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«rllrflr Leit««« »e»;«»« Diel»« »KM enkhSU »re amlttche« «el Montag, am 25. August 1930 96. Jahrgang «uzetgeuprei«: vt« « Millimeter »rett« PetitMe 29 Retchtpseunige. Clngesawdt »n4 Reklamen «0 RetchSpsennig« i Nr. 197 Bezugspreis: Für «Inen Monat r.M AM. mit Zutragen, einzelne Nummern 18 Reicht- pfennige :: Gemein-e - Verdankt - Girokonto Nr. S. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 408 :: Postscheckkonto Dritten 12 548 —. — Weitzeritz-Zettung Rageszeiwng MS Anzeiger für DippoMswawe, Schmie-ederg «.L Bienenseuche. Unter den Bienenvölkern des Wünschelrutenforschers Flem ming und des Fahrradhändlers Beutel, hier, ist die bösartige Fauibruk ausgebrochen. . Dippoldiswalde, am 23. August 1930.Der Sladlral. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Anders als sein Vorgänger war der gestrige Sonntag. Wohl war am Vormittag der Himmel noch bedeckt, ja, um die Mittagszeit gab es sogar einige kleine Spritzer, aber der Nachmittag brachte uns doch noch herrlichen Sonnenschein. Das war Anlaß genug, hinauszu ziehen, ein Stück zu wandern. Wer dann durch die Fluren geht, dem wird das Herz freilich schwer, wenn er sehen muß, wie durch die große Feuchtigkeit noch so viel draußen steht und verdirbt, wie der Hafer schon ganz schwarz geworden ist, wie die Früchte noch nicht reif von den Bäumen fallen, vielfach auch angefressen sind. Auch für die Kartoffeln wird die viele Nässe nun zu viel. Wohl scheint es wieder ein mal, als ob sich das Wetter zum Bessern wenden wollte; es hat uns aber dies Jahr schon so oft genarrt, daß man noch nicht recht daran glauben will. — Der Verkehr, auch an der Talsperre, war gestern stark. Die Eisenbahn konnte ihn gut bewältigen; auf der Staatsstraße Dresden—Zinnwald gab es nur kurze Zeitspannen, wo kein Auto vorüberfuhr. Be denklich muß es stimmen, wenn man beobachten mußte, wie junge Leute aus einem großen Gesellschafksauko in der Nähe der Wendischcarsdorfer Zungviehweide trotz des starken Verkehrs immer über die Straße liefen und Garben vom Felde nach ihrem Wagen schleppten. Was sollte das für Zweck haben, und wie leicht konnte dabei ein Unfall ge schehen. Man muß sich überhaupt wundern, daß bei dem starken Verkehr und der oft großen Unachtsamkeit des Pub likums der Tag ohne großen Unfall verlaufen ist. Dippoldiswalde. Gestern abend kurz vor 10 Uhr trug sich am Eingang der Stadt von Dresden her ein Unfall zu, der glücklicherweise ohne größeren Schaden an der Gesund heit von Menschen und Material abging. „Künzels Ecke" gegenüber -ein Hofe vom Noten Hirsch ist ja schon lange als ein Gefahrenpunkt für den Verkehr festgestellt worden, und bei einer Besprechung von Vertretern des Slraßen- und Wasserbauamkes und des Skadlrakes und der Amts- haupkmannschaft ist auch Abhilfe zugesagk worden, bisher ist aber leider noch nichts geschehen, trotzdem an dieser Stelle durch Einrücken des Zaunes und Verbreiterung der Straße bessere Uebersicht und damit Abhilfe leicht zu schaffen ist. Als gestern um genannte Zeit ein staatlicher Krafkautobus von Dresden kam, kam ihm an dieser Stelle ein anderer Autobus entgegen. Der Wagenführer des ersteren fuhr nun soweit rechts, daß er eine Steinsäule des Künzelschen Gartens umbrach und ein Stück Zaun umlegte, anschließend aber auch den Fußweg überfuhr. Ein gerade dort stehendes Paar, ein junges Mädchen und ein junger Mann, wurden dabet an den Zaun gedrückt und leicht verletzt. Hoffentlich gibt der Unfall Veranlassung, daß nunmehr beschleunigt die gefahrenreiche Stelle beseitigt wird. DippvkdtAvalde. Im hohen Alter von 84 Jahren starb in der Nacht zum Sonntag der priv. Bäckermeister Ferdinand Baumgarten, hier, ein Mann, dessen Leben bis zum Alter nur Arbeit, Arbeit auch im Dienste der Allgemeinheit war. Daß diese Arbeit zunächst einmal seiner Berufs-Bereinigung galt, ist wohl selbstverständlich und so war er denn auch in der Bäckerinnung ein eifriges Mitglied und Mitführer. Darüber hinaus wirkte er aber auch l5 Jahre lang, von Anfang 1894 bis Ende 1908, als Stadtverordneter, und hat dort im Kollegium und in den Ausschüssen tätig mit geholfen im Dienste der Stadt. Biele Korporationen konnten ihn zu ihrem Mitglied, später wohl auch zu ihrem Ehrenmitglied zählen. Als alter Soldat und Mitkämpfer des Krieges 1870/71 diente er dem hiesigen Militärverein und war lange Jahre stellvertretender Vorsitzender. In der priv. Cchützengesellschaft war er ebenfalls außerordentlich tätig. Lange Jahre, zuletzt , als Ehrenmajor, führte er das Korps. Beide Vereine er nannten ihn zu ihrem Ehrenmitglied. Auch der Freiw. Feuer wehr gab er jahrelang seine Kräfte, und als lin Weltkrieg ein Großteil der Mannschaften einberufen, die Sektionen immer schwächer wurden, stellte er sich bereitwilligst wieder zur Ver- fügung. Die letzten Lebensjahre lebte er zurückgezogen, nahm dabei aber immer noch regen Anteil an allem, was im öffent lichen Leben und in den verschiedenen Korporationen vor sich ging. Nun ist sein Leben ausgelöscht, was er geschafft, wird bleiben und sein Wirken wird in Erinnerung fortbestehen. Er ruhe in Frieden. Dippoldiswalde. Von der städtischen Polizei wurde ein auf der Durchreise befindlicher Arbeiter festgenommen und dem Amtsgericht zugeführt, weil er wegen Diebstahls von einer auswärtigen Behörde steckbrieflich gesucht wird. — Der Aktionsausschuß der Deutschen Staatspartei für den Bezirksverband Dippoldiswalde lädt für Sonnabend, den 30. August zu einem Staatsbürgerabend nach Hotel „Stadt Dresden ein. Wer sich über Entwicklung und Ziel der Deutschen Etaatspartei orientieren möchte, findet dort Gelegenheit. Prof. Bogel ist als guter und sachlicher Redner bekannt. — Am gestrigen Sonntage begingen die Schrebergärtner von Dippoldiswalde ihren Schrebertag. Aus diesem Grunde wurden von den Kleingärtnern Blumensträuße ge bunden und an arme und kranke Leute, Behörden usw. verteilt. Den ganzen Vormittag trugen Mädchen Blumen in die Häuser. Die Ueberreichung der Blumen an den Groß mütterchenverein gestaltete sich zu einer schlichten Feier. Die Gemeindeschwester und die Mädchen des Iungmädchen- vereins verschönten diese Feierstunde durch Gesang und einen Gedichksvortrag. Hierauf erfolgte die Verkeilung der Blumen, wozu Frl. Hellriegel und ein Vorstandsmitglied der Gemeinschaften liebevolle Worte sprachen. Insgesamt wurden 222 Blumenspenden verkeilt. Dieser Schrebertag galt gleichzeitig als Werbetag für die gesamte Schreber- bewegung. keicliltäckt. Hier ging am Sonnabend das Gerücht, daß die Tochter eines hiesigen Gutsbesitzers heimlich geboren habe. Das wurde auch als Tatsache festgestellt und das Mädchen einer Klinik zugewiesen. Die Frucht konnte bisher nicht ge funden werden. Die Ermittlungen sind noch im Gange. Niedersraueudorf. Schwerer Kummer hat die Familie des Installateur und Gastwirts Rich. Friebel hier betroffen. Gestern nachmittag war ihr 1SV- jähriger Knabe Rudi mit einem Freunde nach der Schule zu spazieren gegangen. Um zwei weitere Freunde zu treffen, die die Bezirksstratze entlang kamen, liefen sie über ein Feld. Dort stürzte Friedel Plötzlich zu Boden, und alle Be mühungen, ihn wieder zum Leben zu erwecken, waren umsonst. Ein Herzschlag hatte dem jungen Leben ein Ziel gesetzt. Ober- und Niederfrauendorf. Heule Montag begann auch an unserer Schule wieder der Unterricht. Vier volle Wochen konnten sich die Kinder erholen. War auch das Wetter nicht besonders gut, für die Kinder ist schulfrei im mer schön. Nun kehren sie zu neuer Arbeit zurück. Kom menden Montag um 9 Uhr findet die Nachfeier des Ver- fassungskages statt. Die Eltern der Ostern 1931 schulpflich tig werdenden Kinder haben im Laufe des Monats Sep tember die Anmeldung beim Schulleiter vorzunehmen. Schmiedeberg. Die Kirchgemeindeverkrekung Hal in ihrer letzten Sitzung vom 21. ds. Mts. beschlossen, die Kirchen steuer für 1930/31 wieder nach dem bisherigen Satze, 13 Prozent der Reichseinkommensteuer, zu erheben. Durch die Vakanz des Pfarramtes Kipsdorf ist der hiesige Orts pfarrer mit der Verwaltung der Amtshandlungen daselbst bis auf weiteres beauftragt worden. Es ist jedoch das Be streben, daß in jeder der beiden Gemeinden die Haupt- goltesdienste an den Sonntagvormiktagen stattfinden. Da her wurde beschlossen, den Beginn der Gottesdienste wechsel seitig auf die Zeiten von 9 und 11 Uhr vormittags zu legen. Auf Anregung des kirchenmusikalischen Beamten wurde die Gebühr für eine besondere musikalische Darbietung von aus wärts bei Trauungen von M. 5.— auf M. 2,50 herab gesetzt. Von gleicher Seite erging die Anregung, die schad haft gewordenen Chormäntel durch neue zu ersetzen. Kosten anschläge sollen vorher eingeholt werden. Eine freiwillige Kollekte für den Landesverband evangelischer Iungmädchen soll auch hier am Sonntag, dem 31. 8., gesammelt werden. Notwendige Reparaturen an der Kirche wurden dem Bau ausschuh übertragen. Schmiedeberg. Die nächste Mükkerberatungsstunde fin det am Mtitwoch, dem 27. August 1930, nachm. 2—3 Uhr in der alten Schule statt. Altenberg. Der rätselhafte Kistenfund am Großen Galgen teich, über den wir In voriger Nummer berichteten, hat eine harmlose Aufklärung gefunden. Die Kiste, die polizeilich auf gehoben wurde, gehört einem Dresdner Direktor, der in den heißen Juniwochen regelmäßiger Wochenendgast war und am Großen Galgenteich sein Zelt aufschlug. Eie enthielt, als sie hereingebracht wurde, nur noch Zeltstäbe; Wassen irgendwelcher Art befanden sich nicht darin. Dresden. Bekanntlich sind in verschiedenen Stadtgegenden sogenannte Parkplätze errichtet, auf denen Kraftwagen auf gestellt werden können. Mit der Frage, wo darüber hinaus Kraftwagen stehen dürfen, hat sich das Amtsgericht und das Oberlandesgericht Dresden zu befassen. So hatte der 2. Vor sitzende des Deutschen Auto-Clubs in Dresden, Alfred Katz, seinen Wagen auf den Stadtteil Weißer Hirsch aus einer Straße aufgestellt, auf der neben seinen Wagen zwei weitere Wagen zur Durchfahrt nicht mehr Platz hatten. Darin sah nun das Polizeipräsidium eine „Verkehrsbehinderung" im Sin ne der Kraftverordnung und übersandte dem genannten Club vorsitzenden ein Strafmandat. Dieses focht Katz durch gericht liche Entscheidung beim Amtsgericht Dresden an mit Erfolg, daß die polizeiliche Strafverfügung als zu Unrecht ergangen wieder aufgehoben wurde. Es stellte sich nämlich heraus, daß auf dem ganzen Stadtteil Weißer Hirsch keine Straße außer der Bautzner, auf der das Parken überhaupt verboten ist, so breit ist, daß neben einem stehenden Wagen noch zwei weitere Platz hätten, und irgendwo müsse doch der Wagen stehen. Somit könne also von einer Verkehrsbehinderung nicht gesprochen werden. Von einer Verpflichtung, einen Park platz aufzusuchen, könne, da die Kraftfahrverordnung dies nicht vorschreibe, keine Rede sein. Auf denselben Standpunkt stellte sich das Oberlandesgericht Dresden (2 OSta. 16.4. 30), das gleichfalls die Entscheidung getroffen hat, daß ein Kraft wagen überall aufgestellt werden dürfe, sofern dies an einer Stelle nicht ausdrücklich verboten sei oder die Aufstellung den Verkehr nicht lahmlege. Ergänzend hierzu hat das Kammer gericht (ES. 24. 3. 30) noch ausgesprochen, daß ein Kraft wagen auch die ganze Nacht über auf der Straße stehen bleiben könne. Eine Verpflichtung, ihn über Nacht in einer Garage unterzubringen, bestehe nicht. Heidenau. Sonntag in der achten Stunde wurde in Heide nau der Maurer Kahnert von einem Lieferwagen überfahren, als er aus seinem Garten zurückkehrte, in dem er Blumen fiir den Blumentag im Johanniterkrankenhaus geholt hatte. Der Wagen schleifte Kahnert mehrere Meter weit, ehe er zum Halten gebracht werden konnte. Der Verunglückte wurde mit schweren Verletzungen in das Johanniterkrankenhaus ein geliefert. Hier ist er bald darauf gestorben. Freiberg. Leichenfund. Aus dem Berthelsdorfer Hüttenteiche wurde eine weibliche Leiche gelandet, die neun bis zehn Tage im Wasser gelegen haben dürste. Die Unbe kannte ist etwa 30 Jahre alt und am rechten Arm und lin ken Unterschenkel bandagiert. Geithain. Hier ertränkte sich der 60 jährige frühere Wirt schaftsbesitzer Paul Wünsch, nachdem er sich zuvor mit einem Rasiermesser schwere Verletzungen beigebracht und sich darauf mit einem Schleifstein beschwert hatte, im Obersürstenteich. Wie verlautet, ist die Ursache dieses Freitodes in der Absage einer Witwe, ihn zu heiraten, zu suchen, deren landwirtschaft lichen Betrieb er verwaltete. Frankenberg. Der in den fünfziger Jahren stehende Kaufmann Edmund Meyde wollte vor einer Reise nach Dresden in den frühen Morgenstunden sich noch einige Eier auf dem Gaskocher kochen. Dabei ist er von einer Müdig keit übermannt worden und eingeschlafen. Das durch Ueberkochen des Wassers ausströmende Gas führte den Tod des rüstigen Mannes herbei, der sieben Kinder hinterläßt. Chemnitz. Schwerer Berkehrsunfall. Auf der Dresdner Straße stießen zwei Motorradfahrer mit voller Wucht zusammen. Der 20jährige Elektriker Erler und der 22jährige Chauffeur Richter, beide aus Chemnitz, wurden schwer verletzt. Chemnitz. Motorrad gegen Lokomotive. Abends fuhr am unübersichtlichen Staatsstraßenübergang der Linie Neuölsnitz—Wüstenbrand ein mit zwei Personen besetztes Motorrad der Lokomotive eines von Wüstenbranü kommenden Güterzuges in die Flanke. Dabei wurde dem Motorradfahrer der rechte Fuß abgequetfcht, während sein Beifahrer einen Armbruch erlitt. Plauen. Auf einem nächtlichen Konttollgang im Pfarr wald bei Roßbach wurde ein Beamter der Grenzwache Ebmath von einem Unbekannten mit zwei Schüssen bedacht, die glück licherweise ihr Ziel verfehlten. Unmittelbar nach dem Ruf: „Das ist einer vom Zwölften!" fielen die beiden Schüsse, mit denen unzweifelhaft die Ermordung des Beamten beabsichtigt war. Der Täter ergriff darauf die Flucht in Richtung Roß bach. Man nimmt an, daß es sich um den Racheakt einer Schmugglerbande handelt, die am 12. August von der Eb- mather Wache gestellt und zur Anzeige gebracht wurde. Löbau. Karbiderplosion. In Herwigs- dorf goß der Bäckerlehrling Kloße Wasser in eine mit Karbid gefüllte Flasche. Es erfolgte eine heftige Explosion, wobei Kloße derart schwer am Kopfe verletzt wurde, daß er in eine Zittauer Augenklinik gbracht werden mußte. Wetter für morgen: Trockenes, vorwiegend heiteres Wetter. Nach kühler Nacht tagsüber etwas wärmer als heute. Am Morgen örtlich, besonders in den Gebirgstälern Nebel, sich bald wieder auflösend. Schwache bis mäßige Winde aus östlichen bis südlichen Richtungen.