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Dresdner Journal : 05.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190601052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-05
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 05.01.1906
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Beim Bezüge durch die Hclch>Jt»ätae iuuertal» Z>r^»,u» 2,50 M (rinschl Zutragung), durch die im Deutschen Reiche 3 M. (au-schlieblick, Bestellgeld) vieritljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zuttlcksenduna der für die Schristleitung bestimmten, «der von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen N tsdnrr W Zonrml. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm. 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfe« nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. «nNin»i,nn,»,e»»tre«: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung- Seite oder derenRaum LV Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf Ausschlag für die Zeile Unten» Re- daktionsstrich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren. Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag- 12 Uhr für die nach- mitta gs erscheinende Nummer. ^4 19V6 Freitag, den 5. Januar nachmittags. TeS hohen Ncujahrssestes wegen er scheint die nächste Nummer des Dresdner Journals am Montag, den 8. Januar, nachmittags. Amtlicher Teil. Le. Majestät der König haben dem in den Ruhestand tretenden Theatermeister, präd. Maschinen meister Richard Fischer daS Verdienstkreuz Aller- gnädigst zu verleihen geruht Le. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den in den Ruhestand versetzten nachgenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar Lem Betriebssekretär Lehmann in Dresden das Ber- dienstkrenz, dem Lokomotivführer I. Klasse Münzner :n Aue, den Oberschafsnern Martini und Walther in Leipzig, ferner Wild in Stollberg sowie dem Schirrmeister Wenk in Reichenberg das Albrechts kreuz, dem Schaffner Schiffner in Dresden, dem Packer Ma schau in Hof sowie den Weichenwärtern II Klasse Horn in Flöha, Krause in Reitzenhain und Neitsch in Pirna das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Vr»e««u«ge«, Versetzungen re. im Sffent- ttchen Dienste. JmSeschLftSbereich, de» Ministerium» »esNuttu» und öffentl. Unterricht». Zu besetzen: die in Er mattung der Genehmigung der obersten Schulbehörde ge gründete dritte ständige Lehrerstelle zu Rechenberg Kollator: die oberste Schulbehörde 1200 M. Grundgehalt und 180 M. Wohnungsgeld. Bewerbungen mit den erforderlichen Unter lagen sind bi- 26. Januar beim Bezirksschulinspektor in Dippoldiswalde einzureichen; — für Ostern drei ständige Lehrerstellen in Niederhaßlau, von denen eine neu errichtet worden ist. Kollator: der Gemeinderat. Da- Gehalt steigt von 1600 M in zehn dreijährigen Zwischenräumen bis 3000 M. einkchl de- WohnungsgeldeS Außerdem soll die neugegründete Lehrerstellt mit Kirchendienst verbunden werden, für den ein Gesamteinkommen von 561 M festgesetzt worden ist Gesuche find unter Beifügung sämtlicher Prüfung--und AmtSführungS- zeugnisie, sowie eine- Militärdienstnachweises bi- 15. Januar beim Kollator einzureichen — Zur Vertretung eines bis Ostern beurlaubten Lehrers in Groitzfch wird ein Vikar gesucht. Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Zeug nisse umgehend an den Stadtrat. Bekörkl. Bekanntmachungen erscheinen auch >m Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 5. Januar. Se. Majestät der König empfing heute vormittag die Herren Staatsminister, sowie die Departementschefs der König!. Hofstaaten und den Königl. Kabinettssekretär zum Vortrag. — In Vertretung Sr. Königl. Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern wird Se. Königs. Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern voraussichtlich am 17. d. M. zu Besuch am hiesigen Königlichen Hofe eintreffen. Dresden, 5. Januar Se Majestät der König hat den bisherigen Chef des Gcneralstabs der Armee Graf v. Schliessen anläßlich dessen Ausscheidens auS der Armee durch ein Handschreiben ausgezeichnet. Das in außerordentlich gnädigen Worten gehaltene Schreiben anerkennt warm die vielfachen bleibenden Verdienste des Grafen Schliessen, insbesondere die um die sächsische Armee, weist darauf hin, daß der General-Oberst auch das vollste Vertrauen weiland Ihrer Majestäten der Könige Albert und Georg besessen habe, und schließt mit den Worten ,Zhr dankbarer König Friedrich August". Deutsche- Reich. Berlin. Se. Majestät der Kaiser wird, wie au» Gotha gemeldet wird, sobald Ihre Königl. Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha an Kaisers Geburtstag in Berlin ihren Besuch gemacht haben werden, alsbald für mehrere Tage am Coburger Hofe zum Besuche erwartet — Der Bundesrat hat die obersten Landes finanzbehörden ermächtigt, unter Anordnung der er forderlichen Kontrollen zu gestatten, daß Weizenmehl und WeizengrieS, die gegen Einfuhrschein in eine Zollniederlage unter amtlichem Mitverschluß eingebracht sind, zwecks Verarbeitung zu Teigwaren und dem- nächstiger Wiederausfuhr der fertigen Erzeugnisse im Wege des Veredelungsverkehrs zollfrei aus dem Lager eingeführt werden. Soweit die Verarbeitung nicht unter ständiger amtlicher Aufsicht erfolgt, dürfen für 100 kß ausgeführte oder niedergelegte Teigwaren 100 leg aus dem Lager entnommene Müllereierzeugnisse vom Zoll be freit werden. — Der Generalrat der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine der deutschen Zigarren- und Tabakarbeiter hat an den Bundesrat einen Protest gegen die geplante Zollerhöhung für Rohtabak und Fertigfabrikate übersandt mit der Begründung, daß da durch die Ausbreitung der allgemeinen Zigarrenheimarbeit gefördert und die Herabdrückung der Löhne begünstigt, wie der Verbrauch der Fertigfabrikate eingeschränkt werde und darum Arbeitslosigkeit, Not und Elend für die Tabakarbeiter und die damit verwandten Industriearbeiter die Folge sein müsse. — Im Kaiser!. Statistischen Amt ist ein neues Verzeichnis der auf Grund des ß 8 des Kranken versicherungsgesetzes festgestellten ortsüblichen Tage löhne ausgearbeitet. Es enthält die Löhne nach dem Stande vom 1. Januar 1906. Danach hat Bremerhaven die höchsten ortsüblichen Tagelöhne aufzuweisen, und zwar 3,60 M. für männliche und 2,40 M für weibliche über 16 Jahre alte Personen. Ihm folgt Leipzig mit 3,SO und 1,80 M, dann Bremen mit 3,20 und 1,80 M, Frankfurt a M mit 3,10 und 2,20 M , Hamburg, München und Metz mit je 3 und je 2 M, Düsseldorf, Cöln und Dresden mit je 3 und 1,80 M , Lübeck mit 2,90 und 1,80 M, sowie Charlottenburg mit 2,90 und 1,50 M. Für den Stadtkreis Berlin sind in dieser Zusammenstellung die ortsüblichen Tagelöhne nicht an gegeben. Coburg. Tie Meldung von der Verlobung der Prinzessin Beatrice von Sachsen-Coburg und Gotha mit dem Prinzen Georg Wilhelm zu Braunschweig, dem ältesten Sohne des Herzogs von Cumberland, beruht, wie die Hofhaltung der Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha mitteilt, vollständig auf Erfindung. Gotha Se. Königl. Hoheit der Herzog Karl Eduard hat, wie die „Dorfztg." mitteilt, gelegentlich der Galatafel zum Geburtstag Seiner Gemahlin folgenden Trinkspruch ausgebracht: „Im Namen Unseres Landes, in dem Du Dich so bald heimisch suhltest, bringe Ich Dir heute Unser aller Glückwunich dar. Möchte die Hoffnung, die in vergangenen Festtagen oft ausgesprochen wurde, auch im kommenden Jahr sich erfüllen — nämlich, daß der Friedenstein, in dem Tu heute Deinen ersten Geburtstag als Herzogin feierst, Dir eine Glücksburg werde. Mit diesem Wunsch rufen Wir alle: Unsere Herzogin Hurra!" Rudolstadt Se. Durchlaucht Fürst Günther zu Schwarzburg-Rudolstadt hat am 27. Dezember mit Seiner Gemahlin Abazzia verlassen und jetzt in Rom Aufenthalt aenomimn. Die Folmn der Herzaffekfionen, unter denen der Fürst leidet, treten, nach der „Dorfztg ", nur noch in abgeschwächter Weise auf. Man hegt die Hoffnung, daß der von den Ärzten empfohlene Auf enthalt im Süden bis zum Frühjahr die völlige Ge nesung bringt. Limburg a d L. Sc. Majestät der Kaiser ließ dem Bischof von Limburg Or Willi auf dessen Neu jahrsgratulation das folgende Danktelegramm zu gehen: „ Empfangen Sie Meinen wärmsten Dank für Ihre treuen Segenswünsche zum Neuen Jahre. Tie Kaiserin und Ich denken gern an Unseren Besuch Limburgs und den freund lichen Empfang seitens der dortigen Einwohnerschaft. Wilhelm I. U." Letzteres bezieht sich auf die Anwesenheit des Kaiser paars in Nassau gelegentlich des vorjährigen Kaiser manövers. München. Voraussichtlich wird Prinz Ludwig von Bayern am 16. Januar zum Besuche Sr. Majestät des Königs von Sachsen in Dresden eintreffcn und feierlich empfangen werden. — Der Reichsratsausschuß nahm gestern das Wahlgesetz mit elf gegen eine Stimme an Ein An trag Auer, zu Artikel 14 statt „relative Mehrheit" „absolute Mehrheit" einzusetzen, wurde mit acht gegen vier Stimmen abgelehnt. Österreich-Ungarn. Budapest. Der Regierungskommissar Polizeirat Boda traf in Debreczin ein, enthob den dortigen Polizeichef seines Amtes und besetzte dasselbe mit dem Budapester Stadthauptmann Johann Toth. Den in Begleitung von Polizisten das Polizeigebäude verlassenden Regierungskommissar empfing die Menge mit AbzugS- rufen Da die Demonstranten trotz Aufforderung nicht auseinandergingen, griffen Husaren und Gendarmen ein. Es wurden zwei Personen verhaftet. Truppen säuberten die Straßen Es sind vier Kompanien eingetroffen. Die Untersuchung wegen Beleidigung des ObergespanS KooacS wird sehr energisch fortgesetzt. Gestern wurden zwei Personen, die sich an den Ausschreitungen gegen Kovacs beteiligten, verhaftet; weitere Verhaftungen stehen bevor Italien. Rom Die „Agenzia Stefani" meldet: Marquis Visconti Veno st a ist zum ersten Vertreter Italiens auf der Konferenz in Algeciras ernannt worden. Der italienische Botschafter Silvestrelli hat den Befehl erhalten, in Madrid zu bleiben, wo seine Anwesenheit für die Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Handelsbeziehungen zwischen Italien und Spanien not wendig ist. «rotzbritannien. Ter Wahlfeldzug wird in England von den beiden großen Parteien seit Beginn des Monats mit erhöhtem Nachdruck geführt. Ter Kriegsminister Burdon Haldane hielt gestern nachmittag bei einer Versammlung in der City eine Rede, in der er den Wert ciner leistungSsähigen Armee hervorhob, die eine Streitmacht sein müsse, mit der man auch überseeische Expeditionen ausführen könne. Es sei ferner notwendig, der Miliz einen hohen Ausbildungsgrad zu geben und die Be völkerung zum Eintritt m das VolunteerkorpS zu er mutigen und dieses Korps vor allen Dingen auf Staats kosten auSzurüsten Der Kriegsminister fügte hinzu, daß die Marine so stark bleiben müsse, wie sie es heute sei. Ter UntcrstaatSsekretär im Kolonialamt, Churchill, hielt in Manchester «ine Rede, in der er ausführte, daß die Regierung, wenn sie sich halten sollte, die Pflicht habe, die Kolonien davon in Kenntnis zu setzen, daß England kein Übereinkommen zum Zwecke einer Vorzugs behandlung treffe, das einen Schutzzoll auf Lebensmittel legen würde. Die Regierung werde sobald als möglich die Leitung der Transvaalpolitik dieser Kolonie selbst überlassen Weiter erklärte der Redner, die Regierung werde nur dann im Amte bleiben, wenn sie eine wirk liche Mehrheit erlanoe, die sie in Stand setze, sich mit Knust und Wissenschaft. sächsischer Kunstvcrein. V Im Hauptsaale der Ausstellungsräume des Sächsischen Kunstvereins sind gegenwärtig fast 100 Blätter von der Hand Adolf v. Menzels ausgestellt. Man findet unter ihnen Blätter aus allen Schaffensperioden des großen Künstlers, so daß man durch diese Ausstellung ein wohl- gerundete« Bild seines künstlerischen Wesens, seiner Ent wickelung gewinnen kann, das noch schärfer auf den Be trachter wirken würde, wenn die Leitung des Kunst- vereinS die Kunstblätter in chronologischer Folge ausgestellt haben würde Wenn in den vorstehenden Watten von einer Ent wickelung Menzels gesprochen wurde, so darf dem, was ja wohl jedermann weiß, von vornherein hinzugefügt werden, daß eine Entwickelung in dem Sinne, wie man sie bei jedem anderen bildenden Künstler wahrnimmt, bei Adolf Menzel eigentlich nie erfolgt ist. Ob man nun Arbeiten au« seiner ersten Schaffenszeit betrachtet, z B den LithographienzykluS „Künstlers Erdenwallen" (1833) oder solche aus den letzten Lebensjahren des Meisters: das kritische Ergebnis bleibt dasselbe — wir sehen vor uns den großen Wirklichkeitskünstler, den Schilderer höchster Lebenswahrheit Die Ausstellung im Kunstvcrein gibt gute Gelegen heit, durch eigene Betrachtung die Wahrheit dieser Worte nachzuprüfen Man findet in ihr Arbeiten au« Menzels Frühzeit (z B. eine Windmühle und Architekturbilder aus dem Jahre 1840) und solche au« seiner Spätzeit Ein in die Augen fallender Unterschied zwischen ihnen ist kaum wahrnehmbar. Dem fast ingrimmigen Ernste, mit dem er in dieser die Welt be: Erscheinungen be trachtete, begegnen wir schon in jener. Hier wie dort ist das künstlerische Merkmal: die Wirklichkeit dar zustellen, ihr nachzuspürcn bis in ihre kleinsten, oft kleinlichen Einzelheiten. Solche Kunst ist nicht nach jedermanns Geschmack; nicht jeder kann es ver tragen, ein Treppengeländer mit ebenso großer Liebe dargestcllt zu sehen wie em Menschenantlitz Der Verfasser dieser Besprechung gehört zu diesen Leuten; wie oft er auch Arbeiten von Menzel sah: immer suchte er nach einer, in der einmal das Auge des Künstlers die Wirklichkeit zu erklären, in der einmal ein Hauch von Poesie die Natur mit goldenem Schimmer zu um glänzen versucht hätte — er fand keine. Und doch, mit welcher Bewunderung steht der Bettachter Menzelscher Schöpfungen, mag er nun Verehrer dieses Künstlers sein oder nicht, vor den Arbeiten des Meisters; wie stofflich ist seine Kunst, wie schöpferisch seine Kraft, wie reich seine Phantasie. Sehen wir ein einzelnes Werk seiner Hand, so mag die penible Gründlichkeit der Zeichnung, die sezierende Art seiner Betrachtung der Dinge uns kalt und lieblos erscheinen, aber sehen wir viele bei einander, so umblüht uns auS ihnen ein Reichtum an GrstaltunaSsähigkeit, eine Größe an geistigem Erfassen dcs daraestelltcn Gegenstands, daß wir, ob wir wollen oder nicht wollen mögen, ihn werten müssen al« malerisches Ingenium, als einen Künstler, dessen Begabung schlechthin universal beschaffen war. Wenn Paul Meyer- Heim in den Erinnerungen an Adolf Menzel, die er in der „Deutschen Rundschau" veröffentlicht hat, von dem Künstler sagt: „ich wage kühn zu bebaupten, daß, so lange die Welt steht, niemals jemand so virtuos mit dem Bleistift umgrgangen ist, wie Menzel", so liegt diesem Ausspruch wirklich ein Körnchen Wahrheit zu grunde; man würde lange suchen müssen unter den Malern der Zeiten und Völker, ehe man einen Meister des Bleyttmeicynens sande, der es Menzel gleichwie an virtuoser Beherrschung dieses darstellerischen AuLdrucks- mittels. In der Kunstvcreinsausstellung sieht man eine Anzahl von Bleistiftzeichnungen aus seiner Frühzeit: die Fassade eines Schlosses (wohl desjenigen zu Sanssouci), die schon oben erwähnte Windmühle und einige andere Blätter (Nr 9 und 10); alle sind mit ganz spitzem Bleistift gearbeitet, den der Meister in jungen Jahren bevorzugte, während er in seiner späteren Zeit den breiteren Bleistift, wie Meyerheim mitteilt, den ganz gewöhnlichen Zimmermannsstift benutzte. Als einmal ein Fragebogen über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit des Givszcichnens bei den Berliner Künstlern den Rundgang machte, schrieb Menzel in ihn: Alles Zeichnen ist gut, alles zeichnen noch besser." Er selbst hat nach diesem Grundsätze Zeit seines Lebens ge wirkt Gegenüber dem, was der Meister im Verlaufe ciner fast 80 jährigen Kunstbetätigung geschaffen hat an Bleistift-, Feder-, Kreide- und Kohlezeichnungen, an Pastell-, Gouache-, Wasser- und Olsarbenbildcrn ist die Sammlung im Sächsischen Kunstverein nur eine Winzig keit; und doch, welch' ein Reichtum von Motiven, von Gestaltenbildern und Bildnissen, von Tier- und Archi- tekturstudien, von allen möglichen Dingen und Gescheh nissen enthält sie. Alle« war seinem Stifte und Pinsel recht; die Gamasche eines fridcricianischen Soldaten fesselte sein Auge nicht minder wie dieser Soldat selbst oder dcssen Hand, die er in zehnfach verschiedenen Lagen und BewegungSmomenten, unter zehnfach verschiedener Belcuchtung malen konnte, ohne zu erlahmen in seinem eminenten Fleiße, in seiner beispiellosen Gründlichkeit, in dem Sichniegenügenlassen seines künstlerischen Willens und Wollen« So sehen wir denn selbst in dieser re lativ bescheidenen SonderauSstcllung von Werken seiner Hand die ungeheure Mannigfaltigkeit seine« Stoffgebiet«: neben zahlreichen Bildnisstudien (Prinz Karl von Ehre und Würde im Parlament zu hallen. — Der Minister deS Äußeren Sir Edward Grey hielt in Alnwick in der Grafschaft Northumberland eine Rede, in der er bezüglich der auswärtigen Politik erklärte, di« Regierung werde die Verpflichtungen der früheren Re gierung gegenüber den fremden Mächten ihrem Geiste und Buchstaben nach erfüllen. In einer großen Versammlung in Derby versuchte vorgestern abend Chamberlain zu sprechen; fortwährende Unterbrechungen zwangen ihn jedoch, seine Rede abzu- brechen. Rußland. * In einer von einer hervorragenden russischen Per sönlichkeit ausgehenden Zuschrift aus St. Petersburg wird die Lage in Rußland mit folgenden Ausführungen beleuchtet: Die vielverbreitele Anschauung, daß die Tauer der gegenwärtigen Wirren in Rußland sich jeder Berechnung entziehe und daß die Möglich keit der Fortsetzung dieser Erschütterungen durch eine lange Reihe von Monaten, ja selbst über ein Jahr hinaus ins Auge gefaßt werden müsse, dürfte durch den wirklichen Verlauf der Dinge kaum bestätigt werden An so vielen Punkten auch das Reich von der revolutio nären Bewegung ergriffen wurde, und so hoch auch ihre Wogen gehen, sann man sich bei Prüfung des Verhalten der verschiedenen Klassen der Bevölkerung, doch zu der Erwartung ermutigt fühlen, daß der Sturm in zwei, drei Monaten ausgetobt haben wird Das geistige Band, das die Gegner des bisherigen Regimes verknüpfte, hat einen Riß erlitten, da die weitaus größere Mehrheit der Anhänger liberaler Ideen mit den,enigen nicht gemein same Sache machen kann, welche die Verwirklichung der von der Regierung gemachten Verheißungen nicht ab warten, sondern die politische Umgestaltung durch Ge waltmittel des Anarchismus erreichen wollen Die Gleichartigkeit der Stellungnahme von „Konser vativen" und „Liberalen" gegenüber der barrikaden- bauenden Umsturzparlei bekundete sich unter anderem in sehr markanter Weise in dem Beifall, mit dem auch von den „Liberalen" das kraftvolle und von Erfolg be gleitete Vorgehen de« Generalgouverneurs Durbassow in Moskau ausgenommen wurde. ES kann keinem Be obachter, der mit den verschiedenen Abstufungen de» Liberalismus in Rußland Fühlung unterhält, entgangen sein, daß alle Anhänger dieser Richtung die Bahn für die Verwirklichung der von dem Oberhaupte des Staate» verheißenen Reformen freigemacht und daher die Revo lution beendigt zu sehen wünschen Die Entwickelung, die das staatliche Leben nehmen wird, wenn einmal der Revolutionsbrand erloschen ist, kann eigentlich kaum Zweifeln ausgesetzt sein Keinesfalls kann eine Ab schwenkung von der mit dem Manifest de« Zaren be tretenen Bahn versucht werden ES bietet sich vielmehr für die nächste Zukunft Rußlands die Perspektive, daß nach den jetzigen Zuckungen aus der Gärung, die das Reich durchmacht, eine Ära liberaler Neugestaltung des öffentlichen Lebens hervorgehen wird Im Interesse des Läuterungsprozesses, der sich vollzieht, und der Be schleunigung der neuen politischen Kristallisation wäre es zu wünschen, daß die keineswegs ganz klaren End absichten des jetzt in erster Reihe stehenden Staatsmannes, des Grafen Witte, feste Form gewinnen und für die Öffentlichkeit in unzweideutiger Gestalt sichtbar gemacht werden. Solange hierüber nicht volles Licht herrscht, kann das sich aus dem Zustande der Ungewißheit er gebende Unbehagen nicht schwinden. Hinsichtlich zweier anderer im Vordergründe befindlichen Persönlichkeiten, des Generals Trepow und des Ministers Durnowo, hat sich im Auslande eine Legende entwickelt Die beiden Männer sind durchaus nicht jene Vertreter der „schwärzesten Reaktion", als die sie seit Monaten hin- gestcllt werden Das russische StaatSschiff kann übrigen» von dem Weg, den es zu nehmen hat, durch einzelne Persönlichkeiten nicht mehr abgedrängt werden, denn nach der Einkehr ruhiger Zustände, die man in nicht ferner Zeit erwarten darf, kann, wie bereits betont wurde, nach allgemeiner Überzeugung nicht« anderes folgen, als der Beginn ciner von liberalem Reformgeiste be herrschten Ära. * * Preußen, Lderstkammerer Graf Revcrn, Moltke und Bismarck, beide aus dem Jahre 1865, Leibarzt vr Lauer, Gräfin Brühl, Prinz Kraft Hohenlohe), die zumeist mit feinen Bleististstrichen gezeichnet und ganz leicht mit Wasserfarben koloriert sind, begegnen wir Tierdarstellungen (Schweine, Papageien, Straußen), Architekturzeuhnungen, Interieurs, Studien zu seinem berühmten Gemälde „Moderne Cyklopen" (Eisenwalzwerk) und aus seiner Frühzeit auch einigen Ölbildern, einem Männerkopse und einem Pferde, sowie aus seiner späteren Zeit einem Selbst» bildnisse (aus dem Jahre 1882). Die Ausstellung im Kunftverein, so bescheiden sie auch an Umfang ist, gibt ein treuliches Bild von Adolf Menzels Wesen; sie kennzeichnet seine künstlerische Art mit großer Schärfe und läßt eine Ahnung gewinnen von der Lebensleistung dieses Künstlers, von der unüber sehbaren Fülle dessen, was er geschaffen hat Mag man zu dieser Art als Verehrer stehen oder nicht — be wundern muß man sie um des Ernstes willen, in der sie sich äußert, und um der Energie willen, mit der sie durchgesetzt wurde, gleichgültig ob sie ihm Freunde oder Feinde, Anhänger oder Gegner eintrug — man muß angesichts feiner Werke den Worten beipflichten, die Ferdinand Avenarius dem Künstler bei seinem Hin scheiden im „Kunstwart" widmete: „Er war der größte Maler, den ein ganzes Jahrhundert hindurch der deutsche Norden hervorgebracht hat, und, an Stoffen schier un- erschöpslich, an Charakteristik der geistvollste aller Maler realisten nicht nur Norddeutschlands, nicht nur Deutsch lands, nein, des ganzen Jahrhunderts überhaupt W Dg« Wissenschaft. * Ein Korpu« der neubabylonischrn Inschriften ist von dem Orientforscher Stephan Langdon in Bearbeitung genommen worden und wird in dem Per-
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