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Dresdner Journal : 10.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190603103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-10
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1906
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vezusSpreiS: Veim Bezüge durch die Helchästrsielke innerbatv Presdc«» 2,SV M (einichl- Zulragung), durch die im Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wirb Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge denn» Wrucht, so ist das Postgeld beizusügen. DrcÄner Ämnal Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktags nachm b Uhr. — Origiaalbericht» und Mitteilungen dürfe» nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden rl»tKadt«»»»>ebührr»: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung» «eile oder deren Raum So Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz ü Pf. Ausschlag für die Zeile. Unterin Re- daltionSstrich (Eingesandt) die Textzeile mitlier Schrift oder deren Raum Sv Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^58. 1SO6 Sonnabend, den 10. März nachmittags. Amtlicher Leit. Dresden, 10. März. Se. Königl. Hoheit der Herzog und Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Herzogin Robert von Württemberg sind gestern nachmittag 2 Uhr 18 Min von Dresden wieder abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Postsekretär Voigt in Leipzig das Ritter kreuz 2. Klasse deS AlbrechtSordens und dem Ober- Postschaffner Steude in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Rektor der Tierärzt lichen Hochschule Geh. Medizinalrat Prof. vr. Ellenberger in Dresden das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Schweden verliehene Komturkreuz 2 Klasse deS Nordstern-Ordens annehme und trage. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 10. März Se Majestät der König nahm heute mittag die Vorträge der Departements chefs der Königl. Hofstaaten entgegen. Nachmittags besichtigte Allerhöchstderselbe die Nähmaschinenfabrik vormals Seidel u. Naumann in der Hamburger Straße und die Dresdner Preßhefen- und Korn spiritusfabrik vormals Bramsch in der Friedrichstraße. — Ihre Majestät die Königin-Witwe ist heute vormittag im besten Wohlsein in Arco eingetroffen. Deutsches Reich. Berlin. Gestern morgen begaben Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin Sich nach dem Mauso leum in Charlottenburg und legten daselbst anläßlich des Todestages weiland Kaiser Wilhelms I. einen Kranz nieder. Das Mausoleum war, wie immer an diesem Tage, reich mit Blumen geschmückt; zahlreiche Kranz spenden wurden niedergelegt Beide Majestäten besuchten sodann in dem Gebäude der Kunstakademie zu Charlotten burg die Ateliers von Prof. Hertel, Alexander Brendel, Hans Licht und Pros. Paul Meyerheim, begaben Sich hiernach in das PalaiS weiland Kaiser Wilhelms I. und statteten endlich dem Hohenzollernmuseum einen Besuch ab Im Königl Schlöffe hörte der Kaiser den Vortrag des Slaatsministers vr. Delbrück. — Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen veröffentlichen im „Reichsanzeiger" folgenden Dank: - Biele freundliche Wünsche auS allen Kreisen der engeren und weiteren Heimat sind unS zu unserer Vermählung ge widmet worden. Wir hegen den Wunsch, unseren herzlichen Dank und unsere aufrichtige Freude für diese treue, liebevolle Teilnahme hiermit kundzugeben Jagdschloß Hubertusstock, März 1906. Eitel Friedrich, Prinz von Preußen. Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen, Herzogin von Oldenburg. — Die „Nordd Allg. Ztg." schreibt: Tas „Echo de Paris" will in einer Mitteilung aus Budapest die von der dortigen Presse bereits zurückgewiesene Be hauptung aufrecht halten, Se. Majestät der Kaiser habe in Kopenhagen „dem Erzherzog Salvator bei et bien er klärt", er werde Se. Majestät den Kaiser und König Franz Joseph im Kamps gegen die Ungarn unterstützen. Wir stellen seit, daß der Gewährsmann des „Echo Lnnst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. Am 9. März: Zweite« Gastspiel von Eleonora Düse. „voäcka Oabler." vramm» in <,unttro atti äi ö. Ibsen Durch die Aufeinanderfolge des Gastspiels der Frau Düse und einer Wrcderholung der „Gespenster" feiert unser Schauspielhaus eine Ibsen-Woche, in der gerade die dunkelsten und scharfkantigsten Problemstücke des viel umstrittenen Norwegers hervortreten „Hedda Gabler" zumal ist ein Werk, dessen Totaleindruck durch keine Kunst der Welt aus der Sphäre des Pathologischen, überreizten und Peinlichen in die Sphäre freier Tat und zwingenden Gefühls erhoben werden kann. Mag man es „die Tragödie der Ehe mit einem untergeordneten, komischen Manne", die „Tragikomödie der Langeweile und de» dämonischen ZerstörungSwahns", oder auch bloß „die Komödie der lebens und machtlüstcrnen Selbstsucht" nennen, der Totaleindruck bleibt der eines Experiment«. Und der flammende Protest eines angeblichen SchönhcitS- vcrlangens der Heldin gegenüber dem erbärmlichen All tag wie der des Dichters gegen das Konvenienzjoch wird von der erbarmungslosen Ironie der Wirklichkeit in einen Dankseuszer aufgelöst, daß e« noch eine gute Tante Jule und eine selbstlose kleine Frau Elvstedt gibt Doch nicht von Ibsen und dem höhnischen Pessi mismus seiner Gegcnwartsschilderung soll ja die Rede sein, sondern von der Verkörperung der „Hedda Gabler" durch die italienische Künstlerin E« braucht kaum gesagt zu werden, daß die Gestalt der problematischen, mit dem eigenen Leben und anderer Leben spielenden, Heldin der Persönlichkeit und dem eminenten TarstellungSvermögen Eleonora Düse« weit mehr entgegenkommt, als jene der Rebekka West. Die wilden Antriebe ungezügelter Selbst- de Paris" bsl st bisn geflunkert hat Die Sr. Majestät zugeschriebene Äußerung ist dreist erfunden, und die Budapester Presse hat es mit vollem Recht abgelehnt, sich durch solche plumpen Machenschaften mystifizieren zu lasten. — Der Reichstagsabgeordnete Eugen Richter ist heute früh 4 Uhr 15 Min. in Berlin gestorben. Eugen Richter wurde am 30. Juli 1838 in Düsseldorf geboren Nachdem er seine Studien in Berlin und Bonn absolviert hatte, trat er als RegierungSreserendar in Düssel- dors in den preußischen Verwaltungsdienst ein. Als er 1864 als Assessor gegen seinen Wunsch nach Bromberg versetzt werden sollte, trat er auS dem Staalsdienst aus und widmere sich von da ab vollständig der publizistischen Tätigkeit. Dem Reichstage wie dem preußischen Landtage gehörte er seit mehr als 30 Jahren, meist als Vertreter des Kreises Hagen an. Was er in den Parlamenten als Mitglied und Führer der Fortschrittspartei bedeutete, ist allgemein bekannt. Vermöge seiner großen rednerischen Begabung, die sich aus sehr um fassende Kenntnisse der Finanzpolitik stützte, hat er bei jeder Etatsberatung eine wichtige Rolle gespielt Seine Gegner schaft gegen die Wirtschaftspolitik des Fürsten BiSmarck, di», vom Jahre 1878 datiert, sowie seine ablehnende Haftung gegenüber der Kolonialpolitik und der Gestaltung unserer ReichsversicherungSgesepe waren zeitweilig von großem Ein fluß. Dieser schwand mit dem Rückgang der freisinnigen Partei, zumal nachdem diese 1893 über die Frage der Militär vorlage sich gespaltet halte. Sein Rus als der gründlichste Kenner des Etats im Reichstage wurde hiervon nicht berührt unv bewahrte andauernd seinen Reden zum Etat ihre her vorragende Bedeutung. — Der Beirat für da« Auswanderungswesen, besten bisherige Mitglieder in der letzten Plenarsitzung des Bundesrats wiedergewählt wurden, ist auf Grund deS Gesetzes über das Auswanderungswesen vom 9. Juni 1897 errichtet. Er hat bei Ausübung der dem Reichskanzler auf dem Gebiet des Auswanderungswesen« zustehenden Befugnisse mitzuwirken und muß aus einem vom Kaiser zu ernennenden Vorsitzenden und mindestens 14 Mitgliedern bestehen. Der jetzige Vorsitzende ist der Wirk!. Geh. Rat vr. v Koerner, Direktor im Aus wärtigen Amte. Unter den 15 Mitgliedern, aus denen der Beirat gegenwärtig besteht, befinden sich die Reichstagsabgeordneten Prinz v Arenberg und Graf v Arnim-Muskau Die übrigen Mitglieder sind General direktor Ballin, vr. Karl Bücher, Professor in Leipzig, ReichSrat vr. Eugen Ritter v. Buhl, Landtagsabaeordneter Kommerzienrat Cahensly-Limburg a. d. L., Division«- psarrer a. D Fabariu«, Direktor der Deutschen Kolonial schule in Wilhelmshaven, v. Graß, Mitglied des preußischen Herrenhauses, Kaufmann Hermann Hasenclever zu Rem scheid, vr. Jannasch-Berlin, Prof, vr Kettler-Hannover, Hafenarzt vr. Nocht-Hamburg, Großkaufmann Fr. Reck in Bremen, Generaldirektor vr Wiegand und Kommerzien rat Paul Zilling in Stuttgart Die genannten Mit glieder sind wiedergewählt. Die Neuwahl sämtlicher Mitglieder muß übrigens nach dem Gesetze alle zwei Jahre erfolgen. Preußischer Landtag. DaS Herrenhaus nahm gestern zunächst ohne Debatte in der Fassung deS Abgeordneten hauses die beiden Kirchensteuergesetze an DaS Gesetz, betreffend Anlegung von Sparkassenbeständen in Inhaber- papieren, wurde mit einer kleinen Änderung der Regierungs vorlage genehmigt. Darauf trat man in die allgemeine Diskufsion des Gesetzes, betreffend die Zulassung einer Verschuldungsgrenze sür land- oder forstwirtschaftlich genutzte Grundstücke ein. — Die Beratungen des Eisenbahn etatS in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses nahmen zunächst einen schnelleren Fortgang und die Einnahmen waren bald bewilligt. Daan aber machte die Debatte ein energisches Halt, als am Schluffe der Einnahmen die Zugverdindungen besprochen wurden. Hier regnete cs sörmlich von allen Seiten lokale Wünsche. So verlangte u. a. Abg. Lüdicke (sreikons.) Aus dehnung des Berliner Vorortverkehrs bis Velten noch in diesem Sommer und einen Nachtzug in der Zeil von l2 und 1 Uhr zwischen Spandau und Charlottenburg. Dessau Der Anhaltische Landtag beschloß die Zulassung der Feuerbestattung Darmstadt. (Zweite Kammer.) Minister Braun er klärte in Beantwortung mehrerer Anfragen, er erblicke in der Fortführung der Sozialresorm eine sittliche Pflicht des heullgen Kultur staats, einerlei, ob man Tank dafür sucht, hetmltcher Begehrlichkeit, traumhafter Lust Schicksal zu spielen, ohne die Hülle korrekter gesellschaftlicher Überlieferung zu zerreißen, haben im Verein mit dem besonderen ihr verhaßten „widerwärtigen" Zustand der jungen Frau eine Lebensstimmung erzeugt, die zwischen dem Dämonischen und dem Launenhaften schwankt. Das nordische Element wiegt in der Charakteristik dieser Gencralstochtcr und ProfestorSgattin viel weniger als in anderen Gestalten Ibsens Man kann auch kaum sagen, daß die Auffassung der Düse die dämonische Seite der Hedda Gabler zurücktreten laste und die launenhafte im Treibhaus des Luxus großgezogene, zur besonderen Geltung bringe. Denn die kalte, gemütSrohe, ästhetisch schillernde Laune, die sich ohne Gefühl sür andere, ohne Ahnung eines Gewissen«, den Eingebungen des Augen blick« und der Lust an ihrer vermeinten geistigen Über legenheit hingibt, wirkt schließlich um so dämonischer, je mehr die große Darstellerin das Nachtwandlerische, Dahingleitende dieses Selbstgenusses heraushebt. Die allmähliche todbringende Entwickelung aus dem Spiel blasierter Verwöhnung und Eigenliebe, da« plötzliche Hervorzüngeln von Flammen, die in andere Seelen Hinüberschlagen aber nicht gesehen werden sollen, die erwachende Gleichgültigkeit gegen ein Leben, da« ihren: Eitelkeit«anspruch doch nicht Genüge tun kann, kommen in der Wiedergabe der Künstlerin eindringlich und überzeugend heraus Alle Rhythmik ihrer persönlichen Erscheinung, die elementaren Vorzüge eines intimen, leisen und voch zu wachsender Macht sich steigernden Spiels konnten sich in ihrer Belebung der Hedda Gabler entfalten Man gewann keine Sympathie sür die unselige Ästhetin, aber d:e stärkste für die Trägerin der Rolle Was müßte Eleonora Düse sein, wenn ihrer Kunst je ein Dichter begegnet wäre, der den tiefsten Ourll inneren Lebens, der hinter ihren Gebilden rauscht, wirklich hervorgezwungen hätte! Adolf Stern. ernt» oder nicht Die von der Regierung getroffenen Maß nahmen zur Ausführung des KinderfchutzgefetzcS hätten sich besten- bewährt und seien von gutem Erfolg begleitet gewesen. Das Gesetz betreffend den Schutz der Bauhandwerker habe noch nicht vorgelcgt werden können, weil die Entscheidung der Frage durch das ReichSgesetz abgewartet werden muffe Die Frage des HcimarbeiterwesenS fei in ganz eminentem Sinne eine Wohnungsfrage. Bei der notwendigen Kontrolle müßten die Wohnungsinfpektoren von den Bürgermeistern unterstützt werden Verhandlungen über Zentralisierung des Arbeits nachweises seien eingeleitet worden. Der Frage der Neu- einteilung der Kreise werde bei Gelegenheit der Revision der BerwaltungSgesetze nähergelreten werden. Die Einführung von ArbeftSkammern müsse vom Reiche ausgchen Stuttgart. Die Kammer der Abgeordneten hat die Novelle zum Gesetz über die Vertretung der Kirchengemeinden angenommen Daraus wurden die Stände durch Königl Reskript bis auf weiteres vertagt. tsterreich-Ungar«. Wien. Der König der Hellenen konferierte gestern nachmittag im deutschen Botschastspalais über eine Stunde mit dem Botschafter Grafen Wedel. Morgen kehrt der König nach Athen zurück. Frankreich. Paris. Präsident Falliere« hat Sarrien ange tragen, die Bildung des neuen Kabinetts zu übernehmen; Sarrien hat sich vorbehalten, sich mit seinen Freunden zu beraten — („Lokalanz") Folgende Ministerliste hat Aus sicht auf Verwirklichung: Sarrien Präsidium und Inneres, Bourgeois Auswärtiges, Manjan Krieg, Kultus und Unterricht Brian oder Mastse, Justiz ehemaliger Justiz minister Vallee, Kolonien ehemaliger Finanzminister Cochery, Marine, Handel und öffentliche Arbeiten sollen Thomson, Trouillot und Ruau behalten Schweiz. Bern. Der Bundesrat konnte die Einladungen zu der geplanten internationalen diplomatischen Arbeiter schutzkonferenz noch nicht an die einzelnen Staaten ab gehen lasten, da die großbritannische Regierung sich bis zur Stunde noch nicht geäußert hat, ob sie sich auf der Konferenz werde vertreten lasten Der Bundesrat er wartet von England eine zustimmende Antwort. Norwegen. Christiani«. Sicherem Vernehmen nach sollen Hr. v. Ditten zum Gesandten in Kopenhagen, der ehe malige StaatSrat Benjamin Vogt zum Gesandten in Stockholm, Hr. Ove Gude zum Gesandten in Berlin, Hr. Wedell Carlsberg zum Gesandten in Paris, Prof Fridtjof Nansen zum Gesandten in London und Amtmann Prebensen zum Gesandten in St. Petersburg auseisehen sein. Nutzland. St. Petersburg Wie amtlich bekannt gegeben wird, ist der Ministerresident beim päpstlichen Stuhl Narischkin zum außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister in Stuttgart ernannt worden. Moskau Die Telegraphen- und Postbeamten planen einen neuen Generalausstand in Form einer gleichzeitigen allgemeinen Kündigung. Auch der Eisen bahnerverband beschloß angesichts der fortdauernden Repressalien den Austritt sämtlicher Beamten aus dem Bahndienst 180000 Angestellte und Arbeiter der Wolga- Flottille organisierten einen Verband, der politische Zwecke verfolgt. Seine wirtschaftlichen und politischen Forderungen gedenkt der Verband durch Lahmlegung der Schiffahrt auf der Wolga durch einen Generalstreik durch zusetzen, den er für den 10. Mai anberaumte Unter den Mannschaften des Leibgarderegiments in Moskau ist eine Meuterei ausgebrochen Durch Regimentsbefehl ist den Soldaten strengstens untersagt worden, die Kasernen zu verlaffen over Besuche zu empfangen. Kiew Die Post- und Telegraphenbeamten sowie die Beamten der Reichsbank und der Sparkassen sind be ¬ waffnet wordcn Die Unsicherheit wächst Bewaffnete Banden drangen in das Haus eines reichen Juden ein, bedrohten die Bewohner des Hauses mit Revolvern und nahmen alle Kleider, Stiefel, Uhren und Goldsachen mit. Türkei. Konstantinopel. (Wiener Tel-Korr-Bur.) Da die Pforte da« Verlangen der Vereinigten Staaten bezüglich der gefetzlichen Anerkennung aller Mission«« an st alten nicht erfüllt, indem sie diese von den üblichen gesetzlichen Formalitäten abhängig macht, scheint der Konflikt sich zu verschärfen Die Vereinigten Staaten erklärten, daß sie der 3 proz Zollerhöhung nicht zu« stimmen würden, verlangten die Absetzung des Richter« Juffuf Bey in Beirut, der die amerikanischen Missionen angegriffen hat, sowie die Regelung einiger anderer Vor kommnisse. Der amerikanische Gefandte hat persönlich Schritte deswegen beim Großwesir unternommen. Marokko. Algeciras Die in der letzten Komiteesitzung von dem deutschen Delegierten v Radowitz abgegebene Erklärung über die Polizeifrage hat folgenden Wort laut: „Wir stimmen den in der letzten Kvmiteesitzung vorgetragenen Ansichten bei, welche die Notwendigkeit dartun, in Marokko eine unter der souveränen Gewalt Sr. Scherifischen Majestät stehende Polizei zu schaffen. Wir würdigen die Gründe, die dafür sprechen, zu eine, wirksamen Beteiligung an ihrer Organisation auf fran zösische und spanische Offiziere zurückzugreifen, aber wir können nicht zugeben, daß eine solche Mitarbeit auf diese beiden Länder beschränkt wird ohne sonstige internationale Kontrolle oder Sicherheit der Überwachung Es ist klar, daß in einem Lande von dem Kulturstand Marokkos die Ausübung der einzig wirklichen, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und der öffentlichen Sicherheit fähigen Gewalt als ausschließliches Vorrecht den beiden Mächten eine Ausnahmestellung geben würde, die auf dem Gebiet der materiellen Interessen sich fühlbar machen und dem Grundsatz der wirtschaftlichen Freiheit für alle Eintrag tun könnte. Es wäre in der Tat vorauszusehen, daß Marokko in eine Abhängigkeit von diesen beiden Staaten geraten und damit eine für die anderen Länder un annehmbare Ungleichheit der Lage geschaffen würde. Europas Interessen in Marokko erfordern stärkere Garantien. Diese gemeinsamen Interessen durch gemein sames Vorgehen schützen und entwickeln, das ist der mit Erfolg bei anderen internationalen Verhältnissen an gewandte Grundsatz Es genügt, an die in Macedonien und m China durch gemeinsame Tätigkeit der Mächte erzielten Ergebnisse zu erinnern Wir fordern also bei der Schaffung der marokkanischen Polizei eine ausländische Mitwirkung, die allen interessierten Ländern die Gleichheit der wirt schaftlichen Behandlung und die Politik der offenen Tür sichert; wir werden jeden in diesem Sinn gemachten Vorschlag prüfen mit dem lebhaften Wunsche, die Kon ferenz in dieser wichtigen Angelegenheit zu einer Ver ständigung gelangen zu sehen." In der vorangcgangenen Plenarsitzung erklärte der zweite deutsche Delegierte Graf v. Tattenbach zu dem die Münzreform betreffenden Artikel Vlll de« Bankentwurfs: Der Umlauf der spanischen Münzen in Marokko sei eine Tatsache, während ihre koreo lidär»- tricv in bestehenden Verträgen wie auch in dem deutsch marokkanischen Handelsvertrag anerkannt sei. Die Re daktionskommission werde gewiß eine Formel zu finden vermögen, die dieser Tatsacke ebenso wie den Bedürf nissen der marokkanischen Münzreform in billiger Art gerecht würde. Die Erklärung des Grafen Tattenbach erregte allgemein, namentlich bei den Spaniern, Be friedigung Für die Regelung der Gerichtsbarkeit hat man sich prinzipiell dahin geeinigt, daß in erster Instanz in allen Prozessen gegen die Bank eine noch näher zu bestimmende konsularische Rechtsprechung in Tanger ein- zutrctcn, in zweiter Instanz das Lausanner Gericht zu entscheiden habe. Residenztheater. — Am 9. d. Mts: „Der Ober steiger." Operette in drei Akten von M West und L. Held. Musik von Carl Zeller Die Kritik hatte gestern Veranlassung, noch einmal eine der Abonnementsvorstellungen von Zellers melodien- reichem, graziösen „Obersteiger" zu besuchen, weil in der Rolle der Elfriede (der Frau des Bergdirektors Zwack) eine auswärtige Kraft, Frau Paula Wolf für das Fach der komischen Alten auf Engagement gastierte Eigentlich hätte die Kritik keine Veranlassung gehabt, diese Vorstellung zu besuchen, denn die gastierende Künstlerin vermag in keiner Weise die scheidende Frau Kronthal zu ersetzen Man erwartet von einer Darstellerin komischer Alten-Rollen keine Schönheit, auch nicht viel Gesangsstimme, aber man darf doch in dieser wie jener Beziehung, vor allem aber im Spiele etwas mehr erwarten, als man es gestern von Frau Wolf sah Mag sein, daß die Rolle der Elfriede zum Outrieren herausfordert, in der Darstellung von der gastierenden Künstlerin erschien sie wie eine Karikatur, die vollkommen aus dem Ensemble, in dem sie stand, herausfiel. Es dürfte kaum lohnen, die Dame noch in einer anderen Nolle vor das Publikum zu stellen, da es scheinen will, als sei die Künstlerin für hiesige Ver hältnisse nicht geeignet Im übrigen verlief die Vorstellung in der flotten, frischen Art, die wir schon bei der ersten Aufführung des Werke« vor drei Wochen scststellen konnten. Für die erkrankte Frau Balder sang Frl Berta Menzel die Komtesse Fichtenau, wie hinzugefügt. werden darf, mit so viel Geschmack und künstlerischem Anstand, daß die Leistung gesanglich und darstellerisch gut und gerne neben die der eigentlichen Vertreterin dieser Partie ge stellt werden darf. Was die rein stimmliche Beschaffenheit Frl. Menzel« angeht, so überragte sie die von Frau Balder sogar; übrigen« konnte man sich gestern abend auch sonst an ihrem Gesänge erfreuen; sie trug mit Geschmack vor und behanvefte ihr Organ m:t überraschender Sorgfalt. s. Lächfischer Kunstverein. VIII. Wenn man will, kann man die Ausstellung von Werken des belgischen Bildhauers Constantin Meunier, die gegenwärtig in den Räumen de« Sächsischen Kunstvereins zu Dresden zu sehen ist, eine Gedächtnisausstellung nennen Denn noch ehe sie von Dresden ihren Weg nach Frankfurt a. M. nimmt, wird sich der Tag (4. April) jähren, an dem Meunier aus dem Leben schied Der belgische Meister gehört zu den wenigen Auscrwählten dieser Welt, denen es beschieden ist, friedvoll die Augen zum ewigen Schlummer zu schließen, weil sie ihr LebcnSwerk vollendet wissen Daß er es nicht mehr erleben durfte, dem Werke, das sein Leben krönte, den Platz gegeben zu sehcn, der ihm gebührt, das ist der einzige Schatten, der den Leben«- abschluß Meuniers verdüstert Vor dem krönenden Werke seines Schaffens, dem „Denkmal der Arbeit", muß man in stlller Ehrfurcht stehen Der Stoff, der in diesem Werk Ausdruck ge winnt, die Form, die Meunier seinem Stoffe gibt, fordern gleicherweise dieses Gefühl von uns Kerne« Bildner« Hand vor Meunier hat die Arbeit zu adeln vermocht wie dieser Künstler, hat ihr den Glanz klassischer Schönheit gegeben, den der belgische Bildhauer ihr gibt; wäre gleichmäßig mit der Kraft der Schilderung, mit der Größe der künstlerischen Auffassung sein technische« Können entwickelt gewesen, so würde seiner Kunst die selbe Monumentalität zuzusprechen sein wie der Kunst eine« Phidia« oder der eine« Michelangelo. Den er habenen Schwung, den wir in dem Julius-Denkmal diese«, in der Athene- und ZeuSstatue, in den Terlcu
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