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Die Reihenlolge der ReichstagswahioorWöge Berlin, 26. Juli. Auf Grund der 5. Aenderungsverordnung zur Reichs- ftimmordnung hat der Reichsminister des Innern für die Reichswahlvorschläge der Parteien, die Abgeordnete in den letzten Reichstag'entsandt haben, oder zu denen sich Abgeord nete des letzten Reichstags bekannt haben, die Nuinmernfolgs festgesetzt: 1) Sozialdemokratische Partei Deutschlands, 2) Deutschnationale Volkspartei, 3) Zentrum, 4) Kommunistische Partei, 5) Deutsche Volkspartei, 6) Deutsche Demokratische Partei, 7) Reichspartei des deutschen Mittelstandes (W.-P.), 8) Bayrische Volkspartei, 9) Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitler- Bewegung), 10) Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei, 11) Volksrechtpartei (Reichspatrei für Volksrecht und Aufwertung), 12) Deutsche Bauernpartei, 13) Landbund, 14) Deutsch-Hannoversche Partei, 15) Sächsisches Landvolk, 16) Volkskonservative Vereinigung, 17) Christlich-Sozialer Volksdienst. Reichswahloorschläge von Parteien, die Abgeordnete in den letzten Reichstag nicht entsandt haben, und zu denen sich auch Abgeordnete des letzten Reichstags nicht bekannt haben, erhalten die an die Nummernfolge des Reichsmini sters des Innern weiter anschließenden Nummern in der Reihenfolge, wie die Reichswahlvorschläge beim Reichswahl leiter eingehen. Minister Schiele aus der MNP ausgetreten Berlin, 26. Juli. Wie die „Landvolk-Nachrichten" milteilen, hat Reichs- Minister Dr. h. c. Schiele gestern seinen Austritt aus der Deulschnalionalen Volksparlel erklärt. Minister Schiele dürfte der Landvolkpartei beitreten und mit ihm diejenigen landwirtschaftlichen Abgeordneaen, die aus der Deulschnalio- nalen Volksparlel ausgeschieden sind, um die politische Lin- hellsfronl des Landvolks herzustellen. DeuMMtiomle Vartetvertretung für Hugenberg Berlin, 26. Jul:. Die deutschnationale Parteivertretung nahm im An schluß an die gestrige Aussprache eine Entschließung mit 283 gegen 4 Stimmen aus Mecklenburg an, in der es u. a. heißt: Die Parteivertretung spricht ebenso wie der Patreivor- stand ihrem Parteiführer Dr. Hugenberg und dem Vor sitzenden der Reichstagsfraktion Dr. Oberfohren ihr Vertrauen aus. Wir Deutschnationalen kämpfen dage gen, daß durch die an Enteignung grenzende Ueberdrehung der Steuerschraube und durch eine verhängnisvolle Tribut politik die Verelendung der deutschen Menschen immer weiter getrieben wird. Wir wehren uns gegen die Christentum und Kultur vernichtende Bolschewisierüng unseres ganzen öffent lichen Lebens. Wir kämpfen gegen dos durch die Mittelpar teien immer wieder gestützte marxistische System.. Die Parteivertretung bedauert es, daß der Reichsland bund den von großen Landvolkführern wie Rösicke, Wan genheim und Hahn vorgezeichneten Kurs aufgsgeben hat und durch den Aufruf zu Landvolklisten die für die Landwirt schaft so bedeutsame Wirtschaftsorganisation praktisch zu einer Partei umgestaltet hat. Die Verfolgung eines solchen Weges verschärft die von der Deutschnationalen Volkspartei stets überbrückten Gegensätze zwischen Stadt und Land, ohne der Landwirtschaft zu nützen. Wir werden das Landvolk zur Entscheidung aufrufen, ob es seine Zukunft besser innerhalb einer geschlossenen Rechten oder durch eine in das System der Mitte sich eingliedernde Jnteressenpartei gewahrt wissen will. In Fortsetzung des von ihr mit Volksbegehren und Volksentscheid eingeleiteten Freiheitskamvfes tritt du Deutschnationale Volkspartei in neuer Kraft und Geschlos senheit in den Wahlkampf ein. Sie wird ihn führen getreu ihren großen nationalen, christlichen und sozialen Zielen, ge treu ihren monarchistischen Grundsätzen, getreu der Fahm schwarz-weiß-rot!" Demokratische WaWorbereitumen Berlin, 26. Juli. Der demokratische Parteivorstand beschäftigte sich ge stern nachmittag unter zahlreicher Beteiligung aus aller deutschen Wahlkreisen mit der politischen Lage. Staatsse kretär a. D. Meyer führte in einem Bericht über die Hal tung der Reichstagsfraktion aus, daß diese sich bei den Fi nanzvorschlägen von dem Grundgedanken habe leiten lassen: Keine Sonderbelastung bestimmter Schichten, keine Steuer erhöhungen ohne Reform des öffentlichen Finanzwesens und keine Sanierung der Reichs- und Länderfinanzen ohm gleichzeitige Sanierung der Gemeindefinanzen, ferner Ver besserung der Sozialgesetze ohne Beeinträchtigung der Lei stungen durch Einsparung von 100 Millionen, Erleichterun gen für Wirtschaft und Volk. Die Fraktion habe einstimmig beschlossen, den Deckungsvorschlägen zuzustimmen, um der Finanznot abzuhelsen und die Anwendung des Artikels 4b zu verhindern. Diese Anwendung habe dann die unglücklich« Taktik der Sozialdemokratie verschuldet. Danach habe di« Fraktion nicht für die Aufhebung der Notverordnungen stimmen können, die ihren eigenen Anträgen entsprochen habe. Die Fraktion habe die Verabschiedung der notwendi gen Gesetze auf parlamentarischen Wege gefordert, ohne Be dingungen daran zu knüpfen, die diese Aufgabe erschwert hätten. Die ANion zur Senkung der Zinssötze Königsberg, 26. Juli Die Besprechungen, die auf Anregung des Reichsbank präsidenten rm Reichsbankdirektorium mit den führender Persönlichkeiten des Sparkassengenossenschafts- und Bank wesens sowie der entsprechenden Spitzenoerbände begonnen wurden, um Mittel und Wege zu finden, wie eine Senkung der gegenüber dem letzten Kreditnehmer geforderten über mäßigen Zinssätze und ihre größere Annäherung an den Reichsbankdiekontsatz zu erreichen sind, wurden gestern im Obe.rpräsidium mit den Vertretern der ostpreußischen Wirt- , schastsverbände unter Leitung des Reichsbankpräsidenten und rnter Beteiligung des Oberpräsidenten Dr. Siehr sowie der ostpreußischen Verwaltungsstellen fortgesetzt. Die Bespre chungen führten zu der einmütigen Annahme der von den Svihenorganisallonen angeregten Vorschläge über' die Aus schaltung des ungesunden Wettbewerbs der verschiedenen Organisationen mit dem Ziel einer Ermäßigung der Soll-Zinsen auf dem Wege über die Senkung der Haben-Zinsen und der Herabsetzung der Zinsmargen. Es wurde ein Arbeitsausschuß eingesetzt, der seine Arbeiten unter Vorsitz des Oberpräsidentcn bereits begonnen hat. Die Aktion, die für das ganze Reichsgebiet gedacht ist, soll mit besonderem Nachdruck in den Krisengebieten, in erster Linie in Ostpreußen, durchgeführt werden. MMme Ser MMMMMs Von Dr. Mevert, Direktor des Verbandes der Vereine Creditreform e. V., Leipzig. Angesichts des großen Interesses, das die Probleme des Kreditwesens gerade bei der deutschen Wirtschaftslage für die gesamte Geschäftswelt haben, glauben wir unseren Le sern mit der Veröffentlichung des folgenden Aufsatzes einen besonderen Dienst zu erweisen. Den Rückschlag auf die Au ßerachtlassung gesunder Kreditprinzipien haben wir erlebt: Das große Sterben vieler schwacher Betriebe, die die Jn- flationskrise nur mit Mühe überstanden hatten und dann von der Scheinkonjunktur des Jahres 1927 mit empor ge tragen wurden. Heute ist die Geschäftswelt vorsichtig ge worden, wozu nicht wenig die Bemühungen des Vereins Kreditreform, dessen Leiter der Verfasser unseres Artikels ist, beigetragen haben dürften. Wir empfehlen deshalb die Ausführungen des Herrn Dr. Mevert der Aufmerksamkeit unserer Leser. Die Schriftleitung. Je unsicherer die allgemeine Wirtschaftslage ist, je grö ßer die Ausmaße ihrer Verschuldung werden und je zahlrei cher die Zusammenbrüche sind, desto bedeutungsvoller ist für ein jedes Unternehmen die Frage, ob ein Kredit tatsächlich noch gesunder wirtschaftlicher Kraft aushilft und somit die Wirtschaft fördert oder ob er auf der anderen Seite nicht viel mehr bedeutet, als schlechtem Gelds gutes nachiuwerfen. Damit gewinnt auch das Auskunftswesen für die Wirtschaft eine immer steigende Bedeutung. Diese findet ihren Ausdruck darin, daß von der Auskunft erteilung in dem vergangenen Jahre sogar stärkerer Ge brauch gemacht ist, als in dem Vorjahre, obgleich der Schluß nahe gelegen hätte, daß mit einem Sinken der allgemeinen Konjunktur und einem Ausscheiden lebensunfähiger Wirt schaftselemente auch das Maß der Anfragen nach Auskunft erteilung zurückgehen müßte. Eine parallele Erscheinung fin det man auf dem Gebiete des Kreditversicherungswesens; denn auch hier veranlaßt die darnieder liegende Konjunktur und die Furcht vor Verlusten die Wirtschaft, in steigendem Umfang von der Möglichkeit einer Kreditversicherung Ge brauch zu machen. Die gehobene Bedeutung des Auskunftswesens mach! sich aber auch in erhöhten Anforderungen bemerkbar, die an den Inhalt der Auskünfte gestellt werden. Mit Fug und Recht will ein jeder Kaufmann, der sich eine Kreditgewäh rung überlegt, beurteilen können, ob der Kreditnehmer tat sächlich für den gewünschten Kredit gut ist oder nicht. Er ver langt daher nicht nur ein Krediturteil, sondern auch die An gabe der Unterlagen, die zu diesem Krediturteil geführt ha ben. Darüber hinaus aber werden in letzter Zeit vielfach Anforderungen gestellt, die schlechterdings nicht oder wenig stens nicht vollständig erfüllt werden können. Z. V. wird verlangt, daß die Auskunft nicht nur Angaben enthalte über Art, Dauer und Bedeutung des Geschäfts, über die In haber, ihre Charaktereigenschaften, über Zahlungsregulie rungen, sondern daß die Auskunft auch Schätzungen über die Tageseinnahmen, über das Vermögen, Haus- und Grundbesitz, ein Warenlager usw. zu enthalten habe. Gewiß sind die Auskunftsunternehmungen bemüht, auch über die letztgenannten Punkte nach Möglichkeit etwas in Erfahrung zu bringen. Man darf aber nicht vergessen, daß vielfach von der Auskunftei etwas verlangt wird, worüber ein Kaufmann nicht einmal seinen ersten Angestellten oder Familienange hörigen Mitteilung macht und worüber er vielleicht nicht ein mal selbst jederzeit orientiert ist, sondern sich die nötigen Zahlen erst nach Abschluß der Bücher verschaffen kann Der dringliche Wunsch der Kundschaft und die Drohung, sich bei Nichterfüllung der geäußerten Wünsche eines anderen Aus kunftsinstitutes bedienen wollen, veranlaßt manche Aus kunftei, dem Kunden Erfüllung seiner Wünsche zuzusagen. Diese Erfüllung besteht aber in vielen Fällen nur darin, daß ziemlich willkürlich irgend welche Zahlen genannt werden, die keinerlei Anspruch auf nur annähernde Richtigkeit er heben dürfen. Daß derartige Schätzungen für die sowieso schwer kämpfende Wirtschaft nickt nur wertlos, sondern viel fach sogar schädigend sind, daß sie ferner nur den Anlaß da zu geben, das ganze Auskunftswesen zu diskreditieren, liegt auf der Hand. Es ist daher besser, in den Auskünften nur das zu bringen, was man tatsächlich in Erfahrung bringen konnte. Ein jeder Auskunftsempfänger sollte die Einsicht ha ben, daß ihm mit geringen Ergebnissen immer noch besser gedient ist, als wenn ihm wertlose und nicht nachprüfbare Zahlen genannt werden. Ist es nicht möglich, eine Schätzung auszusprechen, so ist doch den Interessen des Auskunftsemp fängers schon damit gedient, wenn in der Auskunft positive Angaben gebracht werden, z. B. über Lage und Größe eines Grundstückes, über die Größe einer Fabrik, die Kahl einer Belegschaft, über den Umfang eines Warenlagers. Man sollte es aber unterlassen, Angaben zu machen, die ein vertrauens würdiges Unternehmen nicht verantworten kann. Gerade ein Auskunftsunternehmen, das über die Vetrauenswürdigkeit anderer Leute urteilen will, soll sich dessen bewußt sein, daß es keine größere Vertrauenssache gibt als die Auskunftertei lung und daß es sich des Vertrauens, das die Kundschaft ihm schenkt, jederzeit würdig zu erweisen hat. Gewiß denken auch die Auskunftunternehmungen, die im Einzelfalle eine Ver mögensschätzung ablehnen, nicht daran, sich den erhöhten An sprüchen zu verschließen. Auch sie bringen Schätzungen, wenn iie sichere Anhaltspunkte in Erfahrung bringen konnten. Mangel eines Fortschritts ist Rückschritt und würde keines wegs der gestiegenen Bedeutung des Auskunftswesens für die Wirtschaft entsprechen. Gewarnt werden muß aber vor einer Uebertreibung der Ansprüche und vor Versprechungen, die schlechterdings nicht erfüllt werden können. (Fortsetzung folgt.) Automobilunsake in Amerika und Deutschland - Ein alarmierender Vergleich In den Vereinig! m Staaten von Nordamerika sind nach Len neuesten Zeitungsmeldungen im Jahre 1928 durch Kraftwagenunfälle 23 765 Menschen tödlich verunglückt, da zu kommen noch 2583, die durch Zusammenstoß zwischen Autos und Straßen- oder Eisenbahnen verunglückten, also zusammen 26 348 Todesfälle. — In Deutschland sind da gegen nur 4963 Menschen durch Kraftwagenunfälle ums Leben gekommen. Berechnet man diese Zahlen auf die Einwohnerzahl, so ergibt sich gleichfalls ein für uns recht günstiges Bild; auf je 100 000 Einwohner von USA. entfielen durchschnitt lich 20,8 tödliche Autounfälle. In Deutschland haben wir in Berlin die höchste prozentuale Unfallhäufigkeit mit 11,3 tödlichen Unfällen auf 100 000 Einwohner. Der allgemeine Durchschnitt im ganzen Reich liegt aber weit unter 10 To desfällen auf je 100 000 Einwohner. Scheinbar haben wir also allen Grund, uns über solchen Vergleich stolz zu freuen. Aber nur scheinbar! Denn die Sache bekommt ein ganz anderes Gesicht, wenn wir die Zahl der Kraftwagen auf die Bevölkerungszahl berechnen. In Deutschland mit seinen rund 600 000 Automobilen ent fällt nämlich ein Kraftwagen auf je 111 Einwohner, in Amerika dagegen, das 24 Millionen Kraftwagen hat, kommt auf jeden fünften Einwohner ein Automobil! Wenn wir also rund ein Fünftel der amerikanischen Unfalltodeszahlen haben, obwohl Amerika die vierzigfache Zahl Kraftwagen und, auf die Einwohnerzahl berechnet, zweiundzwanzigmal mehr Autos hat, so ist der Stand unserer Unfalltodeszah len beschämend hoch. Und noch trauriger für uns wird die Berechnung der Unfalltodesfälle auf die Zahl der Kraft wagen. In USA. kommen aus 1000 Kraftwagen nur 1,08 Todesfälle, in Deutschland aber entfallen 8,33 tödliche Un fälle auf je 1000 Autos! Nur die konsequent in Fluß gehaltene „Safety-Firet-Bewegung" bewahrt Amerika vor noch gewaltigeren Menschenopfern für den Moloch Verkehr! Das sollten wir nun als sehr ernste Mahnung für die Zukunft beherzigen! Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Automobilisierung Deutschlands Jahr um Jahr steigend un- j aufhaltsam amerikanischen Ausmaßen zustrebt. Von 1926 > bis 1929 haben sich die Kraftfahrzeuge verdoppelt! Wenn wir nicht rechtzeitig die notwendige innere Umstellung und geistige Anpassung an die gesteigerten Gefahren des Ver kehrs finden, stehen uns noch viel grausamere Verluste be vor. Behörden, Schule und Familie haben die Pflichten zu erfüllen, und sie sollten sich an der mustergültigen psycholo gischen Unfallbekämpfung der Berufsgenossenschaften ein Beispiel nehmen! Welche Rente erhalt eine Nergmannswitme Aus Anlaß des Neuroder Unglücks und der daraufhin ringeleiteten öffentlichen und privaten Sammlungen ist die Frage aufgetaucht, in welcher Höhe die Sozialversicherung, die zurzeit so stark im Brennpunkt des allgemeinen Inter esses steht, in solchen Fällen für die Hinterbliebenen ein- iritt. — Die laufenden Beiträge für die Unfallversicherung trägt der Arbeitgeber allein. Den Versorgungsgebühren wird der Arbeitsverdienst des verstorbenen Ernährers zu- gunde gelegt. Für jedes Mitglied der Familie wird ein Fünftel des vollen Arbeitsverdienstes als Rente gezahlt, so daß also eine Witwe mit drei Kindern vier Fünftel des Arbeitsverdienstes ihres verunglückten Mannes erhält. Da bei ist auch zu berücksichtigen, daß zu Lebzeiten des Mannes l5 Prozent seines Verdienstes für Sozi llavgaben abgezogen werden, während solche Abzüae die Hinterbliebenen nicht treffen. Ferner tritt unter Umständen d-e Pension der Knappschaftspensionskasse hinzu, falls die Höhe von vier Fünfteln des Arbeitseinkommens nicht erreicht wird. Schließ lich erhält die Witwe einen Zuschuß seitens der Invaliden versicherung, wenn sie nicht in der Lage ist, ein Drittel des ortsüblichen Tagelohnes selbst zu verdienen. Auch für die erste Zeit drohender Notlage sofort nach dem Tode des Mannes ist vorgssorgt: Die Berufsgenossen schaft gewährt ein Fünfzehntel des Iahresverdienstes sofort als Sterbegeld, seitens der Knappschaft sowie aus einem Sonderfonds kommen Zuschüsse hinzu. Ferner wird auf die laufende Rente baldigst ein Vorschuß ausgezahlt. In Neurode hat obendrein das Werk 150 Reichsmark an jede Familie bezahlt, so daß in diesem Falle insgesamt etwa 400 Reichsmark für jeden Verunglückten sofort ausbezahlt wurden. Mit den Bestattungskosten werden die Hinterblie benen natürlich nicht belastet. Wenn somit rein finanziell durch die Sozialversicherung . ausreichend für die Hinterbliebenen gesorgt ist, so bleibt doch menschlich der Verlust für die Familie unersetzlich. Und doppelt stark drängt sick angesichts solcher Massenunfälle die Frage auf: Wie lind sie zu vermeiden? Ist es dock der altbewährte Grundsatz geraür der Berufsgenossenschaft: Un fälle verhüten ist besser als Unfälle vergüten! Da sei denn auf den sozialdemokratischen Abgeordneten Husemann ver wiesen, der in seiner Reichstagsrede am 11. 7. ausführte: Agitatoren werden keinen einzigen von den 150 Toten wie der ins Leben rufen und werden auch kein künftiges Un glück verhindern. Was von den Bergarbeiterverbanden ge schehen kann, das wird geschehen, um den Ursachen dieser Katastrophe auf die Spur zu kommen. Ich selbst habe die Unglücksgrube befahren und habe die Ueberzeugung bekom men, daß alles getan war, um Unglücksfälle zu verhüten. Der Betriebsrat hatte mir das bestätigt. Wenn sich das i Unglück trotzdem ereignen konnte, so beweist das nur, daß man im Bergbau nicht alle Gefahren beseitigen kann. Verschiedenes Thikagos riesenhafte Verkehrspläne. Ueber die Plan, für den Ausbau des Verkehrswesens von Chikago hat ein« Volksabstimmung stattgefunden. Das Gesamtprojekt, das eine Ausgabe von rund 200 Millionen Dollar, also mehr all 800 Millionen Mark, vorsieht, ist mit 328 000 gegen 58 00Ü Stimmen gebilligt worden. Die Projekte haben wahrhast gigantische Ausmaße und sind ein weiterer Schritt auf den Wege, den Chikago in jahrelangem zähem Ringen zum Aus bau seiner Stellung als Verkehrszentrum im Mittlerer Westen macht und bei denen es nach Ansicht vieler Kenner Amerikas sogar New Dort eines Tages überflügeln wird. R a. sollen neue Untergrundbahnen in einer Ausdehnung vor 70 Kilometern, Straßenbahn- und Schnellbahnlinien ir einer Ausdehnung von nicht weniger als 500 Kilometer» gebaut werden.