Volltext Seite (XML)
Er-mmm MMchK Keg WW Ml Roma« vo« Srete vo« Satz Oop^rigkt sattln koucdtvaogvr, ttalls s8«al«) Md-FortseH»«-. Nachdruck verboten. * * * zu aus dem Bett, schlüpfte in seine Unterbeinkleider. Hast du einmal daran gedacht, daß man sich in solchen Wer ist da?' fragte er durch die Tür, an die erneut MMen am besten an die deutsche Botschaft wendet?' und stärker geklopft wurde. Lotte nickte. „Daran habe ich schon gedacht; wir wollen -mit Doktor Brödjukoff darüber sprechen. Tasche mann ruW, in Mo Daß Erdmann keine Nachricht gab! Lotte begriff nicht. Sie war verzweifelt. Brödjukoff versuchte zu schwichtigen. „Er wird nicht eher schreiben, als bis er Positives berichten hat.' „Er ist nun seit zwei Wochen dort', sagte Lotte, und sah ihn mit einem Blick an, der voll erschütternder Hoff nungslosigkeit war. „Fass' dich in Geduld, Lotte, du wirst gewiß über kurz oder lang Nachricht von ihm haben.' Lotte schwieg; sie dachte: Wenn Schraders doch endlich heimkämen, jetzt würde ich mich ihnen anvertrauen. Sie hätte es sich nicht eingestanden, daß ihr Vertrauen zu Goswin nicht mehr so felsenfest war wie einst. Es war erschüttert, ohne daß es ihr selbst so recht bewußt war. Beim Abendessen, das sie mit Hans zusammen ein nahm, fragte sie ihn: „Erinnerst du dich, Hans, wann Schraders aus Mentone zurückkommen wollten?' „Vorige Woche, Mama; aber es ist ja nichts daraus geworden, sie haben es wohl wieder hinausgeschoben.' Lotte nickte. Eine Weile faßen sie sich schweigend gegen über. HanS sah nachdenklich mit düster blickenden Augen vor sich hin. „An was denkst du, Hans?" Er hob den Blick. „An Erdmann und Grete, Mama. Man kommt ja keinen Augenblick mit seinen Gedanken von ihnen los.' Sie streckte ihr« Hand über den Tisch, legte sie auf die seine. „Was könnten wir nur unternehmen, Hans, um uns Ruhe zu verschaffen?' Ueber Hans' Gesicht flog eine Helle Räte. So stolz machte es ihn, daß die Mutter ihn um Rat fragte. Garderobe durch, jede Acht, während Erd war auf einmal ganz as hier eben geschieht, es be- „Wozu, Mama, wir können das ohne ihn', fuhr Hans auf. Lotte erschrak. Hatte Hans etwa kein Vertrauen zu Goswin? Es sah fast so aus. „Ich habe mich mit meinen Sorgen und Nöten stets an ihn gewandt, Hans; wie sähe es nun aus, ich unter- nähme etwas Selbständiges darin, ohne sein Wissen? Es könnte ja wohl dem Doktor nicht recht fein, wendete ich mich mit einer Anfrage nach Moskau.' „Verzeih', Mama; aber ich hielt es nicht für richtig, wolltest du mit Rücksicht auf einen Fremden den Versuch unterlassen, deinen Kindern zu helfen.' Lotte zog ihre Hand zurück; aus angstvoll erschreckten Augen starrte sie auf ihren Jüngsten. Was redete er da? An was dachte er? „Mama, ich will dich nicht erschrecken, deine Sorge um Erdmann und Grete nicht vergrößern; du fragtest mich, was wir tun könnten, um uns Ruhe zu verschaffen, also 4>u bist in Unruhe, ebenso wie ich eS bin. So wollen wir nichts unversucht lassen, uns Klarheit zu verschaffen. Ich fühle deutlich, daß etwas geschehen ist, das Erdmann daran «sagte er: „Leider bin ich im Augenblick nicht in der Lage, Ihnen gefällig sein zu können. Ich sah Pasturoff lange nicht; wenn ich richtig unterrichtet bin, fo ist er gegenwärtig in Paris; ich will mich noch heute danach erkundigen. Nein, bitte, Herr Ullrich, es macht mir gar keine Mühe', widersprach er, als Erdmann es ablehnen wollte. Er erhob sich und Erdmann mit ihm. Smirnow legte ihm die Hände auf die Schultern, drückte ihn sanft in seinen Sessel nieder. „Bitte, bleiben Sie, trinken Sie ein Glas Wein mit mir!' Er ließ Erdmann keine Zeit zur Ablehnung, klingelte dem Mädchen und gab Auftrag, zwei Flaschen Rotwein und zwei Gläser zu bringen. „Daß wir es nicht vergessen', wandte sich Smirnow W Erdmann, „ich habe noch nicht Ihre Adresse. Haben Sie die Freundlichkeit, sie mir aufzuschreiben, damit ich weiß, wohin ich Ihnen Nachricht zu geben habe.' „Ich wohne im Savoy-Hotel, Herr Smirnow.' „So, im Savoy-Hotel? Wohnen Sie schon längere Zeit dort?' .Nein, ich bin erst gestern in Moskau angekommen.' „Ach so! Sie sind erst angekommen. Woher, wenn ich fragen darf?' .'Ans Berlin.' Dao Mädchen brachte den Wein und einen Teller mit Teegebäck „Ans Berlin', wiederholte Smirnow, und füllte die Gläser Erdmann das seine reichend, sagte er: „Aus Ihr Wohl, Herr Ullrich! — So, und nun erzählen Sie mir, was Sie nach Moskau geführt?' Er sah Erdmann, den seine Frage in sichtliche Ver legenheit gebracht, forschend an. „Ich habe hier eine besondere Mission zu erfüllen', er widerte Erdmann ausweichend. Smirnow nickte, seine Augenbrauen zogen sich hoch „Dabei sollte Ihnen Baron Pasturoff sicher helfen?' „So ist es" Kurz und ablehnend stieß er es hervor. Abei Smirnow fragte unbeirrt weiter: „Sie haben gewiß noch andere Bekannte in Moskau?" „Nein, aber ich bin an einige Herren empfohlen." „Dars man wissen, wer diese sind?' Erdmann war verstimmt. Was fiel dem Alten ein, ihn auszusragen! Schickte sich das? Da sagte Smirnow mit sanftem Lächeln: „Ich frage nicht ans Neugier, junger Freund. Nein, gewiß nicht, was interessieren mich diese Herren; ich möchte Ihnen nur Helsen können." „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Smirnow.' „Nun ja, das tut man doch gern. Trinken Sie Ihren Wein aus. Herr Ullrich; erlauben Sie, daß ich Ihnen das Glas noch einmal fülle. So, trinken wir noch eins!' Erdmann trank mit Widerwillen Er hatte den Wunsch, so schnell wie möglicb fortzukommen. „Ich habe noch einige Besuche vor, Herr Smirnow. Sie gestatten, daß ich mich nun verabschiede.' .So eilig, oh, das bedaure ich. Nun, wir werden unS Wiedersehen.' In seinem langen, blassen Gesicht war auf einmal ein Ausdruck, der Erdmann erschreckte. Während des ganzen Tages blieb er von dem Besuch bei Smirnow beunruhigt. Von den anderen Herren, die er aufsuchen wollte, traf er keinen. Am Abend spät fiel ihm ein, daß «S das ein- fkchste gewesen wäre, auf die Fremdenpolizet -u gehen, um sich nach Gretes Adresse zu erkundigen. War sie in Moskau, so wußte man es dort gewiß. Er nahm sich vor, am nächsten Tage in der Frühe als erstes diesen Weg zu machen. Dieser Vorsatz gab ihm Ruhe. Er legte sich frohen Mutes schlafen. Wie furchtbar war das Erwachen! Ein fahlgelbes Licht fiel durch die Spalten der Fenster- Vorhänge, als er von irgendeinem Geräusch erwachte, die Apgen öffnete. Noch halb im Schläf sah er um sich. Ein «köpfen an der Tür — hart, fordernd — brachte ihn völlig, zur Besinnung. Was hatte das zu bedeuten? Er sprang- <^i Ihnen vorzunehmen', sagte der Tschekist, und trat in das Zimmer, gefolgt von zwei Rotgardisten. Erdmann verstand kein Wort. Er klingelte nach dem ,Lausdiener, befahl, daß man ihm den Portier schicke, der He Forderung des Tschekisten verdolmetschen sollte. Mrettor Kitow kam selbst. In großer Erregung mit den. kurzen Armen fuchtelnd, bedauerte er: „Daß Ihnen das hier in meinem Hause passieren muß^ Uvecklich ist es. Aber was soll man machen, man muß es über sich ergehen lassen.' „Um was handelt es sich eigentlich? Ich Weitz es noch kmqer nicht!' sagte Erdmann mit scharfer Stimme. Run wiederholte Kitow die Worte des Tschekisten. „Haussuchung bet mir?' Erdmann lächelte ungläubig. - Ml, Ätte', fügte er dann, und wies auf seinen Reife- Ufer, der noch unausgepackt war. Kitow wkndte sich zu ihm: „Sie können ganz ruhig s^in, Herr Ullrich, eS Mrd Ihnen nichts geschehen, kann Ihnen nichts geuhehen, wenn ' Er sprach nicht weiter. Äer Tschekist hatte nach Erd manns Rock gefaßt, der über einer Stuhllehne hing. Er nahm die Brieftasche heraus. Erdmann sprang hinzu. „Was wollen Sie?" schrie er, dem Kerl die Brieftasche entreißend. „Sie haben nicht zu b^ürchten, daß man Ihnen Ihr Geld stiehlt", versicherte Kitow, während der große Kerl mit einem verdutzten, blöden Ächeln auf Erdmann stierte. „Erlauben Sie, Herr Ullrich, däß ich dem Manne zeige, was die Tasche enthält.' Erdmann überließ sie ihm Kitow nahm das Geld heraus, reichte es Erdmann. Einige Blättchen, beschrieben mit Notizen, reichte er dem Tsche- kisten. „So, das war nicht halsbrecherisch', sagte er lächelnd. „Haben Sie noch irgend etwas Geschriebenes? Ich rate Ihnen, geben Sie es hin, es wird ja nicht kom- promittierend für Sie sein." „Durchaus nicht", erwiderte Erdmann, und holte sein Notizbuch, das auf dem Nachttische lag und überreichte es ihm. „Ich bekomme mein Eigentum doch gewiß wieder?" „Selbstverständlich, selbstverständlich", sagte Kitow ge dehnt. Der Tschekist hielt plötzlich ein Schriftstück in der Hand, das er Kitow vorwies und etwas dazu sagte. Kitow nickte mehrmals, sah danach mit einem unsicheren Blick zu Erd mann. aus und sagte ihm, daß die Leute den Befehl hätten, ihn zu verhaften. „Was, mich verhaften? Wofür?" Ein heftiger Zorn packle ihn; aus seinem Gesicht wich alles Blut, seine Augen starrten in das Gesicht des Tsche kisten und dann in das Kitows. „So erklären Sie' mir doch, was das zu bedeuten hat!" schrie er Kitow an. Der legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Es hat nichts aus sich, nichts, gar nichts. Ich versichere Ihnen, Sie sind morgen wieder hier — ach, was sage ich, morgen — Sie schlafen heute abend wieder in Ihrem Bett. Gehen Sie ruhig mit den Leuten, ohne Aufsehen zu machen. Es ist das Beste so." Und Erdmann folgte. Er ging neben dem stämmigen Tschekisten, von den beiden Soldaten gefolgt, zur Tscheka, nicht ahnend, was ihm in diesem Hause des Grauens erwartete. ... troff so gut, daß ihm auch seine unbekannt sind? Er dachte schon daran, y>w zu sagen: Entschuldigen Sie, ich habe mich icherweise als Pästuroffs Freund bezeichnet, 6a Wräch Smirnow Wetter; mit völlig veränderter Miene Ein eisiger Schreck fuhr durch ihn. Er öffnete die Türl «ü» sah sich einen; mit einer Mauserpistole bewaffnetem Tchekisten gegenüber. „Bürger Ullrich, wir sind beauftragt, eine Haussuchung, WW W^folgt, W atz Freund MH»- Mte, enMünd atz ärgMich und A- m M eS «Mrdem, fitzte er sich. Vielleicht lrüotb qyftw ' hindert, uns Nachricht zu geben; wir müssen nicht ver gessen, daß er im bolschewistischen Rußland ist, und daß das nicht ungefährlich ist." „Laß uns morgen gleich mit Brödjukoff darüber sprechen, daß unbedingt Nachforschungen angestellt werden müssen." „Nein, Mama, nein; so sieh das doch ein: eS wäre falsch. Wir kennen ihn viel zu wenig. Und nun muß ich dir gestehen, ich habe bereits an die Deutsche Botschaft in Moskau geschrieben, und gebeten, nach Erdmanns VerbleiV zu forschen. Mama, und noch etwas habe ich unter nommen, ich fühlte mich verpflichtet dazu: ich habe mich nach Doktor Brödjukoff erkundigt —' Lotte schloß einen Moment die Augen, holte tief Atem, dann sah sie zu Hans auf. „Das ist hinterhältig von dir, Hans." „Nein, Mama, es war meine Pflicht, ich empfand in letzter Zett Sympathie für Brödjukoff, es geschah also nicht in Feindseligkeit. Ich tat es auch in vorsichtiger Weise. Ein Schulkamerad von mir, der Sohn eines russi schen Generals, verhalf mir zu einer verläßlichen Aus kunft; er lud mich zu sich ein und stellte mich seinem Vater vor. General Woronow wußte schon durch seinen Sohn, daß Brödjukoff Betriebsingenieur in unserem Werk ist. Der General fragte mich, ob wir unsere Automobile nach Rußland verkaufen. Als ich daS verneinte, sagte er: So, also nicht — ich kam zu der Vermutung, weil Ihr Be triebsleiter bei den Sowjet-Russen gut angeschrieben ist — es sieht jedenfalls so aus." „Was soll ich mir dabei denken, Hans?" Lotte sah ihn schars an. „Daß Doktor Brödjukoff nicht, wie er uns sagte, Monarchist ist, sondern Kommunist, vielleicht gar Tschekist. Wer kann es wissen; Rußland hat genug von der Sorte hier herumlaufen.' „Hans!" „Ich sagte nicht, daß er es ist, es könnte so sein." Lotte starrte ihn an. Ihr Herz klopfte hart und laut, ihr ganzes Innere war aufgewühlt. Sie erkannte ihren Jungen nicht mehr - was war aus ihm geworden? Der dumme Junge, als den er sich vorhin bezeichnete, war er nicht; er war ein Mann, er hatte gehandelt Alles, was geschehen war, es erschien Lone ungcb.ner- lich, ja ganz unfaßbar. Eine wilde Verzweiflung siel über sie her. Sie warf sich aus ihr Ben; das Gesicht in die Kissen gepreßt, weinte sie haltlos. Sie verbrachte die ganze Nacht ohne Schlaf. Am nächsten Morgen sagte Lotte am Kafseerisch: „Ich bin müde und erschöpft, ich leg' mich nieder; ich habe die ganze Nacht kein Auge zugcian." Hans' sorgender Blick umfaßte sic. „Gewiß, Mama, ruh' dich nur aus." Er brachte sie in ihr Zimmer, zog die Fenster vorhänge zu. „Dem Mädchen werde ich sagen, daß du heute für nie mand zu sprechen seiest." „Für niemand", wiederholte sie. Er wußte, an wen sie dachte, und küßte sie. „Ich darf doch später kommen, um nach dir zu sehen, Mama?" „Ja, Hans. Aber du mußt doch in die Schule?" „Ich gehe nicht, Mama; heute lasse ich dich nicht allein." Sie drückte seine Hand. Er ging ins Wohnzimmer. Es war unheimlich still im Hause. Von den Dienstboten war noch keiner zu sehen. Hans ließ sich in einen Sessel fallen; den Kopf in die aufgestützten Hände bergend, sann er vor sich hin. Die Mutter liebte Brödjukoff. Er hatte es ge ahnt und keinen Augenblick davor gezittert, daß seine Ahnung zur Gewißheit werden könnte; nun sie es war, -brach er darunter zusammen. Er sprang aus, lies aus dem Zimmer, ging in ein anderes; es war Gretes Wohnzimmer. Er durchmaß eS mit langen Schritten, ruhelos hin und her — hin und her. Eine heiße Sehnsucht nach Grete packte ihn, trieb ihm Tränen in die Augen. Vor ihrem Schreibtisch blieb er stehen, starrte mit verschleiertem Blick aus die Bilder, die dort aufgestellt waren. Kinderbilder von Erdmann und ihm waren es; und eine Gruppenaufnahme: Grete, um geben von einigen Freundinnen, und hinter ihr stehenS Brödjukoff. Die Gesichter waren klein und unklar. Hans nahm das Bild in die Hand, trat mit ihm ans Fenster; um es besser sehen Lu können, nahm er es aus dem Rah men. Aus der Rückseite des BildeS war in russischer Sprache etwas geschrieben. Er hatte sich ein wenig mit Russisch beschäftigt, und entzifferte: Meiner geliebten Grete zur Erinnerung an unseren seligsten Tag — O. Die kleinen, kritzligen Schriftzüge kannte er: es waren die Brödjukoffs. Eine Weile starrte er darauf nieder. War eS> nicht ein Beweis dafür, daß zwischen Grete und Brödju koff Beziehungen bestanden hatten? Unklar empfand er, waS die Worte bedeuteten. Siedend heiß stieg ihm alles Blut ins Gesicht. Er legte das Bild auf die Schreibtisch platte, ohne es in den Rahmen zurückzustellen. Eine förmliche Gier erfaßte ihn, mehr zu ergründen. Er riß die Schubfächer des Schreibtisches aus und durch wühlte sie. Er fand einen zusammengefalteten Zettel in einem Ledertäschchen, mit ein paar Zeilen in deutscher Sprache darauf geschrieben. Auch diese waren zweifellos von Brödjukoffs Hand. „Set verständig, alles wird glatt gehen, P. kommt heute zu mir, ich werde alles mit ihm besprechen.' Kein Zweifel, mit P. war Pasturoff gemeint. Brödju koff hatte also bei Gretes Verschwinden die Hand im Spiel. Folgerichtig reihte er nun die Geschehnisse der letzten Zeit aneinander und gewann ein klares Bild. Brödjukoff hatte Grete fallen lassen in dem Augenblick, als die Mutter die grüße Erbschaft gemacht hatte. Die lockte! Um zu seinem Ziel zu kommen, mußte Grete aus dem Wege geschafft werden — das war geschehen. Fortsetzung folgt.