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Dir »eMe Problem Ausschluß der außereuropäischen Länder von der Europa- Konferenz? Paris, 29. August. Die etwas gereizte Erklärung des „Matin" zu der Dis kussion über die Paneuropa-Vorschläge Briands findet ein« bezeichnende Parallele in einer Auslassung des „Iournöe industrielle" Während der „Matin" es so darzustellen ver suchte, als ob Briand auftragsgemäß das Europa-Memo randum ausgearbeitet habe, um es zur Grundlage einer all gemeinen Aussprache in Genf zu machen, ohne damit eigen nützige Ziele zu verfolgen, spricht aus dem „Iournöe indu strielle" die Besorgnis, daß aus einer solchen allgemeinen Diskussion sich eine Lage entwickeln könnte, die den fran zösischen Interessen nicht dienlich ist. Besonders beunruhigt zeigt sich das Blatt der französischen Industriellen darüber, daß mit dieser Diskussion über den Plan einer Europa- Foderativn das deutsche Problem in den Vor dergrund gerückt werden könne. Es glaubt an nehmen zu sollen, daß die deutschen Delegierten in Genf wahrscheinlich die bekannte These wieder aufnehmen würden, daß eine Beteiligung Deutschlands an einer europäischen Organisation möglich sei, wenn nicht zuvor die volle Gleichheit seiner Rechte und seiner Mittel wiederher gestellt, das beißt, die Arledensverträge revidiert seien. Das, so erklär» die „JournLe industrielle", können wir auf keinen Aall zulasten, und wir werden auch klar zum Ausdruck bringen, daß es, wie es bei den Konferenzen von geringerer Bedeutung sich bereits ereignet hat, nicht zulässig ist, daß nichtinteressierte, das heißt außereuro päische Lander sich einer derartigen Frage bemächtigen und bei der Diskussion diese» Problems als gefügige Manöverinstrumente für gewisse große interessierte Mächte dienen. Die Annahme des Blattes, daß Deutschland seine Mit wirkung an dieser europäischen Föderation nur zusagen werde, wenn Deutschland als gleichberechtigter Europa-Staat berücksichtigt wird, sagt zur Genüge, daß Frankreich mit sei nen Paneuropa-Vorschlägen ein Ziel verfolgt, das den deut schen Interessen in jeder Hinsicht abträglich sein müßte. Des halb hat bekanntlich Deutschland schon den bekannten Vor- oebalt gemacht und wird ihn aych unter allen Umständen achsrecht erhalten. Mit dem Versuch der Ausschaltung „nicht- Weressierter Staaten" vor» der Europa-Konferenz wird be zweckt, den französisch vorherrschenden Einfluß auf dieser Konferenz zum Schaden Deutschlands sicherzustellen. L« emMfche Leatschtm , , Stuttgart. 29, August. In^Stuttgart tagt, gegenwärtig der -.VerbanL dar deutschen V,oltsgruppen tnEüxopa", der seine IaM-versammlung abhäL Es sind Vertreter aus allen-«UMvalschen Ländern erschiene», . in welchen - "sich deutsche Minderheiten im Abwehrkampf gegen die Entnatio- nalisierungsküdemen der OtaatenvAker befinden, darunter Ms Ost-MerschMen, Rumänien, Unaarnt Polen» Augo- stawien, NvrdMeswig, Eupen-Malmeöy: usw. Auf einem yöm Deutschen Auelandsinstitut veranstalteten Begrüßungs- üend wies der Vorsitzende des Vorstandes des Deutschen Mslandsinstituts, Generalkonsul Dr. Wanner» auf das Erundziel des. Verbandes wie der Deutschen Auslands, stistltuts yifl, das darin besteht, deutsche Kultur und deut schen Lebenswillen zu erhalten und zu fördern überall dort, wo deutsche Menschen sich zu ihrem deutschen Volk aufrichtig bekennen. Ebenso, erklärte er weiter, wissen wir uns auch einig mit ihnen in der Grundüberzeugung, daß diese Ar beit niemals einen die Völker verfeindenden und trennenden, sondern im Gegenteil einen sie verbindenden Charakter hat. Unser« Arbeit, wie die ihre, trägt den Grundsatz des Willens zum friedlichen Aufbau. .. Wir sind weder „Irredeattsten" noch „schwächliche Pazi- Men", weder „Scharfmacher" noch „Leisetreter", wenn wir ssir die Angehörigen unseres Volkstum» in aller Wett, die tt» treue Staatsbürger ihrem Staat geben, wa» des Staates Ist, auch da» Recht erheischen, daß sie ihrem Volk geben dürfen, wa» ihres Volkes ist. KMWMtMMW «MM Berlin, 30. August. Da» Reichskabinett hat den Entwurf eines Pension»- kürzungsgesehes verabfchiedet. Er wird sofort dem Reichs rat zugeleitet werden. Ueber die grundlegenden Gesichtspunkte des Entwurfs erfahren wir von unterrichteter Seite: Der Entwurf besteht aus drei Teilen: 1. den Bestimmungen über die Pensions kürzung bei Doppelrentnern, 2. den Bestimmungen über das Höchstruhegeld und 3. Bestimmungen zur Regelung einzelner Fälle. Die Pensionskürzung für Doppelrentner will einem pensionierten Beamten, der durch Tätigkeit im Wirtschafts leben ein Einkommen erarbeitet, da» Ruhegehalt um einen diesem Anrechnungseinkommen angeglichenen Teil kürzen. Das Anrechnungseinkommen bleibt bis zur Höhe von 6000 Mark kürzungsfrei. Von dem übrigen Betrag wird das Einkommen bis zur Hälfte gekürzt. Natürlich beginnt die Pension wieder in voller Höhe zu fließen, wenn das Anrectmungsein kommen aushört. Zum höchstruhegehalt ist vielfach der Wunsch geäußert worden, es aus den festen Betrag von 12 000 Mark fest- zusetzen. Die Regierung ist diesem Wunsche insofern ge folgt. al» Mißverhältnisse beseitigt worden sind. Die Regelung sieht vor, daß nach fünfjähriger Tätig keit in der letzten Stellung die volle Höchstpension nach dem Gesetz gegeben werden soll. Bei kürzerer Tätigkeit wird der Betrug der Pension entsprechend gekürzt, bei Beschäf- tttzuy'a unter einem Jahre um 50 Prozent, für längere Tätigkeit entsprechend weniger bis zu einer Kürzung bei vierjähriger Tätigkeit um 10 Prozent. Weiter sind noch eine Reihe von Bestimmungen in das Gesetz ausgenommen, in denen verschiedene schon bestehende Einzelgefetze zusam mengezogen sind. Der Entwurf ist verfassungsändernd. Er umfaßt außer den Beamten des Reiches auch alle Beamten Ler Länder und Gemeinden. Er hat rückwirkende Kraft Dr die bisher bezogenen Pensionen, doch gewährt er dem Betroffenen eine Umstellungszeit von sechs Monaten. Bestich LriM-n st» «Uche» München, 30. August. Reichskanzler vr. Brüning ist mit Staatssekretär 0r. Pünder zu einem offiziellen Besuch der bayerischen Staalsregierung in München eingetrosten. Im Laufe des Vormittags stattete der Reichskanzler unter anderem dem päpstlichen Nuntius Basallo di Torre- zrossa und Kardinal Erzbischof Dr. von Faulhaber Besuche ib. Der Reichskanzler begab sich darauf mit den Herren meiner Begleitung zum bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held. Im Anschluß an den Besuch, der Gelegenheit zu einer längeren politischen Aussprache gab, folgte der Reichskanzler mit den Herren seiner Begleitung einer Einladung des baye rischen Ministerpräsidenten zu einem Frühstück im Palais Preysing. OemeMMerLimbt« MM Mißtrauensvotum gegen das Direktorium Memel, 29. August Am Freitag beschäftigte sich der Memelländische Land tag mit der in der Dienstagssitzung abgegebenen Erklärung des neuen Direktoriums. Für die Mehrheitsparteien sprach LandtagsabgeordnLter Gubba, der zum Schluß folgenden Antrag einbrachte: „Das Direktorium hat in seiner Gesamt heit nicht das Vertrauen des Landtages." Zugleich legten die Mehrheitsparteien Verwahrung dagegen ein, daß das gegenwärtige Direktorium mit der weiteren Geschäftsfüh rung beauftragt wird Nachdem sodann der Vertreter der Sozialdemokraten und der Arbeiterpartei ebenfalls Mihtrauensanträge gegen das Direktorium gestellt hatten, und der Vertreter des Li tauischen Blocks seinerseits beantragt hatte, über die Anträge zur Tagesordnung übetzuaehen, begannen die Abstimmun gen. Der Antrag der Mehrheilsparleien wurde mit 2S gegen 4 Stimmen der Rationallitauer angenommen. Gleich darauf erhob sich Landespräfldent Reisgn» und verlas eine von dem Gouverneur des Memelgebiem und ihm selbst als Landespräsident unterzeichnete Verordnung, die die Auflösung des Landtages verfügte. SUMM ast Tscheche« Schuhfabrik „Vata" in Schlesien. Breslau, 30. August. Die tschechische Schuhfabrik Bata, die stärkste Konkur renz der deutschen Schuhwarenindustrie, ist bestrebt, ihren Einfluß auch in Deutschland stets weiter auszudehnen. Sie bat jetzt Verhandlungen mit dem preußischen Staate ge- mhrt, die ihr den Besitz des Klodnitzer Waldgebietes in Schlesien sicherst sollten. grundsätzlich« Zustimmung zu dem KMan«bol dH Firm VE die ans dem Gelände eine neue Fabrik errichten wil Als ein Zeichen besonderer Unterstützung der deutschen Wirtschaft ist dieses Vorgehen des preußischen Staates be- Braatz im TWiMtr GerWMdäatze Güstrow, 30. August. In der Rach» brach im ersten Stockwerk des hiesigen Land- und Amlsgerichlsgebäude» Aeuer aus. Den verein ten Feuerwehren von Güstrow gelang cs, nach mehreren Stunden den Brand zu löschen. Der Dachstuhl ist völlig ausgebrannt, ebenso der Schwurgerichtssaal und der linke Flügel de» Gebäudes, in dem sich die Büroräume des Land gerichts und die Strafkammersitzungssäle befanden. Außer dem sind sämtliche in dem Gebäude befindlichen Büroräume durch Wasser stark beschädigt. . Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht ge klärt, doch glaubt man, daß bei Schweißarbeiten Holzteile unbemerkt Feuer gefangen haben. Das ganze Gebäude ist derart beschädigt, daß es gegenwärtig völlig unbenutzbar ist. Das anliegende Gefängnis könnte durch die Feuerwehr geschützt werden. Riesenschmüggel Dmuig-MrMtn Danzig, 30. August. Das Zollamt in Danzig ist einer großen Reihe von Zoll- schlebungen auf die Spur gekommen, durch die der Aollflskus um Hunderttausende geschädigt worden ist. Die Zollschie- düngen wurden von Danziger Firmen bzw. von Vertretern von Firmen mit Hilfe von Postbeamten de» Hauptamt» auf dem Hauptbahnhof durchgeführt. Die Schiebungen reichen teilweise bi» zum Jahre 1927 zurück, vier Postbeamte be finden sich in Haft, wahrend eine Reihe von Privatpersonen, die gleichfalls inhaftiert worden waren, nach Ablegung von Geständnissen wieder freigelassen wurden. Die Firmen, die diesen Schmuggel betrieben, ließen sich von der Lieferfirma die einzuschmuagelnden Pakete mit Spielwaren und Textilwaren entweder nach Marienburg oder nach Königsberg kommen. Dort wurden die Pakete von Vertrauensleuten der Danziger Firmen oder von deut schen Postbeamten in Empfang genommen und nach Danzig auf den Weg gebracht. In Danzig selbst brachten »die an dem Schmuggel beteiligten Postbeamten die Pakete, anstatt sie der Packkammer zuzuführen, beiseite. Sie übergaben sie entweder den auf dem Bahnhof wartenden Empfängern oder trugen sie nach Beendigung ihres Dienstes zur Nacht zeit in di« Wohnungen. Auf oiese Weise wurde der Schmug gel bis vor etwa einem Jahr« von den Beteiligten betrieben. Spre«gstolla«lchl«s i« Aachen Aachen, 30. August Ein Sprengstoffanschlag ist in der Rach» aus da» an der Srenzstraße Merkstein—Haanrade dicht an der Grenz« gelegene hau» de» Besitzer» Sorall verübt worden, kurz hintereinander erfolgten drei Detonationen, die aber nur geringen Schaden anrichteten. Die Haustür de» Gebäude» wurde zertrümmert und mehrere Fensterscheiben befiMigk.. L» handelt sich wahrscheinlich um einen Racheakt, kurz« Acht vor der Detonation hätten zwei Zollbeamte, die sich auf einem Dieyftgang befanden, in der RSHe de» Lause» verdächtige LichtflgnalL »vahrgenommen und ein Schmugg lerauto angehalten. Be«Mio« i« »ralilie«? Montevideo. 30. August. Wie au» der Grenzstadt Rivera gemeldet wird, ist im brasilianischen Staate Rio Grande do Sul eine Revolution zu befürchten. Die Bundestruppen dürfen die Kasernen nicht verlassen. An der Spitze der Aufständischen soll Juan Francisko de Souza stehen. »rotze Unnche in Buenos Aires Rew pork, 30. August. Aus Buenos Aires wird gemeldet, daß in der gesamten Hauptstadt große Unruhe herrscht. Die umfassenden Maß nahmen der Regierung werden vielfach nicht für so dringend- notwendig erachtet. Es werden vielerseits Stimmen laut, daß sie nur dazu angetan wären, die Unruhe im Landes innern und die Befürchtungen im Auslände zu erhöhen. «Meer Tagebuch """ Wettstreit der Presse um do» veröffentlichung-recht. — Ist es noch lerbar? Oslo. 30. August. Um das Veröffentlichungsrecht von Andräes Tagebuch ist innerhalb der Weltpresse ein heftiger Wettstreit entstan den. Es werden bereits mehrere hunderttausend Kronen für das Abdrucksrecht geboten. Nun haben sich auch von Amerika aus Erben gemeldet, die das Abdrucksrecht für sich beanspruchen. Man hat daher den Eindruck, daß das Tagebuch des toten Polarforschers noch manche Auseinan dersetzungen bringen wird. Ueber die Möglichkeit, das Tagebuch zu entziffern, äußerte sich in einem Interview der Oberbibliothekar Munthe von der Universitätsbibliothek Oslo und meinte, daß die größte Wahrscheinlichkeit für eine gute Lesbarkeit bestehe. Es sei eine Erfahrungstatsache, daß verschlossene Bücher sehr selten vom Wasser beschädigt und durchdrungen würden. Er selbst habe das mit Tinte geschriebene Tagebuch des Hollän ders Varrents, das 300 Jahre in einer Hütte gelegen hatte, gesehen und sich von der guten Lesbarkeit der Aufzeichnun gen überzeugen können. Professor Sverdrup, ein hervor ragender Spezialist auf dem Gebiet der Verdeutlichung alter Schriften mit modernen photographischen Mitteln hat sich bereits nach Tromsö begeben. Der Göteburger Aero-Klub hat auf dem Flugplatz Tors- landa bereits eine größere Sammlung von Andröe-Reli- quien aufgeyäuft, um eine große Andröe-Ausstellung vor zubereiten. Heftiges Unwetter über Schottland London, 30. August. Ueber das schottische Hochland ging gestern in den frü hen Morgenstunden ein schweres Unwetter nieder, das drei Stunden lang von Blitzen und Donnerschlägen begleitet war. Der Sturm richtete außerordentlichen Schaden an. Hunderte von Lachsen treiben tot auf den Flüssen, der Verlust an Vieh kann noch gar nicht abgeschätzt werden. Die Vzeanflieger in Buffalo Buffalo, 30. August Die deutschen Ozeanflieger, die gestern vormittag voir New Uork abgeflogen sind, landeten hier in der zweiten Nachmittagsstunde. Sie werden die Niagarafälle besichtigen und heute nach Chicago weiterfliegen, wo sie den interna tionalen Flugveranstaltungen beiwohnen. Flugzeugabsturz in Frankreich Paris, 30. August. - Ein Flugzeug des 33. Fliegerregiments ist gestem bet Ehalons-sur-Marne infolge eines Motorschadens abgestürzt > und verbrannt. Der Führer, ein Unteroffizier, wurde getötet; sein Begleiter, gleichfalls ein Unteroffizier, tödlich j verletzt. Oertliches und Sächsisches. Das Ministerium des Innern hat verschiedene Verän derungen von Bezirksgrenzen genehmigt, so zwischen den Amtshauptmannschaften Dippoldiswalde Pirna und zwischen der Amtshauptmannschaft Glauchau und der bezirksfreien Stadt Glauchau, die durch die Umbezirkung verschiedener Flurstücke eintreten. Ferner wurde die Ver änderung der Bezirksgrenzen zwischen den bezirksfreien Städten Glauchau und Meerane durch Bereinigung des zur Stadtgemeinde Glauchau gehörenden Ortsteils Nickelsbusch mit der Stadtgemeinde Meerane genehmigt. Schmiedeberg. Für die nächste Osterausnahme wurden heute 16 Knaben und 23 Mädchen an der hiesigen Volks schule angemeldet, das sind 12 Kinder weniger als im Vor jahre. Zur Entlassung kommen nächsten Ostern 15 Knaben und 17 Mädchen. Die Schulkinderzahl wird also ab Ostern ; 193l nicht wesentlich höher werden. — 12,2 Automobile für eine Tankstelle in Deutschland. , In Deutschland befinden sich insgesamt 45000 Tankstellen (gegen 340000 in den Vereinigten Staaten). Damit gibt es in Deutschland auf eine Tankstelle 12,2 Automobile (gegen 76,4 in den Vereinigten Staaten. Da» hört und steht sich im allgemeinen recht schön an. Man darf dabei aber nicht übersehen, daß in diesen Tankstellen ein bedeutendes Kapital s investiert ist, um das auszubringen und zu verzinsen der Be- s trieb» stofspreis hoch angesetzt werden muß. Mit dem Errichten von Tankstellen sollte doch etwas sparsamer umgegangen werden. - Glashütte. Lin große» Protestschreiben haben auf Ver anlassung des Stadtverordneten Burkhardt die Vertreter der Touristenvereine, der Sport- und Turnvereine, dr».Erzgebirgs-