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Beilage zur Weiheritz-Jeilung 98. Jahrgang Freitag, am 18. Juli 1930 Nr. 165 r Kinder- m Müll lngefühite und Frau M iser Ihr mk en nt- stellt, um «« dar- mn- iten Juli, vor- r Predigt- n 20. Zull, leichte und Gottesdienst, ahrgüngen. väisch den Frieden zu br Kinder- en Zugend. dt« -«n nd !ll- I»- me rrn endmahl K tenst: Der- ids 8 Ilhr rlbendmahl. rv 68t Einheitlichkeit -er Kreditgewährung Berlin, 17. Juli. Der Bedarf an Kapital, der sich für die verschiedenen Zwecke des Reichs, insbesondere für die mit der Osthilfe und dem Arbeitsbeschaffungsprogramm zusammenhängen den Fragen, im Laufe dieses Haushaltsjahres fühlbar ma chen wird, hat Veranlassung dazu gegeben, daß der Reichs bankpräsident im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzmini ster die beteiligten Ressorts und sonstigen mit der Kapital beschaffung befaßten Stellen des Reichs und Preußens zu einer Besprechung eingeladen hatte. Um für die Dauer eine Einheitlichkeit in der Kredit versorgung für diese Zwecke sicherzustellen, soll in Zukunft allmonatlich ein» derartige Aussprache unter dem Vorsitz des Reichsbankpräsidenten stattfinden. Die Durchführung der einzelnen Maßnahmen soll Sonderbesprechungen der an ihr unmittelbar beteiligten Stellen mit der Reichsbank Vorbehalten bleiben und durch die Reichsbank oder in enger Fühlung mit ihr erfolgen. England schien zuerst kein sonderliches Interesse an der Idee Briands zu ksaben. Neuerdings aber steigerte sich sein Interesse in dem Maße, wie neben der Paneuropa-Jüc. noch eine zweite Idee dem englischen Weltreich gefährlich wurde. Das ist die Amerikanische Idee. Die Idee der Ver- rinigten Staaten, sich als eigenes großes Wirtschaftsgebiet mit größtmöglichster Abgeschlossenheit vor Einfuhr von draußen zu etablieren. Da auch die Paneuropa-Idee Briands zunächst den wirtschaftlichen Zusammenschluß der Staaten »es Kontinents zum Ziele hatte, war für England die Situ ation gefährlich geworden. Was früher nur eine Diskussions- frage war, ob sich England mit seinen Dominions zu einem großen Wirtschafts-Empire zusammenschließen sollte, wurde heute schon zum innerpolitischen Ziel Englands. Angesichts dessen gewinnen die Kardinalfragen der englischen Politik. Inoien und Aegypten, eine ganz andere Bedeutung. Gerade Aegypten ist ein Unruheherd geworden, gleich gefährlich wie Indien. Beide bilden einen politischen Komplex, denn die Bedeutung Aegyptens für England richtet sich ganz nach dem Charakter der englisch-indischen Beziehungen. England hat Indiens wegen die Hand auf Aegypten aelcgt. Ist die Revolte in Alexandrien ein erster Blitz? Der Reichspräsident empfing am Donnerstag den Reichskanzler und den preußischen Ministerpräsidenten zu einer längeren Aussprache, deren Ergebnis die völlige Le- jeitiaung der durch das Slahlhelmverbot in Rheinland und Westfalen und die Absage des Reichspräsidenten entstande nen Schwierigkeiten war. Im Haushaltsausschuß des Reichstags wurde die Reichsregierung ermächtigt, im Etat 1930 Ersparnisse von mindestens 100 Millionen Rm. von sich aus vorzunehmen. Oie Regierung ist verpflichtet, dem Reichsrat und dem Reichstag alsbald mitzuteilen, welche Streichungen sie vor genommen hat. Der Haushaltsausschuß des Reichstages hat mit den Stimmen des Zentrums, der Sozialdemokraten, der Wirk schaftspartei und der Kommunisten das Pensionskürzung' gesetz auch in zweiter Lesung angenommen. Macdonald behanntet M Konservativer Mißtrauensankrag abgelehul. " London, 17. Juli. Da» Unterhaus verwarf mit 312 gegen 241 Stimmen »en von den Konservativen eingebrachten Mitztrauensantrag. Vor der Abstimmung führte Schatzkanzler Snowden »us, die Regierung lehne Zölle auf Lebensmittel und Roh- toffe sowie Schutzzölle ab. Auf der Reichskonferenz wür- »en keinerlei Fragen von der Debatte ausgeschlossen wer- vl. Exner, -r Fügner, nütterchen- hr Kinder- . 10 Uhr hr Kinder- nd Abend- Merilas Malis New Jork, 17. Juli ' Eoening Post führt in einem Leitartikel über Deutsch lands Antwort an Briand aus: Wenn der Europabund aus di« Revision des Versailler Vertrages, auf die Abrüstung und auf den Einschluß Rußlands und der Türkei warten s muß, muß selbst der optimrstische Briand erkennen, daß die Erreichung seines Zieles in ziemlich weiter Ferne steht. ! Ohne Deutschland aber ist der Europabund naturgemäß sinn- los. Sollte Briands Plan eine weitere Organisation zur Aufrechterhaltung des Status quo sein, so kann mit Sicher heit gesagt werden, daß Deutschland und Italien nichts da- von willen wollen. Dadurch, daß Briand di« politischen Mo mente seines Planes über die wirtschaftlichen stellte, hat er gerade den Widerstand keroorgerufen, den er jetzt findet. Briand wird entweder emer weitgehenden Erörterung der politischen Lag« Europas zustimmen oder seinen Plan ganz beträchtlich ändern müssen, wenn er nicht die ganze Angelegenheit fallen lasten will. Im Reichstage sind Anträge der sozialdemokratischen Fraktion eingebrachl worden, die die Aufhebung der Ver ordnungen de» Reichspräsidenten verlangen und der Re gierung das Mißtrauen aussprechen. KW« Reserve Evglav-s London, 18. Juli. Englands Antwort auf Briands Denkschrift ist vom Eabinett gebilligt worden. Sie enthält keine bestimm- :en Zusagen. Britische Kreise sind unverhohlen skeptisch md haben kein Interesse für den Plan, soweit sie ihn nicht geradezu mit Mißtrauen betrachten. Sie haben daher auch den ungewöhnlich akademischen Antworten aller Länder we nig Beachtung geschenkt. Die deutsche Antwort allerMlgs hat in London aus ,wei Gründen beträchtliche Aufmerksamkeit erregt, ersten» !sl sie an den Stellen, wo gefährliche Punkte berührt werden, nlt außergewöhnlichem Takt abgesaht, und zweitens weist lie auf die Notwendigkeit hin, mit Großbritannien und den vominion» ein Einvernehmen herzustellen durch die Berück- ichtigung des besonderen Verhältnisse» zwischen dem Mut ierland zu seinen anderen Partnern. Die betreffenden Be- nerkungen werden naturgemäß in London sehr gewürdigt. Französische Unsaimek Berlin, 18. Juli. Wie wir erfahren, steht die von der Regierungskom mission des Saargebietes vorgenommene Reduzierung des Effektivbest indes der Eisknbahnschutztruppe des Saargebiets von 600 auf 220 Mann mit der französischen These über den Zweck dieser Truppe, die danach lediglich dem Schutze der Verbindungswege für die Besatzungstruppen dienen sollte, durchaus im Widerspruch. Der Beschluß auf Verminderung, nicht Zurückziehung, trägt keineswegs den Tatsachen Rechnung. Die Ltsenbahulchuhlruppe Hal ihre Aufgabe erfüllt. Für das verbleiben selbst nur des Restes beesthl kein zureichen der Grund. Im übrigen ist daran zu erinnern, daß England seinerzeit feine Truppen zurückgyogen hat, oknc die Re- aierangskommission oder den Völkerbund weiter mit der Angelegenheit zu befassen. I Ergebnis der Wochl j Kr. Kr. Niemand wird behaupten, es herrsche politisch« I Sauregurkenzeit. Alles andere können wir heute eher tun. l nur nicht im sommerlich durchrauschten Grase liegen und I dem himmlischen Weltgeschehen beschaulich nachsinnen. Wer I politisch lebt — und welcher Mensch auf dem weiten Erden- i rund wäre in seinem ganzen Dasein heute nicht von politi- I scheu Auswirkungen betroffen? —schlägt sich mit den oer- U schiedensten Rätseln herum, die einer Lösung harren. Wa» I uns am nächsten liegt, hat der Reichskanzler in seiner ein- U drucksvollen Erklärung kurz und bündig ausgesprochene MKann das Deutsche Reich seine finanzielle Grund- Mlage so sanieren, daß es die ungeheuerst« MW i rt s ch a f t s k a t a st ro p h e, von der die ganze Web Wergriffen ist, zu überstehen vermag, ohne daß ein allgemei- Hner Zusammenbruch eintritt, der die wirtschaftliche Existenz «jedes einzelnen Deutschen bedrohen muß? — Bei solchei MFragestellung können wir nicht ruhig der Ferienfreudi -Kleben! Ganz gewiß hat der Reichskanzler recht: nur dann A müsse dem Pessimismus Raum gegeben werden, wenn da» »deutsche Volk und zunächst seine parlamentarische Vertre- Ltung sich der Pflicht entziehen würde, ernsthaft die Sanie- Irung der Staatsfinanzen in Angriff zu nehmen. So ist's M Jetzt hilft kein Mundspitzen mehr, jetzt muß gepfiffen ^werden. Opfer müssen alle bringen. Zunächst einmal schnelle, und dann muß der ganze Haushalt, die ganze Ver waltung gründlich reformiert werden, entsprechend den Können und Vermögen des Volkes. Daß alle bereit zu die sem Opfergang sind, hat der Reichstag erklärt — aber strittig zwischen den einzelnen Parteien ist das Wie. Was auck eintreten mag, die Not hat das Volk aufgeweckt und aufge rufen. Wer weist den Weg zum Ziel? Es muß ein entschie dener Weg eingeschlagen werden. Das Volk muß wissen wohin die Fahrt des deutschen Staatsschiffes geht, und er muß wissen, daß es zu dem ersten und nächsten Ziel gelenk! wird. Auch die französische Regierung Tardieu konnte da» vorgenommene Programm nicht erfüllen. Ehe Tardieu fick stürzen ließ, schickte er das Parlament in Ferien und wik nn Herbst von neuem anfangen. ' Inzwischen haben sich Deutschland und Frankreich noä einiges zu sagen. Das Scheitern derVerhandlun M- gen über die Rückkehr des Saargebiete» Mi zum Reich hat gerade kein« rosige Stimmung erzeugt, uni M somit angesichts der großen,-von Briand aufgerollten Frag« W- eines europäischen Staatenbunde» eine wenig erfreulich» M Atmosphäre. Nach den Haager Abmachungen mußte jedei M annehmen, daß bezüglich des Saargebietes nur noch reir K formale Fragen zu erledigen seien. Die Forderung Frank- M reich», den Charakter der staatlichen Eaargruben zu andern E bat überhaupt keinen Hatt In irgend welchen Verträgen odei U Abmachungen. Frankreich will nur wieder Geld heraus- k schlagen. Zu diesem Zwecks- und das ist das Traurigste - D werden wieder politlscke Fälschungen ins Treffen geführt W wird Seele und Geist des Volkes an der Saar verdächtigt D wird die Geschichte dieses Landes vergewaltigt. Kein ande- M rer als Poincarö wagt es, noch, einmal all die unglaublicher - Märchen aufzutischen, die 1919 von Paris aus in die Web " 2 gesetzt wurden, um einen Raub des Gebietes beschönigen zr M tonnen. Die Saarbevolkerung selbst hat diese Unwahrheiter -M tausendmal in den elf Jahren zurückgewiesen — nun komm! Poincarö und sagt fein Sprüchlein von 1919 nochmals her Aber die Welt ist heute nicht mehr in der seelischen Ver fassung wie 1919, sie hat mehr Ruhe zum Nachprufen. Das historische, juristische, politische und moralische Recht sprich, W das Saargebiet dem Deutschen Reiche, dem deutschen Volk» M zu. Jeder Verstoß gegen dieses Recht vermehrt die Gefahren- M punkte für den Frieden Europas' Me-er mehr WMahrtserwer-Me Berlin, 18. Juli Nach der monatlichen Statistik des Peichsstädtebundes find in etwa 1200 kleinen und mittleren Städten am 10. Juni etwa 70 000 Wohlfahrtserwerbslose ermittelt mor sen, d. h. 9 unterstützte Parteien (ohne Zuschlagsempfän- zer) auf 1000 Einwohner. Am 31. Mai betrua die Zahl »er unterstützten Wohlfahrtserwerbslosen rund 63 000 oder z auf 1000 Einwohner, so daß im Juni eine Steigerung von I2)L Prozent eingetreten ist. Seit dem 30. September I929 hat sich die Zahl der laufend unterstützten Wohlfahrts- rrwerslosen in den kleinen und mittleren Städten mehr ils verdreifacht. Besondere Beachtung verdient die Tat jache, daß oie Zahl der Unterstützten m der Arbeitslosen versicherung zurückgsgangen ist. können sich Europa nicht anders denken als so, wie es in Versailles geschaffen wurde von Männern, die von Eu ropa eine recht merkwürdige Vorstellung hatten. Wenn ein friedliches Europa geschaffen werden soll, dann kann es nichi aussehen wie das blutende Gebilde, das sich nach dem Kriege zeigte. Dann muß es in vollem Frieden, ohne Haß, Neid und Mißgunst geschaffen werden. Wird das so bald möglich sein? Es gehört Mut dazu. Merkwürdig, daß gerade Frankreich aus reinen Geld- lnteressen einen solchen Gefahrenherd neu entzünden will! Ist es doch Frankreich, das durch seinen Außenminister Briand die große Idee einer europäischen Ge- mein schäft zur D skussion stellt, um den Frieden zu sichern Ach, armer Fr ede von Europa, wenn deine Bäte, — oder wenigstens diejenigen, die deine Väter sein möchten, noch immer glühende Kohlen auf deinen Weg streuen, daran deine lichten Flügel sich versengen! - Auch Deutschland ha! seine Antwort auf Briands Anregung gegeben. Im Prinzi, zustimmend wie alle.. Im einzelnen jedoch die Vorbedingun gen festgelegt, die alle jene Völker voraussetzen, welche an dem augenblicklichen Zustand leiden. Das sind alle Volke» mit Ausnahme Frankreichs und seiner Trabanten. Dies« Zweite Lelm« -es Milleseseter Berlin, 17. Juli. Zu Beginn der Donnerstagsihung des Reichstags wies Präsident Löbe auf die Veröffentlichung der beiden Not verordnungen der Regierung zur Dcckungsfrage hin und teilt mit, daß von den Sozialdemokraten ein Antrag auf Aufhebung beider Verordnungen und außerdem ein RUß- trauensantrag gegen die Reichsregierung eingegangen sei. Die zweite Beratung des Osthilfegesetzes wird dann fortgesetzt. Abg. Behrens (Ehr. Soz.) betont, die Siedlung im Osten müsse gefördert werden, aber die Voraussetzung sei eine Senkung der viel zu hohen Baustoffpreise. Die Re gierung müsse einmal einschreiten gegen die unsoziale Preis politik ver Konzerne auf diesem Gebiet. Auch von den Kommunisten ist ein Antrag aus Auf hebung der beiden Notverordnungen und ein Mißtrauens- antrag gegen den Reichskanzler eingegangen. Abg. Dr. Pfleger (Bayer. Vp.) äußert, die Osthilfe müsse die Tendenz verfolgen, aus Ostpreußen ein Bauernland zu machen. Der Geltungsbereich der Ost hilfe dürfe nicht nach geographischen Gesichtspunkten be grenzt werden. Abg. Iäcker (Soz.) verlangt Besserstellung der Land arbeiter in Ostpreußen und ein Verbot der Beschäf tigung polnischer Landarbeiter, solange die Arbeitslosigkeit unter den deutschen Landarbeitern fortbe steht. Abg. Mentzel (Dn.) begründet den Antrag seiner Fraktion, die ganze Provinz Pommern, nicht bloß bis zur Oder, in das Notstandsgebiet der Osthilfe einzubeziehen. > Pommern habe unter der Dürre dieses Jahres außerordent lich gelitten. Die vommersche Landwirtschaft sei tief ver schuldet. Auch als Grenzland habe Pommern unter der Grenzziehung schwer zu leiden. Abg. Lenner (Dem.) perlangt die Einbeziehung ganz Pommerns in die Nothilfe und setzt sich für die Landarbei- ierfchast ein, die sich in den östlichen Gebieten in elend»'' Lage befinde. Damit ist die Aussprache geschlossen. Angenommen werden die von der Wirtschaftspartei beantragten Aenderungen, wonach Krediterleichte rungen auch derBinnenscbiffahrt gewährt, der Bollstreckungsschutz aus die Betriebe von Handwerk, Handel und Gewerbe ausge- behnt und die öffentlichen Arbeiten nur solchen Firmen übertragen werden sollen, die im Wirkungsbereich der Ost hilfe liegen. Im übrigen wird die Vorlage in der Ausschußfaffung in zweiter Beratung gegen die Sozialdemokraten und Kom munisten angenommen. i Angenommen wird dazu eine ganze Reihe von Mt- i schließungen. Die Entschließung auf Einbeziehung der j bayerischen Ostgrenze wird abgelehnt. , Die Vorlage über die Ablösungsbank wird gleich- j falls in zweiter Lesung angenommen, ebenso der mit j den beiden Vorlagen in Verbindung stehende Ergänzungs- j haushalt. Es folgt die zweite Beratung de» Milchgesehe». Die Vorlage wird nach Ablehnung des sozialdemokra- ; tischen Aenderungsantrags in der Ausschußfassung mit un wesentlichen Abweichungen in zweiter Beratung mit großer Mehrheit angenommen. Es folgt die zweite Beratung der Novellen zum Ber- jorgungs- und Verfahrensgesetz, wodurch die Neuanmeldung j weiterer AnträgeaufKriegsbeschädigtenver- j sorgung gesperrt wird. Die Novellen wurden mit der Ausschuß-Entschließung ! angenommen. ' Das Handelsklassengesetz (Standardisierungsaesetz) wird ohne Aussprache dem Volkswirtschaftlichen Ausschuß über- wiesen. Um 6.15 Uhr schließt Vizepräsident Efser die Sitzung und beraumt die nächste Sitzung auf 7 Uhr ar ,