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RuüIEudlen So ein Rucksack hat es in sich. Ost scheint es, als wüßte r, daß er für den Wanderer unentbehrlich ist. Für jede sahrlässigkeit für jede Unaufmerksamkeit rächt er sich bitter, iackt man ihn nur ungleichmäßig, dann schneidet einer der i Schulterriemen unbarmherzig ins Fleisch oder die scharfe kante einer Büchse bohrt sich tief in den Rücken, oder die Zpiritusflasche läuft aus, oder die Rucksackschnur geht auf, -der . . . Man mag die Widerwärtigkeiten nicht alle aufzählen, ie dem Wanderer die schönste Wanderung verleiden könn en, wenn er seinen Rucksack nicht liebevoll behandelt. Viele er erfahrenen Wanderer wissen voll Schadenfreude davon s u berichten, wie sie ihre jungen Wanderfreunde zur Ruck- < llck-Ordnung erzogen haben Wer da !o sah, wie bei der rsten Frühstückszeit eine Minute nach der festgesetzten Auf- ! ruchszeit Büchsen, Brot und Kocher in den Rucksack hinein- eworfen wurden, der konnte nicht umhin, auch noch einen wsehnliHen Feldstein dazu zu tun. Und dann hatte man im , tillen seine hämische Freude, wie der junge Wanderer in , mmer kürzeren Zeitabständen unter die Rucksackriemen griff, nn di« Schultern von der schweren Bürde zu entlasten. j Das hilft! Wenn es nicht Hilst, legt man bei einer an» s «ren Gelegenheit zwei größere Feldsteine in den Rucksack; s ie Radikalkur hilft dann bestimmt. Dann lernt der junge Vanderer, daß man seinen Rucksack packen muß, und er ! vt es später im Gefühl, wenn mit seinem Rucksack etwas i »cht in Ordnung ist. j Der rechte Wanderer behandelt seinen Rucksack wie ein >utes Kleiderstück. Im Innern hat jedes Stück seinen Platz, j sn der tiefsten Dunkelheit braucht er nur einen Griff zu tun, im das zu finden was er sucht. So muß es sein. Und am ' 5age mub man einen wildfremden Wanderer bitten können, - kinisiitN Brau« - hiMnbmg Rheinlandfeiern finden programmäßig statt Berlin, 17. Jul, Der preußische Ministerpräsident Braun hat im Laufe de» Donnerstag vormittag dem Reichspräsidenten zusammen mit dem Reichskanzler Dr Brüning einen Besuch abgestattet, um den Reichspräsidenten in aller Form zu bitten, auf seiner Reise durch die befreiten Gebiete auch die preußischen Ge bietsteile zu besuchen. Da das Stahlhelmverbot für Rheinland und Westfalen von der preußischen Slaalsregierung aufgehoben worden ist, entfällt der Grund, der bisher den Reichspräsidenten ver anlaßt hat. nicht in die preußischen Gebietsteile des befrei ten Gebieles zu reisen. Die Reise de» Reichspräsidenten wird nunmehr in der ursprünglich geplanten Horm und Ausdehnung stattfinden. Lohnabbau iu der Solziudultrie? Berlin, 18. Juli ^Nachdem der Arbeitgeberverband der Deutschen Holzin- ustrie die Lohnabkommen zum 1. August 1830 gekündigt )at, trat die Zentrale Verhandlungskommission zusammen. Vie Arbeitgeber fordern, daß die bisherigen Ecklöhne auf den Stand vom 1. Oktober 1928 zurückoersetzt werden. Das bedeutet eine Reduktion der Spihenlöhne in den einzelnen Lohngebielen um 6 bis 9 Pfg. pro Stunde. 8on diesen reduzierten Löhnen soll für die Musikinstrumen- en- und Stuhlindustrie ein weiterer Abzug von 12 A Pro- «ent gemacht werden. Das würde für diese Industriezweige ünen Lohnabbau von 17 bis 23 Pfennigen pro Stunde be- »euten. Die Verhandlungen find noch nicht abgeschlossen. Die AationaNozjattlten verlangen mabgebende Aegiermlgsbeteittgung Dresden. Wie wir erfahren, steht die nationalsozialistisch« Landtagsfraktion dem Plan, die Regierungskrise in Sach sen dadurch zu lösen, daß man das alte Kabinett Bünge, mit einer anderen Spitze wieder aufleben läßt, ablehnend ge- genüber. Die Fraktion wird ein derartiges Kabinett, etwc mit dem wirtschaftsparteilichen Abgeordneten Dr Weber al- Ministerpräsidenten, weder direkt noch indirekt unterstützen Die Nationalsozialisten werden, wie wir weiter erfahren, nm eine solche Regierung unterstützen, in der s i e s e l b st m a ß- gebend vertreten sind. Kam der Ulm mch Neues biete«? Skepsis im Lager der Himgewaltigen — Die Entwicklung des Kinos — Der Hilm von einst und seht — Tonfilm uni Stars — wie das Publikum urteilt - Sofern es sich nicht gerade um amerikanische Filmge waltige handelt, die infolge ihrer Beheimatung glauben iri allen Möglichkeiten unbegrenzt zu sein, macht sich unter der übrigen Filmleuten bereits jetzt eine starke Skepsis bemerk' bar. Diese Skepsis ist aber nicht etwa eine bloße Saisoner' scheinuna, weil die Filmgeschäfte momentan überhaup! schlecht florieren, sondern sie gilt der Frage, ob der Filn überhaupt noch größere Ausbau- und Entwicklungsmöglich' keiten besitzt, und ob der Höhepunkt des Erreichbaren nich schon erklommen ist. Die Unruhe ist fraglos durch den Tom film hervorgerufen worden, auf den wir nachher noch zv sprechen kommen, und, machen wir uns nichts vor, er ha nicht jene begeisterte Aufnahme gefunden, die man damal- in Fachkreisen oorausgesagt hatte. Wenn man das Stadium, in dem sich der Film heut« befindet, klar erkennen will, ist es unumgänglich, sich einmal mit der Vergangenheit des Films zu beschäftigen. Als vor ungefähr 25 Jahren der Film noch für jeder mann den Reiz der Neuheit bot, als Max Landa, Ehstei Carena und Pola Negri die ersten Sterne am Filmfirma- ment waren, als Emil Iannings gewissermaßen noch Kom mis beim Film war, hatte die Produktion schon erkannt, daß man die Möglichkeit erreichen müsse, die bewegliche Pho tographie tönend zu gestatten. Die Bioskop-Filmgesellschaft brachte bereits kurze Zeit darauf den ersten „Tonfilm" her aus, der jedoch vermöge einer Walze, die über einen Phono graph lief, zustande gekommen war. Mag diese Sache so pri mitiv gewesen sein wie sie konnte, für die heutige Stufe der Films ist wesentlich, daß sich die Filmindustrie bereits om 25 Jahren darüber im Klaren war, das der Tonfilm dar höchste erreichbare Ziel des Films fei. Die Filme wiesen da mals noch nicht annähernd solch eine „Kilometerzahl" aus wie heute, die Darstellung war noch kitschig, heute sagen wir unmodern, Architektur und Scenerie ließen viel zu wünschen übrig, und der verfilmte Stoff war überaus banal. Während man in letzter Zeit Romanstoffe erster Autoren verfilmte, währen- man Operetten und Schauspiele dreht«, enthielten die damaligen Filme entweder kriminellen Stcm, schwulstig« Liebesromane usw. Auch war die Produktion der kurzaktt- Avn Lustspiele recht groß. In 25 Jahren feiner Popularität hat der Film in dra maturgischer Hinsicht das Meiste erschöpft, hat im Bezug auf Darstellung ein Niveau erreicht, daß sich kaum noch oordejsern läßt, und als letzte Etappe ist nun der Klang- mck Sprechfilm entstanden. Mit dem Tonfilm war nicht nur in technischer Hinsicht eine einschneidende Aenderung in der Filmproduktion ge boten, sondern er bedingte andere Drehbücher, andere Ma nuskripte und vor allem ein anderes Menschenmaterial. Er hat sich doch erwiesen, daß viele der einstigen Stars aur der Karriere geworfen wurden, weil sie eben rein stimmlich den Anforderungen des Tonfilms nicht genügten. Inzwischen sind Tonfilme mit bedeutenden Stoffquellen in den Kino theatern zur Aufführung gelangt, man erinnere nur an Atlantic, und die Tonfilmoperetten begannen ihren Sieges Taschenapotheke aus dem Rucksack herauszureichen, und r muß sie mit einem Triff finden. Wenn es so' ist, dann «errscht Ordnung im Rucksack, dann merkt man sofort, wenn Iwas fehlt, oder ob sich ein Gefährte den scherz erlaubte, ws Innere deines Rucksacks mit Dornengestrüpp zu „pol tern." Um Ordnung zu schaffen, braucht man keine jahrelangen Erfahrungen. Wenn alle Kleinigkeiten in oerschiedenfarbi- «en Beutelchen verstaut werden, ist die Ordnung bald ge- chaffen. Das Iugendherbergswert Ls puo noch nicht zwanzig Jahre her, seit in unbenutz ten Schulräumen die ersten Jugendherbergen errichtet wur den, und doch haben wir heute ein Netz, das sich über dm ganze Reich erstreckt und über 2 000 Herbergen aufweist Oie ersten Jugendherbergen waren in Scheunen und Schu len. Die Bevölkerung stand ihnen mißtrauisch gegenüber sodaß der weitere Ausbau gefährdet schien. Den Bemühungen einiger Iugendführer ist es gelun gen, den Gedanken des Iugendherbergwerkes in das Voll yineinzutragen. Dann kam der Krieg und mit ihm der Still stand des Wanderns und des Herbergwerkes. 1919 setzt, das Wandern wieder ein, starker als zuvor. Der Gedanki des Schulwanderns begann wach zu werden, und dadurck wurde eine größere Zahl von Herbergen 'fig. 1923 ainz man dazu über, Eigenheime zu bauen, di« n gewaltiger Fortschritt bedeuteten; konnte man doch ui.u das Haus st einrichten, wie man es für zweckmäßig hielt. Die erster Eigenheime waren jedoch zu klein Da die meisten Jugendherbergen im Sommer am stärk ten beansprucht werden, hat man nach einem Mittel gesucht, im dieser Unwirtschaftlichkeit abzuhelfen. Die neueren Her- »ergen werden meist mit Zentralheizung versehen und bie- en so den im Winter wandernden Gruppen auch dann einen ingenehmen Aufenthalt. Das genügt jedoch nicht, die Kosten «u decken. So ist man mehr und mehr dazu gekommen, Füh- isrwochen, Lehrgänge ui«d Freizeiten in der flauen Zeit n den Herbergen zu veranstalten. Eine andere Möglichkeit, üe Herberge im Winter auszunutzen, ist die Verwendung ils Schullandheim. Dieser Gedanke wird immer mehr von >en Schulen aufgegriffen; wird damit doch sowohl der Schule als auch dem Herbergswerk geholfen. Denn für die Schul« fallen alle Unkosten fort, die sie durch ein eigenes heim haben würde, und sie ist nicht nur auf ein einziges heim angewiesen. Auch hierauf müssen künftige Bauten ungerichtet sein. Ebenso wichtig wie all diese Aeußerlichkeiten, ist für das «eutsche Iugendherbergswerk der Geist der Iugendherber- ,en. Dieser hängt nicht nur von der Jugend ab, sondern denso sehr von den Herbergseltern. Ordnung und Sauber- >eit sind selbstverständlich, aber die Herbergseltern sollten sich mck um die Jugend selbst kümmern. Sie haben nicht nur mfur zu sorgen, daß die Jungen und Mädchen gut essen md schlafen, sondern sie sollen auch mit ihnen plaudern cnd spielen. Die Jugendherberge soll nicht eine Uebernach- ungsstätte sein, sondern ein Heim. Deshalb muß die Jugend nehr als bisher am deutschen Iugendherbergswerk mitar- iriten und dafür sorgen, dafi es ein Werk der Jugend für üe Jugend werde. Bolizeütreit vor dem Staavserichkbol Leipzig, 18. Juli. Der Slaatsgerichtshos für da» Deutsche Reich verhan- »este unter dem Vorsitz de» Relch»gerlchl»präsidenten Dr. Sumke in der verfassungsrechtlichen Streitsache des Landes Thüringen gegen das Deutsche Reich über den Erlaß einer rlnstweillgen Verfügung in der Frage der Weitergewährung »er vom Reich an Thüringen zu leistenden Polizeizuschüsse. Als Vertreter Thüringens waren Ministerialrat Guyet »nd der Staatsrechtslehrer an der Universität Jena, Ober- oerwaltungsgerichtsrat Prof. Dr. Koellreuther, erschienen, während das Reich durch Staatssekretär Dr. Zweigert und Ministerialdirigent Haentzschel vertreten wurde. Thüringen beantragte zur Sacke, festzustellen, daß di« Sperre der PolszeizusHüsse an Thüringen unzulässig und ras Reich verpflichtet ist, die Thüringen zustehenden Zu- jchüise weiteMzahlen. Ferner beantragte Thüringen, durch einstweilige Verfügung, festzustellsn, das Reich habe bis zur endgültigen Entscheidung des Staatsgerichtshofes an das Land Thüringen wie bisher monatlich 285 403 Rm. zur Be streitung der Ausgaben zum Zwecke polizeilichen Schutzes zu gewähren. Da zunächst nur eine vorläufige Regelung angestrebt ist, regte der Vorsitzende Dr. Bumke an, eine solche vorliiu- jia« Regelung durch ein Einvernehmen zwischen den Par teien berbeizuführen. Staatssekretär Zweigert sah jedoch wlitisch keine Möglichkeit hierzu, solange die gegenwärti gen Verhältnisse in Thüringen bestehen. Ministerialrat Suyet erklärte, daß nach dem Beschlusse des thüringischen Staatsministeriums keine Zusage für eine Aenderung oer gegenwärtigen Verhältnisse gemacht werden tonne. Di« Entscheidung soll am Freitagnachmittag, 1 Uhr, verkündet werden. lauf. So schien es wenigstens, denn die Tonfllmdichter ünt Komponisten sahen siegesbewußt plötzlich ein« golden« Zu kunft vor sich, schwelgten in allen möglichen und unmögliche» Themen, und e» wurden mit Ausnahme einiger Kriegsfilm« mit technischen Geräuscheffekten, nur noch Tonfilmoperette» gedreht. Ungeheuer ist di« M«nge der Tonfilmoperetten. Ma» denke nur an di« vielen Titel: Zwei Herzen im Dreiviertel takt, Der blaue Engel, Der Liebeswalzer, Liebe auf den er sten Blick, Wien, Du Stadt der Lieder, Melodie des Her zens und viele andere. Einige Filmproduzenten wollte» ihrem Publikum etwas Besonderes bieten und brachten ko tarierte Tonfilme heraus. Neben diesen Tonfilinopor«tte» gab es en^ae amerikanische Tonfilmprodukttonen mit A Jokson in „Singing fool" und „Der Jazzsänger". Man mus also wohl erkannt haben, daß die musikalische Oper«tte dev jenige Stoff ist, der sich am besten für den Tonfilm oev wenden läßt. , Wie urteilt nun das Publikum darüber, Alle Filmthec» ter machen schlechtere Geschäfte denn je. Gewiß sind wäh rend der heißen Sommermonate die Kinos immmer wen» ger bevölkert, aber eine solche Besucherflaute wie in diesen Jahre war noch niemals zu verbuchen. Die Kinobesuche, haben ja auch offen erklärt, daß sie dem Tonfilm auf ob Dauer keinen Geschmack abgewinnen können, während db Filmtheaterbesitzer selbst über einen Mangel an wirklick guten Tonfilmen zu klagen haben. Diese Tonfilmoperette» sind nämlich ein sehr zweischneidiges Schwert. Hier komm der Film zum ersten Male mit dem Theater, mit der Opo rettenbühne in Kollision. Während die Theater früher unt« der Haussee der Kinos zu leiden hatten, ist also zetzt der Zu stand erreicht, daß das Publikum erkannt hat, daß der oer arbeitete Filmstoff dem Theater vorbehalten bleibt. San, richtig und einfach diese Auffassung. Eine Operette sieht ma» lieber von der Bühne herab, weil sie sich lebendiger, lebens wahrer zu gestalten vermag. Der Tonfilm und die ganz, Filmindustrie wird sich also nach neuen Möglichkeiten um sehen müssen, wenn sie nicht weiteren Abbruch erfahren will BerguSglicher vom Alte« Fritz Von Richard Thassilo Graf von Schlieben Wenn der Name „Friedericus Rex" ausklingt, dann denkt man unwillkürlich zuerst entweder an den jungen Prinzen und den tragischen Konflikt in seinem Elternhaus« oder an den Helden von Roßbach und Leuthen. Nur zu sel ten verfolgt man den Alten Fritz in seinem Privatleben. Und doch sind gerade auf diesem Gebiete seine Charakter züge recht interessant und stellenweise sehr vergnüglich; Venn hier sehen wir ja nicht den großen Herrscher, oen sieg reichen Feldherrn, nicht den geistvollen Philosophen, sondern einen klugen Menschen, der den grauen Alltag seines riesi gen Arbeitspensums neben all den ernsten Entscheidungen vurch Humor und Satire zu beleben weiß. Die Volkstüm lichkeit dieses merkwürdigen Mannes begreift man erst dann, wenn man jenen Charakterzügen seines Wesens ein wenig vachgeht. Man braucht sich dabei nicht nur auf Erzählun gen zu stützen, die nach mündlichen Berichten ausgezeichnet lind und deshalb nicht als streng geschichtlich gelten können, sondern man hat da z. B. die Marginalien, d. h. die Rand- iemerkungen, die Friedrich der Große mit eigener Hand unter die Eingaben und Bittschriften zu setzen pflegte. Da schreibt z. B ein Küster Schmid von der Domkirche zu Berlin: „Ew. Majestät tue ich zu wissen: 1) daß es an Nesangbüchern für die königlichen Prinzen fehlt, 2) daß kein Holz vorhanden ist, die königliche Loge in der Kirche zu lseizen, und 3) daß das Geländer an der Spree hinter der Kirche einzustürzen droht" Der König schrieb dazu: 1) daß, wer singen will, sich die Gesangbücher kaufen muß und 2) wer warm sitzen will, sich das Holz dazu anzuschaffen hat. llebrigens benachrichtige ich den Küster Schmid 3) daß das Neländer an der Spree Ihn nichts angeht und 4) daß ick wich mit Ihm in weiter keine Korrespondenz einlassen will/ Ein Bereiter namens Vollny richtete an den Könitz die christliche Bitte, ihm den Titel „Stallmeister" zu verleihen, im Hinblick auf die Verdienste, die er sich beim Ankauf von Pferden in England erworben habe. Aber der Alte Fritz wies ihn mit folgenden Worten ab: „Er hat braf bey Sei- rem Einkauf gestohlen; er soll zufrieden seind, das ich dazu stille schweige, aber ibm davor zum Stallmeister machen, So sterisch bin ich nicht. Dem Major von d. H., der um den Heiratskonsens zu seiner vierten — sage und schreibe vierten — Ehe bat, schrieb »er König an den Rand der Eingabe: „Von jetzt an kann Sch der Major o. d. H. so oft verheiraten als er will!" Friedrich wurde viel um Stiftsstellen für die unser» orgten Töchter von Beamten angegangen, sodaß er einmal -ine derartig« Bittschrift energisch mit den Worten abwies: »Für Jungens kann ich immer Stellen schaffen. Aber mit Radams weiß ich nichts anzufangen." Als ihn ein junge» Rädchen persönlich um eine Stiftsstelle bat, sagt« er sehr ireundlich: „Liebes Kind. Sie ist viel zu jung und viel zu fiibsch, um in ein Stift zu gehen. Warumcheiratet Sie nicht vever?" „Oh, Majestät", sagte das junge Mädchen errötend md sehr verlegen" ich bin sehr arm. Wer könnt« mich hei- raten? Der König erwiderte lachend: „Nun, wenn es weiter nichts ist — ich werde sie ausstatten." Das hat er VMM auch sehr freigebig getan. Seine Güte bewies er u. a. « geradezu rührender und zugleich drolliger Weise, als ein Schreiber namens Linke ihm in gutgemeinten, aber furcht- bar holprigen Versen mehrere Bitten oortrug. Eine Stelle in »om langatmigen Gedicht lautet«: Du erhörst mich ohne Zweiftt, Denn ich bin ein armer Teufel. Drum, so kitt' ich, laß mein Flehen Dir zu Herzen und Ohren gehen, Räume mir ein Dienstchen ein, Daß ich kann ein Schreiber sein. Nun, ich will der Hoffnung leben, Du wirst mir ein aemtchen geben, Daß ich bei der Schreiberei Lebenslang versorget sei. Nicht genug damit, wünscht« der Dichterling auch noch stuckert Thaler baar zur Ausbildung seines Sohnes! Der tfite Fritz las nicht nur das langatmige Gedicht, da» ein mderer in den Papierkorb geworfen hätte, er antwortete sogar, die Knüttelverse in gutmütigem Spott nachahmend, n folgender Weise: Daß der Schreiber Linke Nicht noch ferner finke (soll wohl heißen: singe, wie ein Fink) Soll er hiermit haben ' Die erbetenen Gaben