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Dresdner Journal : 19.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190601196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-19
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 19.01.1906
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vezu,«»ret«: Beim Bczuac durch die H,schäst»a,lre inuertat» Presd««» 2,so M (rinschl Zutragung), durch die üu Dcutichcn Reicht S M. (au-schließlick Bincllgcld) vietteljährtich Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksenduna der für die Schriftleitung bestimmten, «der von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, fo ist das Poftgeld beizusügen Herausgegeben von der Königs. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm k llhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürft» nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt «erden «»ktn»t««»,»«e»Ktre«: Dir Zeile kleiner Schritt der 7 mal gespaltenen Ankündi» gungS Serte oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zifferusatz 5 Pf. Aufschlag für die Zerle Unten» Re. daklioneftnib (Eingesandt) Vie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bet bsterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag- lS Udr für die nach mittags erscheinend« Nummer. 1906 Freitag, den 19. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Assessor bei dem Amtsgerichte Leipzig i)r. Paul Bruno Döge vom 1. Februar 1906 ab zum Amtsrichter bei diesem Gerichte zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der praktische Arzt vr meä. Bauer in Markneukirchen die ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern verliehene Jubiläumsmedaille annehme und trage In Gemäßheit der Bestimmung in tz 17, 1 des Bolksichulgesetzes in Verbindung mit 8 2 der Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen vom 1. November 1877 sind bis auf weiteres zu Kommissaren für die SchulamtS- kandidatcn Prüfungen an den Seminaren zu Auerbach, Dresden - Friedrichstadt, Grimma und Pirna die derzeitigen Direktoren dieser An stalten Bartusch, Oberschulrat Or. Preil, Mäder und Pros. 1>r Beyer ernannt worden. Ministerium des Kultus und öffentlichen -so Unterrichts. <5rt»r«ttu«ge«, Berfctzunge« re. im öffent liche« Die«fte. Am SeschLftsdereiche»«» Ministerium» VeA Kultu» und »ffentl. Unterricht«. Zu besetzen: Eine ständige Lebrcrftell« in Auerbach i. Erzgebirge, «ollator: die oberste Schulbehörde. ISSO M. Grundgehalt, steigend durch staffel- mäßige Zulagen bis 2400 M, 200 M. Wohnungsgeld. Be werbungsgesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüsungs- und AmtssührungSzeugnisse, das letzte bi- in die neueste Zeit reichend, von Hilfslehrern auch deS MilitärdienstnachweiseS bis 7. Februar beim Bezirksschulinspcktor für Chemnitz ll, Schulrot Richter, einzureichen; — Lstrrn eine ständige Lehrerstelle in Lausa Kollator: die oberste Schulbehörde. 1400 M Gehalt, das in 28 Dienstjahren bis 2700 M steigt. Wohnung-gelb eingerechnet BewerbungSgeiuche mit allen erforderlichen Beilagen zu richten an Bezirksschulinspektor Schulrat Or. Langt, Dresden 'Behkrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Landstallamt sowie das Innere und die Umgebung deS Königl. Jagdschlosses. Die mit frischem Tannen- und FichtenreiS und schönen Poinsettia-BukettS geschmückte Jagdtafel war in dem durch seine wertvolle Geweihsammlung und andere historische Jagdtrophäen bekannten großen Speisesaale aufgestellt und zählte 34 Gedecke Nach altem Brauche tranken hierbei mehrere zum ersten mal in Moritzburg weilende Gäste aus dem histo rischen Hirschhorntrinkbecher Während der Tafel konzertierte das Hornistenkorps des Königl. 2 Jäger bataillons Nr 13 Kurz nach 6 Uhr wurde zur Rückfahrt nach Dresden aufgebrochen und vorher vor dem Schlosse bei Fackel- und Buntfeuer beleuchtung die Strecke besichtigt, wobei da- HornistenkorpS des Jägerbataillons die üblichen Jagd fanfaren blieS. Gegen 9 Uhr abends verließ Se. Königl. Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern nach herzlicher Ver abschiedung von Sr. Majestät dem Könige, Aller- höchstwelcher den Hohen Gast bis zum Wagen ge leitete, das Residenzschloß und begab Sich zu Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Johann Georg nach dem PalaiS Zinzendorfstraße zum Souper. Begleitet vom Prinzen Johann Georg bis zum Hauptbahnhofe trat der hohe Gast abends 11 Uhr 40 Min. von hier die Rückreise nach München an. — Se. Majestät der König hörte heute die Vorträge der Herren Staatsminister und des Königl. Kabinettssekretärs. Heute abend wird Allerhöchstderselbe den von Sr. Exzellenz dem Hrn. Staatsminister v Metzsch im Ministerhotel in der Seestraße veranstalteten Rout mit Seinem Besuche auszeichnen. Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs wohnte der General L la suite Sr. Majestät, Generalmajor v Altrock, heute mittag in Leubnitz bei Plauen i. V. der Beisetzung des am 16. d. M. verstorbenen Kommandeurs des Schützen- (Füsilier-) Regiments Nr. 108 Oberst v. Kospoth bei. Desgleichen hatte Ihre Majestät die Königin- Witwe den Kammerherrn v. Metzsch-Reichenbach, Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg den persönlichen Adjutanten Hauptmann Frhrn. v Ber lepsch und Ihre Königl Hoheit die Prinzessin Mathilde den diensttuenden Kammerherrn Zeremonien meister Grafen Wilding v. Königsbrück zu dieser Beerdigung abgesandt. Beide Königliche Majestäten und die genannten Hoh-» Prinzlichen Herrschaften ließen durch die betreffenden Herren Kränze am Sarge des Verblichenen niederlegen Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 19. Januar, über die gestrige An wesenheit Sr. Majestät des Königs und Sr Königl. Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern zur Jagd in Moritzburg ist noch zu berichten: Se. Königl. Hoheit Prinz Ludwig nahm an der Tiergartenjagd bis mittag teil. Nach dem im Hell- hauie stattgefundenen Jagdfrühstück besichtigte Se. Königl Hoheit mit besonderem Interesse das Königl Knust und Wissenschaft. ' Nack einer Mitteilung des Evangelisch-lutherischen Landcskonsistoriums an die Königl Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler war von der Superintendentur Marienberg berichtet worden, auf dem Kirchboden zu Meinersdorf (bei Chemnitz) seien eine in Holz geschnitzte gekrönte Madonnenfigur mit dem Jesuskinde und ein Altarschrein mit in Holz ge schnitzter weiblicher Gestalt gefunden worden Die Kom- miision ließ die Gegenstände einsenden, um sie prüfen zu können TaS Ergebnis der Untersuchung war fol gendes: Die Madonna ist ein Werk der Zeit um 1450. Daraus weist die ungeschickte Haltung des ChristuSkindS und die Befangenheit in der Auffassung der Marien- gestalt Sie steht aus der Darstellung des Mondes, wie dies meist üblich ist. Der Altarschrein dürfte um 1490 enrstanden sein. Die plastische Figur ist die heilige Anna, Mutter der Jungfrau Diana, die in üblicher Werse Maria und Christus, beide als Kinder dargestellt, aus dem Schoß trägt Die Inschrift auf dem Klerdsaum besagt sehr deutlich: ttlOk ^».4 8H8 VKH. "Anna 6ellx1ritt" ist eine der meist verehrten Heiligen des endenden 15. Jahrhunderts Auf den Flügeln sind rwei Heilige abgebildet, von denen einen Steche (Be schreibende Darstellung der Bau- und Kundstdenkmäler Heft 7, S 47), für S Malchu« oder S Martinianus hält, da sein Emblem ein Kirchenmodell ist. in dem eine Art eingeschlagen erscheint Toch dürfte die» ein Irrtum sein Dargestellt ist S Wolfgang, Bischof von Regens burg ('s- 9S4), der sein Beil vom Berge warf, um seine Zelle dort zu bauen, wo c« hinsallen würde Daher der „St Wolfgangsee", bei dem er da« Beil wiederfand. Der andere Bischof, zu dessen Füßen ein Bettler liegt. Deutsche- Reich. Berlin Wie in einem Teile der gestrigen Auslage unter den Drahtnachrichten bereits mitgeteilt wurde, fand gestern mittag im Königl. Schlöffe das Fest des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler und die Investitur der bereits gemeldeten neuernannten Ritter statt Parrains waren bei Sr. Königl. Hoheit dem Herzog von Coburg und dem Prinzen August Wilhelm von Preußen, der Kronprinz und Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, bei den übrigen der General der Kavallerie v Massow und der Generaladjutant v. Pleffen. Tie neuen Ritter gelobten vor dem Throne Erfüllung der Ordenspflichten, die ParrainS bekleideten sie darauf mit dem Mantel, Se. Majestät der Kaiser hing ihnen die Ordenskette um und erteilte Akkolade Tie Trompeter intonierten den Ordensmarsch. Dann begann die Zeremonie des Handreichcns Tie neuen Ritter nahmen im Kreise der kapitelfähigen Ritter Platz Die Beendigung der Zeremonie wurde durch Fanfaren angezeigt. Ter Kaiser verließ hieraus mit den Rittern den Saal in ist vielleicht S. Martin von Tours z-j- 897). Kunst- geschichtlich wertvoll ist namentlich die Malerei aus den Flügeln, in der sich noch die Art der älteren Wand malereien äußert, nämlich starke Konturen, flächige Be handlung des Gewandes rc Tie Kommission ließ die Altertümer instand setzen und gab sie sodann dem Kirchenvorstande zur Wiederanbringung in der Kirche zurück, wo sie nunmehr einen wertvollen und bedeutsamen Schmuck bilden, auf den Sachkundige hiermit aufmerksam gemacht werden Königl. Schauspielhaus. Am 18 d. M: „Ter Schwur der Treue". Lustspiel in drei Akten von Oskar Blumenthal. (Zum erstenmal) Bücher und Bühnenstücke haben ihre Schicksale, aber Menschen und Schriftsteller auch, und in den Gestirnen des vielgewandten Oskar Blumenthal stand cs geschrieben, daß er ein Virtuos des „„erneuerten" VerSluftspiclS werden sollte, nachdem seine Jugend in die große Lindau periode gefallen war, in der jeder, der überhaupt Reime schmiedete, ohne weiteres al» Tropf und Pinsel auf den Brettern gezeigt werden konnte. Tie neueste Dichtung dieser Art: „Ter Schwur der Treue", spielt in Ant werpen um die Mitte des 17. Jahrhunderts Ter Maler Veit van Emden, rin Schüler Rembrandts ver bindet mit starkem malerischen Talent noch stärkere Ton Juan-Neigungen und alle wünschenswerte Aufrichtigkeit in bezug aus seine inneren Überzeugungen So hat er sich vermessen, daß er nie einem noch so geliebten Weibe den Schwur der Treue leisten werde, weil das bewegliche Männerherz doch nicht für seine Treue ein stehen könne Begreiflich genug bereitet ihm die« Be kenntnis beim Wem einige Schwierigkeiten, al« er um die schön« Claudine van Zuplen wirbt, Claudinens Oheim, der lebenslustige und trinkfreudige Hr. Jobst van Zuplen, tut wenigstens sein Möglichste«, seine Nichte vor dem feierlichem Zug und hielt Kapitel de« Orden« ab in Gegenwart von 43 Rittcm. Nach dem Schluß begab Sich der Kaiser an der Spitze sämtlicher Ritter nach der Lrdenskammer, wo die Mäntel abgelegt wurden Abends 8 Uhr sand im Schlöffe bei den Majestäten Tafel für die Ritter des Schwarzen Adlerorden« statt, an der die Prinzen des Königl Hause«, der Herzog von Sachscn-Koburg-Gotha, der Reichskanzler, die Botschafter Graf Lanza, Graf v. der Osten-Sacken, v. Szögyeny- Marich, sowie der Herzog von Pleß und der Fürst zu Solms-Baruth tcilnahmen — Die „Nordd Allgem. Ztg." schreibt: Aus der braunschweigischen Halbmonatsschrift „Brunonia" wird in verschiedenen Blättern folgendes mitgeteilt: „Sr. Majestät dem Kaiser war vor Seiner Reise nach Kopenhagen offiziell bekannt, daß der Herzog von Cumberland zu jedem Entgegenkommen unter der Voraussetzung der Regelung der braunschweigischen Frage bereit war Der Kaiser lehnte jede Verhandlung daraufhin ab und wünschte keine politische, sondern nur eine gesellschaftliche Unterhaltung Daraufhin reiste der Herzog frühzeitig ab." Hierdurch soll abermals der An schein erweckt werden, als habe sich in der sogenannten Welfenftage zwischen dem Kaiser und dem Herzog von Cumberland irgend etwas abgespielt. Wir stellen gegen über diesen erfundenen Behauptungen nochmals fest, daß der Kaiser mit dem Herzog von Cumberland über das Bleiben oder Nichtblciben in Kopenhagen während de« Kaiserbesuchs wie insbesondere über die braunschweigische Frage keinerlei Gedankenaustausch gepflogen hat oder in seinem Auftrage durch andere hat pflegen lassen Der Kaiser hat weder eine Mitteilung von dem Herzog oder in dessen "Namen erhalten, noch ihm eine solche gemacht Ter Herzog ist damals aus freien Stücken der Be gegnung mit dem Kaiser ausgcwichen. Dabei bleibt es. — Tie Hinterbliebenen des StaatsminifterS, Staats sekretärs Frhrn v Richthofen haben von Sr Majestät dem Kaiser das folgende Beileidstelegramm er halten: »Die Nachricht vom Ableben Ihres Herrn BalerS hat Mich tief erschüttert und sage Ich Ihnen und Ihren An gehörigen Mein allerherzlichstes Beileid. Ich verliere in ihm einen Beamten von vorbildlicher Pflichttreue und ArbeitS- freudigkeit, der mit seltenem Geschick dir schweren Pflichten seines Amtes zu erfüllen verstand und desien Hohrs Brrdirnst um drs Reiche« Wohlfahrt Ich dankbar anerkenne. Er genoß Mein unbedingtes Vertrauen. Unvergesien wird auch stelS bleiben, wie der damalige Leutnant die Fahne des 11. Regiments bei Mars la Tour zum Siege trug Wilhelm l. li." Ferner sandten Beileidskundgebungcn Ihre Majestäten die Könige von Sachsen und Württemberg, Ihre Königl Hoheiten der Prinz-Regent von Bayern, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, die Großherzöge von Sachsen und Oldenburg, der Deutsche Kronprinz, der Fürst von Hohenzollern, Prinz August Wtlhelm von Preußen, Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, die Kronprinzessin von Schweden, dcr Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg, Fürst Leopold zur Lippe, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, die Herzöge zu Schleswig- Holstein und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Fürst Hohenlohe-Langenburg, der Khedive von Ägypten, der badische Minister Frhr. v Marschall und das Lffizier- korps des Grenadierregiments Nr. 11 in Breslau Der „Reichsonzeiger" widmet dem verstorbenen Staatssekretär einen Nachruf, in dem cs heißt: Dem langen Vorbereitungsweg aus den höheren Posten, seinem eisernen Fleiße in der Entwickelung seiner Gaben ver dankte er eine ausgedehnte und gründliche GeschästS- kenntnis, sowie ein schnelles Zurechtsinden in den mannigfachen Aufgaben und die oft an ihm gerühmte umsichtige Achtsamkeit, die auch Geringes nicht vernach lässigt In dem liebenswürdig schlichten Dianne ging ein Beamter von vorbildlicher Treue dahin. Ter Kaiser verliert in dem Frhrn. v Richthofen einen treuen, be währten Diener. Ter Reichskanzler sieht sich seines nächsten, von ibm bockaesckätzten Mitarbeiters beraubt Unheil einer Ehe mit dem lockeren Bett zu bewahren Wie immer siegt die Leidenschaft über die Vernunft, van Emden und Claudine werden Mann und Frau, Hr. Jobst paßt auf, wie der beste moderne Detektiv, wo und wann die bedenklichen Neigungen des Malers wieder zutage treten werden: ein Jahr lang geht die Sache recht gut Ta malt Veit die schöne und galante Gräfin Lur als Semiramis, erliegt ihrer gefährlichen Lockung und trachtet nach einem abendlichen Stelldichein in ihrem Garten. Claudine aber, vom Oheim gewarnt, hat das rechte Mittel für den Ungetreuen bereit, sie mahnt ihn, der ja keinen Schwur der Treue geleistet hat, daran, daß er frei sei und schickt ihn selbst zur Gräfin. Natürlich verliert mit dem Reiz deS Verbotenen und Heimlichen die Sache überhaupt ihren Reiz, Hr van Emdcn läßt den tapferen Jobst da« Abenteuer bestehen, will bei seiner schönen Frau bleiben, in die er nun mehr als je verliebt ist. Claudine aber erklärt ihm, die ganze Welt der Schönheit stehe ihm offen, nur sie habe er verloren. Beim Beginn dcS dritten Aktes hat Hr van Zuylen, der beim Abendessen mit Gräfin Lur fürchterlich geschröpft worden ist und Verliebtheit wie Groll vertrunken hat, merklichen Katzenjammer und Veit van Emden Welt schmerz über trockene Gewitter und Frauen, die schweigen statt zu schelten Da schickt ihm zu guter Stunde Meister Rembrandt das herrliche Bild ins Haus, auf dem er sich selbst mit der jungen Frau Saskia, di« er auf den Knien wiegt, gemalt hat; angesichts dieses Bildes verzapft Veits Freund und Mitschüler Pancraz Brüning allerlei ver söhnliche Lebensweisheit, Frau Claudine geht aus dem starren stummen Schmollen in das laute, liebevolle über, erklärt zwar dem Gatten, daß sie sich ihm nicht al« Frau, nur al« Modell nähere, küßt ihn aber nicht al» Modell, sondern al» Frau und van Emden, der irgend was schwören muß, leistet nun nachträglich den Schwur dcr Treue Die Beamten des Auswärtigen Amte« trauern um einen allzeit zugänglichen, gütigen Chef Sein Gedächtnis wird im Dienste des Reiches und Preußens für immer in Ehren bleiben — In der gestrigen Sitzung des BundeSratS ist den deutschen Niederlassungen in Tientsin und Hankau das Recht eine» Kummunalverband» verliehen worden. — Tie „Berl Pol. Nachr." schreiben: Tie Sozial demokratie ist schon wieder dabei, Maßnahmen zu bekämpfen, die zum Schutze der Arbeiter interessen ergriffen werden sollen. Diesmal handelt es sich um die freien Hilfskassen. Bekanntlich ist diese Form der Krankenkassen bestehen gelassen worden, auch nachdem mit dem Krankenversicherungsgesetze der Zwang zum Anschluß an bestimmte Kassen ausgesprochen worden war Die Zwangskaffen sind gegenüber den freien Hilfskassen insofern im Nachteil, als jene alle sich bei ihnen meldenden Versicherungspflichtigen ohne Unter schied aufnehmen müssen, diese die ihnen nicht passenden, also jedenfalls alte und schwache Arbeiter abweisen können. Die Gesetzgeber haben das Privileg der freien Hilfskaffen trotzdem bestehen lassen, ihnen aber die Ver pflichtung zu gewissen Mindestleistungen auferlegt. Nun will man an dem Bestehen der freien Hilfskassen durch aus nicht rütteln Es hat sich aber namentlich in den letzten Jahren herausgestellt, daß, wenn die Hilfskassen so wie bisher errichtet werden können, in ihnen eine große Gefahr für die Arbeiter liegt; den Behörden ist nämlich in der bisherigen Gesetzgebung nicht die mindeste Handhabe gewährt, die Gründung von Hilfskassen zu verhindern, die von vornherein als Schwindelkassen an- zusehcn sind, die also nur darauf ausgehcn, Beiträge von dcn Arbeitern zu erhalten, sich aber später der Er füllung ihrer cingegangenen Verpflichtungen entziehen So ist cS in letzter Zeit vielfach vorgekommen, daß durch solche Schwindelkaflen weite Arbeiterkreise um ihr Geld betrogen wurden Von dcn Begründern der Kaffen war aber nichts mehr zu haben, nachdem sie die Arbeiter beiträge durchgebracht hatten. Was liegt nun an gesichts solcher Vorkommnisse näher, als einer Behörde das Aussichtsrecht über die Gründung und Ver waltung der Hilfskassen zu verleihen : Diesen Gedanken will ein dem Reichstage unterbreiteter Entwurf derart zur Durchführung bringen, daß mit der Aufsicht das hierzu am besten geeignete Organ, das Kaiserliche Aussichtsamt für Privatversichcrung, betraut wird. Wird der Gedanke zur Turchsührung gebracht, so ist ja natürlich nicht jeder Zusammenbruch freier Hilfskassen ausgeschlossen, es ist aber unmöglich, daß das Schwindelkassenwesen so wie bisher blüht, und vor allein werden weite Arbeiterkreise nicht so wie bisher von Schwindlern um ihr Geld ge prellt werden Ter Sozialdemokratie ist jedoch jede Aussicht über das Hilfskassenwesen unangenehm, man würde damit hinter ihre Parieischliche kommen Deshalb hetzt sie jetzt gegen den neuen Gesetzentwurf und macht namentlich geltend, daß die freie Kritik vielmehr als die Aufsicht zur Verhütung der Gründung und Erhaltung von Schwindelkaffen beitragen würde Ja, war denn die freie Kritik nicht auch schon jetzt gestattet, natürlich in den Grenzen, die durch das Gesetz gezogen sind : Hat sie aber die Arbeiterkreise vor den Prellereien geschützt : Durchaus nicht Eben, weil dem so war, ist die Not wendigkcit dcr Beaufsichtigung dcr freien Hilfskassen erkannt worden Es ist im Arbcitcrinteresse zu wünschen, daß dcr neue Gesetzentwurf verabschiedet wird, auch wenn noch so viele sozialdemokratische Parteiintcressen dagegen sprechen. Hier aber zeigt sich einmal wieder deutlich, wie verschieden doch Arbeiter- und sozialdemokratische Interessen sind Preußischer Landtag. Dic GcschSstsdi-vositioncu des Abgeordnetenhauses für die nächsten Wochen gehen dahin, daß unmittelbar nach dcr in der nächsten Sitzung zu erwartenden Erledigung der ersten Lesung des «nappschasts- qesetzes die Etats des Ministerium« für Landwirtschaft, der Forsten und der Domänen zur Beratung kommen sollen. In dem Geschäft-plane für die Etatsverhandlungen sind sür diese Beratungen im ganzen fünf Sitzungstage ausgewors-n. Es liegt in der Absicht, diese sünf den genannten Etats, also den Etats der Landwirtschaft-Verwaltung, dcr Forsten, dcr Do mänen, sowie dem der Gestüt-verwaltung bestimmten Sitzungen Tie ganze Erfindung ist, wie man sieht. Überaus undc deutend, die Charakteristtk begnügt sich mit typischen Her kömmlichkeiten, von wirklicher Komik und echtem Humor ist so wenig zu spüren, als von tieferem Gefühl, die Wirkung beruht zumeist aus dcn herüber- und hinüber- blitzenden Sentenzen, von denen einige durch den Klang des Reimes besser ins Ohr fallen und sich schärfer ein prägen Tas Ganze ist in eine Atmosphäre weichlichen Behagens und nicht sehr wählerischer Lebenslust getaucht, bleibt ein Spiel, das keinen tieferen Glauben fordert Toch selbst ein Spiel, selbst die altbeliebte „Belustigung des Verstands und Witzes" verträgt mehr Schärfe des Geistes, mehr Feinheit seelischer Offenbarung, mehr über raschende Beweglichkeit Ta die kleine Handlung einmal auf niederländischen Boden versetzt ist, sollten Schilderung unv Sprache etwas kräftigere niederländische Farben zeigen Die Melodik der Verse hat gelegentlich einen fatalen Beigeschmack der Trivialität, selbst die großen Trümpfe der Lebens- und Weiberkenntni«, die ausgespielt werden, sind zum Teil recht abgegriffene Karten Blumenthal versteht sich auf sein Publikum gut genug, um nie völlig wirkungslos zu bleiben Aber wenn« denn Zuckerwasser sein soll, darf man sich wenigsten« frisches Wasser und reinen Zucker ausbitten, im „Schwur der Treue" erscheint cs lau und flau Ich glaub«, auch die Beifallslustigen, die den Trank der Verse willig schlürftcn, hätten gegen etwas mehr Kohlensäure nicht« cinzuwendrn gehabt Tie vier Hauptrollen de« Stückes wurden durch Frau Basts (Claudine van Zuylen) und die Herren Stahl »Veit van Emden), Müller (Jobst van Zuylen) und Fischer (Toktor EraSmus Wundt), letzterer ein freund licher philosophierender Philolog, der alle Nucken und Tücken der Frauen de« Altertum» kennt, ober von den lebendigen Frauen seiner Gegenwart keine Ahnung hat, sehr vortrefflich dargestellt und eigentlich erst charakteristisch
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