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Dresdner Journal : 28.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190602284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060228
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-28
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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1402 tior l. wet , mtrul Visu - /oicul- «) rn Luaas. tischen, ht mil durch ' i««' ten be- ogler 4V8 mann An- chwank tkadel- »enach ement, eiger. i »ur 8 Uhr >r die fidenz- d tele- snva- 1117). lnfang M. Hrn mnitz. neistcr achau; lioscn Franz Nr 8 >erlin; Mau, fiment 1mil Ida- ; Hr. ltnant Feld- Erika Adolf Frau »den; mann Inf- Frau rstedt, .) in Sols Beilage zu 49 des AvUkUülA. Mittwoch, den 38. Februar 1906, nachm. Zeitun-s schau. Bon den Jahresberichten über den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt, die der frühere sozialdemo kratische Reichstagsabgeordnete Richard Calwer herausgibt, ist soeben der neueste, „Da» Wirtschaftsjahr Il»05" betitelt, erschienen (Jena, Gustav Fischer). Calwer macht darin sehr beachtens werte Angaben über das Steigen der Arbeiter- löhue im Jahre 1905. Er schreibt hierüber u. a.: „Man kann ohne weitere« annehmen, daß die für da« Baugewerbe tätigen Arbeiter durchschnittlich gut und gern über 10 Proz. mehr al« im Jahre 1904 verdient haben. Ebenso haben die Arbeiter im Textilgewerbe, in der Eisenindustrie, den Metallbranchen, im Maschinen- und Elektrizitätsgewerbe, ferner in der Holzindustrie, der chemischen Industrie durch reichliche Arbeitsgelegenheit und zum Teil auch höhere Lohnsätze ihr Lohneinkommen im Jahre 1905 um mehr als 10 Proz steigern können Auch die ungelernten Arbeiter haben wesentlich besser verdient als 1904. Für die ungelernten Arbeiter zeigt sich im Jahre 1905 eine recht günstige Beschiebung, indem in der höchsten Lohngruppe bedeutend mehr Arbeiter ein gestellt wurden al« im Vorjahre: entsprechend dieser Steigerung nahm die Zahl der Einstellungen in den anderen Lohngruppen ab." Ungünstiger entwickelte sich nach den Berechnungen Calwers infolge des Streikes das Lohneinkommen bei den Bergarbeitern, deren Jahresdurchschnitts verdienst 1063 M. im Jahre 1904/05 gegen 1068 M im Vorjahre betrug. Nur für wenige Waren findet Calwer einen Konsumrückgang tatsächlich festgestellt: für Zucker und vor allem für Fleisch, der Schweiyefleischverbrauch verminderte sich so, daß der Fleischverbrauch für den Kopf der Bevölkerung von 9,57 im dritten Quartal 1904 auf 9,25 Kg im dritten Quartal 1905 gesunken ist. Daß dieser Rückgang von 0,32 überwiegend die Arbeiter bevölkerung betroffen hat, nimmt Calwer wohl mit Recht an. Mit einem Hinweise auf die „ziemlich kräftige Zunahme des Konsums" trotz der Preiserhöhungen am Warenmarkt schließt Calwer: „Sie (die Zunahme des Konsums) rührt zu einem Teil von der Bevölkerungsvermehrung her, zu einem Teil von der Steigerung des Exports, zum größten Teil aber von der ziemlich allgemeinen Einkommensteigcrung, die durch die reichliche Arbeitsgelegenheit, durch höhere Lohn sätze, sowie endlich durch höhere Warenpreise verursacht worden ist. Der Grad der Konsumsteigerung ist aller dings relativ noch unbefriedigend." Den auffälligen Rückgang der sozial demokratischen Stimmen bei den Reich» tagSnachwahlen seit 1903 behandelt der Sozial demokrat August Müller kritisch in der „Neuen Gesellschaft" des „Genossen" Braun. Er be zeichnet es als kindisch, wenn man die sozialdemo kratischen Mißerfolge bei den Nachwahlen dadurch erklären wollte, daß der Revisionismus die Tatenlust der Arbeiter erstickt hätte. Denn jener Stimmen rückgang sei auch in Wahlkreisen zutage zetteten, wo der Radikalismus herrsche. Müller sucht die Gründe der sozialistischen Stimmenverluste anderswo. Er schreibt: Es ist der kleinliche, persönliche Gehässigkeit gegen die eigenen Parteigenossen mit Vorliebe pflegende Geist intoleranten starren Dogmatismus, der unser ganze« Partei leben vergiftet und an die Stelle sachlicher Bekämpfung von Meinungsverschiedenheiten die persönliche Insulte gesetzt hat Darauf ist es zurückzuführen, daß wir, anstatt Erfolge, Hohn und Spott ernten. Ihm verdanken wir Dresden, ihm verdanken wir die Perioden der Selbst zerfleischung, die mit der Regelmäßigkeit, mit welcher der Mond wechselt, von Zeit zu Zeit in unseren Reihen auübrechen. Diese Vorgänge bilden das Arsenal, aus dem unsere Gegner ihre Waffen holen, und sie wirken ausgezeichnet, daß all das Wasser, das Regierung und Partelen freigebig auf unsere Mühlen leiten, nicht aus reicht, um das Rad zu drehen Trotz alledem ist auch bei dieser Gelegenheit davor zu warnen, mit diesem zeitweiligen Rückgang der Stinimen die sozialdemokratische Gefahr als beseitigt anzuseben Es bedarf vielmehr nach wie vor des entschlossenen Zusammenhaltens aller bürger lichen Parteien, um in der Hauptsache auch nur den gegenwärtigen Besitzstand an Mandaten zu wahren. vom Landtage. Dresden, 28. Februar. Die Zweite Kammer beschäftigte sich in der heutigen Sitzung, der am Regierungstische mehrere Regierungskommissare bei wohnten, lediglich mit Petitionen. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilte der Abg. Horst als Vor sitzender der fünften Abteilung mit, daß diese die Wahl des Abg. Roch geprüft und al» ordnungs mäßig vorgenommen erklärt habe. Ohne Debatte und einstimmig beschloß die Kammer auf Antrag der Beschwerde und Petitionsdeputation die Petition der ehemaligen Wirtschaftsbesitzerin Christiane Wilhelmine verw. Graupner in Wiesa bei Annaberg, die Gewährung einer Unterstützung in Rücksicht auf ein angeblich durch Funkenflug einer Lokomotive entstandenes Brandunglück betreffend und die Petition des privatisierenden Bäckermeisters Karl Heinrich Schaarschmidt in Chemnitz, den in die Beschäftigung der Lehrer nicht einschlagenden Nebenerwerb betreffend auf sich beruhen zu lassen. Die Berichte erstatteten bei diesen Petitionen für die Beschwerde- und Petitionsdeputation die Abgg. Donath und Bunde Auch die nächste Petition, die Petition des Jagdvorstands Ernst Lehmann in Niederguhrig und Gen, die Abänderung des 8 7 des Jagd gesetzes vom l. Dezember 1864, Größe der Jagd bezirke betreffend, beantragte die Deputation (Bericht erstatter Abg Schlag) auf sich beruhen zu lasten Abg. Trüber sprach hierbei die Ansicht aus, daß das Jagdgesetz abänderungsbedürftig fei, wenn auch nicht im Sinne der Petenten Abg Günther wünschte, daß die Regierungsbehörden die an sie herantretenden Ersuchen um Bildung kleinerer Jagdbezirke möglichst berücksichtigen möchten. Nach einem kurzen Schluß worte der Berichterstatter» nahm die Kammer hierauf den Deputationsantrag gegen vier Stimmen an. Ohne Debatte und einstimmig ließ sie dann ebenfalls die Petition des Hausbesitzer- Max Dittrich in Kleinkarsdorf, Wasserschäden betreffend, (Bericht erstatter Abg. Donath) auf sich beruhen Tagesordnung der Kammern. U. Kammer. «8 öffentliche Sitzung DonnerStag, den 1. März, vormittag- >^11 Uhr. 1. Schlußderatuag über den schriftlichen Bericht der Gesetzgebungsdeputation über da» König! Dekret Nr. 17, den Entwurf eines Wassergesetze» be treffend, nebst den zu diesem Dekrete eiugegangenen Petitionen (Drucksache Nr 202) 2 Schlußderatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputatiou über Kap. S9c des ordent lichen Staat-hauShalt-eiatS für 1S0S07, Baugewerkeaschulen zu Dresden, Leipzig, Plauen und Zittau mit Tiesbauschule in Zittau betreffend. (Drucksache Nr 211.) 3. Schlußderatung über den schriftlichen Bericht der Finanzdeputatioa über Kap K8 de- ordentlichen Slaat-hauShaltSetat- für 1S06/V7, Hygienische UntrrsuchuvgSanstalten betreffend (Drucksache Nr. 20,) Örtliches. Dresden, 28. Februar. * Lor einem zahlreichen vornehmen Zuhörerkreise sprach vorgestern im Saale de« „Europäischen Höfts" Hr. Prof. vr. Schloßmann über „Säuglmgssürsorge". Dem Vortrag wohnte, wie bereits an anderer Stelle gemeldet wurde, Ihre Majestät die Königin-Witwe bei. Hr. Geh. Kommerzienrat Th Menz, der Vorsitzende des Vereins, sprach zuerst Ihrer Majestät den Dank des Vereins für ihr Erscheinen aus und führte dann aus, auf Anregung des Hrn. Prof. vr. Schloßmann habe Dresden als eiste deutsche Stadt Einrichtungen getroffen, um dem Kind im zartesten Lebensalter besondere Für sorge angedeihcn zu lassen. Daß man Beachtenswertes habe tun können, sei veranlaßt worden durch das Pro tektorat, das Ihre Majestät über den Verein ausgeübt habe, und durch die Unterstützung, die der Verein an Mitteln gefunden habe. Leider verliere er jetzt seinen Führer, Hrn. Prof. vr. Schloßmann, der einem Ruf nach Düsseldorf folge Zum Abschied wolle er heute noch einen Vortrag bieten. Hr Prof. vr. Schloßmann ging aus von der Tatsache, daß in unserer Zeit die gesamte Sterblichkeit abgenommcn hat und die Lebensdauer ge stiegen ist, schilderte, daß nur das Säuglingsalter von dieser Besterung ausgeschlossen sei. Im Deutsch-Französischen Kriege habe die Zahl der Opfer aus deutscher Seite 40 000 Mann betragen, jährlich jedoch stürben im neuen Deutschen Reiche nicht weniger als 400000 Säuglinge. Gerade für uns in Sachsen hätten diese Dinge ein be sonderes Interesse, denn wir hätten im Reiche die größte Säuglingssterblichkeit: 28,3 Proz. aller in Sachsen ge borenen Kinder stürben im ersten Jahre ab In einigen Ortschaften Sachsens sterben jährlich mehr als die Hälfte aller geborenen Kinder Die Todesursachen lägen zumeist in der Unwissenheit und Gleichgültigkeit der Eltern und Pfleger Mehr al« die Hälfte dieser Kinder wäre sicher zu retten; dabei sei mit geringen Mitteln sehr viel zu tun Daß man aber bi« jetzt so wenig für die Säuglingssterblichkeit sich interessiert habe, liege zumeist an der Anschauung, daß es doch wenig Zweck habe, seine Nächstenliebe denen gegenüber zu betätigen, die nicht recht lebensfähig seien. Man glaube an eine Art Selektion derer, die aus dem großen Kindersterbcn übrig blieben Diese Ansicht habe sich als nicht richtig erwiesen; den Beweis erbringen die Säuglingsheime, m denen durch zweckentsprechende Ammenernährung die elendesten und ganz herunter gekommenen Kinder zu blühenden und kräftigen Ge schöpfen gemacht würden. Eine Reihe von Lichtbildern erläuterte und belegte diese Tatsache Eine weitere große Serie von Bildern schilderte die Einrichtung de« Dresdner Säuglingsheims und anderer nach seinem Muster entstandenen Heime. Besonders interessierte dabei die Mitteilung, daß fast alles in deutschen Säuglingsheimen tätige Personal in Dresden ausgebildet sei. Nach dem mit großem Beifalle aufgenommenen Vortrage zeichnete Ihre Majestät die Königin-Witwe den Vortragenden und Hrn. Geh. Kommerzienrat Lingner sowie den Vor sitzenden des Vereins durch längere Unterredungen aus. * Da« Erholungsheim Deutsche Heilstätte vom Roten Kreuz in Loschwitz-DreSden untersteht dem Direktorium des Landesvereins vom Noten Kreuz im Königreich Sachsen bez dem vom Direktorium ab delegierten Verwaltungsausschuß und bietet Erholungv- und Nuhebedürftigen, Genesenden und älteren Leuten ein angenehme«, gesundes Heim zu bescheidenen Preisen. Diese sind so bemessen, daß jeder Gewinn für den Landesverein ausgeschloffen und nur angestredt wird, die Anstalt in gutem Zustande zu erhalten, um sie für den Kriegsfall den Zwecken des Roten Kreuzes dienstbar zu machen Bei voller guter Verpflegung und mit Be dienung stellt sich der Aufenthalt im Erholungsheim je nach Wahl des Zimmers auf 4 bis 6 M täglich Tie Lage de« Heims ist außerordentlich günstig Gegen Norden und Osten geschützt, ist nur die Elbseite nach Süden offen, ringsum liegen Park und Gärten; kein Straßenlärm, keine Rauchbelästigung. — Die Anstalt hat selbst einen großen Park und einen ebensolchen Garten, beides zur Verfügung der Inwohner Ganz nahe liegt der herrliche Albeitpark der Stadt Dresden; er bietet Gelegenheit zu ausgedehnten Spaziergängen, ebenso der nahe Waldpark des Kurorts Weißer Hirsch. Ist somit die Lage des Heims für Leute, die Ruhe und Erholung suchen, durchaus geeignet, so ist doch auch die Residenz Dresden wieder leicht zu erreichen und daher kann der Aufenthalt im Loschwitzer Erholungsheim auch Familien und Einzelpersonen empfohlen werden, die Tresden seiner Theater, Konzerte und Sammlungen wegen besuchen und die in gesunder reiner Lust, in herrlicher Umaebung, verhältnismäßig billig wohnen wollen. In fünf Minuten ist die Haltestelle Mordgrundbrücke der elektrischen Straßenbahn (Linie Weißer Hirsch — Waldschlößchen — Neustädter Bahnhof) zu erreichen, in zehn Minuten der Anlegeplatz der Dampfschiffe nach der Stadt und der Sächsischen und Böhmischen Schweiz. Die innere Verwaltung des Heims untersteht der Oberin Frau Oberstleutnant Schneider; sie bildet den gesellschaft lichen Mittelpunkt der Inwohner, und durch gemeinsames Einnehmrn der Mahlzeiten und gesellige« Zusammensein soll ein Halt geboten werden, wie ihn die Familie bietet Im gleichen Nahmen ist auch die Kost; sie soll nicht üppig, dafür aber kräftig und wohlbekömmlich sein; nur Nahrungsmittel bester Beschaffenheit werden für die Küche angeschafft, so daß auch sie guten Familienanforderungen entspricht. Die Badccmnchtungen, ein Turnsaal, Spiele im Park rc. stehen den Inwohnern kosten lo« zur Ver fügung Bei Aufenthalt auf Jahre oder auf Lebenszeit ist der Verwaltungsausschuß bereit, die entgegenkommendsten Bedingungen zu stellen, im übrigen erledigt die Frau Oberin alle Anfragen und Gesuche Daß bei der herr lichen geschützten Lage, der reinen, ozonreichen Luft günstige gesundheitliche Erfolge durch einen Aufenthalt im Er holungsheim erzielt werden, braucht kaum noch hervor- aehoben zu werden Anmeldungen sind an die Frau Oberin des Erholungsheims Deutsche Heilstätte vom Roten Kreuz in Loschwitz-DreSden, Wunderlichstraße 8, zu richten. (Telephon Amt Dresden Nr 5586) * Berechtigte Klagen werden fortgesetzt wegen der sehr mangelhaften Instandhaltung der Uhren auf den Reklamesäulen erhoben Die Uhr am Neustädter Markt z. B. steht schon seit Wochenfrist still, und jene am Kreuzungspunkl der Annenstraße und Am See ist auch zeitweise zum Stillstand gekommen. Heute ist diese Uhr zwar wieder in Gang, aber sie geht um etwa 20 Minuten zu spät! Durch solche auch an anderen Stellen beobachtete übelständc verlieren die Uhren jeg lichen Wert für die Öffentlichkeit und sind nur irre führend * In ihrer Geschäftsstelle, Maricnstraße 22, I, hielt die Zentrale für Jugendfürsorge dieser Tage ihre diesjährige Hauptversammlung ab. Der Vorsitzende, Hr. Pfarrer Mätzold, erstattete nach der Begrüßung der zahlreichen Versammlung Bericht über die Entfaltung und Wirksamkeit des Vereins Mit Freude ist hervor zuheben, daß sowohl Se. Majestät der König, al« Ihre Majestät die Königin-Witwe der Zentrale Unterstützung und Förderung angedeihen lassen. Dank gebühre auch Hrn. Oberbürgermeister Geh Finanzrat a. D. Beutler für Übernahme des Ehrenvorsitzes. Wachsendes Interesse betätigen vor allem die Dresdner Bezirksschulen, auch verschiedene Kirchcnvorständc unterstützen finanziell die Bestrebungen der Zentrale Diese hat mil den Unter schriften 18 hiesiger und auswärtiger Vereine im No- vemher v. I. an den Landtag eine Petition eingereicht um den Erlaß eines Zwangs- bez Fürsorgegesetzeü für Sachsen, das einstimmig der Negierung über wiesen worden ist. So dürfte für den nächsten Landtag die Regelung dieser wichtigen Frage zu erhoffen sein Als eigenes Unternehmen hat die Zentrale im vorigen Jahre die Schaffung eines Heims für halbe Kräfte, das vor allem schulentlassenen Mädchen durch Heran bildung zur Erwerbsfähigkeit dienen will, unternommen. Das Heim auf der Wittenberger Str 90, II, bietet be reits etlichen der Hilfsbedürftigen Aufnahme Mit einem Kostenaufwand von etwa 3000 M. ist die Einrichtung bestritten worden, 500 M. Schulden sind noch zu decken. Zur Fürsorge für die Heranwachsende männliche Jugend gibt die Zentrale im Herbst dieses Jahres einen Führer für die Berufswahl, den Hr. Schuldirektor Heyde ver faßt, heraus. Der Vorsitzende betonte zum Schluß seiner Ausführungen, daß die Zentrale in erster Linie zwischen Hilfesuchenden und Hilfespendenden vermitteln will und kein Unterstützungsoerein ist. Aus dem folgen den Bericht der Sekretärin Frl. M Meier wurde die« an einzelnen Hilfeleistungen eingehender ausgeführt ES ging daraus hervor, wie die Zentrale von Behörden, Vereinen, Privatpersonen in 124 Fällen angegangen wurde. In nachgehender und vorbeugender Fürsorge ist sie, soweit sich dies ermöglichen ließ, den an sie ge stellten Anforderungen gerecht geworden. — An diese Berichte schloß sich ein Referat des Hrn. Staatsanwalt vr. Wulffen über bedingte Begnadigung. Redner beleuchtete den Unterschied zwischen bedingter Verurteilung und bedingter Begnadigung Diese sei ein Gnadenakt, der von der Landesjustizverwaltung auSgehe, jene stelle einen Akt der Rechtspflege dar Eine Abwägung zwischen beiden Arten sei sehr schwer Das Gericht ist am besten in der Lage, über die Zweckmäßigkeit und Not wendigkeit einer bedingten Verurteilung zu entscheiden. Daß bis jetzt noch nicht der Beweis erbracht werden konnte, daß durch bedingte Verurteilung und Be gnadigung eine Abnahme der Rückfälligen ein ¬ getreten sei, liege an dem Mangel einer zu- verlässigcn Statistik. Praktische Bedenken gegen die bedingte Verurteilung lassen sich nicht geltend machen. Damit ist aber noch nicht genug getan. Kinder unter 14 Jahren gehören nicht auf die Anklagebank und ins Gefängnis, Schule und HauS müssen bei Verfehlungen eingreifen Wer vor dem 14. Lebensjahre verurteilt und vor dem 16. ins Gefängnis kommt, hat den Keim für eine künftige Kriminalität eingeimpft erhalten Deshalb sei die bedingte Begnadigung das Wertvollste, was das ganze deutsche Strafrecht innerhalb der letzten zehn Jahre geschaffen habe, und es werde hoffentlich dies Kleinod moderner Rechtspflege baldigst einer reichsgesetzlichen Rege lung unterzogen Eine kurze Debatte schloß sich an die mit Begeisterung und Klarheit ausgeführten Darlegungen des Referenten, dem ungeteilter Beifall gezollt wurde. * über den Namen und die Herkunft des Pfann kuchens wird uns von einem Mitarbeiter folgendes mitgeteilt: Jüngst kam mir ein Manuskript aus dem Nachlaß eines alten Bäckermeisters zu Gesicht, das u. a. den Abriß zu einer Geschichte verschiedener Backwerke enthielt, zu der er während seiner Wanderjahre durch den europäischen Kontinent mit Fleiß und Verständnis alle auf sein Handwerk bezüglichen Notizen gesammelt hatte. Darf man diesen Auszeichnungen auch nicht un bedingte Zuverlässigkeit beimessen, so sind doch die dort gemachten Angaben mitteilenswert und entbehren nicht großer Wahrscheinlichkeit über die sogenannten ge füllten Berliner Pfannkuchen erzählt das Manu skript u a. folgendes: Dem Könige Friedrich II. von Preußen wurde ein Kanonier vorgestellt, der seinerzeit zum Rekruten geworben und der Artillerictruppe eingereiht worden war, bald darauf aber wegen Dienstuntauglichkeit zur Entlassung stand. Dieser Mann hatte sich als Ge hilfe in der Hofküche gemeldet, da ihm hinsichtlich seiner kochkünstlerischen Fähigkeit gute Fürsprache zur Seite stand. Wider Ermatten zeigte sich der König abgeneigt und entschied, „daß ein Kerl, der nicht einmal mit ge füllten Kanonenkugeln umzugehcn verstehe, auch als Koch- gehilfe nicht tauglich sein könne". Der gewichtigen Für sprache gab jedoch der König bald nachher statt und machte die Anstellung de« ExkanonierS von der selbständigen Aus führung eine« Probegerichts abhängig. Bei der nächsten Fastnachtstafel nun wurde dem Könige al« neues Aufsatz gericht ein kugelförmiges, schön braun geröstetes Backwerk, das mit geschmackvoller Füllung versehen war, auf- getragen Der neue Kochgehilfe hatte es noch eigenem Rezept gebacken, oder richtiger gesagt, in Schmalz ge sotten, um den Beweis zu liefern, „daß er zwar nicht mit gefüllten Kanonenkugeln umzugehen wisse, dagegen recht wohl verstehe, geschmackvolle gefüllte Pfann-Kugeln herzustellen" DaS neue Pfannkugelgebäck fand beifällige Aufnahme und durfte seitdem, besonders zur Fastnacht« zeit, auf der Hoftafel nicht fehlen. Dem Zunftgeiste jener Zeiten entsprechend, nahm die Berliner Bäcker- mnung die Herstellung der Pfannkugeln, als eines Hefen backwerk«, da« zu ihren Zunstzubehörungen zu rechnen sei, in Anspruch und nannte es m der Folge Pfannkuchen Die Bezeichnung Berliner Pfannkuchen kam auf zum Unterschiede mit den später ohne Füllung hergestellten Leipziger oder Halleschen Pfannkuchen rulxo „Käsekäulchen", die nur aus Hefenteig mit eingeknetetrm geriebenen Hartkäse und kleinen Rosinen hergestelll wurden * In der gestrigen Nummer findet sich ein Hinweis auf einen in den „Annalen des Deutschen Reiches" er schienenen Aussatz „Beiträge zur sozialen Entwickelun- im Königreich Sachsen in den letzten Jahren". Vom Direktor de« Königl. Statistischen LandeSamt«, Hrn OberregierungSrat vr. Würzburger, werden wir ersucht, mitzuteilen, daß die in diesem Aussatz enthaltene (in unserer Notiz jedoch nicht berührte) Kritik seiner Arbeiten über Einkommensteuerstatistik deren Inhalt in wesentlichen Punkten irrig wiedergibt, und daß eine der nächsten Nummern der Annalen eine Richtigstellung bringen wird * Der Sächsische Dampskessel-Rrvijiou-vrrein dal am 26. Februar seine Generalversammlung obaehalten. Aus dem Berichte de- Borsitzendrn, Hrn. Stadtrat Hasel, über da- 28 Geschäftsjahr ist zu entnehmen, daß dem Sächsischen Dampsleffel Revision-Vereine 1789 Firmen alt Mitglieder an- gehören. die 4896 Darnpskessel, 19 Auszüge, 942 Damps- gesäße, 734 Dampfmaschinen und 711 elektrische Anlagen dem Vereine zur regelmäßigen Untersuchung unterstellt haben Im Bereinsdienfte stehen gegenwärtig 29 Ingenieure und Elektro ingenieure. Bon den Ingenieuren des Verein» wurde« 13 3Kb Revisionen und Prüfungen an Dampfkesseln und Dampsgesäßen, sowie 848 Jnbikatorversuche, 119 Ver- dampfungS- und Dampsverbrauch-veriuche, sowie 1810 Unter suchungen und Prüfungen elektrischer Anlagen und Apparate rc. ausgesührt. Der Verein hat ein kalorimetrisches Laboratorium errichtet, da- am 1 März 1905 seine Tätigkeit ausgenommen hat und von den Mitgliedern des Vereins vielfach zur Be stimmung des Heizwertes von Brennstoffen benutzt worden ist Der Verein, der seine Hauptstelle in Chemnitz, Schiller - straße 11, hat, besitzt Zweigniederlassungen in Dresden, Leipzig, Zwickau, Zittau und Gera. ' Wetterbericht. Wetterlage in Europa am 28 Februar, früh 8 Uhr. Der Kern der Depression, die sich gestern im Nordwesten ausdreitete, lagert zurzeit über Nord skandinavien Dem Tief ist unmittelbar hoher Druck gefolgt. Der höchste Druck befindet sich über Irland. Der Rückgang des Barometers im Osten und Südosten hat den Eintritt von Westströmungcn erleichtert. Unter vorwiegend westlichen Winden hat ganz Deutschland trübes, warmes Wetter mit Niederschlag. Fortdauer regnerischen Wetters wahrscheinlich — Witterung-Verlauf in Sachsen am 27. Februar. Am Abend des 28 und am Morgen des 27. Februar regnete e- im ganzen Lande meist stark. Die Niederschlagsmengen, die in dieser Zeit fielen, erreichen im Maximum von 18,b mm in Zschadraß Im Laufe des 27 d M siel nur vereinzelt und in geringen Mengen Regen Die Temperatur ist stark gestiegen Die Maxima überschritten meist 10 Grad Das Barometer stand noch viel zu lief Meldung vom Fichtelberg: Ununterbrochen starker Nebel, gute Schlittenbahn bis Ober- wiejental, Schneetiese 140 cm, starker Sturm aus Südwest. — Prognose für den I. März. Wetter: Regnerisch. Tem peratur: übernormal. Windursprung: West Barometer: Tief. Theater, Konzerte, Vortrage, Vereine re. * Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hsoftheater. Wie bereit« angekündigt, findet Sonntag, den 4 März, nachmittags '^2 Uhr im Königl. Schau spielhause die 5. Volksvorstellung in dieser Spiel zeit statt Zur Ausführung gelangt Shakespeares Lustspiel „Der Widerspenstigen Zähmung". Der Verkauf zu dieser Vorstellung findet am Sonnabend, den 3 März, sabends 8 bis 9 Uhr in der Turnhalle der IV. Bürger schule (Tieck-Straße) statt. * Im Residenztheater wird morgen, Donnerstag, und Sonnabend abends „Der Weg zur Hölle", Schwank von Gustav Kadelburg, gegeben, während am Freitag in der II Serie de« Operettenabonnement« „Der Obersteiger" in Szene geht. * In der einen der beiden neuen Burlesken, in denen der Komiker Hartstein von Donnerstag, den 1. März ab im Viktoriasalon gastiert und die den Namen „Die Perle der Garnison" führt, gibt Hartstcin Gelegenheit, in der Rolle des Musketiers Anton Schmitz seinen ur wüchsigen, drastischen Kölner Humor die Zügel schießen zu lassen; in einem ganz anderen Milieu zeigt Hartstein am Donnerstag sich in der zweiten Burleske „Das tolle Haus" — eine Komödie der Irrungen, heroorgerufen durch die Namensähnlichkeit dreier Herren: Schrcuer, Breyer und Dreyer Rentier Anton Schreyer ist da« Opferlamm, das über sich alles Unheil ergehen lassen muß, und Hartstein wird diese Nolle in so trefflicher Darstellungskunst verkörpern, daß auch die kleinste Nuance der Burleske zur Geltung kommt. * Prämiierung in Ehrlichs Musikschule. Bei der am Montag erfolgten Ausgabe von Belobigungen an 79 Schüler durch den Direktor Paul Lehmann- Osten erhielten folgende acht Schüler Prämien in Form von musikalischen und literarischen Werken und Kunst blättern: Frl Dora Barthel, Hr Martin Goldammer, Frl. Ilse Jässing, Walter Ludwig, Else Maeltzer, Hr. Wilhelm Pfeiffer, Frl. Rosa Raue und Georg Schweinitz. * In einer Reihe von vier literarischen Abenden wird, wie bekannt, am 5, 9, 12 und 16 März im kleinen Saale des Gewerbehauses Hr. Otto Gerlach aus Breslau die poetischen Schöpfungen Heines mit biographischen und erläuternden Ausführungen zu Gehör bringen Hr. Gerlach ist namentlich durch seine Vor lesungen an der Königl. Universität zu BreSlau bekannt geworden. In diesen seinen Heine-Abenden geht Otto Gerlach von der Idee aus, den Dichter selbst an der Hand seiner Schriften genauer kennen zu lehren und so ein Lebensbild HeineS zu schaffen Es kommen dem Redner hierbei also ebensowohl seine literarischen Beobach tungen wie seine Beherrschung des Wortes zu statten Gesamt- und Einzelkarten bei F Ries (KaushauS). "Kapellmeister Albin Trenkler, Sohn des Königl. Musikdirektors A Trenkler, Schüler des Königl. Kon servatoriums, seither in Basel und Mülhausen i E, ist als Nachfolger des Musikdirektors Mühldorfer an der Eölner Oper als erster Kapellmeister vom September ab verpflichtet worden r<»««»a«zeiger für Donner-tag, den 1. März Oprrnhau»: Salome. ^8 Uhr. — Schauspielhaut: Gespenster Uhr. — Residenztheater: Der Weg zur Hölle. '^8 Uhr. — Zentraltheater: Sylvester Schäffer-Truppe '^8 Uhr. — Viktoriafalon: Bariötövorstellung ^8 Uhr Vorträge: Stadtverein für innere Mission Pfarrer Ungnad: Auf römischen Wegen — evangelische» Regen Verein-Han- 8 Uhr Nachrichten aus den Landesteilen. Leipzig Eine Versammlung der streikenden Textil arbeiter der Leipziger Baumwollspinnerei beschloß nahezu einstimmig, da« Angebot der Verwaltung unter Beibehaltung de» erhöhten Lohntarif« die Arbeittzeit von 11 auf 10'zj Stunden herabzusetzen, anzunehmen Der Streik ist somit beendet — Eine am Montag abend hier abgchaltene, von mehr al« 3000 Angehörigen der graphischen Berufe
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