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Geist und Materie in der Politik. «ine SIM. die billige Wohvvnge» KMgt. Md den Mietern teuere zumeist Die Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft in Schweden hat merkwürdig« Verhältnisse aus dem Wohnungs markt geschaffen. So wurde schon vorher davon gesprochen, daß durch die Aufhebung des Zwangsmieterschutzgesetzes der Baumarkt stark belebt würde. Diese Aussagen sind in ungeahntem Maße bestätigt, ja übertroffen. Wohlhabend, wie die schwedischen Städte im allgemeinen sind, Haven sie sich angelegen sein lassen, Neubauwohnungen in großem Stil zu errichten. Es darf hinzugefügt werden, daß schon vor dem Kriege ganze Straßenzüge städtisches Eigentum waren und Hunderte von Mietern die Stadt als Hausherrin hatten. Neuerdings stellt sich heraus, daß die Neubauten, die nicht nur größer und bequemer, sondern leider auch erheblich teurer im Mietpreis sind, in erschrecken dem Umfang leer stehen. Auf der anderen Seite hat die Stadt die Beobachtung gemacht, daß in ihren billigen Altwohnungen eine ganze An zahl von Mietern sitzt, deren wirtschaftliche Verhältnisse es ohne allzu große Schwierigkeiten zuließen, diese Neubauten zu beziehen und deren hohen Mietpreis zu bezahlen. Dazu kommt, daß eine große Anzahl von Wohlfahrtsunter stützungsempfängern wohnungslos ist, weil die Hausbe sitzer mchtzahlende Mieter selbstverständlich ablehnen. Es ist nun oorgekommen (eine Erscheinung, die bei uns schon lange nichts neues ist), daß die Stadt dem betreffenden Hausbesitzer gegenüber für jene mittellosen Mieter in Höhe des jeweils fälligen Mietbetrages Bürgschaft übernommen hat. Es soll sogar Fälle gegeben haben, in denen mittellose Mieter, deren Monatseinkommen einschließlich Unterstützung hundert Kronen nicht übersteigt, in Fünf-Z!mmerwohnun- gen zwangsweise von der Stadt eingesetzt wurden, obwohl deren Miete vier- bis fünfhundert Kronen monatlich be dingt. Die Stadt Gotenburg will nun ihre billigen Altwoh nungen für ihr« Unterstützungsempfänger frei machen und ihre anderen Mieter zwingen, die teueren Neubauwohnun gen zu beziehen. Man kann sich vorstellen, daß besonders in Mittel standskreisen diese Maßnahme viel böses Blut erregt hat. Von Dr. Külz, Reichsminister a. D. Wer die inner« Mchinng der deutschen Politik in der letzten Zeit mit Aufmerksamkeit verfolgt, wird mit Schrecken bemerken, daß wir uns in den Parlamenten immer mehr von Politik im eigentlichen Ginne entfernen und daß alle politischen Fragen rein vom Standpunkt materieller Interessen beurteilt und entschieden werden. BiS zu einem gewissen Grade kann die schwere wirtschaftliche Not für derartige Mißerscheinungen als Entschuldigung gelten, aber die ungeheuren Gefahren, die in einem solchem Instand liegen, verdangen von allen verantwortlichen Stelten gebieterisch, gegen diesen Materialismus a-nzu Kämpfen, denn wohin- man sonst kommt, zeigt der jetzige Kampf um die Sanierung der Reichsfinanzen. Bei den Widerständen, die sich gegen die Pläne der Regierung erheben, steht im Vordergrund immer daS materielle Bedenken und nicht das slaatSpoliltsche, obwohl daS letztere meist daS durch schlagende ist. Die Beamten machen gegen -das Notopfer bezw. die Reichshilfe mobil, weil sie in ihm eine Schmälerung ihres Ein kommens erblicken. Biet schwerer jedoch ist -der Umstand, dah diese Reichshilse gegen -den elementaren Grundsatz der Gleichheit auf steuerlichem Gebiete verstößt und- eine einzelne Schicht herauS- greift, um sie einer Sonderbelastung zu unterwerfen. Auch die ledigen Personen -wenden sich- gegen eine Ledigensteuer, weil ihre Finanzen- dadurch- getroffen werden, daS ausschlaggebende Be denken gegen eine solche Steuer gerade im gegenwärtigem -Augen blick liegt in der Tatsache, dah Hund-eritousende heute auS wirt schaftlicher Not einen -Hausstand nicht gründen können, und dah andere Hunderttäusende in einer Jett des ungelösten Kleinrentner- Problems Angehörige oder Verwandte in weitestem Umfange unterstützen -müssen. Die Regierung befürchtet -durch- eine ein malige Nolvuslage auf die Einkommensteuer ein« -weitere Kapital flucht inS Ausland, sie beugt sich also vor dieser materialisl-ischen- Erscheinung und findet nicht den Mut, sie politisch oder ethisch etwa dadurch- zu bekämpfen, daß sie einen -Deklarotionszwang für daS nach- dem Ausland gegebene Kapital -einführt. Alle Welt ruft nach Sporen, aber sparen soll immer nur der i andere, und niemand fängt bet sich- selbst an. DaS ganze- Elend I unserer Getreidewirtschaft beruht zu einem -wesentlichen Teile auf ' -ev Tatsache, daß -wir immer mehr zu einem dem -Wetzen konsu mierenden Volke we-rden und den Roggen-Konsum verringern. Kein Mensch- -denkt daran, freiwillig auf Genuß von Weizenbrot zugunsten des Roggenbrots zu verzichten. Die Einfuhr von Süd früchten und von entbehrlichen Genuhartikeln hat sich gegenüber der Vorkriegszeit um «in Vielfaches vermehrt und belastet- auf LaS schwerste unser« Handelsbilanz, aber kein Me nsch- versteht-sich zu einer wirtschaftlichen Selbsterziehuiig, die in erster -Linie- -Las heimische Produkt bevorzugt. Die eigene Bequemlichkeit und Ge wohnheit gehen den meisten über Staats- und VMÄvohl. Die Schäden deS jetzigen Systems der ArbeitÄoftnvcrsicherun-g liegen klar zu Tage. Aber niemaird findet den Mut eines- ent schiedenen Vorgehens zur Abstellung, weil jeder den Unwillen der materiell Betroffenen fürchtet. Die Mißstände im Krank-enkassen- wesen sollen jetzt in -sehr bescheidenem und -vor-sichtig«m- Umfange abgestellt werden. Aber- auf der ganzen Front erhebt sich der Widerstand -derer, die auch nur im geringsten -irgendwie materiell -dabei betroffen werden. Wenn nur mein Ge-l-do«utel unberührt ble-ibt, der -Sl-aat- und die Gesamtheit mögen -sehen-, wo sie bleiben. Alte -diese Erscheinungen im einzelnen sind die Auswirkungen nicht nur des materialistischen Zuges unserer Feit, sondern auch sinnfällig« Beispiele für die Tatsache, daß -die für die deutsche Po litik veran-twoitlich-eir Stellen eS immer mehr verabsäumen, ihre Maßnahmen und Entscheidungen nach politischen Grundsätzen und Zielen zu- orientieren. Die ganze Politik besteht nur noch i-n fort gesetztem Hindurch-la-vi-even zwischen gegensätzlichen Ge-ldbeutel- inkeressen und nicht im Verfolgen klarer slaa-tSpolitischer Ziele. Der letzte Grund für diese Entwicklung liegt in -der Zusammen setzung -der Parlamente. -Die einzelnen Abyeordne-te-n werden nur noch selten nach ihrer Bedeutung als gesamtvolitische Persönlich keit gewählt, sondern sind in erheblicher Zahl- Exponenten einer ganz bestimmten Wiltschastsgrup-pe oder Znieressenlenschicht. So lange die jetzige Anwendu-ngSfor-M der Verhältniswahl- besteht, und solange wir da-S ListeNsystem -bei -der Wahi haben, wird sich- -das auch nicht ändern. Denn dieses System führt zwangsläufig zu- be- rufsständischen Ambitionen bei den ParlomeniSwahie-n. Erst wenn durch- Einführung der Einerwahi -die gesamt-po-ii-kische Per sönlichkeit wieder zu- unbeeinträchtigter Geltung kommen kann, wird auch- in den Parlamenten die politische Ade« über den reinen Materialismus siegen können- und von Parlament und Regierung wird dann auch- auf daS ganze Volk eine- entsprechende Einwir kung ousg-ehen können. kerkelmarkt Mppolckswolcke am 12. Juli 1930. Von den aufgetriebenen 72 Ferkeln wurden bis >/«11 Uhr 65 zum Preise von 50 bis 78 Mark das Paar verkauft. Sächsisches. klöka. Der seit langem geplante Erneuerungsbau des hiesigen Bahnhofs, der nicht nur äußerlich, sondern auch verkehrstechnisch schon lange nicht mehr den großen An forderungen des hiesigen Verkehrs entspricht, hat infolge der schlechten Finanzlage der Reichsbahn abermals verschoben werden müssen. Die Tatsache, daß man für di« nächste Zeit eine umfassende Instandsetzung des alten, unfreundlichen Emp fangsgebäude plant, läßt darauf schließen, daß der Neubau auf längere Zeit verschoben worden ist und die gefahrvollen, vollkommen unzureichenden oerkehrstechnischen Zustände in absehbarer Zeit keine Aenderung erfahren werden. Penig. Ein etwa 60 Jahre alter Mann hatte von der hiesigen Landwirtsschau ein Vergrößerungsglas mitgebracht, das er aber zu Hause nicht einstellen und auch nicht zusammen stellen konnte. Auch sein erwachsener Sohn konnte das Elas nicht zusammenstellen. Der Sohn eilte, ohne seinem Vater etwas zu sagen, nach dem Stande zurück und verlangte eine Gebrauchsanweisung. Da der Verkäufer aber ein solches Glas noch nicht verkauft hatte, stellte es sich heraus, daß das Glas von dem asten Mann gestohlen worden war. Somit war der Sohn unbewußt zum Ankläger seines Vaters geworden, der nunmehr seiner Bestrafung entgegensieht. Glauchau. In Stangendorf im Mülsengrund fuhr ein Glauchauer Kraftwagen in schnellstem Tempo gegen einen Telefonmast. Der Fahrer wurde durch die Windschutzscheibe geschleudert und erheblich verletzt. Er gab an, durch einen Polizeibeamten, der ihn wegen zu schnellen Fahrens aufschrkeb, in Verwirrung gebracht worden zu sein, so daß er statt des Vremshebels des Gashebel getreten habe. Schneeberg. Megen einer geringfügigen Meinu-ngSver- schiedenheik in der Handhabung der Geschäftsführung durch den Vorsteher verließen m der letzten -Skadtveror-ueken- sitzung die -beiden Linksfraktionen geschlossen- den -Sitzungs saal, -während die Rechte, die die Mehrheit besitzt, ruhig wei ter verhandelte und in verhältnismäßig- kurzer Zeit viele wichtige Beschlüsse faßte. Sobald die- nötigen Mittel -beschafft sind, werden die beschlossenen- Rotstandsarbeiten, -darunter -er Bau von drei Straßen, In Angriff genommen. Darlehen sollen ausgenommen werden zur Beseitigung von Elends wohnungen und zum Bau von Beamten Wohnungen. lffeckerwlela. Als Donnertag abend 9.15 Uhr ein mit über sünf Meter über den Fahrwagen hinausragender, mit Bäumen und Pfosten beladener Pferdewagen ohne jegliche Beleuchtung die Dresdner Straße in Richtung nach Chemnitz fuhr, stieß ein Auto in die über das Geschirr ragenden Bäume und Stämme. Die Stämme, durch die Windschutzscheibe hin durchgestoßen, ragten bis in die Mitte der Limousine. Alle vier Insassen kamen mit dem Schrecken davon, außer der Chauffeur, der einige starke Hautabschürfungen davontrug. Das Auto war derart fest in die Bäume und Stämme hineingefahren, daß dieselben abgesägt werden mußten, um den Wagen freizubekommen. Langburkersdorf. Beim Böllerschteßen zum -Schützen- kön-rgseinzug wurde aus bisher unaufgeklärten Gründen -d-er hierzu verwendete Mörser durch -le Explosivgewaft aus- einan-ergerissen. Eines der herumfllegen-den großen, scharf kantigen Guheisenskücke traf eine etwa in 20 Meter Entfer nung stehende junge Frau aus Langburkersdorf am Oberarm und im Rücken. Sie erlitt einen O-berarmbruch, Muskel zerreißung und Prellungen im Rücken. Durch den Anprall stürzte sie nach vorn und schlug sich hierbei einige Zähne aus; sie war längere Zeit bewußtlos. Die Verletzte wurde ins Krankenhaus übergefü-hrt. Neustadl. Der Geschäftsgang der Modeblumenindustrie hat nicht befriedigt. Der Absatz innerhalb Deutschlands war zwar angemessen, die Ausfuhr jedoch gering. Die Hersteller von Dekorationsblumen waren, von wenigen Ausnahmen ab gesehen, mangelhaft beschäftigt. Auch hier enttäuschte beson ders das Ausfuhrgeschäft. Letzte Nachrichten. Die Kammer in ckie Serien geschickt. Paris, l l.Juli. Die französische Regierung schicke am Freitag überraschend Senat und Kammer in die Ferien, ohne die begonnenen Beratungen fortzusetzen. Die Verfassung erlaubt es bekanntlich der Regierung, die Summen, die sie zur Landes verteidigung von der Kammer verabschiedet haben wollte, auch ohne diese Verabschiedung aufzuwenden, um sie erst später den beiden Häusern zur Abstimmung vorzulegen. Kapital soll billiger wercken. kerlln, ll.Juli. 3m Reichswirtschaftsministerium haben am Freitag, nach einer Meldung der „Vossischen Zeitung", Verhandlungen stattgefunden, an denen der Zentralverband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes, der Verband öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten und der Deutsche Spar kassen- nnd Giroverband Teilnahmen, bei denen alle Be teiligten sich darin einig waren, daß der siebenprozentige Nominalzinsfuß als Normalzinsfuß erreicht werden müsse. Das soll in der Weise geschehen, daß das künftige Geschäft in festverzinslichen Werten nur noch auf siebenprozentiger Grundlage vorgenommen wird, die öffentliche Werbung für achtprozentige Werte unterbleibt. Hoover lehnt endgültig ab. Neuyork,, 11. äust. Präsident Hoow-e-v hak LI« Forderung -es Senats auf Vorl«Mng öes -im Zusammenhang mit der Lo-ndon-ev Flotten Konferenz gefüh-rten geheimen Schriftwechsels mrnmehv e-ndgültig oibgetehnt. „Graf Zeppelin" «neder in Friedrichshafen. Friedrichshafen, 11. Juli. «Gros Zeppelin" Iras -am Frei tag oben- kurz vor 22 Uhr, von seiner großen N-ordl-andsahrk zurückkehren-, über Friedrichshafen ein. Da über Lem Werftgelände ein äußerst starker Boden wind herrschte, wurde um 22 Uhr -die Friedrichshafener Feuerwehr zur -Hilfeleistung beim Land-ungSmanöver alarmiert. Nachdem das Luftschiff um 22 Uhr 37 abermals auf dem Merftge-län-de erschienen war, setzte es zur Landung an, die nm 22 Uhr 40 glatt vollzogen war. Um 23 Uhr 15 lag «Gras Zeppelin" wohlgeborgen in der Halle. 7 klKjKI fglksn üpgu Das gute Dreine«- Kien nack pllLnsi" ^i-k uncl kskömmlick Arno Schönberger, Ing. Reichstadt Maschinenbau — Kraftfahrzeuge empfiehlt sich zur Ausführung sämtlicher Reparaturen an Kraft fahrzeugen jeder Art. 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