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Dresdner Journal : 11.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190601111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-11
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1906
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vtj«,»pret«. Beim Bezug? durch die Heschäsirstete innerbalk Arerden» 2,50 M (einschl- Zutragung), durch die im Deutschen Reiche S M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen Dres-llcr Mmnnl. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe aachgedruckt werden Pakündigung-gedühre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Änkiiadi- gungS-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile. Untern» Re- dakttonSstrtch «Eingesandt) Vie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren < Ermäßigung bei Öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi mittags 12 Uhr für tue nach- mitta gS erscheinende Nummer. Donnerstag, den 11. Januar nachmittags. 1906 Amtlicher Teil. Das Königl. Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts ist in der Lage, an Zugehörige feines Geschäftsbereichs drei Unterstützungen im Betrage bis zu einhundert Mark zum Gebrauche einer Kur in Marienbad, nach Befinden freier Wohnung daselbst auf die Kurzeit, zu gewähren Bewerbungen um diese Unterstützungen sind ipätestens bis zum 12. Mär; dieses Jahres Hier einzureichen. 259 Kultus-Ministerial-Kanzlei. Am 14. Januar 1906 wird der an der Linie Neichenberg—Zittau zwischen Machendorf und Kratzau gelegene neue Haltepunkt Engelsberg-Eckersbach für den öffentlichen Personen- und Gepäckoerkehr er öffnet Über die auf dem neuen Haltepunkte ver kehrenden Personenzüge gibt der Winterfahrplan 1905/06 Auskunft. Die Personen- und Gepäck- rarife werden mit dem sonst Erforderlichen in EngelS- berg-Eckersbach sowie auf den Nachbarstationen durch Anschläge zur öffentlichen Kenntnis gebracht. 258 Köniz!. HkSkMirtklinir der SiMcht» Stiitskisttllllhiiti. ^r«<»»uuge«, Versetzungen re. tm -sfent» kicher» Dienste. Jm«eschäft»beretchede» Ministerium» »e»»ultu» und Sstentl. Unterrichts. Demnächst zu besetzen: eine erlcvigtc ständige Lehrerstelle an der mittleren Volksschule in Paunsdorf bei Leipzig Kollalor: der Gemeinderat. JahreS- gehalt, einschl. Wodnungsgeld, im 1. Dienstjahre 17oO M., steigt in Sjährigen Perioden 2mal um je 200 M. und 8mai um je 150 M: mit dem 31. Tienstjahre Höchstgehalt 3300 M. Von diesen Gehaltssätzen gilt V, atS Wohnungsevtschädigung Auswärtige Dienstjahre können anqerechnet werden. Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis 30. Januar beim Kollator einzureichen: — die ständige Lehrcrstelle zuKoltzjchen. Kollator: die oberste Schulbehörde. Außer sreier Wohnung im neugebauten Schulhause und Gartengenuß 1200 M. vom Schuldienst und 110 M. für FortbildungSjchulunterricht. Be suche mit den erforderlichen Beilagen bis 24. Januar an Be- zirkSichulinspeklor vr Michel, Grimma BehSrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichtr. Dresden, 11. Januar. Ter gestrige diesjährige erste große Hof ball vereinigte in den Festräumen des Königl. Residenzschlosses eine illustre Gesellschaft von etwa 800 Personen. Bon Fürstlichkeiten nahmen neben Sr. Majestät dem König Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde und Se Hoheit der Herzog Karl Borwin zu Mecklenburg-Strelitz mit den Damen und Herren der Hof- und Militärstaaten an diesem Ballfeste teil. Unter den weiteren Gästen befanden sich das Oorp« äiplomutigue und die Herren Staatsminister mit ihren Damen, die Direk torien und viele Mitglieder der beiden hohen Stände kammern, die Direktoren und Räte der Ministerien und der verschiedenen Zivilbehörden, die Generalität und zahlreiche Offiziere mit ihren Damen, fremde und einheimische Damen und Herren der Aristokratie, sowie Mitglieder der Kunst und Wissenschaft und der Finanz- und Handelswelt. Vor der französischen Kunst und Wissen schuft. George Land und ihre Tochter. Die berühmte Dichterin George Sand war trotz der mannigfachen Extravaganzen, die man ihr bisweilen vor geworfen hat, eine große und echt weibliche Natur, die auch als Mutter Vic reiche Fülle eines zärtlichen Herzens ent faltete. Tie Briefe an ihre Tochter Solange, die Samuel Rocheblave vor kurzem veröffentlicht hat, bezeugen das wieder in schönster Weise Man glaubte eigentlich diese Briefe, die in der großen Ausgabe der gesamten Kor- resvondenz der Dichtung nicht enthalten find, verloren, denn Solange hatte versichert, daß sie verbrannt worden wären-, aber verbrannte Briefe, so meint Emile Faguet in „La Revue", ähneln dem Vogel Phönix, denn sie stehen aus der Asche zu neuem Leben auf. Tie Kor respondenz beginnt mit Karten, welche die Sand an ihre zehnjährige Tochter richtet; voll naiver Güte und ver stehender Sorge ermahnt sie das kleine Mädchen, das schon in der Jugend den Kopf voller Launen und Eigen willigkeiten hatte. ES war nicht leicht, die Mutter eines so lebhaften, bei aller Begabung oberflächlichen und leidenschaftlichen Wesens zu sein, wie es So lange Sand war, das zeigte sich besonders bei ihrer Heirat. Sie ließ sich von dem Bildhauer Clssinger, einem nicht gerade sehr begabten Kraflburschcn, entführen und erzwang gegen den Willen der Mutter die Heirat. Mit den aufgeregten Szenen, die damit verbunden waren, ist auch der definitive Bruch zwischen George Sand und Ehopin verknüpft, Chopin, der sich völlig al» Herr im Hause seiner Freundin fühlte, hatte sich besonder« heftig der Heirat widersetzt, und als sie dennoch zustande kain, verließ er gekränkt das Haus George Sand schrieb darüber: „Ich glaube, daß auch Chopin schwer darunter Galerie in der II. Etage des Residenzschlosses war eine Ehrenwache des Königl. Gardereiterregimenls aufgetreten, die den ankommenden Gästen die mili tärischen Honneurs erwies. Dem Ballfest ging von H9 Uhr ab die Vorstellung von etwa 40 neu an gemeldeten Damen und Herren bei Sr. Majestät dem König und Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Johann Georg und der Prinzessin Mathilde voraus. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg nahm an den weiteren Festlichkeiten nicht teil und zog Sich nach den Vorstellungen wieder zurück. Um 9 Uhr trat der Königl. Hof im Cortöge in den Ballsaal ein, wo Se. Majestät zunächst an der Spitze der Gesellschaft Cercle hielt. Nach dieser Begrüßung begann der Tanz mit dem Straußschen Walzer „Morgenblätter", dem dann in Pausen Polka, Galopp und Franchise folgten. Als Vor tänzer fungierte hierbei Oberleutnant Frhr. v Fritsch. Die Hofballmusik führte das Hoboistenkorps des Königl. 2. Grenadierregiments Nr. 101 aus. Bald nach Eröffnung des Tanzes entwickelte sich in den Königlichen Festräumen und besonders auch an den diesmal wieder nach den Gemächern hinter der so genannten Reitschule verlegten Konditoreibüfetts, an denen für allerlei Erfrischungen gesorgt war, ein lebhafter gesellschaftlicher Verkehr. Um 11 Uhr fand das Souper statt, das im Eckparade- und Bankettsaale, sowie in den Speise sälen an großen Büfetts eingenommen wurde. Die reich angerichteten Speisebüfetts waren in allen Räumen mit prächtigen Blumen- und Pflanzen- arrangements geschmückt. Den Glanzpunkt bildete hierbei das Büfett im Eckparadesaal, wo zunächst Se. Majestät der König mit den vornehmsten Gästen speiste. Ein Riesenarrangement duftender Blumen, um rahmt von Palmen und Blattpflanzen, verbreitete sich über den ganzen Hinteren Teil dieses Speise saals. Inmitten des aus großen Poinsettias, weißem und farbigem Flieder, Orchideen, Maiblümchen und Begonien kunstvoll arrangierten Aufbaues waren goldene Tafelschmuckstücke in Form von Blumen vasen und Traubenpokalen gruppiert, die bei der reichen elektrischen Beleuchtung glänzend aus dem frischen Grün der Pflanzen hervortraten und den Farbenreichtum des ganzen herrlichen Arrangements unterstützten. Zu beiden Seiten der Eingangstür befanden sich etagenförmig aufgebaute Goldbüfetts mit altertümlichen Kunstgegenständen, die dem Grünen Gewölbe und der Königl. Hofsilbcrkammer entnommen waren. Ter Tanz, der auch während des Soupers fort gesetzt wurde, endete nachts 1 Uhr mit einem Ko- tillon Se. Hoheit der Herzog Karl Borwin zu Mecklenburg-Strelitz hatte das Fest bereits nach dem Souper verlassen. Ter Königliche Hof zog Sich kurz nach 1 Uhr zurück. Heute abend wird Se. Majestät der König das im Vereinshause stattfindende Wohltätigkeitskonzert — großes historisches Konzert: Musik am Sächsischen Hofe — besuchen. Bei der Anwesenheit Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern in Dresden findet am 17. Januar d. I. abends Uhr im Königl. Opernhause eine Vorstellung aus Aller höchsten Befehl statt, wobei der erste Rang zum größten Teil für die Gäste des Königl. Hofes vom Königl. Oberhofmarschallamte in Anspruch genommen werden wird. Dresden, 11. Januar. Unter dem Vorsitz Sr. Majestät des Königs und in Gegenwart Sr Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg fand heute eine Sitzung im Gesamtministerium statt. Deutsches Reich. Berlin. Se. Majestät der Kaiser empfing gestern vormittag den Landrat v Etzdorfs und hörte den Vor trag des Chefs des Zivilkabinetts Wir». Geh Rates vr. v Lucanus. Zur Frühstückstasel war Gräfin Schuwalow geladen. — Die Hochzeit des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen mit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg wird, wie jetzt bestimmt verlautet, zugleich mit der silbenen Hochzeit des Kaiserpaarcs, am 27. Februar, gefeiert werden. — Wie in einem Teile der gestrigen Auslage unter den Drahtnachrichten bereits mitgeteilt wurde, ist der frühere preußische Minister der öffentlichen Arbeiten Staatsminister v. Thielen, der an einer schweren Lungen entzündung erkrankt war, gestern nachmittag gegen 1 Uhr hier gestorben (Karl v Thielen wurde am 30. Januar 1832 in Wesel als Sohn de- späteren Feldpropstes der Armee Thielen ge boren Er studierte die Rechte auf den Universitäten Bonn und Berlin und wurde nach beendeten Studien am 9. Oktober 1854 als Auskultator für den Staatsdienst ver eidigt. Sechs Jahre später bestand er die große Staats prüfung mit Auszeichnung, woraus er drei Jahre lang das Landratsamt in Berleburg verwaltete. Nachdem er kurze Zeit der Regierung in Koblenz angehört hatte, kam er 1864 an die Königl. Eisenbahndirektion Saarbrücken als Hilfs arbeiter und blieb seitdem dauernd im Eisenbahndienste. Wiederholt war er in der Eijenbahnabteilung des Handels ministeriums und 1866 als Mitglied der Königl. Eisenbahn direklion in BreSlau beschäftigt, schied dann 1867 aus dem SlaatSdienstr und trat in die Direktion der rheinischen Eisen bahn, nach deren Verstaatlichung im Jahre 1880 er in den Staatsdienst zurücktrat. Er wurde unter Ernennung zum Ge heimen Regierungsral als Abteilungsdirigent der links rheinischen Eisenbahn berusen und noch im selben Jahre zum OberregierungSrat ernannt Am t November 1881 erfolgte seine Ernennung zum Präsidenten der Königl. Eisenbahn direktion in Elberfeld, wo er beinahe zehn Jahre lang tätig war Am 20. Juni 1891 wurde Thielen zum Nachfolger deS Staalsministers v Maybach an die Spitze des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten berusen, woraus ihm am Neujahrstage 1900 der erbliche Adel verliehen wurde Am 23 Juni 1902 trat v. Thielen von seinem Amte zurück. Er erhielt unter Belassung des Titels und Ranges eines StaatS- ministerS gleichzeitig den Schwarzen Adlerorden.) — Der Reichskanzler hat dem Reichstage ge mäß einigen aus dem Hause selbst geäußerten Wünschen zwei Ergänzungen redaktioneller Natur zum Reichshaushaltsentwurfe für 1906 zugehen laßen Die eine umfaßt ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis zum Etat Damit wird einem vom Abg. Spahn im Plenum des Reichstags ausgesprochenen Wunsche ent gegengekommen. Die andere ist auf eine vom Vor sitzenden der Reichstags-Budgetkommission gegebenen An regung zurückzuführen und enthält eine für die Etats forderungen auf 1906 aufgestellte Nachweisung der Be willigungen, der verausgabten Betrüge und der ver bliebenen Bestände bei den übertragbaren Titeln der fortdauernden und bei den ratenweisen Ansätzen der ein maligen Ausgaben des Neichshaushalts für die Rech nungsjahre 1901 bis 1904. Die Prüfung des Reichshaus- haltsetatscntivurss für 1906 ist durch beide Ergänzungen erleichtert München. Der Kaiser!. Gesandte Graf Tatten- bach ist mit Gemahlin gestern abend von Berlin zu zweitägigem Aufenthalte hier eingetroffen und für morgen bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinz-Regenten zur Tafel geladen. Lsterreich-Ungarn. Wien. (Von einem besonderen Korrespondenten) In der gestrigen gemeinsamen Ministerkonferenz wurde, wie die „Neue Freie Presse" meldet, eine Ver einbarung erzielt, wonach trotz der fehlenden Ge nehmigung von feiten der ungarischen Gesetzgebung mit der Ratifikation der Handelsverträge vorgegangen werden soll, und sowohl der autonome Zolltarif als auch die ratifizierten Verträge am 1 März in gelitten hat, daß er in dieser Angelegenheit nichts ver hindern und nichts raten konnte, aber sein Rat ist den wirklichen Ereignissen gegenüber völlig nutzlos Er hat niemals die Tatsachen des Lebens richtig ms Auge ge faßt und versteht nichts von den Rätseln der Menschen natur. Seine Seele ist ganz in Poesie und Musik ge taucht, und er kann nichts ertragen, was anders ist als er. übrigens würde sein Einfluß in diesen Familien dingen für mich den Verlust aller Ehrfurcht und Liebe von feiten meiner Kinder bedeuten. All das ist sehr traurig und schwierig aber ich weiß kein anderes Mittel, um ferne kranke Seele zu beruhigen, die sich aufregt über die Anstrengungen, durch die man sie heilen will. Tas Leiden, das diesen armen Menschen in moralischer und physischer Hinsicht zerwühlt, tötet auch mich lang sam, und ich sehe ihn von mir scheiden, ohne daß ich ihm jemals etwas Gutes habe tun können, denn die umdüstertc und eifersüchtige Leidenschaft, die er für mich empfindet, ist die Hauptursache zu seiner Traurigkeit." Die Ehe der Solange war natürlich unglücklich, und die unruhige, zerfahrene und rastlose Natur, die ihre Lange weile auf Reisen durch ganz Europa zu betäuben suchte und doch überall nur Verzweiflung und Unbefricdigung sand, wandte sich natürlich an ihre Mutter als ihren besten Gewisscnsbeistand und die Zuflucht ihres ge quälten Herzens Tie Briefe der großen Kennerin des weiblichen Herzens sind von nun an treue Ermahnungen, tief verstehende Ratschläge und freundliche Versuche, dem ziellosen Drängen der Tochter einen festen Punkt, eine innere Harmonie zu schaffen. Sie rät ihr, sich ebenfalls schriftstellerisch zu versuchen, und meint: „In Deinem Alter hat man schon eine große Fülle geistigen Stoffe«; aber er ist nicht be herrscht, weil er keine Form hat E« ist da» Chaos, da alle Elemente der Schöpfung wohl vorhanden sind, aber noch keine Klarheit und Reife herrscht. Wenn die Form gesunden ist, ist man immer überrascht, zu sehen, was der ausgespeicherte Fonds dann erzeugt, und man entdeckt sich selbst, nachdem man sich lange nicht gekannt hatte. Dann reut es einem um die verlorene Zeit, und man findet das Leben nicht mehr lang genug für all das, was man noch schaffen will Aber ich glaube, daß Du Talent haben wirst und daß der Geschmack die Ge wöhnung an überlegen und Klären der Gedanken in Tir Hervorrufen wird." George Sand spricht hier aus eigener Erfahrung, und die Ratschläge, die sie ihrer Tochter für die Dichterlausbahn gibt, sind uns zur Er kenntnis ihres eigenen dichterischen Wesens wichtig. „Wenn Du Dich durch einen Tadel abschrecken läßt", so schreibt sie, „dann wird nichts aus Dir werden Jedes Mißlingen dars Dich nicht entmutigen, sondern muß Dich von neuem anreizen und die Lust in Dir erwecken, Besseres zu schaffen. Ich glaube aber, wenn Du in Deinem Roman Deinen Liebhaber einen Liebesbrief schreiben läßt, so versuchst Tu damit etwas sehr Schweres. Die Leidenschaft eines Mannes, von einer Frau in einem Briefe geschildert, ist ein Wagestück und känn nur mit großem Geschick gelingen" Sie redet der Tochter zu, durch Übung sich eine immer größere Fertigkeit anzu eignen. „Die richtige Form wird Dir dann so leicht werden, daß Du Dich gar nicht um sie zu kümmern brauchst, sie erwächst von selbst aus dem Stoffe " Sie preist den Nutzen der Arbeit. „Mit oder ohne großes Talent, mit oder ohne pekuniären Nutzen, mit oder ohne Erfolg, ist die Arbeit nicht immer ein ungeheurer Sieg, den man über die Langeweile, die Enttäuschungen und die Qualen des Lebens erringt? Ta« Leben, da» uns beschicken ist und um un« sich abspielt, kann sich nicht ändern. Aber wir können uns selbst umwandeln, uns wappnen und uns aus Arbeit und Nachdenken eine Waffe und einen Panzer schmieden Tas Nachdenken begleitet und beherrscht uns Ungarn via kaoti in Kraft gesetzt werden sollen. In Österreich werden der Zolltarif und die Verträge ordnungsgemäß bekannt gegeben. Bezüglich Serbiens ist das Ministerium des Äußern bereits davon in Kenntnis gesetzt worden, daß die serbische Regierung auf eine Beschwerde Osterreich-UngarnS bereit ist, von der Zoll union mit Bulgarien zurückzutreten Die Vertrags konferenzcn mit Serbien werden somit fortgesetzt. Frankreich. Paris. Der Ministerrat wird morgen den Zeitpunkt des Versailler Kongreßes zur Wahl des Präsidenten der Republik endgültig festsetzen. Die Regierung schwankt zwischen dem 16. und 17. Januar. Italien. Rom Wie die „Tribuna" meldet, hatte der gestern abend hier aus Berlin eingetroffene Botschafter Graf Lanza heute eine längere Konferenz mit dem Minister präsidenten Fortis, dem Minister des Äußeren di San Giuliano und Visconti Venosta «rotzbritannien. London Die Wahlbewegung breitet sich mit äußerstem Nachdruck über das ganze Land aus Die hervorragendsten Politiker unternehmen Reisen und halten überall Wahlreden. So sprach vorgestern abend der Premierminister Campbell-Bannerman in Liverpool und gestern vormittag hielt er an demselben Platze eine weitere Rede. Im Anschluß daran sprach er in Ver sammlungen zu Ehester, Wrexham und Shrewsbury Gegen Ende der Woche wird sich Campbell-Bannerman nach Schottland begeben, um dort in einer Versammlung in Glasgow zu sprechen Schatzkanzler Asquith hielt eine Reihe von Reden in Aorkshire, während Chamberlain seine Bemühungen hauptsächlich auf die mittleren Landes teile beschränkt. Balfour hielt ebenfalls eine große An zahl Reden und zwar in der Gegend von Manchester Dort herrscht eine beträchtliche politische Spannung, die u a dadurch zum Ausdruck kommt, daß die Ver sammlungen beider Parteien sehr unruhig verlaufen, und die Redner beständig unterbrochen werden. Die ersten wichtigen Wahlerzebniße, welche die allgemeine Stimmung kennzeichnen, werden Sonnabend spät nachts bekannt ge geben werden. Die Mehrheit der Wahlen findet im Laufe der nächsten Woche statt. — Der Kriegsminister hielt gestern abend in Dunbar eine Rede, in der er ausführte, daß die liberale Partei nicht den Wunsch nach einem Kriege hegte. Wir sichern den Frieden nicht, wenn wir schwach sind, sondern wir müßen stark sein und unsere Armee in schlagfertigem Zustande erhalten, bis der Zeitpunkt gekommen ist, von dem ich hoffe, daß er kommen wird, an dem die Völker einsehen werden, wie (öricht es ist, ihre großen Kriegsrüstungen aufrechtzuerhalten. Bis dahin ist es unsere Aufgabe, die Armee und die Flotte so stark als möglich zu erhalten als ein Werkzeug des Friedens, dessen Aufgabe es ist, den Frieden in der Welt aufrechtzuerhalten. — Die hiesige Handelskammer gab gestern ein Festmahl, an dem u. a Vertreter deutscher und österreichischer Handelskammern sowie anderer Nationen teilnahmen. Der Präsident begrüßte die fremden Gäste Der Vizepräsident der Berliner Handelskammer v Men delsohn überbrachte herzliche Grüße aus Berlin und lud die Vertreter der Londoner Handelskammer ein, an der Versammlung der Handelskammern in Berlin, die am 15. d. M stattfindct, teilzunehmen. Der Vizepräsident der Londoner Handelskammer nahm die Einladung an. Spante«. Madrid Der „Liberal" verzeichnet Gerüchte von einer Minister krisis, glaubt aber, daß lediglich der Rücktritt des Kriegsministers zu erwarten sei Sollte es zu einer das Gesamtkabinett betreffenden Krisis kommen, so werde gleichwohl der Herzog von Almodovar Ver treter Spaniens auf der Konferenz in Algeciras bleiben überall, zu Pferde wie zu Fuß, in Gesellschaft wie in der Einsamkeit. Du langweilst Dich nur, weil Dich zu viele Gedanken bedrücken, ohne daß Tu sie ordnest, und da» gibt Dir manchmal den Anschein von Gedankenlosig keit, die Dich über Deine wahre Natur täuscht. Ich muß Dir immer wiederholen, daß Du Dich mehr mit Dir be schäftigst, die nichtigen Dinge in Deinem Leben, die Dich beherrschen, von Dir tust und Dich der Führung der Arbeit überläßt, die eine harte, aber ruverlässige Hand Dir reicht Ich habe erst an dem Tage angcfangen, wahrhaft zu leben, an dem ich arbeitete, um zu leben Es gibt immer auch ein gewißes häusliches Glück, das man sich selbst schaffen kann Tu bist nicht häßlich und bist nicht dumm; die beiden größten Mängel also, die eine Frau haben kann, sind Dir erspart Du wich Dich wohl befinden, wenn Du Dir nur Mühe geben willst.. Der einzige Rat, den ich Dir geben kann, ist der, einen starken Willen zu haben, mit dem Du Entbehrungen und Arbeiten ertragen wirst Wenn Du mir sagst: „Da» lang weilt mich", so habe ich Dir nichts mehr zu sagen Willenskraft kann ich Tir nicht geben Unter den Briefen der Solange, die wirklich eine gewiße Begabung im an schaulichen Schildern und eleganten Plaudern verraten, finden sich sehr interessante Mitteilungen aus der lite rarischen Welt, in der die Tochter George Sands ver kehrte Besonders über Saint-Beuve und Feydeau er fahren wir wichtige Dinge. Wissenschaft. * Ter Gerichtsreferendar vr. Partsch in BreSlau ist dcr „Franks Ztg" zufolge zum Professor für römisches Recht an der Universität Genf gewählt worden Daß ein preußischer Referendar zum Professor an einer schweizerischen Universität berufen wird, geschieht nicht zum erstenmal Der Professor für römisches Recht in Lausanne vr. Ermann war Referendar in Berlin, al» er für den Lausanner Lehrstuhl auScrsehen wurde.
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