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Erdmann Ullrichs Weg zum Ziel Nachdruck verboten. 1. gvrrieyung. an ordentlich in die bin so aufgeregt! Der Schreck ist mir zusammen. Sie sich zu mir, wie eS her hier, gnädige Frau. ihrem Der auch gleich, gnädige Frau. Ein wir uns eben geleistet haben, ist ein öffer Brödjukoff, als er mit Grete das Stolz: .Der Betrieb läuft; Wagen?" fragte Brödjukoff eben nicht. Darauf sind wir Fortsetzung solgL Ich darf also morgen kommen?" ganz leiser Druck war die Anl- Hast mehr des tra Neuh Handl und ! Es ft sonen Send' stürzt der Der i führu Seine blauen Jungenaugen hingen voll Bewunderung dem älteren Bruder. „Mama und Grete sind im Wohnzimmer?" Erdmann wollte gleich zu ihnen gehen. Hans hielt ihn an wei P°h Post Poh! Von «efui Seid nerir beka L der l Reuf nieur Sind dezen um meine Großmutter. Sie ist achtzig? „Die Mutter deiner Mutter?" Sie nickte. Er hielt ihre Hand. Wort. „Du, Grete, was wenig stark", sagte trieb. Erdmann sagte voll wir haben viel Aufträge." „Bauen Sie denn neue erstaunt. „Nein, das können wir noch nicht eingestellt." lameweste. Herrlich stand ihr das. Sie streckte Aeltesten die Hand hin. „Endlich sehen wir uns wieder, mein Junge! Wohl geglaubt, wir Ausreißer kommen niemals heim?" Er preßte seine Lippen auf ihre mit Juwelen ge schmückte Hand. „Reichlich viel Zeit war cs für einen Ball, Mama." „Ja, mein Junge, da hast du recht. Eine ganze Woche. Aber weißt du. es war so schön in Dresden; wir konnten uns gar nicht trennen. Wir haben die Tage so innig ge nossen. Und ich konnte um dich und Hans ja unbesorgt sein. Ihr wäret hier ja gut aufgehoben. Die gute Hoppe hat euch doch wohl so versorgt, daß ihr nichts vermißt habt?" Ihre tiefblauen Augen strahlten zu Erdmann auf. Er blickte sie voll Zärtlichkeit an. „Gewiß, Mama, uns hat es an nichts gefehlt. Dich habe ich vermißt, sonst nichts, wenn ich abends nach Hause kam —" Sie ließ ihn nicht ausrcden. „Ja, gewiß, mein Junge, ich verstehe! Du hättest mir immer gern berichtet, was der Tag gebracht; nun, du holst es später nach." Erdmann begrüßte Lilly Schrader und Grete. Wäh rend er das tat, stand Brödjukoff abwartend neben seinem Sessel. Er hatte ihn noch mit keinem Blick gestreift; aber schließlich mußte er anstandshalber auch ihn begrüßen. Eine knappe Verbeugung, ein rascher, flüchtiger Händedruck wurde gewechselt. Dann setzte man sich. Grete goß den Brüdern Tee ein. Mama berichtete von ihren Erlebnissen. Grete erzählte, wie herrlich es auf dem Ball gewesen war. Brödjukoff erkundigte sich bei Erdmann nach dem Be- zurück. „Nee, du, so kannst du dich ihnen nicht zeigen. Bist ja schwarz wie 'n Deibel. Unsere Kusine Lilly ist bei ihnen, vielleicht auch sonst noch wer. Lilly ist mit ihnen zusammen von der Bahn gekommen." „Aha — na dann los, 'rauf in unsere Bude! Sorg' mal dafür, Hanseken, daß die Klara genügend warmes Wasser 'rauf schafft, daß ich mich gehörig abschrubben kann!" Als Erdmann unten erschien, fand er Brödjukoff bei den Damen. Der Russe saß mit ihnen am Teetisch, als Erdmann und Hans das Zimmer betraten. Erdmann war überrascht, wie schön die Mutter aussah. Sie trug ein Kleid von mandelgrünem Seidenkrepp mit Silber- „Aha! — Na, was machen Sie denn?" „Reparaturen." „Ach, hören Sie mal!" Die Worte kamen kurz abgehackt von seinen Lippen. „Damit bringen Sie das Werk nicht hoch." „Fürs erste beabsichtigen wir das nicht. Wir wollen Geld verdienen." Wer — wir?" Brödjukoffs Augen ruhten kalt-forschend auf Erdmanns Gesicht. „Der Betriebsleiter und ich." „Aha! — Dars ich fragen, ob der Betriebsleiter ein studierter Ingenieur ist?" „Nein, er ist bloß Automobilschlosser und als solcher jahrelang in meines Vaters Werk als Meister tätig ge wesen." „So — na ja, diese Leute sind ja meist recht brauchbar; aber als Betriebsleiter dürfte für ein Werk, wie das Ullrichsche es ist, doch nur ein studierter Ingenieur in Frage kommen." „Eben soll Geld aus dem Betrieb herausgeholt und nicht hineingesteckt werden. Da heißt es, mit kleinen Un kosten arbeiten. Die Gage eines Ingenieurs steht nicht in unserem Etat. Unser Werkmeister macht die Sache schon — auch ohne Ingenieur." Brödjukoff schüttelte mit einem Blick des Unwillens den Kopf. „Na, hören Sie mal, ob das das Richtige ist; ich be zweifle es!" Erdmann kam nicht zu einer Antwort; die Mutter, die von ihrem Bruder, Bankier Schrader, ans Telephon ge rufen worden war, betrat das Zimmer. Sie war sehr erregt. „Lilly, mach' dich zurecht, um nach Hause zu fahren; ich komme mit dir!" sagte sie. Und sich an Brödjukoff wendend, bat sie: „Sie müssen mich entschuldigen, Doktor! Meine Mutter ist plötzlich erkrankt; ich muß zu ihr." „Oh, das tut mir aber leid! Hoffentlich ist die gnädige Frau nicht ernstlich krank, sondern nur von einem leichten Unwohlsein befallen." Er küßte Lottes Hand. «Ich hoffe es, Doktor! Ach, ich bin immer gleich so voller Sorgen, wenn meiner Mutter das geringste zu stößt." Sie schloß mit zitternden Händen ihren Pelz. Erd manu war ihr behilflich. „Ich begleite dich, Mutter", sagte er. „Es ist nicht nötig, Männe; ich danke dir!« x Grete verlangte: „Doch, Mama! Du kannst nicht so spät am Abend allein nach Hause kommen." Es lag ihr sehr viel daran, daß Erdmann mit der Mutter ging. Dann war sie mit Brödjukoff allein. Er müßte sich ja nun empfehlen, ging es ihr durch den Sinn. Dumm war das! Die Mutter wartete darauf. Sie sah es ihr an. „Doktor, vielleicht sind Sie so liebenswürdig und be stellen telephonisch einen Wagen." So, dadurch geivann man Zett. „Du wirst doch nicht lange bleiben, Mama? Ach, ich Moi Ker Glieder gefahren." Ihre schmalen Schultern zogen sah die Mutter an. „Bitte, telephoniere doch gleich Großmütterchen geht?" Brödjukoff trat zu ihnen. „In fünf Minuten ist ein Auto Sie dankte ihm mit einem Blick. gro 238 suni von Da< Sch MI und vor weil das Geg Mr stei« spät Aby spru stell, ' Der lüge Am Abend betrat er freudestrahlenden Gesichts das Wohnzimmer. Seine Mutter und Geschwister saßen um den runden Tisch. Sie sahen zu ihm auf. In ihren Mienen war spannungsvolle Erwartung. Und wie gestern klang ihm Hans' „Na, was war?" entgegen. „Wir haben einen Wagen verkauft — den alten Stude- backer. Was sagt ihr dazu?" - Hans brüllte: „Fein, Erdmann, Männe, du bist ein Teufelskerl!" Er umschlang den Hals des Bruders. „Zehn Jahre weiter, dann helfe ich dir! Hier meine Hand darauf! In zehn Jahren bin ich schon was; dann trete ich bei dir ein. Dann schaffen wir beide zusammen. So Seite an Seite." Er reckte sich auf. „Männe, das wird ein Leben!" .Sei mal ruhig, Hans!" „Einen alten Wagen verschleudern ist noch kein ge schäftlicher Erfolg", sagte Grete spitz. Erdmann war heute unverwundbar. „Nee, Grete, da hast du recht — aber für den Anfang mitzunehmen. Daß einer die alte Karre kaufen würde, hätte ich nie erwartet. Muß ja auch ganz neu überholt werden. Reparaturen müssen natürlich extra bez^lt werden." „Was hat der Wagen eingebracht?" fragte Lotte .Eintausendzweihundert, Mutter!" Sie nickte vor sich hin. „Den Preis finde ich gar nicht schlecht." „Hoffentlich zahlt der Mann auch!" sagte Grete. „Prompt! Fünfhundert hat er gleich heute angezahlt." Er nahm seine Brieftasche aus der Brusttasche heraus, entnahm ihr die fünfhundert Mark und legte sie vor der Mutter auf den Tisch. Zimmer betrat. „Ich hätte doch sofort gehen müssen." „Ja, natürlich!" Aber so ist es schöner. Ach,. Goswin, einmal allein! Wann sind wir das denn mal?" Sie schlang die Arme um seinen Hals, schmiegte ihre Wange an die seine. „Goswin, du Lieber, Lieber!" Er löste sich behutsam aus ihrer Umarmung. „Du, dein Bruder Hans kann jeden Augenblick hier eintreten; wir müssen vorsichtig sein!" Sie atmete schwer auf, trat von ihm zurück und ließ sich in einen Sessel fallen. Er blieb hinter ihrem Sessel stehen, strich mit der Hand über ihr Haar. Sie legte den Kopf zurück, hob das Gesicht zu ihm empor. Ihre Augen lockten. Er neigte sich zu ihr und küßte sie flüchtig. „Sei nicht so ängstlich, Goswin; es kommt niemand t Hans ist längst in seinem Zimmer." Ihre Hand suchte die seine. „Sei lieb, Goswin!" „Bin ich das nicht immer, Grete?" Sein Mick tauchte in den ihren. Er war heute nicht aufgelegt zum Tändeln. Sie gab es auf. Bald saßen sie sich in ernsthaftem Ge spräch gegenüber. Grete schmiedete Pläne für die Zukunft. Erdmann dürfe man das Werk nicht überlassen; das müsse Goswin übernehmen. Unbedingt. Sie sah ihn fest an. „Wie soll das geschehen, Grete?" „Wir heiraten; dann ist es doch selbstverständlich, dast du es übernimmst. Du als Ingenieur wirst doch erst etwas daraus machen. Erdmann ist doch noch viel zu jung, um den Betrieb halten zu können!" Er nickte versonnen vor sich hin, senkte wieder den Blick in den ihren. „Womit sollte ich es aber hochbringen? Dazu gehört Kapital, und das habe ich nicht." „Vielleicht werde ich es haben." Ihr Blick hatte etwas Herausforderndes. „Wieso? Du sagtest mir doch, deine Mutter hätte ihr Barvermögen bis auf einen Rest, der gerade noch so viel Zinsen einbrächte, wie ihr zum Leben nötig habt, ver loren?" Sie nickte. „Es ist zu erwarten, daß meine Munrr noch einmal eine große Erbschaft macht — eine sehr, sehr große", sagte sie langsam. „Ach so! Aber wann kann das sein? Auf Erbschaften zu rechnen, ist immer eine fragliche Sache." „In diesem Falle nicht, Goswin." Er lachte. „Immer, Grete! Warte einmal aus de» Tod einer alten Tante, dann wird sie gewiß alt wie Methusalem." „Hier handelt es sich nicht um eine alte Tante, sondern Archiv Seme forder Baut« slerim gange keines nung unter: sie am Kosten Gemei großer komm« geistig' erwach größer spielen Arbeit „Doktor, Sie sind mir nicht böse? „Aber gnädige Frau! Wenn Sie erlauben, spreche ich morgen einmal vor." „Es würde mich freuen, Doktor." „Herr Brödjukoff hat nicht einmal seinen Tee aus- getrunken", sagte Grete. „Gehen wir doch ins Zimmer, bis der Wagen kommt. Lege deinen Pelz noch einmal ab, Mama; du erkältest dich!" Nein, sie wollte nicht. Sie war nervös-gereizt. Sie merkte, daß Grete den Doktor absichtlich hier zurückhielr. Das beunruhigte sie. Ob sie Brödjukoff auffordern sollte, mitzufahren? Seine Wohnung lag in der Matthäikirch- straße, und sie mußten in die Tiergartenstraße Die Straßen lagen so nahe beieinander. Da fuhr der Wagen schon vor. Sein Huprnsignal ertönte. Lottes Herz klopfte hart, als sie dem Doktor die Hand reichte. Sie sah ihn nicht an. „Sie bleiben noch, Doktor?" sagte Lilly Schiader, Brödjukoff die Hand reichend. Er überhörte ihre Be merkung. Ein boshaftes Lächeln glitt um ihren kleinen Mund. Ihre nachtschwarzen Augen, die aus Grete ruhten, hatten einen wissenden Blick Sie drückte ihr die Hand. Brödjukoff ging mit an den Wagen, wollte Lotte beim Einsteigen helfen; aber Erdmann kam ihm zuvor. Sich zu Lotte neigend, sagte er: „Ich gehe nun selbstverständlich „Das Handgeld. Mutter." Sie lächelte zu ihm auf, rührte das Geld aber nicht an. „Schließe es in meinen Schreibtisch ein, Männe!" „Kannst mir gleich zweihundert Mark davon geben für mein Kleid!" sagte Grete. Erdmann schüttelte den Kops. „Das bleibt vorläufig fürs Geschäft; man darf es nicht vergeuden." Die Mutter gab ihm recht. Wenn cs nicht eingenommen wäre, hätte man auch auskommen müssen. Grete warf den Kopf zurück. Hans sagte zu Erdmann: „Mama und Grete fahren am Mittwoch nach Dresden. Der Verband ausländischer Stu dierender an der Technischen Hochschule Dresden ver- amtaliei einen Ausländerball. Dazu ist Mama und Grete euigelatcu " „Von wem?" fragte Erdmann. 2ie Mutter überhörv absichtlich die direkte Frage, und mgte: „Wir fahren mit Schraders zusammen nach Dresden. Hättest du nicht Lust mitzukommen?" „Nein!" Er stieß es fast schroff hervor, nahm die Geld scheine vom Tische, um sic in den Schreibtisch zu ver schließen: dazu mußte er in das Zimmer der Mutter gehen. Ein Duft von Parfüm und seinen Zigaretten empfing ihn. Er erkannte ihn und wußte, woher er kam. Er verabscheute ihn. verabscheute den Menschen, der ihn verbreitet hatte. Weit 'iß er die Fenster auf, sog tief die reine,'kühle Abend lust ein. Dann ging er ins Wohnzimmer zurück, in der Erwartung, daß die Mutter ihm sagen würde, wer bei ihr gewesen war. Es geschah nicht, und er fragte: „Du hattest heute Be such, Mutter?" i Sie antwortete nicht, schien sehr verlegen und senkte nur bejahend den Kopf. Eine Helle Nöte stieg langsam in ihr Gesicht; sie sah in ihrer Verlegenheit wie ein junges Mäd chen aus. Endlich hatte sie sich so weit gefaßt, daß sie den Blick zu erheben wagte. .Doktor Brödjukoff war hier", sagte sie. ,Aha!" sagte Erdmann. „Er ist es auch, der dich und ^>rete zum Ausländerball eingeladen hat?" Wieder senkte die Mutter nur bejahend den Kopf. Erd manns Blick ruhte auf ihrem Gesicht. Ihm war auf einmal elend zumute; stets war es so, wenn er von Goswin Bröd jukoff hörte. Warum er ihn nur so haßte? Er fragte es sich selbst, ohne eine Antwort darauf zu haben. Er spürte, daß der Verkehr dieses Menschen im Hause seiner Mutter eine Gefahr für sie war. Spürte deutlich das Unheil, das eines Tages daraus entstehen würde. Er hatte schon einige Male versucht, die Mutter vor ihm zu warnen; aber sie hatte seine Warnung absichtlich überhört. Einmal hatte sie ihm gesagt: „Du bist noch zu jung, Erdmann, um dir ein rechtes Urteil über Menschen zu bilden, auch mußt du es mir überlassen, darüber zu entscheiden, wer würdig ist, in unserem Hause zu verkehren!" Seitdem schwieg er in ohnmächtigem Zorn. Aber er fühlte deutlich, daß sich durch den Verkehr mit dem Russen Schlimmes ereignen mußte. " * * Erdmann machte heute schon um fünf Uhr Feierabend. „Es muß schon sein", sagte„er zu Laudin. „Meine Mutter und meine Schwester kommen mit dem Sieben uhrzug aus Dresden zurück; ich muß sie abholen.' Laudin blickte einen Moment von seiner Arbeit auf. „Na ja, das ist doch selbstverständlich", entgegnete er unwillig. „Sie haben doch nicht nötig, sich zu ent schuldigen, wenn Sie mal früher aus der Bude weggehen; Sie schuften ja gerade genug." Erdmann nahm seine Mütze. Beim indirekten Lob des Alten hatte sich sein Gesicht gerötet. „Auf Wiedersehen, Meister!" Laudin knurrte seinen Gegengruß. Erdmann grüßte die Arbeiter und ging festen Schrittes durch die Halle. Laudin sah ihm nach. „Das wird mal einer, wie sein Vater «es gewesen, ein talenfroher Schaffer", ging es ihm durch hen Sinn. Zu Hause wurde Erdmann von Hans mit der Nach- richt empfangen, daß Mutter und Schivester schon ein getroffen seien. „Na so waS! Da hätte ich ja gar nicht früher heim zukommen brauchen." „Das ist doch mal ganz nett; so hast du recht viel Zeit, mit Mama von deinen geschäftlichen Erfolgen zu sprechen." Erdmann gab ihm einen freundschaftlichen Puff. „Du, Bürschchen, du willst mich wohl flaxen?" „Nee, wie käme ich dazu? Du hast doch tatsächlich ge schäftliche Erfolge."