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Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippol-iswal-e, Schmieoeberg u.U« r Bezogtprel«: Für «in«n Monat r.LV- NM. 8 mit Zotrag«n, einzeln« Rammern IS Reicht- s Pfennige :: Gemeinde - Verbands - Virokonlo k Nr. S. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde E Rr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 S4S Aelt«sts »er Le»i»N» Otese» BUM enlhüN «e amMche« Be»aaM»achmiL« -e» A«r»halwlmam»fchast, -es Amkoserichl» »m- -e» su»-wa» -« Dippoltlswal-e Aazeigenprelt: Die 42 Millimeter breite Petitzelle kV Reichtpfennige. Lingesandt md Reklamen M Reich-Pfennig« Nr. 143 «WM» Montag, am 23. Juni 1930 DerantworM-« «odakle». Sekte Seh«» — Druck und Verlag: S«l Setz« t» Ot»»»lHt«oal-«. 96. Jahrgang Versteigerung. Dienstag, am 24. Zunt, vormittags 8 Uhr. sollen in Reiü- holdshain ein 2-RSHren-Radioapparat (komplett) und ein Brutapparat sowie Dienstag am 24. Juni, vormittags 10 Ubr, in Hirschbach verfch. WohuungsmSbel, 1 Klavier, 1 Drehmangel nachmittags 5 Uhr in Niederfrauendorf verschiedene WohnungsmSbel öffentlich und meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Eammelort der Bieter: Gasthof daselbst. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auch bei uns und im ganzen Bezirke ist der Wahltag ruhig verlaufen. Hier und da gab es wohl einmal Meinungsverschiedenheiten, auch kleine Anrempeleien, aber da der zweite Teil immer besonnen war, wurde die Ordnung nicht gestört. Schon am frühen Morgen, gleich nach Wahlbeginn, setzte auch das Kommen und Gehen ein. Wer bei dem schönen Wetter verreisen wollte, lat erst noch seine Pflicht als Staatsbürger. Am allgemeinen war niemals starker Andrang an der Urne. Man war versucht, an eine schwächere Wahlbeteiligung zu glauben, sie ist aber der der vorjährigen Landtagswahl nahezu gleich. Um 5 Uhr wurde die Wahlhandlung geschlossen, das Auszählen begann. Wie bei früheren Wahlen meldeten auch diesmal wieder die Gen darmerieposten geschlossen die Wahlergebnisse ihrer Bezirke. Es mag dies vielleicht nur in unserer AmtShauptmannschaft so ge handhabt werden, es hat sich aber bisher immer gut bewährt und man soll da nicht daran rütteln. Um 5,58 Uhr meldete der Gen darmerieposten Döbra als erster, um 8,>10 Uhr kamen die letzten vier Ortsergebnisse vom Gendormerieposten Oelsa und bereits ^/,10 Uhr lag «das Gesamtergebnis des Bezirks vor. Wir haben dieses an anderer Stelle veröffentlicht. An Dippoldiswalde wähl ten von zusammen 2688 Wahlberechtigten <1. Bezirk 684 männ liche, 791 weibliche, 2. Bezirk 697 männliche, 816 weibliches ins gesamt 2479 Personen. Wahlscheine waren ausgestellt 1. Bezirk — 26, 2. Bezirk — 40. Am Bezirk war an manchen Orten die Wahlbeteiligung außerordentlich rege. So gingen z. B. in Ber thelsdorf von 67 — 58 zur Urne, in Mittgensdorf von 66 Wählern sogar 63. Die Wahlrcsultate machten wir, wie immer, -durch An schlag bekannt. Unser Fenster war von Anfang an stärk- um lagert. Und je nach Parteizugehörigkeit und- deren Resultaten wurden die Gesichter immer Heller oder düsterer, besonders als wir ^/,10 Uhr das Gesamtergebnis und gegenübergestellt das der Land tagswahl von 1929 veröffentlichten. An unserm Bezirk haben dies mal genau 359 weniger gewählt. Die Nationalsozialisten haben ihre Stimmcnzahl rund versiebenfacht, auf Kosten der anderen bürgerlichen Parteien. Ae rund 1000 -Stimmen haben Deutsche Volkspartei, Wirtschaftspartei, Deutschnotionale Bolkspartei und Landvolk verloren. Die Demokraten buhten 500 Stimmen ein. Die neuen Parteien, Volksnationale Neichsvereinigung und Christ lich nationaler Bolksdienst brachten zusammen 1650 Stimmen auf. Auf der anderen Seite -verschoben sich 1000 Stimmen zu Gunsten der Kommunisten. Menn man auch mit einem starken Anwachsen der nationalsozialistischen Stimmen gerechnet hatte, werden doch wohl nur wenige ein Resultat erwartet haben, wie es tatsächlich gekommen ist. Borausgeschickt sei, das bisherige Verhältnis 4S: 51 Sitze zwischen links und rechts — ASP. rechts gerechnet, wo st« sich auch immer aufgehalten hat —, ist geblieben. Die So zialdemokraten haben einen Sitz verloren, die Kommunisten ihn gewonnen, eine Schwächung bringt das ersteren nicht. Rechts ist die stärkste Partei die NSDAP. Aber wird es ihr möglich sein, zusammen mit den anderen rechtsstehenden Parteien eine Regie rung zu bilden? Mir glauben «S vorläufig nicht. Vermutlich wird der Kuhhandel genau so weitergehen, wie «S bisher gewesen ist und man wird schließlich doch wohl wieder aus «in Beamten- kabinekt gukommen, um einen Ausweg aus dem großen Wirrwarr zu finden. Das «ine steht dann aber fest, di« Neuwahlen haben, von -der Verschiebung inn«rhalb der Parteien abgesehen, nichts ge ändert, die Landtagsauflösung vor der Verabschiedung -des Etats hat nur -den geordneten Gang der RegierungSmaschine gestört und hat viele Arbeiten nicht zur Ausführung kommen lassen, da dafür noch kein« Mittet bewilligt waren. Dadurch ist die Arbeitsnot nicht gebessert, sondern nur verstärkt worden. Mos Einsichtige voraussahen, ist eingetreten, rechten Zweck halt« die Landtagsauf- lösung nicht. MppcMSwalde. Am vergangenen Sonnabend wurden nicht weniger als drei Wahlversammlungen in unserer Stadt noch abgehalten. Jetzt nach der Wahl noch auf sie einzugehen, hat wenig Wert, denn inzwischen haben die Wähler sich ent schieden. Aber eine Versammlung, eine Wahlrede mar doch recht interessant, die des Bürgermeisters und Landwirts Mar Heyn aus Friemar bei Gotha, der die christl. nat. Bauern- und Landvolk-Partei im thüringschen Landtage vertritt, im früheren Gothaischen Landtage auch eine Zeitlang Minister gewesen ist. Aus seinem Munde hörte man dabei einmal die Gegenseite sprechen zu' den Vorgängen im thüringschen Land tage, die von den Nationalsozialisten immer ganz im Frick- schen Geiste dargestellt werden. Er ging weit zurück in seiner Rede, bis zu Bismarck, dessen System er ein besseres, denn das heutige nannte und zu Caprivi, der der Landwirtschaft schwere Wunden schuf, und doch seien jene Zeiten nicht zu vergleichen mit den gegenwärtigen. Recht lange verweilte er bei dem thüringschen Aufstande im Anschluß an den Kapp- Putsch und den Vorgängen, die seinerzeit gleich wie in Sachsen ein Eingreifen der Reichswehr nötig machten. Sie galten ihm als Grundlage für die Forderung, immer darnach zu trachten, daß kräftige Rechtsregierungen gebildet werden. Scharf wen dete er sich gegen die fortgesetzten Behauptungen, der Land- VoMsM Hesamlepgebnis öe? KaMagswakl 257703. im vorigen 87982. 112725 4. Wirtschaftspartei 67145. 28646. 365S1. 7. Nationalfoz. Deutsche 78556. 8. Demokraten 26779. 1929: 32609. 9. Volksrechtpartei 21693. .1929: 28510. 8246. '4477. 3538. 711«. 1929 : 368814. 432319. 85389. 281365. 1166811. 53948. 167258. 142026. 56826. 102299. 55038. '45434. 106068. 28928. 8. Demokraten 1929: 54503. 37667. 1S2160. 9. Vvlksrechtpartei 1929:11330. 6837. 19225. 10055. 16152. 5896. 5460. 13967. 36332. 6582. (33) (8) 1929: 129071. Deutschlanos 1929: 93667. 2. Deutsche Volkspartei 3. Kommunistische Partei 4. Wirtschaftspakte, 5. Derttschnationale 6. Landvolk 32 5 5. Deutschnationale 6. Landvolk / 3768. 30413. (13) (12) (4) (11) (5) (5) (3) (2) (-) (-) (-) 1929: 3852S. Arbeiterpartei (Hilke- 1929: 25901. 1 -2 10. Alte Sozialdemokratie Deutschlands 1929: 20531 ' 11 Kommunistische Partei (Opposition) 1929: 2783/ 12. VokkSnationale Reichsvereinigung 1929: (—) 13. Christlich-Sozialer Bolksdienst 1929: (—) Verteilung der Mgeordneten-Sitze nach dem vorläufigen Ergebnis. 8 13 3 10 14 ' 5 2 Wahlkreis Sresden-Saichen 1. Sozialdemokratische Partei Deutschlands In Klammern die Mandatsverteilung Landtag. Sozialdemokratische Partei Deutschland's Deutschnationalc Bolkspartei Zentrum Deutsche Bolkspartei Kommunistische Partei Deutschlands Demokratische Partei Wirtschaftspartei Nationalistische Arbeiterpartei Landvolk Volksrechtspartci Alte sozialdemokratische Partei Kommunistische Opposition Volksnationalc Reichsvereinigung Christlich-sozialer Volksoienst 1929: 109641« Bolkspartei 1929: 91554. Wahlkreis Leipzig. 1. Sozialdemokratische Partei Deutschlands 1929: 258611. 2. Deutsche Volkspartei 1929: 115530. 3. Kommunistische Partei Deutschlanos 1929: 110743. «1929 * 41868 7. Nationalfoz. Deutsche Arbeiterpartei (Hitler) 1929: 27773. 1929: 69935 Bolkspartei 1929: 45796. 1. Sozialdemokratische Partei Deutschlands 1929: 29545?. 2. Deutsche Volkspartei 1929* 118781 3. Kommunistische Partei Deutschlanos 1929: 141120. 4. Wirtschaftspartei 1929: 125308. 5. Deutschnatiovale Bolkspartei 1929: 80959. 6. LüWvvlk iO. Alte Soziakoemokratie Deutschlands 1929: 7778. tl. Kommunistische Partei (Opposition) 1929: 7611« 12. Voklsnationake Reichsvereinkgung 1929: (—) IZ.CYrMchSoziakr Bolksdienst 1929: (—) Wahlkreis Chemnitz-Zwickau. 1929: 35693. 7. Nationalfoz. Deutsche Arbeiterpartei (Hitler) 1929. 71468. 8. Demokraten 1929 : 28067« S. Volksrechtpartei 1929 : 30292. 10. Alte Sozialdemokratie Deutschlands 1929: 11259. 11. Kommunistische Partei (Opposition) 1929* 9898 12. Volksnationalt Neichsvereinigung 1929: ( ) 13. Christlich-Sozialer Bolksdienst '929: (—) wirt zahle keine Steuern. Jahrelang habe er umsonst gear beitet; durch viel zu niedrige Preisbildung in der Zwangs bewirtschaftung und noch jetzt zahle er indirekte Steuern in hohem Ausmaß. Ein weiteres Kapitel der Rede galt dem Be weis für die Notwendigkeit berufsständiger Listen. Gewiß ständen auf den Listen fast aller Parteien Landwirte, aber erst dort, wo sie niemals in die Parlamente kommen würden und jene faßten Beschlüsse zum Schaden des Berufs. Die Be lange des Landvolkes würden am sichersten und besten durch eigene Vertreter gewährleistet. Wiederholt während seiner 1 in ständigen Rede beschäftigte sich der Redner mit Minister Frick und seinen Genossen. National sei gut. Auch das Landvolk sei ganz national, das Wörtchen „sozial" aber gebe immer zu denken. Unendlich viel hätten die Nationalsozialisten vor der Wahl versprochen, um nun etwas einzulöfen, habe man 90 000 RM. gefordert. Seine Partei habe schweren Herzens zugestimmt, um nicht die Regierungs-Koalition auseinander fallen zu lassen. Schon komme man mit neuen Forderungen und habe dabei den Antrag gestellt, der Kirche Hz von den ihr gesetzlich zustehenden Beträgen zu kürzen. So sehe in Thü ringen der Nationalsozialismus; die nat.-soz. Vertreter seien ganz unberechenbar. Jede Woche gebe es durch sie eine Krise; wie könnten auch Volksparteiler und Nationalsozialisten unter einen Hut kommen. Die Landvolk-Vertreter seien da immer die Ausgleichenden. Wenn Frick behaupte, seine Partei habe Thüringens finanzielle Verhältnisse gebessert, so behaupte er das Gegenteil. Spargesetze seien in Thüringen von den Na tionalsozialisten immer bekämpft worden. Zum Schluß seiner Rede sand Heyn warme Worte für Minister Schiele und orderte ein Paroli der Eeldverschleuderei. 3n einer Debatte wandte sich Stadtverordneter Schön, Elberfeld, der am Abend in der deutschnationalen Wählerversammlung sprach, scharf gegen die berufsständigen Listen, die sich auf die Dauer nicht halten würden, und gegen Schiele, dem er vorwarf, daß er die Arbeiter den Konsumvereinen zugeschoben habe. Er sah alles Heil in der Bekämpfung des Liberalismus, der Vor frucht des Marxismus. Dippoldiswalde. Nächste Mütterberatung Dienstag, am 24. Juni, nachmittags von 2—3 Uhr, selbige findet diesmal ausnahmsweise wegen Baulichkeiten im Diakonat im Schützenhaus (kleiner Saal) statt. — Nächste Tuber kulosenberatung Mittwoch, am 25. Juni, vormittags von 1/2I0—H212 Uhr, im Bezirkshaus (Eartenstraße). — Wegen Bauarbeiten wird die Staatsstraße Grillenburg —Frauenstein zwischen km 15,550—15,700 in Flur Frieders- dorf für den Durchgangsverkehr vom 23. bis 28. Juni 1930 gesperrt. Der Verkehr wird über Röthenbach verwiesen. Allenberg. Ein Motorradfahrer, der am Mittwoch früh die Rehefelder Straße entlang fuhr, hat die auf dem Sozius sitzende Mitfahrerin in voller Fahrt verloren. Da» Mädchen hat eine Kopfverletzung erlitten und wurde von Spazier gängern aufgehoben. — Der Msttagszug 2896 Heidenau—Altenberg langte Freitag mit 40 Minuten Verspätung hier an. Die Ursache war eine Laufachsen-Entgleisung der Lokomotive zwischen Weesenstein und Burkhardswalde. Die Fahrgäste wurden mittels Güterzuges bis Glashütte befördert. Wetter für morgen: Kein« wesentliche Aenderung, leichte Störungen, Insbcsonöcr« Gcwiltcr, nicht ausgeschlossen.