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Dresdner Journal : 09.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190602095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-09
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1906
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Bezugspreis: Beim Bezüge durch die HeschäNsNeue innertzakv Fresdens 2,SV M. (einjchl. Zutragung), durch dir im Deuijcheu Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurückscnduna der für die Schristleitung bestcmmten, aber von dieser mcht cm» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen. AreMer Houmal. Herausgegeben von der Königs. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm S Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Anküntztgungsgebahre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi- gung- Seite oder deren Raum 20 Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz ü Pf Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) sie Textreile mittler Schrift oder deren Raum SO Ps. Vrbühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. Freitag, den u. Februar nachmittags. ioo<> Ämllitinr Leil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bremser Otto Franz Wagner in Dresden für die von ihm am 8. August 1905 durch eine ausgezeichnete Leistung bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Weißeritz die bronzene Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zu verleihen, sie aiy weißen Bande zu tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatSange- horige Geh. Kommerzienrat Koppel in Berlin den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Wilhelm Orden an nehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Stationskontrolleur Zoll inspektor Kühne in Magdeburg den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser, König von Preußen, verliehenen Königl. Preußischen Roten Adlerorden 4. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die ihnen von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, verliehenen OrdenS- dekorationen annehmen und tragen, und zwar der Oberkammerherr Graf v Wallwitz das Großkreuz des Verdienstordens vom heiligen Michael, der Zeremonienmeister Kammerherr Graf Wilding v. Königsbrück und der Kammerherr Frhr. v Burgk den Verdienstorden vom heiligen Michael L^Klasse. Ernennungen, Versetzungen re. im Sffent- Uche« Dienste. Im GeschLftSbereiche deS Ministeriums »er ^iuauzen. Verwaltung der Staatseisenbahnen. Ernannt: Geipel, seither BahnhosSinspektor I. Kl. 2 Gr. in ArnSdorf, als Kassenrevisor in Dresden; Albrecht, seither Bahnhos-inspeklor II. Kl in Grottau, als BahnhosSinspektor I. Kl. 2. Gr in Arnsdorf: Reindl, seither Station-Verwalter I. Kl in Demitz, als Bahnhos-inspeklor II Kl in Kratzau; Riehle, seither Stationsassistent I Kl, als Fahraeldkajsierer in Dresden Hbs.; Hammerschmidt und Haußig, seither Bureauassistentea, als Betriebssekretäre in Altenburg und Dresden-N.; K H Richter, seither Weichenwärter II Kl., als Weichenwärter I. Kl. in Dresden-Fr.; Knösche, seither Packer, als Bahnsteigschafsner in Bautzen; die nachgenannten Hilssweichenwärler re. al» Weichenwärter II Kl: E G Franz in Naundors b Dresden, F P Franz in Stauchitz, Golle, Grimm und Grünler in Reichenbach i. V , Glaser, König und Voigt in Dresden-N., Knäbel in Niederneukirch, Kunze und Weiß in Dresden A., Lorenz in Gera (Reuß), Opitz in Nerchau-Trebsen, Rolj in Freiberg, Schmatz in Grün hainichen, Vogel in Wolkenburg, Weißenborn in Zeitz und Winkler in Niederstriegis; Pönz, seither Hilssweichenwärler, als Packer in Zitlau. Post-Verwaltung. Ernannt: Steindorf, seither Postinspektor, als Postdirektor in Kamenz; Günther und Franke, seither Postanwärter, al- Postassistenten im Ober- Postdireklionsbezirke Dresden bez Chemnitz; Zimmermann Schuster und Bergwerksdirekwr Schmiedel als Post agenten in Helbig-dors (Bz. Dsdn.) bez. Hänichen (Bz. Dsdn.). (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Mchtamilichcr Teil. Tagesgcschichte. Dresden, 9. Februar. Se. Majestät der Köniq empfing heute mehrere militärische Herren Klink und Wissenschaft. Portrag -es Wirkt. Geh. Rats Prof. vr. v. Behring. Auf der zurzeit in Berlin tagenden Vollversammlung de» Deutschen Landwirtschaftsrats bildete da» Erscheinen de» Wirkt. Geh. Rates Prof, v Behring-Marburg in der Sitzung das wissenschaftlich bedeutendste Ereignis. Der Gelehrte verbreitete sich als Hauptberichterstatter über die Bekämpfung der Tuberkulose beim Rindvieh und hygienische Milcherzeugung. Eine erlesene Gesellschaft war zu dem Vorträge v. Behrings erschienen Am Regierungstische nahm auch der Kultus minister vr Studt Platz Sofort, nachdem Graf Schwerin-Löwitz die Sitzung eröffnet hatte, ergriff Referent das Wort und führte aus: Mich selbst beschäftigt jetzt in meinem Laboratorium viel weniger die Bovovaccination al« vielmehr die Lösung neuer tuberkulose-therapeutischer Probleme, von den ich vor einigen Monaten in Paris gesprochen habe. Ich würde die Sorge für die weitere Einführung der Booo- vaccination in die landwirtschaftliche Praxis ruhig in andere Hände übergehen lasten können, wenn ich nicht darauf angewiesen wäre, durch die geschäftliche Ver wertung meiner alten Arbeiten mir dl« Mittel zu be- , schaffen für die kostspielige Bearbeitung der neuen Auf gaben, deren Endziel die Bekämpfung menschlicher Krank heit und menschlichen Elend» ist. Ich komme damit zu der auf dem Pariser internationalen Tuberkulosekongreß von mir m Aussicht gestellten Bekämpfung der mensch lichen Tuberkulose auf Grund neuer Mittel und neuer Methoden Schon in Paris konnte ich darauf Hinweisen, daß der Versuch einer Tuberkulosetilgung beim Menschen geschlecht nach dem Schema der Bovovaccination nicht empfohlen werden kann. Wenigstens würde ich für meine zu Meldungen und hörte die Vorträge der Herren StaatSminister und des Königl KabinettSsekretÜrs. Dresden, 9. Februar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Gesrg wird heute abend im Verein für Erdkunde dem Vortrag des Oberstabsarztes vr. Wilke „Reisen in Griechenland" beiwohnen. Deutsche» Reich. Berlin. S«. Majestät der Kaiser hatte gestern früh eine Konferenz mit dem Reichskanzler und hörte dann im Königl Schloß die Vorträge des Chefs des Jngenieur- und Pionierkorps und Generalinspekteurs der Festungen, des Kriegsministers, des Ches« des Generalstabs der Armee und des Chefs des Militärkabinetts. — Aus Anlaß seiner diesjährigen Tagung hielt der Deutsche Landwirtschaftsrat gestern abend im Kaiser hof ein Festmahl ab, zu dem etwa 50 Gäste geladen waren, unter ihnen der Reichskanzler Fürst v. Bülow, die Minister Frhr. v Rheinbaben, v Podbielski, v Beth mann-Hollweg, vr. Delbrück, der Präsident des Reichs tags Graf v Ballestrem, Chef der Reichskanzlei Geh. Rat v. Loebell, Polizeipräsident v. Borries, die Gesandten Graf Lerchenfeld, Graf v. Hohenthal und Bergen, v. Oertzen und vr. Klügmann, Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern Wermuth, Unterstaatssekretär im Landwirtschaftsministerium v. Conrad, Prof, v Behring, Präsident des ReichsgcsundheitSamtS Geh Rat Bumm. Der Reichskanzler hatte den Ehrenplatz neben dem Vor sitzenden des Landwirtschaftsrals Grafen v. Schwerin- Löwitz inne. Nachdem Graf v. Schwerin nach längerer Rede ein mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser ausgebracht und Geh. Hofrat vr. Mehnert die Gäste begrüßt und darauf hingewiefen hatte, daß die Landwirtschaft den allergrößten Wert auf die Erhaltung des gegenseitigen Vertrauens zwischen ihr und der Regierung lege, sowie besonders des Professors v. Behring gedacht hatte, der Leuchte der Wissenschaft, die den Namen des deutschen Gelehrten in höchsten Ehren über Länder und Meere der Welt hinausgetragen habe, erhob sich der Reichskanzler zu folgender Rede: M. H I Füvs Jahre sind vergangen, seitdem ich zum erstenmal in Ihrer Mitte erschien. Seitdem habe ich meine- Wissens nie gefehlt, wenn sich der Deutsche Landwirtschastsrat hier vereinigte Und ich bin immer gern zu Ihnen gekommen. Auch außerhalb dieser fest lichen Gelegenheiten haben wir — mein Herr Nachbar zur Rechten hat dies soeben erwähnt — schon manches zusammen durchgemacht, Freud und Leid, und unsere Kameradschaft hat mehr als einen Sturm überdauert An einen dieser Stürme hat der Hr. Gras Schwerin, dem ich für seine gütigen Worte ausrichtig danke, erinnert: An die Fleisch- teuerung, die wir durchlebt haben Ich danke Ihnen, m. H , für die Anerkennung, die Sie mir für meine Haltung in dieser Frage durch den Mund Ihres Hrn. Vorsitzenden haben zuteil werden lassen Diese meine Haltung war aber selbst verständlich. (Bravo!) Mit ihr glaube ich nicht nur der Landwirtschaft, sondern dem Lande gedient zu haben. (Leb haftes Bravo.) An Tadel hat es natürlich trotzdem nicht gefehlt. Taran habe ich mich aber allmählich gewöhnt (Heiter keit), und zwar an Tadel von allen Seiten, je nachdem, von links und gelegentlich auch von rechts. Ist mir doch erst vorgestern aus Ihrer Mitte, und noch dazu von einem lang jährigen persönlichen Freund, mit dem zusammen ich einst die Schulbank gedrückt habe, zu Halle, auf dem guten alten Pädagogium, vorgeworsen worden, die von mir eingebrachle und vertretene Reichssinanzresorm trage einen revolutionären Charakter. (Heiterkeit.) Al- ich Botschaftsrat war, vor nun 20 oder 22 Jahren, sagte mir einmal mein damaliger Chef, der General v. Schweinitz, ein kluger und welterfahrener Mann: Ein Diplomat, sagte er mir, muß einerseits so fein fühlig sein, daß er es merkt, wenn eine Fliege hinter seinem Rücken durchs Zimmer fliegt; anderseits muß er ein Fell haben wie ein Rhinoceros. (Große Heiterkeit - Diese letztere Eigenschast gegenüber ungerechten Angriffen empfehle ich auch allen meinen Kollegen. Wer empfindsame Nerven hat, der taugt in unserer Zeit nicht zum Minister. Wegen der Fleischteuerung regnete es ja Angriffe auf mich und aus den Hrn. LandwirtschaflSminister, den Landwirt- schast-minister, von dem ich hoffe, und von dem wir alle hoffen, daß sein praktischer Blick und sein Organisations talent der Landwirtschaft noch lange an verantwortlicher Stelle erhalten bleiben mögen (lebhaftes Bravo). Durch solche Angriffe durfte ich mich nicht abdrängen lassen von Person vle Verunlwonung nicht übernehmen wollen, daß man einem menschlichen Säugling zum Zweck der Tuberkuloseverhütung lebende Tuberkelbazillen in die Blutbahn einspritzt. Dagegen stehen nach meiner Über zeugung keine grundsätzlichen Bedenken entgegen der Schutzimpfung von Kindern mit Hilfe eines Impfstoffs, der von vermehrungsfähigen Tuberkelbazillen frei ist und der im Tierexperiment sich auch wirksam erweist, wenn man ihn unter die Haut einspritzt, über einen ganz bestimmten Impfstoff dieser Art, dem ich den Namen Tuberkulase gegeben habe, möchte ich zum Schluß be richten, da dieser Stoff auch ein direktes Interesse für den Rindviehzüchter und Milchproduzenten hat. Der Tuberkulaseimpsstoff scheint mir nämlich berufen zu sein zur Ergänzung der nur für junge Kälber anwendbaren Bovovaccination, so daß auch im günstigsten Falle nach ihrer Einführung immer erst mehrere Jahre vergehen müssen, ehe für die Säuglingsmilchgcwinnuna tuberkulose freie Kühe zur Verfügung stehen. — Ilm schneller zum Ziele zu kommen, müßte man ältere Rinder und wo möglich noch die gesunden Milchkühe schutzimpfen können; da« ist aber bei der jetzigen Methode, bei der lebendes Virus in die Blutbahn eingespritzt wird, ein nicht un gefährliche« Unternehmen, da dieselbe Dosis von meinem Bovovaccin, die für neugeborene Kälber ganz unschädlich ist, ältere Rinder nicht selten unter den Erscheinungen de« akuten Lungenödem» tötet. Spritzt man Bovovaccin, da« bekanntlich leben-fähige Tuberkelbazillen enthält, unter die Haut, dann ist zwar die Gefahr de« Verlusts von Impflingen sehr viel geringer, aber der Jmpfersolg ist des wegen unsicher, weil ein großer Teil de« Impfstoff« unter der Haut liegen bleibt und eine lokale Tuberkuloseerkrankunq bewirkt, die dem Zustandekommen der Immunität hinderlich ist. Vor allem aber ist di« subkutane Einimpfung de« Bovo- vaccin« bei Milchkühen deswegen äußerst bedenklich, weil von den lokalisierten Tuberkuloseherden lebende Tuberkel- meiner Pflicht, von meiner gern erfüllten Pflicht, endlich Besserung in die ländliche« Verhältnisse zu bringen, dem Landwirt wieder Mut zu machen und damit dem gesamten deutschen Batrrlande zu nützen. (Lebhafte- Bravo.) M. H., ich weiß sehr wohl, daß die Fleischteuerung, die sich in ver schiedenen Gegenden längere Zeit drückend fühlbar gemacht hat und zum Teil noch fühlbar macht, eine fehr ernste Frage ist, welche die größte Beachtung verdient, und deren Bedeu tung ich nie einen AugenNick verkannt habe. Ich war von vornherein, al- die Fleischteuerung eine Kalamität zu werden drohte, entschlossen, helfend einzugreisen, soweit die- nur in meiner Macht steht. Solchen wirtschaftlichen Konjunkturen gegenüber ist meine Macht aber begrenzt, und solche übel- stände können nicht von heute aus morgen durch schleunige Maßnahmen behoben werden In Petitionen, Resolutionen, Reden und Broschüren wurde immer ein Heilmittel ange priesen: „öffnet die Grenzen!" Ja, m. H., wenn dieses Mittel wirklich ein unfehlbares Mittel, ein Heilmittel ersten Ranges wäre und keine Gefahren in sich schlösse, warum sollte denn die Regierung jo eigensinnig oder so einfältig jein, es nicht anzuwenden? Ich konnte aber nicht meine Zustimmung zu einer Maßregel geben, die den deutschen Biehstand ge- sährdet, der ein so gewaltiger Faktor deS Nationalvermögens ist. «Sehr richtig!) Wo und soweit die Bieheinsuhr ohne Ge- sahr der Seucheneinschleppung geschehen kann, ist sie zuge- lassen und kann sie zugelaffen werden, um dem Fleischmangel abzuhelfen. Versagen wir aber unserem Viehbestände den nöligen veterinärpolizeilichen Schutz, jo setzen wir nicht nur unsere Landwirtschaft, sondern auch alle Konsumenten schweren Gefahren aus. (Sehr richtig!) Fasfen die Viehseuchen einmal erst wieder Fuß bei uns zu Lande, so ist Fleischteuerung, wirkliche Flcischnot dir unausbleibliche Folge. Da- hieße wirklich den Teufel durch Beelzebub austreibrn. (Sehr richtig) Te-Halb, in H., müssen wir danach streben, uns vom Auslande unabhängig zu machen und unseren eigenen Viehbestand so viel als möglich zu heben. Damit wird dem Lande mehr genützt als durch ungerechte Klagen über angebliche Bevorzugung der Agrarier. Es ist der kleine Mann, den wir schützen, der kleine Besitzer, nicht der Groß grundbesitzer sondern der Bauer. (Lebhafte Zustimmung.) Und, m H, der Bauer ist auch ein Mensch, der leben will! Ich betrachte es als die vornehmste Ausgabe der Regierung, den deutschen Bauernstand zu kräftigen, zu schützen und zu heben, (lebhaste Zustimmung) und das nicht nur aus wirt schaftlichen, sondern auch aus sozialpolitischen Gründen. (Bravo.) Warum, m. H, kämpft denn die Sozialdemokratie mit solcher Vorliebe gerade gegen den Bauernstand und seine Interessen? Warum erklärte ihr Breslauer Parteitag, die Sozialdemokratie habe gar keinen Grund sür die Erhaltung des Bauernstands einzutreten, denn das könne nur geschehen, indem man ihn in seinem Besitze besestige, also in diametralem Gegensatz zu dem sonstigen Verfahren der Sozialdemokratie Die Sozialdemokratie wolle, so erklärten damals in BrcSlau ihry Führer, wohl den Kleinbesitzer gewinnen, jedoch nur, in dem sie ihn oavon überzeuge, daß er als Besitzer keine Zu kunft habe, sondern daß seine Zukunft dir Zukunft des Proletariat- sei. Also zunächst will die Sozialdemokratie den Besitz deS Bauernstands zertrümmern; dann kann der Bauer die Ehre haben, sich der Sozialdemokratie anschließen und im roten Meer crsa ufen. (Heiterkeit.) Da- ist klar und deutlich und vom sozialistischen Standpunkt aus auch ganz verständlich. Um jo mehr aber haben Regierungen und Reichskanzler die Pflicht, den Bauernstand, den mein Herr Nachbar zur Rechten mit Recht als eine- der festesten Fundamente deS monarchischen Staatswesens genannt hat, zu schützen, seine Existenz bedingungen zu sichern und ihn nicht untergehcn zu lassen (Lebhaftes Bravo!) Dieser Pflicht werde ich genügen, so tange ich an leitender Stelle stehe. (Stürmische- Bravo!) Und ich wünschte, daß mich in dieser Richtung alle die jenigen unterstützen möchten, die aus dem Boden der be stehenden Gesellschaftsordnung stehen, die eine friedliche und freiheitliche Entwickelung unserer inneren Verhältnisse wollen, unbeschadet der Zugehörigkeit zu dieser oder jener bürger lichen Partei Denn so lange der Landwirt, so lange der deutsche Bauer auf seiner Scholle sitzt, so lange er ein er trägliche- Dasein hat, wird die Sozialdemokratie nicht herrschen zwischen Ostsee und Alpen (Beifall) Ich erhebe mein Gla- aus das Wohl der deutschen Land wirtschaft und ihrer Vertretung, deS deutschen Landwirtschasts- rals. Sie leben hoch! Im weiteren Verlaufe de« Festmahls des Landwirt- fchaftsrat« führte Graf Ballestrem aus, der Reichstag und die Landwirtschaft gehörten zusammen Minister v. Podbielski dankte sür die vielfachen Beweise des Vertrauens, die ihm von allen Seiten entgegengebracht wurden. Der Stützpunkt, worauf das ganze Staats leben aufgebaut ist, sei das Vertrauen der weitesten Kreise der Landbevölkerung Das Gefühl der Solidarität dazillen in vir Blutdahn gelangen und in die Milch übergehen können, so daß ich auf die vielen Anfragen von Kindermilch produzierenden Molkereibesitzern, ob sie nicht ihr Milchvieh bovovaccinieren sollten, ablehnend oder wenigstens reserviert mich ausgesprochen habe. Nun habe ich zwar schon zu der Zeit, als ich in Paris meinen Vortrag hielt, in dem damals erwähnten '10 Präparate ein Mittel in Händen gehabt, das dieser Gefahr de« Übergang« von lebensfähigen Tuberkelbazillen in die Milch aus dem Wege geht, weil es frei ist von lebenden Virus, und das trotzdem immunisierende Wirkung sür Rinder besitzt Aber auch dieses Präparat muß in die Blutbahn eingespritzt werden, und seine Gewinnung ist ferner so umständlich und kostspielig, seine Haltbarkeit in gebrauchsfähigem Zustand« so gering, daß die 1'0-Ver wertung in der Praxis zweifellos" auf sehr große Schwierigkeiten gestoßen wäre. Meine in Paris aus gesprochene Hoffnung, daß es gelingen werde, die Gc- winnungiweise und praktische Brauchbarkeit des neuen Tuberkulosemittels zu verbessern, hat sich inzwischen er füllt durch die Entdeckung einer neuen Methode zur Konservierung der immunisierenden Tuberkclbazillenwirkung bei gleichzeitiger Aufhebung der Lebensfähigkeit Die mit Hilfe dieser Methode gewonnene Tuberkulase ist ein halb- flüssige» Erzeugnis von wachrähnlichem Aussehen Nach den bisherigen Erfahrungen verträgt die Tuberkulase den Transport ziemlich gut und ihre Herstellungskosten sind nicht fo groß, daß daran ihre Einführung m die land wirtschaftliche Praxis scheitern müßte Freilich wird die Tuberkulase nicht nur einmal oder zweimal, fordern während einer Zeitdauer von 14 Tagen bi» 4 Wochen wiederholt einzuspritzen sein. Da aber die Einspritzung unter die Haut kein besondere« technisches Geschick erfordert und nötigenfalls auch ohne Hinzu ziehung eine« Veterinärarztes ausgesührt werden kann, so werden die Kosten für die operativen Akte nicht teurer, müsse hinübergerettet werden über alle Parteikämpfe und zu einem festen Zusammenschlusse führen im Interesse der Monarchie und im Interesse des ersten Gewerbe» in Deutschland. E« sei zu danken, daß die Notwendig keit, für die landwirtfchasttreibende Bevölkerung einzu treten, anerkannt sei. Die ländlichen Kreise hielten an der Treue für Thron und Altar fest. Der Minister schloß mit einem Hoch auf die Männer der Wissen- schaft, die mit der Landwirtschaft kämpfen zur Förderung ihres Erwerbszweigs — Ter Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung dem AuSschußbcricht über den Entwurf eines Gesetze« wegen authentischer Erklärung und Änderung des Schutz- truppengesetzc« vom 7 /18. Juli 1896, sowie dem Aus schußbericht über die Entwürfe des Statistischen Waren verzeichnisses, des Verzeichnisses der Niasfengüter sowie der Aussührungsbestimmungen und Dienstvorschriften zu dem Gesetze, betreffend die Statistik des Warenverkehr« des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande zugestimmt — Der Oberpräsident von Schlesien Graf Zedlitz- Trützschler hat — zunächst an den Großgrundbesitz seiner Provinz — eine wannherzige Mahnung gegen die Veräußerung deutscher Landgüter an Polen er lassen. Diese Mahnung ist besonders in ihren Schluß sätzen allgemein beherzigenswert, wir lassen diese also hier folgen: „Ein mir nahestehender Mann hat mir einmal geschrieben: „Für mich ist der Wert des Schatten« der eigenen Eiche und das Gefühl der Unabhängigkeit des auf der eigenen Scholle stehenden Mannes so groß, daß ich mir gar keinen Ausgleich dafür denken kann" So denken wirklich deutsche Männer, und wenn sie so denken, dann können sie nickt die Verkäuflichkeit der Ware und des Grund und Boden« lediglich berechnen nach dem Preise, der sich augenblicklich dafür bietet Geht diese Gesinnung aus unserer Bevölkerung verloren, wird namentlich bei denen, die eine führende Stelle nicht nur auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Technik, fondern auf dem Gebiete der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entwickelung in Anspruch nehmen, dieser Sinn schwinden, dann gibt es keine Hilfe. Dann sind wir minderwertig in dem großen nationalen Kampf, der uns aufgedrungen ist, sind unwürdig der Vorfahren, die seit fast 1000 Jahren dieses teure schlesische Land besiedelten, geschützt und auf die hohe Kulturstufe der Gegenwart gebracht haben." Preutzischer Landtag. Im Abgeordnetenhauje wurde gestern zunächst die zweite Lesung deS Etat» fortgesetzt Eine Reihe kleinerer Etats wurde rasch und meist debattrloe erledigt. Den weitaus größten Teil der Sitzung nahm die Beralung der ZentrumSinterpellalion wegen des Unglücks aus der Zeche „Borussia" ein. Der Abg. Brust begründet die Interpellation unter eingehender Darlegung der bekannten Katastrophe. In seiner Antwort erklärte der HandelSminister vr. Delbrück, daß die gerichtlichen Untersuchungen noch nicht beendet seien und ein endgültige- Urteil über die Schul digen erst nach staltgehabter Gerichtsverhandlung abgegeben werden könne. Wenn die Schuld von Bergbeamten erwiesen werde, so sei er entschlossen, unnachsichtlich gegen dieselben vorzugehen. Selbstverständlich werde die Regierung alle- tun. um derartigen Katastrophen vorzubeugen. Die vom Hause einstimmig beschlossene Besprechung der Interpellation ge staltete sich sehr lebhaft, verlor sich aber vielfach in Einzel heiten. Die von der Linken und vom Zentrum erhobene Forderung der Teilnahme der Arbeiter an der Grubenlontrolle sand am nationalliberalen Abg. Hilbck einen scharfen Gegner Der Abg. Goldschmidt betonte die Notwendigkeit, die un politische Arbeiterbewegung zu fördern und wandte sich aus das schärfste dagegen, daß die sozialdemokratische Gesinnung vieler Bergarbeiter zum Vorwand benutzt werde, die nötige Teilnahme an der Grubenkontrolle abzulehnen oder aus den St Nimmerleinstag zu verschieben. Ten Schluß der Sitzung bildete eine längere Geschästsdebatte über den Termin der nächsten Sitzung. Präsident v. Kröcher wollte dieselbe sür Montag anberaumen. Aber die große Mehrheit bekundet ihr Einverständnis mit dem Vorschlag des Vizepräsidenten Porsch, erst am Dienstag wieder Sitzung abzuhalten, um der Schul kommission möglichst viel freie Tage zur Versüguiig zu stellen. Am Dienstag stehen die Etat- der Bcrgvcrwaltung und des Handelsministeriums aus der Tagesordnung. Potsdam. Ihre Kaiser!. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen sind gestern abend vom Marmorpalais nach dem Stadtschloß übergesiedelt und wohnen jetzt dort sondern eher noch billiger aussallen als sür die intiave- nöse Einspritzung des Bovovaccin — Ich habe mit der Tuberkulase nicht allein tuberkulosesreie Rinder behandelt, sondern auch solche Kühe, die zwar klinisch ganz gesund erschienen, aber trotzdem mit der Milch virulente (giftige) Tuberkelbazillen ausschieden Ter Erfolg war, daß bei diesen Kühen nach mehrwöchiger Behandlung die Tuberkel bazillen aus der Milch verschwanden. Diese Beobachtung eröffnet eine hoffnungsreiche Perspektive auch in bezug auf die Tuberkulascverwcrlung für die Bekämpfung der menschlichen Tuberkulase Es ist aber ganz besonders die Tatsache hervorzuheben, daß ich an solchen tuber- kulaseinfizierten Rindern, deren Zustand auch nur ent fernt dem körperlichen Zustand eines mit tuberkulöser Lungenschwindsucht behafteten Menschen entspricht, nicht experimentiert habe, und daß ich daher keinerlei wissen schaftlich begründete Unterlagen habe für die Annahme, daß die Tuberkulase ein zur Behandlung der menschlichen Lungenschwindsucht geeignetes Mittel werden könnte Nicht von einem Schwindsuchtsmittcl im Sinne eines Heilmittels für die schon vorhandene tuberkulöse Zer störung von Lungcngewebe habe ich in Pari» gesprochen, sondern von einem Tuberkulosemittel, das durch früh zeitige Verwendung bei jugendlichen Individuen die Schwindsucht verhüten und allenfalls auf die schon be stehenden Tuberkuloseherde so einwirken soll, daß ihre Selbstheilung mit Hilfe der natürlichen Kräfte des Orga nismus nicht zerstört wird durch erneute tuberkulöse Infektion. übrigens gedenke ich festzuhalten an meinem in Paris proklamierten Programm, welchem zufolge ich mein neue» Tuberkulosemittel für den Menschen nicht früher freigeben werde als im Herbst d I., so daß es nach wie vor ganz vergeblich ist, wenn Ärzte und Laien sich brieflich, tele graphisch oder persönlich an mich wenden wegen der äusnahmSwcisen Überlastung de» Mittels zum Gebrauch
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