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Dresdner Journal : 27.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190602274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-27
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 27.02.1906
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Bezugspreis: Vcim Bezüge durch die KeschäsltgeT« innervak» Dresden» 2,LV M (einschl. Zulragung), durch die ^oK «n Deuljcheu Reich« 8 M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht em» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1298. Gescheinen: Werktag» nachm S Uhr — Originalberichte nnd Mitteilungen dürse» nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Ankündigung-gebahre«: Die Zeile kleiner Schritt der 7 mal geipaltenen Änkündi- gung»-Seite oder deren Raum Sv Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz b Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daltionSstrich (Eingesandt) oie Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum bv Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 12 Uhr für dre nach mittag» erscheinende Nummer. ^48 1906 Dienstag, den 27. Februar nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem in den Ruhe stand tretenden Maschinenwärter im Hostvaschhause zu Pillnitz Friedrich Wilhelm August Bischoff das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Se, Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kanzleisekretär Dietze beim Reichsgericht in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Kronenorden 4. Klasse anlege. Die öffentliche Auslosung der planmäßig am 30. September 1906 zur Rückzahlung gelangenden 3prozentigen Staatsschuldenkasfenscheine vom Jahre 1855 soll den 1. März dieses Jahres nachmittags von H4 Uhr an im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfinden. Die nach der Ziehungsliste vom 11. September 1905 ausgelosten, am 31. März laufenden Jahres fällig werdenden 3prozentigen Staatsschuldenkasfenscheine vom Jahre 1855, die im nämlichen Termine zahl baren Zinsen dieser StaatSpapiergattung und die Renten auf die 3 prozentigen Staatsschuldverschreibungen von 1878, 1887, 1892, 1894, 1897, 1899 und 1900 werden vom 15. März dieses Jahres an gegen Rückgabe der zahlbaren Kapital- und Zins scheine ausgezablt. Die Auszahlung geschieht bei der Staats- schuldenkasse in Dresden und bei der Lottcriedarlehns- kasse in Leipzig, sowie auch bei den Bezirkssteuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldiswalde, Döbeln, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzenberg, Flöha, Auerbach i. V., Marienberg, Oelsnitz i. V und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau, Eibenstock, Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei der Dresdner Bank in Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G E. Heyde mann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V, bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neustadt i. S., bei der Direction der Disconto-Gesellschaft in Frankfurt a. M, bei der Bank für Handel und Industrie in Darm stadt und deren Zweigniederlassungen, ferner in Berlin: bei Herrn S. Bleichröder, bei der Dresdner Bank, bei der Direction der Disconto-Gesellschaft, bei der Deutschen Bank und deren Filialen, bei der National bank für Deutschland, bei der Bank für Handel und Industrie und bei dem A. Schaaffhausen'schen Bankverein und dessen übrigen Niederlassungen. Dresden, den 26. Februar 1906. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. isrs Die diesjährigen Fachlehrerprüfungen im Zeichnen und Schreiben finden im Juli, vor Be ginn der großen Ferien, statt. Gesuche um Zulassung zur Fachlehrerprüfung im Zeichnen sind von Bewerbern, welche die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, bei dem Bezirksschul inspektor ihres Aufenthaltsortes, von Nichtsachsen dagegen unmittelbar bei dem unterzeichneten Ministe rium bis spätestens den 14. April 1»W unter Beifügung der in 8 4 Punkt 6 der Prüfungs ordnung vom 1. Dezember 1904 aufgeführten Zeug nisse einzureichen. In dem Gesuche ist anzugeben, für welche Gattung von Schulen der Bewerber die Befähigung zur Erteilung des Zeichenunterrichts erlangen will. Diejenigen, die sich der Fachlehrerprüfung im Schreiben unterwerfen wollen, haben ihre Gefuche um Zulassung nebst den nach 8 28 der Prüfungs ordnung vom I. November 1877 beizufügenden Zeug nissen bis zu gleichem Zeitpunkte bei dem Bezirks schulinspektor ihres Aufenthaltsortes anzubringen. Die Bezirksschulinspektoren haben die beide Prü fungen betreffenden Gesuche nebst Unterlagen unser züglich an den Prüfungskommissar Bezirksschulinspektor Schulrat I)r. Prietzel in Dresden zu übermitteln. Dresden, den 22. Februar 1906. Ministerium des Kultus und öffentlichen is7s Unterrichts. Die nach 8 25flg. der Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen vom 1. No vember 1877 nebst Abänderung vom 11. Oktober 1881 und vom 19. Februar 1890 (Gesetz-und Verordnungs blatt 1877 Seite 306, 1881 Seite 196, 1890 Seite 25) am Lehrerinnenseminare zu Dresden ab zuhaltenden Fachlehrerinnen - Prüfungen für Nadelarbeiten werden vom Jahre 1907 an nicht mehr in der Zeit nach Michaelis, sondern unmittel bar nach Pfingsten abgehalten werden. Dresden, den 26. Februar 1906. Ministerium des Kultus uud öffentlichen Unterrichts. i»7s Srnennunge«, Bersetzunge« re. im öffent liche« Dienste. Im «eschäftSberetche des Ministerium» de» Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 3. ständige Lehrerstelle in Berntzdorf b Lichtrnstein-C. Kollator: die oberste Schulbehörde. BnfangSgehalt: 1200 M., steigend mit dem 26 Lebensjahre aus 1300 M, nach je 3 weiteren Jahren aus 1400, 15L0, 1700, 18L0, 2000, 21L0, 2300 und 2400 M. mit dem 50. Lebensjahre Außerdem Amtswohnung oder 200 M Wohnungsgeld, 110 M für Turnunterricht und HO M. für überstunden Besuche mit allen vorschrtstSmäßigen Beilagen, bei Hilfslehrern auch mit einem Militärdirnstnachweise, sind bi» 10. März bei BezirkS- schulinspektor I)r. Richter in Glauchau einzureichen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile, Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichtc. Dresden, 27. Februar. Se. Majestät der König empfing heute mittag die Departementschefs der Königl. Hofstaaten zum Vortrag. H1 Uhr stattete Allerhöchstdcrselbe anläßlich der heutigen Silberhochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers unv der Kaiserin, sowie der Hochzeit Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen dem Königl. Preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Wirk! Geh. Rat Grafen v. Dönhoff, Ex zellenz, einen Besuch ab Aus dem gleichen Anlaß ließen Ihre Majestät die Köniain-Witwe durch den Oberbofmeister Wirkt Geh. Rat v Malortie, Exzellenz, Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Höchstwelcher infolge leichten Unwohlseins das Zimmer hüten muß, durch den Hofmarschall v. Mangoldt-Reiboldt, und Ihre Königl Hoheit die Prinzessin Mathilde durch den diensttuenden Königl. Kammerherrn Zeremonien meister Grafen Wilding v. Königsbrück dem Herrn Gesandten Ihre Glückwünsche aussprechen. Heute nachmittag besichtigte Se. Majestät der König die Königl. Zoll- und Steuerdirektion, die technische Prüfungsstelle und das Hauptzollamt I Dresden im Packhof an der Devrientstraße Ihre Majestät die Königin Witwe wohnte gestern nachmittag 6 Uhr im Europäischen Hofe dem Vortrage des Prof. Or Schloßmann über Säuglings pflege bei. In der Allerhöchsten Begleitung befanden sich Ihre Exzellenzen Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk und Oberhofmeister Wirkl. Geh. Rat v. Malortie. Deutsches Reich. Berlin Gestern vormittag ^11 Uhr versammelten sich im Lichthofe des Zeughauses 175 Veteranen der 2 Kompanie des 1. Garderegiments zu Fuß, die vor 25 Jahren unter dem Kaiser gedient hatten, und marschierten von dort, mit der Musik des Regiments an der Spitze, zum Schloß, um dem Kaiserpaare ihre Glück wünsche darzubringen. Die Leute traten an denselben Plätzen in die Reihen, die sie während ihrer Dienstzeit eingenommen hatten. Als die Kompanie auf dem Schloß hofe Ausstellung genommen hatte, erschien Se Majestät der Kaiser, begleitet von Ihrer Majestät der Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise. Se. Majestät schritt die Reihen ab, gab jedem einzelnen die Hand und erkundigte Sich eingehend nach seinen Verhältnissen und Schicksalen Besonders lange unterhielt Er sich mit den „Amerikanern" der Kompanie, dem Kaufmann Stephan Hesse aus Wichita (KansaS) und dem Schlosser Wilhelm Dening aus Richmond, Indiana. Se. Majestät der Kaiser ließ Sich von ihnen erzählen, wie es ihnen in Amerika er gangen sei, wie die Verhältnisse dort seien, ob beide gut vorangekommen seien rc. Es dauerte fast anderthalb Stunden, ehe der Kaiser die Reihen durchschritten hatte. Kastellan Jürns überreichte dann dem Kaiserpaar eine Adresse nebst der von den Veteranen gemachten Stiftung von 3000 M für hilfsbedürftige Unteroffiziere und Grena diere der Kompanie. In Seiner Erwiderung aus die An sprache dankte der Kaiser für die treue Gesinnung und Anhänglichkeit Die Stiftung nehme Er mit Freuden an, und als alter Kamerad werde Er es sich nicht nehmen lasten, ihr Kapital zu vergrößern Zum Schluß wünschte Er seinen alten Grenadieren alles Wohlergehen auf ihrem ferneren Lebenswege. Wilhelm Daning über reichte dann eine Adresse des deutschen Kriegervereins in Richmond, und der Kaiser trug ihm auf, alle Kameraden bestens von Ihm zu grüßen und ihnen Seinen Dank für die in der Adresse ausgesprochenen Wünsche zu über mitteln Nachdem das Kaiserpaar sich unter dem Hurra der Veteranen zurückgezogen hatte, begaben letztere Sich ins Schloß, wo auf Befehl des Kaisers in der Branden burger Kammer ein kaltes Büfett für sie aufgestellt war. Dort wurde jedem von ihnen ein Erinnerungszeichen, ein silbernes Kreuz an weißem Bande, überreicht Der gestrige Nachmittag galt dem Empfang Ihrer Hoheit der Herzogin Sophie Charlotte. Der olden burgische Hofzug mit der Herzogin Sophie Charlotte und dem Gefolge kam über Rathenow, wo er um 12 Uhr 50 Min. eintraf. Auf dem reichgeschmückten Bahnhofe Rathenow waren außer den zur Aufwartung während der Hoch zeitsfeierlichkeiten zugeteilten Herren noch zugegen der neue Hofstaat, der Kommandierende General des III. Armeekorps, der Divisions- und Brigadekommandeur, der Oberpräsidcnt der Provinz Brandenburg, der Re gierungspräsident von Potsdam, sowie die Spitzen des Kreises des Havellands und der Stadt Rathenow. Auf stellung hatten ferner genommen das gesamte Offizier korps des Husarenregiments „v. Zielen", eine Ehren- kownanie de« Fiiiilierreoimevt« ..Prini Hemrick erwn Preußen, Brandenburgisches Nr. 35" mit Fahne und Musik und acht Kriegervereine mit ihren Fahnen. Die Herzogin-Braut schritt nach kurzer Begrüßung des neuen Hofstaats die Front der Ehrenkompanie und der Krieger vereine unter den Klängen der oldenburgischen National hymne ab. Nach dem hierauf folgenden Parademarsch der Ehrenkompanie begab sich die Herzogin in den her- gerichteten Empfangsraum, an dessen Eingänge Zieten- Husaren in historischer Tracht standen und wo inmitten hoher Palmen und Lorbeerbäume die Büsten des Kaisers und der Kaiserin aufgestellt waren. Der bereitstehende Ksaiserliche Hofzug wurde 1 Uhr 5 Min. bestiegen, der die Herzogin-Braut mit ihrem Gefolge der Residenz zuführte. Die Ankunft der Herzogin Sophie Charlotte in Berlin fand nachmittags um 2 Uhr 5 Min auf dem Lehrter Bahnhofe statt, der festlichen Schmuck angelegt hatte Zu dem Empfange hatten sich auf dem Mittel bahnsteig der Oberstallmeister Frhr. v Reischach, der Kommandant von Berlin Generalmajor Graf v. Moltke, der Gouverneur von Berlin Generalfeldmarschall v Hahnke, der Polizeipräsident v. Borrie« mit dem Polizeiobersten Krause und der Kammerherr Graf Hohenthal-Dölkau, der den Dienst bei der Großherzogin von Oldenburg verrichtet, eingefunden. Um 1 Uhr 55 Min. traf der Zug mit der Großherzogin ein, die in Begleitung des ErbgroßherzogS erschien und, vom Oberstallmcister Frhrn. v Reischach und dem Gencralfeldmarschall v. Hahnke zu ihrem Wagen geleitet, sich nach dem Königl Schlosse begab. Kurze Zeit darauf lief der Kaiser!. Sonderzug mit der Fürstlichen Braut ein Als die hohe Braut, deren hohe Gestalt eine gelbe Robe umschloß, den Bahn steig betrat, wurde sie von den hier stehenden Damen und Herren ehrfurchtsvoll begrüßt, wofür die Herzogin nach allen Seiten hin freundlichst dankte. Nach kurzem Verweilen im Fürstenzimmer bestieg sie die bereitstehende Galaequipaae, die sie durch die Straße An den Zelten und über den Spreeweg in kurzer Zeit nach Schloß Bellevue brachte, wo sie von Ihren Majestäten unv den Mitgliedern des Königlichen Hause« empfangen wurde. Zu beiden Seiten des Weges stand das Publikum in dichtgedrängten Mafien und begrüßte die Fürstliche Braut durch jubelnde Zurufe und Tücherschwenken, wofür sie mit freundlichem Neigen des Kopfe» unermüdlich dankte. Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin sowie die jüngeren Prinzen und die Prinzessin kehrten gegen 4 Uhr nach dem König!. Schlosse zurück. Eine Ehrenwache vom 2. Garderegiment mit der Fahne stellte sich im Vestibül bei der Wendeltreppe auf, die Schloßgardekompanie besetzte die Wendeltreppe. Die Maison militaire versammelte sich in der 1. Parade vorkammer, die prinzlichen Gefolge in der 2. Parade vorkammer, der Reichskanzler, die Generalfeldmarschälle, die Generalobersten, die Ritter des Schwarzen Adler ordens, die Generale und Admirale, die Minister und die Präsidien der Parlamente im KönigSzimmer, die Damen der Prinzessinnen in der Roten Kammer und der Hof der Kaiserin in der Brandenburgischen Kammer. Auf den Terrassen des Schlosses und auf den Tribünen am Lustgarten hatte sich eine gewaltige Menschenmenge angesammelt, die den Prinzen Eitel- Friedrich mit Jubel begrüßte, der mit der Leibkompanie des 1. Garderegiments in das Schloß einrückte Die alte Kompanie des Kaisers stand am Schluß des Spalier« unweit des Domes. Um 5 Uhr hielt die Herzogin-Braut in Begleitung Ihrer Königl Hoheit der Prinzessin Friedrich Karl von Preußen vom Königl Schlöffe Bellevue aus ihren feierlichen Einzug in die Hauptstadt. Vorauf ritt eine Eskadron des 1. Gardedragonerregiments Königin Victoria von Großbritannien und Irland mit den Trom petern an der Spitze; dieser folgten, von dem Rittmeister Frhrn. v. Holzing-Berstett und zwei Piqueuren geführt, ein sechsspänniger Wagen mit dem für den Hofstaat Ihrer Hoheit der Herzogin Braut designierten Kavalier Kammer herrn v. Heynitz und dem Hofmeister und Kammerherrn Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Friedrich Karl von Preußen, Frhrn. v. Wangenheim; ferner ein sechsspänniger Waaen mit den Ihrer Hoheit der Herroain-Braut ent- Lnnst und Wissenschaft. Die Deutsche JahrhuudcrtaussKllnng in der Berliner Nationalgalerie. II. Hat man sich durch die kaum erleuchteten Dunkel kammern der Eingangstreppe und des Garderoberaums, die Peter BehrenS durch eine stilisierende Garten architektur vergeblich heiterer zu stimmen bemüht gewesen ist, durchgefunden, so trifft man in den Sälen des ersten Geschosses nicht etwa auf die Werke aus dem Anfang der gewählten Periode, sondern auf die des Endes, die der Gegenwart am meisten nahe stehen. Feuerbach, Marse« und Böcklin breiten ihren Zauber sofort über den Beschauer aus, der sich über Viktor Müller und Thoma« bis zu Leib!, Trübner und Lieber mann hin immermehr steigert und ihn so gefangen nimmt, daß er alles später Folgende nur als Vorbereitung für diesen glanzvollen Abschluß der deutschen Malerei am Ende des 19. Jahrhunderts anzusehen geneigt ist Diese» Ergebnis ist aber alles andere, al« die ursprüng lich beabsichtigte Wirkung, denn diese glänzende Intro duktion beweist nur, wie recht Meier-Graefe hatte, wenn er sämtliche neuere Erscheinungen der deutschen Kunst zunächst auf ihr Verhältnis zu Pari« untersuchte Man kann das ganze Arrangement des ersten Stockwerks einfach als Illustration für den Gedankengang und die Behauptungen ansehen, die dieser von den Deutschtümlern arg geschmähte Autor in dem zweiten Bande seiner „EntwickelungSgeschichte der modernen Kunst" abgegeben hat. Bestätigt doch die ganze große Gruppe von Feuerbachs Gemälden, die außer »er Münchner „Medea", dem Wiener „Titanensturz" und den Ultvern in vrr Schuckgateue alle Vauptwrrte des Meisters, an ihrer Spitze die einzige Stuttgarter „Iphi genie", und zahlreiche Studienarbeiten enthält, aufs neue den feierlichen Protest des Künstlers gegen jene Kunst schwätzer, die ihn vorzugsweise al« deutschen Künstler hin stellen wollten. „Was ich geworden", erklärte er, „habe ich zunächst den modernen Franzosen von achtundvierzig, dem alten und jungen Italien und mir selbst zu danken." Auch Han« v Marses, in dessen Adern doch franzö sisches Blut floß, wird kein vernünftiger Mensch in erster Linie als deutschen Künstler in Anspruch nehmen wollen. „Er war ein Mensch wie Planet, ein ganz Freier, ein großer Phantast und gleichzeitig ein bewunderns werter Intellekt, zudem ein Deutscher mit dem kosmischen Zug, mit dem starken Organisationsbedürfnis unserer Rasse". Glücklicherweise beschränkt sich die Berliner Marsessammlung nicht auf die bekannten, durch Fiedler der Schleißheimer Galerie zugewiesenen Tafelbilder. Sie führt ihn auch als Porträtmaler vor, indem sie un« außer dem vortrefflichen Bildnis seines Vaters und dem seines Bruders in Offiziersuniform vor allem das aus Hildebrands Besitz stammende Doppelbildnis Hilde brands und eines Engländers Namens Grant vom Jahre 1871, sowie das Selbstbildnis aus der Bremer Kunsthalle sehen läßt. Auch als Landschaftsmaler können wir ihn in verschiedenen der Frau Generaldirektor Levi in Partenkirchen gehörigen Gemälden kennen lernen Er ist in allen diesen Dingen viel farbiger und frischer, als in seinen späteren stark theoretisierenden Aktbildern, die er noch obendrein durch seine unglückliche Firnismalerei selbst wieder zerstört hat Der mit Bildern Böcklin« au«gestattete Raum be friedigt unter allen Sälen de« ersten Stocke« am wenigsten. E« fehlen die entscheidenden Hauptwerke und da« Vor handene ist ungeschickt aufgehangen, vor allem die beiden Selbstbildnisse, das jetzt viel umstrittene mit dem ftoetnven Tove au» oem «ejltz oer Nauonalgattrie und das etwas weichliche, der Hamburger Kunsthalle gehörige, in dem sich der Künstler an einen Baumstamm angelehnt dargestellt hat. Sie kleben an den einander gegenüberliegenden Ecken der rechten und linken Wand und können hier leicht übersehen werden Auch begreift man nicht, wie das beste Bild der Reihe „Triton und Nereide", in der die schöpferische Ge staltungskraft Böcklins einen wahrhaften Triumph feiert, unter die Feuerbachs und Marees gekommen ist, wo es noch obendrein durch das Gegenüber der „Kreuzabnahme" mit ihren schreienden Farben totge schlagen wird Etwa» sorgfältiger ist man bei der Aus wahl von Gemälden Hans Thomas vorgegangen Man sieht z B. das Prachtbild der „raufenden Buben" von 1872, eine „Landschaft mit Eselstreiberin" von 1869 und den stimmungsvollen „Rhein bei Säckingen" von 1873 neben einem ganz Düsseldorferisch anmutenden „Sonntagsfrieden" von 1876. Von dem Thoma nahe stehenden, aber malerisch viel durchgebildeteren Victor Müller verdienen außer der bekannten Szene von „Romeo nud Julia" die beiden reizenden „Schneewittchenbilder" und sein meisterhaftes Selbstbildnis besondere Beachtung. Die beiden Wilhelm Leibl gewidmeten Kabinette bilden im Verein mit dem Trübnersaal den Höhepunkt der ganzen Ausstellung. Sie zu besichtigen, lohnt allein die Kosten und Unbequemlichkeiten einer Reise nach Berlin. Kaum dürfte so bald wieder Gelegenheit geboten werden, da« Werk des Einsamen von Aibling in solcher Vollständigkeit zu überschauen, wie e« hier der Fall ist. Alle Glanzleistungen des Meister» sind hier vereinigt, von „der alten Pariserin" und der „Kokotte" mit der langen weißen Pfeife an bis zu der „Tischgesellschaft", dem „Schimmelreiter", den im Katalog übergangenen „Dorf politikern", das Leibl für sein bestes Bild hielt, den beiden „Dachauerinnen" der Nationalgalerie und den am mrijlrn belunnl gewvlocwm „LNe Flauen m mr Kliche", welche die Jahreszahl 1882 tragen, also, streng ge nommen, nicht mehr in den Rahmen der Ausstellung gehören. Dazu kommt noch eine stattliche Anzahl hoch bedeutender Porträts und eine Fülle von Einzelstudien, die das Gesamtbild von Leibls Schaffen abrunden. Man weiß, was Leibl den Franzosen, insbesondere Courbet, verdankte, aber « hat sich trotzdem bald wieder von seinen Vorbildern freigemacht und ist ein Eigener geworden Wenn er auch nie den Versuch machte, seiner Phantasie Dinge abzuverlangen, die seiner Begabung versagt waren, sondern sich unausgesetzt in den Bahnen des Realismus bewegte, so ist er doch einer der größten deutschen Meister gewesen, deren Namen die Kunstgeschichte der Zukunft dicht an den Holbeins heranrücken wird. Von den Schülern und Freunden LeiblS ist ihm keiner außer Trübner ebenbürtig geworden. Doch ist es interessant, in der Ausstellung zu beobachten, was die verschiedenen Mitglieder seine« Kreise» leisteten, solange sie noch unter seinem Einfluss« standen. Am selb ständigsten ist sein intimster Freund Johann Sperl, der Genoffe seiner Einsamkeit, geblieben, doch sind seine jüngsten Landschaften meist bedeutender, al« die kleinen Proben, die zurzeit in Berlin zu sehen sind. Von den übrigen haben Theodor Alt in seinem Atelierbild, Ludwig Eyscn in dem Bildni« seiner Mutter, Rudolf Hirt du Fröne« in seiner in Breslau aufbewahrten „Hopfenlese" und in seiner unvollendet gebliebenen Skizze „Leibl und Sperl im Segelboot" und endlich der hauptsächlich al» Stillebenmaler tätig gewesene Wiener Karl Schuch Werke geschaffen, die sie nicht in Vergessen heit geraten lassen werden. Ihre Leistungen werden aber durch diejenige Wilhelm Trübner« bei weitem über strahlt, der sich schon in seinen jüngeren Jahren zu einer solchen Höhe aufgeschwungen hat, daß e» ihm heute
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