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Dresdner Journal : 29.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190601299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-29
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1906
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Vera,«tzrei«: Veim Bezüge durch di» Geschäst«»,»« t,„rs«r> -r^de«, 2,oy « (einichl Zutragung>, durch die Ä Deulschen Reich« » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pß Wird Zurücksendui'g der für die Schristleitung bestimmte», «der von dieser r.ichl ein» aesorderten Beiträge bean sprucht, io ist da- Postgeld beizusügea DrMner Zournal. HerauSgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.» Anschluß Nr. 1295. Er(e«einen: Werklag» nachm S Ndr. — Onginalderlchte und Mitteilungen dürien nnr mit voller sluellknanyabe nachgedrvckt werden «»kündtinnA-iedührr«: Die Zeile Neiuer Schritt de, 7 mal gespaltenen Ankündi- gung- Seite oder deren Raum ro Ps. Bei Tabellen und Ziffernsatz s Pf. Aufichlag für die Zeile Unterm Re- daknon-strich (Eingesandt) oie Textzeile mittler Achri't oder deren Raum LS Pf. Gebühren «Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme ter Anzeigen di» mittag» 12 Udr für die nach mittag» erscheinende Nummer 23. Montag, den 29. Januar nachmittags. 1906. Amtlicher Teil. Dresden, 29. Januar. 2e. Majestät der König und gestern vormittag 10 Uhr 58 Min. von Berlin nach Dresden zurückgekehrt. Dresden, 29. Januar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern cvend 6 Uhr 49 Min. von Berlin nach Dresden zurückgekehrt Die Sächsische Stiftung zum 26. Juli 1811, insbesondere die llnttrkühnngen zum Gebrauche des Sades Elker betreffend. Zum Gebrauche Sächsischer und Böhmischer Heilquellen sowie von Lustkurorten sind aus der unter der Verwaltung der IV. Abteilung des Ministeriums des Innern stehenden Sächsischen Stiftung zum 26. Juli 1811 sowie aus sonstigen zur Verfügung stehenden Mitteln an arme Kranke auch für das laufende Jahr eine Anzahl Unter stützungen und Freistellen zu vergeben. Insbesondere können zum Gebrauche von Bad- EUter bedürftige Personen durch 1 . Geldbeihilfen, mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bades auf die Tauer eines Monats, freie ärztliche Behandlung und Be freiung von der Kurtaxe verbunden ist, II bloße Bewilligung freien BadeS auf die Dauer eines Monats, freie ärztliche Behandlung und Befreiung von der Kurtaxe unin stützt werden. Tie Unterstützungsgesuche sind längstens bis zum 15. Mär; laufenden Jahre» bei dem Ministerium des Innern IV. Abteilung ein zureichenihnen sind beizufügen: 2 ein ärztliches Zeugnis, welches eine kurze Krankengeschichte enthalten und die Notwendig keit des Kurgebrauchs unter Angabe des be treffenden Kurortes nachweisen muß. Hat ein dergleichen Kurgebrauch schon früher stattgefunden, so sind Zeit und Erfolg des selben anzugcben. Für die auf Kuren in Bad-Elster gerich- reten Zeugnisse ist ausschließlich das von den Bezirksärzten sowie von der Badedirektion zu Bad-Elster zu beziehende Formular zu ver wenden: eine Mitteilung über die Staatsange hörigkeit und e- ein obrigkeitliches, die Angabe des Alters, der Erwerbs , Vermögens- und Familienverhält nisse des Kranken enthaltendes Zeugnis, aus welchem hervorgeht, daß der Kranke, bei Ehe trauen auch, daß der Ehemann nicht in der Lage ist, die Kosten der ärztlich verordneten Badekur ohne besondere Unterstützung zu be streiten In den auf Bad-Elster gerichteten Gesuchen ist bestimmt anzugeben, um welche von den Ver günstigungen unter I und II dieser Bekanntmachung nachgesucht wird, auch ist noch besonders darauf hinzuweisen, daß die Bewilligung dieser Vergünsti gungen an die Bedingung gebunden ist, daß die Kur entweder in der Zeit vom 1. Mai bis 10 Juni oder vom 20. August bis Ende September vor- genominen wird. Dresden, am 12. Januar 1906. sss Ministerium des Innern, IV. Abteilung Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 27. d. M.: Zur Er- rnncrung an den 150. Geburtstag Mozarts: „Figaro- Hochzeit". Oper in vier Akten. Musik von W A Mozart. In der chronologischen Folge, in der man die im Repertoire des Königl. Instituts stehenden Opern des Meisters zu dessen Ehrung gab, entfiel „Figaros Hoch reit' auf den eigentlichen „Mozarttag", und das traf sich so unrecht nicht Man feiert einen Meister eben doch am würdigsten in seinen Meisterwerken Vier Jahre liegen zwischen der „Entführuna" und dem in Rede stehenden Werke, aber freilich Jahre in der Entwickelung eines Genies In der Zwischenzeit hatte Mozart seine Meisterquartette, seine O-woU-Phantasie und Sonate ge schrieben, seine Maurerische Trauermufik, herrliche Klavier konzerte, das wundervolle Quartett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott und was noch alles Ein anderer Mozart war der, der den „Figaro" schrieb, als jener, der uns in der „Entführung" sein „liebevolles" Herz erschließt Das Leben hatte ihn bereits gereift, er hatte die Etsahrung von der Wandelbarkeit des Erfolg« machen müssen und sich gleichsam Halt und Stütze suchend den maurerischcn Bestrebungen zugewandt, die ihm gerade damals auch geistige Anregung zu bieten ver mochten Kurz, der M^art des „Figaro" war schon der aanze und der große Mozart, der bei seiner genialen Veranlagung für das objektive Erfaßen der ihn um gebenden Welt gegenüber sich gleichsam über sie erheben, sie im Spiegelbild fixeren konnte Was ist denn schließlich der „Figaro" andere» al« ein in seiner Art einzige« „Kulturbild", ein farbensattes, lebenswarme» Bild de« Zeitalter« de« Rokoko, aber ein solche«, da« Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichtt. Dresden, 29. Januar. Se Majestät der König traf gestern vormittag 10 Uhr 58 Min. von Berlin zurückkehrend wieder in Dresden ein. In den gestrigen Nachmittagsstunden unternahm Se. Majestät der König mit Allerhöchstseineu Kindern einen Ausflug nach Loschwitz-Weißer Hirsch, und abends 6 Uhr dinierte Se Majestät mit Ihrer Majestät der Königin-Witwe und Ihrer Königl Hoheit der Prinzessin Mathilde en tüwille. Heute vormittag nahm Se. Majestät der König die Vorträge der Herren Staatsminister und des Königl. Kabinettssekretärs entgegen. Se Majestät der König ließ am vergangenen Sonnabend dem 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg" in Straßburg und heute dem Fußartillerie-Regiment Nr. 12 in Metz durch Allerhöchstseinen Flügeladjutanten Oberst v. Schönberg Sein lebensgroßes Bild — Öl gemälde — überreichen. Ihre Majestät die Königin - Witwe empfing gestern Ihre Exzellenzen die Herren Wirkt. Geh. Rat Frhrn. v. Salza und Lichtenau und General leutnant z. D. Frhrn. v Uslar-Gleichen, sowie den Oberregierungsrat vr. Temiani in Audienz Gestern abend fand bei Ihrer Majestät eine musikalische Soiree statt, bei der unter Leitung des Hochschullehrers Kluge Frl. Isa de Lastic sang. Frl. Valerie Walden trug mehrere Deklamationen vor Mit Einladungen waren ausgezeichnet worden: der Königl. Bayerische Gesandte Graf v MontgclaS und der k. u. k. österreichisch-ungarische Gesandte Frhr. v Braun mit Gemahlinnen, Ihre Exzellenzen General der Infanterie v. Minckwitz, die Generalleutnants v. Kirchbach, v. Schweinitz, Müller v. Bcrneck, v. Carlowitz und Oberstallmeister v Haugk mit Ge mahlinnen, Frau v. Metzsch-Reichenbach, geb. Freiin v. Miltitz, Hofdame Freiin v. Gärtner, Frau v. Zahn geb. v. Zahn, die Generalmajore v. Altrock, Frhr. v Hausen, v. Lasiert und Gemahlinnen, Geh Rat Frhr. v. Salza und Lichtenau, Kammerherr v. Arnim- Planitz und Gemahlinnen, Frau Gräfin v. Hohenthal- Püchau geb. Gräfin v. der Schulenburg, Flügel adjutant Major v. der Decken, Hauptmann Baron O'Byrn und Gemahlinnen, Kaiser! Russ. Legations sekretär v. Smirnow, k. u. k. österreichisch-ungarischer Gesandtschaftsattachö Graf Csaky und Leibarzt Hoirat Or. Hoffmann. Dresden, 29. Januar. Sc. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg ist gestern abend 6 Uhr 49 Min. aus Berlin wieder hier eingetroffen. Dresden, 29. Januar Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wird heute abend 8 Uhr 15 Min. dem Vortrag des Hrn Geh. Hofrats Prof vr Gurlitt „Studien aus dem Orient" in der Königl. Technischen Hochschule beiwohnen Deutsches Reich. * Berlin Unter der Rubrik „Tagesgeschichte" der Sonnabeadnummcr und in einem Teile dieser Nummer unter dem Drahtnachrichten ist bereits kurz über den Verlauf der Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers berichtet worden. Heute liegt uns noch der folgende ausführliche Bericht vor: Se. Majestät der Kaiser nahm zunächst die Glück wünsche der kaiserlichen Familie entgegen und empfing darauf den General v LcSzczinsky und den Wirkt Geh kemerwegs etwa dlotz ein „Genrebild" darstellt. Nein, ein Kulturbild im vollsten Sinne des Worte« mit einem gar großen und weiten Ausblick. Ist cS nicht, als bewahrheite sich am „Figaro" einmal Nietzsches Wort im vollen Umfang, das nämlich, daß die Musik des Verschwindenden Schwanengesang sei. Ist das Werk nicht gleichsam ein in eitel Schönheit getauchter, ein ver klärter Scheidegruß an das dem Untergange geweihte ancien rsxiwc, mit allen seinen Schwächen, aber auch mit aller seiner Größe, seinem Grandseigneurtum rc. Noch in voller und unvergänglich erscheinender Lebensfrische prangend, bietet natürlich der „Figaro" für die Aus führenden eine viel dankbarere Ausgabe dar, als die „Entführung". Diese bedarf, wenn sie wirken, d. h uns stärker interessieren soll, einer ausnahmslos guten Be setzung und einer tunlichst bis in die Details sorgfältig vorbereiteten Aufführung Ter „Figaro", sagen wir c« geradezu, ist eigentlich nicht tot zu machen. Selbst in den Zeiten des einseitigsten Wagnerkults hat er sich immer sieghaft behauptet Und jetzt sind diese doch glücklich überwunden und Mozart steigt wieder im Wert TaS wacht sich allen Zeiterscheinungen zum Trotz auch in der Stimmung in Künstlerkreisen bemerkbar Und, das war für uns das Erfreulichste an dem Abend, das sah man auch daraus, mit welcher Lust und Liebe, mit welcher vollen Hingabe alle Beteiligten bei der Sache waren Was man sich auch da und dort noch ein wenig anders hätte denken können, cs war doch eine wirkliche „Fepvorstelluna", die un« unser Königl. Institut bot, eine Figaro-Aufführung, die übrigen» zugleich zeigte, wie wir an der Spitze mit „Mustervorstellungen" Mozartscher Werke marschieren könnten, wenn e» ein mal hieße: „Ziel erkannt und Kräfte gespannt!" An erster Stelle möchten wir diesmal Frau Wedekind nennen, die als Susanne ganz vortrefflich war Besonder» rühmen möchten wir, daß sie nach Kräften jede» Zuviel im Rat Hinzpeter. Ter Kaiser verlieh dem General v. Les- zczinely den Schwarzen Adlerorden. Hierauf empfing der Kaiser die Gratulationen der Damen und Herren des engeren Hofes und darauf im Pfeilersaal diejenigen der hier anwesenden und hier ein getroffenen Prinzen und Prinzessinnen des Königl Haufes und der hier versammelten Allerhöchsten und Höchsten Gäste In der Schloßkapelle versammelten sich die Bot schafter und das diplomatische Korps, die Mitglieder des hohen Adels, der Reichskanzler und der Bundesrat, die Generale und Admirale, die Ritter des Schwarzen Adler ordens, die Staalsminister, die Präsidien der Parla mente, die Wirkl Geh. Räte, die Räte 1. Klasse, die Kommandeure der Leibregimcnter rc Unter großem Vortntt der Hofstaaten zog der Hof mit gewohnter Feierlichkeit ein Der Kaiser führte die Prinzessin Heinrich von Preußen, Se. Majestät der König von Sachsen Ihre Majestät die Kaiserin, Sc. Majestät der König von Württemberg die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Hessen die Land gräfin Chlodwig von Hessen-Philippsthal, Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, Se. Königl Hoheit der Großheczog von Mecklenburg-Schwerin Ihre Durchlaucht die Fürstin zur Lippe, Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz die Herzogin Johann Albrecht zu Mecklenburg, Se Königl Hoheit der Großherzog von Oldenburg die Prinzessin Ernst von Sachsen-Altenburg, der Kronprinz die Erbprinzessin von Anhalt, Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg von Sachsen die Erbprinzessin Reuß j. L, Prinz Eitel Friedrich von Preußen die Prinzessin Adolf zu Schaumburg und Prinz Heinrich von Preußen die Prinzessin Antoinette Anna von Anhalt. Tie übrigen Fürstlichkeiten schloffen sich an, nach ihnen kamen die Herren und Damen der Gefolge. Ter Kaiser trug große Generalsuniform mit dem grünen Bande der Rautenkrone und der Kette des Schwarzen Adlerordcns Die Kaiserin trug eine blaß- blaue Promenadentoilette mit gleichfarbigem Hut. Die Majestäten und die genannten Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nahmen vor dem Altar Platz: in weiteren Sesselreihen dahinter die Prinzessin Viktoria Luise, die Prinzen August Wilhelm, Oskar, Joachim, Friedrich Leopold, Albrecht, Friedrich Heinrich, Joachim Albrecht, Friedrich Wilhelm von Preußen, Se Königl. Hoheit der Herzog von Coburg, der Fürst von Hohenzollern, der Land graf Chlodwig von Hessen-Philippsthal, Se. Durchlaucht der Fürst zu Waldeck, Se Durchlaucht der Fürst zur Lippe, Se Durchlaucht der Fürst zu Schaumburg-Lippe, Prinz Friedrich Karl von Hessen, Prinz Herrmann von Sachsen-Weimar, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, Prinz Albert zu Schleswig-Holstein, Prinz Albert zu Holstein- Glücksburg, Prinz Adolf zu Schaumburg, Prinz Karl von Hohenzollern. Ter Tomchor fang Psalm 20 („Ter Herr erhöre dich in der Not"), die Gemeinde unter Begleitung des Bläserchors den Choral „Komm, heiliger Geist, erfülle meinen Sinn " Nach der Liturgie, in deren Verlauf der Tomchor einen sehr schönen Satz „Wirf dein An liegen auf den Herrn" vortrug, und dem Lied „Lobe den Herrn, o meine Seele" predigte Schloßpsarrcr Lber- hofprediger v Tryander über das Wort des Römer briess: „Ich ermahne euch aber, lieben Brüder, durch unseren Henn Jesum Christum und durch die Liebe des Geistes, daß ihr mir helfet kämpfen mit Beten für mich zu Gott". In dem schweren Ernst der Zeit, führte der Geistliche aus, mögen wie ein lebendiger Wall unsere Leiber die steile Höh umgeben, wo Fürsten stehen, aber fester noch umgebe sie die Schutzwehr des betenden Glaubens, der Fürbitte der Christen jedes Alters und jedes Standes. Nicht die Besserung der Verhältnisse, die Hebung der wirtschaftlichen Lage wandle die Welt, sondern die Umwandluna der Persönlichkeit: darum gelobe Spul uno im gesanglichen Vortrag mied. Die ruhige schöne Linie der Anmut innczuhalten, das ist die Haupt sache bei Mozarts Susannchen. Taß Frau Wedekind Mozart singen kann, das weiß man Nächst ihr über raschte und erfreute uns Frl v der Osten. Noch singt sie nicht alle» im Mozartstil, aber der Vortrag der Ane „Ihr, die ihr Triebe" zeigte, daß sie sich mit heißem Bemühen und schönem Erfolg mit dessen Weisen vertraut zu machen bestrebt war und auch sonst ließ cs offenbar werden, daß sie über den Charakter der Nolle im klaren ist. Anschließend mag gleich noch ihres Partners, des Hrn. Kieß gedacht werden, der sich als Figaro übrigens etwas zu alt gemacht hatte Ihm ist vor allem an zuraten, die Aussprache deutlicher zu gestalten, denn der Wortakzent ist gerade in dieser Partie von entscheidender Bedeutung Tie noch immer stark knödelnde Tongebung zu beseitigen, wäre zu dem Zwecke seine erste Aufgabe Was dann die Besetzung der Rollen der Gräfin und des Grafen anlangt, so wird man ja wohl sagen müssen, es hätten Frau Wittich und Hr Perron zur Stelle sein können, der letztere namentlich ist nun einmal der berufenste Vertreter der Rolle des Grafen, den man sich nur denken kann Indessen wenn sich Frau Rocke-Heindl ehren voll als Gräfin behauptete, so natürlich als ihr Partner nicht minder Hr. Scheidemantel, der sichtlich feine ganze Künstlerschaft für die Repräsentation der Gestalt einsestc Al» durchaus zweckentsprechend erwies sich auch wieder die Besetzung aller der kleineren und doch samt und sonders wichtigen Rollen mit Frl. Eibenschütz und den Herren Erl, Nebuschka, Büffel, Jäger rc Nur möchte allen Beteiligten ausnahmslos eine sorgfältigere Behandlung des Dialog« anempfohlen werden E« wurde durchgängig undeutlich gesprochen. Die musikalische Leitung führte in vortrefflicher Weis« Hr Hofkaprllmcister Hagen Das Hau« war nahezu auSverkaust, die Zuhörerschaft in gehobener Stimmung, doch gab r« nur ein V» capo, ein jeder im Gebet, in Treue zum Kaiser zu stehen, daß wir ein einig Volk von Brüdern seien, unter den alten Wahlsprüchen „Dennoch! und Gott mit uns!" und wie der Kaiser seinerzeit gesagt habe: „Ein Reich, ein Volk, ein Gott!" Den Schluß des Gottesdienste» bildete der Vortrag des Tomchors und des Bläserbunds „Gott ist gewaltig, vielgestaltig" und der Gesang des Nieder ländischen Tankgcbcts, zu dem sich Chor und Gemeinde vereinigten. Unter den schmetternden Klängen und den Paukenwirbeln des „WilhelmuS von Nassauen" verließ der Hof die Kapelle, um sich zur Cour nach dem Weißen Saale zu begeben, in dem gleichen feierlichen Zuge wie vorher. Hier hatte die Schloßgardekompanie mit der Fahne Ausstellung genommen Während die Pagen einmarschicrten, ließ Major v Friedeburg präsen tieren und salutierte mit dem Spontan, als die Majestäten in den Weißen Saal einzogen. Der Kaiser geleitete den König von Sachsen und den König von Württemberg durch den Saal und trat dann mit der Kaiserin vor den Thron; die Fürsten und Prinzen stellten sich rechts vom Baldachin aus, die Prinzessinnen links Oberst kämmerer Fürst Solms und Oberhofmarschall Graf A zu Eulenburg nahmen ihre Plätze ein, und nach den Klängen einer abwechselunqsreichen Musik begann die Cour Voran schritt der Einführer des diplomatischen Korps Hr. v. der Knesebeck, dem der Reichskanzler Fürst Bülow folgte. Ihm reichte der Kaiser und die Kaiserin die Hand Es folgten Unterstaatssekretär l)r v. Mühl berg i. V. des Staatssekretärs, dann die Botschafter Italiens, Österreich-Ungarns, Rußlands, Englands, der Türkei, Spaniens, Amerikas, Frankreichs. Jedem dcr Botschafter reichte dcr Kaiser die Hand, ebenso im weiteren Verlaufe der Cour den Präsidenten und Vize präsidenten des Reichstags und der beiden Häuser des preußischen Landtag» Grasen Ballestrem, Grasen Udo Stolberg, vr. Paasche, Fürsten zu Inn- und Knup- hausen, Frhrn v Manteuffel, Hrn. v Kröcher und Hrn vi. Porsch. Ten Schluß dcr Cour machten die Deputationen der Leibregimenter; mit den Offizieren de» Regiments Gardedukorps defilierte auch der Kronprinz Im Lust garten schoß die Leibbatterie de» 1. Gardefeldartillerie regiments den Königssalut Nach der Cour nahm der Kaiser die Glückwünsche des Staatsministeriums entgegen. Um '«1 Uhr ging der Kaiser wie üblich nach dem Zeughaus hinüber, das Band des Schwarzen Adler ordens über dcm Paletot. In Seiner Begleitung be fanden sich der Kronprinz, die Prinzen Eitel Friedrich und August Wilhelm und die Herren de» Hauptquartiers Ein fehr zahlreiche» Publikum begrüßte den Kaiser durch andauernde Hochrufe. Vor dem Zeughaus schritt der Kaiser die Front der Ehrenkompanie vom Regiment Alexander ab und begab Sich dann in den Lichthof, wo Ihn die Klänge der Nationalhymne empfingen. Der Kaiser nahm Meldungen entgegen. Die Parole lautete wie immer: „Es lebe Se. Majestät der Kaiser und König " Von Auszeichnungen und Beförderungen wurden u. a bekannt: die Generalmajore v Katzier, v Fabeck, v Haugwitz und v Festenberg-Packisch wurden zu General leutnants befördert; Generalmajor Deines wurde Ober quartiermeister; Konteradmiral v Eicksredt wurde zum Vizeadmiral befördert. Generaladjutant v. Loewenfeld erhielt den Kronenorden 1. Klaffe. Der Kronprinz erhielt die Führung der Leibschwadron des Regiments der Gardedukorps. Prinz Friedrich Wilhelm wurde zum Major befördert. Nach der ParoleauSgabe nahm der Kaiser den Vorbeimarsch der Ehrenkompanie und der Salutbatterie ab; diesem militärischen Schauspiel sah die Kronprinzessin mit einigen anderen Fürstlichkeiten von einem Fenster des gegenüberliegenden alten Kronprinzen palais auS zu Hiernach kehrte der Kaiser in da» Schloß zurück, abermals von der Menschenmenge begeistert be grüßt. Im Königl. Schlöffe fand dann eine Früh stückstafel bei dem Kaiser^aar statt, an der außer der Familie die Umgebungen tcilnahmen. Nach der Frühstückstafel unternahm der Monarch eine' Ausfahrt Um '^7 Udx fand im Nitterfaale des Königl. Schlosses Familienta^el statt, gleichzeitig in der Bilder galerie Marschalltafel für die Hofchargen und die Ge folge. Zur Tafel führte der Kaiser die Kronprinzessin, — das des entzückenden Duei» „Wenn die sanften Abent- lüfte". O. S Erinnerungen an Pailleron, dcm jetzt ein Denkmal in Paris errichtet werden soll, veröffentlicht Marc Estövc im „Gaulois". Tas Monu ment diese» geistreichen Eauseurs, in dessen witzsprühcnden Lustspielen die feinste Blüte fgallischcr Laune sich ent faltet hat, wird sich im Park Monceau, der Stätte schon so manchen Dichterdenkmals, erheben. Es wird von dem Bildhauer Bernstamm angefertigt werden und ist eine einfache Büste, die aus einem Sockel in Form einer antiken Stele steht, auf die ein junges Mädchen Rosen al» Weihgeschenk für den Dichter niederlegt Tie Gestalt der jungen Frau wird die Züge der reizenden Jeanne Samary tragen, der großen Schauspielerin, deren künst lerische Erscheinung mit den weiblichen Hauptrollen Pailleronscher Stücke so innig verknüpft ist. Paillerons Verhältnis zu den Darstellern seiner Rollen war nicht immer so ungetrübt und liebevoll wie da» zu der schönen Jeanne Pailleron stellte an die Schauspieler höchste Anforderungen; er wußte ihnen aber auch ein starke« Interesse und lebhafte» Feuer für seine Stücke ein zuflößen, die viel zu dem glänzenden Erfolge mithalsen. Eines Abend« bei der Erstausführung eine« seiner Werke hatte eine junge Schauspielerin starkes Kuliffenfieber. Er ermutigt sie, er redet ihr zu, bi» sie schließlich sagt: „Nun wohl, ich geh hinaus, wie wenn man sich in« Wasser stürzt" „Vorwärt«, stürzen Eie sich in« Wasser", auf Pailleron und stößt sie kräftig aus die Bühne Applaus und BeifallSruken begrüßt da« temperamentvolle Auftreten und, zufrieden lächelnd, meint dcr Dichter der „Welt, in dcr man sich langweilt": „Nun, macht sie e« nicht vorzüglich?" Pailleron war voll geistreicher Wendungen und witziger Einfälle; seine Werke wimmeln
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