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Dresdner Journal : 08.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190601083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-08
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 08.01.1906
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Bezugspreis: Beim Bezüge vurch die Heschäs1»ft«ire innerSai» Z>re»den« 2,kV M. (einschl. Zutragung), durch die im Deuticheii Reiche S M. (ausschließlich Bestellgeld) Vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zuracksendung der für die Schcistleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein« gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen. Dresdner Zmmml Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm. 8 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe uachgedruckt werden. ElnkündtgungSgediitzre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankandi- gungS-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen und Ziffernsatz 5 Pf. Ausschlag sür die Zeile Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) oie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Ps. Gebühren - Ermäßigung bet Ssterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr sür die nach mittags erscheinende Nummer. Hs 5 1906 Montag, den 8. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Hofrat Prof Paul Kießling in Dresden den Titel und Rang als Geheimer Hofrat in der 3 Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Markthelfer Borsdorf in der Buchhand lung von Bernhard Hermann in Leipzig das Allge meine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Werkmeister Schöne in der Bandfabrik von E. G. Hübner in Pulsnitz das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben den Kaufleuten Emund Georg Just und Emund Johannes Just, Inhabern der Firma Franck u. Just, in Chemnitz das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Generalkonsul Gut mann in Dresden das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Serbien verliehene Kommandeurkreuz des St. Sava-Ordens annehme und trage. Der Vertrieb von Losen der Zwickauer Ge werbe- und Jndustrie-Ausstellungslotterie 190'» ist für den ganzen Bereich des Königreichs Sachsen unter der Bedingung genehmigt worden, daß nur solche Gegenstände verlost werden dürfen, welche wirklich ausgestellt gewesen und in der Tat auch ausstcllungS und preiswürdig sind, sowie daß Geld gewinne, sei es auch nur mittelbar in Form der Zusicherung der vollen oder teilweisen Zahlung des Wertes der Gewinngegenstände, von der Verlosung ausgeschlossen werden, daß ferner die Nummern der gezogenen Lose und der auf jedes derselben entfallene Gewinn an demjenigen Tage, an dem der öffentliche Verkauf der Ziehungslisten beginnt, auch im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung veröffentlicht werden. Dresden, den 12. Dezember 1905. 172 Ministerium des Innern. Das Ministerium des Innern hat dem Landes- vercine für Wohlfahrtseinrichtungen zum Besten Sächsischer Staatsbeamten pp. Ge nehmigung zu einer für das Jahr 1906 geplanten Verlosung von Erzeugnissen der Königlich Sächsischen Porzellanmanufaktur sowie anderen Gegenständen der heimischen Industrie für den Bereich des Königreichs Sachsen unter der Voraussetzung erteilt, daß Geld gewinne ausgeschlossen und die Gewinnummcrn an demjenigen Tage, an dem der Verkauf der Ziehungs listen beginnt, auch im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung veröffentlicht werden. Dresden, den 13. Dezember 1905. Ministerium des Innern. 171 Das Ministerium des Innern hat den Vertrieb der Lose der Dresdner Pferdeausstellungs lot ter ie im Mai 1906 für den Bereich des König reichs Sachsen unter der Bedingung genehmigt, daß die Nummern der gezogenen Lose unter Angabe der auf sic entfallenen Gewinne binnen drei Tagen nach der Ziehung und zwar an demjenigen Tage, an dem der öffentliche Verkauf der Ziehungslisten beginnt, im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung veröffentlicht werden. Dresden, 15. Dezember 1905. Ministerium des Juneru. "" SrneuBunge«, Versetzungen re. im öffent» liche« Dienste. Im Geschäftsbereiche der «eneralbirektion der Sänigt. Lammlungen für Kunst und Wissenschaft. An gestellt: Wissenschaft!. Hilfsarbeiter Oe. Max Geisberg als Direktorialassistent beim König! Kupserstichkabinett, Or. Erich Haenel als Direktorialassistent beim Königl. Historischen Museum und der Gewehrgalerie; Militäranw. Paul Riedel als Aussetzer bei den Königl. Sammlungen. Im Geschäftsbereich« d. Ministeriums der Ainanzru. Postverwaltung Ernannt: Schmiedemeister Selbmann als Postagent in BrünloS; Landwirt Zschorna! als Post agent in Crostwitz (Behvrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 8. Januar. Se. Majestät der König besichtigte am hohen Neujahrstage mittags 12 Uhr das im städtischen Ausstellungspalast ausgestellte Modell des geplanten Neubaues der Augustusbrücke. Nachmittags 6 Uhr fand die Königliche Familien tafel bei Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde statt. Am gestrigen Sonntag nahm Se. Majestät der König nach dem Besuch des Gottesdienstes in der katholischen Hofkirche im Residenzschlosse eine Huldi gung des Lehmann-Osten-Chors entgegen. Se. Majestät der König erschien hierzu mit Ällerhöchst- seinen Kindern und Ihrer Königl. Hoheit der Prin zessin Mathilde, umgeben von den Damen und Herren der Hofstaaten. Unter Leitung seines Diri genten Paul Lehmann-Osten trug der Chor — 70 Damen — mehrere Lieder vor. Die Gesänge wurden vom Organist Richard Schmidt auf dem Konzertflügel begleitet. Nach dem dritten Vortrag hielt Direktor Paul Lehmann-Osten an Se. Majestät den König eine Ansprache, in der er Sr. Majestät für die Entgegennahme der Huldigung dankte und das Gelöbnis unwandelbarer Treue und Hingebung mit herzlichen Segenswünschen für das Königshaus zum Ausdruck brachte. Am Schluffe des vorletzten Liedes überreichte Frl. Ellen Bartholdy Sr. Majestät dem Könige mit einigen Huldigungsworten ein duftendes Blumen arrangement. Nach beendeter Gesangsaufführung dankte Se. Majestät der König dem Dirigenten und den Chormitgliedern und sprach diesen Seine An erkennung über den Vortrag aus. Sowohl am hohen Neujahrstage wie am gestrigen Sonntage unternahm Se. Majestät der König mit den Prinzen Söhnen nachmittags Ausflüge in die Umgebung. Die gestrige Königliche Familientafel fand bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Johann Georg im Palais Zinzendorfstraße statt. Heute vormittag nahm Se. Majestät der König militärische Meldungen entgegen und hörte die Vor träge der Herren Staatsminister nnd des Königl. Kabinettssekretärs. Zur heutigen Frühstücks täfel bei Sr. Majestät waren mit Einladungen ausgezeichnet worden: Der Königl Bayrische außerordentliche Gesandte und be ¬ vollmächtigte Minister Graf v. Montgelas, Ihre Exzellenz Frau Oberhosmeisterin a. D. Freifrau v. Fritsch, der Kommandeur Sr. Majestät Königl. Bayrischen Infanterieregiments Nr. 15 Oberst Hopffer uud der dem letzteren zugeteilte Hauptmann v. Beul- witz vom 3. Infanterieregiment Nr. 102 „Prinz- Regent Luitpold von Bayern". Bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe waren mit Einladungen zur Soiree am 6. d. M. aus gezeichnet worden: Ihre Exzellenzen Frau Oberhof meisterin v. der Gabelentz-Linsingen, die Herren Staatsminister v. Metzsch und General der In fanterie Frhr. v. Hausen, Oberschloßhauptmann Wirkt. Geh Rat v. Carlowitz-Hartitzsch und Königl. Großbritannischer Ministerresident Viscount Gough mit Gemahlinnen, Generaldirektor Graf v. Seebach, Exzellenz, Palastdame Gräfin Vitzthum v. Eckstädt, Frau Gräfin Zedtwitz geb. Gräfin zur Lippe, Kammerherr v. Bünau und Gemahlin und Zere monienmeister Graf Wilding v. Königsbrück. Zur heutigen Tafel bei Ihrer Majestät ist Se. Exzellenz Geh. Rat Prof. vr. Fiedler ein geladen worden. Den Kammerdienst bei Sr. Majestät dem Könige hat auf die Zeit vom 7. bis mit 20. d. M der Königl. Kammerherr Frhr. v. Burgk auf Schönfeld übernommen. Dresden, 8. Januar. Nachdem Se. Majestät der König wiederholt ehemalig sächsischen Offizieren der füdwestafrikanischen Schutztruppe Ordensauszeich nungen zu verleihen geruht hat, hat Allerhöchst- derselbe, in bereitwilliger Übereinstimmung mit Sr. Majestät dem Kaiser, den Zeitpunkt der Rückkehr des Generals v. Trotha als Anlaß benutzt auch mehrere Offiziere, die aus anderen Bundeskontingenten in die Schutztruppe übergetreten sind, zu dekorieren. Ge nannt feien hier nur die Generale v. Trotha und Leutwein, die Obersten v. Deimling, Ohnesorg und Eben, die Oberstleutnants ChaleS de Beaulieu, v. Mühlenfels, die Majore Redern, Quade und Hauptmann Franke, alles Namen, an die sich der Lorbeer harter Kämpfe und Entbehrungen oder Ver dienste um die Organisation der Schutztruppe knüpfen Dresden, 8. Januar. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde besuchte am Freitag das Symphoniekonzert im Königl. Opernhause. Deutsches Reich. Berlin Die silberne Hochzeitsfeier des Kaiser paares wird, wie man der „Post" schreibt, im engsten Familienkreise begangen werden und von keinerlei militärischem Gepränge begleitet sein. Die Hochzeit des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen mit der Herzogin Charlotte von Oldenburg dürfte viel leicht doch nicht am Tage der silbernen Hochzeit des Kaiserlichen Elternpaares stattfinden. Der genaue Zeit punkt ist noch nicht bestimmt; die Hochzeit wird aber, wie (nach dem oben bereits zitierten Blatte) in Hof kreisen verlautet, dann auf einen früheren Tag im Februar gelegt werden. — Se Majestät der Kaiser hat die Neujahrs adresse der Berliner Stadtverordneten versammlung mit folgendem Schreiben beantwortet: „Ich habe Mich gefreut, aus Anlaß des Jahreswechsels von den Stadtverordneten Meiner Haupt- und Residenzstadt Berlin Glück- uud Segenswünsche zu erhallen und in der Adresse der Versicherung treuer Anhänglichkeit und der Er kenntnis der engen Zusammengehörigkeit von Fürst und Volk zu begegnen. Empfangen Sie Meinen besten Dank sür diese Kundgebung. Gott der Herr aber wolle das Jahr 1906 auch sür die gesamte Berliner Bürgerschaft zu einem recht glück lichen werden lasten. Berlin, den n Januar 1906. egez.) Wilhelm k.' Kunst und Wissenschaft. Königs. Opernhaus. Am 5. d. M.: „Viertes Symphoniekonzert der Königl. Kapelle (Serie A.) Man konnte es nur mit Freude begrüßen, daß sich die Konzertleitung entschlossen hatte, wieder einmal Anton Bruckner das Wort zu vergönnen. Mit dem Schaffen des jedenfalls den nicht zu unterschätzenden Größen unserer Zeit zuzuzählenden Meisters sich bekannt zu machen, ist unter allen Umständen anregend und fördernd, wenn sich auch bereit« ein abgeschlossenes Urteil über dieses in der Allgemeinheit zu bilden begonnen hat. Dieses auf seine Richtigkeit zu prüfen, bietet sich so die beste Gelegenheit Wir hörten diesmal die neunte Symphonie In v-woll, wie die Beethovensche stehend, ist sie die letzte Schöpfung des Meisters, jedoch nur drei- fätzig. Den vierten Satz könnte, wie der Komponist selber angibt, sein Tedeum bilden, eine Bestimmung, die ja auch damit wohl in Einklang zu bringen ist, daß der Autor sein Werk „dem lieben Gott" gewidmet zu haben an gibt. Wie dem nun sei, die Symphonie ist jedenfalls durchaus Brucknerisch in Form und Inhalt und mehr genialisch al« genial, wie der ganze Mann mar. Eine Grabbe verwandte Natur könnte man ihn nennen, einen Tondichter, dessen Phantasie dem Maß- und Formlosen zuncigte, dem eS an Maßhaltcn, an künstlerischer Kon zentration gebricht. Seine nicht selten unleugbar herrlichen Gedanken vermag er nicht logisch zu ordnen und zu entwickeln, und sich oft eigensinnig auf das Stimmungsmoment sestlcgend — wa« Wagner, sein Vorbild, aus Beweggründen anderer Art, um poetisch, dekorativ u. dgl. zu wirken, unaestraft tun konnte — verabsäumt er c« ganz, des konstruktiven Moment«, der künstlerischen Architektonik zu achten. Und so kommt es, daß der Hörer rhm nicht völlig zu folgen vermag, daß er wohl einzelner Episoden sich zu erfreuen in die Lage kommt, daß ihm aber nicht selten auch das unbehagliche Gefühl überkommt, daß er, wie man zu sagen pflegt, den Faden verlor Auf die einzelnen Teile des krastgenialisch angelegten Werkes eingehend, so wirkte am entschiedensten das Scherzo, obwohl cs doch gewiß nicht der originellste Satz hinsichtlich der Erfindung ist, denn diese huschenden Geister, diesen Spuk, den cs ent faltet, kennt man schon aus den Werken früherer Roman tiker. Unserem Gefühl nach war es fast allein die straffere formale Gestaltung, die ihm — außer der exzellenten Wiedergabe seitens der Kapelle unter Schuch — den Sieg verbürgte. Die beiden anderen Sätze, be sonders aber das Adagio, kranken derartig an jenem Übermaß einer zügellocker gestaltenden Phantasie, daß schließlich der beste Wille des Hörers erlahmen muß Unwillkürlich kam uns der Gedanke, wie recht doch Hebbel hatte, wenn er sagte, das Schöne entstehe doch erst, wenn die Phantasie — Verstand bekommt. Und die Wahrheit dieses Satzes predigte dann Beethovens „Achte" mit Engelszungen. O. S. Königl. Schauspielhaus. — Am 5. d. MImogen " (Cymbelin). Romantisches Schauspiel in fünf Akten von Shakespeare. Mit freier Benutzung der Hertzbergschen Übersetzung für die deutsche Bühne bearbeitet von Heinrich Bulthaupt (Neu einstudiert.) Zu den Rätseln, die uns der Gesamteindruck der Schöpfungen Shakespeares und unsere Unkenntnis der inneren Erlebnisse, der poetischen Antriebe de« Dichters aufgeben, gehört die Frage, wa« die dunkle, gewitterschwere Wolke, die über der ganzen Reihe mächtiger Dramen vom „Othello" bis zum „Coriolan" und „Timon von Athen" liegt, verscheucht, wa« die sonnige, leuchtende, farbenprächtige Abcndstimmung erweckt hat, die seinen letzten PyamasiegcdNden „Ter Sturm", „Cymbelin" und „Das Wintcimärchen" eigen ist. Die scharf sinnigsten Stil- und Sprachbetrachtungen können wohl die gemeinsame Gedrungenheit des Ausdrucks, die Besonderheit des Periodcnbaues mit feiner parenthetischen Fülle, die freie metrische Bewegung in diesen letzten Dichtungen des Gewaltigen vergleichend hervorhcben, können die starke Mitwirkung romantisch-epischer Elemente in den Erfindungen feststellen, den in allen wiederkehren- den Zug zur Ausmalung eines weltfernen Idylls betonen und die Gestalten der Miranda, Perdita und Imogen zu einer Gruppe vereinigen, aber sie können uns nicht erschließen, welche CemütSvorgänge und Lebenserfahrungen den Dichter zu diesen Handlungen und Cbaraktern drängten. Die Annahme, daß hinter der wunderbaren, rührenden, tief verinnerlichten Gestalt der Imogen Lady Arabella Stuart stehe, deren Liebe zu Lord William Seymour der armselige König Jakob I. so hart bestrafte, ist nicht zurück zuweisen. Aber die liebevolle Versenkung in die Seele der Königstochter Imogen, die Sammlung alles Lichtes auf ihrem Haupte, hat etwas durchaus Persönliches, ein tiefer Lebens eindruck schimmert durch die dichterische Ver herrlichung dieser Gestalt hindurch und wie Goethes Iphigenie unverkennbar Züge der Charlotte v. Stein trägt, so lebt in der Shakespearischen Imogen offenbar mehr als ein SehnsuchtStraum ihres Dichters weiter. So stark hat Shakespeare für diese reine und edle Gestalt, für ihre warme und treue Licbeskraft gefühlt, daß er bei nahe den ganzen buntcn Roman keines Schauspiels als wirksamen Rahmen zu dem fesselnden Bilde Imogens betrachtet und neben diesem Bilde nur noch der Episode der geraubten, in Waldeinsamkeit und Naturfrische aus gewachsenen Fürstensöhne GuideriuS (Polydor) und Arviragus (Cadwall) seine volle poetische Kraft zu- gcwandt hat In der Schilderung de« Hofes des alten Britenkönigs Cymbelin, feiner giftmischcndcn Die Adresse hatte folgenden Wortlaut: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König, Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Der Jahreswechsel bringt die willkommene Gelegenheit, den Empfindungen Ausdruck zu geben, von denen die Berliner Bürgerschaft sür ihren LandeSfürsten, des Reiches Kaiser, erfüllt ist. Aufrichtigen Herzens sprechen wir Ew. Kaiser lichen und Königlichen Majestät die Versicherung treuer Anhänglichkeit aus. Mit Stolz und Genugtuung ersüllt uns die Erfahrung, daß unfere Bewunderung für Ew Majestät GeisteSgaben und Charaktergröße auf rem weiten Erdenrund allenthalben geteilt wird. Wenn aber hier und da außerhalb unsere- Vaterlands Ew. Majestät Absichten und Ziele Verkennung oder gar Entstellung begegnen, so ist unS dies ein neuer Anlaß sür die Erkenntnis, daß Fürst und Volk, durch die Gemeinsamkeit der Ausgaben zusammen- geschmiedet, eine untrennbare Einheit bilden, daß die Ver ehrung der Bürger für den erhabenen Repräsentanten aller Deutschen ohne Unterschied des Standes und Bekenntnisses in einer geläuterten Eigenliebe ihre natürlichen starken Wurzeln hat. — Mütze Ew Kaiserlichen und Königlichen Majestät sür die ernste Hingebung an den schweren Herrscherberuf der Lohn des Erfolgs nie fehlen, möge die Freude daran durch un getrübte Gesundheit Ew Majestät und aller Mitglieder des Kaiserlichen und Königlichen Hauses gestärkt werden. — In tiefer Ehrfurcht verharren wir als Ew. Majestät treu gehör same Stadtverordnete zu Berlin Langerhans. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwefen und für Handel und Verkehr hielten am vergangenen Freitag eine Sitzung ab — Die „Franks. Ztg" erfährt von hier, daß das Weißbuch über Marokko am morgigen Dienstag beim Zufammentritt des Reichstag« dessen Mitgliedern zugehen wird. Nachdem auf Anordnung de« Reichskanzlers aus dem großen Material, daß im Laufe von mehr als einem Jahre über die Marokko-Angelegenheit angehäuft worden ist, die zur Veröffentlichung geeigneten Stücke zusammen gestellt worden sind, an deren Sichtung in den letzten Wochen fleißig gearbeitet wurde. Die hochgespannten Erwartungen über besondere Enthüllungen sowie Einblicke in die Motive der deutschen Politik, wie sie in aus ländischen Blättern zu finden sind, dürften indessen nicht erfüllt werden. — Zum Personenwechsel im Großen General stab wurde folgendes kolportiert: Der jetzige Chef habe die Berufung auf seinen Posten zuerst erschreckt abgelehnt mit der Begründung, daß er sich den Aufgaben dieses Amtes ganz und gar nicht gewachsen fühle. Se. Majestät der Kaiser habe ihn darüber mit dem Hinweise beruhigt, daß er selbst ihm wirksam zur Seite stehen werde „Im Kriege", so habe Se. Majestät bemerkt, „bin ich mein eigener Generalstabschef, und das bißchen Friedensarbeit müßten Sie doch bewältigen können." Die „Nordd Allg Ztg." ist ermächtigt, festzustellen, daß es sich bei dieser Kolportage von A bis Z um groteske Erfin dungen handelt. — Die „Berl. Polit. Nachr." schreiben: Als im Jahre 1902 im Reichsamt des Innern eine größere Zahl von Sachverständigen zusammentrat, um die Grund züge zu beraten, nach denen die Erhebungen über das deutsche Kartellwesen veranstaltet werden sollten, hatte man in Regierungskreisen bereits die Überzeugung, daß diese Erhebungen sich über eine längere Zeit hinaus erstrecken würden. Die Entwickelung der Tatsachen hat der damaligen Überzeugung recht gegeben. Es sind seit jener Konferenz über drei Jahre verflossen, zu einem Abschluß aber ist die Erhebung noch nicht gekommen Es haben bisher zwölf kontradiktorische Verhandlungen über Kartelle im Reichsamt des Innern stattgefunden Der Bericht über die letzte dieser Verhandlungen, welche die Verbände in der Tapetenindustrie betraf, ist jüngst im „Reichsanzeiger" veröffentlicht worden Hauptsächlich haben sich die Verhandlungen auf die Kohlen- und Eisenindustrie bezogen, schon weil diese Kartelle die wichtigsten sind und weil sie auch die Grundlage der industriellen Entwickelung Deutschlands bilden. Zum Ab schluß sind die kontradiktorischen Verhandlungen aber immer noch nicht gelangt. Demnächst soll eine Er örterung über die Spirituszentrale stattfinden, und daß dieser noch weitere folgen werden, ist wenigstens nicht unwahrscheinlich. Man wird danach den Verbündeten zweuen Gemahlin und ihres stammelnven, brutalen, dummhochmütigen Sohnes Clotcn ist mehr vom Wesen und Treiben des Hofes König Jakobs I hineingeratcn, als es vielleicht des Dichters Absicht war. Aber m der Verkleidung sagenhafter Zustände und fabel hafter Kämpfe der alten Briten mit Römern aus den Tagen des Imperators Augustus, fesselt uns diese histo rische Wahrheit nur mäßig und die rasche Folge nur lose verknüpfter, obschon einem dichterischen Grund gedanken dienender Begebenheiten, steigert und schließt sich zur dramatisch wirksamen Handlung lediglich da, wo es sich um das Schicksal der Imogen handelt. Die frevelvolle Wette des Posthumus mit dem Römer Jachimo, in der er sein geliebtes Weib aufs Spiel setzt und die nachher seinem treuen Diener Pisanio zugemutete Ermordung der Imogen geben wohl ein starkes Motiv ab, aber ein Motiv, dem unser Gefühl und unsere Lebensauf fassung nicht eben entgegenkommen. Und da eS bisher keiner Bearbeitung, auch der Bulthauptschen nicht, völlig gelungen ist, die Schauplätze der Handlung genügend zu vereinfachen, die bunt wechselnden Szenen in großen theatralischen Bildern zu sammeln, die allzu epischen Schlußvorgänge zu dramatischen Höhepunkten zu führen, so bleibt die reiche und große Dichtung eine schwierige Aufgabe für die Bühnendarstellung. Dem vollen Zauber der Jmogengestalt und dem eigentümlichen Reiz des Waldidylls entzieht sich kein fühlende« Herz und keine empfängliche Phantasie, aber die Gleichgültigkeit gegen den theatralischen Effekt, die Shakespeare bei der Aus führung des Cymbclindramas gezeigt hat, kann durch die Kunst der Bearbeitung der Regie und die Kunst des Schauspielers jederzeit nur bis auf einen gewissen Punkt ausgeglichen werden. Dennoch ist eS voll gerechtfertigt, immer neue Versuche zu machen, um den köstlichen poetischen Gehalt des Stückes der Bühne zu gewinnen und dauernd zu sichern.
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