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Dresdner Journal : 16.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190602166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-16
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 16.02.1906
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Theater. * Wie aus Leipzig berichtet wird, fordern die be deutendsten italienischen Dramatiker, wie Giacoso, d'Annunzio, Traversi, Rovetta, Prags, den italienischen Autorenverein zum Boykott der Syndikate von Theaterunternehmungen aus, die, wie in Mailand, alle Theater in einer Hand konzentrieren wollen Der Boykott soll in diesem Frühjahr beginnen Konzert. War auch die Veranstaltung der Konzert- Vereinigung von Mitgliedern des König! Hof sonderen Inspektor Ebenso wurde in Zwickau ein zweiter Bezirksschulinspektor angestellt, dem ein Teil des AmtS- hauplmannschafttbezirkS Zwickau überwiesen wurde. Auch der AmtthauptmannschaftSbezirk Flöha, der bi« dahin dem Jnspektionsbeznke Chemnitz l angehört hatte, erhielt einen eigenen Inspektor. Alljährlich berief der Minister die Bezirksschulinspekroren de« Lande« zu einer Konferenz in da« Ministerium. Wie sehr er sich für die Volksschule interessierte, erhellt daraus, daß er dabei jedesmal Ge legenheit nahm, sich auf Grund der von den Inspektoren erstatteten Jahresberichte, eingehend über alle wichtigen Fragen auszusprechen und Direktiven für ihre Lösung zu geben. Wiederholt hat er längere Inspektionsreisen unternommen, um die Volksschulen aus eigener Anschau ung kennen zu lernen. Dabei hat er nicht nur die Schulgebäude besichtigt, sondern vielfach auch dem Unter richte der Direktoren und Lehrer beigewohnt, die Schüler arbeiten angesehen und mit Schulvorstehern Rücksprache genommen Die Bemühungen, den Koch- und Haus- haltungSunterricht in den Lehrplan der Volksschulen aufzunehmen, ohne den übrigen Unterricht zu schädigen, fanden seinen Beifall Die günstigen Erfahrungen, die mit dieser volkswirtschaftlich wichtigen Disziplin gemacht wurden, veranlaßten ihn, bedürftigen Gemeinden zur Herstellung der dazu erforderlichen Einrichtungen und zur Unter haltung jBeihilfen zu gewähren; auch förderte er die in Dresden, Leipzig und Chemnitz bestehenden Kurse zur Ausbildung von Haushaltungslehrerinnen, an denen es bis dahin in Sachsen gefehlt hatte, indem er für die von diesen abzulegenden Prüfungen besondere Kommissare bestellte. Erfreulich war es für den Minister, wahrzunehmen, daß sich immer mehr Schulgemeinden bereit finden ließen, bei Feststellung der wöchentlichen Lehrstundenzahl für die Fortbildungsschule über das gesetzliche Mindestmaß hinauSzugchen und demgemäß den Lehrplan vollkommener zu gestalten. Gern gewährte er im Bedürsnisfalle eine entsprechende Beihilfe. Weil die bisher verfügbaren Mittel hierzu nicht ausreichten, wurde in den jetzt vorliegenden Staatshaushaltsetat ein höherer Betrag eingestellt. Auch wurde auf Veranlassung des Ministers in Chemnitz ein Kursus für Zeichenlehrer an allgemeinen Fortbildungsschulen eingerichtet, der einem all gemein gefühlten Bedürfnis entgegenkam. Die BildungS- bestrebungen der Lehrerschaft förderte der Minister durch Bewilligungen von Beihilfen zur Erweiterung der Pädagogischen Zentralbibliothek zur ComeniuSstiftung in Leipzig und des vom Sächsischen Lehrerverein errichteten Schulmuseums in Dresden. Auch für die Verbesserung der materiellen Lage der Volksschullehrer ist der Minister emgetreten Schon durch das Gesetz vom 4 Mai 1892 wurde der AnsangSgehalt erhöht und das Alters zulagensystem verbessert Eine weitere Erhöhung erfolgte durch das Gesetz vom 17. Juni 1898. Durch das Gesetz vom 26. Februar 1900 wurden die gesetzlichen Alters- zulagcn für die kleineren Schulgemeinden ganz, für die größeren teilweise auf die Staatskasse übernommen; eine Maßregel, die nicht nur den Gemeinden eine Erleichterung gewährte, sondern auch von der Lehrerschaft freudig begrüßt wurde, weil sie dazu beitrug, das Ansehen des Lehrerstandes zu erhöhen und den älteren Lehrern ihr Fortkommen zu erleichtern. Für die nächste Finanz periode beabsichtigte der Minister ein neues Lehrergehalts - gesetz vorzubereiten. Die Pensionsverhältnisse der Volks schullehrer und ihrer Hinterlassenen wurden wie die der Lehrer an den höheren Lehranstalten durch das Gesetz vom 25. März 1892 günstiger gestaltet. Auch die Nadel- arbeitSlehrerinnen erhielten durch das Gesetz vom 28. Februar 1900 Pensionsberechtigung. Um zum Schluß noch die Tätigkeit deS Ministers v. Seydewitz als Mitglied der in Lvan^vliois beauftragten Staatsminister und als Inhaber der Staatsaufsicht über die ReligionSgesell- schaften zu berühren, so sind vor allem zahlreiche Maßregeln zu erwähnen, durch welche die Lage der evan gelisch-lutherischen Geistlichen, ihre Anstellung«-, Gehalts- und Pensionsverhältnisse eine Besserung erfahren haben. Neben den Kirchengesetzen über das Beseyungsverfahren bei geistlichen Stellen vom 8 Dezember 1896, über die Verwaltung von Grundstücken geistlicher Lehen vom 5. Januar 1897, über die Ausübung des Kirchen- patronats und der Kollatur über geistliche sinter vom 28. April 1898 und die Dauer des Gnadengcnusse» der evangelisch-lutherischen Geistlichen vom 31 Mai 1898 gehören hierher die Staatsgesetze über die Pensions- Verhältnisse der evangelisch-lutherischen Geistlichen und ihrer Hinterlassenen vom 16. April und 3. Mai 1892 und vom 3. Mai 1898, sowie die wiederholten Anträge auf Erhöhung der StaatSzulagen für Geistliche und geistliche Stellen auf den Landtagen 1891/92, 1897/98 und 1905,06. Wie der Kirche des eigenen Glauben«, so hat der Minister auch der römisch-katholischen Kirche rege Förderung angedeihen lasten Zeugnis dafür ist daS fortgesetzte Anwachsen der katholischen Pfarreien, deren Zahl während der Amtszeit des Ministers von 33 auf 43 gestiegen ist, der Kirchengebäude und Kapellen, die sich während derselben Periode um 12 vermehrt haben, der katholischen Geistlichen, deren Anzahl von 81 Bildende Kunst. * Ein Preisausschreiben für anhaltische Kunst maler erläßt die Stadt Zerbst. Sie gedenkt aus An laß ihrer 1907 bevorstehenden 900jährigen Jubelfeier den RathouSsaal mit zwei Tafelgcmälden zu schmücken Sie sollen Episoden au« der Etadtaeschichte darstellen, etwa au« der Reformationszeit mit Luther und aus der Zeit, in der Zerbst an die Askanier kam Als Maßstab der Bilder ist eine Breite von etwa 3L5 m und eine Höhe von 3,20 m bestimmt. Anhaltische Künstler, zu denen auch solche gehören, die in Anhalt geboren, aber ander wärts ansässig sind, werden ersucht, ihre Anmeldungen beim Magistrat der Stadt einzureichen Munk. * Der Komponist Saint-SaLns hat, wie man aus Paris schreibt, nunmehr das Ehrenpräsidium des Musikalischen Salons angenommen, der, als ständige Einrichtung, vom kommenden Frühjahr ab dem Salon für bildende Kunst angegliedert werden soll und der an jedem Dienstag und Freitag Vorführungen jener musi kalischen Werke bringen soll, die von der Jury zur „Aus stellung" zugelasten wurden Vorsitzender dieser Jury, der die angesehensten Musiker der französischen Hauptstadt angehören, ist der Pariser Konservatoriumüdirektor Gabriel Faur«. 301 auf 97 vermehrt worden ist Endlich aber verdienen auch di« erfolgreichen Bemühungen des Minister« rühmlich heroorgehoben zu werden, den Frieden zwischen den ver schiedenen Konfessionen aufrecht zu erhalten. So ist c« denn im ganzen ein arbeitsreiche», aber auch von reichstem Segen begleitetes Tagewerk, auf da« der scheidende Minister zurückblicken darf. Seine Ver dienste sind von den drei Königen, unter denen er ge wirkt, mit den höchsten Auszeichnungen geehrt worden. Er erhielt 1893 da« Großkreuz des Verdienstorden« und 1898 den Hausorden der Rautenkrone. Auch da« Land wird ihm ein dankbare« Andenken bewahren. Möge ihm noch ein langer, glücklicher Lebensabend be schießen sein! Tagesycschichte. Dresden, 16. Februar. Se Majestät der König wohnte heute vormittag der Rekruten- besichtigung beim 3. Bataillon deS 2. Grenadier regiments Nr. 101 in der Kaserne bei und hörte nach Rückkehr ins Residenzschloß die Vorträge der Herren Staatsminister und des König!. Kabinetts- sekretärs. Mittags '41 Uhr empfing Se. Majestät den König!. Preußischen Generalleutnant v Trotha, Exzellenz, und den Rittmeister Kirsten vom 3. Ulanen regiment Nr. 21 zwecks Meldung Beide Herren wurden zur Königlichen Frühstückstafel zugezogen. — Ihre Majestät die Königin-Witwe empfing gestern nachmittag 5 Uhr Se. Durchlaucht den Fürsten Reuß j. L. Heinrich XIV. und '«6 Uhr Ihre Durch laucht die Prinzessin Marie Reuß ä. L., vcrw. Erb gräfin zu ?)senburg und Büdingen. Dem für die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Leipzig vom 20. bis mit 22. d. M. aufgestellten Programm ist folgendes zu entnehmen: Se Majestät der König trifft am 19. Februar 10 Uhr 20 Min. auf dem Magdeburger Bahnhof ein nimmt im König! Palais an der Goethestraße Quartier. Ein Empfang Sr. Majestät dec- Königs bei der Ankunft findet nicht statt. Für Dienstag den 20. Februar ist von HO bis 10 Uhr vormittags die Aufstellung und der Vorbei marsch der Garnison auf dem Kasernenhvf des 8. Infanterieregiments Nr. 107 und sodann von '^11 bis 11 Ühr der Besuch der Vorlesung des Prorektors Prof. Or Rietzschel im Augustinum über die christliche Liebestätigkert, ihre Geschichte und ihre Aufgaben, und von ^12 bis 12 Uhr der Besuch der Vorlesung des Prof. Vr Partsch über Geographie von Amerika vorgesehen. Nachmittags wird Se. Majestät der König von ^3 bis zc.4 Uhr den Städtischen Vieh- und Schlachthof, von zz.4 bis 4 Uhr das Städtische Wasserwerk «Enteisenungs anlage in Probstheida» und das Bölkerschlachten- denkmal und von bis »«5 Uhr das Johannis Hospital besichtigen ^6 Uhr findet bei Sr. Majestät im Palais Tafel statt. Abends '48 Uhr wird Sich Se Majestät zur patriotischen Aufführung nach dem Kristallpalast und um 9 Uhr zur Soiree zum kom mandierenden General, General der Infanterie Graf Vitzthum v. Eckstädt, Exzellenz, begeben. Am Mittwoch, den 21. Februar sind vor mittags von '»10 bis 10 Uhr der Besuch der Uni versitätsbibliothek in der Beethovenstraße und sodann der Besuch der Vorlesungen des Prof. vr. Eredner über allgemeine und historische Geologie und des Prof. I)r Sattler über Augenheilkunde in Aussicht genommen. Nachmittags von '43 bis '«4 Uhr wird eine Besichtigung der Fabrik für Buchdrnckmaschinen von I. G. Scheller u. Giesecke, Leipzig-Kleinzschocher und von '-4 bis '»5, Uhr eine solche der Fabrik für Ackerbaumaschinen von Rud. Sack, Leipzig-Plag witz folgen. '46 Uhr findet König!. Tafel im Palais statt, nach der Se. Majestät der Aufführung deS Lustspiels „Die Schulreiterin" und des einaktigen Schwankes „In Zivil" im neuen Theater beiwohnen und nach dem Theater eine Herrengesellschaft beim Königl. Kreishauptmann, Wirk!. Geh. Rat vr. v. Ehrenstein, Exzellenz, mit Allerhöchstseinem Be suche auszeichnen wird. Bon hier aus wird Se. Majestät den Fackelzug der freiwilligen und Fabrik seuerwehren des Leipziger Feuerwehrverbands in Augenschein nehmen Donnerstag, den 22. Februar wird Se. Majestät der König vormittags ',10 Uhr das Polizeiamt besichtigen und von '411 Uhr ab den Vorlesungen des Geh. Medizinalrats Prof. l)r. Trendelenburg „Chirurgische Klinik" und des Prof. vr. O. Mayer „Deutsches Verwaltungsrecht" bei wohnen. In den Nachmittagsstunden wird Se. Majestät die Ehromographische Anstalt von Meißner u. Buch in der Sidvnienstraße und das Biblio graphische Institut von Meyer in Leipzig-Reudnitz besuchen. '46 Uhr nachmittags findet nochmals bei Sr. Majestät dem Könige im PalaiS Tafel statt. Bon '48 bis 9 Uhr abends ist der Besuch deS Ge wandhauskonzerts in Aussicht genommen und danach wird Se. Majestät die Gesellschaft der Offiziere des Beurlaubtenstands mit Seinem Besuche auSzeichnen. Dresden, 17. Februar Als Vertreter Sr. Majestät des Königs nimmt der Oberschloßhaupt- mann v. Carlowitz-Hortitzsch, begleitet von dem Legationssekretär Frhrn. v. Biedermann, an den Bei setzungsfeierlichkeiten in Kopenhagen teil. D-irtsch-S Reich. Berlin. AuS Kiel wird berichtet: Se. Majestät der Kaiser ist gestern um 3 Uhr nachmittags mit Gefolge im Sonderzug hier eingelrosfen. Auf dem Bahnhose hatten sich zum Empfange eingefunden: Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen, Großadmiral v. Köster, der Stadtkommandant, der Polizeipräsident u a. Der Kaiser begab Sich an Bord de« am Bahnhofe liegenden Verkehrs- bootcS „Hulda" und fuhr nach der Germaniawerst, wo eine Besichtigung der Werft und de« im Bau befindlichen Linienschiffs „Deutschland" erfolgte. Nach dem Besuche der Germaniawerst begab Sich der Monarch zur Kaiser!. Werft und nahm dann auf dem Linienschiff „Preußen" Wohnung Beim Hissen der Kaiserstandarte auf diesem Schiffe flaggten die im Hafen liegenden Kriegsschiffe über die Toppen Im Laufe des Nachmittags empfing der Kaiser den Direktor der Hamburg-Amerika-Linie Kapitän z S. a D. v Grumme und begab Sich um 6 Uhr nach dem Königl. Schlöffe, um bei dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich zu speisen Nach dem Diner im Königl. Schlöffe kehrte der Kaiser an Bord des Linienschiffes „Preußen" zurück und trat um 1,10 Uhr die Reise nach Kopenhagen an. Als das Schiff den Hasen verließ, feuerten die im Hafen liegenden Kriegs schiffe Salut, die Mannschaften paradierten — Der Einzug der Braut des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen wird am 21 d. M nach mittag« stattfinden. Um 5 Uhr wird der Zug durch das Brandenburger Tor den Pariser Platz erreichen, wo die städtischen Behörden die Prinzessin feierlich begrüßen werden — Die vom 14. Februar ab ausgegebene Nummer 4 des Reichsgesetzblatts enthält eine Verordnung vom 5 Februar 1906, betreffend Ergänzung und Abänderung der Verordnung zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See vom 9. Mai 1897, sowie eine Be kanntmachung vom 10. Februar 1906, betreffend die Seestraßenordnung vom 5. Februar 1906 — Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung den Antrag betreffend Abänderung des Etatsentwurfs für das Reichsschatzamt auf das Rechnungsjahr 1906 angenommen, ebenso den AuSschußantrag zu der Vorlage vom 26 Januar d. I. betreffend den Entwurf einer Gerstcnzollordnung Vor der Plenarsitzung hielten der Ausschuß für Justizwesen, die vereinigten Aus schüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Rechnungswesen Sitzungen ab. — Am Montag und Dienstag nächster Woche finden hier die Vollversammlungen desDeutschenHandels- tag« statt Es haben hierzu ihr Erscheinen in Aussicht gestellt Reichskanzler Fürst v. Bülow, Staatssekretär de« Reichsamts des Innern vr. Graf v. PosadowSky-Wehner, Handelsminister Delbrück nebst Kommissaren. Außerdem werden durch Kommissare vertreten sein da« Reichsschatz amt, das Reichseisenbahnamt, das Reichsjustizamt. da« preußische Ministerium für öffentliche Arbeiten, das preußische Justizministerium, da« preußische Finanz ministerium, das sächsische Ministerium des Innern, das württembergische Finanzministerium rc — Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht eine Ver ordnung vom 5. Februar 1906, betreffend die Er gänzung und Abänderung der Verordnung zur Verhütung des Zusammenstoßes von Schiffen auf See vom 9. Mai 1897, ferner die Bekanntmachung vom 10. Februar 1906, betreffend die Seestraßenordnung vom 5. Februar 1906. — Der Vermögensstand der Träger der staat lichen Arbeiterversicherung hatte Ende 1904 die Summe von rund 1586 Mill. M erreicht. Davon nahmen die Jnvalidenversicherungsanstalten 1160,4 Mill. Mark in Anspruch. Die Reservefonds der Berufs genossenschaften beliefen sich auf 197,1 Mill M, wozu noch 10,6 Mill. M an Kapitaldeckungs- und Reserve fonds bei den Versicherungsanstalten der Bau-BerusS- genossenschaften und 31,7 Mill M Betriebsfonds kamen. Die Krankenkaffen hatten Ende 1903 einen Über schuß der Aktiva über die Passiva von 180,4 Mill. M Da dieser Überschuß sich in den letzten 5 Jahren durch schnittlich jährlich um 5,3 Mill M steigerte, so wird man nicht fthlgehen, wenn man den Vermögen-beftand der Krankenkassen für da« Ende 1904 aus mindesten« 186 Mill M berechnet Da« Vermögen aller Ver- sicherungtträger mehrt sich von Jahr zu Jahr beträcht lich. Bon 1903 auf 1904 konnten die Jnvalidcn- versicherungSanstalten ihren Bestand um 76,1 Mill M erhöhen. Die Vorschriften des neuen UnsallversicherungS- gesetzeS sehen bi» zum Jahre 1920 weitere Steigerungen der berufsgenoffenschaftlichen Reservefonds um ganz be deutende Summen vor. Diese Reservefonds haben von 1903 auf 1904 um 17 Mill M zugrnommen. Der Überschuß, den die Krankenkassen jährlich zurücklegen, ist auf 5,3 Mill M im Durchschnitt schon oben angegeben. Man wird deshalb nicht zu weit gehen, wenn man an nimmt, daß vorläufig noch die Vermögen der drei Ver sicherungsträger sich von Jahr zu Jahr ym etnur 100 Mill M steigern werden. Danach würde schon Ende 1905 diese« Erwögen auf nahezu 1,7 Milliarden M. gestiegen sein, und man würde annehmen können, daß Ende 1908 die zweite Milliarde Mark vom Vermögen der Träger der staatlichen Versicherung erreicht sein wird Schließlich ist zu bedenken, daß vom 1 März d. I. ab ein neuer Vermögenestock für die Arbeiterversicherung angesammelt werden wird, der Fond« für die Arbeiter- Witwen- und Waisenversicherung, der bereit« im Etat des ReichüschatzamtS für 1906 ausgebracht ist Welche Beträge darin jährlich angesammelt werden dürften, läßt sich gegenwärtig nicht übersehen. Jedenfalls wird auch er noch dazu beitragen, die Summen, die in dem Ver mögen der Versicherungsträger für Arbeiterwohlfahrts» zwecke festgelegt werden, beträchtlich zu erhöhen. — Die „Berl. Pol Nachr." schreiben: Die bemerkens werten Äußerungen des preußischen Handelsministers Delbrück über unsere Sozialpolitik werden zweifellos in den Kreisen der Arbeitgeber mit größter Befriedigung begrüßt werden Die Kritik, die dabei an dem einseitigen Ausbau unserer sozialen Gesetzgebung nach den Wün schen der Arbeitnehmer und an der unter sozialdemo kratischem Einfluß sich vollziehenden Gestaltung dieses Vorgehens zu einem Kampfe gegen die Arbeitgeber geübt wurde, traf in« Schwarze. Rechnet man dazu die volle Anerkennung, welche die Verdienste weiter großindustrieller Kreise gegenüber ihrer Arbeiterschaft feiten« des Ministers sanden, so wird daran nicht zu zweifeln sein, daß das Mißtrauen, von dem jetzt viele, und zwar nicht die schlechtesten, Männer in der Industrie gegen die herr schende Sozialpolitik erfüllt sind, weicher» und volles Vertrauen wiederkehren wird Denn wenn jetzt vielfach Unlust zum Mitwirken an der weiteren Ausgestaltung der sozialen Gesetzgebung bei den Industriellen wahr zunehmen ist, und wenn diese Verstimmung hier und da selbst einen über Gebühr scharfen Ausdruck gefunden hat, so liegt der Grund dafür doch ausschließlich in dem bitteren Gefühle, ungerecht behandelt zu werden. Ge winnen die Arbeitgeber erst wieder das Bewußtsein, nicht als eine reaktionäre, rückständige Masse angesehen zu werden, denen man jeden Fortschritt mit Gewalt abrinzen müsse, und erkennen sie, daß man bereit ist, Licht und Schatten zwischen ihnen und den Arbeitern gleichmäßig zu verteilen, so wird unsere Industrie zweifellos wieder bereit sein, vertrauensvoll mit den Verbündeten Re gierungen auch auf sozialpolitischem Gebiete zusammen zu arbeiten. Preußischer Landtag. Die gestrige Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde ganz mit der Besprechung der Handels- und Gewerbeverwaltung au-gefüllt. Die Abgg Malkewitz (kons), Schröder-Cassel (ul) und v Zedlitz (srkons) behandelten die Fragen des Handwerks und der Heimarbeit. Letzterer verlangte auch kräftige Bcr tretung von Handel und Industrie im StaatSministerium und Einwirkung aus die Sozialpolitik deS Reiches seitens des Handelsmiuisters Minister Delbrück erwiderte, daß er sich in LS jähriger Tätigkeit volles Verständnis sür die Bedeutung des erwerbenden Mittelstands erworben habe Es sei zwar leicht, die Erfüllung der aus diesen Kreisen erhobenen Wünsch« zu versprechen, aber bei der Durchführung stellten sich nur zu häufig unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen Er ver spreche aber, an alle Ausgaben mit vollem Ernst und un befangen heranzutreten Sehr erwünscht sei es, daß die Handwerkerfragen durch die Beschlüsse des Cölner Gewerbe- un d HandelSkammertagS au- dem Bereiche theoretischer, grund sätzlicher Erörterungen in das der Praxis übergesührt seien. Hamburg. Der bisherige preußische Gesandte bei den Hanscstädten, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Tschirschky) und Bögendorff, wurde gestern im Rathause vom Präsidenten des Senats empfangen und überreichte diesem sein Abberusungsschreiben Nach dem Empfange fand ein Frühstück im Kaisersaalr statt, an dem der Staatssekretär teilnahm. Lfterretch-Ungarn. Wien. Die Jungtschcchen haben im Abgeordneten haus? eine Interpellation eingebracht, in der eine authen tische Interpretation deö Artikels zwei des Bündnis vertrags zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland mit Bezug auf eventuelle in der Marokkofrage sich und Domchor« zu Berlin, die gestern rm Musen- hauSsaale abzehalten wurde, nur mäßig besucht, so ge staltete sich der künstlerische Erfolg zu einem um so er- freulichrren. Die acht Herren aus der Reichahauptftadl, die uns übrigens zehn Jahre ferngeblieben waren, suchen und finden ihre besondere Stätte im chorischen Zusammen gesang. Auf ihn ist ihr gesamter Vortrag geschult, der jedem mehr solistischen Hervortrcten nach Möglichkeit wehrt. Der Zusammenklang der Stimmen, deren Zu sammengehen, sei eS im einfachen Satze, sei es im poly phonen Gewebe, steht ihnen obenan, und dabei sind sie doch auch im einzelnen betrachtet keineswegs schlecht be stellt, sie nennen beispielsweise einen profunden Baß ihr eigen, der an den entscheidenden Stellen alle erforder liche Resonanz zu entwickeln vermag Dann erwies sich auch der Tenor des Hin. Neubauer selbst im Solo- vortrag noch recht erfreulich wirkend Etwas farblos im Ausdruck zwar, aber doch edel und stilvoll in der Ton gebung sang der Genannte die Arie „Mit Würd und Hoheit angetan" aus Haydns „Schöpfung". Doch, wie schon gesagt, im chorischen Zusammengesang suchen und finden die Herren ihre Stärke und zwar ganz besonders wieder im geistlichen Genre Da zeigt es sich besonders, daß sie aus dem Verbände des berühmten, jetzt von Prof H Prüfer geleiteten Berliner Chores zu uns kommen Palestrinas „0 dons 3esu" kann man kaum stilvoller und schöner hören. Der gesangliche Vortrag, das An- und Abschwellen des Tones rc, zeugte von der auSgezeichncten Schulung dieses Chores, gleicherweise wie von dem Erfassen des Wesens der Palestrinaschen Tonmystik Ganz glänzende Leistungen waren im ersten (geistlichen) Teile noch die Wiedergabe der „armen Seele" von Albert Becker und des „Palmsonntagsmorgen" von Mar Bruch, während uns dann im zweiten Teile, in Reinhold Beckers „Hochamt im Walde" des Pianissimos fast etwas zu viel wurde Hegars „Totcnvolk" konnte uns gleichfalls weniger ansprechen; erstens ist es nun einmal eine „Chor"-Ballade, erfordert stimmliche Maffcn- wirkung, dann erheischt cS auch, sagen wir moderneren Vortrag, einen Vortrag auf den Wortakzent. In den älteren weltlichen Sachen kamen die Herren wieder in ihr Element. Donatis reizende .,ViIIsnoUa all» Xapolltuna" und der von Othegraven bearbeitete „Leiermann" mußten wiederholt werden. O. S. * Von der in weiten Kreisen bekannten Münz- und Medaillensammlung des am 29 November 1900 in Dresden verstorbenen Herrn G. Adolph Kneift ge langt am 5 März d. I durch die Firma A Heß Nachf. in Frankfurt a. M, im Auftrag der Erben ein weiterer Teil, der den Hauptglanzpunkt ver Sammlung bildet, zur öffentlichen Versteigerung Es sind die Münzen und Medaillen von Sachsen, bez der Markgrafschast Meißen sowie Thüringen und Polen Die Erhaltung der Stücke ist durchgehends eine vorzügliche; im Katalog wird, um hinsichtlich der Wertbemeffung einen Anhalt zu geben, auf frühere Spezialwerte, namentlich Katalog Merse burger, Leipzig 1894 mit festgesetzten Preisen fast durch gängig Bezug genommen Leider gestattet der zur Ver fügung stehende Raum keine eingehende Besprechung, nur einige« sei heroorgehoben: Brakteaten von Konradi, der Große 1130—56 sind sechs verschiedene Exemplare, zum Teil au« dem im Jahre 1898 zu Paußnitz ge hobenen Münzfund stammend, vorhanden. Nach den Brakteaten folgen um 1300 die ersten Groschen, die nicht unbedeutend schwerer als die heutigen '4 Markstücke und von sehr gutem Silber sind, in ununterbrochenen Suiten, bi« 1500 die ersten Taler (Nr 165) erscheinen, die Albrecht des Beherzten Namen mit Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen, tragen. Gold gulden (Nr 771) wurden von Albrecht allein in Leipzig gelchlagcn und waren der Messen wegen notwendig und beliebt Die Dukaten sind feineren Gehalts, kommen aber in Sachsen erst später auf Taler wurden auch in doppelter, drei-, vier-, ja fünffacher Schwere geschlagen (vgl Nr 1053); sie gehören infolge früheren Einschmelzen« nun zu den großen Seltenheiten Von viereckigen Stücken, Klippen genannt, die al« Prämien, anläßlich ver anstalteter Schießen in der Residenz, ausgeEilt wurden, ist d»e schwerste, ebenfalls fünffach Nr 1041. Eine andere zeichnet sich durch abnorme Größe aus Nr. 1223 vom Jahre 1676 erzielte bei der Versteigerung Engelhardt im Jahre 1896 200 M.; Hervorzuheden ist ferner eine sechseckige (Nr. 1400) vom Jahre 1719 auf das Schncpperschießen beim Bergmanns fest, anläßlich der Vermählung des Kurprinzen, nach maligen Friedrich August II. Medaill," find in größter Reichhaltigkeit vorhanden. Tie kleinsten, in Größe einer Linse, sind zu je 6 Stück in silbernen Döschen verpackt, unter Johann Georg III. und August dem Starken auf gekommen (Nr 1246 und 1333) Eine andere silberne Dose enthält 9 Stück silberne Medaillen in Größe eine« Fünfpfennigstücks, anscheinend AugSburgerArbcit (Nr 1239). Die komplette Folge der sogenannten Planetenmedaillen, bei ebendenselben Hochzeitsseierlichkeiten wie obige Klippe geschlagen, ist die wertvollste (Nr. 1372). Sie Dar stellung der Rückseite von ersterer Medaille betrifft das Feuerwerk an der Elbe; von der zweiten die Waffcrjagd auf der Elbe, die der dritten das Tournier auf dem Altmarkt, die der vierten den Jahrmarkt im Zwinger, die der fünften das Karussell im Zwinger, die der sechsten das Damenwettrennen im Großen Garren, die der siebenten den Aufzug der Bergleute iin Plaucnschen Grunde Das größte Stück der Sammlung überhaupt ist ein Medaillon der St Anna Fundgrube bei Freiberg (Nr. 1262), wiegt ziemlich '4 Pfd. und hat etwa 8 cm im Durchmesser; ein zweites Stück (Nr. 1263) ist von Blei Erwähnenswert sind auch die Prämientaler und Doppeltaler sür die Bergakademie Freiberg, für Landwirte sowie für Künstler (Nr. 1521, 1564 bis 69). Endlich auch Prämienspezies 1830 sür da« Forst institut zu Tharandt (Nr. 1741) und die landwirtschaft liche Lehranstalt daselbst (Nr. 1742), welches Stück überhaupt noch nie zum öffentlichen Angebot gekommen ist. Kataloge mit drei Tafeln Abbildungen sind von Adolph Heß Nachfolger in Frankfurt a M vorläufig noch unentgeltlich zu beziehen
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