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Dresdner Journal : 10.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190601109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-10
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 10.01.1906
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Unionsvertrags keine weitere Folgen haben werd«, erhelle au» der Tatsache, daß sich die serbische Regierung während der WeihnachtSseiettage überhaupt mit dieser Angelegenheit nicht befaßt hat und daß ein Ministerrat erst am Donnerstag abgehalten werde — „Stampa" zufolge sollen in der staatlichen Waffen fabrik Kragujewaz große Waffendiebstähle entdeckt worden fein Die Diebstähle seien angeblich im Einver nehmen mit dem Fabrikvirektor verübt worden und die entwendeten Gewehre zu hohen Preisen an Albanesen verkauft worden Der Direktor sowie ein an den Dieb stählen beteiligter Büchsenmacher sind verhaftet worden. Amerika. Washington. (Reuter) Aus Verlangen Frank reichs wird der amerikanische Gesandte Ruffel energische Vorstellungen bei der venezolanischen Regierung erheben, da Präsident Castro den französischen Ge- sandtschaftssekretär Taigny bei dem Neujahrsempfang nicht beachtet hat Obgleich diese Vorstellungen nicht unbedingt einem Ultimatum gleichkommen, so lassen sie doch keinen Zweifel bezüglich der ernsten Absichten Frankreichs zu. Die französische Flotte wartet in West indien den Ausgang ab New Dors Der Vizepräsident der Standard Oil Company Rogers hat sich geweigert, sich von dem Spezialkommissar vernehmen zu lassen, den der Gouver neur des Staates Missouri Folk zur Untersuchung der behaupteten Verletzung der Antitrustgesetze durch die Standard Oil Company und andere von ihr ab hängige Gesellschaften in Missouri ernannt hat Rogers ist nun von dem höchsten Gerichtshof von Missouri auf- aefordert worden, heute die Gründe, auf die er seine Weigerung stützt, darzulegen. Marokko. Der zweite deutsche Delegierte zur Marokkokonferenz Graf Tattenbach verläßt heute, den 10. Januar, Berlin, um die Reise nach Algeciras anzutreten Graf Tattenbach reist über München. In Algeciras trifft er mit dem ersten Delegierten Deutschlands, Botschafter v. Radowitz, zusammen. Außer den beiden Delegierten wird die deutsche Mission nach Algeciras noch aus einem Vortragenden Rate des Auswärtigen Amtes, einem Legationssekretär und einem Dragoman bestehen Der Bevollmächtigte Frankreichs auf der Konferenz in Algeciras Revoil ist gestern mit dem Süderpreß nach Madrid abgereist In seiner Begleitung befinden sich Sekretär Aynard, General von Algerien Graf Chörisey und die Majore Codet und Jessecurelly, die Mitglieder der französischen Mission sind Zur Leitung der Unterbringung der an der Kon ferenz Teilnehmenden ist Palmorelli von Madrid nach Algeciras entsandt worden In der Stadt herrscht leb haftes Treiben. Zahlreiche Journalisten sind bereits hier eingetroffen Im spanischen Ministerrate wurde eine Note mitgeteilt, die besagt, daß sich die Regierung erbiete, während der Konferenz in Algeciras die Presse dauernd über den Stand der Verhandlungen unterrichtet zu halten, besonders bezüglich der Ansicht der Regierung über die verhandelten Fragen, um auf diese Weise Ein heitlichkeit des Verhaltens und der Beurteilung sicher zu stellen. Südafrika. Kapstadt. Der Herzog und die Herzogin von Connaught und die Prinzessin Patricia sind gestern hier eingetroffen und von dem Gouverneur, den Mit gliedern ,des Kabinetts und dem Bürgermeister begrüßt worden Japan. Tokio. Vikomte Aoki ist zum Botschafter in Washington ernannt worden. * Der japanische Finanzkommiffar Takahashi in New Dork teilte mit, Japan werde binnen kurzem im Jn- lande Staatsschuldverfchreibungen in Höhe von 215 Mill Doll auSgeben Die Summe soll zur Be streitung von durch den Krieg entstandenen Ausgaben dienen. 75 Mill Doll sollen zu Belohnungen für die während des Krieges geleisteten Dienste verwendet werden Vom Landtage. Dresden, 10. Januar. Heute vormittag 10 Uhr hielt die Zweite Kammer in Gegenwart Sr. Ex zellenz des Hrn Staatsministers vr Otto und eines Regierungskommissars Sitzung ab. Die Kammer be schäftigte sich zunächst mit der Schlußberatuntz über Titel 16a bis t von Kap. 40 des ordentlichen Staats- haushaltSetatS für 1906/07, Neu- und Erweite rungsbauten und Arealerwerbungen bei Land- und Amtsgerichten betreffend. Den Be richt hierüber erstattete für die Finanzdeputation ^4 an Stelle des erkrankten Abg Rollfuß der Vorsitzende der Deputation Abg. Hähnel. Tie Deputation be antragte allenthalben Annahme der Positionen nach der Regierungsvorlage. Es sollen demgemäß die also nichts davon verstehen können. Wenn diese gleich wohl solche Kranke beraten oder gar behandeln, so muß dies als Gewissenlosigkeit bezeichnet werden Eine andere Gruppe krebskranker Frauen fragt Hebammen um Rat. Letztere werden aber in der Hebammenschule nur über Geburtshilfe, nicht über Krankheiten unterrichtet Es wird ihnen vielmehr aus drücklich und ernstlich von ihren Lehrern und Vorgesetzten zur Pflicht gemacht, jede irgendwie kranke Frau sofort an einen Arzt zu weisen Endlich suchen viele Kranke nicht rechtzeitig genug ärztliche Hilfe auf, einmal aus falscher Scham vor ärztlicher Untersuchung, und zweitens, weil sie die Anfangserscheinungen der Erkrankung an Krebs nicht kennen Deshalb sollen diese hier klar dar gelegt werden. Was hat man zunächst unter Krebs zu verstehen? Der Krebs ist eine Wucherung, die zuerst als kleiner Knoten oder als ein kleines Geschwür oder Gewächs auftritt. Es wächst zwar langsam, aber ohne Unterlaß weiter fort, verschwindet also niemals wieder. Seine Bösartigkeit zeigt sich nun darin, 1. daß es an der be fallenen Stelle schrankenlos in die Umgebung weiter wuchert, also kein Nachbargewebe verschont, 2. daß es in die Lymphgefäße einbricht und dadurch den Weg zu allen anderen Körperorganen finden kann, die nun eben falls nach und nach vom Krebs befallen werden, und 3. daß es zum Zerfall neigt und endlich zerfällt und zu einem Jaucheherd wird, an dem der Kranke durch Blut vergiftung schließlich zugrunde geht Diese Erkrankung an Krebs befällt beim weiblichen Geschlecht mit Vorliebe gewisse Organe im Unterleibe und tritt in den meisten Fällen zur Zeit des Rückgangs der Periodc, also in den 40er und 50er Jahren, manchmal aber auch früher oder später auf Der Beginn dieser Krankheit ist nicht mit Schmerz und meist auch nicht mit einem Krankheitsgefühl verbunden; wohl aber machen sich unregelmäßige 18 Mittel bewilligt werden für den Neubau des Justiz- gebäudeS und der Gefangenanstalt am Münchner Platz in Dresden (715000 M gemeinjährig als dritte und letzte Rate), für den Erweiterungsbau des AmtSgerichtSgebäudes in Ostritz, für den Neubau eines Geschäftshauses für die nichtstreitige Recht- Pflege bei dem Amtsgerichte Leipzig und für die Zollabfertigung für Postgüter an Stelle deS ab zubrechenden alten Lotteriedirektionsgebäudes in der JohanniSgasse zu Leipzig als anteilige erste Baurate (150000 M gemeinjährig), zum Ankauf eines Bau platzes für ein Amtsgerichtsgebäude mit Gefangen haus in Schneeberg, eines solchen für ein neues Amtsgerichtsgebäude mit Gefangenhaus in Taucha und eines Flurstücks am Amtsgerichte zu Mark neukirchen. Eine auf Titel o sich beziehende Petition deS Hausbesitzervereins Leipzig-Ost schlug die Deputation vor, auf sich beruhen zu lassen. Nachdem Abg Braun die Bitte an das Justiz ministerium gerichtet hatte, wenigstens für den näch sten Etat den Bau eines neuen AmtSgerichtSgebäudes in Freiberg in Angriff zu nehmen, beschloß die Kammer einstimmig den Deputationsanträgen gemäß. Auf Antrag der Rechenschaftsdeputation (Bericht erstatter Abg. Kretzschmar) genehmigte die Kammer hierauf nachträglich eine Etatsüberschreitung von 3463 M. 27 Pf. bei Kapitel 38, Justizmini sterium nebst Kanzlei und SportelsiSkalat, sowie eine solche von 13 944 M. 44 Pf bei Kapitel 39, Oberlandesgericht und Staatsanwaltschaften beim Oberlandesgerichte nebst Kanzleien. Nach einigen geschäftlichen Auseinandersetzungen des Abg. Hähnel, des Präsidenten und der Abgg. Günther, Hartmann, Goldstein und Andrä wegen der Form der Be sprechung und Abstimmung bei dem ersten Gegen stände der Tagesordnung wurde die Sitzung H11 Uhr geschlossen. Tagesordnung der Kammern ll. Kammer Lechsunddreißigste öffentliche Sitzung Tonner-lag, den 11. Januar ISOS, vormittags 10 Uhr. 1. Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanz- devutation über Kap. 88, 89 und 90 des ordentlichen Staatshaushalts««!- für 1906/07, Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Evangelisch-lutherisches Landes konsistorium und Katholisch-geistliche Behörden betreffend (Drucksache Nr. 96.) 2. Wahl eines Mitglieds in die Rechen schastsdeputation. Deutscher Reichstag. 15. Sitzung den 9. Januar. Am Bundesratstische: Staatssekretär Frhr v Stengel u.a. Präsident Gras Balleftrem eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Mia. und wünscht den Abgeordneten ein glückliches neues Jahr. Aus der Tagesordnung steht der Gesetzentwurf betreffend die Reichssinanzreform mit den Anlagen: Brausteuer-, Tabaksteuer-, Zigarettensteuergesetz, ReichSstempel- gesetz, Erbjchastssteuergesep. Staatssekretär des Reichsschatzamts Frhr v. Ttengelr Ich wtll mich heute beschränken, aus einige Einwände der Herren Redner zu antworten, weil ich alles vermeiden möchte, was dazu beitragen könnte, diese Beratung in die Länge zu ziehen, denn darin muß ich mich mit Hrn. Abg. Bassermann durchaus einverstanden erklären, daß eS nicht- Unerwünschteres geben kann, als wenn die General debatte sich übermäßig in die Länge zieht. Meine- Erachten» sollte jeder dazu beitragen, daß die Borlagen möglichst schnell au die Kommissionen gehen jkönne. Ich dabe in der Haupt sache deshalb ums Wort gebeten, um eine Bitte an dieses hohe Haus zu richten, insbesondere an die Herren Redner derjenigen Parteien, welche die Absicht haben, sich über die Vorlage mit der Regierung zu verständigen. Tie Bitte näm lich, es möchte in diesem Stadium der Beratungen vermieden werden, fick gegen die eine oder die andere der Steuervor- lagen definitiv sestzulegen. Dazu wird in einem späteren Stadium noch immer Zeit sein (Unruhe und Lachen links) Möge diese oder jene Steuervorlage noch so große Bedenken aus der einen oder der anderen Seite erregen, bevor Sie sich definitiv gegen sie sestlegen, müssen Sie doch sich über die Notwendigkeit deS Gesamtdeckungsbedarss sür das Reich klar werden Dieser kann sich aber erst ergeben auS den Be ratungen der Kommission Erst dort sind wir von der Re gierungsseite in der Lage, Ihnen all die Materialien vorzulegen, aus denen Sie sich eine volle Klarheit über die Höhe de- vor handenen Defizits verschaffen können Wie der Reichskanzler bereits in seinen einleitenden Worten auseinander gesetzt hat, sind alle neuen Steuern mehr oder weniger lästig, widerwärtig und unangenehm. Ich kann es Ihnen daher vollkommen nachsühlen, wenn Sie sich nur mit schwerem Herzen .entschlossen haben, den Steucrvorlagen, welche die Verbündeten Regierungen Ihnen unterbreitet haben, näher zu treten. Sie werden da auch die Überzeugung gewonnen haben, daß es in der bisherigen Weise unmöglich weitergehen konnte und daß ein Abkommen notwendig wäre, neue Ein nahmeauellen sür das Reich zu erschließen. Daher darf ich wohl annehmen, daß Sie Ihre Bedenken mehr und mehr werden zurücktreten lassen und Ihr Bestreben mehr darauf richten werden, daß die unvermeidbaren Steuern für die Steuerträger so wenig drückend wie möglich gestaltet werden. Auch die Verbündeten Regierungen haben ja mit der Annahme Blutungen und Ausflüsse schon frühzeitig bemerkbar. Diese müssen daher als erste Anzeichen Beachtung finden. Die Blutungen kommen als sehr verstärkte, sich lange hinziehende Perioden vor: sie können aber auch in der Zwischenzeit auftreten. Zeigen sie sich dann, wenn die Periode schon jahrelang aufgehört hatte oder bei ge wißen, hier nicht näher zu erörternden Vorgängen, über die jeder Arzt der Kranken auf Befragen Auskunft er teilen wird, so verlangen sie die' ernstlichste Berücksich tigung und die sofortige Herbeiziehung ärztlicher Hilse. Hiermit soll nicht gesagt sein, daß alle diese unregel mäßigen Blutungen nur auf Krebs beruhen ES gibt auch einzelne gutartige Krankheiten, die zu derartigen Blutungen führen Dies kann aber nur der Arzt ent scheiden, der im Zweifelsfalle die betreffende Kranke an einen Spezialarzt verweisen wird. Wie verläuft nun der hier in Frage kommende Krebs, wenn seine Anfangserscheinungen vernachlässigt werden und nicht rechtzeitig eingeschritten wird ? In den ersten Monaten ist die Kranke von stärkeren Perioden befallen Die Blutungen treten aber auch, namentlich nach gewissen Anläßen, in der Zwischenzeit oft recht er heblich, auf Es gesellt sich, wenn die Wucherung ober flächlich zerfällt, andauernder, manchmal sehr scharfer Ausfluß hinzu Dadurch, daß die Wucherung sich im Becken verbreitet, treten Störungen in der Harnblase, im Darm, im Nervensystem auf; und es sind namentlich die nach den Beinen, in das Kreuz und in den Unterleib ausstrahlenden Schmerzen, welch« die Kranke Tag und Nacht quälen, ihr den Schlaf rauben, das seelische Gleichgewicht erschüttern und alle Lebensfreudigkeit ver nichten Bald stellt sich auch Appetitsmangel ein Der Körper magert immer mehr bis zum Skelett ab Tie Blutungen, der Ausfluß und die Schmerzen erschweren der Kranken und ihrer Umgebung alle Hilfeleistungen, bis endlich der Tod dem qualvollen Leiden ein Ende bereitet. Man hat nun immer behauptet, daß diese einer Erbschaftssteuer für das Reich ein Opfer gebracht, weil sie eben im Interesse der Verständigung mit diesem hohen Hause es für notwendig hielten. Ich kann bei der gegen wattigen schweren und ernsten Finanzlage alle staaiSerhalten- den Elemente auch in diesem Hause nur bitten, sich mit den Verbündeten Regierungen zusammenfindeu und eine gemeinsame Arbeit vornehmen zu wollen zu dem Zwecke, ein Werk zu schaffen, da- nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunst dem Reich« Segen bringen soll (Bravo! recht-, Lachen links) Wie tief der Gedanke von der Notwendigkeit einer Struerresorm iu weite Kreise des Volke- gedrungen ist, da- beweist die zahllose Masse von Briefen und Zuschriften mit neuen Steuervorschlägen, dir mir seit Wochen und Monaten zugehen und durch die der gegenwärtigen Notlage abgeholsen werden soll. Leider mußte ich es mir versagen, jedem einzelnen Briesschreiber auf alle diese mehr oder minder beachtenswerten Vorschläge zu antworten. Aber ich wollte diese Gelegenheit nicht vorübergehrn lassen, ohne von dieser Stelle aus allen diesen meinen Mitarbeitern meinen wärmsten Dank abzustatten. (Große Heiterkeit) Abg Speck (Z): Wenn, waS ich nicht hoffe, die Vor lagen unverändert angenommen werden sollten, liegt die Gefahr vor, daß Steuern auf Vorrat geschaffen werden. Deshalb müssen wir die Vorlagen mit aller Gründlichkeit und Sorgfalt prüfen. Die Verbündeten Regierungen wollen ihre Betriebsmittel verstärken, um möglichst Überschüsse zu erzielen. Dagegen haben meine Freunde Bedenken Wenn wir die Garantie hätten, daß diese Überschüsse tatsächlich zur Schuldentilgung verwendet würden, wäre es etwa- anderes. In dieser Hinsicht haben wir aber große Zweifel. Wir haben Bedenken dagegen, mehr Steuern zu bewilligen, als unbedingt notwendig find. In der Kommission wird man uns eine Zusammenstellung geben müssen, in der sür jede- einzelne Jahr bis zum Beharrungszustande der Steuern der Mehr bedarf des Reiches festgesetzt wird. Der Z 6 de- Flotten- gesetzeS, der sich gegen eine weitere Belastung der breiten Massen der Bevölkerung erklärt, bildet für meine Freunde gewissermaßen ein Programm Wo bleibt aber bei den neuen Sleuervorlagen diese Schonung der schwachen Schultern? Besonders bei der Tabaksteuer, durch welche die Fünspsennig- zigarre und der Rivpentabak fast ebenso belastet werden wie die Jmportzigarre, bei der Quittungssteuer, wo der arme Mann, der eine Quittung über 20 M. ausstellt, ebensoviel Steuer zahlt, wie der reiche Mann, der sich eine Marmor- stalue sür 20 000 M bestellt. Ungerecht ist ferner der Stempel aus Postanweisungen und Fahrkarten. Bei der Brausteuer ist die vorgeschlagcne Staffellung zweifel los viel zu gering. Wenn wir die Staffelung wirk sam gestalten wollen, müssen wir die Großbraucreien vom ersten Liter an, den sie brauen, höher besteuern. Die Erhöhung der Brausteuer wird aber aus die Finanzen der süddeutschen Staaten nachteilig etnwirken. Denn die Aus gleichsabgabe dieser Staaten an das Reich bedeutet für sie eine direkte Belastung, während die Erhöhung der Brausten« in der (norddeutschen) Brausteuergemeinschast als reine indirekte Steuer wirkt. Man hat früher immer gesagt: Die Bter- schlange erhebt drohend ihr Haupt Nun hier haben wir diese Schlange in einem guten, ausgewachsenen Exemplar vor uns; aber wir werden sie in der Kommjssion einer wirksamen Ent fettungskur unterziehen und ihr vor allen Dingen die Gist zähne ausbrechen müßen. Die gegen die vorgeschlagene Ge staltung der Erbschaftssteuer erhobenen Bedenken stehe ich nicht an, für gerechtfertigt zu erklären Die Großkapitalisten legen heute schon häufig ihr Geld, wenigstens teilweise, bei der Bank von England oder der Bank von Frankreich an. Hier ist es doch leicht, die Depots einfach umzuschreiben, also die Erb schaftssteuer zu umgehen Auch die Bestimmung, die Erb- schaftssteurrerklärung an Eidesstatt abzugeben, ist bedenklich. Je mehr wir die Bestimmung einführen, daß Eide geleistet werden, desto mehr rufen wir die Gefahr hervor, daß mehr Meineide geleistet werden. Die von meinen Freunden Fritzen und Gröber bei der Generaletatdebatte befürwortete Ausdehnung der Erbschafts steuer auf Kinder und Ehegatten wollen wir natürlich nur für den äußersten Notfall einführen, und dann sollen auch nur die ganz großen Vermögen von dieser Steuer erfaßt werden. Jedenfalls ist es gerechter, die Deszendenten und Ehegatten bei großen Vermögen schärfer heranzuziehen, als die Genußmittel des kleinen Mannes (Bravo!) Gegen die Beschränkung der Matrikularbeiträge der Einzelstaaten und ihre Bindung nach oben haben wir schwere Bedenken. Die Erbschaftssteuer bietet unS auch keinen Ersatz dafür. Tenn die Inanspruchnahme der Erträge aus der Erbschaftssteuer seitens des Reiches bi- zu zwei Dritteln des Gesamtbetrags soll zwar nach der Vorlage ein beweglicher Faktor sein. ES besteht aber die begründete Besürchtung, daß auS diesem be weglichen Faktor bald ein unverrückbares Festes wird, daß dann der Reichstag überhaupt nicht mehr mitzubestimmen hat, wieviel von dem Gesamtbeträge der Erbschaftssteuer sür daS Reich in Einnahme zu stellen ist. Die Verbündeten Re gierungen haben die Sleuervorlagen als ein Ganzes bezeichnet, aus dem nicht die eine und die andere Steuer herausgenommen werden darf Wenn darin die Drohung liegt, den Reichstag auszulösen, falls er verschiedene Steuern verwirft, so ist diese Drohung nicht weiter ernst zu nehmen Denn Neuwahlen mit der Parole: Mehr Steuern! ergeben nie eine Mehrheit sür die Regierung Der Schatzsekrelär soll einem einfluß reichen Parlamentarier gegenüber von einem drm Reichstage zu stellenden Ultimatum gesprochen haben, von einer Grenze, die der Reichstag nicht überschreiten dürfe bei der Beratung der Steuervorlagen. Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat das zwar dementiert. Aber einen Dienst hat man mit der Äußerung weder dem Schatzsekretär noch dem Reichstage erwiesen. Besonders im gegenwärtigen Augenblick haben wir gar keine Veranlassung, der Regierung mehr cntgegenzukommen, als un bedingt notwendig ist Aber weil wir es für notwendig hallen, dem Reiche neue Steuern zu erschließen, wollen wir die Vorlage gründlich prüfen, und deshalb beantrage ich, die Vorlage an eine Kommission von 28 Mitgliedern zu verweisen. Abg Linger (Soz i: Ich hätte eine Einzelberatung der Steuervorlagen lieber gesehen. Bezüglich der Stellung des Reichstags zu den Matrikularumlagen stelle ich mich durchaus aus den Standpunkt des Vorredners Wir müssen gegenüber den Wünschen von bestimmter Stelle in militärischen Forderungen die nölige Festigkeit bewahren, und das ist nur möglich, wenn wir die Matrikularbeiträge nicht begrenzen Aus dem ganzen Steuerbukett ist für uns die einzig annehmbare die Erbschaft- steuer. Wir haben immer den Standpunkt vertreten, daß alle Ausgaben gedeckt werden können durch die Einkünfte aus einer Reich-erbschastSfieuer in Berdiadung mit einer Reichs vermögens- und Reichseinkommensteuer. Dadurch würden auch noch unserer Ansicht alle indirekten Steuern, alle Vieh-, Brot- und Fleischzölle beseitigt werden können Was soll eS bedeuten, wenn Sie (zur Mehrheit) die Erbschaftssteuer, soweit Deszendenten und Ehegatten in Betracht kommen, erst bet ErbschaftSansällen von 100000 M. an erheben wollen? Nach unserer Aussossung müßte bei der Erbschaftssteuer eine pro gressive Besteuerung des gesamten Nachlasses eintreten, so daß vielleicht ein- oder ein paar tausend Marl freibleiden, von 10 000 M 2 Proz u. f. f. bi- 20 Proz von i Mill. M erhoben werden Abg. Büsing (natl): Selbstverständlich kann ich die Stellung meiner politischen Freunde zu den Sleuervorlagen in dieser ersten Lesung nur ganz im allgemeinen darlegen und muß ihnen die definitive Entscheidung in allen Einzelheiten für später Vorbehalten. „Tie bisherige Defizit- und Pump Wirtschaft muß aushören!' DaS ist jedensalls die Grundlage aus die meine Partei einstimmig ihre Anschauungen gründet Und zwar muß ganze Arbeit gemacht werden! Wir dürsen nicht in wenigen Jahren vor derselben Kalamität stehen. Eine planmäßige Tilgung der Reichsschuld ist eine alte Forderung unserer Fraktion. Nicht in der Höhe, sondern in dem raschen, noch unabsehbar starken Anwachsen der Reichsschulden liegt die Gefahr, der wir entgegentreten müssen — Zur Deckung deS Defizits schlägt nun die Regierung acht neue Steuern ;n sünf Vorlagen vor. Zu diesen Steuervorlagen soll der Reich» tag zwar Besferungsvorschläge machen, aber nicht eine an nehmen, die andere ablrhnen dürsen — bei Strafe deS Schei tern- der ganzen Vorlage Ein solches Anfinnen ist mir — und ick bin ein alter Parlamentarier — noch nicht vorge- kommen; es widerspricht dem Wesen des konstitutionellen Systems. Die Hauptaufgaben des Reichstag- liegen auf finanziellem Gebiet. Wie kann man da dem Reichstag zu- muten, gleichzeitig sür acht Steuern einzutreten, bei Strafe, daß sonst die ganze Vorlage scheitert? Das ist unstatthast. Auch im Reichstage können neue Steuern nur durch Kom promisse verschiedener Parteien angenommen werden, ähnlich, wie im Bundesrate durch Kompromisse zwischen den ver schiedenen Regierungen. Ich glaube ab« nicht, daß der Bundes rat die Verantwortung dafür übernehmen würde, einen Steuer- plan des Reichstags, auch wenn er von der Regierungsvorlage sehr abweichen sollte, abzulrhnen. Solange wir aber keinen andern beweglichen Faktor im Reichshaushalt haben, müssen die Matrikularbeiträge in ihrer jetzigen Form beibehalten werden. Wenn die Regierung diesen Gedanken der Beschränkung der Matrikularbeiträge auf höchstens 40 Pf. pro Kopf der Bevölkerung nicht fallen läßt, wird es mit der Annahme der Finanzvorlage durch den Reichstag sehr übel bestellt sein (Hört, hört! links.) Mindestens die Worte „in der Regel" hätten hinzugesügt werden müßen, denn in der Begründung der Vorlage kennt die Regierung Fälle an, wo die Erhöhung der Matrikularbeiträge über jenes Höchstmaß hinaus doch not wendig sein wird, z. B. den Fall eines Krieges. Eine ganz andere Frage ist es, ob man nicht mit dem System der Er Hebung der Matrikularbeiträge nach dem Kopf der Bevölkerung zugunsten der ärmeren Staaten brechen sollte. (Beifall links.) Den tz 6 deS FlottengesetzeS «kenne ich nicht als Hindernis sür neue indirekte Steuern an, denn er bezieht sich aur aus die ordentlichen Ausgaben des Marineetats — Der Brau- steuttänderung stehe ich persönlich — ich betone dar — freundlich gegenüber. Die Biersteurr ist in Süddeutschland etwa dreimal so hoch, wie im norddeutschen Braufteuergebiete Trotzdem ist dort Las Bier billig« und zum Teil bester al» bei unS Einverstanden find meine politischen Freunde mit dem Surrogatverbot und d« Staffelung der Brausteucr. D« Tabak ist an sich ein gutes Steuerobjelt Aber die gegen wärtigen Steuersätze sür den Rohtabak deS Inlands können nicht geändert werden, ohne daß die beteiligten Industrien mit ihren zahlreichen Arbeitern darunter leide». Meine politischen Freunde werden deshalb dagegen stimme», aber sür die Erhöhung des Zolle» aus aurländischen Tabak und auf Zigaretten Unannehmbar «scheint uns die Steuer auf Frachtbriefe, annehmbar dagegen die Steuer aus die Billett» de» Personenverkehr» Die Fahrpreis» sind bei oos meist niedriger, als im Auslande Aber die Form der Billettsteu«, wie sie die Regierung vorschlägt, «scheint uns unannehmbar Mit der Besteuerung der Kraftfahrzeuge find wir einverstanden, eventuell könnten Ermäßigungen nach gewißen Richtungen »in treten. Dagegen sind wir gegen die QuittungSsteu«, zumal diese eine große Recht-Unsicherheit zur Folge hätte, da viel fach keine Quittungen gegeben werden würden. — Die Erbschaftssteuer akzeptieren wir in d« prvgressiven Form Die große Mehrzahl meiner Freunde wünscht auch die Aus dehnung der Erbschaftssteuer aus Deszendenten und Ehegatten Inwiefern darin rin Schritt zum Kommunismus liegen soll, versteht ich nicht Auch von ein« Einschränkung des Spar sinns der Bevölkerung durch diese Ausdehnung der Erbschafts steuer kann keine Rede sein: ich habe noch nicht» davon ge hört, daß in England oder Frankreich weniger gespart würde als bei uns. Bei der Deszendenten- und Ehegattenerbschafts besteuerung würden wir die Erbschaften bis 30 000 M. frei lassen In den Einzelheiten behalten wir unS unsere Stellungnahme vor Wir find bereit, mit dem ganzen Ge fühl unserer Verantwortlichkeit milzuarbriten, damit da» un bedingt notwendige Ziel, die Gesundung unser« Finanzen er reicht wird (Lebhafter Beifall Das Haus vertagt daraus die Weilerberatung auf Mitt woch 1 Uhr. Schluß ^7 Uhr. * * Dem Reichstage ging ein vierter Nachtrag zum Kolonialetat zu. Er fordert 30600000 M. zur Deckung deS Mehrbedarfs sür Südwestafrika. Dem Reichstage ging ferner ein Gesetzentwurf zu, betreffend die Reich» garantie für den Bahnbau von Tuala nach den Manenguba entsetzliche Krankheit nicht heilbar sei, und daß sie, wenn operiert, immer wiederkehre. Diese Behauptung ist nicht zutreffend Der Krebs an Organen des Unterleibes ist vielmehr mit aller Sicherheit heilbar, aber nur durch Operation, und auch nur dann, wenn die Operation in den ersten Anfängen der Krankheit vorgenommen wird Was wird nicht alles als Heilmittel gegen derartigen Krebs gepriesen? Bäder, Kräuter, Sympathie, Versprechen, Massage, Elektrizität, Magnetismus, Suggestion und Hypnose, Arzneimittel der verschiedensten Art, Aus spülungen, Einlagen u dergl mehr werden von Laien empfohlen Aber die Wahrheit verlangt, laut und offen auszusprechen, daß auch nicht eins dies« Mittel im stande ist, die Krankheit zu beseitigen oder aufzuhalten Das einzige Mittel, das wir besitzen, ist die früh zeitige Operation Die« beweisen mit voll« Sicher heit alle jene Hunderte und ab« Hunderte von Frauen im Deutschen Reiche, bei denen vor zehn und noch mehr Jahren der leidende Teil wegen beginnenden Krebses entfernt wurde und die sich noch heute einer dauernden Gesundheit «freuen Liber solche Fälle können heutzutage wohl alle Frauenärzte berichten, die sich mit der opera tiven Entfernung des erkrankten Organs befassen Ab« leider kommen jetzt die allermeisten der an Krebs leiden den Frauen viel zu spät zum Arzt Dies ist eine sehr, sehr traurige Tatsache Ab« sie ist wahr! Die Blutungen und d« Ausfluß bestehen schon sehr lange Zeit bei diesen Kranken Bei der Untersuchung findet man das erkrankte Organ und seine Umgebung bereits ergriffen und zerstört, und von ein« operativen Entfernung des selben im Gesunden ist keine Rede mehr Prof Winter, der sich um die Bekämpfung des Krebses die größten Verdienste erworben, berechnete bei 201 kranken Frauen, die zu ihm kamen, wieviel Zeit sie vergehen ließen vom Auftreten der ersten Krebserscheinungen an bis zum Aussuchen des ärztlichen Rate« Da stellte sich heraus, daß von den 201 Frauen nur 8 sofort zum Arzt gingen, 27 Frauen gingen innerhalb des ersten Monats zum Arzt, 140 Frauen ließen länger als Jahr und 26 Frauen sogar länger al« ein Jahr unbenutzt vergehen Ein sehr groß« Teil von ihnen war unrett bar verloren. Hieraus ergibt sich, daß die Schuld an dem frühen Tode in erster Linie bei d«n «krankten Frauen selbst lag, da sie ihr Leiden mißachtet und ver nachlässigt haben Von den vielen eigenen Fallen, die wir beobachtet haben, mögen folgende «wähnt sein: 1 Frau M, 56 Jahre alt, Mutt« von 4 Kindern, verlor mit 49 Jahren ihre Periode Vor einem halben Jahr« zeigten sich bei ihr wieder unregelmäßige, anfangs unbedeutende, später mehrtägige geringe Blutungen, auf die sie keinen Wert legte, bis vor 8 Tagen plötzlich eine sehr starke Blutung austrat Nunmehr ging sie zum Arzt Doch es war bereits zu spät Der Arzt fand das vom Krebs befallene Organ schon rum Teil zerstört. Eine gründliche Entfernung durch Operation war nicht mehr möglich. Die Frau verfiel einem qual vollen Siechtum und starb nach dreiviettel Jahren 2. Frau A, 47 Jahre alt, die vor 9 Jahren zuletzt geboren hatte, bemerkte seit etwa sechs Wochen wenn auch geringen, aber fortwährenden Blutabgang und etwas Ausfluß Da sie sich darüber beunruhigte, ging sie zu ihrem HauSarzte, der sie sofort an einen Frauen arzt verwies Dies« sand «in kleines, leichtblutendes Geschwür, dessen mikroskopisch« Untersuchung beginnenden Krebs unzweifelhaft ergab Daraufhin gab sie ihre Zu stimmung zur Entfernung deS erkrankten Teiles Seit dem sind 11 Jahre verfloßen. Noch heute «freut sich Frau A der besten Gesundheit 3. Frau N, 60 Jahre alt, litt stil wenigen Wochen an Rücken- und Kreuzschmerzen, starkem Fettansatz und Wiederaustreten unregelmäßiger Blutungen Da sie von ihren Angehörigen nicht dazu zu bewegen war, sich von
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