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Dresdner Journal : 17.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190601178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060117
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-17
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 17.01.1906
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95 zu können Angesichts solcher Stimmung und nach dem über die Grundzüge der von Frankreich und Deutschland zu befolgenden Politik ein Einvernehmen erzielt worden ist, kann nur ein unberechtigter Pessimis mus der Konferenz von Algeciras ein kriegerisches Prognostikon stellen Nicht um Gegensätze zu erweitern oder den einer, oder den anderen der beteiligten Staaten zu demütigen, ist die Konferenz zusammenberufen worden, nicht nur Deutschland und Frankreich als die nächstbeteiligten Staaten haben erklärt, daß sie mit gutem und ehrlichem Willen auf die Konferenz gehen, sondern auch von allen anderen Staaten liegen Kundgebungen vor, die durchweg in friedlichem, versöhnlichem oder ver mittelndem Tone gehalten sind. Man fragt sick unter solchen Umständen, welchen Interessen damit gedient wird, ivenn andauernd Unruhe in die Öffentlichkeit getragen und die friedliche Ausgleichsverhandlung von vornherein als bedrohlich dargestellt wird. Welches Ergebnis die Konferenz in Algeciras schließlich haben wird, kann heute wohl niemand mit Bestimmtheit Voraussagen. Wenn man aber bedenkt, daß sie zu friedlichen Zwecken berufen ist und daß die allgemeine Stimmung in Europa sicher lich von Kriegen nichts wissen will, so könnte eine Vor aussage ihres Verlaufs nach der jetzigen Lage der Dinge und auf Grund der tatsächlichen Verhältnisse nur im friedlichen Sinne aussallen und nicht so, wie pessimistische Schwarzseher ihn sich auszumalcn belieben. Lolonialpolitisches. Dresden, 17. Januar. Im Anschlusse an unsere NKiz vom 8. d. M, wonach Se. Majestät der König auch verschiedenen Offizieren, die aus anderen Bundesstaaten zur Schutztruppe für Südwestafrika übergetreten sind, Lrdensaus- zeichn ungen verliehen hat, sind wir in der Lage, eine vollständige Liste derjenigen mit Orden be- liehenen Offiziere, Sanitätsoffiziere, Beamten und Mannschaften bekanntzugeben, die sich bei der ge nannten Schlitztruppe besonders ausgezeichnet haben bez. bei den umfangreichen Vorarbeiten anläßlich der wiederholten Verstärkungen dieser Schutztruppe infolge der Aufstände in Südwefiafrika beteiligt ge wesen sind. Es haben verliehen erhalten: I. das Großkreuz des Albrechtsordens mit der Kriegsdekoration: der Generalleutnant v Trotha, bisher Kommandeur der Schutztruppe für Südwestafrika. 2. die Kricgsdekoration zum Komturkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens, der Oberst v. Deimling, jetzt Abteilungschef im König!. Preuß, großen Generalstabe 3. das Komturkreuz 2. Klasse des Albrechts ordens mit der Kriegsdekoration: der General major a D. Leutwein, zuletzt ä la 8uit« der Schutz truppe für Südwestasrisa und Gouverneur von Süd westafrika. 4. die Kriegsdekoration zum Offizierkreuz des AlbrechtSordens: der Oberstleutnant Chales de Beaulieu, jetzt Chef des Generalstabs des Königl. Preuß. II. Armeekorps. 5» . das Offizierkreuz des Albrechtsordens mit der Kriegsdekoration: der Oberstleutnant v Mühlenfels, Kommandeur des 1. Feldregiments der Schutztruppe für Südwestafrika. 6. das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechts ordens mit der Krone und Kriegsdekoration: die Majore v Redern, beauftragt mit Wahr nehmung der Geschäfte des Chefs deS Generalstabs des Kommandos der Schutztruppe für Südwestafrika, Gräser beim Generalstabe der Schutztruppe, v Lenger ke, im 2. Feldregiment der Schutztruppe, Trott, im Eisenbahnbataillon der Schutztruppe, Nordsicck, Kommandeur derI.(Fuhrpark-»Kolonnen abteilung der Schutztruvpe, Taeubler, Kommandeur der II l. l Proviant-) Kolonnenabteilung der Schutz truppe, Ouade, setzt im Königl. Preuß, großen Generalstabe, v. Fiedler, jetzt aggr. dem Königl. Preuß. Grcnadierregiment „König Wilhelm I." »2. Westpreuß.) Nr. 7, und Lequis, jetzt im General stabe der Königl. Preuß 14 Division, der Haupt mann Franke, im 2. Fcldregiment der Schutztruppe für Südwestafrika, der Feld - Jntendanturral Or. Engel und der Kriegsgcrichtsrat Volley bei der Schutztruppe für Südwestafrika. 7. das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrcchts- ordens mit der Kriegsdekoration: die Haupt leute v. Bosse, Adjutant beim Kommando der Schutztruppe für Südwestasrika, v Heydebreck, bei der 1. Feldartillerieabteilung, und v. Koppy, im 1. Feldregiment der Schutztruppe, der Stabsarzt vr. Kirsch, jetzt im Königl. Preuß Königs- Infanterieregiment Nr. 145. 8. das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechts ordens mit der Kriegsdekoration: der Oberarzt Jodtka bei den Feldlazaretten und der Zahlmeister Zborowski bei der 2. Feldartillerieabteilung der Schutztruppe für Südwestafrika. 9. das Komturkreuz 2.Klasse des AlbrechtS ordens: die Obersten Ohnesorg, beim Ober kommando der Schutztruppen, Eben, Abteilungschef im Königl. Preuß. Kriegsministerium. 10. das Ritterkreuz 1. Klasse des Aldrechts- ordens mit der Krone: die Majore Schimmel fennig, beim Oberkommando der Schutztruppen, v. Hartrott, im Königl. Preuß, großen General stabe, kommandiert zur Dienstleistung im Kriegs Ministerium, der Militärintendanturrat Markmann, von der Intendantur des Königl. Preuß. III. Armee korps, kommandiert zur Dienstleistung beim Ober kommando der Schutztruppen. 11. das Ritterkreuz 1. Klasse des AlbrechtS ordens: die Hauptleute Bethe, beim Oberkommando der Schutztruppen, v Beringe, in der Schutztruppe für Deutschostafrika, kommandiert zur Dienstleistung beim Oberkommando der Schutztruppen, der Rech nungSrat Walther, Geh. expedierender Sekretär im Militärkabinett Sr. Majestät deS Kaisers und Königs. 12. das Ritterkreuz 2. Klasse des AlbrechtS ordens: der RechnunqSrat Wittmers, Geh erped. Sekretär im Königl. Preuß. Kriegsministerium, der Geh. exped Sekretär Trautmann im Königl. Preuß. Kriegsministerium, der Jntendantursekretär Fiedler, kommandiert zur Dienstleistung im König!. Preuß Kriegsministerium. 13. das AlbrechtSkreuz: die Geh. Kanzlei sekretäre Dammenhayn und Bauer, im AuS wärtigen Amt, kommandiert zur Dienstleistung beim Oberkommando der Schutztruppen, Leidecker, im Königl. Preuß Kriegsministerium. 14. das Allgemeine Ehrenzeichen: der Zahl meisteraspirant Tymke in der Schutztruppe für Deutschostafrika. 15. die silberne Friedrich August-Medaille: der Sergeant Rüger in der Schutztruppe für Süd westafrika. * * * Deutsch-Eüdwcstafrika. Nach einer Meldung deS Obersten Dame soll in dem Gefecht der Abteilung des Hauptmanns v Lettow-Vorbeck, bei Duurdrift am 5. Januar, Morenga persönlich die Hottentotten ge führt haben Unsere Patrouillen stellten jedenfalls am 8 Januar bei Heirachabis eine starke Hottentottenbande fest und Morenga soll jetzt mit 300 bis 400 Kriegern bei Sprüngpüts stehen Es ist nicht ausgeschlossen, daß Morenga wieder, wie im Mai vergangenen Jahres, nach der englischen Grenze unweit Rietfontein auszuweichen beabsichtigt, daher hat Major v Estorfs eine neue Truppenverteilung befohlen Auch bei Warmbad fanden Truppcnverschiebungen statt da man noch immer mit der Anwesenheit stärkerer feindlicher Kräfte am Orangefluß rechnen muß. Ge legentlich solcher Truppcnverschiebungen geriet die Spitze der für Rooisontein (15 Icm südlich Warmbad) bestimmten 2 Kompanie FeldregimcntS 1 am 9. Januar abends un weit dieser Wasserstelle in einen Hinterhalt Es fielen Leutnant v. Ditfurth (früher im Regiment Franz) und zwei Reiter, ein Reiter wurde verwundet. Auf Anordnung des Majors v. Estorfs sollen die im Südbezirk befindlichen Truppen wie folgt verteilt werden: 1) Abteilung Siebert (3. Komp, 2 Maich.-Gew, 2 Geschütze) 1. und 8. Komp Felvrgts. 2, 1 Etappen- komp, 1'3 Masch-Gew. Abt. 2 8. Battr. bei Heira ¬ chabis 2) Abteilung Heuck (2 Komp , 2 Geschütze) 1 Komp. Feldregts 1, 7. Komp Feldrgts 2, '3 9 Battr. in Linie Oas—Hudab. 3) Abteilung Erckert (3 Komp , 5 Geschütze) 9, 10, 12 Komp Feldrgts 2, Vs 2. Battr , V- 8. Battr. Norechab, Sandfontein, RamanSdrist und Sicherung der Etappenstraße RamanSdrist — Warmbad 4) Abteilung Anders (2 Komp, 4 Masch -Gew, 2 Ge schütze) 2. Komp. Feldregts 1, 11 Komp. Feldregts. 2, -z Masch-Gew-Abt 2, V» 2. Battr bei Alurisfontcin, Rooisontein, Skumbergquelle b Kinderzit und Eendoorn. 5) 5 Etappenkomp behält Grenze in Linie Tawignab— Hasuur besetzt. 6) 3. Ers-Komp bei Ondermaiije und Schuitdrift. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: An Typhus ge storben: Sanitätssergeant Friedrich Schwarz, geboren am 23 8. 80 zu Eichen, früher im Infanterieregiment Nr. 168, am 4. Januar d. I. im Feldlazarett Hasuur. Unteroffizier Bruno Hofmann, geboren am 18. 11. 80 zu Dresden-Alt' stadt, früher im Königl Sächsischen 13. Infanterieregiment Nr 178, am 11 Januar d. I im Lazarett KcetmanShoop. Reiter Otto Radischat, geboren am 28. 5 81 zu Schädeln, früher im Füsilierregimenl Nr. 33, am 11. Januar im Lazarett Windhuk. — Zahlmeistcraspirant Arthur Schröder, geboren am 2l. 6 77 zu Pieschen, früher im Königl. Sächs. 2. Pionierbataillon Nr 12. am 11 Januar d. I. im Feld lazarett Lüdelitzbucht an Herzmuskelschwäche gestorben. Reiter Johann Donner, gebaren am 18. 6 83 zu Altselde, früher im Infanterieregiment Nr SS, am 12. Januar d. I. infolge Stichverletzung, erhalten im Streit mit Kameraden, gestorben. Deutsch-Ostafrika. Der Gouverneur Graf v. Götzen telegraphiert aus Dar eS Salam folgendes: Die vereinigten Detachements des Hauptmanns Frhrn v. Wangenheim und des Hauptmanns v. Grawert konnten auf dem Marsch auf Mahenge den ungewöhnlich angeschwollenen Luwegufluß bisher nicht überschreiten Hauptmann v Hassel hatte am 18 November ein sieg reiches Gefecht am Ruipa gegen 2000 Jsakaraleute, wobei er 26 Hilfskrieqer verlor. Die gegnerischen Ver luste waren groß. Ter Vormarsch des Hauptmanns v Hassel über den Ulangafluß nordwärts wurde durch hohen Wasserstand verhindert. Major Frhr v. Schleinitz operiert, in rechter Flanke durch das Detachement des Hauptmanns Hirsch unterstützt, am Ruahasluß, östlich von der Straße Kilossa-Jringa. In den Bezirken Kilwa, Mohorro und Lindi räubern noch einzelne Banden Anscheinend ziehen sich größere Trupps in das Donde- Gebict konzentrisch zurück, wo sie nach der Regenzeit ausgesucht werden müssen Aufständische aus dem Songeabezirk, vermutlich vor den Operationen des Majors Johannes weichend, fielen Ende Dezember in Lupembe ein. Gegen sie errang der Ubcna-Posten unter Sergeant Bach schönen Erfolg in erbitterten Höhlenkämpfen. Sergeant Bach wurde unerheblich verwundet. Der Be zirk Jrinya ist gesichert. Ter Major Frhr v. Schleinitz schlug am 31. De zember v I mit der 15 Kompanie unter Hauptmann Wunderlich und der 5. Kompanie unter Oberleutnant Wendland bei Mgoda südwestlich von Morogoro 4<D mit Gewehren bewaffnete Rebellen. Ter Gegner ging nach den Lijunge-Bergen am Ruaha, die in 4 Kolonnen im Gefecht vom 6. bis 8. Januar erstiegen wurden Der Gegner verlor 73 Tote, diesseits wurden 4 Farbige verwundet. Weiteres Auftreten größerer feindlicher Trupps dort ist unwahrscheinlich. Die Bevölkerung zeigt im Gegensatz zu den Häuptlingen den Wunsch zur Unterwerfung Vom Landtage. Dresden, 17. Januar. Heute hielten beide Ständekammern Sitzungen ab Ter Sitzung der Ersten Kammer wohnten am Regierungstischc Ihre Exzellenzen die Herren StaatSminister v. Metzsch und vr. Rüger sowie einige Regierungskommissare bei Auf der Tagesordnung standen zunächst die Anträge der zweiten Deputation über den ordentlichen StaatS- hauShaltSetat 1906/07 zu Kap 22 und 23, Zivil liste und Apanagen, zu Kap. 28, Ablösung der dem Tomänenetat nicht angehörigen Lasten sowie Ab findungszahlungen bei RechtSstreitigkeiten, zu Kap. 36», Oberverwaltungsgericht, zu Kap 59b, Elektrisches Prüfamt Chemnitz sowie zu Kap 67, 68 und 69, Technische Deputation, Unfall- und Invaliden versicherung und Statistisches LandeSamt betreffend. Die Berichte erstatten die Kammermitglieder Ober bürgermeister Geh. Finanzrat a. D. Beutler, Vr. v. Wächter und Domherr Trützschler Frhr. zum Falkenstein In Übereinstimmung mit der Zweiten Kammer genehmigte bez bewilligte die Kammer allenthalben einstimmig die Positionen nach der Vorlage Bei Kap 36», Oberverwaltungsgericht, sprach Oberbürgermeister Beutler den Wunsch aus, die Königl. Staatsregierung möge in Zukunft bei Besetzung von OberverwaltungsgerichtSratSstellen auch ältere, erfahrene Gemeindebeamte heranziehen — Weiter beschäftigte sich die Kammer mit der Petition deS Rates der Stadt Leipzig, die Aufhebung deS hohen NeujahrstagS und des Bußtags am Mittwoch vor Oculi als all gemeine Feiertage betreffend Hierzu lag ein schriftlicher Bericht der vierten Deputation vor. Be richterstatter war Wirkl. Geh Rat Meusel, Exzellenz Der TeputationSantrag lautete, die Petition, soweit sie darauf gerichtet ist, daß der 6. Januar nicht mehr als allgemeiner Feiertag begangen werde, der Königl. StaatSregierung zur Kenntnisnahme zu über weisen, soweit sie aber die Aufhebung des auf den Mittwoch vor Oculi fallenden Bußtags als all gemeinen Feiertags bezweckt, auf sich beruhen zu lassen. Der Hr. Berichterstatter stellte den vor stehenden Antrag und beantragte zugleich, eine erst vorgestern eingegangene Anschlußpetition der Leipziger Buchhändler durch Beschlußfassung über die Haupt petition für erledigt zu erachten. In der sich an schließenden Debatte erklärten sich Lberhofprediger 0. vr. Ackermann und Geh. Kirchcnrat Pauk für den Antrag der Deputation und wiesen hauptsächlich darauf hin, daß die Beseitigung des Bußtags eine große Schädigung des kirchlichen Lebens herbei führen würde. Graf v. Brühl sprach sich gegen die Beseitigung des hohen Neujahrfestes aus unter Hin weis auf seine hervorragende Bedeutung im kirchlichen Leben und stellte den Antrag, die Petition insgesamt auf sich beruhen zu lassen, ein Antrag, der jedoch nicht genügend Unterstützung fand. An der weiteren Debatte beteiligten sich Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin, Geh Kirchenrat v. vr. Hofmann, Geh. Kommerzienrat Waentig und Kammerherr v Frege- Weltzicn. Tie Kammer beschloß sodann nach dem Anträge der Deputation Tie Zweite Kammer, deren Sitzung Ihre Exzellenzen die Herren StaatSminister v. Metzsch und vr. Rüger und eine größere Anzahl Regierungskommissare beiwohnten, beschäftigte sich zunächst mit der Fort setzung der gestern abgebrochenen allgemeinen Vorberatung über den Antrag vr. Spieß und Gen., Vorlegung eines Gesetzentwurfs wegen Besteuerung der Großbetriebe im Kleinhandel betreffend Das Wort ergriff Regierungskommissar Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Roscher. Er wies an der Hand von Zahlenmaterial nach, wie die Hauptursache der Schwäche des Kleinhandels in der Überfüllung desselben liege und beantwortete die Frage, ob die Umsatzsteuer ihren Zweck erreiche, die Großbetriebe zu schwächen, auf Grund der Er fahrungen in anderen Staaten und der neuerdings in Sachsen bei einzelnen Gemeinden angestellten Erhebungen in verneinendem Sinne. Wichtiger als die Schwächung der Großbetriebe halte die Regie rung Maßregeln zur Stärkung der Kleinbetriebe. Die Mittel hierzu sehe die Regierung im korpora tiven Zusammenschlusse des Kleinhandels, insbesondere der Bildung von Kreditgenossenschaften und Rabatt sparvereinen, deren wohltätige Wirkung Geh. Rat vr. Roscher ebenfalls durch statistische Belege ein gehend darlegte Abg Goldstein sprach sich an erkennend über die Ausführungen des Regierungs kommissars Geh. Rat vr. Roscher aus und trat für die Konsumvereine als durch die moderne wirtschaftliche Entwickelung bedingte Organisationen ein. Abg Kunath wies auf die Schwächung der Steuerkraft in den großen Gemeinden durch die Großbetriebe im Kleinhandel hin, der Ausfall müsse von ihren Urhebern wieder erhoben werden Abg. vr. Spieß wandte sich gegen die Ausführungen des Regierungskommissars, indem er sein Bedauern auS- sprach, daß nach ihnen die Regierung seinem Anträge wenig Unterstützung zuteil lassen werde und hob hervor, daß in Preußen seit Einführung der Waren haussteuer Zahl und Umsatz zurückgegangen ist. Er bezeichnete die WarcnhanSstcucr nur als eines der dem Mittelstände helfenden Mittel und vermißte Vor schläge aus dem Schoße der Regierung selbst. Abg. Langhammer bekämpfte die Warenhaussteuer als einen erfolglosen und ungerechten Eingriff des Staates in das Wirtschaftsleben und sprach dann in persönlicher Angelegenheit gegen den Abg Ulrich, der ebenfalls gegen die Ausführungen des Regierungskommissars sich wandte und dann dem Abg. Langhammer ant wortete Nach einigen persönlichen Bemerkungen der Abgg. Ulrich und Langhammer und tatsäch lichen Berichtigungen der Abgg. Goldstein, Enke und Günther wurde der Antrag vr. Spieß und Gen. der Gesetzqebungsdeputation zur Vorberatung über wiesen Ohne Debatte und einstimmig bewilligte die Kammer hierauf die Ausgaben bei Kap. 36 des ordentl. Staatshaushaltsetats 1906/07, Oberrech nungskammer, genehmigte die Etatüberschrei tungen bei Kap 73, 74 und 7.5 des Rechenschafts berichts auf die Finanzperiode 1902/03, das De partement des Finanzministeriums betreffend und bewilligte die Einstellungen bei Kap 2 und 3 deS ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1906/07, Domänen, Jntraden und Kalkwerke Tie Be richte erstatteten die Abgg vr. Vogel, Poppitz und Täbritz« Nischwitz). Der letzte Punkr der Tagesordnung war die Allgemeine Vorberatung über das Königl Dekret Nr. 20, mehrree Eifenbahnangelegen heiten betreffend Die Debatte eröffnete Abg Günther, der den Aufschub des Baues der Strecke Theuma — Plauen bedauerte. Abg Zeidler drückte den Wunsch aus, daß bei aller notwendigen Sparsamkeit die Erbauung von im allgemeinen Interesse liegenden Bahnen mehr wie bisher vorgenommen werden möchte und trat ebenfalls für einen baldigen Bau der Linie Theuma-Plauen ein. StaatSminister vr. Rüger sicherte die mög lichst baldige Vorlage von Material nach dieser Richtung zu. Tie Debatte dauerte bei Schluß der Redaktion noch fort. Tagesordnung der Kammern. I. Kammer. Achtzehnte öffentlich« Sitzung TienSlag, den 28 Januar 1S06, vormittags 11 Uhr 1. Bortrag au- der Registrande und Beschlüsse aus die Eingänge 2 Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Teputation über Titel IS deS außerordentlichen Staatshau-haltsetat- für 1906 07, Erweiterung de- Bahnhofs Nossen (zweite Rate) b« treffend. (Drucksache Nr. 59.) 8. Antrag zum mündlichen Berichte der zweiten Teputation über Titel 16 de» außer ordentlichen Ltaatshau-halt-etat- sür 1306/07, die Erweite rung des Bahnhof- Oschatz (zweite Rate) betreffend. (Druck sache Nr 60 ) 4 Bericht der vierten Deputation über die Petition de- Vereins deutscher Vermessungstechniker in Sachsen um Abänderung der Minifterialverordnung, die Messungen bei Gruadstücksteilungen betreffend, vom 1 Oktober 1304. (Druck sache Nr 66.) ü. Antrag um mündlichen Berichte der vierten Deputation über die Petitionen des Vereins .Schutzverband sür Handel und Gewerbe in Zittau' und Gen, sowie die Stadträte zu Grimma, Mügeln, Limbach, Löbau und Pirna um Aufhebung bez Abänderung de- 8 3 des Gesetze- vom 10 September 1870, das Lffenhalten der Echaufester an Sonn- und Festtagen betreffend (Drucksache Nr 6l.) 6. An trag zum mündlichen Berichte der vierten Deputation über die Petition des Expedienten L Thiele in Chemnitz, vor maligen Stadtgendarm in Dresden, um Gewährung von Pension oder Einleitung einer disziplinargerichtlichen Unter suchung (Drucksache Nr 62.) 7. Anzeigen der vierten Depu tation über drei sür unzulässig erklärte Petitionen. lDruck- sachen Nr 63, 64, 65) II Kammer. 41. öffentliche Sitzung Donnerstag, den 18. Januar 1906, vorm 10 Uhr. Vorau-sichtlich.) 1. Schluß- beralung über den mündlichen Bericht der GesetzgebungS- depulalion über die Erteilung der Ermächtigung gemäß tz 197 des Reich-strafgesetzbuchs zur Strafoersolgung wegen Belei digung der Zweiten Kammer durch einen Artikel in Nr 290 der .Leipziger Volkszeitung' vom Jahre 1905 (Drucksache Nr 107.) 2. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Gesctzgebungsdcputation über die Erteilung der Ermäch tigung gemäß tz 197 des Reichsstrasgesetzduchs zur Strasver- solgung wegen Beleidigung der Zweiten Kammer durch einen Artikel in Nr. 292 der »Volkszeitung sür das Muldental" vom Jahre 1905 (Drucksache Nr. 111.) 3 Schlußberatung über den schriftlichen Bericht der Rechenschan-deputanon über Kap. 40 und 41 des RechenschastsberichlS aus dir Finanzperiode 1902/03, das Departement der Justiz betr (Drucksache Nr. 106) 4. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Gefetz- gebungSbeputation über das Königl Dekret Nr 7, die Aus führung des Reichsgesetzes über die Bekämpsung der Reblaus vom 6 Juli 1904 betreffend (Drucksache Nr. 96) 5 Lchluß- beralung über den mündlichen Bericht der RecheuschaftS- deputation über Kap. 47, 48 und 49 deS Rechenschaftsberichts auf die Finanzperiode 1902/03, Gendarmerieanstalt, Polizei- dircktion zu Dresden und Sicherheitspolizei betreffend (Druck sache Nr. 102) 6. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Rechenschaftsdeputation über Kap 50, 58, 55, 56, 57, 58» und 59 deS Rechenschaftsberichts auf die Finanz- periode 1902/03, das Departement des Ministeriums deS Innern betreffend (Drucksache Nr 103) 7. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der RechenschastSdeputation über Kap 59» und 59e des Rechenschaftsberichts auf dir Finanz- Periode 1902/03, Technische Staaislehranstalten zu Chemnitz und Baugewerkenschulrn zu Dresden, Leipzig, Plauen i B. und Zittau mit Tiefbaufchule in Zittau betreffend. (Druck sache Nr. 108) öffrnNichkn Lkkanutmachongen. In nächster Zeit finden im großen Auditorium der städtischen Gewerbeschule Experimentalvorträge über die neuesten Fortschritte der Eletrotechnik statt Die Vorträge werden Freitags abends 8 bis 9 Uhr abge halten, und zwar am 26 Januar, 2, 9 , 16 , 23. Fe bruar und 2. März. Der Zutritt ist unentgeltlich; es wird nur eine Einschreibegebühr von 1 M erhoben. Teilnehmerkarten können in Empfang genommen werden vom 18 d M. ab im Rathause, III, Zimmer 39, oder in der Expedition der Gewerbeschule, Dürerstraße 45, I. Örtliches. Dresden, !7. Januar. * Se. Königl Hoheit Prinz Ludwig von Bayern, der hochherzige Gönner, Mitbegründer und Förderer der Pensionsanstalt Deutscher Journalisten und Schriftsteller, geruhte nach seiner heutigen Ankunft in Dresden, vormittags 11 Uhr eine Abordnung des Vorstands der Ortsgruppe Dresden, der genannten An stalt, bestehend aus den Herren . Hoftat Doenges, Mäder, Herrlein, Widemann und Altkirch, im Königl Residenz schloß zu empfangen und deren Dank für die der An stalt gewährte Förderung huldreichst entgegenzunehmen Sc. Exzellenz der bayrische Gesandte Graf v. Montgelas führte die Herren ein. Hr Hofrat Doenges hielt eine kurze Ansprache an den erlauchten Herrn, in der er den Dankesgesühlen Ausdruck verlieh, welche die Orts gruppe Dresden der Anstalt in gleichem Maße wie die Münchner Journalisten und Schriftsteller für den Prinzen Ludwig hegt In diesem Zusammenhänge mag erwähnt werden, daß Se Königl Hoheit der Prinz Ludwig Mitglied der Ortsgruppe München der Pensions anstalt Deutscher Journalisten und Schriftsteller ist. Se Königl Hoheit richtete in der anschließenden Unter haltung das Wort an die einzelnen Herren, befragte sie über ihre Tätigkeit und zeigte großes und wohlwollendes Interesse für die Verhältnisse der Berichterstattung und der Presse. * Auf Veranlassung der „Dresdner Kaufmannschaft" hielt gestern Hr. Architekt Fleischhack einen durch Licht bilder erläuterten Dortrag über das Thema „Streif- züae durch Bibel und Babel" Ausgehend von den Aufsehen erregenden Delitzschen Untersuchungen über den Zusammenhang des mosaischen Kultus mit dem alt babylonischen, zog er interessante Parallelen zwischen beiden Kulten und zeigte, wie eng verknüpft durch tausend Fäden sie sind. Er wies darauf hin, wie das älteste Volk in Babylon, die Sumerer, einen ziemlich reinen Gottesbegriff gehabt haben, der nichts mit dem späteren babnlonischen Polytheismus gemein hatte Im Bilde führte er fumerische Königsstatuen vor, die schon einen hohen Grad von Künstlerschast zeigen, eine Rekonstruktion ihrer Stusentempel und anderes und kam dann auf die Völkerzüge Hamurabi» und dessen Gesetzgebung zu sprechen Aus einer Anzahl der bei ersteren genannten Eigen namen ziehe Delitzsch den nicht sicheren Schluß, daß die Babylonier den Jehova der Juden gekannt haben Weiter führte er in Wort und Bild die Kultur der alten Assyrer vor AuS den gefundenen architektonischen Denkmälern, Wandschmucken, den wertvollen Dokumenten der mit Keilschrift beschriebenen Tontafeln geht hervor, daß die Affyrer eine Kultur besaßen, die etwa der des Mittelalters entsprach Interessant war u a die Abbildung des ältesten Briefes, den man kennt, des Briefe« von Aschschurrissua Der Redner gab dann weiter einen Abriß der ältesten jüdischen Geschichte, um die Abhängigkeit der jüdischen Kultur von der babnlonischen darzutun Er bemerkte zum Schluß, die neuen Forschungen bedeuteten einen völligen Bruch mit den alten Anschauungen Er wolle eS dahingestellt sein lassen, ob es im Interesse uwerer Nation läge, eine solche radikale Aufklärung weiter zu verbreiten. Sicher
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