allgemein Anklang finden Ein Besuch de» Magazins kann sehr empsohlen werden. Gesundheitspflege. * In neuerer Zeit sind besonders Gartenarbeiten, auch sür Frauen und Mädchen, al- Heilmittel empfohlen worden. Hr. Stadtgartendirektor a. D. Degenhard, Groß sedlitz, der seit vielen Jahren schon den Gartenbau auch al» einen vortrefflichen Frauenberus empfiehlt, ist bereit, Kränk lichen dementsprechende Ausarbeitung zu bieten Seine Dresdner Adresse ist: Johannesstraße 17 Lingesandks.