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Dresdner Journal : 08.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190603086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060308
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-08
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 08.03.1906
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vezngspret«: vrim Bezüge durch die Heschäflsüelke inner-as» Dresden» 2,dO M (einschl. Zutragung^, durch die im Deutschen Reiche 3 M. (autschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» beförderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen Dresdner Journal Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag» nachm S Uhr. — Originalberichte »ad Mitteilungen dürfen »nr mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. «nkündigun,«gebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung»-»eite oder deren Raum Sv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsa» b Pf. Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) sie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für die nach mittag-erscheinende Nummer. W56 Donnerstag, den 8. März nachmittags. 1906 Amtlicher Teil. Dresden, 8. März. Ihre Majestät die Königin- Witwe haben gestern nachmittag die Königliche Villa Strehlen bezogen Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem am 1. April 1906 in den Ruhestand tretenden Steiger Rau in Oberschlema das Allge meine Ehrenzeichen zu verleihen. Verordnung, den Handel mit Giften betr. In Gemäßheit eines Beschlusses der verbündeten Regierungen werden die Vorschriften betreffend den Handel mit Giften, welche auf Grund von BundeS- ratsbeschlüssen durch Verordnungen des Ministeriums des Innern vom 6. Februar 1895 — Gesetz- und Verordnungsblatt 1895 S. 15ff. — und vom 11-Juni 1901 — Gesetz- und Verordnungsblatt 1901 S. 80 ff. — veröffentlicht worden sind, wie folgt abgeändert: Im Verzeichnisse der Gifte sind hinzuzufügen: 1. in Abteilung 1 Salzsäure, arsenhaltige*) Schwefelsäure, arsenhaltige*) und am Schluffe der Abteilung 1 folgende An merkung: *) Anmerkung: Salzsäure und Schwefelsäure gelten als arsenhaltig, wenn 1 eom der Säure, mit 3 eem Zinnchlorürlösung versetzt, innerhalb 15 Mi nuten eine dunklere Färbung annimmt. Bei der Prüfung auf den Arsengehalt ist, sofern es sich um konzentrierte Schwefelsäure handelt, zu nächst 1 eem durch Eingießcn in 2 oom Wasser zu verdünnen und 1 com von dem erkalteten Ge mische zu verwenden. Die Zinnchlorürlösung ist aus 5 Gewichtsteilen kristallisiertem Zinnchlorür, die mit 1 Gewichtsteile Salzsäure anzurühren und voll ständig mit trockenem Chlorwasserstoffe zu sättigen find, herzustellen, nach dem Absetzen durch Asbest zu filtrieren und in kleinen, mit Glasstopfen ver schlossenen, möglichst angefüllten Flaschen aufzu bewahren; in Abteilung 3 hinter „Kresole" die Worte: „und deren Zubereitungen (Kresolseifenlösungcn, Lysol, Lysosolveol rc), sowie deren Lösungen, soweit sie in 100 Gewichtsteilen mehr als ein Gewichtsteil der Kresolzubereitung enthalten," 3. in Abteilung 3 vor „Phenazetin": „Paraphenylendiamin, dessen Salze, Lösungen und Zubereitungen," 4 in Abteilung 3 hinter „Salzsäure" und hinter „Schwefelsäure": „arsenfreie"*) und am Schlüsse der Abteilung 3 folgende An merkung: *) „Anmerkung: Siehe Anmerkung zu Ab teilung 1." Dresden, den 22. Februar 1906 isi3 Ministerium des Innern. Die Bayerische Versicherungsbauk, Aktien gesellschaft, vormals Versicherungsanstalten der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel- Luust und wißen schäft. Robert Koch über die Schlafkrankheit. In Gegenwart Sr. Majestät de» Kaiser» sprach gestern mittag in der Aula der Kaiser Wilhelms-Akademie, der ehemaligen Pepiniere, Prof. Robert Koch über die Schlafkrankheit. Der Kaiser wurde von dem preußischen Kriegsminister v. Einem und dem Direktor der Akademie, Generalstabsarzt der Armee Prof. Schjerning, begrüßt; im Gefolge des Monarchen befanden sich der General feldmarschall v. Hahnke, der Chef des Militärkabinett« Generalleutnant Graf v. Hülsen-Häseler, der Kommandant von Berlin Graf Kuno Moltke und die Flügeladjutanten Graf Hohenau, Graf Schmettow und Graf Soden Ferner waren erschienen PrinzErnst vonSachsen-Altenburg, Ministerialdirektor Förster vom Kultusministerium, der Präsident de» Reichsgesundheit«amtS Bumm, ReichStagS- abgeordncter v Kardorff, die Mitglieder de« wissenschaft lichen Senats der Akademie, die Professoren v. Berg mann, Gaffky, Passow, v. Leyden, Hertwig, Heubner, Olshausen u a, die Generalärzte Kern, gleichzeitig Sub direktor der Akademie, Scheibe, Stricker, der Leibarzt de» Kaisers, Generaloberarzt Jlberg rc. Nachdem der Kaiser Platz genommen hatte, betrat Prof. Koch in der Uniform eines Generals die Redner tribüne und gab in einem überaus lichtvollen Vortrag, dem der Kaiser mit offensichtlichem Interesse folgte, ein Bild von der Entstehung und Ausbreitung der in ge wißen Teilen Afrikas wütenden Schlafkrankheit und legte in großen Zügen die Aufgabe der schon in den nächsten Tagen abgehenden Reichrerpedition dar, an deren Spitz« bekanntlich Koch selbst gestellt worden ist. Die Seuche, die nach dessen Angaben bis jetzt mindesten» 200000 Menschen dahingerafft hat, grassiert vornehmlich in Britisch Uganda am Nordufer de» Viktoria-Nyanza, bedroht bank in München hat als Hauptbevollmächtigten für das Königreich Sachsen gemäß 8 115 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunter nehmungen vom 12. Mai 1901 für den Betrieb der Feuerversicherung Herrn August Seibt mit dem Wohnsitze in Leipzig, Poniatowskistraße 10, und für die anderen von ihr betriebenen Versicherungs zweige Herrn Johannes Held mit dem Wohnsitze in Dresden, Elisenstraße 6, bestellt. Dresden, am 6. März 1906. ioi4 Ministerium des Innern, Abteilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Ernennungen, Bersetzunge« se. tm öffent liche« Dienste. Im GeschLftOberetch« »e» Mtntstertum« des Kul tus u. öffentl. Unterrichts. Erledigt: die 2 ständige Lehrerstelle in Zadel. Kollator: Ministerium de» Kultu» rc. 1200 M. Stellengehalt, üb M. für den FortbildungS- schul-, SS,üO M. für den Turnunterricht, Amts wohnung und Gartrngenuß Bewerbung-gesuche unter Bei fügung sämtlicher Prüfungs- und Amtsführung-zeugnisse, da- letzte bi» in die neueste Zeit reichend, von Hilfslehrern auch des MilitärnachweifeS, bis 23 März an den K. Bezirksschul inspektor in Meißen. — Zu besetzen: die 3. ständige Lehrerstelle zu Frauenstein i. E Kollator: die oberste Schulbehörde. Außer freier Amtswohnung 1200 M Grund gehalt und 200 M. perj Zulage. Bewerbungen mit den er forderlichen Unterlagen bis 27. März an den K Bezirksschul inspektor in Dippoldiswalde. (Bebördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 8. März. Se. Majestät der König besichtigte heute nach einem Spazierritt in der Dresdner Heide die militärisch technischen Institute in der Albertstadt. Um 1 Uhr fand bei Sr. Majestät Familien tafel statt, an der Ihre Majestät die Königin- Witwe, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde, sowie Se. Königl Hoheit der Herzog und Kaiser!, und Königl. HoheitdieFrau Herzogin Robert von Württem berg mit den Damen und Herren der Hofstaaten teilnahmen. — Ihre Majestät die Königin-Witwe wird Sich morgen, Freitag, zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalte nach Arco in Tirol begeben; in der Allerhöchsten Begleitung werden sich befinden: Hof dame Frln. v. Nauendorff und Oberhofmeister Wirkt. Geh. Rat v. Malortie, Exzellenz. Deutsches Reich. Berlin. Gestern morgen machte Se. Majestät der Kaiser den gewohnten Spaziergang im Tiergarten, hatte danach eine Konferenz mit dem Reichskanzler, hörte um 11 Uhr den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts und empfing in dessen Beisein den Hofbaurat v. Ihne und den Baurat Kawel. Um 12 Uhr wohnte der Kaiser einem Vortrag des Geh Obermedizinalrats Prof. vr. Koch über die Schlafkrankheit in der Kaiser Wilhelms- Akademie bei. (Vgl d Bericht unter „Kunst und Wissen schaft") Zur Frühstückstafel beim Kaiserpaare waren geladen Graf und Gräfin Pückler-Rogau, Generalmajor Graf v Moltke, General !» I» 8uits v. Jacobi, Prof, vr. v. Bergmann und Gräfin Hohenthal-Dölkau — Se Majestät der Kaiser gedenkt, wie die „Hamb. Nachr." erfahren, auf seiner demnächstiaen Reise nach Wilhelmshaven dem oldenburgischen Hofe einen Besuch zu machen. — Der Beirat für Arbeiterstatistik trat am 5. d. M. im Kaiser!. Statistischen Amte zu seiner 14. Verhandlung zusammen. Nach Annahme eines Antrags auf Bestellung von Stellvertretern für die Mitglieder des Beirats, sowohl der vom Bundesrat wie der vom Reichstag gewählten, erfolgte der Bericht des Ausschusses über die Ergebnisse der Erhebung, betreffend die Lohnbücher in der Kleider- und Wäsche konsektion. Die Verhandlungen ergaben, daß eine zweckmäßige Umgestaltung der Lohnbücher nur mit einer gleichzeitigen Umgestaltung des 8 H4» der Gewerbe ordnung, also mit einer Änderung der Gesetzgebung, möglich erscheint. Es wurde die Notwendigkeit einer obligatorischen Umwandlung der Lohnbücher in Abrechnungsbücher, und zwar für alle Arbeiter, sowohl für die in Zeitlohn wie in Stücklohn be schäftigten, anerkannt und der Ausschuß beauftragt, nach dieser Richtung neue Vorschläge zu machen. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf den Bericht des Ausschusses über die weitere Behandlung der Er hebungen im Fleischergewerbe. Die von den be fragten Organisationen der Arbeitgeber und der Arbeiter sowie von den Krankenkassen gemachten Angaben über den Einfluß der Arbeitszeit und der Arbeitsverhältnisse auf die gesundheitlichen Zustände der Arbeiter im Fleischer gewerbe bieten kein genügendes Material, um schon jetzt zu einem abschließenden Urteil zu gelangen. Es wurde daher die Einholung eines Gutachtens des Kaiser!. Ge sundheitsamts zur Vervollständigung des Materials be schlossen. Die Mitteilungen über den Stand der übrigen Erhebungen ergaben, daß sowohl bei der Fuhrwerks- wie bei der Binnenschiffahrtserhebung sowie auch bei der über die Arbeitszeit in den Plätt- und Waschanstalten die ausgegebcnen Fragebogen so weit eingegangen sind, daß das Statistische Amt ihre Bearbeitung begonnen hat. Hinsichtlich der Erhebung über die Fischindustrie endlich bleibt nur noch der Eingang eines Fachgutachtens ab zuwarten, bevor die Ergebnisse dem Beirat für Arbeiter statistik vorgelegt werden können. Kiel Se. Majestät der Kaiser überwies aus Anlaß Seiner silbernen Hochzeit Seinem jedesmaligen Flagg schiffe, zurzeit „Kaiser Wilhelm ll", 15000 M als zins tragendes Kapital mit der Bestimmung, die Zinsen für Unteroffiziere und Mannschaften des Flaggschiffs zu ver- wenden. Coburg. Ihre Königl. Hoheit die Herzogin Viktoria Adelheid von Sachsen-Coburg und Gotha sieht im Spätsommer einem freudigen Familien ereignis entgegen. München. Der Finanzausschuß der Kammer der Abgeordneten genehmigte gestern auf Grund einer neuen Denkschrift des Kriegsministeriums einstimmig die Errichtung einer Feldzeugmeisterei, die vor einiger Zeit im Plenum der Kammer der Abgeordneten äb- gelehnt und dann von der Kammer der Reichsräte wieder eingesetzt war und deshalb von der Kammer der Ab geordneten noch einmal beraten werden muß In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses stimmte auch Abg. Heim (Z) für die Feldzeugmeisterei, die seinerzeit gerade auf seinen Antrag abgelehnt worden war. Stuttgart. Die Kammer der Abgeordneten bewilligte in der gestrigen Sitzung für außerordentliche Zwecke der Staatseisenbahnverwaltung 10100000 M., darunter 8 200000 M zu Vorarbeiten zum Bau eines Stuttgarter Hauptbahnhofs. — Die Generaldirektion der Posten hat, wie der „Staatsanzeiger" meldet, dem Beirat für die Ver kehrsanstalten eine Reihe von Maßnahmen zur Ein schränkung des Postdienstes an Sonn- und Fest tagen unterbreitet, so den Wegfall der Paketbestellung an Sonntagen, den Wegfall der Bestellung von Nach nahmebriefen, die Einschränkung der Briefkastenleerungen und die Beschränkung der Übermittelung von Drucksachen. Der Beirat hat diesen Maßnahmen zugestimmt. aber berciis dcursches Schutzgebiet, und sie befüllt n cht nur Eingeborene, wie inan vordem angenommen hat, sondern auch Europäer. Es ist eine furchtbare Erkrankung, die stet« Jahre braucht, um zum Ausbruch zu kommen, und die unter den Zeichen zunehmender Schlafsucht und Ent kräftung schließlich zum Tode führt. Die Eingeborenen kümmern sich um die Unglücklichen so gut wie gar nicht und überlaßen den katholischen Missionen die Pflege der Kranken. Der Erreger der Krankheit, ein winziges Lebewesen, ein sogenanntes Trypanosoma, wird von Mensch zu Mensch durch eine Stechmücke, die Olossrn» p»Ip»Iis, übertragen. Diese Fliege ist gleichsam der Zwischenwirt; der eigent liche Wirt ist der Mensch Der eigenartig schlafsüchtige Zustand, in den der Kranke verfällt und der mitunter durch schreckliche Tobsuchtsanfälle eingeleitet wird, ist auf die Giftwirkung gewißer von den Trypanosomen ge lieferter Stoffe zurückzuführen. Koch fand die Fliege hauptsächlich an den sandigen Seeusern im Bereiche des dort vegetierenden Buschwerk«; vielleicht spielen auch die Waßervögel al« Wirte der tierischen Keime eine Rolle. Anscheinend ist die Fliege ein richtiger Strandbewohner; weiter landeinwärt« fehlt sie. Daß die Seuche sich am Nordufer des Viktoria- Nyanza so furchtbar ausgebreitet hat, liegt offenbar an den BevölkerunaSverhältnißen; das Nordufer war von jeher dicht bevölkert und bot der Krankheit einen günstigen Nährboden Leider hat die Schlafkrankheit hier so arg gewütet, daß ganze Dörfer längs des Strandes verödet und die vorgelagerten Inselgruppen wie auSgestorben sind Voraussichtlich wird die Seuche alles wegraffen, was durch Beschäftigung und Lebensweise an da« See ufer gefeßelt ist Der wirtschaftliche Verkehr am See muß auf diese Weise völlig lahmgelegt werden. Welche Aufgaben fallen nun der vom Deutschen Reiche ausgesandten Expedition zu? über die Ent- stehungsweise der Seuche ist man sich ja im wesentlichen klar; doch gibt e« da noch manche Lücke auszufüllen. Ist der Mensch alleiniger Wirt? Spielen außer der OIo88iu» palpnlw noch andere Fliegenarten die Rolle der Zwischenwirte? Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt allerdings auf praktischem Gebiet. Vor allem muß der Verbreitungsbezirk der Fliege fcstgestellt werden. Hat sich die Krankheit schon in deutschem Schutzgebiet ein- qenistet? Koch denkt daran, in Deutsch - Ostafrika Menschen sowie Fliegen auf etwaige Krankheitskeime hin zu untersuchen Die wichtigste Aufgabe wäre, womöglich Mittel zur Heilung und Verhütung der Krankheit zu finden. Kochs Hoffnungen sind in dieser Beziehung allerdings nicht sehr hoch gespannt; viel mehr verspricht er sich von dem direkten Kampf gegen die Fliege, der bei der schwerfällig langsamen Vermehrung de« Insekts günstige Aussichten bieten dürfte. Vielleicht wird man uch entschließen, die Schlupfwinkel der Fliege in dem Buschwerk avzubrennen, und vielleicht gelingt eS, durch unablässiges Verfolgen das blutgierige Insekt auSzu- rotten Koch schloß seinen Vortrag mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß es auf die eine oder andere Weise gelingen werde, die Schlafkrankheit wirksam zu be kämpfen und ihr Eindringen in deutsche» Schutzgebiet zu verhüten. Der Kaiser besichtigte im Anschluß an den Vortrag die von Prof Koch ausgestellten mikroskopischen Präparate auf da« eingehendste und unterhielt Sich längere Zeit mit dem Gelehrten. Wissenschaft. * Au« Heidelberg wird berichtet: Die Schen kungen für das Institut experimenteller Krebs forschungen erreichen schon die Summe von 680000 M * Das Germanische Nationalmuseum in Nürn berg versendet seinen (52) Jahresbericht für 1905. Er bezeichnet als das wichtigste Ereignis des Jahre» die Eröffnung der reichhaltigen und schönen Sammlung von Österreich» Ungar«. Wien, 7. März. Abgeordnetenhaus. Tas Hau» beginnt die erste Lesung dec Wahlreformvorlage. Der Minister des Innern Bylandt-Rheidt bezieht sich zunächst auf die vom Ministerpräsidenten erläuterten Grundzüge der Vorlage und betont, die Regierung habe sich durch Schmierigkeiten nicht von dem Wege abhalten laßen, den zu betreten sie im Jntereße der Gesundung des Parlaments für notwendig gehalten habe Das Prinzip de» allgemeinen gleichen Wahlrechts finde tat sächlich bei der Mehrzahl der Parteien keine Einwendungen, wogegen namentlich die Wahlkreiseinteilung sowie die Mandatsverteilung um so heftigeren Beschwerden be gegne. Bezüglich der Wahlkreiseinteilung hebt der Minister hervor, daß zum Schutze des nationalen Besitzstands nach Tunlichkeit das Prinzip der nationalen Abgrenzung an- gewendet würde, so daß künftighin der natronale Besitz stand ausschließlich auf der Summe der nationalen Wähier- schast beruhen werde, unabhängig von Kompromißen und Wahlzufälligkeiten. Dies würde immerhin ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein. WaS die Mandatsverteilung anlangt, halte die Regierung daran fest, daß keinem Lande weniger Mandate zugewiesen seien, als eS bisher hatte. Der Minister tritt dem Vorwurf entgegen, als ob die Regierung irgendwie von einem partei politischen Interesse geleitet gewesen wäre. Sie sei vielmehr überall nach dem Grundsatz von Gerechtigkeit und Billigkeit vorgegangen (Zwischenrufe) Die Er höhung der Gesamtmandatszahl erkläre sich daraus, daß in Ländern, wo die Zunahme eine Vermehrung der Man date erheische, eine Erhöhung der Mandatszahl habe er folgen müßen. Hinsichtlich der Fragen, die über die Verschlechterung des numerischen Verhältnisses zu anderen, insbesondere zu den als vereint gedachten slawischen Parteien, vorgebracht wurden, erklärt der Minister, er müsse ganz bestimmt betonen, daß diesem Verhältnisse eine parteipolitische Absicht der Negierung gewiß nicht untergelegt werden könne Die Regierung sei sich wohl bewußt, daß das Deutschtum in Österreich zu den ersten Kulturträgern, zu den staatSerhaltenden Faktoren gehöre, die von jeder Regierung beachtet werden müßen. (Zustimmung und Widerspruch.) Die Vermehrung der slawischen Mandate sei ein natürliches ziffernmäßiges Ergebnis aus der Anwendung der entwickelten Grund sätze. Redner betont den großen Vorzug, der darin bestehe, daß nunmehr ein einheitliches Wahlrecht ge schaffen werde. Schließlich spricht der Minister die Hoff nung und Erwartung au«, daß aus einer Überein stimmung in den Ansichten des Hauses ein modernes Wahlrecht hervorgehen werde, das gleiche allgemeine Wahlrecht, das zum Wohle und Frieden Österreichs führen werde Da« Prinzip der Reform sei ein gerechte» und die Gerechtigkeit habe sich noch immer al« die stärkste Klammer des Reiches, als die festeste Stütze seiner Macht bewiesen. (Lebhafter Beifall.) — Der Abg vr v. Grab- mayr (verfassungstreuer Großgrundbesitz) bekennt sich al- ehrlicher Anhänger des direkten, geheimen unh all gemeinen, aber als Gegner des gleichen Wahlrechts Die Grundsätze der Regierung würden zur Sicherung der slawisch-nationalen Mehrheit führen. Österreich könne jedoch nur bestehen, wenn die Deutschen die ihnen wirtschaftspolitisch gebührende führende Stellung be haupteten Nicht auf dem Boden des gleichen Stimm rechts, sondern auf demjenigen der nationalen Ver ständigung könne eine Aufrichtung des Parlamentarismus erfolgen Redner erklärt, so leicht er sich mit der Auf hebung der Sonderwahlrechte des Großgrundbesitzes und der Handelskammern abfinde, so zäh und nachdrücklich werde er dafür eintreten, daß die neue Wahlordnung der historischen Stellung der Deutschen gerecht werde (Leb hafter Beifall. Protestrufe bei den Sozialdemokraten.) vr. Schlegel (Z.) verweist auf den Standpunkt seiner Partei, die wohl für das allgemeine, aber nicht für das gleiche Wahlrecht sei. Abg Robic (slawischer Verband) erklärt, seine Partei sei im Prinzip für die Wahlreform. Er müße sich jedoch über die ungerechte Behandlung der Slowenen in Niedcrsteyermark sowie in Kärnthen be klagen. Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen und die Sitzung geschloßen. Volkstrachten und Bauernaliertümern Welche Veveuturg die Sammlung für die deutsche Volkelunde hat, werde sich um so lichtvoller offenbaren, je mehr sich diese junge Wissenschaft ausbreitet und vertieft. Vieles, was sie enthält, ist schon heute aus dem täglichen Gebrauch ver schwunden, und anderes wird ihm in wenigen Jahren folgen. So ist denn für alle Zeiten ein reiches Material geborgen und für Studienzwecke gerettet. Auch die Sammlung der historischen Trackten konnte im Lause des Jahres neu geordnet dem Besuch geöffnet werden. Leider gestatteten die Räume nur eine wenn auch reich haltige Auswahl aus unseren Beständen auszustellen. Der Versammlung de« VerwaltungsauSschußeS konnte der Vertreter des ReichSamtS des Innern, Geh. Ober- regierungSrat Kaufmann, die erfreuliche Mitteilung machen, daß die Reichsregierung bereit sei, der Verwaltung de« Museums einen erhöhten Zuschuß zu gewähren. Wie in früheren Jahren, hat sich auch in dem abgelaufenen ein Fortschreiten der freiwilligen Beiträge gezeigt, auf welche die Anstalt bezüglich ihrer Fortbildung und ihre« Ausbaues angewiesen ist Aus den Rechnungen sei her vorgehoben, daß die Jahresbeiträge 81813 M , die ein maligen Beiträge 19 908 M. ergaben, und daß für die Sammlungen 77 846 M. verausgabt wurden. * Unsichtbare Photographien bildeten den Gegen stand des Vortrags, den der englische Physiker Bull in London gehalten hat Er nannte die merkwürdigen Erscheinungen auch „Atembilder". Sie entstehen auf irgendeine geheimnisvolle Weise aus dem Glas photo graphischer Platten Wenn die lichtempfindliche Platte äbgekratzt und das Glaü sorgfältig, sogar mit Zuhilfenahme von chemischen Mitteln gereinigt ist, vermag daS Auge unter gewöhnlichen Umständen nichts darauf wahrzu- nehmen Wenn man aber darauf haucht, so rrschemt auf dem Glas in matten grauen und weißen Tönen daS auf der lichtempfindlichen Schicht ausgenommen ge wesene Bild als Positiv. Die Theoretiker haben sich
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